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MITTHEILUNGEN
KAISERLICH-KÖNIGLICHEN
GEOGRAPHISCHEN GESELLSCHAFT.
III. JAHRGANG 1859.
REDIGIRT
FRANZ FOETTERLE,
K- K. BKRGRATI1 ERSTEM SECRETAR »ER K. K. GEOGRAPHISCHEN GESEI.LSVHAKT
WIEN, 1859.
DRUCK VON M. AÜER.
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INHALT
des dritten Bandes.
Seite
Statuten der k. k. geographischen Gesellschaft V
Geschäftsordnung der k. k. geographischen Gesellschaft VII
Verzeichniss der Mitglieder der k. k. geographischen Gesellschaft X
Berichte über die Versammlungen der k. k. geographischen Gesellschaft.
Jahresversammlung am 9. November 1858.
Fürst von Salm H. Jahresbericht 1
Foetterle F. Rechenschaftsbericht 10
Verzeichniss der verschiedenen fnstitute, Gesellschaften etc.j mit welchen die k. k.
geographische Gesellschaft in Schriftentausch getreten ist (3
Kintzl L. Antrag des Danke6 an den Präsidenten 17
Wahl von Functionären 17
Wahl von neuen Mitgliedern . ^ . *\^ 18
Foetterle F. Vorlage erhaltener Geschenke von Hrn\pToyikar M. Kirchner
in Chartum und von Hrn. Freiherrn von Hiet^inger 18
Fr-ankl Dr. L. A. Vorlage mehrerer seiner Werke und des Gedichtes „an die
hingeschiedene Freundin I<ia Pfeiffer" . . . .\ 18
Matkovich P. Einsendung der topographischen Karte des Gebietes St. Michel
di Lemmo in lstrien 18
Versammlung am 23. November 1858.
Czoernig K. Freih. v. Eröffnung der Versammlung 18
Wahl von neuen Mitgliedern 18
Schmidt Dr. J. Ueber die Metallbarometer 19
Schmidt Dr. J. Ueber den grossen Do na tischen Kometen 19
H eifert A. Freih. v. Ueber den Mangel eines allgemeinen topographischen Le-
xikons von Oesterreich 20
Hauer F. v. Vorlage des Werkes: Reports of Exploration^ and Surveys to ascer-
tain the most practicable and economical rötete for a reilroad from
the Missisippi river lo the Pacißc Ocean, made linder the Direction
of the Secretary of War in 1853 — 1854 21
Foetterle F. Vorlage von 100 Aquarell-Ansichten aus dem Thal der Rienz und
Boite und dem Drauthale von Hrn. k. k. Rath und Professor Th. Ender. 25
Eingegangene Druckschriften 27
Versammlung am 7. Dezember 1858.
Czoernig K. zeigt den Verlust mehrerer Mitglieder durch den Tod an . . 27
Wahl neuer Mitglieder 28
Foetterle F. Vorlage des Werkes: „das mineralogische Lexikon für das Kaiser-
thum Oesterreich von V. Ritter von Zepharovich" 28
Foetterle F. Vorlage von A. St ein hau s er's Zusammenstellung über: Organi-
sation und Fortschritt der militärisch- kartographischen Arbeiten in
Oesterreich 28
Foetterle F. Vorlage einer Reihe landschaftlicher Ansichten des obern Save-
Thales vom Hrn. k. k. Rath und Prof. Th. Ender 28
Eingegangene Druckschriften 28
Versammlung am 21. Dezember 1858.
Wahl neuer Mitglieder 29
Foetterle F. Vorlage zweier gezeichneter Kartenwerke der Republik Venedig von
Christoforo Sorte 29
I
II
Seite
Guggenberger M. „lieber eine practische bequeme geographische Maasseinheit
als genauer Theilwerth der geographischen Meile 31
Ruthner Dr. A. v. Vorlage von Aquarell-Landschaften aus Salzburg und Tyrol
von Hrn. k. k. Rath und Prof. Tu. Ender 34
Eingegangene Druckschriften 35
Versammlung am 4. Jänner 1859.
Foetterle F. Mittheilung über den Tod zweier Mitglieder 36
Foetterle F. Vorlage der Werke: „der milit. Maria Theresien-Orden" von J. Hir-
tenfeld und „les saints lieux u von Mislin 36
Foetterle F. Bericht über die November-Sitzung der kais. russisch. -geogr. Gesellschaft 36
Ha i din ger W. Vorlage von : „Lettre*, sur la Turquie par M. P. de Tchihatchef" 36
H ai d in ger W. Vorlage von Prof. Dr. F. Locher's „Allgemeiner Erdkunde" . 37
Haidinger V\\ Mittheilungen aus einem Schreiben von S. R. Murchison. . 38
Guggenberger M. Schilderung des Leopoldsteiner See's 38
Foetterle F. Vorlage einer grossen Karte von Kleinasien 38
Foetterle F. Vorlage von landschaftlichen Aquarell-Darstellungen aus den süd-
lichen Alpengegenden von Hrn. k. k. Rath und Prof. Th. Ender 39
Eingegangene Druckschriften 39
Versammlung am 18. Jänner 1859.
Wahl neuer Mitglieder 41
Foetterle F. Vorlage eingegangener Druckschriften 41
Foetterle F. Vorlage von K. v. Sonklar*s Mittheilung: „Ueber einige Höhen-
messungen der Gebrüder A. und H. S chlagi n t weit" 41
Haidinger W. Mittheilung von Nachrichten von der „Novara" 41
Haidinger W. Vorlage mehrerer von Hrn. E. R. Straznicky erhaltener
Zeitungsblätter 42
Boleslawsky G. v. Vorlage ethnograph scher Gegenstände aus Egypten, Nubien
und Sudan 43
Kornhuber Dr. G. A. Ueber das Moor „Schur" 43
Foetterle F. Mittheilung über seine Reise nach dem Orient 44
Eingegangene Druckschriften 44
Versammlung am 1. Februar 1859.
Wahl eines neuen Mitgliedes 45
Foetterle F.Vorlage des Werkes: „Reisen in Central-Afrika" v. Dr. H. Barth 45
Haidinger W. Nachricht über M. v. Riedwald's Allgm. Zeitg f. Wissenschaft 45
Becker Dr. M. Vorlage der von dem k. k. Ministerium für Cultus und Unter-
richt eingeführten Lehrbücher für Volksschulen . . . : 46
Foetterle F. Mittheilung über seine Reise nach dem Orient 46
Eingegangene Druckschritten 46
Versammlung am 15. "Februar 1S59.
Wahl neuer Mitglieder 47
Foetterle F. Mittheilung über seine Reise nach dem Orient 47
Stäche Dr. G. Darstellung der geologisch-geographischen Beschaffenheit der Tschit- 47
scherei in Istrien 47
Eingegangene Druckschriften 48
Versammlung am 1. März 1859.
Wahl eines neuen Mitgliedes 49
Streffleur V. Ueber die Configuration des Terrains innerhalb des Weichbildes
von Wien 49
Zhishman Dr. Jos. Ueber den Zug Alarich's nach Griechenland, dem Pelopones
und Epirus 50
Stur D. Nachtrag zu den Mittheilungen und Untersuchungen über das Erdbeben
zu Sillein am 15. Jänner 1858 von Hrn. Joseph Kiemen s ... 51
Lorenz Dr. J. Ueber die Versumpfungen in den oberen Flussthälern der Salzach,
Enns und Mur 55
Eingegangene Druckschriften 57
Versammlung am 22. März 1859.
Foetterle F. Mittheilung über den Tod zweier Mitglieder 58
Wahl neuer Mitglieder 58
III
Seite
Becker Dr. M. Ueber die topographischen Verhältnisse im Umkreis des Oetscher 59
Foetterle F. Vorlage sämmtlicher Manuscripte Dr. W. Helfer's über Hinter-Indien 59
Foetterle F. Vorlage der „Land- und Seekarte des mittelländischen Meeres nebst
den angrenzenden Ländern von Dr. Henry Lange" 59
Foetterle F. Vorlage des Werkes Dr. Bö'ttgers: „Das Mittelmeer." 59
Foetterle F. Mittheilung über Don Mazza's Institut in Verona 59
Foetterle F. Mittheilung über die wissenschaftliche Reise des Herrn Dr. Th.
Kotschy nach dem Taurus und Kurdistan 60
Eingegangene Druckschriften 60
Versammlung am 5. April 1859.
Wahl neuer Mitglieder 62
Haidinger W. Mitteilung von Nachrichten von den Novara-Reisenden ... 62
Müller Dr. Fr. Mittheilungen über eine Reise nach Grodno 69
Zhishman Dr. J. Alarichs Zug nach Italien 69
Eingegangene Druckschriften 70
Versammlung am 3. Mai J859.
Wahl eines neuen Mitgliedes 71
Foetterle F. Mittheilung des Verlustes durch den Tod der korrespondirenden
Mitglieder P. von Sick, und 0. Sendtner 72
Foetterle F. Vorlage der Abhandlung „Höhenmessungen im nordöstlichen Un-
garn" von Fr. Ritter v. Hauer 72
Foetterle F. Vorlage der Mittheilung „über die Quellen des liburnischen Kar-
stes und der vorliegenden Inseln" von Dr. J. R. Lorenz . . . . 72
Haidinger W. Vorlage der Abhandlung: „Das Delta des Nil von Cap. Spratt 72
Wolf H. Die Strassen- Fluss- und Eisenbahnnivellements im Honther und Neo-
grader-Comitate in Ungarn 73
Steinhauser A. Vorlage von Kartenwerken über Bayern 73
Versammlung am 17. Mai 1859.
Andrian Frh. v. Vorlage mehrerer Berichte an das engl. Parlament 76
Foetterle F. Ueber die Teraingestaltung des nordwestlichen ungarischen Gebirgs-
landes 77
Ruthner Dr. A. v. Uebergang aus dem Oetzthal in das Pitzthal 7 7
Eingegangene Druckschriften 77
Versammlung am 7. Juni 1859.
Wahl neuer Mitglieder 78
Foetterle F. Die Publication der h. Mechitaristen-Congregation auf S. Lazaro 78
Foetterle F. Die hydrographischen Verhältnisse des Kreises: Unter dem Wiener-
Wald 78
Ruthner Dr. A. v. Uebergang -von dem Oetzthal in das Pitzthal 78
Foetterle F. Bericht des Herrn J. M. Ziegler über den Vorgang der topo-
graphischen Arbeiten in der Schweiz, über 'Munzingers Reisen in
Afrika / 79
Versammlung am 18. Ocktober 1859.
Genehmigung der erfolgten Uebergabe einer Medaille an die Equipage der k. k.
Fregatte „Novara" 86
Foetterle F. Einladung zur Subscription von Beiträgen für die A. v. Hum-
boldt-Stiftung 87
Wahl neuer Mitglieder 87
Foetterle F. Vorlage der Karten der beiden Hemisphären von Dr. C. Vogel
in Leipzig 87
Haidinger W. Schreiben von Dr. D. Livingstone aus Tette am Zambesi-FIusse 87
Haidinger W. Schreiben des Hrn. Dr. R. Ave- Lalle mant 89
Haidi nger W. Bericht über die neuesten von Hrn. Dr. F. Hochstetter von
Auckland und Nelson erhaltenen Nachrichten 91
Haidinger W. Ueber Dr. F. Liharzik's Werk „das Gesetz des menschlichen
Wachsthums 94
Frauenfeld G. Notizen zur Kenntniss über die Insel Neu-Amsterdam .... 94
Haidinger W. Das dritte und letzte Jahr der Erdumseglung der k. k. Fregatte
„Novara" von Dr. K. Scherz er 94
1*
IV
Seite
Foetterle F. Vorlage zweier Mittheilungen des Hrn. Prof. L. H. Jeitteles
in Kaschau 95
Foetterle F. Notiz über die Planina-Grotte von Dr. E. H. Costa 97
Eingegangene Druckschriften 97
Abhandlungen.
I, Fligely A. v. Organisation und Fortschritt der militär- kartographischen
Arbeiten in Oesterreich 1
II. Scherzer Dr. K. und Schwarz Dr. E. Lieber Körpermessungen . . 11
III. Matkovich P. Topographische Karte des Gebietes St. Michel di Lemmo
in Istrien .... 32
IV. Schmidt J. F. Ueber den Reichenauer-Berg in Mähren 38
V. Barth Dr. W. Versuch einer Erklärung der verhältrrissmä<sig höhern Tem-
peratur an den Polen der Erde aus dem Verhältniss zwischen Sonne
und Erde 44
VI. Sonklar K. v. Ueber einige Höhenmessungen der Gebrüder A. und H.
S c h 1 a g i n t w e i t 58
VII. Pechmann E. Die geographische Breite von Insbruck 65
VIII. Hauer F. Ritter v. „Höhenmessungen im nordöstlichen Ungarn* ... 71
IX. Lorenz Dr. J. R. Die Quellen des liburnischen Karstes und der vor-
liegenden Inseln 103
X. Steinhauser A. Die älteste und neueste topographische Karte von Baiern 108
XL Wolf H. Strassen-, Fluss-, und Eisenbahn-Nivellements im Honther- und
Neograder-Comitate Ungarns 120
XII. Ruthner Dr. A. v. Uebergang aus dem Oetzthal in das Pitzthal über
den Hocbvernagt- und Sechsegertenferner 130
XIII. Dr. F. Müller. Mittheilungen über eine Reise nach Grodno in den Bialo-
wescher-Wald und über die Auerochsen 155
XIV. Dr. J. W. Helfer's gedruckte und ungedruckte Schriften über die Te-
nasserim-Provinzen, den Mergui-Archipel und die Andamanen-Inseln 167
XV. Jeitteles L. H. Quellentemperatur-Messungen in den Sudeten und Kar-
pathen 390
XVI. Jeitteles L. H. Das Erdbeben am 15. Jänner 1858 in den Karpathen
und Sudeten in seinen Beziehungen zur Atmosphäre 397
XVII. Scherzer Dr. K. Das zweite Jahr der Erdumseglung Sr. Maj. Fregatte
„Novara" 414
XVIII. Scherzer Dr. K. Das dritte und letzte Jahr der Frdumeglung Sr Maj.
Fregatte „Novara" 425
STATUTEN
DER KAISERLICH KÖNIGLICHEM
GEOGRAPHISCHEN GESELLSCHAFT.
I. Zweck und Mittel.
1. Der Zweck der Gesellschaft ist, die Interessen der geographischen Wissen-
schaft in ihren verschiedenen Richtungen zu fördern.
2. Die Mittel zur Erreichung dieses Zweckes sind periodische Versammlungen,
Herausgabe von Druckschriften und Karten, Unterstützung, Zuerkennung von Preisen,
anzulegende Sammlungen von Büchern, Karten und andern zweckdienlichen Gegenständen.
3. Die Gesellschaft schöpft die Mittel zur Bestreitung ihrer Auslagen und Ver-
mehrung ihres Besitzes aus Beiträgen, welche sie erhält an Geld und andern Gegenständen.
II. Bildung und Erneuerung.
4. Die Gesellschaft besteht aus: a) ordentlichen Mitgliedern, b) ausserordentlichen
Mitgliedern, e) correspondirenden Mitgliedern und d) Ehrenmitgliedern a. im Inlande
ß im Auslande.
5. Ordentliche Mitglieder sind diejenigen, welche einen Jahresbeitrag von 5 Gul-
den C. M., oder für Lebenszeit die 12* 2 fache Ausgleichungssumme per 62 fi. 30 kr. zahlen.
Ausserordentliche Mitglieder sind diejenigen, welche einen jährlichen Beitrag von
mindestens 10 fl. C. M. leisten.
6 Zur Aufnahme als ordentliches oder ausserordentliches Mitglied wird der Name
von einem Mitgliede dem Ausschusse vorgeschlagen, von diesem der nächsten Gesammt-
versammlung empfohlen und durch absolute Majorität angenommen.
7. Dieses Verfahren ist für jene Personen, welche, sich vorbehaltlich der Aller-
höchsten Genehmigung und ihrer eigenen Annahme der Statuten als eventuelle Mitglie-
der der Gesellschaft erklären, nicht mehr erforderlich.
8. Zu correspondirenden Mitgliedern werden jene Personen gewählt, welche,
ohne einen Beitrag zu leisten, die Interessen der geographischen Gesellschaft durch
ihre persönliche Thäthigkeit fördern.
9. Zu Ehrenmitgliedern a. im Inlande oder ß. im Auslande, sollen solche Per-
sonen gewählt werden, welchen die Gesellschaft für ihre ausgezeichneten Verdienste
um die Förderung der geographischen Wissenschaft eine besondere Anerkennung dar-
zubringen wünscht.
10. Sowohl die Correspundenten, wie die Ehrenmitglieder werden vom Aus-
schusse der Gesammtversammlung vorgeschlagen und mit absoluter Stimmenmehrheit
gewählt. Die Aufnahme eines Ausländers als Mitglied der Gesellschaft hat nicht ohne
Genehmigung des Ministeriums des Innern zu geschehen.
III. Rechte und Pflichten.
11. Alle Mitglieder sind verpflichtet, die Zwecke der Gesellschaft innerhalb der
durch die Statuten gezogenen Grenzen nach Kräften zu fördern; die ordentlichen und
ausserordentlichen Mitglieder überdiess auch die jährlich zu entrichenden Beiträge regel-
mässig zu zahlen. — Die VerahsJiumung der Einzahlung des Jahresbeitrages nach
Jahresfrist wird als Austrittserklärung betrachtet.
12. In den Gesammtversammlungen hat jedes anwesende Mitglied Eine Stimme.
Es hat das Recht, Anträge zu stellen, welche an den Ausschuss zu richten und schrift-
lich dem Secretär zu übergeben sind.
Die Mitglieder werden durch Druckschriften, welche sie unentgeltlich in Empfang
nehmen können, in der Kenntniss der Vorgänge erhalten. Sie benützen die Samm-
lungen nach den in der Geschäftsordnung bestimmten Normen.
IV. Geschäftsführung- und Leitung.
13. Die Geschäftsführung geschieht theils: a) in den Gesammtversammlungen
durch die versammelten Mitglieder, b) durch die von denselben gewählten Functionäre.
14. Die den Gesammtversammlung-en zur Entscheidung vorbehaltenen Geschäfte
sind: a) Wahl aller Mitglieder, b) Wahl der Functionäre, c) Annahme der Geschäfts-
VI
Ordnung, d) die Genehmigung des jährlich zu legenden Rechnungsberichtes, e) Aende-
rung der Statuten, wobei übrigens die Allerhöchste Genehmigung vorbehalten ist.
l.j. In der Regel findet jeden Monat eine Gesammtversammlung statt. Der Tag
derselben wird in der Wiener Zeitung bekannt gemacht.
16. Ausserordentliche Versammlungen können nur durch den Ausschuss bestimmt
werden, und müssen dann ebenfalls in der Wiener Zeitung bekannt gemacht werden.
17. Alle übrigen Geschäfte besorgt ein Ausschuss durch die Functionäre. Diese
bilden einen Körper, der in seiner vollständigen Zusammensetzung aus 34 Vertrauens-
männern besteht, a) Ein Präsident mit einjähriger Functionsdauer. b) Sechs Vice-Prä-
sidenten mit zweijähriger Functionsdauer und jährlicher Erneuerung der Hälfte. Nach
dem ersten Jahre bestimmt das Loos die Austretenden, c) Zwei Secretäre. d) Ein
Rechnungsführer, e) Ein Cassier, und zwar alle vier mit einer in der Geschäftsord-
nung zu bestimmenden Functionsdauer. f) Zwei Prüfungscommissäre der Jahresrechnungen
mit einmaliger Function der Prüfung, g) Einundzwanzig Ausschussmänner mit dreijäh-
riger Functionsdauer und jährlicher Erneuerung eines Drittheils. Nach dem ersten und
zweiten Jahre bestimmt das Loos die Austretenden.
18. Der Präsident und die sechs Vice-Präsidenten sind nach dem Austreten
nicht sogleich wieder zu derselben Function wählbar.
19. Der Präsident leitet die Verhandlungen in den Gesammt- und Ausschuss-
Sitzungen, welche letztere er beruft. Er gibt am Schlüsse seines Functionsjahres einen
Jahresbericht.
20. Die Vice-Präsidenten unterstützen den Präsidenten in der Geschäftsleitung
und vertreten denselben nach einem einmonatlichen Turnus.
21. Die Secretäre führen die Protokolle in den Sitzungen, besorgen die Corre-
spondenz und überwachen die Sammlungen. Einer der Secrectäre legt den im Aus-
schuss berathenen, jährlich zu legenden Rechenschaftsbericht in der Gesammtsitzung vor.
22. Der Rechnungsführer und der Cassier besorgen die Geldangelegenheiten der
Gesellschaft.
23. Sämmtliche Functionäre werden von dem Präsidenten oder von dem ihn
vertretenden Vice-Präsidenten zu Ausschuss-Sitzungen berufen, in welchen die Anwe-
senden Stimme haben.
V. Vertretung und Schlichtung von Streitigkeiten.
24. In diesen Ausschuss-Sitzungen werden sämmtliche Geschäfte der Gesellschaft
erledigt, welche nicht der Gesammt- Versammlung vorbehalten sind; die vor die letztere
kommmenden Fragen und Anträge näher erwogen und die zu fassenden Entschlüsse
vorbereitet.
25. Sowohl für die Gesammt- wie Ausschuss-Sitzungen leitet ein Secretär die Vor-
bereitungen.
26. Jede Abstimmung, sowohl in den Gesammt- wie Ausschuss-Sitzungen geschieht
nach absoluter Majorität der Stimmen.
27. Ueber jede Gesammt- und Ausschuss-Sitzung wird ein Protokoll geführt,
welches von dem jedesmaligen Vorsitzenden, dem Sekretär und einem anwesenden
Ausschussmanne gefertigt wird.
28. Die Gesellschaft wird durch den Präsidenten oder im Falle seiner Verhin-
derung durch den ihn vertretenden Vice-Präsidenten gemeinschaftlich mit einem Sekre-
tär nach aussen und den Behörden gegenüber vertreten.
29. Der Natur der Gesellschaft nach sind eigentliche Streitigkeiten nicht denkbar
— Die etwa eintretenden Verschiedenheiten der Ansichten, die sich auf die Erreichung
der gesellschaftlichen Zwecke beziehen, werden in den Ausschuss-Sitzungen vorgetragen
und in Anträge formulirt, in einer Gesainmt-Sitzung zur Entscheidung vorgelegt.
VI. Auflösung der Ciesellschaft.
30. Im Falle der Auflösung der Gesellschaft, welche vorläufig zur Kenntniss der
politischen Landesstelle zu bringen ist, entscheidet die Gesammt-Sitzung über die Moda-
litäten der Auflösung, insbesondere aber über die bezüglich des Gesellschaftsvermö-
gens zu treffenden Verfügungen.
VII
GESC HAFTS-ORDNUNG
DER KAISERLICH-KÖNIGLICHEN
GEOGRAPHISCHEN -GESELLSCHAFT.
Der Zweck der Gesellschaft ist die Förderung der geographischen Wissenschaft
in ihren verschiedenen Richtungen und zwar durch periodische Versammlungen, Heraus-
gabe von Druckschriften und Karten, Unterstützungen, Zuerkennung von Preisen, an-
zulegende Sammlungen von Büchern. Karten und andern zweckdienlichen Gegenständen.
Die Geschäftsordnung hat daher nähere Erörterungen für alle diese Zweige, so wie
für die Geschäftsführung im Allgemeinen zu enthalten.
Die Geschäftsordnung geschieht: a) durch die Functionäre:
I. Der Präsident.
§. 1. Der Präsident führt bei allen Sitzungen den Vorsitz, eröffnet dieselben,
leitet die Verhandlungen, und schliesst sie.
§. 2. Er unterfertigt die Diplome und alle wichtigeren Akten, in welchen die
Gesellschaft als Ganzes nach Aussen und den Behörden gegenüber repräsentirt ist.
§. 3. Er beruft die Ausschuss-Sitzungen.
§. 4. Er nimmt die von dem Rechnungsführer und Kassier von drei zu drei
Monaten verfassten Rechnungsabschlüsse zur Kenntniss.
§. 5.. Er weiset specielle wissenschaftliche oder administrative Gegenstände in
vorkommenden Fällen eigenen Referenten aus der Zahl der Ausschuss- oder der übrigen
Mitglieder zu.
§. 6. Er gibt am Schlüsse seines Functionsjahres einen Jahresbericht.
§. 7. Im Verhinderungsfalle wird er durch den in der Tour stehenden Vice-
präsidenten vertreten,
11. Vice-Präsidenten.
§. 8. Die sechs Vicepräsidenten vertreten den Präsidenten in allen seinen Func-
tionen und zwar von Monat zu Monat abwechselnd in alphabetischer Reihenfolge.
111. Secretäre.
§. 9. Den beiden Secretären fallen alle die Geseilschaft betreffenden admini-
strativen Geschäfte zu, in welche sie sich theilen.
§. 10. Alle an die Gesellschaft gerichteten Zusendungen gehen an den ersten
Secretär; derselbe beantwortet alle Briefe, Anfragen und Akten im Einverständnisse
mit dem Präsidenten und legt sie nöthigenfalls berichterstattend in der Ausschuss-
sitzung vor.
§. 11. Er trägt die in den Ausschusssitzungen formulirten Anträge in den Ge-
sammtsitzungen zur Entscheidung vor.
§. 12. Er legt ferner alle eingegangenen Tausch- oder Geschenkgegenstände
in den Gesammtversammlungen, so wie die an die Gesellschaft eingesendeten wissen-
schaftlichen Aufsätze dem Ausschusse vor.
§. 13. Er führt über die für die Gesammtversammtung angemeldeten Vorträge
eine eigene Aufschreibung.
§. 14. Er unterfertigt mit dem Präsidenten alle Diplome und alle Akten, sowie
allein die minderwichtigen kurrenten, administrativen Gegenstände der Correspondenz.
§. 15. Er verfasst den am Schlüsse des Jahres zu legenden Rechenschaftsbe-
richt und legt ihn der Ausschusssitzung und der allgemeinen Versammlung vor. Dieser
Rechenschaftsbericht enthällt zugleich den Rechnungsabschluss des Jahres, sowie Vor-
anschläge.
§. 16. Er leitet im Einverständnisse mit dem Präsidenten den Druck der Ge-
sellschaftsschriften.
§. 17. Er führt über die Mitglieder ein genaues Verzeichniss.
§. 18. Er führt die Kanzlei direction.
§. 19. Er unterfertigt alle an den Kassier zur Auszahlung gerichteten Anweisungen.
§. 20. Die Function des ersten Secretärs dauert vier Jahre.
VIII
§. 21. Der zweite Secretär führt bei allen Sitzungen das Protokoll und un-
terstützt den ersten Secretär in allen seinen Geschäften.
§. 22. Er besorgt ferner die Ordnung und Aufsicht der Bibliothek und der
Sammlungen, worüber er genaue Kataloge führt.
§. 23. Er führt ferner über alle an die Gesellschaft eingegangenen Gegenstände
eine chronologische Vormerkung und eine eigene Inventarsrechnung.
§. 24. Die Function des zum ersten Mal gewählten zweiten Secretärs dauert
zwei Jahre, später ebenfalls 4 Jahre.
IV. Rechnungsführer.
§. 25. Der Rechnungsführer nimmt alle an den Verein gelangenden Gelder in
Empfang und übergibt sie dem Kassier zur Aufbewahrung, worüber ein eigenes Vor-
merkungsbuch zwischen Beiden geführt wird.
§. 26. Er übernimmt alle zur Zahlung einlangenden Contos und weiset den Be-
trag zur Auszahlung an den Kassier mittelst eigener vorgedruckten Anweisungen, die
vom Secretär mitgefertigt sind.
§. 27. Er führt über sämmtliche Einnahmen und Ausgaben eine eigene Geld-
rechnung und übergibt dem Präsidenten von drei zu drei Monaten einen vom Kas-
sier mitgefertigten Kechnungsabschluss.
§. 28. Er unterfertigt mit dem Kassier die Jahreskarten.
§. 29. Er bereitet alljährlich einen vollständigen Jahresabschluss vor und über-
gibt denselben dem ersten Secretär.
§. 30. Die Function des Rechnungsführers dauert drei Jahre.
V. Kassier.
§. 31. Der Kassier nimmt die ihm vom Rechnungsführer übergebenen Gesell-
schaftsgelder in Empfang und führt hierüber eine geuaue Aufschreibung.
§. 32. Er zahlt alle an ihn gerichteten vom Rechnungsführer und Sekretär un-
terfertigten Anweisungen aus, und verzeichnet dieselben.
§. 33. Sobald die Baarschaft Einhundert Gulden übersteigt, legt er sie frucht-
bringend an. „ •
§.- 34. Er unterzeichnet alle vom Rechnungsführer verfassten dreimonatlichen ,
und Jahresrechnungen, so wie die Jahreskarten.
VI. Prüfungs-Commissäre.
§. 35. Die Function des Kassiers dauert zwei Jahre.
§. 36. Die Prüfungs-Commissäre revidiren die vom Rechnungsführer zu legende
Jahresrechnung und die vom zweiten Secretär zu führende Inventarialrechnung am
Jahresschlüsse.
VII. Ausschussmitglieder.
§. 37. Die Ausschuss -Mitglieder haben in den Aussohuss- Sitzungen entschei-
dende Stimme.
§. 38. Sie übernehmen in vorkommenden Fällen Referate zur Erledigung,
b) durch die
Gesammt- Versammlungen.
§. 39. Den Vorsitz bei diesen fü'irt der Präsident ; ist dieser nicht anwesend, so
übernimmt der Monats-Vicepräsident, als dessen Stellvertreter den Vorsitz. Sollte der-
selbe nicht anwesend sein, oder den Vorsitz ablehnen, so folgt der nächstgereihte
Monats-Vicepräsident u. s. f.
§. 40. Sollte auch keiner der. Vicepräsidenten anwesend sein, oder den Vorsitz
ablehnen, so leitet ein im Alphabet zunächst folgendes Ausschussmitglied die Verhand-
lungen.
§. 41. Gegenstände der Gesammtsitzungen sind: die wissenschaftlichen Vorträge, die
die Gesellschaft betreffenden Mittheilungen, und die der Gesammt-Versammlung durch
die Statuten vorbehaltenen Geschäfte.
§. 42. Die Vorträge werden von den Mitgliedern der Gesellschaft gehalten.
§. 43. In besonderen Fällen ladet der Präsident oder der erste Secretär, im
Einverständnisse mit demselben, zur Abhaltung eines Vortrages auch solche Personen
ein, welche nicht Mitglieder der Gesellschaft sind.
§. 44. Wer einen Vortrag zu halten beabsichtigt, wird ersucht, davon dem er-
sten Secretär schriftlich oder mündlich, wo möglich zwei Tage vor der Versammlung,
die Mittheilung zu machen.
IX
§. 45. Zrir Beschlussfähigkeit der Gesammtversammlung ist die Anwesenheit von
mindestens einundzwanzig Mitgliedern erforderlich.
Jahres- Versammlung.
§. 46. Die erste Gesanimtversamuilung im Monat November eines jeden Jahres
wird zugleich als Jahresversammlung betsaehtet, in welcher der Jahresbericht und der
Rechenschaftsbericht vorgelegt wird.
§. 47. In derselben werden die erforderlichen Wahlen der Functionäre vor-
genommen.
Ausschuss-Sitzungen.
§. 48. Zu den Ausschuss-Sitzungen werden die Functionäre besonders eingeladen.
§. 49. In denselben führt der Präsident oder der ihn vertretende Monatspräsi-
dent den Vorsitz. Die Sitzung beginnt mit der Vorlesung des Protokolls der vorher-
gegangenen Ausschuss-Sitzung.
§. 50. Gegenstände der Ausschuss-Sitzungen sin>l: die Berichte des ersten Se-
cretärs über die gefassten Beschlüsse, die wichtigsten die Gesellschaft betreffenden Ein-
laufe, und die eingegangenen Anträge.
§. 51. Zur Beschlussfähigkeit ist die Anwesenheit von mindestens sieben Func-
tionären erforderlich.
§. 52. Alle anwesenden Functionäre sind stimmfähig, bei gleicher Stimmenzahl
entscheidet der Präsident.
§. 53. Auf Verlangen eines Mitgliedes ist über den Schluss der Debatten ab-
zustimmen. Sobald der Schluss der Debatte ausgesprochen ist, hat nur noch der An-
tragsteller oder Berichterstatter das Recht zum Worte.
§. 54. Bei der Fragestellung ist ein Antrag auf Aussetzung des Beschlusses auf
eine spätere Zeit vor allen materiellen Verbesserungsvorschlägen zur Abstimmung zu
bringen. Von zwei selbstständigen Anträgen ist derjeige zuerst zur Abstimmung zu
bringen, durch dessen Annahme der andere Antrag von selbst hinwegfällt. Ausser die-
sem Falle hat der weitergehende Antrag den Vorrang vor dem andern. Im Uebrigen
gehen Verbesser'ings-Vorschläge den Hauptanträgen vor.
Herausgabe von Druckschriften.
§. 55. Die Gesellschaft veröffentlicht Druckschriften, deren Ausdehnung von den
vorhandenen Geldmitteln abhängt.
§. 56. Diese sollen enthalten: a) die Sitzungsberichte über die Gesammtsitzun=
gen der Gesellschaft, b) Abhandlungen sowohl von Mitgliedern, wie von Nichtmitglie-
dern über geographische Gegenstände.
§. 57. Die Abhandlungen werden »on den Sitzungsberichten dadurch getrennt
gehalten, dass sie eine abgesonderte Paginirung erhalten.
§. 58. Jeder Verfasser erhält von seiner gelieferten Abhandlung fünfzig Se-
paratabdrücke gratis.
§. 56. Die Redaction führt der erste Secretär in Einvernehmen mit dem Prä-
sidenten.
Bibliothek.
§. 60. Alle an die Gesellschaft einlangenden Druckschriften und Karten wer-
den in einer Bibliothek aufbewahrt, deren Aufsicht der zweite Secretär führt.
§. 61. Ueber dieselben wird ein gehöriger Katalog und ein chronologisches Vor-
merkbuch der einlangenden Gegenstände geführt.
§. 62 Jedes Mitglied ist berechtigt, aus der Bibliothek die Druckschriften zu
benützen.
§. 63. Gegen jede Entlehnung aus dem Vereinslokale wird eine Empfangsbe-
stätigung ausgestellt.
§. Auch andere an die Gesellschaft eingehende Gegenstände werden in der
Bibliothek aufbewahrt und hierüber wird vom zweiten Secretär ein eigenes Inventa-
rium geführt.
Hilfspersonale.
§. 65. Zur weiteren Besorgung der Geschäfte wird den Secretären ein Scriptor
zur Aushilfe und ein Diener gegen eine monatliche Entschädigung beigegeben.
K. K. GEOGRAPHISCHE GESELLSCHAFT.
Funktionäre.
Präsident:
Czocrnig Karl, Freiherr v. Czernhausen, Se. Excellenz, U. J. Dr., Commandeur, k. k. w. geh.
Kalh, Seetionschef im k. k. Handelsministerium, C. M. K. A.
Vicc-l*rä.sitleuten :
Baidinger Wilhelm, Ritter, Phil. Dr., k. k. Seetionsrath, Director der k. k. geologischen
Reichsanstalt, M. K. A.
Belfert Alexander, Freiherr von, U. J. Dr., Unterstaatssecretär im k. !.. Ministerium für Cultus
und Unterricht,
flieizinger Karl, Freiherr von, Se. Excellenz, k. k. wirklicher geheimer Rath, k. k. Reichsrath.
Kinlzl Leopold, k. k Generalmajor.
Saliii-Rcilieischeidt-kiaiitlieiin Hugo, Se. Durchlaucht Fürst von, Ritter des goldenen Vliesses,
Grosskreuz, k. k. Reichsrath etc.
Steinhäuser Anton, k. k Rath.
Secretär :
filcchunngsführer :
trassier;
FoetUrle Franz, k. k. Bergrath.
Hornig Emil, k. k. Professor.
Artaria August, Kunsthändler.
Censoren :
flarinat Anton, Revident im statistischen Bureau des k. k. Handelsministeriums.
Schimmer Gustav Adolf. Revident im statistischen Bureau des k. k. Handelsministeriums.
Ausschuss- Mitglieder:
lierker Moriz A., Phil Dr., k. k. Schulrath.
Bergmann Joseph, Ritter, Custos im k. k. Münz- und Antiken-Cabinet, M. K. A.
Cjbnlz Ignaz, k. k. Artillerie Hauptmann.
Ficker Adolf, U. J. et Phil. Dr., Ministerial-Secretär im k. k. Handelsministerium.
Kitzinger Leop., Med. et Phil.Dr, Custos-Adjunkt am k. k. zoologischen Hof-Cabinete. M. K.A.
Fligely August von, Commandeur, k. k. Generalmajor, Director des k. k. Militär, geographischen
Institutes.
Fritscfa Karl, Adjunkt a. d. k. k. Cential-Anstalt für Meteorologie u. Erdmagnetismus, CM. K.A
Bauer Franz, Ritter von, k. k. Bergrath, C. M. K. A.
Beller Karl, k. k. Professor am k. k. Theresianum.
Beufler zu Rasen und Perdonegg Ludwig, Ritter von. k. k. w. Kämmerer, k. k. Seetionsrath.
flingenau Otto Freiherr von, k. k. wirkl. Kämmerer, Bergrath, Professor.
Börnes Moriz, Ritter, Phil. Dr., Custos und Vorstand des k. k. Hof-Mineralien-Cabinetes. -
Kotschy Dr. Theodor, Custos-Adjunkt am k. k. botanischen Hof-Cabinete.
Rreil Karl, Ritter, Phil. Dr., Director der k. k. Central -Anstalt für Meteorologie und Erd-
magnetismus, M. K. A.
Muszvnski Karl, Hauptmann im k. k. Militär-Ingenieur-Geographen-Corps.
Pechmann Eduard, Ritter, Oberstlieutenant im k. k. Mifit. Ingenieur-Geographen-Corps.
Reissek Siegfried, Med. Dr., Custos-Adjunkt am k. k. botanischen Hof-Cahinete. C. M. K. A.
Buthner Anton v. , U. J. Dr., Hof- und Gerichts-Advokat.
Simon; Friedrich, k. k. Professor.
Zhishinan Josef. Phil. Dr., Professor am k. k. Theresianum.
XI
Ehren - Mitglieder.
Des Inlandes:
S e. k. k H o h e i t d e r D u r c h 1 a u c h t i g s t e P r i n z und Herr
Erzherzog Ferdinand Maximilian.
Se. k. k. Hoheit der Durchlauchtigste Prinz und Herr
Erzherzog Karl Ludwig.
S e. k. k. H o h e i t d e r D u r c h I a u c h t i g s t e P r i n z undHerr
Erzherzog A I b r e c li t.
S e. k. k. H o h e i t d e r D u r c h I a u e h t i g s t e Prinz und Herr
Erzherzog Karl Ferdinand.
S e. k. k. H o h e i t d e r I) u r c . h I a u c h t i g s t e Prinz und Herr
Erzherzog IS te phan.
S e. k. k. H o h e i t d e r D u r e h I a u c h t i g s t e P r i n z undHerr
Erzherzog Joseph. «
S e. k. k. Hoheit der Durchlauchtigste Prinz und Herr
Erzherzog Ludwig Joseph.
Bone Dr. Ami, M. K. A. , Wi e n.
Hauslab, Se. Excellenz Franz Ritter v.. k k. \v. Geh. Kath, k. k. Feldmarschall-Lieutenant. Wien.
Nostitz Gräfin Pauline vi, geborne Freiin Des-Granges. Schön dorf bei Neu-Arad, Ungarn.
Des Auslandes:
S e. M a j. der Kaiser von Brasilien
Dom Pedro II
S e. M a j. der König von S c h w e d e n und Norwegen
Karl XIV.
S e. kaiserliche Hoheit der G r o s s f ü r s t
Constautiu von R u s s 1 a n d.
Bache Alexander D., Superintendant des Coast Survey der Vereinigten Staaten von Nordamerika,
Washington.
Baer Dr. Karl Ernst von, kaiserlich russischer Staatsrat!) und Akademiker, St. Petersb urg.
Barth Dr. Heinrich, Ritter des Bath-Ordens, Hamburg.
Baeyer, königl. preussischer Generalmajor und Ahtheilungschef im grossen Generalstab, Berlin.
Beaiiinoiit Leonce Lllc de, Ritter, kaiserlich französischer Senator, beständiger Secretär der kai-
serlichen Akademie der Wissenschaften, Paris.
Brisbane Sir Thomas Macdougall, Hart,, königl. grossbritannischer General-Lieutenant, Präsident
der königl. Gesellschaft von Edinburg. Edinburg.
Candolle Alphons de, Professor, Genf.
Demidoff Anatol Fürst von, kaiserlich russischer Kammerherr , Staatsrat!), SanDonato bei
Florenz.
Daumas Melchior, kaiserl. französischer Divisions-General, Director der Abtheilung für Algier
im Kriegsministerium, Paris.
Dove Heinrich Wilhelm, königl. preussischer Professor, Mitglied der königl. Akademie der
Wissenschaften, Berlin.
IMipperrcy Louis Isidore, kaiserl. französischer Admiral, Paris.
Dupin Karl Baron, kaiserl. französischer Senator, Mitglied des Instituts von Frankreich, Paris.
Ehrenberg Dr. Christian Gottfried, Ritter, Professor, Mitglied der königl. Academie der Wissen-
schaften, Berlin.
Ermann Dr. Adolph, königl. preussischer Professor, Berlin.
Fitz Roy Robert, königl. grossbritannischer Rear-Admiral, Mitglied der königl. Gesellschaft,
London.
Fremont John Christ., Oberst der Vereinigten Staaten von Nordamerika, Washington.
Fries Dr. Elias, Ritter, königl. schwedischer Professor, Upsala.
Grey Sir George, Gouverneur des Kapiandes in der Kapsta dt.
Griiiell Henry, Vice-Präsident der geographischen Gesellschaft in New-York.
Hansteen Christian, Commandern*, königl. schwed. Professor, Christian)*).
Hermann Dr. Friedrich Benedikt Wilhelm von, königl. bayer. Staatsrat!), Director des statist.
Bureau und Vorstand d. k. General-Bergwerks- und Salinen-Administration, München.
Hooker Sir William Jackson, Ritter, Director des königl. botanischen Gartens, Mitglied der k.
Gesellschaft in London, Kew.
Jomard Edme Francois, Präsident der geographischen Gesellschaft in Paris, Mitglied des kais.
Institutes von Frankreich, Paris.
XII
Keyserling Alexander Andreje» itsch Graf von, kaiseri. russischer Kammerherr, Reval
Kupfl'or Adolph Theodor, kaiseri. russischer Staatsrath, Akademiker, St. Petersburg.
Lainuiit Dr. Johann Ritter, Conservator der königl. Sternwarte, München.
Lesscps Ferdinand von, Paris.
Luca Se. Excellenz Anton Xaver de, apostolischer Nuntius. Erzbischof von Tarsus, Grosskreuz
der königl. bayer. Krone,. Mitglied der b. Congregation de Propaganda fide etc., Wien.
Liitke Fr. v., kaiseri. russischer Admiral, St. Petersburg.
Lyell Sir Charles. Hitler, Mitglied der königl. Gesellschaft, London.
IMarlius Dr. Karl Philipp Friedrich von. königl. bayer. Hofrath, Commandern-, Ritter, München.
JUiddendurfT Adolph Theodor von, kaiseri. russischer Staatsrath, beständiger Secretär der kais.
Akademie der Wissenschaften, St. Petersburg.
Horeau de Jonnes Alexander, Mitglied des Institutes von Frankreich, Paris.
Murchison Sir Roderick Impey, Grosskreuz, Mitglied der königl. Gesellschaft und Präsident
der königl. geographischen Gesellschaft, London.
Quctelet Dr. Adolph Lambert Jacob. Director der königl. Sternwarte, Präsident der Central-
Commission für Statistik, Brüssel.
Ranlinsuii Heinrich Creswicke, königl. gross britannischer Oberst, Commandeur, Mitglied der
königl. Gesellschaft, London.
Rose Dr. Gustav, Professor der Mineralogie. Berlin.
Rü|t|)el Dr. Eduard, Frankfurt a. M.
Sabine Eduard, königl. grossbritannischer General-Major, Mitglied der königl. Gesellschaft,
London.
Sinjth William Henry, königl. grossbritannischer Rear-Admiral, Ritter, Mitglied der königl. Ge-
sellschaft, Lo mloii.
8 1 r ii v e Friedrich Georg Wilhelm v., kaiseri. russischer Staatsrath, Director der kaiseri. Stern-
warte, Pulkowa.
Sykes William Henry, königl. grossbritannischer Oberst, Mitglied der königl. Gesellschaft,
I. ii II il on.
Tchlhatcheff Peter von, kaiserlich russischer Kamnierherr, St. Petersburg.
Vlcunite de Yerncuil Philipp Eduard le Poulletier, Mitglied des kaiseri. Institutes von Frankreich,
Vice-Präsident der geologischen Gesellschaft von Frankreich, Paris.
Wheweli Reverend William D. D , Marter of Trinity College, Mitglied der königl. Gesellschaft
in London, Cambridge.
Wied Seine Durchlaucht Maximilian Prinz von, Wied.
Zarco del Valle y Huet, Seine Excellenz Don Antonio Remon, Grosskreuz, königl. spanischer
General-Lieutenant, Präsident der königl. Akademie der Wissenschaften, Madrid.
Correspoudirende Mitglieder.
Des Inlandes:
Kremiuer Alfred von, k. k. Vice-Consul und Consulats-Leiter in Cairo.
Loossey Karl, k. k. General-Consul in New -York.
Schwarz Dr. Wil., k. k. Sectionsrath u. Kanzlei-Directur des k. k. General-Consulats in Paris.
Magyar Ladislaus Amerigo, in Bihe in Afrika.
Des Auslandes:
Ablcb Hermann, kaiseri. russischer Staatsrath, Akademiker, St. Petersburg.
Anderson Ch. J., Stockholm.
Andrec Karl, Phil. Dr. Leipzig.
Angelrodt E. J.. k. k. Vice Consul in St. Louis, Missouri. U. S. A.
d'Avezac, Secretär der geographischen Gesellschaft, Paris.
Bergbaus Dr. Heinrich, königl. preussischer Professor, Berlin.
Bickerstcth Dr., Inspector siimmtlicher Spitäler, Kapstadt.
Bleck Dr. W. H. J, Kapstadt.
Blceker Dr. P., Präsident der naturforschenden Gesellschaft für Niederland. Indien, Batavia.
Buist Dr. F. Georg, Mitglied der königl. Gesellschaft in London, Secretär der geographischen
Gesellschaft, Bomb a y.
Carrasco Don Eduardo, Cosmografo major del Peru, Professor, Director der nautischen Schule,
Lima.
Castelnau Graf Francis de, kaiseri. französischer General-Consul, Kapstadt.
Dana James D., Professor, New-Haven, Connecticut.
Darwin Charles Esq., Mitglied der königl. Gesellschaft in London, Down bei Bromley, Kent
Daussy Peter, Commandeur, Mitglied des kaiserliehen Instituts von Frankreich, Paris.
Kniory W. E., Major der Vereinigten Staaten von Nordamerika, Washington.
XIII
Engel Dr. Christian Lorenz Ernst, Vorstand des statistischen Bureau's, Berlin.
Kwald Ludwig, grossherzogl. hessischer Ober-Steuerrath, Vorstand des Vereines für Erdkunde
und verwandte Wissenschaften, Darmstadt.
Ferrcira Lagos Dr. Manne], kaiserl. brasilianischer Prnfessor, Rio de Janeiro.
Flügel Felix Philipp Dr., Konsul der Vereinigten Staaten von Nordamerika, Leipzig.
Forchbammer Dr. Peter, Professor, Kiel.
Galton Francis Esq., Mitglied der geographischen Gesellschaft, London.
Gibbon M. Mac Jupes, Intendant des botanischen Gartens in der Kapstadt.
Gicwinck Dr. Constantin, kaiserl. russischer Professor, Dorpat.
Grisebach Dr. August, königl. hannoverscher Professor, Göttingen.
Hamilton William John Esq., Mitglied der königl. Gesellschaft, Präsident der geologischen
Gesellschaft, London.
Uampe Ernst, Apotheker, B I anke nbu r g.
Ueer Dr. Oswald, Professor, Zürich
lleliuerseii Gregor v., kaiserl. russischer General-Major, Akademiker, St. Petersburg.
Henry Joseph, Secretär des Smithsonian Institution, Washington.
Heuglin Theodor, Ritter von, Stuttgart.
Holding Mr. J. C., Kapstadt.
Hooker Joseph Dalton, Mitglied der königl. Gesellschaft in London, Director-Assistent der
königl. Gärten, Kew.
Jochuius A., königl. preussischer General-Lieutenant, London.
Jobnston Alexander Keith Esq., Mitglied der königl. Gesellschaft, Edinburg.
.luiigliiiliii Dr. Franz, Batavia.
Juritz Dr. C. F., Kapstadt.
hänilz Dr. Ludwig Friedlich, kaiserl. russischer Professor, Dorpat.
Karsten Dr. Hermann, königl. preussischer Professor, Berlin.
Kiepert Dr. Heinrich, Mitglied der königl. Akademie der Wissenschaften. Berlin.
Kolblug Dr., Missionär zu Gnadenthal im Kapland.
Koppen Peter v., kaiserl. russischer Staatsrath, Akademiker, St. Petersburg,
hülzing Dr. Traugott Friedrich, königl. preussischer Professor, Nordhausen.
Lacblan Mr. Mac, zu Stelienbosch im Kapland.
Laing Dr. T., Inspector sämmtlicher Spitäler in der Kapstadt.
Lamansky Eugen v., Secretär der kaiserl. russischen geograph. Gesellschaft, St. Petersburg.
Layard Mr. L., Secretär des Südafrikanischen Museums, Kapstadt.
Lcgoyt August, Chef des Bureau für allgemeine Statistik im kaiserl. Ministerium des Innern,
Paris.
Llvingstone Dr. David, k. grossbritann. Consul in Afrika.
Maclear M., Uirector der Sternwarte, Kapstadt.
Malte-Brun V. A, Redactions-Secretär der geographischen Gesellschaft, Paris.
Maury Alfred, General-Secretär der geographischen Gesellschaft, Paris.
Maury Mathew Fontaine, Director der Sfernwarte der Vereinigten Staaten von Nordamerika,
Washington.
Merk Ernst, Command. des k. k. österr. Leopold-Ord., k. k. General-Consul, Hamburg.
Mettcnius G., königl, sächsischer Professor, Leipzig.
Müller Karl, königl. sächsischer Professor, Halle a. d. S.
Muh ich J., Batavia.
Netscher M. E., Directionsmitglied der Gesellschaft für Kunst und Wissenschaft, Batavia.
\i uinaiin Karl Friedrich, königl. bayerischer Professor, München.
Pappe Dr. L., Kapstadt.
Peieruianu Dr. August, Geograph der Perthes'schen geographischen Anstalt, Gotha.
Peters Dr. Wilhelm, königl. preussischer Professor, Berlin.
Poeppig Eduard, königl. sächsischer Professor, Leipzig.
lia» son Mr., Kolonial-Sccretär, Kapstadt.
Roser Dr., Missionär zu Gnade nthal im Kapland.
Sartorius v. Walterhansen Dr. Wolfgang Freih., königl. hannoverscher Professor, Göttingen.
Schlagintweit Dr. Hermann, Berlin.
Schlaginlweit Dr. Robert, Berlin.
Scbomburgk Sir Richard Henry, königl. grossbritannischer General-Consul, Siain.
Schür b de Capaneina Dr. Wilhelm, kaiserl. brasilianischer Professor, Rio de Janeiro.
Shaw Dr. Norton, Secretär der königl. geographischen Gesellschaft, London.
Seemann Dr. Berthold, Redacteur der Bonplandia, London.
Spruner Karl von, Oberstlieutenant im kön. bayer. General-Quartiermeisterstabe, München.
Slraznickj Eduard R., Bibliothekar der geographischen Gesellschaft, New- York.
Sturz Johann Jacob, Berlin.
XIV
Sydow Ernst von, königl. preussiseher Hauptmann a. D., Gotha.
Vcrsteeg \V. F., k. niederländisch. Kapitän etc., Bat a via.
Vogel Dr. Eduard,, Reisender in Central-Afrika.
Wagner Dr. Moriz, M ü n c li e n.
Wappaeus Dr. Johann Eduard, königl. hannoverscher Professor, Göttingen.
Weddell Hugo A., Garten-Director im Musee imperial d'histolre naturelle, Paris.
ft'citzel A. W. P., k. niederländ. Capitän etc , Batavia.
Wjlej Mr., Kapstadt.
Ziegler W. M., Palmgarten bei Winterthur in der Schweiz.
Anssordentliche nnd ordentliche Mitglieder.
(Die ausserordentlichen Mitglieder sind mit A. r?I. bezeichnet.)
Abel Joseph, k. k. Schichtenmeister. C i I I i.
Alpenburg August Ritter von, Realitätsbesitzer. Innsbruck.
Alt Alois, Dr. U. J., Landes-Advokat. Krakau.
Acken Hermann von. Hauptmann im k. k. Ingenieur-Geographen-Corps,
Anaker Emil Edler von, Hauptmann im k. k. Gen. -Quartiermeisterstabe.
Andiian-Werburg Ferdinand Freiherr von, Geolog an der k. k. geologischen Reichs-
Anstalt.
1856
1857
1858
1857
1856
1859
n
1857
1856
1857
1856
1857
1857
1856
Ankersbofen Theophil, Freiherr von, Landstrasse 497.
int
toine Franz, k. k. Hofgärtner, k. k. Hofburg.
Areiistein Joseph, Se. Hochw., Phil. Dr., Ritter, k. k. Professor. Stadt, Heili-
genkreuzerhof.
10 Arneth Joseph C, Ritter, k.k. Regierungsrath, Director der k. k. Münz- und
Antiken-Cabinete. Stadt, alter Fleischmarkt 697.
Aitaria August, Kunsthändler, Stadt, Kohlmarkt 1151.
Artaria Claudius, Kunsthändler. Stadt, Kohlmarkt 1151.
Auer Alois, Ritter, Philos. Dr., k. k. Hofrath, Director der k. k. Hof- und
Staatsdruckerei. Neubau, Mariahilfer Hauptstrasse 306.
Auerhahn, Erzieher bei Herrn Grafen Kinsky, Stadt, Freiung 62.
Babanek Wenzel, Professor am k. k. Obergymnasium. Pisek.
Bach Dr. Alexander Freiherr von, Se. Excellenz, Grosskreuz, k. k. wirklicher
geheimer Rath, k. k. Botschafter in Rom. A. M. (10 fl.)
Balbi Eduard von, k. k. Professor. Venedig.
18561 Bauer Alexander, Dr. Ch. Stadt, Kärthnerstrasse 1049.
1857j Bauer Edmund. Gemeinderath , Director des stabilimento teenico, Consul von
Hayti und Buenos-Ayres, Tri est.
20 Bauiugartner Andreas Freiherr von, Se. Excellenz, Philos. Dr., Grosskreuz, k. k.
wirkl. geheimer Rath, Präsident der K. A. W. A. JJI. (15 fl.) Stadt, Seiler-
stätte 803.
Bayer Anton, k. k. Hauptmann und Director der k. k. Militär-Schwimmschule
Jägerzeile 49.
Becsey de la Volta Stephan Freiherr von, Ritter des k. k. Maria Theresien-
Ordens, k. k. Oberst-Lieutenant, Stadt 1578.
Beer Joseph G. Landstrasse 138.
Beck Friedrich, Buchhändler. Stadt 603.
Becker Moriz A., Phil. Dr., k. k. Schulralh. Landstrasse, Razumowskyg. 93.
Bell Samuel, Sectionsrath im k. k. Ministerium des Innern. Landstrasse, Wagg. 662,
Bergmann Joseph, Ritter, Custos im k. k. Münz- und Antiken-Cabinete. M. K. A.
Landstrasse, unteres Belvedore 642.
Bilhaber Herrmann. Ch. Dr. Josephin. Florianigasse 52.
Blaba P. Franz, Consistorialrath und Bezirksdeehant. Heraltitz. Mähren.
30 Blumfeld Franz Seraphin Edler von, Comthur. Ministerialrat!! im k. k. Han-
delsministerium. Stadt 136.
Böhm Joseph Georg, Phil. Dr., Director der k. k. Sternwarte. Prag.
1859 Buleslawsky Gustav von, Hauptmann im k. k. Militär-Ingenieur-Geograph-Corps.
1836 Bunitz Herrmann, Phil. Dr. k. k. Cniversitäts-Professor. M. K. A. alte Wieden
Hauptstrasse 348.
Boscban Friedrich, Med. Dr. Stadt, alt. Fleischmarkt 702.
Buscban Friedrich, k. k. priv. Grosshändler, Stadt, Pressgasse 457.
Brachelli Hugo, Beamter im Statist. Bureau des k. k. Handelsministeriums
Spittelberg 134.
Braumüller Wilhelm, Buchhändler. A. M. (10 fl.) Stadt, Graben 567.
XV
Breiiner-Enkevoirth Aug. Graf, k. k. Oberst-Erbland-Kämmerer. A. HI. (12 fl.)
Landstrasse 6-
Hrozowskj Wenz., Vice-Director d. Gremial-Handelsschule. Stadt, Tuchlfluben 557.
40 Brück Karl Freiherr von, Se. Exe., Grosskreuz, k. k. w. geheimer Rath, k. k. Finanz-
minister, A. HI. (10 fl.) Stadt Himmelpfortgasse.
1837 Briijiiiaiin Wilhelm, k. k. Ober-Berg-Commissär. Kaschau.
1858 ßniniier Joseph, Director des k. k. Ober-Gymnasiums zu Vinkovce.
Bruuiier von ftattenwyl Karl, k. k. Telegraphen-Director.
Bublcli Sigismund, Erzieher, Mariahilf 42.
1857 Biicker Dr. B. F., Informator in P Ionen bei Takum in Kurland.
1858 Bühler Ernst, Ingenieur der k. k. a. priv. Kaiser Ferdinand's Nordbahn, Prerau.
1856| Blink Franz, Ccntral-Direetor der freiherrl. Rothschild'schen Eisenwerke. Witt-
kowitz, Mähren.
„ Burg Adam, Ritter von, k. k. Regierungsrath, Professor, M. K. A. Wieden 348.
„ Bürger Johann, Währing 133.
1857 50 Busan Hermann von, Hofrath des k k. Obersten Gerichtshofes. Stadt, höh.
Markt 512.
1856 Butterweck Karl. Alservorstadt 127.
1857 Civelli Joseph, Besitzer der geographischen Anstalt in Mailand.
1856 Conrad Michael, Sectionsrath im k. k. Finanzministerium. Landstr. Rennweg 636.
1857 Costa Ethbin Heinr. v., U. J. et Phil Dr., Secretar des histor. Vereins von Krain,
Laibach.
1856 Cjbulz Ignaz, k. k. Artillerie-Hauptmann.
Czedik von Bründlsberg Alois, k. k. Professor. Wieden, Favoritcnstrassc 314.
Czerniu, Graf von Chudenitz Eugen, Se. Excelleuz, k. k. wirkl. geheimer Rath.
A« HI. (25 fl.) Josephstadt, Glacis 213.
Czoernig Karl Freih.v. Czernhausen, Se.Exc, U. J. Dr., k. k. w. geh. Rath, Sectionschef
im k.k. Handelsm. C. M. K. A. A. HI. (10 fl.) Stadt, alter Fleischmarkt 690.
Üauscher Anton U. J. Dr., Press bürg.
1857 60 Decker Karl, k. k. Kunstmeister. S Chemnitz.
Denk Anton, Stadt 571.
Dolezal Anton, Revident im statistischen Bureau des k. k. Handelsministeriums.
Drassenberger Joseph k. k. Rechnungsrath. Landstrasse, Heumarktglacis 498.
Dreer Franz von, Doctor der Medizin. Tri est.
1859 Dunlop Alexander Graham, Attache der k. grossbritannischen Gesandtschaft.
1857 Ebersberg Julius, k. k. Hauptmann, Professor an der k. k. Artillerie-Akademie.
Weisskirchen.
1856 Egger Franz, ü. J. Dr., k. k. Hof- und Gerichts-Advokat. Stadt, Wollzeile 776.
1857 Egger Alois, Professor am k. k. akademischen Ober-Gymnasium. Landstrasse 87.
Eugelbardt Ignaz, Sectionsrath im k. k Handelsministerium.
70 Erik von der Burg Karl, k. k. Schulrath. Josephstadt 216.
1856 Einust von Gerdovchak Erperich, Gutsbesitzer. Josephstadt 319.
Lttingshausen Constantin. Ritter von, Med. Dr., Professor an der k. k. medic.
chirurg. Josephs-Akademie, Alservorstadt 222.
1858j Ettncr Moritz, Hauptmann im k k. General-Quartiermeister-Stabe. Ofen.
1857 Fabisch Joseph, k. k. Oberst, Direct. der k. k. Artil. -Akademie. Weisskirchen.
1856 Farkas von Vukotinovic, Gutsbesitzer. Agram.
Felder Cajetan, U.J. Dr., k. k. Hof- und Gerichts-Advokat. Stadt, Kohlmarkt 1149/50.
FtMizI Eduard, Med. Dr., k. k. Universitäts-Professor, Director des k. k. bota-
nischen Gartens. M. K. A., Landstrasse, Rennweg 638.
Ticker Adolph, U. J. et Phil. Dr., Ministerial-Secretär im k. k. Handelsminis-
terium. Landstrasse. Hauptstrasse 370.
Figdor Gustav, k. k. priv. Grosshändler. Jägerzeile 579.
1858 80 Filippi Eduard, Ritter, Oberst-Lieutenant in der k. k. Marine-Artillerie, Sections-
chef beim k. k. Marine-Commando. Tri est.
1857 de Fiori Franz, Prof. an der nautischen Akademie. -Tri est.
1856 Fitzinger Leopold, Med. et Phil Dr.. Custos-Adjunkt am k. k. Hof-Naturalien-
Cabinete. M. K. A.
Fligelj August von, Commandern-, k. k. General-Major, Director des k. k. militär-
geographischen Institutes. A. HI. (20 fl.)
Foetterle Franz, k. k. Bergrath. Landstrasse, Razumowskygasse 93.
Frankl Joseph Adam Paul, Med. Dr., Stadt, Weihburggasse 939.
XVI
Eintr.
Jahr
1856
1857
1856
1858
1857
1856
1857
1856
1858
1856
1857
1856
1859
1856
1857
1856
1858
1856
1857
1856
1857
1856
Frauenfeld Georg, Custos-Adjunkt am k. k. Hof-Naturalien-Cabinete.
Friesach Karl von, Med. Dr. Stadt 484.
Fritsch Joseph, k. k. Zollbeamter. Zinnwald.
Fritsrh Karl. Adjunkt an der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnet-
ismus C. M. K. A. Wieden, Favoritenstrasse 303.
90 Gabler Wilhelm, Phil. Dr, Ilossau 199.
Gabrielv Joseph von, Rechnungsrath im k. k. Handelsministerium.
Ganabl Johann, Major im k. k. Militär-Ingenieur-Geographen-Corps.
Galsclier Albert, Se. Hoehw., Capitular des Stiftes Schotten und k. k. Professor.
Ghcipiier von Mely-Nadasd Paul Sigmund, Hofrath des k. k. Obersten Gerichtshofes,
Laimgnibe 184.
Gigl Alexander, Bibliotheks-Offiziul im k. k. Ministerium des Innern.
Gintl Wilhelm, Phil. Dr., k. k. Telegraphen-Director. C. M. K. A. Leopoldstadt 623.
Glasl Karl, Professor an der k. k. Ober-Realschule am Schottenfeld.
Ginelin Otto, Phil. Dr.
Göhlert T. V., Ministerial-Concipist im k. k. Ministerium des Innern.
100 Gorizutti Franz Freiherr v., k. k. Feldmarschall-Lieutenant, Truppen -Üivisions-
Commandant. Venedig.
Götsch Georg, Wundarzt. Tschars bei Naturns, Vintschgau in Tyrol-
Guttschar Job , Se. Hochw.. bisch. Consistorialrath, k. k. Schulrath. Grosswardein.
Griimii Johaun, Director der k. k. Montan-Lehranstalt. Pfibram.
Grün Dionys, k. k. Professor. Landstrasse 487.
Grünne Ferdinand Graf, Rittmeister im k. k. Adjutanten-Corps.
Grüner Karl, Major im k. k. Militär-Ingenieur-Geographen-Corps.
Guggeuberger Ignaz Martin, k. k. Hauptmann. Wieden 376.
Giiggentbal Victor von, k. k. Major, Vorstand der k. k. Kriegs-Bibliothek.
Giitinaimstlial Ludwig, Ritter von, Vice-Präsident der k. k. Central-See-Behörde
T r i e s t.
110 Uaecker C. Friedrich, Beamter der k. k. priv. Credit-Anstalt. Landstrasse, Wag-
gasse 663.
Haidinger Fugen, k. k. priv. Fabriksbesitzer. Ellbogen.
Ilaidiiiger Rudolph, k. k. priv. Fabriksbesitzer. Ell böge n.
Haiduiger Wilhelm, Ritter, k. k. Hofrath, Director der k. k. geologischen Reichs-
anstalt. M. K. A. Landstrasse, Ungeigasse 363.
flank eil berg Theodor, Ritter von. Stadt, ßürgerspital.
Harniat Anton, Revident im statist. Bureau des k.k. Handelsministeriums. Landstr. 337.
flarlinger Anton, Lithograph. Mariahilf 71.
flarlinger August, Lithograph. Mariahilf 71.
Hartnigg Paul, Bergwerks-ßeamter der Venetianischen Bergbau-Gesellschaft. Sap-
pada hei Auronzo.
Haueis Emil , Lehramts-Candidat. Stadt 168.
120 flauer Franz Ritter von, k. k. Bergrath. C. M. K. A. Landstrasse, Lagergasse 774.
Hauer Joseph Ritter von, Se. Excellenz, k. k wirkl. geheimer Rath. A. M«
(10 fl.J Landstrasse, Hauptstrasse 279.
HaiiT Julius Ritter von, k.k. Maschinen-Inspectors-Adjunkt. Schemnitz.
flauer Karl Ritter von, k. k. Hauptmann und Vorstand des chemischen Labarato-
riums der k. k. geologischen Reichsanstalt, Landstrasse, Ungergasse 575.
Hauke, Director der Handels-Akademie.
Heine Gustav, Redacteur des Fremdenblattes, Stadt, Wollzeile 774.
Heinrich Alois, Secretar des niederösterreichischen Gewerbe-Vereines.
Heisler Ferdinand von, U. J. Dr., Senats-Präsident des k. k. Obersten Gerichtshofes.
Stadt, Singerstrasse 896.
Helfert Alexander Freiherr von, U. J. Dr., Unter-Staatssecretär im k. k. Ministerium
für Cultus und Unterricht, Stadt, Wollzeile 769.
Heller Karl, Professor am k. k. Theresianum.
130 Hcngelinüller Mich., Hofrath des k. k. Obersten Gerichtshof. Stadt, neuen Markt 1053,
Hess Heinrich Freiherr von, Se. Excellenz, Grosskreuz, k. k. wirkl. geheimer Rath:
Feldmarschall, Stadt 1073.
Hessler Ferdinand, Phil. Dr., k. k- Professor. C. M. K. A. Neue Wieden 775.
Heuller zuRaseu und Perdonegg Ludwig Ritter von, k.k. wirkl. Kämmerer, Sections-
rath im k. k. Ministerium für Cultus und Unterricht. Landstrasse 747.
1857| flieber Carlmann, Phil. Dr., Director des k. k. Ober-Gymnasiums. Gratz.
Eintr.
Jahr.
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ausser-
XVII
Olerschel Joachim, Ritter, Ingenieur. Laimgrube 177.
flletzliiger Karl Freih. v., Se. Excellenz, k. k. wirkl. geh. Rath, Reichsrath.Stadt 548.
Hillgenau Otto Freiherr von k. k. wirkl. Kammerer, k. k. Rergrath, Professor. Stadt,
Seilerstätte 804.
Ulrteiifeld J. N., Redacteur der Militär-Zeitung. Rossau 127.
Borbeder Johann Karl, Ministerial-Secretär im k. k. Finanz-Ministerium.
140 flocbsteüer Ferdinand, Phil. Dr., Geolog der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Hochstetter Karl. Fabriksbesitzer. Hruschau, Mähren.
Huck Karl, Ritter von, Phil. Dr., Se. Excellenz, k. k. wirkl. geheimer Rath, Sections-
chef im k. k. Finanzministerium. Stadt, unt. Bäckerstrasse 746.
Hofer Joseph, Professor ander k.k. Realschule in der Leopoldstadt. Leopoldst. 185.
Hofler Joseph, Beamter beider Dampfschifffahrts-Gesellschaft. Alservorstadt 15.
Hoffinger Johann Baptist von, U. J. Dr., k. k. Hof-Concipist. Stadt 785.
II u ll'in an ii Leopold von, k. k. Hof- und Ministerial-Secretär. Stadt 753.
Bögelsberger Karl, Professor an der k.k. Ober-Realschule auf der Landstrasse,
Landstrasse Gemeindegasse 74.
Hiilenia Edmund, Gutsbesitzer. Egendorf, Ober-Oesterreich.
Uölzel Eduard, Buch- und Kunsthändler. Imütz.
150 Hopfuer Johann, Erzieher bei Sr. Durchlaucht dem regierenden Fürsten von Lich-
tenstein. Stadt 44.
Börnes Moriz, Phil. Dr., Ritter, Director des k. k. Hof-Mineralien-Cabinets.
Bornig Emil, Professor an der k. k. Ober-Reaschule auf der Landstrasse. Stadt
Wallfischgasse 1020.
Borustcin Karl, Phil. Dr., Adjunct an der k. k. Universitäts-Sternwarte. C. M. K. A.
Bovanji Franz, Se. Hochw., Domherr v. Grosswardein. Stadt, Bürgerspital.
Brubv Franz, k. k. Catastral-Archivar, Alservorstadt 210.
Brubv Karl, k. k. Gensdarmerie-Ober-Lieutenant in Oedenburg.
Brubv Moriz, Hauptmann im k. k. Infanten e-Reg. Erzherzog Karl.
Bügel Karl Freiherr von, Se. Excellenz, Grosskreuz, k. k. wirkl. geh. Rath,
ordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister. A, M. (01 fl.)
Jan Georg, Director des städt. Museums. Mailand.
160 Jüek August, k. k. Linienschiffs-Arzt, Leibarzt Se. k. Hoheit des Herrn Erzherzog
Ferdinand Maximilian. T r i e s t.
Jlllv Gustav, Professor am k. k. Ober-Gymnasium. Ol mutz.
Jokelv Johann, Geolog an der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Kaiser Johann Nepomuk, Ritter, k. k. Universitäts-Professor. Landstrasse 304.
Kastner Leopold, Vorstand der Registratur der k. k. priv. Credit- Anstalt.
Keler Sigmund von, Hauptmann im k. k. General-Quartiermeister Stabe.
Kempen Johann, Freiherr von Fichtenstamm, Se. Excellenz, Grosskreuz, k. k. wirkl.
geheimer Rath, k. k. Feldzeugmeister in Pension A. WI.
Kerner Anton, Med. Dr., Professor am k. k. Josephs-Polyteehnikum. Ofen.
Kerr Frau Leopoldine, Mitglied mehr, gelehrten Gesellschaften A. IM.
Keszthcly, die Direction des k. k. Ober-Gymnasiums zu.
170 Kintzl Leopold, k. k. General-Major, Alservorstadt, Glacis 200.
Riraly Jos. Paul, Director des evangelischen Ober-Gymnasiums. Oedenburg.
Kluger von Teschenberg Adolph, Hauptmann im k. k. General-Quartirmcister-Stabe.
Kluii Vincenz, Dr., Phil., Professor an der Handels-Akademie. Stadt Strauchgasse.
Kocziczka Wenzel, Hauptmann im k. k. Lin. Inf. Reg. Erzh. Wilhelm Nr. 12.
Kögler Wilhelm, k. k. Professor. Prag.
Koristka Karl, k. k. Professor am st. Polytechnicum. Prag.
Kornhuber Gustav Andreas, Med. et Phil., Dr. Professor an der Ober-Realschule
Pressburg
Kotschy Oscar, Pfarrer. Bist ritz, Schlesien.
Kutscby Dr. Theodor, Custos-Adjunkt am k.k. botanischen Hoi-Cabinet. Josephstadt,
Roferanogasse 78.
180 Kralnsky Alois Ritter von, Hauptmann im k. k. Lin. Inf. Reg. Erzh. Stephan Nr. 58.
Krasicki Kasimir Graf A. UI. (10 fl.) Lemberg.
Kreil Karl, Phil. Dr., Director der k. k. Central-Anstaltfür Meteorologi und Erdmag-
netismus. M K. A. Wieden, Favoritenstrasse 303.
Krichubrr Ludwig Ritter von. Alte Wieden, Schmölerlgasse.
Rronenfels Johann Ritter von, Ober-Lieutenant im k. k. Lin. Inf. Reff. Grossherzog
von Baden Nr. 50., Prof. der Geographie am k. k. Kadetten-Institute Fi um e.
')
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Krumb aar Joseph, Minislerial-Concipist im k. k. Ministerium für Cultus u. Unterricht.
Kubinyi August von, k. k. Rath, Director des ungarischen National-Museums. Pest,
kubinyi Franz von, Gutsbesitzer. Pest.
K ii k ii I a Wilhelm, Professor an der k. k. Ober-Realschule. Laybach.
Kiinesch Adalbert, Se. Hoehw. ; Professor an der k.k. Nautischen Akademie. Trio st.
190 kiinzc'k August, k. k. Universitäts-Professor. C. M. K. A. Erdberg. 108.
kupfeisrhmidt Adolph, k. k. Salinen-Cassa-Offizial. Bochni a.
kurz Eduard, k. k. Professor in Gratz.
Lanckoronsky-Brzezlc Kasimir Graf, k. k. wirkl. Kämmerer. A. HI. (-5 fl.) Stadt
Schenkenstrasse 51.
Langner Julius, Hauptmann im k. k. 46. Lin. Inf. Reg.
Lanza Franz, Med. Dr., Professor am k. k. Ober-Gymnasium. Spalato.
Lehne Gustav, k. k. Gensdarmerie-Rittmeister.
Lens Louis Guislain de, Secretär'der Galizischen Karl-Ludwigs-Bahn. Stadt 903.
Lerch Johann, Med. et Phil. Dr., Leopoldstadt 675.
Lctoclia Anton, k. k. Kriegscommissär.
200 Lewynski Heinrich, Se. Hochw., Professor am k. k. Ober-Gymnasium. Lemberg.
Liebenberg Emil Ritter von, Major im k. k. Lin. Inf. Regimente Nr. 11.
Liebener Leonhard, k. k. Ober-Baudirector. Innsbruck.
Lindeiiberg Louis, Fabriksbesitzer.
Lipoid Marcus Vineenz, k. k. Bergrath. Landstrasse, Waggasse 665.
Littrnw Heinrich Ritter von, k. k. Fregatten-Capitain, Director der k.k. Handels- und
Nautischen Akademie. Tri est.
Lobkowllz Karl Johann, Fürst von, Herzog von Raudnitz, Commandeur, k. k. wirkl.
geheimer Rath, Statthalter von Niederösterreich etc. A. HI. (12 fl.)
Locher Franz, Phil. Dr., Professor. Ell wangen, Würteinberg.
Loefllcr Franz, Gutspächter. Krzeszow bei Sucha, Galizien.
Lorenz Josef Roman, Phil. Dr., Professor am k. k. Obergymnasiuni. Fiume.
210 Löwenthal J., Redacteur der österreichischen Zeitung.
Luby Caspar E., Bauverwalter. A. HI. (10 fl.) Jak vir bei Neu-Szöny.
Lukas Franz, Phil. Dr., Assistent an der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und
Erdmagnetismus. Wieden 303.
Malaguzzi de Valery Alexander Graf. Venedig.
Marck Franz, Professor am k. k. Ober-Gymnasium. Vinkovce, Militärgrenze.
Marenbolz K. Th. Ferdinand Freiherr von, k. k. Hauptmann in Pension. Linz.
Marien! Jacob, k. k. Generalmajor in Pension.
Marschall auf Burgholzhausen August Friedrich Graf, Erbmarschall in Thüringen,
k. k. w. Kämmerer, Archivar der k. k. geolog. Reichsanstalt. Stadt, Wollzeile 789.
Matkovich Peter, Se. Hochw., Professor am k. k. Ober-Gymnasium. Warasdin.
Matzenauer Josef, Piaristen-Ordens-Priester.
220 Mayer Karl, Erzieher bei Herrn Grafen Hardegg. Freiung.
Mayr Gustav, Med. Dr., k. k. Professor. Pest.
Menhardt Johann, Beamter im stat. Bureau des k. k. Handelsministeriums. Wieden 487.
Messedaglia Angelo, U. J. Dr., o. ö. Professor der National-Oekonomie und Statistik.
Padu a.
Meszäros Gustav von, Major im k. k. General-Quartiermeister-Stabe. Alservorstadt.
Schlösselgasse 318.
Migerka U. J. Dr. Venedig.
Miller August von und zu Aichholz. A. HI. (20 fl.) Stadt, Krugerstr.
Miller Franz von und zu Aichholz. Hruschau, Mähren.
Miller Friedrich, Amanuensis der k. k. Universitäts-Bibliothek.
Miller Vineenz von und zu Aichholz. Stadt, Krugerstr.
230 Mislin Jacob, Monsignor, inful. Abt von St. Maria de Gog, geh. Kämmerer Sr. Heil.
des Pabstes Pius IX., Domherr des Domeapitel. zu Grosswardein. Stadt, Kruger-
strasse 1010.
Molin Raphael. Med. Dr., Professor an der k. k. Universität. Padua.
Morelli Hadrian, k. k. Corvetten-Capitän. Triest.
Much Mathäus, k. k. Finanz-Procuraturs-Concipist. Temesvar.
Mündel Joseph, Sectionsrath im k. k. Finanz-Ministerium. Alservorstadt 319.
Mustatza Nicolaus Freih. v., Gutsbesitzer zu Toporouz, Bukowina.
Muszynski Karl, Hauptmann im k. k. Militär-Ingenieur-Geographen-Corps.
Muth Alexander v., k. k. Landesgerichts-Secretär. Stadt, alt. Fleischmarkt 696.
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Muzler Stephan, Se. Hocliw. Director des k. k. Obergymnasium. Warasdin.
Nardi Franz, Dr., So. Hochw., Auditor der Sacra Routa. Koni.
240 Nciudhj Joseph von, Hauptmann im k. k. Militär-Ingenieur-Geographen-Corps.
Neuinann Franz, Jurist, Stadt, Annag. 995.
Ncumaiin Julius, Hauptmann im k. k. General-Quartiermeister-Stahe.
Obrntiuller Ignaz, Professor an der städtischen Ober-Realschule. Pressburg.
Palacky Johann, Docent an der k. k. Universität. Prag.
Pasetti Florian Ritter von, Ministerialrat!] im k. k. Handelsministerium.
Patera Adolph, k. k. Reichs-Chemiker. Joachims thal, Böhmen.
Pattloch Otto, Opalgruben-Inspeetor. Dubnik, Ungarn.
Pechmami Eduard, Ritter, Oherstlieut. im k. k. Milit.-Ingenieur-Geographen-Corps.
Peters Karl, Med. Dr., Professor an der k. k. Universität. Pest.
250 Petz Eduard. Major im k. k. Kriegs-Archiv.
Pick Hermann, Med. Dr., Professor am k. k. akad. Ober-Gymnasium. Stadt 594.
Pierre Victor, Phil. Dr., Professor an der k. k. Universität. Prag.
Pipitz Dr. F. E., Redactcur der Triester-Zeitung. Triest.
Pitt oni Joseph Claudius, Ritter von Dannenfeldt. k. k. Truchsess. Gratz
Pirona Julius, Med. Dr., Professor am k. k. Lyceal-Gymnasium. Udine.
Pleischl Adolph Martin, Ritter, k. k. Regierungsrath. Alservorstadt 109.
Pohl Joseph, Chem. Dr., Professor am k. k. polytechnischen Institute. Wicden 462.
Pokorny Alois, Med. Dr., Professor am k. k. akad. Ober-Gymnasium. Stadt 74.
Poszvek Gustav, Professor am evangelischen Ober-Gymnasium. Oedenburg.
260 Potyka Theodor, Ingenieur-Assistent der k. k. priv. Feidinands-Nordbahn.
Prasch Vincenz, Professor am k. k. Obergymnasium. Brunn.
Pratobevera-Wiesborn Adolph Freiherr von, Hofrath des k. k. Obersten Gerichts- und
Cassationshofes.
Proschko Fr. Isidor, U. J. Dr., k k. Ober-Polizei-Commissär. Linz.
Ptaschnik Johann, Professor am k. k. Obergymnasium am Thcresianum.
Radoneiz Eduard, k. k. Linienschift's-Lieutenant. Triest.
Raffclsbergcr Franz, Eigenthümer der k. k. a pr. typo-geographischen Kunstanstalt.
Alservorstadt, Quergasse 349.
Rakovszkv Stephan von, Gutsbesitzer. Pressburg.
Ratzesberg Ludwig Ritter von, Wartenburg bei Vöklabruck. 0. Ö.
Rcirhenbacb Karl Freih. v., Phil. Dr. C. M. K. A. Schloss Reis en b c r g nächst Wien.
270 Reissek Siegfried, Med. Dr., Custos-Adjunkt im k. k. botanischen Hof-Museum.
C. M. K. A. Landstrasse 408.
Rcitlinger, Philos. Dr., Privatdocent. Stadt, Bischofgasse.
Repitsi'h Johann, k. k. Professor am Gymn. Lügos.
Reslhubcr Augustin, Se. Hochw., C. M. K. A. Dir. d. Sternwarte. Kremsmünster.
Reuss August Emil, Ritter, Professor an der k. k. Universität. M. K. A. Prag.
Richtkufen Ferdinand Freih. v., Phil. Dr., Geolog an der k. k. geolog. Reichsanstalt.
Robert Justin, k. k. priv. Fabriksbesitzer. Oberalm bei Hallein, Salzburg.
Rochleder Friedrich, Med. Dr., Professor an der k. k. Universität. M. K. A. Prag.
Robiati Mathias Ambrosius Dr., Professor. Mailand.
Rolle Friedrich, Phil. Dr., Assistent am k. k. Hof-Mineralien-Cabinete.
280 Röslcr Maximilian, Professor an der k. k. Ober-Realschule auf der Landstrasse.
Rosinanit Alois, Präsidial-Secretär d. k. k. n. öst. Statthalt. Stadt, Spitalplatz 1100.
Rossiwal Joseph. Revident im statistischen Bureau des k. k. Handelsministeriums.
Rosthorn Hugo Edler von, Mitinteressent einer Metallwaarenfabrik. Leopoldstadt,
grosse Fuhrmannsgasse 716.
Rucber Ignaz Edler v., Oberstlieutenant im k.k. Militär-Ingenieur-Geographen-Corps.
Russeger Joseph Ritter von, k. k. Ministerialrath, Vorstand der k. k. Berg-, Forst-
und Güter-Direction C. M. K. A. Schemnitz.
Ruthncr Anton von, J. U. Dr., k. k. Hof- und Gerichts-Advokat, Stadt 597.
Saffran Emanuel Freiherr von, Oberst im k. k. Adjutanten-Corps.
Saliii-Reiffersrheidt-Kraiithcim Hugo, Se. Durchlaucht Fürst von, Ritter des goldenen
Vlieses, k. k. Reichsrath. Landstrasse, Razumowskygasse 74.
Salzbacher Joseph, Se. Hochw., Theologiae Dr., Domherr und Capitular-Prälat zu
St. Stephan.
1857 290 Sapieha Leo, Se. Durchlaucht Fürst von, Stadt 903.
Sauer Franz, Lehrer der Unter-Realschule zu St. Thecla auf der Wieden.
1856| Schabus Jakob, Professor an der k. k. Ober-Realschule am Schottenfeld.
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Jahr.
1858 Schiffer Julius Ritter von, Ingenieur der k. k. priv. Kaiser Ferdinands-Nordbahn
„ Schaller Josef, Hauptmann im k. k. Militär-Ingenieur- Geographen-Corps.
1856 Scballhaminei' Michael, Reichsritter, im k. k. Post-Controlor. Oedenburg.
1858 Sc hau b Franz, Phil, Dr., Director der k. k. Marine-Sternwarte. Triest.
„ Srhauensteiu Anton, k. k. Finanz-Ministerial-Concipist.
1856 Scheda Joseph, Major im k. k. Militär-Ingenieur-Geographen-Corps.
1858 Scbefrzik Anton, Ingenieur der k. k. priv. Kaiser Ferdinands-Nordbahn.
1856 300 Scherzer Karl, Ritter von, Phil. Dr.
„ Schimmer Gustav Adolph, Revident im Statist. Rureau des k. k. Handelsministeriums
1857 Schindler Gustav, Ritter, Oberst im k. k. Genie-Corps und General-Archivs-[)inctn;\
Stadt 468.
1856 Schleicher Wilhelm. Gresten, Nied. Oesterreich.
„ Schmerling Anton Ritter von, Se. Excellenz, k. k. geh. Rath, Präsident d.'s k k
obersten Gerichtshofes.
„ Schmldl, Erzieher bei Herrn Grafen Wilczek. Stadt.
„ Schmidt Adolf, Phil. Dr., Professor an der Handelsakademie. Pest.
1857 Schmidt Julius, Phil. Dr., Director der königl. Sternwarte. Athen.
„ Schmidt Wilhelm. Phil. Dr. Augsburg.
1856 Schmitt Augustin, k. k. Professor. Gumpendorf Nr. 394.
„ 310 Schober Johann, Director der Realschule. Leopoldstadt.
1858 Scholz Anton, Med. Dr. Prag.
1856 Schom Adolf, k. k. Oberlieutenant, Professor am k. k. Cadctten-Institute Ha inburjj
„ Schott Heinrich, k. k. Hofgarten- und Menagerie-Direktor. C. M. K. A. Seh ö n b run n.
1858 ScbröcUnger Julius, Ritter v. Neudenberg, k. k. Ministerial-Secretär. Wieden 378.
Schnitter Dr. Anton, Professor am k. k. politechnischenlnstitute.M.K. A. Wieden 51.
Schubert W., Direktor der evangelischen Lehranstalt. Oberschützen, Ungarn.
Schwarlz Gustav, Edler von Mohrenstern. A. Jfl. (15 fl.) Jägerzeile Nr. 47.
1858j Schwarz Karl, Ingenieur-Assistent der k. k. priv. Kaiser-Ferdinands-Nordbahn.
„ Schwarz Franz, Med. Dr., Chefarzt im k. k. Hospital. Ko nsta ntin o p el.
1856' 320 Schwarz Georg, Commandeur. Stadt, Graben 1122.
Schwarzcnberg Johann Adolf Fürst zu, Herzog zu Krummau, Ritter des Ord. des gold.
Vliesses, Grosskreuz, k. k. w. geh. Rath, Präsident der Landwirthschaftsgese Ilsehaft
(A. I»I.) (15 fl.)
Schwenda Julius, k. k. Professor a. d. k. k. Oberrealschule a. d. Landstrasse.
Schweiz W. August, Se. Hoehw., k. k. Professor. Josefstadt im h. Piaristen-Colleg.
1856 Sedlarzek Ernst, Hauptmann im k. k. Militär-Ingenieur-Geographen-Corps.
1859 Sedlaczek Josef, k. k. Rezirksvorsteher zu Szilagyi Cseh, Siebenbürgen.
1857 Seidel J. W., Buchhändler, Stadt, Graben.
Seldl Johann Gabriel Ritter, k. k. Schätzmeister und Custos am k. k. Münz- und
Antiken-Cabinete. M. K. A. Alservorstadt 149.
Seiller Johann Caspar, Freih. von, Comthur, Bürgermeister der Reichshaupt- und
Residenzstadt Wien. A. IM. (10 fl.)
Sellgmaim Franz. Med. Dr., k. k. Professor. Stadt 153.
1857 330 Seligmann F. A., Med. Dr., k. k. Fregatten-Arzt. Triest.
Senft Eduard, U. J. Dr., k k. Gerichts-Adjunkt. Ausp itz, Mähren
Sevbel Emil, k. k. priv. Fabriksbesitzer. Wieden.
Simon; Friedrich, k. k, Universitäts-Professor. Landstrasse. Waggasse 508.
Slmigliiowicz Franz, k. k. Professor. Czernowitz.
1859 Slmlginowicz Adolf, Professor am k. k. kathol. Gymnasium. Kronstadt
1858 Skuppa J. k. k. Hauptmann.
Sommaruga Franz Freiherr von, Sectionsrath im k. k. Finanz-Ministerium, Hoher
Markt 511.
Soiiderlelthner Georg, Concepts-Adjunkt bei der k. k. Obersten Polizei-Behörde.
Sonklar von Innstätten Karl, Major im k. k. Lin. Inf. Regiment Nr. 16. Wiener-
Neustadt.
340 Spaur Anton Ritter von, Stadt 152.
1858j Stäche Guido, Phil., Dr., Geolog der k. k. geologischen Reiehsanstalt.
1857) Stein Lorenz, k. k. Universitäts-Professor. Leopoldstadt 656.
1856i Steinhäuser Anton, k. k. Rath. Stadt 1072.
„ I Stifft Freiherr von, Stadt 833.
„ I Streffleur Valentin, k. k. Generalkriegs-Commissär. Landstrasse 747.
M i Stur Dionys, Geolog an der k. k. geolog. Reichsanstalt.
Eiotr.
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XXI
Suess Eduard, k. k. Universitäts-Professor, erster Custos-Adjunct am k. k. Hof-
Mineralien-Cabinete.
Teirlrb Valentin, Phil. Dr., Director der Ober-Realschule auf der Wieden.
Temple Rudolf, Hauptmann im k. k. Linien Inf. Regimente Prinz Friedrich Wilhelm
von Preussen Nr. 20. Pest.
350 Tburin Caspar, Se. Hochw. Professor am k. k. Obergymnasium Warasdin.
Tkalar Emerieh Ignaz von, Phil. Dr. Secretär der Handels-Kammer. Agram.
Tkalec Jacob Franz, Professor am k. k. Ober-Gymnasium. Agram.
Toinascbek Karl, Professor am k. k. Obergymnasium am Theresianum.
Trotter Victor, U. J. Dr. Hof- und Gerichts-Advocat.
Tschudl Johann Jacob v., Med. Dr. CM. K. A. Jacob erhof bei Edlitz. Nied. Oest.
Turcsänjl Adolf, k. k. Professor. Oedenburg.
Turrziuanowirz Paul, k. k. Schichtmeisters-Adjunkt. Wieliczka.
Iranisch Anton, Phil. Dr.. Secretär der Handels- Kammer. Laibach.
I rllngcr Paul. Se. Hochw. Beneficiat. Gresten, Nied. Oestereich.
360 Vacanl de Font Olivo Camill Freiherr von, Commandeur, k. k. Feldmarschall-Lieu-
tenant. Mailand.
Yanlcek Franz, k. k. Professor am Ober-Gymnasium. Vinkovce. Militärgränze.
Veigl Joseph, Hauptmann im k. k. Militär-Ingenieur-Geographen-Corps.
Wagner Ferdinand, Director der Realschule in der Jägerzeile.
Walbel Georg, Med. Dr., im k. k. allgem. Krankenhause.
Walderdorf Arthur, Wilderich, Graf von.
Walland Ignaz, General-Agent für Eisen-Industrie. Stadt 300.
Warhanek Wilhelm, Professor an der k. k. Ober-Realschule. Landstrasse 109.
Warna Heinrich, Med. Dr., k. k. Marine-Oberarzt. Triest.
Weiss Adolph, Phil. Dr., Landstrasse 140.
Weiss Edmund, Assistent der k. k. Sternwarte. Landstrasse 440.
370 Werner Joseph, Freih. v., Se. Exe, k. k. w. geh. Rath, k. k. Gesandter in Dresden.
Wllczek Johann Graf von, k. k. wirkl. Kämmerer. Stadt 26.
Wilrzek Heinrich Graf von, k. k. wirklicher Kämmerer. Szemered, Ungarn.
Wilkens C. F., Handelsmann.
Wlssiagg Johann, k. k. Landesgerichtsrath. Pressburg.
Wittinarin Alois Ritter von, k. k. Gubernialrath, Director des österr. Lloyd. Triest.
Woblniann Bruno, Phil. Dr., Erzieher bei Herrn Grafen Hoyos. Alservorstadt 200.
Woldfich D., Johann Nep., Prof. am k. k. Gymnasium. Eperies.
Wolf Heinrich, Geolog an der k. k. geologischen Reichsanstalt.
380 Wüllerstorfu. Urbair Bernh. Freih. v., Commod. k. k. Linienschiffs-Capitän. Trie st.
Würtenberger Franz, k. k. Oberfactor. Steyer.
Zaufall Franz, Hauptmann im k. k. Militär-Ingenieur-Geographen-Corps.
Zegladowlcz Titus, Ritter, Se. Hochw., k. k. Professor. Bochnia.
Zeltbaimner Anton, Professor am k. k. Ober-Gymnasium. Pest.
Zepharowlch Victor, Ritter von, Phil., Dr., k. k. Universitäts-Professor. Krakau.
Zerenner Karl, Phil., Dr., Coburg.
Zezschwitz Friedrich Oskar, Freiherr von, Hauptmann im k. k. Militär-Ingenieur-
Geographen-Corps.
Zlegl Joseph, Lehrer an der Unter-Realschule in der Leopoldstadt.
Zeuschner Ludwig, Warschau-
390 Zhlsbiiia.ii Anton Eduard, Professor an der k- k. Handels- und Nautischen Akademie
Triest.
Zblshiuan Joseph, Phil., Dr., Prof- am k. k. Theresianum. Wieden Hechteng. 4054-
Zwach Martin, Ministerialsecretär im k- k. Handelsministerium.
Die Gesellschaft verlor durch den Tod folgende
JEhren-Mitglieder :
Se. k. k. Hoheit den Durchlauchtigsten Prinzen und Herrn, Erzherzog Jobann.
Dieterlcl Dr. Thomas, k. preuss. geh. Ober-Regierungsrath, Dir. des statist. Bureau. Berlin.
Humboldt Alexander Freiherr von, Se. Exe, Berlin.
Ritter Carl, k. preuss. Professor, Präsident der Gesellschaft für Erdkunde. Berlin.
XXII
Correspondirende Mitglieder :
Papen August, k. hannoverscher Major a. D., Frankfurt a. M.
Scblaglntwell Adolf. Berlin.
Sendiaer Otto, Dr., k. bayer. Professor. München.
Sfcfe Paul von, Phil. Dr.,"k. würtemb, Finanzrath. Stuttgart.
Ausserordentliche und ordentliche Mitglieder :
Aiidrlan-Wcrbiirg Victor Freiherr von, k. k. wirkl. Kämmerer A. IH.
Augustln Vincenz Freiherr von, Grosskreuz, k. k. w. geh. Rath. k. k. Feldzeugineister. A. .11.
Bajzath Michael, k. k. pens. Oberst.
t hini'l Joseph, Se. Hochw., Chorherr zu St. Florian, k. k. Regierungsrath. M. K. A.
C» ra i I ich Joseph, Phil. Dr., k. k. a. o. Professor, Custos-Adjunct etc.
Krzlwani'k Franzi k. k. Oberlieutenant.
Lejdult Franz, Med. Dr., Professor am k. k. polytechnischen Institute. M. K. A.
Metternich-Wiiineburg Clemens Wenzel Lothar, Fürst von, Se. Durchlaucht.
Hledwald Max von.
Sejdl Mathias, k. k. Major.
BERICHTE ÜBER DIE VERSAMMLUNGEN
DER KAISERLICH-KÖNIGLICHEN
GEOGRAPHISCHEN GESELLSCHAFT.
Jahresversammlung am 9. November 1858.
Der Herr Präsident Sr. Durchlaucht Fürst und Altgraf Hugo v. Salm
Reiff er scheid - Krau thei in eröffnete die Versammlung mit folgender
Ansprache :
Verehrte Herren! Indem die Periode ihr Ende erreicht hat, für
welche Ihr wohlwollendes Vertrauen mich zum Präsidenten unserer Gesell-
schaft berief, liegt mir Ihnen gegenüber noch eine Pflicht zu erfüllen ob.
Ich habe Ihnen einen übersichtlichen Bericht über die Leistungen,
oder was hier gleichbedeutend ist, die Fortschritte der geographischen
Wissenschaft während des abgelaufenen Jahres zu erstatten.
Zufrieden, wenn man mich nur als bescheidenen Freund der Wis-
senschaften gelten lassen will, dessen Beruf es zuvor erheischt, sich ihrer
Resultate, wie er eben kann, als Werkzeug in mancher Richtung zu bedie-
nen, ihm aber nicht vergönnt, sie auch wissenschaftlich, dass ist um ihrer
selbst willen, und mit dem Aufgebot aller Kräfte zu betreiben, wurde es
mir zunächst zum Bedürfniss, mich für den vorliegenden Zweck nach
einem Muster umzusehen, an ein Beispiel mich anzulehnen, welches ich
denn auch in dem Voranschritt meines verehrten Vorgängers, des würdi-
gen Ritters W. Haidinger, dessen Gedanke der Gründer unserer Gesell-
schaft wurde, gefunden habe. Hat er die Aufgabe eines Jahresberichtes
als eine der schwierigsten bezeichnet, die ihm noch vorgelegen, was sollte ich
empfinden und sagen? — Gar mancherlei höchst triftiges, gälte es Rechtferti-
gung dem Ablehnen einer Aufgabe zu suchen. Dass davon keine Rede sein
kann, liegt in dem mir durch Ihre Wahl bewiesenen Vertrauen, dem mir
nur, so weit die schwachen Kräfte eben reichen, zu entsprechen erübrigt.
Erlauben Sie mir nach diesen einleitenden W T orten, nunmehr zur Sache
zu schreiten.
Wie billig wendet sich zuerst die erste Betrachtung jenen unserer
Mitglieder zu, deren Laufbahn, während des nun zu Ende gehenden
Jahres, durch ihren tief zu bedauernden Tod abgeschnitten wurde; deren
für sie persönlich abgeschlossenes Wirken, uns, den Ueberlebenden, im
Sinne gesellschaftlicher Genossenschaft, fortzusetzen und zu ergänzen obliegt.
Zuerst lassen Sie mich unseres ordentlichen Mitgliedes Dr. Friedrich
Wilhelm Freiherrn von Reden gedenken, den im rüstigsten Mannesalter
der Tod so schnell überwältigte, dass die Meisten von uns durch dessen
Kunde überrascht wurden, noch ehe sie von Krankheit, geschweige von
Gefahr, etwas geahnt.
Sie kennen alle meine Herren die unermüdliche Bienen-Emsigkeit,
mit der von Reden ein Material des ungeheuersten Details gesammelt
und ordnend gestiftet, ja in manchem Theil schon geniessbar verarbeitet
hatte. Als echter Mann der lebendigen Wissenschaft, hielt er nicht
die Welt um der Statistik willen geschaffen, sondern suchte in dieser
einen allgemeinen Schlüssel zur Beurtheilung der Weltverhältnisse.
Mittheilungen der k. k, geographischen Gesellschaft III. Bd. 1. Heft. 1
2 Jahresversammlung am 9. November 1858.
In trüber Betrachtung, wie viel er gesäet, und wie verhältnissmässig
wenig ihm ein zu früher Tod an Erndte einzuheimsen vergönnte, ist
wohl ein seufzender Wunsch erlaubt, dass seine Saat den würdigen Pfle-
ger finden und nicht verloren gehen möge ! —
Der zweite ist unser ordentliches Mitglied, Herr Emil Porth, der
an Jahren fast noch Jüngling, aus innerem Drang sich wissenschaftlichen
Anstrebungen ergab. In v. rhältnissmässig behaglichen Verhältnissen, gaben
ihm diese, sowie die Natur seines Bergbesitzes, hiezu Mittel und Anregung.
Sich unserm verehrten Secretär Herrn Bergrath Foetterle auf
dessen Excursion nach Klein- Asien anschliessend, nahm er dort den
tödtlichen Keim in sich auf, der ihm nicht einmal mehr die Wiederkehr
in den Schoss der Seinigen gestattete. Schwer erkrankt, raffte ihn in
Triest ein rasch entwickeltes Nervenfieber hinweg, eben da er, rückkeh-
rend, kaum die Schwelle der Heimath wieder betreten.
Drittens nenne ich Ihnen Herrn Anton von Reguly, correspondi-
rendes Mitglied unserer Gesellschaft.
Mit der Leidenschaft des Lernens verband er die Begabung uner-
müdlichen Fleisses, die es ihm möglich machte, gründliche Sprachstudien
bei fremdesten Stämmen des hohen Noidens zu machen, und zugleich
noch andere nahe liegende wissenschaftliche Interessen zu pflegen. Mehr-
fach von Seiten der ungarischen Akademie, so wie vom Eifer heimischer
Freunde unterstützt, fand er auch mannigfache Förderung in Russland,
das ihm auch die Anerkennung zollte, nachdem er eine mühevolle Karte
des nördlichen Uralgebiethes in 16 Quartblättern beendigt. „Reguly sei
durch dieses Werk zum Entdecker einer ausgedehnten terra
incognita in der Geographie und Ethnographie Russlands
geworden."
Die Verarbeitung alles des gesammelten reichen Materials, als reif
für die Oeffentlichkeit, war ihm nicht mehr vollständig vergönnt. Dem
Vernehmen nach ist die ungarische Akademie im Besitze seiner nachge-
lassenen Aufzeichnungen. Ein ausführliches Verzeichnis* seiner Arbeiten
enthält seine Biographie, wie selbe der Pester Lloyd vom 29. August
dieses Jahres ab, brachte.
Nun lassen Sie mich des Falles erwähnen, der uns vor nur wenig
Wochen unserer Ida Pfeiffer beraubte. Unser im doppelten Sinne, dem
ihrer Abstammung als Oesterreicherin . und dem ihrer Verbindung mit
unserer Gesellschaft, als deren Ehrenmitglied.
Wahrlich eine wunderbare Frau , mit dem dunklen Instinct eines
Dranges in die Ferne, welche jedoch ohne deren kriegerische Wuth, fast
an die Führer der uralten Völkerwanderung gemahnt.
Mit einem Muth und einer Ausdauer , ja lassen Sie es mich ein
Gottvertrauen in die selbstbewust gewordene Bestimmung nennen, begabt,
wie sie in solchem Grade auch dem stärksten Manne zur Ehre gereich-
ten, hat sie Gegenden durchwandert, wohin auch nicht viele Europäer
gedrungen, hat sie Beschwerden und Gefahren überstanden, die manchen
Stärkeren gesättigt und entmuthigt hätten, ihr aber, waren sie nur erst
vorüber, nur ein Reitz zu Entwürfen neuer Unternehmungen wurden.
Vom Haus aus ohne Diplom oder sonstigen Zunftbrief, wusste sie
mit dem angebornen Takt weiblicher Auffassung so manches Interessante
zu erkennen und zu sammeln, dass ihre Reisen immerhin auch der stren-
geren Wissenschaft nicht ohne einigen Gewinn blieben; denn dieser
Fürst von Salm. 3
kömmt es ja nicht immer auf den plötzlichen Gewinn ganzer Länder-
strecken an; auch der einzelne, noch so gering scheinende Baustein ist
ihr ein wahrer, echter und dauernder Gewinn.
Und so sei ehrende Erinnerung ihrem Namen geweiht, so wie dem
tragischen Schicksal, dem sie endlich erlag, als sie schon leidend, inmitten
schauerlicher Mordscenen, kaum das Leben vor der madegassischen Wild-
katze Ranaivalo Manjoka zu bergen vermochte, und mit dem Todeskeim,
den diese Schrecken entzündet, heimkehrend dahin siechte, dieselben in
letzten glühenden Fieberphantasien noch einmal durchlebend.
Noch habe ich Ihnen unseres Ehrenmitgliedes des Herrn Dr. Ignatz
Knoblecher Erwähnung zu thun, Apostolischen Provicars der katholischen
Mission für Central-Afrika in Chartum.
Einer ausführlicheren Biographie steht der Raum nicht zu Gebot,
auch sind deren Umstände bereits von der OelTentlichkeit vielfach gewür-
digt, sowie auch seine Missionsberichte in derselben Erwähnung und Ver-
breitung fanden. Ein echter Glaubensbote, blieben ihm auch die Anfor-
derungen der Wissenschaft nicht fremd. Manche daraus hervorgegangenen
Sammlungen hatte auch unsere Gesellschaft Gelegenheit, Ihrer Kenntniss-
nahme vorzuführen. Er ist ein Opfer seines warmen Eifers geworden.
Tiefleidend musste er Erholung seiner Kräfte in Europa suchen, gelegent-
lich einer Reise, deren Hauptzweck jedoch die Interessen seiner Mission
betraf. Ein unerforschlicher Rathschluss Hess ihn nicht mehr zu seinem
W T erke zurückkehren. Zu Neapel ereilte ihn der Tod, ihm nur den Trost
des Vertrauens lassend, dass was er so innig betrieben und gewirkt, zur
Fortführung tüchtigen Freundeshänden, die er zum Theil hiefür herange-
bildet, verblieb.
Weiter entriss uns der Tod zwei ordentliche Mitglieder, den Piari-
sten -Ordens-Priester P. Gottfried Fitzinger und den Professor W. Zdo-
binsky, ersteren im besten Mannes-, diesen im eben vollendeten Jüng-
lingsalter. Beide eifrige Theilnehmer unserer Bestrebungen, ersterer auch
durch Beiträge ein Mehrer unserer Bibliothek.
Von Ausländern verloren wir das Ehrenmitglied Herrn Robert Brown,
einen der verdienstvollsten Botaniker neuerer Zeit. Lange Freund und
Genosse Sir Joseph Banks, testamentarischer Nutzniesser seiner kostba-
ren Sammlungen, bis sie an das brittische Museum gelangten, starb er
von jedem, der ihn kannte, auch den Fachgenossen verehrt, sowohl um
seines tiefen Wissens, als seines einfach harmlosen Characters voll Liebens-
würdigkeit willen.
Das correspondirende Mitglied Mariano Eduardo de Rivero Usta-
riz, Generalkonsul von Peru für Belgien zu Brüssel. Durch Studien in
Europa gebildet, Director der Bergbaue und des Museums von Peru, war
er auch Reisebegleiter der Herren Boussingault und Ro ul in in Columbia
gewesen. Die geographische Gesellschaft hat ihm eine Bereicherung
ihrer ßüchersammlung durch mehrere seiner eigenen Publicationen zu
verdanken.
Indem ich hiermit die, leider nicht kleine Liste derer schliesse, deren
Tod die Gesellschaft als ihre Mitglieder in doppelter Weise zu beklagen
hat, habe ich noch mit wenigem eines Mannes zu gedenken, der, obwohl
nicht in unserer unmittelbaren Genossenschaft, so doch wesentlich der
von uns gepflegten Wissenschaft, und zwar mit grosser Bedeutung, in
einer ihrer practischsten Richtungen angehört. Nenne ich den Namen
1*
4 Jahresversammlung am 9. November 1858.
Alois Negrelli Ritter von Moldelbe, so nenne ich für die Zeitgenos-
sen einen der wesentlichsten Träger und thätigsten Mitwirkenden, seit
Beginn jener denkwürdigen Werke, mit denen Oesterreich begann die
ersten Stränge von Eisenbahnen zu legen, die schon jetzt, ein bedeutend
verzweigtes Netz, seine Länder so vielfach durchziehen.
Wie aber innere Verbindungen nur dann eine nicht untergeordnete
Weltbedeutung gewinnen, wenn sie nicht bloss an den eigenen Grenzen
abbrechen, sondern überall an die allgemeinen, von der Natur selbst gege-
benen oder geforderten grossen Weltverbindungen anzuknüpfen suchen, so
finden wir mit Stolz unsern Negrelli auch unter den ersten Theilueh-
mern an den Studien und Vorarbeiten zum Durchstich der Landenge von Suez.
Wie bei Gibraltar die mittelländische Binnensee, den sie umrahmen-
den Völkern den Weg in das Weltmeer eröffnete, durch das sie fortan
der Compass Flavio Giajas von Amalfi um die Welt und wieder zur
Heimath zurückführte, so soll dem gegenüber nun ein zweites Thor eröff-
net werden als kürzester Wasserweg in den Orient, den die Schiffe bis-
her nur um das ungeheure Afrika herum zu fahren hatten.
Ein bedeutsames Zeichen der Zeit , dass sie dieses gerade jetzt
erstrebt, worauf ich noch zurückkommen werde. Hier genüge die Andeu-
tung wieder Name Negrelli, sowohl bei der Gründung von Eisenbahnen,
als einer künstlichen Weltwasserstrasse, fortan den Gedenktafeln der
Geschichte angehört, denn auch er weilt nicht mehr unter den Leben-
den, auch ihn traf es, die Verwirklichung heissesten Strebens nicht
erleben zu sollen.
Suez, dem er ein neues Leben eröffnen gewollt, gab ihm den Tod.
Schwere Anstrengungen in dem gefährlichen Clima zerrütteten seine
Gesundheit, welche die heimathliche Luft, die Pflege der Seinen , ihm
nicht mehr herzustellen, sondern ihm nur die Ruhe in vaterländischer
Erde zu geben vermochten, die leicht auf seiner Asche liege.
Von dem ehrenden Gedanken der Todten, die ihr Wirken hieniden
vollendet, gehe ich nun zum Wirken der Lebenden über. Hier darf ich
mich berichtend kürzer fassen, denn ihre Thätigkeit , vor unseren Augen
sich entwickelnd, bringt sich selber zu Kenntniss und Erinnerung.
Mit der innern Heimath beginnend habe ich Ihnen vorerst die
Ergebnisse des k. k. militärisch-geographischen Institutes vorzuführen,
wie ich deren Bekanntgebung der gütigen Mittheilung seines Directors
des Herrn Generalmajors August von Fligely verdanke.
Das k. k. Militär, geographische Institut hat im Verlaufe dieses Jahres
von der Spezialkarte von Böhmen im Maasse von 1 : 144,000, — die Blattei-
Nr. 2, 8, 14, 27 und 36 herausgegeben, es bleiben somit von den 38 dieses
Werk bildenden Blättern noch 9 zu publiciren, welche im nächsten Jahre
fertig werden.
Auch von der Generalkarte dieses Landes in 4 Blättern und im
Maasse von 1 : 288,000 sind bereits 3 im Gerippstich vollendet.
Die Spezialkarte von Dalmatien in 21 Blättern im Maasse von 1 : 144,000
ist im Stiche so weit vorgeschritten, dass das Gerippe vollendet, fünf
Blätter beschrieben und zwei Blätter sich bereits im Terrainstich befinden.
Die Aufnahme von Ungarn hat durch die allerhöchst bewilligte Ver-
mehrung der Arbeitskräfte solche Fortschritte gemacht, dass die gänzliche
Vollendung in 2 Jahren zu erwarten steht. — Die Spezialkarte dieses
Landes im Maase von 1 : 144,000 wurde daher in der Zeichnung auch
Fürst von Salm. *J
begonnen. Von der schon im vorigen Jahre erwähnten General- und
Administrativkarte von Ungarn im Maasse von 1 : 288,000 und 17 Blättern,
sind bereits 8 Blätter erschienen. — Die vielen Schwierigkeiten in
der Orthographie der Ortsnamen fanden ihre Erledigung durch einen
hohen Befehl, welcher auf die strengste Benützung der durch die
politischen Behörden herausgegebenen Ortsverzeichnisse hinwies. — Auch
auf die vielen, wie in keiner andern Provinz der Monarchie in solchem
Maasse zu erwartenden Veränderungen im Strassennetze, Eisenbahnbau etc. etc.
wurde dadurch Bedacht genommen, dass der Terrain vom Geripp getrennt
auf einen eigenen Stein ausgeführt wurde und färbig gedruckt wird. Von
ganz besonderem Interesse dürfte aber der orographische Theil dieser
Karte sein, da bis nun keine der bekannten Karten auch nur annähernd
einen richtigen Begriff von der Terraingestaltung dieses Landes gab , —
noch geben konnte.
Geodätische Arbeiten fanden in der westlichen Militär-Grenze u. z.
im Liccaner-, Otocaner-, Oguliner- und Sluiner-Grenzregimente statt. —
Sie bezweckten die Vervollständigung des I. Netzes und die Legung eines
Netzes II. und III. Ordnung zum Gebrauche der Katastral-Vermessung.
In Ober-Oesterreich wurde das Netz I. Ordnung zur Verbindung der
Basen bei Wiener-Neustadt und Innsbruck vollständig beendet, — und in
Ungarn das Hauptnetz, ausgehend von der Basis bei Wiener-Neustadt bis
Ofen gemessen, und in verschiedenen Theilen Punkte für die Militär-Auf-
nahme bestimmt.
Die in den Jahren 1856 und 1857 bewirkte Aufnahme des Fürsten-
tums Wallachei nach der gleichzeitig bewirkten Triangulirung in 112
Militär-Sections-Blätter zusammengestellt, rein gezeichnet und photographisch
copirt.
Hieran reihet sich die vom Hrn. k. k. Schulrath Dr. M. Becker herausge-
gebene Wandkarte des Kaiserthums Oesterreich.
Was sowohl dem täglichen wie dem Schulgebrauch erspriesslich sein
kann, bringt sie in reicher Fülle zu übersichtlich klarer Anschauung; in
ihrer Durchführung gleichmässig den Geographen, wie den Freund und
gewiegten Kenner der Schule beurkundend.
Von diesen häuslichen Arbeiten biethet sich der Uebergang zu eigent-
lichen Reisen durch heimische Kräfte.
Schon bei Gelegenheit des zu früh verblichenen Porth wurde erwähnt,
dass er den k. k. Bergrath F. Foetterl e auf einer Reise nach Klein-Asien
begleitet, welche dieser, als Mitglied der k. k. geologischen Reichsanstalt
zu Zwecken geologischer, sowie sich daran knüpfender bergmännischer
Forschungen unternahm , mit dem nächsten Zwecke der Constatirung von
Kohlenlagern und ihre Ausbeutung für Schiffahrtszwecke.
Herr Dr. Karl Kr eil, Director der k. k. Central-Anstalt für Meteo-
rologie und Erdmagnetismus, unternahm in Begleitung des Directors der
k. k. Marine-Sternwarte in Triest Hrn. Dr. Schaub eine Seereise auf
einem k. k. Kriegsschiffe in das schwarze Meer, um magnetische Beob-
achtungen auf diesem selbst, wie auch an den verschiedensten Küstenpunkten
anzustellen. Derselbe ist erst kürzlich auf der Donau zurückgekehrt.
Hieran reihen sich Reisen mehrerer Mitglieder der k. k. geologischen
Reichsanstalt im Laufe des Sommers nach Ober-Ungarn zu speciellen Zwecken
dieser Anstalt, von der auch die ausführlicheren Berichte erstattet werden.
Ebenso machte auch Hr. k. k. Bergrath M. V. Lipoid einen Ausflug nach
6 Jahresversammlung am 9. November 1858.
Cattaro, worüber der Bericht gleichfalls der geologischen Reichsanstalt zusteht,
sowie über die weitern sonstigen geologischen Aufnahmsreisen dieses Sommers.
Dahin gehört auch die auf Anregung des Herrn Dr. A. Schmidl
durch Seine kaiserliche Hoheit den durchlauchtigsten Herrn ErzherzogAlbr echt
in das Werk gesetzte Untersuchung des Biharer-Comitates, an welcher sich
die Herren Professoren Dr. Schmidl, Dr. Peters, Dr. Kern er und
J. Wastler betheiligten, die von Dr. Julius Schmidt auf eigene Kosten
unternommene Bereisung des Erdbebenkreises um Sillein in Ungarn, worüber
das 1. Heft 1858 unserer Mittheilungen eine Abhandlung enthält, und
woran sich eine Reise des Professors Jeitteles in Troppau anschliesst,
welche derselbe mit Unterstützung der kaiserlichen Academie der Wissen-
schaften zu gleichem Zwecke unternahm, und von der ein Bericht erst
vor ganz kurzem der letzteren zugekommen ist.
Der Professor am Ober -Gymnasium in Fiume Herr Dr. J. Lorenz,
uns bereits durch Untersuchungen über die Salzburger Torfmoore bekannt,
hat vergangenen Sommer, mit Unterstützung des k. k. Unterrichts-Mini-
steriums, eingehende Untersuchungen im Quarnero, in phisikalisch-geogra-
phischen, zoologischen, botanischen und geologischen Beziehungen ausge-
führt, hiebei mit anerkennenswerthester Liberalität durch den österr. Lloyd
gefördert, der ihm zur Befahrung ein eigenes Dampfboot zur Verfügung
stellte.
Die Anwesenheit des durch seine „Studien über Albanien" bekannten
k. k. Consuls in Syra, Hr. v. Hahn, gab der kaiserlichen Akademie der
Wissenschaften Veranlassung ihn zu geographischen Arbeiten zwischen Bel-
grad und Saloniki zu unterstützen, namentlich in den Thälern der Morawa
und des Wardar, und das deren beide Gebiethe trennende Gebirge, wovon
nicht nur eine belangreiche Erweiterung geographischer Kenntniss , sondern
auch die Lösung mancher Frage über Führung einer Eisenbahn nach Salo-
niki zu erwarten ist.
Auf eigene Kosten unternahm Hr. Professor Dr. Franz Unger eine
Reise nach Unter- und Ober-Aegypten, und gelangte auf dem Nil bis
Assuan. Auf der Rückreise besuchte er die Syrische Küste sowie Cypern
und Rhodus.
Der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften hat er bereits einen Vortrag
über das Alter der ägyptischen fossilen Hölzer, als ersten Reise-Erfolg vorgelegt.
Ihn begleitete theilweise Hr. Eckhold durch Beiträge des k. k.
Unterrichts-Ministeriums und mehrerer Gönner unterstüzt, denen auch unsere
Gesellschaft sich anschloss, so wie durch freie Fahrt auf der Südbahn und nach
Alexandrien gefördert. InCairo mit Herrn Unger zusammentreffend, begleitete er
ihn bis Assuan und stromabwärts zurück bis Edfu, wo sie sich trennten. Herr
Eckhold befindet sich noch in Cairo, von wo er Vegetations- Studien
ägyptischer Baumarten und eine Abhandlung über dortige Wald- und Wüsten-
cultur einsandte, die von Tafeln voll gelungener Charakteristik, von verschie-
denen Baum- und Waldparthien begleitet ist.
Einer der tüchtigsten Zoologen Oesterreichs Herr Dr. Schmarda ist
erst vor Kurzem von einer mehrjährigen Reise um die Erde zurückgekehrt.
Im Jahre 18o2 begleitete er Herrn Dr. F. Ritter v. Fried au nach Ceylon,
ging von da über Mauritius und die Capstadt nach Sidney und nach Neusee-
land, an die Westküste von Südamerika nach Chili und Peru, machte meh-
rere Ausflüge in die Andischen Condilleren, und kehrte über Panama zurück.
Die Mittel zu diesen Reisen hatte Herr Ritter v. Fried au ermöglicht, auf dessen
Fürst von Salm. 7
Schloss in Steiermark sich auch nunmehr die gemachten grossen zoolo-
gischen Sammlungen Schmarda's, voll des werthvollsten Materials, nament-
lich die niederen Thierklassen betreffend, befinden, von dessen Bearbeitung um so
mehr wissenschaftlicher Gewinn zu erwarten steht, als sich Hr. Schmarda
hiezu noch längere Zeit im Jardin des plantes in Paris, sehr eingehen-
den Vorbereitungsstudien unterzog.
Noch auf Reisen befinden sich von unsern Mitgliedern Dr. v. Tschudi
und Dr. Friesach seit längerer Zeit in Südamerika, dann Hr. August
Müller von und zu Aichholz in Syrien.
Mit dem allgemeinen umfassenden das Einzelne abschliessend, kann
ich Ihnen meine Herren über die Fahrt der k. k. Corvette Carolina
Folgendes mittheilen:
Als die Weltumseglungs-Expedition der k. k. Fregatte „Novara" beschlos-
sen wurde, erhielt die k. k. Corvette „Carolina" die Bestimmung anfäng-
lich die erstgenannte Fregatte zu begleiten, und sodann ihre Fahrt allein
nach den südamerikanischen Küsten zu maritimen Zwecken auszudehnen.
Aus Anlass dieser projektirten Excursion der Corvette „Carolina" fand sich
Seine kaiserliche Hoheit der durchlauchtigste Herr Erzherzog Ferdinand
Maximilian allergnädigst veranlasst, die Benützung der projektirten Reise
der „Carolina" zu handelspolitischen Zwecken in Anregung zu bringen,
worauf mit Allergnädigster Zustimmung Seiner kaiserlichen Hoheit die
Entsendung des Handels-Agenten Herrn Ferd. Fabel auf der Corvette
„Carolina" behufs Anbahnung kommerzieller Verbindungen zwischen Oester-
reich und den südamerikanischen Staaten beschlossen wurde.
Am 30. April 1857 verliess die Corvette „Carolina" den Hafen von
Triest.
Am 8. August 1857 Ankunft in Bahia.
Aufenthalt daselbst bis 31. August 1857.
In Bahia hat der Handels-Agent Hrn. Fabel die erste Aufstellung der
ihm mitgegebenen Mustersammlung österreichischer Waaren und Fabrikate
veranstaltet.
Bis zum 31. August war die Corvette „Carolina" 79 Tage in See
gewesen, und 49 Tage in verschiedenen Häfen vor Anker gelegen.
Am 8. September 1857 Ankunft der „Carolina" in Rio de Janeiro.
In der brasilischen Hauptstadt veranstaltete Fabel abermals eine
Ausstellung österreichischer Waarenmuster, und trennte sich von der „Caro-
lina", um Behufs Realisirung seiner kommerziellen Zwecke seinen Aufent-
halt in Rio de Janeiro zu verlängern.
Der Tag des Abganges der „Carolina" von Rio de Janeiro ist unbekannt.
Am 17. November 1857 erfolgte die Abreise der „Carolina" von
Montevideo.
Am 13. April 1858 traf die Corvette Carolina in Gibraltar wieder
im Mittelmeere ein.
Nenne ich noch die Expedition um die Welt der k. k. Fregatte
„Novara", so berühre ich einen Gegenstand, der uns nur mit erhebenden
Empfindungen erfüllen kann. Mit tiefster Theilnahme, von Zeit zu Zeit
durch die bereits eingegangenen Berichte angefrischt, folgen ihr unsere
Gedanken, die jetzt wahrscheinlich schon das stille Meer in seinem süd-
lichen Theil durchfurcht, unter Führung eines ebenso tüchtigen Seemanns
als Gelehrten, des Commodors v. Wüllerstorf, schon im zweiten Sta-
8 Jahresversammlung am 9. November lö58.
dium ihrer Aufgabe begriffen ist, in jener Hälfte ihrer Fahrt, die schon
die Aussicht gibt, bald die Segel heimwärts zu stellen, da dem Plane nach
die Rückkehr um das Cap Hörn erfolgen soll. Gott geleite das gute Schiff
und die guten Männer die es trägt!
In ganz kurzer Uebersicht entnehme ich noch Petermanns Mit-
theilungen einige Notizen über geographische Reisen und Arbeiten, die
auf den Antheil des Jahres 1858 fallen.
Für Europa finden wir die Angabe der Arbeiten , welche im Laufe
der nächsten Zeit durch das topographische Bureau des königlich preus-
sischen Generalstabs zur Ausführung kommen sollen:
1. Vollständige Aufnahme der Hohenzoller'schen Fürstenthümer, für eine
Karte im Massstab von 1 : 50.000.
2. Beendigung der Bemessung der Altmark, um im Jahre 1859 die Pro-
vinz Preussen mit allen Kräften anfassen zu können.
3. Vollendung und Revision der Aufnahme der Umgegend von Berlin,
um sie wie 1 : 50,000 in Kupfer zu graviren.
4. Umfassende Versuche in Anwendung der Photographie zu Zwecken des
topographischen Bureaus.
Beiträge zur Bestimmung der Seehöhe von Dresden.
In Russland sind seit vergangenem Jahre 51 Generalstabs -Offiziere
in eben so viele Gouvernements abgeschickt worden, um deren statistische
Beschreibungen zu revidiren und nach einem neuen Programm zusammenzu-
stellen. Diese sollen dann mit Karten in russischer Sprache in die Oeffent-
lichkeit kommen.
Arbeiten des kaiserlich russischen Generalstabs und topographischen
Kriegsdepots:
1. Trigonometrische Netze in den Gouvernements Kostroma von Woronesch,
und längst der Wolga von Sanatow bis Simbirsk. Im Sanatow'schen
Gouvernement zur Anknüpfung an die Triangulation der Gouv. Woronesch,
Tambow und Pensa.
2. Zwei chronometrische und astronomische Expeditionen in die Gouv.
Wologda und Wiätka, wo an 100 Punkte bestimmt werden sollen.
3. Topographische Aufnahme der Gouv. Poltawa, Gorkoff und Esthland
im Maassstab 1 : 42000 (1 Werst = 1 engl. Zoll).
4. In Sibirien, dem Kaukasus u. s. w. Fortsetzung der topographischen
Arbeiten. Von den Graveuren werden heuer noch Smolensk und
Kaluga, vielleicht auch Witegsk vollendet. Im Maassstab von 1 : 126,000
(3 Werst = 1 engl. Zoll).
In Asien sind neueste Nachrichten über Roths Reisen, aber auch die
seines Todes, der am 26. Juni erfolgte.
Ferner Cühdorfs Schilderung der Wichtigkeit des russischen Besitzes
am Amur und einer Reise von dessen Mündung nach Moskau.
Für Afrika sind mehrere Reisen theils beabsichtigt, wie Maccarthys
theils im Zuge, wie August Rösche rs von Hamburg, in Chaillus im äqua-
torialen Theil, dann Burtons Reise von der Ostküste gegen den innerafri-
kanischen See. Gemeldet wird Neimanns Tod in Cairo am 15. März. In
Aussicht wird die Herausgabe der Reisen von Ladislaus Magyar gestellt,
dessen seltsam genug Livingstone gar nicht erwähnt.
In Amerika reist Herr L. Pückler in den Andesregionen.
In Australien hat die Regierung der Niederlande eine Expedition nach
Fürst von Salm. 9
Neu-Guinea abgeschickt, zum doppelten Zweck eine Niederlassung zu gründen,
als auch zur Anstellung wissenschaftlicher Untersuchungen.
Als Neuestes gelangte an unsern Altmeister Alexander vonHumbo ld t durch
den Consul in Bombay die telegraphische Nachricht, dass auf Befehl des
John Lawrenec und unter dem Commando Lord William Hay's von Simla
eine Expedition abgefertigt wird, um Adolph Schlagintweit aufzusuchen.
Noch ist also ein günstiger Erfolg vielleicht zu hoffen !
Niemand mehr als ich selbst meine Herren fühlt und bedauert mehr
die unerquickliche Trockenheit dieses summarischen Details, aber die Zeit
ist mir zugemessen und ich habe Ihre Geduld vielleicht schon über Gebühr
in Anspruch genommen. Wo ich irrte oder etwas übersah oder sonst eine
Ergänzung nöthig würde, soll sie noch vor der Drucklegung verbessernd
eintreten.
Gestatten Sie mir zum Schlüsse eilend, noch einige wenige abrundende
Worte :
Mit Recht nannte Linne die Botanik die Scientia amabilis , mit
gleichem Rechte, ja in noch höherem Sinne wäre der Geographie diese
Bezeichnung zu vindiziren. Ist jene das blühende Mädchen, so strahlt
diese, eine Königin, in voller Pracht matronalen Reizes, in strengerer
Reife und dennoch in vollendeter Liebenswürdigkeit. Mit noch manchen
andern führt sie auch die Wissenschaft der Botanik in ihrem Gefolge
und neben ihr geht, auf ihre Schulter gestützt, Staatskunst, in einer
Hand die Feder , das Schwert in der andern , den Adlerblick in die
Ferne gerichtet.
Was ich Ihnen so eben von geographischen Leistungen aufgezählt,
reiht sich von selbst nach drei Kategorien. Es ist die Arbeit sinnender
Wissenschaft, die bei nächtlicher Lampe die Kunde von Wegen und
Stegen der Welt verarbeitet, die Gesetze erforscht, nach denen sich deren
Wesen und Art dargestellt und diess Alles in Umrissen dem Auge über-
sichtlich fasslich, festzuhalten sucht. Bald zeigen sich Lücken in einer
oder der andern Art, diese zu ergänzen, eröffnet der wandernde Handel
ein Folium für Geographie, worin er einzeln zu Buche bringt , woraus
ihm wieder die Wissenschaft ein organisches Ganze zum Gesammtgewinn
heranbildet. Ja sie begeistert kühne Herzen, um ihretwillen allein weite
Meere unter neuen Sternbildern nach unbekannten Küsten zu durchfor-
schen, durch pfadlose Wüsten zu dringen, bis auch diese , dem schon
Bekannten sich anschliessend, dieses fortzusetzen und zu ergänzen. Dieses
möchte ich practische Geographie nennen , die von der Wissenschaft
geführt, ihr Reich durch entdeckende Thaten erweitert.
Nun tritt eine Praxis noch höherer Potenz hinzu, und wie alle
Exponentialgrössen, nur in seltenen Fällen nach der rationalen Einfachheit
elementarer Rechnungsweise aufzufassen und zu berechnen. Es ist dieses
erobernde Geographie , wie sie einst vorzugsweise Spanien und England
nach Westen und Osten getrieben , damit die Wissenschaft für ewig
bereicherten, aber in ihren practischen Resultaten, sie eben auch nur krie-
gerisch zu behaupten vermögen.
So wurde in neuesten Tagen wieder das märchenhafte Indien unse-
rem Tagesinteresse schaudervoll näher gerückt, so nährt das ferne China
die Spalten der Zeitungen mit willkommener Speise, so hat Russland an
den Ufern des, bisher eben nur dem Namen nach bekannten, Amur,
im Stillen die Gründe einer Besitzergreifung gelegt, die uns nun schon
10 Jahresversammlung am 9. November 1858.
als vollendete Thatsache entgegentritt, ehe noch ihr Beginn so recht zur
gesprächsweisen Kenntniss der Welt gediehen war.
Diess meine Herren, sind Ereignisse von weit grösserer als der
nächst sichtbaren Tragweite. Wir stehen eben wieder an einem der grossen
Wendepunkte der Weltgeschichte.
Seit mit dem unergründlich geheimnissvollen Ereigniss, von dem der
Welt die Rechnung einer neuen Zeit darum zu Theil wurde, weil erst
von da an eine geistige Einheit, Stammesgeschichten zur Weltgeschichte
zusammenzubinden und fügen begann, können wir ein Hin- und Zurückwogen
derselben, in grossartigem Verhältniss fast regelmässige Strömungen von
Osten nach Westen und wieder von Westen nach Osten verfolgen.
Von Osten drang das Christenthum nach Westen, und bald nach
ihm der Strom bisher unbekannter Stämme in der Völkerwanderung,
bestimmt dessen Träger in staatlichem Boden zu werden. Kaum in Europa
gefestigt, trieb ein dunkler Instinct die Völker in den Kreuzzügen wieder
nach Osten, das Grab des Erlösers aus den Fäusten der letzten Nach-
zügler der Völkerwanderung, Seldschuckischer Fürsten, zu retten.
Ohne dauernden Erfolg an Ermattung verendet, hatten sie doch den
Kriegseifer Türkischer und später Mongolischer Horden geweckt, die wieder
in gewaltigen Strömen nach Westen zuflutheten. Die stolze Byzanz war
gefallen, flüchtend drängte die antike Bildung, ein geistiger Strom nach
Westen. Nach Westen drang durch Columbus wachgerufen das Streben
der Conquistadoren nach einem geträumten Eldorado. Nach Westen brach-
ten Holland und England die Keime heimischer Staatseinrichtungen, bis sie
ihnen in errungener Selbstständigkeit über den Kopf wuchsen.
Nach mancherlei Zwischenfallen, welche auszuführen die Zeit mir
nicht erlaubt, die aber alle nur das Gemälde vollenden, von dem mir
nur eine Andeutung der äussersten Umrisse vergönnt bleibt, stehen wir
nun wieder an dem Punkte des nach Osten rückfluthenden Weltstromes.
Diess ist die Bedeutung der jetzigen Tage, darum wird, wenn nicht
England, so doch Europa, wie in Indien , so in China endlich siegen.
Darum wird der uralte Landzusainmenhang zweier Welttheile gelöst und
das Land bei Suez durchschnitten. Darum entsteht ein zweites junges
Russland am Amur, um bald Japan die Hand zur allgemeinen Verbrüde-
rung zu bieten, wo es sich zunächst mit Amerika begegnen wird , wel-
ches dann von dieser Seite in einem nächsten Weltenalter den Sturm
und Drang nach seinem Westen zu uns herüber beginnen wird.
Doch meine Herren ich bemerke wie mich Phantasie über die,
vielleicht erlaubten Gränzen führt. Lächelnd wird wohl Mancher fragen,
wie ein einfacher Jahresbericht der Anlass sein konnte, sich bis zu Deu-
tungen der Zukunft zu versteigen? Indess meine Herren nehmen Sie es
mit Nachsicht auf, wenn ein Drang mich vielleicht zu weit führte, den
Sie an sich nicht verdammen werden, den Drang, auch beim kleinsten
Einzelnen, sich eines grossen Ganzen und organischen Zusammenhanges
instinctartig bewusst zu werden."
Hierauf las der erste Secretär Herr k. k. Bergrath F. Foetterle
folgenden von ihm verfassten, und vom Ausschusse gut geheissenen
Rechenschaftsbericht über das vergangene Vereinsjahr 1858.
Meine Herren!
„Ich habe die Ehre, Ihnen heute den Rechenschaftsbericht über die
Thätigkeit unserer geographischen Gesellschaft in dem vergangenen zwei-
F. Foetterle. 1 i
ten Jahre ihres Bestehens, sowie über ihre inneren Angelegenheiten und
ihre Finanzen vorzutragen. Ich kann diess mit um so mehr Befriedigung
thun, als ich Ihnen meine Herren nur Erfreuliches zu berichten habe,
aus dem sie entnehmen werden, dass die Thätigkeit der Gesellschaft
zwar in einer langsamen, aber um desto sicherern Zunahme begriffen ist;
dass sie nicht mehr den Schwankungen unterliegt, welche so häufig bei
neuen Gesellschaften oft durch unbedeutenden äusseren, oft persönlichen
Einfluss während einiger Zeit eintreten, und kürzer oder länger andauern.
Mit voller Beruhigung können wir Unsere Gesellschaft als consolidirt
betrachten. Wir geniessen noch fortwährend die Begünstigung der freien
Benützung des Lokales zowohl zu Versammlungen , wie zur Bib-
liothek, und verdanken sie dem Wohlwollen Sr. Excellenz des Herrn
Ministers des Innern, Freiherrn v. Bach, und unserem hochverehrten
ersten Präsidenten und gegenwärtigen Vicepräsidenten Herrn Sectionsrathe
W. Haidinger. Die bedeutende Zunahme der Mitglieder gibt uns einen
erfreulichen Beweis für das Wachsen der Theilnahme an den Interessen
der Gesellschaft auch ausserhalb dem Kreise ihrer Thätigkeit, sowie die
bedeutende Vermehrung der Verbindung mit anderen Gesellschaften und
Instituten uns ein erfreulicher Beweiss ist, dass man auch unseren Pub-
licationen einen Werth beilegt, und ihren Inhalt beachtet. Sowohl die
Anzahl von Vorträgen in den allgemeinen Versammlungen, wie die Anzahl
der Beiträge zu den Abhandlungen haben sich in einer Weise gemehrt,
dass es mir möglich wurde, von den Mittheilungen statt 2 Heften wie
im vergangenen Jahre, 3 Hefte für den 2. Band abzuschliessen. Einen
ebenso erfreulichen Fortschritt zeigt die Seele des Bestandes der Gesell-
schaft, die finanzielle Seite, denn mit der Vermehrung der Mitglieder ist
auch eine Vermehrung der Beiträge eingetreten, und wir haben heute
keine Klage über allzu viele Versäumniss der Beitragsleistung für das
vergangene Jahr zu führen.
Ich übergehe nun zu den einzelnen Geschäftsabtheilungen, und will
mich etwas weitläufiger bei jedem derselben einlassen.
Die Gesammtanzahl der Mitglieder der Gesellschaft sowohl ausser-
ordentliche wie ordentliche belief sich im Laufe des vergangenen Gesell-
schaftsjahres, wie aus dem betreffenden Rechenschaftsberichte und aus
dem im ersten Band der Gesellschaftsschriften enthaltenen Mitglieder-Ver-
zeichnisse ersichtlich ist, auf 321, wovon 16 ausserordentliche mit einem
Gesammtbeitrage von 229 Gulden C. M., und 305 ordentliche; von diesen
hatten 94 ausserhalb Wien in Oesterreich, und 5 ausserhalb der öster-
reichischen Monarchie in den andern Staaten Europas ihren Wohnsitz
aufgeschlagen. Seit jener Zeit bis zu Ende October des 1. J. sind neuer-
dings der Gesellschaft 65, wovon 2 als ausserordentliche Mitglieder bei-
getreten. Freilich hat die Gesellschaft auch den Verlust von 4 Mitglie-
dern durch den Tod zu beklagen, (der Herren Freiherrn von Reden,
P. G. F i t z i n g e r, Professor E. Zdobinsky, und E. Port h), während 9 andere
Herren aus der Reihe der Mitglieder sich ausscheiden Hessen. Es ver-
blieben demnach am Schlüsse des vergangenen Monates 374 Mitglieder,
wovon 18 ausserordentliche mit einem Gesammtjahresbeitrage von 264
Gulden (277.20 Gulden Oesterreichische Währung) und 356 ordent-
liche. Von der Gesammtzahl sind 54 k. k. Offiziere. Es dürfte hier nicht
ohne Interesse sein zu erfahren, in welchem Verhältnisse die Betheiligung
an der Gesellschaft in geographischer Verbreitung zunimmt, was aus fol-
\2 Jahresversammlung am 9. November 1858.
genden Zahlen ersichtlich sein mag. Wie es in der Natur der Sache
selbst liegt, hat dieselbe innerhalb der Residenz am stärksten zugenom-
men, denn gegenwärtig wohnen von den 374 Mitgliedern 253 in Wien,
7 wohnen im Ausland in den Städten Augsburg, Coburg, Constantinopel,
Ellwangen, Florenz, Plönen und Warschau; und 114 in 51 verschiede-
nen Ortschaften der österreichischen Monarchie, u. z. in Agram, Baden,
Bistritz bei Teschen, Bochnia, Czernowitz, Dubnik bei Eperies, Edlitz bei
Neunkirchen, Ellbogen, Eggendorf im Traunkreis, Gratz, Gresten , Heral-
titz bei Trebitsch, Hruschau bei M. Ostrau, Innsbruck, Jaworzno, Joa-
chimsthal, Keszthely, Krakau, Kremsmünster, Laybach, Lemberg, Linz,
Mailand, Mauer, Oberalm, Oberschützen, Oedenburg, Ofen, Ollmütz, Padua,
Pest, Pilsen, Prag, Prerau , Pressburg, Przibram, Sappada bei Auronzo
Schemnitz, Schmöllnitz, Steyr, Szemered, Szigeth Marmaros, Temesvar,
Triest, Tschars in Tyrol, Udine, Warasdin, Venedig, Vinkovce, Wr. Neu-
stadt, Witkowitz und Zara; unter diesen Orten ist wieder Triest durch
15, Prag durch 8, Pest, Pressburg und Ollmütz durch je 5 Mitglieder
am zahlreichsten vertreten.
Da die Bibliothek eine der wichtigsten Besitzungen und geistigen
Mittel einer Gesellschaft ist, so wurde ihrer Vermehrung und ihrer zweck-
mässigen Instandhaltung besondere Sorgfalt gewidmet. Die Möglichkeit der
ersteren wurde durch die zahlreichen Geschenke hochverehrter Gönner
und Freunde erleichtert, wozu unsere verehrten Ehren-, correspondirenden,
wie wirklichen Mitglieder beitrugen. Die Ordnung der Bibliothek, wie die
Führung des allgemeinen alphabetischen Kataloges, des Zettlkataloges und des
Realkataloges verdanke ich vorzüglich beinahe einzig dem ungemein grossen
Eifer und Thätigkeit unseres Scriptors Herrn A. Senonner.
Es freut mich ungemein, Ihnen meine Herren die angenehme Mittheilung
machen zu können, dass der Stand der Gesellschaftsbibliothek sich im
Laufe des vergangenen Jahres mehr als verdoppelt hat, was aus dem
nachfolgenden Vergleiche am deutlichsten ersichtlich ist.
Der Stand der Bibliothek betrug
,, T , . ± t... , an Karten, bestehend
an Werken mit Banden „,.. m-.u
Planen etc. aus Blattern
zu Ende des Vereinsjahres 1857 262 979 46 320.
zu Ende des Vereinsjahres 1858 775 2011 77 421.
daher beträgt die Vermehrung 513 1032 31 101.
Aus eigenen Geldmitteln konnte leider auch dieses Jahr fast gar
nichts beigetragen werden.
Gewiss werden Sie meine Herren mir alle beistimmen, wenn ich
hier in Ihrer Aller Namen den hochverehrten Gebern den verbindlichsten
Dank der Gesellschaft ausdrücke, denen unsere Bibliothek so viele und
werthvolle Werke, welche Ihnen grösstentheils bereits in den einzelnen
Monatsversammlungen vorgelegt wurden, verdankt; und sie alle hier noch-
mals nenne, wenn sie Ihnen auch aus den bereits erfolgten Vorlagen
bekannt sein werden; es sind die Herren: Abich H. in St. Petersburg,
Angelrodt in St. Louis, d'Aveeac in Paris, Artaria A., Se. Excellenz A. Freih.
von Bach in Wien , Baeyer in Berlin, Bauer E. in Triest, Brachelli H., Graf A.
Breonner in Wien,v. Balbi E. in Venedig, v. Costa D. E. H. in Laybach, Freih. v.
Cioernigin Wien,R.Danmas,K.DanssyinParis,Fr. v. Demidoff in W T ien, Dietz B. in
Karlsruhe, Erdmann in Stockholm, Ermann Dr. A. in Berlin, Flügel Dr. F. in
Leipzig, Forchhammer Dr. P. in Kiel, Fritsch K., Fitiinger G. in Wien, Graham
F. Foetterle. 13
C. in London, (irrewink Dr. in Dorpat, Haidinger W. in Wien, Helmersen G. in
St. Petersburg, Se. Excellenz Freih. v. Hietzinger K., Freih. v. Hingenan, R.Heufler
L., v. Hönigsberg Dr. R., Heinzel in Wien, Hölzel in Ollmütz, v. Jochmas in
London, Kästner L. in Wien, Kiepert H. in Berlin, Rornhuber Dr. G. A. in Press-
burg, Roristka B. in Prag, L. Freiin v. Kotz in Prag, ftocziczka W. in Krakau.
de Lesseps F. in Paris, Löwenthal J. in Wien, Lorenz Dr. J. in Fiume, Loosey K.
in New- York, Mayr Dr. B. in Pest, Malte Brnn in Paris, Metger Dr. J. in Han-
nover, Mühry Dr. A. in Göttingen, Mnrchison Sir R. J. in London, Nardi Dr.
F. v. in Rom. Negrelli F. R. v., Papen K. in Frankfurt, Palacky Dr. J. in Prag,
Paleocapa in Turin, Perthes J. in Gotha, Patloch 0. inDubnik, Pipitz Dr. J.
in Triest, de Rivero, Ritter K. in Berlin. Salzbacher Dr. J. in Wien, Schröckin-
ger Ritter von, Schwarz Georg in Wien, Varnhagen in Paris, Wenzig J. in
Prag, Wurzbach Dr. C. v. in Wien, Zeithammer A. in Agram, Ziegler J. M. in
Winterthur. —
Eine andere ebenso reiche wie werthvolle Quelle des Zuflusses für
die Bibliothek bilden die zahlreichen Druckschriften, welche der Gesellschaft
von den verschiedenen Gesellschaften und Instituten des In- und Auslandes
als Gegensendungen für die eigenen Mittheilungen zukommen; aus dem
nachfolgenden Verzeichnisse dieser Institute und Gesellschaften wollen Sie
die Ausdehnung der Verbindungen entnehmen, welche zu dem Zwecke
der Bereicherung unserer Bibliothek, so wie zur Verbreitung der eigenen
Druckschriften eingeleitet wurden."
Verzeichniss
der verschiedenen Institute, Gesellschaften u. s. w., mit welchem die k. k.
geographische Gesellschaft in Schriftentausch getreten ist.
a. Im Inlande:
Agram , k. k. Landwirthschafts-Gesellschaft.
Brunn, k. k. M. schl. Gesellschaft für Ackerbau, Natur- und Landeskunde.
„ Statistisch historische Section der „ „
„ Forstsection der k. k. „ „
„ Werner- Verein zur geologischen Durchforschung von Mähren und Schlesien.
Czernowitz, k. k. Ober-Gymnasium.
„ Verein für Landeskultur und Landeskunde.
Gratz , k. k. Landwirthschaftsgesellschaft.
Heruiannstadt, Siebenbürgischer Verein für Naturwissenschaften.
Innsbruck , Ferdinandeum.
Riagenfurt , k. k. Landwirthschafts-Gesellschaft.
Lavbach, Historischer Verein für Krain.
Lemberg, k. k. Ackerbau-Gesellschaft.
Linz, Museum Francisco Carolinum.
„ k. k. Landwirthschafts-Gesellschaft.
Mailand, J. r. Instituto Lombardo.
„ Academia physico-medico-statistica.
Pesth, Ungarische Akademie der Wissenschaften.
„ Redaction des Pesth'er Lloyd.
Prag, k. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften.
„ Naturhistorischer Verein „Lotos".
„ k. k. patriot. ökonomische Gesellschaft.
Pressburg, Städtische Ober-Realschule.
„ Verein für Naturkunde.
„ Ungarischer Forstverein.
Venedig, J. r. Instituto Veneto.
,, Collegium der Mechitaristen auf S. Lazaro.
Verona, Academia dell' agricoltura, delle scienze di commeracio-
Wien, k, k. Direction für administrative Statistik.
14 Jahresversammlung am 9. November 1858.
Wien k. k. geologische Reichsanstalt.
„ k. k. zoologisch-botanische Gesellschaft.
,, k. k. Landwirthschafts-Gesellschaft.
„ k. k. n. öst. Gewerbe-Verein.
„ Redaction der Austria.
5 , „ der österr. botanischen Monatschrift.
Und die Handelskammern zu: Agram, Bergamo, Botzen, Brescia, Brunn, Budweis, Chia-
venna, Como, Cremona, Czernowitz. Fiume, Gratz, Klausenburg, Kronstadt, Laybach.
Leoben, Linz, Lodi, Mailand, Oedenburg, Ollmütz, Padua, Pavia, Pesth, Pilsen, Prag,
Rovigo, Salzburg, Temesvar, Treviso, Triest, Troppau, Udine, Verona, Vicenza und Wien,
b. Im Auslande.
Albany, New- York State Library.
Amsterdam', N. Akademie der Wissenschaften.
Barmen , Rheinische Missions-Gesellschaft.
Berlin, Gesellschaft für Erdkunde.
Bologna, Academia delle science.
Boston, American Academy of arts and sciences.
Breslau, k. Universität.
„ schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur.
Brüssel , k. Akademie der Wissenschaften.
,, k. Central-Commission für Statistik.
Cambridge American Association for the advancement of science.
„ Haward College.
Darmstadt, Gesellschaft für Erdkunde und verwandte Wissenschaften.
Frankfurt a. M., Geographischer Verein.
„ Ravenstein's geographische Anstalt.
Görlitz, Naturforschende Gesellschaft.
Gotha, Justus Perthes 's geographische Anstalt.
Bannau , Wetterau'sche Gesellschaft für die gesammte Naturkunde.
Karlsruhe, das grossherzogliche Ministerium.
London, Royal Society.
„ Asiatic Society of Great Britain and Irland.
,, Ethnological Society.
}} Statistical Society.
„ Geographical Society.
„ Mission Society.
„ Britisch Evangelical Society.
Moskau, kais. Naturforschende Gesellschaft.
München, k. Akademie der Wissenschaften.
Neubrandenburg, Verein der Freunde der Naturwissenschaften.
New-Haweu, the Editor of the American Journal.
New- York, Geographical Society.
„ American Ethnographical Society.
,, Redaction der Mission Intelligencer.
Paris, Soci6t6 de la Geographie.
,, Soci6te pour la propagation de la foi.
St. Louis (Missouri), Academy of sciences.
St. Petersburg, k. russ. geographische Gesellschaft.
Philadelphia, Franklin Institute.
,, American Philosophical Society.
,, Geological Society.
Turin, Redaction des Bolletino dell' Istmo di Suez.
Washington, Smithsonian Institution.
„ Patent-Oflice.
,, War Departement.
„ National Observatory and Hydrographical Office.
„ U. St. Coast Survey.
Wiesbaden , Verein für Naturkunde.
„Es sind demnach 119 verschiedene Institute und Gesellschaften, wovon
47 in 28 verschiedenen Orten im Auslande, und 72 in 42 verschiedenen
Orten im Inlande, mit welchen unsere Gesellschaft in Verbindung steht,
welchen sie ihre Mittheilungen zusendet, und von welchen sie bereits ihre
Druckschriften erhalten hat, oder deren Zusendung in naher Aussicht steht.
F. Foetterle. 15
Von den ausländischen Gesellschaften und Instituten erlaube ich mir nament-
lich auf die zahlreiche Vertretung der Nordamerikanischen aufmerksam zu
machen; die Gesellschaft verdankt die Herstellung dieser Verbindung dem
unermüdlichen Eifer und der regen Theilnahme unseres correspondirenden
Mitgliedes des k. k. österreichischen General-Consuls zu New-York Hrn.
Karl Loosey, und des nordamerikanischen General-Consuls zu Leipzig
Hrn. Dr. Flügel, denen die Gesellschaft hiefür zu grösstem Danke ver-
pflichtet ist.
Vergleicht man die diessjährigen mit den vorjährigen Verbindungen
zum gegenseitigen Schriftenaustausche und Verkehre, so zeigt es sich,
dass am Schlüsse dieses Jahres im Inlande mit 65, und im Auslande mit
39 verschiedenen Instituten und Gesellschaften mehr Verbindungen einge-
leitet waren, als am Schlüsse des vergangenen Jahres, und ich bin fort-
während bemüht, diese sowohl für die Bibliothek nützlichen, wie die
Gesellschaft selbst sehr ehrenden Verbindungen fortwährend auszudehnen.
Auch unser kleines Nubisches Museum hat zu Anfang des Jahres
durch Herrn Hansal's Geschenk eine nicht unwesentliche Vermehrung
erhalten. Diese besteht aus folgenden ethnographischen Gegenständen:
10 vergiftete Pfeile, 29 eiserne Pfeile, 4 grosse Bogen, u. z. 2 von
den Bari, und 2 von den Tschier, 8 eiserne Lanzen der Bari, (2 des
Nemnemstammes), 1 ganz aus Eisen verfertigte Wurfpflanze, 1 Zauberstab
eines Regenmachers, 2 Eisenhacken, welche auf die Feinde geschleudert
werden, 1 Keule von schwarzem Eisenholz, 1 Pfeifenrohr, 1 junger Stamm
des schwimmenden Ambackholzes, 2Rahad, 1 Negerflöte, 2 Pfeifen, welche
die Bari bei ihrem Gesänge brauchen, 1 Streitaxt mit einer Gabel zum
Eindrücken der Augen des Feindes, 1 Zierstab der Heliab, 1 Keule der
Schilluk von schwerem gelben Holze, 1 lederner Riemen, welcher als
Abzeichen des Haus- und Besitzstandes getragen wird, 1 Schild der östlich
vom Barilande wohnenden Bern aus dem Rückentheile einer Giraffenhaut
und mehrere Hausgeräthe, Schmuck und Ziersachen.
Einen ebenso erfreulichen Fortgang habe ich die Ehre, Ihnen meine
Herren, über die eigenen Druckschriften der Gesellschaft, die Mittheilun-
gen, zu berichten. Im Laufe des Jahres wurden zwei Hefte des 2. Bandes
vollendet und versendet, ein drittes Heft wurde am 31. October als Schlussheft
des 2. Bandes abgeschlossen, und ist zum grössten Theile schon gesetzt,
so dass ich in kurzer Zeit die Ehre haben werde, es Ihnen vorlegen zu
können. Ich verdanke vielen unserer hochverehrten Herren Mitglieder werth-
volle Beiträge wie den Herren Dr. A. Alth, F. Simony, J. M. Gug-
genberger, A. Steinhauser, Th. Kotschy, Dr. J. Schmidt, A. E.
Zhis hinan, Dr. L. F. Kämtz und unseren Novara-Reisenden, dem Hrn.
Commodore v. Wüllerstorf selbst und Dr. K. Scherzer und erlaube
mir hier allen diesen Herren meinen besonderen Dank auszudrücken. Wie
in dem vorjährigen ersten Bande, sehen wir auch in dem zweiten die
Richtung gleichsam angedeutet, welche für unsere geographische Gesell-
schaft gleichsam vorgezeichnet ist, denn auch hier herrscht unser eigenes
schönes Kaiserreich so wie der Osten vor, da unter den 16 Abhandlun-
gen 6 auf die österreichische Monarchie, 6 auf Asien, 1 auf Afrika sich
beziehen, und 3 mehr allgemeinen Inhaltes sind.
Wir sind aber auch denjenigen Herren zu besonderem Danke ver-
pflichtet, welche durch das lebendige Wort in den allgemeinen Versamm-
lungen so viel zu unserer Belehrung und geistigen Unterhaltung beitrugen.
16 Jahresversammlung am 9. November 1858.
Mit wahrer Befriedigung werden Sie meine Herren sowohl aus der
Abtheilung der Abhandlungen, wie der Sitzungsberichte entnehmen, dass
auch in dieser und gewiss der wichtigsten Abtheilung der Wirksamkeit
unserer Gesellschaft die Leistungen des eben vergangenen nicht hinter
denen des Vorjahres geblieben sind, und ich kann nur die Herren ein-
laden, auch in dem nun zu beginnenden Jahre eine eben grosse Theil-
nahme an der Thatigkeit der Gesellschaft entwickeln zu wollen.
Ich kann nicht umhin, hier meinem hochverehrten Freunde, unserem
allverehrten Hrn. Vice-Präsidenten Sectionsrath Haidinger, sowie den
Herren Ausschussmitgliedern Schulrath Dr. M. Becker und Bergrath F. v. Hauer
meinen verbindlichsten Dank auszudrücken für die Bereitwilligkeit, mit der
sie sich während meiner längeren Abwesenheit der Redaction der Mitthei-
lungen, und den Secretariatsgeschäften unterzogen.
Was die Vertheilung der Druckschriften betrifft, so wurde sie in
diesem Jahre folgender Massen vorgenommen:
Von dem ersten Jahrgange wurde ausser den bereits in dem Rechen-
schaftsberichte vom vorigen Jahre ausgewiesenen 41 2 Exemplaren noch Yertheilt
12 an Mitglieder des kaiserlichen Hauses und an Ehrenmitglieder,
48 an neu eingetretene Mitglieder,
78 an Gesellschaften, mit welchen Verbindungen angeknüpft wurden.
550 Exemplare des 1. Bandes wurden demnach bisher vertheilt und es bleiben
450 Exemplare als Rest der ganzen Auflage.
Von dem zweiten Bande wurden vertheilt:
374 an die ausserordentlichen und ordentlichen Mitglieder ,
31 an die Mitglieder des allerhöchsten Kaiserhauses und an mehrere
Ehrenmitglieder,
119 an verschiedene Gesellschaften und Institute; daher
524 Exemplare im Ganzen und es bleiben
476 Exemplare als Rest der ganzen Auflage übrig.
Was den Stand der Kasse der Gesellschaft, sowie die Einnahmen
und Ausgaben im Laufe dieses Jahres betrifft, so habe ich die Ehre,
Ihnen meine Herren im Nachfolgenden einen Auszug der von den Herren
Censoren revidirten Jahresrechnung, welche wir den freundlichen Bemü-
hungen des Herrn Rechnungsführers E. Hornig und des Herrn Kassiers
A. Artaria verdanken, im Nachfolgenden mitzutheilen:
Einnahmen»
Kassarest vom Jahre 1857 , . . . 1011 fl. 37 kr.
Jahresbeiträge 1919 „ — „
Zinsen von Obligationen 20 „ 42 „
Summa 2951 „ 19 „
Ausgaben.
Druck der Mittheilungen . 1546 fl. 46 kr.
Kanzlei-Erfordernisse . 87 „ 32 „
Remuneration des Scriptor 200 „ — „
„ des Vereinsdieners ........ 100 „ — „
Auslagen für Bibliothek 88 „ — „
Postporto 199 „ 40 „
Reise-Unterstützung 150 „ — „
Summa 2371 „ 58 „
Es verbleibt demnach ein Rest von 579 fl. 21 kr., wovon 160 fl.
CMze. in 5% Obligationen, für die Einnahmen von 1859: rechnet man
F. Foetterle. 17
hiezu die Beiträge von 18 ausserordentlichen Mitgliedern mit 264 fl. , die
Zinsen der lebenslänglichen Einzahlungen von 3 Mitgliedern mit 15 fl. und
die Jahresbeiträge von 353 ordentlichen Mitgliedern, mit 1765 Gulden,
so haben wir eine Einnahme für das Jahr 1859 von 2623 Gulden CMze.,
ungerechnet der noch sicher zu erwartenden Einnahme von Beiträgen neu
eintretender Mitglieder. Es erscheint diese Summe im Vergleiche mit der
vorjährigen Einnahme von 2951 fl. 19 kr. zwar um 328 fl. geringer,
allein wenn man bedenkt, dass am Schlüsse des vergangenen Jahres ein
Rest von 1011 Gulden von einer zweijährigen Einnahme, und einer blos
einjährigen Ausgabe , sehr viel zu der Höhe jener Einnahmssumme beitrug,
so muss die im künftigen Jahre zu erwartende Einnahme als ein bedeu-
tender Fortschritt in der Vermehrung der disponiblen Geldmittel betrachtet
werden. — Als ein bedeutungsvolles und erfreuliches Zeichen der Theil-
nahme, an den Interessen der Gesellschaft wollen Sie es betrachten, dass
bloss eine sehr geringe Anzahl von Mitgliedern bisher ihrer Verpflichtung
der Leistung des Jahresbeitrages für 1858 nicht nachgekommen sind, unter
diesen sind jedoch die meisten auswärts, denen es nicht an Willen, son-
dern an geeigneter Gelegenheit zur Einsendung mangelte, und bei denen
an der Leistung nicht zu zweifeln ist.
Nachdem ich Ihnen, Meine Herren , einen kurzen Ueberblick über die
innern Angelegenheiten unserer Gesellschaft entworfen habe, und zum
Schlüsse gelangt bin, habe ich Ihnen noch im Namen des Ausschusses
den Dank desselben auszudrücken für die Unterstützung und Aufnahme,
die Sie seinen Anträgen zu Theil werden Hessen, sowie für die Theil-
nahme, die Sie den Interessen der Gesellschaft zollten ; erlauben Sie mir,
meine Herren, Ihnen hier noch speciell meinen eigenen Dank auszudrü-
cken für die besondere Nachsicht mit der Sie stets die Güte hatten,
meine Thätigkeit für die Gesellschaft zu beurtheilen; ich habe volle
Ursache dieselben namentlich für das vergangene Jahr in Anspruch zu
nehmen, wo mich mein specieller Beruf für längere Zeit den Interessen
der Gesellschaft entzog: nehmen Sie schlüsslich die Versicherung, dass
ich mit gleicher Vorliebe fortfahren werde , mir die Interessen der
Gesellschaft wie bisher angelegen sein zu lassen, und sie ebenso zu
vertreten; und ich kann nur mit der inständigsten Bitte an Sie Alle
meine Herren schliessen, mich auch fernerhin in diesen meinen Bestre-
bungen wie bisher unterstützen zu wollen."
Da nun nach Erstattung des wissenschaftlichen sowie des Rechen-
schaftsberichtes über das eben abgelaufene Vereinsjahr die Function des
Präsidenten zu Ende geht, so dankte Se. Durchlaucht Fürst von Salm
nochmals der Gesellschaft für das ihm während seiner Function als Prä-
sident bewiesene Vertrauen und ersuchte die Versammlung zur Wahl eines
neuen Präsidenten schreiten zu wollen.
Herr k. k. Generalmajor L. Kintzl ergriff hierauf das Wort und
dankte im Namen der ganzen Gesellschaft dem abtretenden Herrn Präsi-
denten für die rastlose und erfolgreiche Vertretung der Interessen der
Gesellschaft, und die ganze Versammlung stimmte mit Freuden diesem
Ausdrucke des Dankes bei.
Da nun den Statuten der Gesellschaft gemäss der abtretende Präsi-
dent zu derselben Function nicht wieder wählbar ist, so stellte der Aus-
schuss der Versammlung den Antrag, dieselbe möge den k. k. Sec-
tionschef Herrn Dr. Carl Freiherrn von Czoernig für das nächste
.Minheilungen der k. k. geogr. Gesellschaft. III. Bd. I. Heft. *>
jg Versammlung am 23. November 1858.
Vereinsjahr zu ihrem Präsidenten wählen, welcher Antrag angenommen
wurde.
Hierauf wurden über Antrag des Ausschusses als Ersatz für drei
den Statuten gemäss austretende und nicht wieder wählbare Vicepräsi-
denten u. z., die Herren k. k. Regierungsrath J. Chine i, k. k. Generalma-
jor A. v. Fligely und Graf C. Lanckoronski zu neu eintretenden
Vicepräsidenten gewählt die Herren: Se. Durchlaucht Fürst von Salm-
Reifferscheid, Se. Excellenz K. Freiherr v. Hunzinger und Herr
k. k. Generalmajor L. Kintzl. Zum Kassier wurde Herr A. Artaria,
zu Rechnungs-Censoren die Herren A. Harmat und G. A. Schimmer
wieder gewählt.
Da auch den Statuten gemäss das Loos zum Austritt aus dem
Ausschusse sieben Ausschussmitglieder traf, und zwei andere Ersatzwahlen
stattzu6nden hatten, so wurden zu neuen Ausschussmitgliedern gewählt die
Herren: Generalmajor A. v. Fligely, k. k. Major E. Pechmann, k. k.
Hauptmann J. Cyhulz, Professor Dr. K. Heller und Professor Dr. J.
Zhishman; und die Herren V. Freiherr von Andrian, Dr. L. Fitzin-
ge r, K. Fritsch und Dr. M. Hörn es wiedergewählt.
Als neu eintretende ordentliche Mitglieder wurden gewählt die Her-
ren L. Kastner, Vorstand der Registratur der k. k. pr. Kreditanstalt,
Dr. J. Lorenz, k. k. Professor am Obergymnasium zu Fiume, und J.
Skuppa, Hauptmann im k. k. Militär-Ingenieur Geographen-Korps.
Hr. Foetterle zeigte nun mehrere Geschenke vor, welche der
Gesellschaft in letzterer Zeit zugekommen sind. Se. Hochwürden Herr
M. Kirchner, prov. Provicar der katholischen Mission in Central-Africa
zu Chartum , der seit kurzer Zeit sich in Wien befindet , hatte der
Gesellschaft einige ethnographische Gegenstände für ihr kleines Nubisches
Museum übergeben. Ein äusserst werthvolles Geschenk an Druckschriften,
bestehend aus 74 Bänden, verdankt die Gesellschaft Sr. Excellenz Herrn
Freiherrn v. Hi et zi nger, es befindet sich darunter die vollständige Ausgabe
von K. Ritter's Erdkunde, so wie mehrere andere Werke von Dr. H. Berg-
haus, Gaspari Hasel und Canabich, v. Lic htenstern, Somm er und
sein eigenes Werk „Statistik der österreichischen Militärgrenze."
Hr. Dr. L. A. Frank 1 überreichte durch den Secretär der Gesell-
schaft nebst seiner eigenen Beschreibung „nach Jerusalem" und Inschrif-
ten des alten jüdischen Friedhofes auch sein Gedicht „an die hingeschie-
dene Freundin Ida Pfeiffer" in zahlreichen Exemplaren, die an die
Anwesenden vertheilt wurden.
Das ordentliche Mitglied, Herr k. k. Professor P. Matkovich in
Warasdin, sandte die Kopie einer topographischen Karte des Gebietes
von St. Michel di Lemmo in Istrien, welche er während seiner diesjäh-
rigen Studien im Museo Correr in Venedig fand und kopirte, nebst einer
Beschreibung (Siehe dieses Heft: Abhandlungen Nr. III, S. 32.)
Versammlung am 23. \ovember 1858.
Der Herr Präsident k. k. Sectionschef Freiherr von Czoernig führte
den Vorsitz und eröffnete die Sitzung, indem er der Gesellschaft den Dank
für seine Wahl zu ihrem diessjährigen Präsidenten ausdrückte.
Zu neuen ordentlichen Mitgliedern wurden gewählt die Herren: k. k.
Oberlieutenant H. v. Acken, Abt und Domherr J. Mislin, Fabriksbesitzer
H. von Rosthorn, k. k. Oberlieutenant J. Schallerund Dr. G. Stäche.
Dr. J. Schmidt. 19
Der Astronom der Sternwarte zu Athen, Herr Dr. Julius Schmidt
macht einige Mittheilungen über den Fortgang seiner die Metallbarometer
betreffenden Untersuchungen. Indem er kurz die zu Olmütz im Jahre 1854
begonnenen Versuche, dann seine Beobachtungen in Italien, endlich seine im
Jahre 1857 unter Mitwirkung des Herrn Prälaten v. Unkrechtsberg ausge-
führten Vergleichungen zwischen Metall- und Quecksilber-Barometern berührt,
zeigt er die Gestalt der Kurven , durch welche man die Variationen der
Aneroide-Stände gegen den Stand des Quecksilbers ausdrückt und die gerin-
gen Aenderungen desselben, welche aus theils bekannten, theils unbekannten
Ursachen seit 1857 eingetreten sind. Die Reisen der Herren Bergrathes F.
r. Hauer und Baron F. v. Richthofen in Ungarn (1858) gaben ihm Veranlas-
sung, aufs neue sich mit den Metallbarometern zu beschäftigen, indem jene
Herren sich solcher Instrumente zu ihren zahlreichen hypsometrischen
Bestimmungen bedienten. Um diese wichtige Beobachtungsreihe in fast unbe-
kannten Länderräumen sicher berechnen zu können, ward für beide Metall-
barometer die ganze Untersuchung wieder angefangen und durch die am 28.
October in Begleitung des Herrn Gustav Ts eher mack unternommene Bestei-
gung des Gloggnitzer Schneeberges zum Abschlüsse gebracht. Herr Schmidt
machte schliesslich darauf aufmerksam, dass er diessmal zu Argumenten sei-
ner Reductionstafeln die wahren (von Wärme corrigirten) Stände des Metall-
barometers benutzt, wodurch jetzt jede Art von ermüdender Interpellation
wegfällt, die dann auftritt, wenn mehrere Stände des Quecksilbers gemacht
werden.
Nach dieser Notitz über Metallbarometer sprach Herr Dr. Schmidt
etwas ausführlicher über den grossen, am 2ten Juni 1858 von Donati in
Florenz entdeckten Kometen.
Nach den Rechnungen der Herren Beult es in Berlin, Stampfer und
Löwy in Wien bewegt sich der Komet in einer langgedehnten Ellipse in
einer Zeit von 2100 bis 2500 Jahren, welche sich bei der definitiven Bahn-
bestimmung viel sicherer wird angeben lassen.
Die merkwürdigen Erscheinungen an dem Kometen schilderte Hr. Schmidt
nach seinen eigenen Beobachtungen, ohne indessen mehr als die wichtigsten
Punkte hervorzuheben : Sichtbarkeit des Kometen in der Dämmerung und am
Tage ; Zeit des grössten Glanzes, nicht genau mit der Umdrehung überein-
stimmend; Länge des Schweifes, die vom 7. bis 11. October leicht bis zu
40° und mehr (gemessen in der Krümmung des Schweifes) erkannt werden
konnte. Am 11. October Hess sich der Schweif bis zum Kopfe des Drachen
verfolgen, während der Kern im Aequator stand. Sodann ward der Zurück-
biegung des Schweifes gedacht , oder seines Zurückbleibens hinter der
Richtung des Radius Vector; endlich des mächtigen Phänomens der Licht-
ausströmung des Kernes, welche in der Gestalt von conzentrischen Kugel-
schalen am Kerne aufsteigend sich in der Gestalt von lichten Kreisbogen
oder Heiligenscheinen um den glänzenden Nucleus bildeten. Diese Ausströ-
mung erreichte, gemessen am Kerne in der Richtung zur Sonne hin,
oft 2000 geographische Meilen im Halbmesser und , unterstützt durch
zahlreiche Mikrometermessungen zwischen dem 2. und 18. October Hessen
sich Näherungswerthe, wenn auch nur ganz im Rohen, für die Geschwin-
digkeiten ermitteln, mit welchen der Kern des Kometen die Lichtmeteore
gegen die Sonne hin ausströmte. Diese Geschwindigkeiten sind sehr
gross, grösser als die unserer Orkane, und selbst grösser als die des
Schalles und des Lichts,
2*
20 Versammlung am 2?> November 1858.
Zuletzt wurden noch die Versuche mit der von Herrn Sectionsrath
Haidinger für Krj Stallbeobachtungen mit so vielem Erfoige in Vorschlag
gebrachten dichroskopischen Lupe erwähnt, um nämlich die Anwesenheit
des polarisirten Lichtes am Kometen durch eine längere Beobachtungsreihe
zwischen dem 25. September und dem 18. October herzustellen.
Zum Schluss legte Herr Schmidt photographische Tafeln über den
Kometen vor, die der ausgezeichnete Photograph Herr Ludwig Angerer
nach Handzeichnungen des Beobachters in sehr gelungener Weise ausge-
führt hatte.
Die ganze mit vielen Abbildungen versehene Abhandlung über den
Kometen wird in diesem Winter zu Athen durch den Druck veröffent-
licht werden.
Der Herr Vize-Präsident Freiherr v. H eifert bespricht, anknüpfend
an einen am 17. Februar 1857 über denselben Gegenstand gehaltenen
Vortrag des Herrn Ministerial-Secretärs Dr. Anton Beck, den Mangel
eines allgemeinen topographischen Lexikons von Oesrerreieh. Im Jahre
1851 ist die erste Abtheilung eines allgemeinen Post-Lexikons von Oester-
reich, herausgegeben vom Postkursbureau des k. k. Handelsministeriums,
erschienen, Unterösterreich enthaltend. In den Jahren 1852 — 1858 erschien
in 17 Heften die zweite Abtheilung dieses Werkes, nicht mehr ein ein-
zelnes Kronland enthaltend, sondern eine Kronländer- Gruppe, nämlich
Böhmen , Mähren und Schlesien. Seitdem ist nichts weiter heraus-
gekommen, was um so mehr zu bedauern, als die an's Licht getretenen
Theile in der That auf das Vollständigste und Verlässlichste alle Anfor-
derungen erfüllen, die an ein Unternehmen dieser Art gestellt werden
können. Zwei Privatunternehmungen , die seitdem an die Oeffentlichkeit
kamen, lassen dieses Bedauern nur in erhöhtem Grade hervortreten. Der
einen, einem topographischen Handwörterbuch von Galizien, Krakau und
Bukowina, Lemberg 1855, lässt sich zum Lobe nachsagen, dass es wohl
Alles leiste, was durch die Privatkräfte eines Einzelnen geleistet werden
kann. Allein mit dem amtlich zu Gebote stehenden Materiale verglichen,
enthält diese so sorgfältige Arbeit vielleicht eben so viele Lücken als
Daten; mindestens hat eine, noch durchaus nicht auf erschöpfende Voll-
ständigkeit Anspruch machende Vergleichung gezeigt, dass den 11 ersten
Nummern dieses Lexikons 12 Nummern entgegengestellt werden können,
die entweder ganz fehlen oder wo die bei der Verschiedenheit der Les-
arten eines und desselben Ortsnamens unerlässlichen Vorweisungen mangeln.
Lässt schon eine sich auf ein einzelnes Kronland oder eine Kronländergruppe
beschränkende Privatarbeit so erhebliche Lücken wahrnehmen , so muss dies
begreiflicherweise noch mehr der {''all sein, wenn sich die Kräfte eines Ein-
zelneu an ein den ganzen Umfang des grossen Kaiserreiches umfassendes
Unternehmen wagen. Dies ist bei dem 1857 mit der ersten Lieferung
begonnenen topographischen Universal-Lexikon des österreichischen Kaiser-
staates von J. A. Jarosch der Fall. Der seitdem verstorbene Verfasser,
Jarosch, hat seinem Werk den alten Crusius zu Grunde gelegt, die neue
politische und gerichtliche Eintheilung oft ganz unrichtig beigefügt, wo es
ihm nicht zusammenging, ganz fallen gelassen; dabei ist dem Verfasser der
Unfall begegnet, dass er auch solche Orte anführt, die zu Crusius Zeiten
allerdings zu Oesterreich gehörten, seitdem aber in Folge von Grenzberich-
tigungen an Nachbarstaaten abgetreten worden sind; der Auslassungen und
Unrichtigkeiten oder mangelhaften Angaben ist eine Unzahl. Diese beiden
Dr. A. Freih. v. Helfert. F. v. Hauer. 21
jüngsten Erscheinungen auf dem Gebiete der topographischen Lexikographie
Oesterreichs müssen daher, wie gesagt, das Bedauern nun erneuern und
steigern, dass das vom Kursbureau des k. k. Handelsministeriums seit Jah-
ren angesammelte vollständige und verlässliche Materiale leider noch immer
der so wünschenswerten Veröffentlichung entgegenharrt. Es ist von mehre-
ren Seiten die Vermuthung ausgesprochen worden, dass die geographische
Gesellschaft selbst die Ausführung eines solchen Werkes in die Hand neh-
men werde. Hierüber wäre, nach Hrn. Freiherrn v. Helfert's Meinung, Fol-
gendes zu erwiedern : Wenn die geographische Gesellschaft einmal den IM an
einer allgemeinen österreichischen Topographie in Angriff nehmen wollte, so
dürfte diess in keiner andern Weise geschehen, als in einer solchen, die
der Stellung und dem Berufe dieser Gesellschaft würdig und entsprechend
wäre; so müsste dieses ein wissenschaftliches Nationalwerk sein , welches
die topographischen Wissenswürdigkeiten nach allen Richtungen hin umfasste,
also nicht bloss Nomenklatur, Distanzen, politische und gerichtliche Zustän-
digkeit u. s. w., sondern auch geographische Lage, Klima, Bevölkerung, aber
ferner Lokalgeschichte, soziale Verhältnisse, Industrie, Handel, Wissenschaft
u. s. w. ; so könnte diess nicht in der wenn auch practischen, so doch unmetho-
dischen Gestalt eines Namensverzeichnisses, sondern nur nach Theilungsgrün-
den geschehen, welche der natürliche Zusammenhang der Dinge an die Hand
gibt. Ein solches Werk würde aber begreiflicherweise jahrelanger Vorbereitun-
gen bedürfen, es würde, wenn es auch mit allem Eifer betrieben würde, eine
Reihe von Jahren zu seinem Erscheinen fordern. So lange diess nicht geschieht,
sollte die geographische Gesellschaft, nach Herrn Freiherrn v. Helfert's
Ansicht, wenigstens solchen topographischen Unternehmungen, welche inner-
halb enger gezogener Grenzen Verdienstliches, oder wie die bisherigen Publi-
kationen des Postkurs-Bureau Ausgezeichnetes leisten, und welche, wenn gleich
zunächst nur der Befriedigung practischer Bedürfnisse gewidmet, dennoch auch
der wissenschaftlichen Forschung nicht unergiebige Ausbeute versprechen, ja
ein unentbehrliches Nothbehelf sind, so sollte die Gesellschaft solchen Unter-
nehmungen jedenfalls ihre warme Sympathie und ihr reges Interesse zuwenden.
Herr Freiherr v. Hei fert behält sich vor, einen hierauf bezüglichen Antrag bei
dem Ausschusse der Gesellschaft einzubringen.
Herr Bergrath Franz von Hauer legte die bisher erschienenen 8 grossen
Quartbände des amerikanischen Prachtwerkes: Reports of Eccplorations and
Surveys to ascertain the rnost practicable and economical route for a railroad
from the Missisippi river to the Pacific Ocean, made under the Directum of
the Secretary of War in 1853 — 1854, zur Ansicht vor. Den ersten Band, der
im Jahre 1855 erschien, hatte die k. k. geographische Gesellschaft schon vor
längerer Zeit durch den k. k. Herrn Generalkonsul C. J. Loosey zum
Geschenke erhalten und er war in der Versammlung am 11. September 1856
von Herrn Sectionsrath Hai ding er vorgelegt worden, die ganze Reihe der
übrigen, die in den Jahren 1855 bis 1857 erschienen verdankt die k. k. geo-
graphische Gesellschaft Herrn Jefferson Davis, Kriegssekretär der Vereinigten
Staaten , unter dessen unmittelbarer Oberleitung die Untersuchungen, deren
Ergebnisse in dem Werke verzeichnet sind, ausgeführt wurden.
Diese Untersuchungen wurden angeordnet von dem Kongress der Verei-
nigten Staaten, der in seinen Sitzungen vom 3. März 1853, 31. Mai 1854 und
5. August 1854 erst 150,000 dann 40,000 und dann wieder 150,000, also
zusammen 340,000 Dollars (728,565 fl. Oe. W.) für dieselben bewilligte.
Der Druck der gesammten Berichte in den vorliegenden Bänden wurde
22 Versammlung am 23. November 1858.
vom Senate in seiner Sitzung am 24. Februar 1855 angeordnet, und zwar
wurden 10,000 Abzüge für den Gebrauch des Senates, 500 für den Kriegsse-
cretär und je 50 Exemplare für jeden der bei den Untersuchungen beschäftigten
kommandirenden Offiziere bestimmt.
Im ganzen wurden im Verlaufe der Jahre 1853, 1854 und 1855 fünf
Hauptlinien, manche derselben mit verschiedenen Varianten zwischen dem Strom-
gebiet des Missisippi und dem stillen Ocean, dann zahlreiche Linien in Califor-
nien und Oregon untersucht. JedeLinie war einer besonderenAbtheilung, beste-
hend aus Offizieren vom Corps der topographischen Ingenieure, Naturforschern,
Civil-Ingenieuren und Assistenten, einen Maler, wissenschaftlichen Sammlern
u. s. w. übergeben; wo erforderlich, war auch eine militärische Escorte bei-
gegeben.
Der Umfang der geleisteten Arbeiten dürfte das folgende summarische
Inhaltsverzeichniss der bis jetzt erschienenen achtBände der „Reports" am besten
ersichtlich machen.
Bd. I. A. Bericht des Kriegssecretärs an das Repräsentanten-Haus über die ver-
schiedenen vorgenommenen Untersuchungen 33 Seiten. Eine Uebersichts-
Karte und 2 Tafeln mit Profilen der untersuchten Routen.
B. Prüfung der Berichte über die Untersuchungen der Jahre 1853 und
1854 für Eisenbahnrouten vom Missisippi zum stillen Ocean, und früherer
Untersuchungen die auf denselben Gegenstand Bezug haben von Capt. A.A.
Humphreys und Lieutenant G. K. Warren 74 Seiten.
C. Eisenbahn Memoranda von Capitän Geo. B. Mc. Clellan 15 Seiten.
D. Bericht über die Kosten des Transportes von Truppen und ihren Erforder-
nissen nach Californien, Oregon, Neu-Mexiko u. s. w. von General Tho-
mas S. Jesup. 2 Seiten.
E. Bericht über die Untersuchungen für eine Route nah am 47. und 49. Grad
nördlicher Breite von St. Paul nach Puget Soned von J. J. Stevens,
Gouverneur des Washington Territoriums. 651 Seiten.
Bd. II. A. Bericht von Lieutenant E. G. Beckwith über die von Capitän J. W.
Gunnison untersuchte Linie zwischen dem 38. und 39. Parallelkreis von
der Mündung des Kansas-Flusses zum Sevier-See. (Capitän Gunnison
selbst war bei seiner Arbeit zugleich mit dem Topographen und Maler Herrn
Kern und dem Botaniker F. Kreutzfeldt von den Pah-Utah-Indianern
ermordet worden) 128 Seiten mit 13 landschaftlichen Darstellungen in
Farbendruck, Tafeln der meteorologischen Beobachtungen, Höhenmes-
sungen u. s. w.
B. Bericht von Lieutenant E.[G. Beckwith über die Linie am 4ten Parallelkreis.
96 Seiten. Angeschlossen der 1.) Bericht von James Schiel über die
Geologie der Gegend zwischen dem 38 und 41ten Grad. 17 Seiten mit
vielen Holzschnitten und vier Tafeln mit Abbildungen von Petreffacten dann
2) Bericht von John Torray und Asa Gray über die botanischen Ergeb-
nisse der Expedition. 14 Seiten mit 10 Tafeln.
C. Bericht von Fred. W. Lander über die Recognoscirung einer Route von
Puget Sound über den South -Pass zum Missisippi. (Derselbe hatte diese
Untersuchung im Jahre 1854 auf eigene Kosten ausgeführt, und das
Repräsentanten-Haus beschloss seinen Bericht jenen der anderen Expedi-
tionen beizuschliessen. 45 Seiten.
D. Bericht von Capitän John Pope über die Untersuchung der Route nah am
32. Grad n. B. vom Red Riner zum Rio Grande 156 Seiten mit Tabellen
wie oben dazu.
Fr. v. Hauer. 23
1. Botanischer Bericht von John Torrey und Asa Gray, 20 Seiten
mit 10 Tafeln.
2. Geologischer Bericht von William P. Blake SO Seiten mit 1
geologischen Karte und einer Tafel mit Profilen.
E. Bericht von Lieutenant John G. Parke über den Theil derselben Route zwi-
schen Dona Ana am Rio Grande und Pirnas Villages am Gila. 28 Seiten.
F. Auszüge aus den Berichten von Lieutenant Col. W. H. Emory über in den
Jahren 1846 und 1847 gemachte Untersuchungen jenes Theiles derselben
Route der zwischen dem Zusammenfluss des S. Pedro mit dem Gila und
dem Zusammenfluss des Letzteren mit dem Colorade liegt. (20 Seiten).
Bd. III. A. Auszüge aus dem vorläufigen Berichte von Lieutenant A. W. Whipple
über die Route nah am 35. Parallelkreis. 36 Seiten.
B. Hauptbericht von Lieutenant A. W. Whipple über die bezeichnete Route
und zwar:
1) Reisetagebuch 136 Seiten mit 20 landschaftlichen Ansichten, theils
Tafeln in Farbendruck, theils Holzschnitten.
2) Bericht über den topographischen Charakter der Gegend. T7 Seiten,
5 Tafeln, viele Tabellen.
3) Bericht über die Indianer-Stämme von Lieutenant Whipple, Thomas
Ewbank, und Professor W. M. W. Turner, mit Vocabularien der
indischen Sprachen, einer Geschichte der Apacher und anderer
Stämme und 42 Abbildungen. (127 Seiten).
4) Bericht über die Geologie der Route und zwar a) Bericht über die
Sammlungen von Will. P. Blake, und b) Resume und Feldnotizen
von Jules Marcou. Zusammen 175 Seiten mitl geologischen Karte,
einen Durchschnitt vom stillen Ocean bis zum Missisippi. 2 Tafeln
Abbildungen von Petreffacten aus der Kohlenformation und der Krei-
deformation und vielen Holzschnitten.
Bd. IV. Fortsetzung von Lieutenant A. W.Whipple's Hauptbericht.
5) Bericht über die Botanik der Expedition bestehend aus
a) Allgemeine Beschreibung des botanischen Charakters der Gegend von
J. M. Bigelow. 8., 216 Seiten.
6) Beschreibung der Waldbäume von demselben. Seite 17 — 26 mit einer
grossen Tafel, einem botanischen Profil, welches die Verbreitung
der Baumarten entlang der Boute ersichtlich macht.
c) Beschreibung der Cactien von George Engelmann und J. M. Bige-
low. S. 27—58 mit 24 Tafeln Abbildungen.
d) Beschreibung der allgemeinen botanischen Sammlungen Yon John
Torrey. S. 59—182 mit 25 Tafeln Abbildungen.
e) Beschreibung der Moose und Leberkräuter von W. S. Sullivant. S.
183 — 193 mit 10 Tafeln.
6) Vorläufige Notizen über die zoologischen Ergebnisse der Expedition
von Dr. B. B. Kennerly. 17 Seiten.
Endlich Anhänge und zwar astronomische und magnetische Beobachtungen,
Höhenmessungen, meteorologische Beobachtungen u. s. w. durchaus Zahlenre-
sultate. 288 Seiten.
Bd. V. Bericht des Lieutenants R. S. Williamson über dieRoutenin Californien
zur Verbindung mit den Routen nah am 35. und 32. Parallelkreis und zwar
1) Reisebericht. 43 Seiten mit 24 Ansichten theils Holzschnitte, theils
Tafeln im Farbendruck.
2) Geologischer Bericht von Will. B. Blake. 310 Seiten mit 12 Tafeln
24 Versammlung am 23. November 1858.
landschaftlichen Ansichten in Farbendruck, 8 Blättern mit Durch-
schnitten, vier geologischen Karten, vielen Holzschnitten u. s. w.
Dazu als Anhänge
«) Notizen über fossileFische von Prof. Louis Agassiz.4 Seiten, ITafel.
b) Beschreibung fossiler Muscheln (Tertiäre und jüngere) von T. A.
Conrad. 13 Seiten, 8 Tafeln.
c) Catalog der rezenten Muscheln und Beschreibung der neuen Arten von
Augustus A. Gould. 7 Seiten, 1 Tafel.
d) Brief von Prof. J. W. Bailey über die Struktur einer fossilen Pflanze
vom Posuncula-Biver. 1 Seite.
e) Beschreibung der Structur des fossilen Holzes aus der Colorado Wüste
von Prof Geo. C. Seh äffe r. 2 Seiten, 1 Tafel.
f) Chemische Untersuchung von Bodenarten u. s.w. von J. D. Easter.
4 Seiten.
g) Catalog der geologischen Sammlung und Beschreibung einzelner Stücke.
15 Seiten.
k) Beschreibung der von \V. P. Blak e gesammelten (rezenten) Pflanzen
von John Torrey. 12 Seiten, 10 Tafeln.
3) Botanischer Bericht von E.Durand und T. C. Hilgard. 15 Seiten mit
17 Tafeln. Dazu Anhänge wie früher 14 Seiten.
Bd. VI. Bericht von Lieutenant Henry L. Ab bot über die unter dem Commando
des Lieutenant B. S. Williamson im Jahre 1855 in Oregon und Califor-
nien untersuchten Bouten.
1) Allgemeiner Bericht 134 Seiten mit 12 Tafeln, landschaftliche Ansich-
ten in Farbendruck.
2) Geologischer Bericht und zwar
d) Bericht über die Geologie der Boute von J. S. Ne w berry 68 Seiten
mit 1 Tafel und vielen Holzschnitten.
6) Beschreibung der Tertiärfossilen von T. A. Conrad. 5 Seiten, 4Tafeln.
c) Analyse von Wasser und Mineralien von den hot Springs im Des chutes-
Thal von L. M. Dornbach. 5 Seiten.
d) Catalog der gesammelten Mineralien und Fossilien. 7 Seiten.
3) Bericht über die Botanik der Boute von J. S. Newberry. 102 Seiten
mit 16 Tafeln, darunter die 10 ersten Abbildungen von Bäumen in
Farbendruck. An der Bestimmung der Pflanzen hatten die Herren
John Torrey, W. S. Sullivant, und Eduard Tuckermann
theilgenommen.
4) Zoologischer Bericht und zwar :
a) Bericht über die gesammelten Fische von Dr. Charl. Girard. 34 Seiten,
11 Tafeln.
b) Mammalien und Vögel von J. S. Newberry. 75 Seiten, 5 Tafeln.
c) Landschneken von W. G. Binney. 4 Seiten. Anhang. Astronomische
Beobachtungen u. s w. wie oben 64 Seiten.
Bd. VII. AJ Bericht von Lieutenant John G. Parke über Bouten in Californien
zur Verbindung mit den Bouten nah am 35. und 32. Grad und über
den Theil der letzten Boute zwischen dem Bio grande und Pirnas
Villages am Gila.
1) Allgemeiner Bericht. 42 Seiten mit 8 Tafeln landschaftlichen Ansich-
ten in Farbendruck.
2) Geologischer Bericht von Thomas Antisell, 204 Seiten mit 14 Tafeln
mit Durchschnitten. 10 Tafeln Petrefacten, 2 geologischen Karten.
F. v. Hauer. F. Foetterle. 25
3) Botanischer Bericht von John Torrey. 28 Seiten mit 8 Tafeln.
Anhänge wie früher 116 Seiten mit 11 Tafeln.
B. Schluss der offiziellen Uebersicht der Berichte und zwar:
1) Auszug der jährlichen Berichte des Kriegssecretärs an den Congress
vom December 1855 und 1856.
2) Berichte über den Fortgang der Untersuchungen von Capitän A. A.
Humphreys an den Kriegssecretär von denselben Jahren.
3) Tafel welche die vergleichsweise Länge, Kosten u. s. w. der ver-
schiedenen untersuchten Routen ersichtlich macht.
Bd. VIII. Generalbericht über die Zoologie der verschiedenen untersuchten
Routen. 1. Theil. Mammalia von Spencer F. Baird. 757 Seiten
mit 60 Tafeln.
Mit diesem Bande ist die Herausgabe der Berichte noch nicht geschlossen,
noch steht in weiteren Bänden die Beschreibung der anderen Classen des Tier-
reiches in Aussicht.
Der ungeheuren Masse wissenschaftlichen Materiales gegenüber, welches
die ganze Publication darbietet, ist jedes weitere Eingehen auf Details an diesem
Orte unthunlich nur die auf die Frage der zu erbauenden Eisenbahn, bezügliche
Schlusstabelle aus dem 7. Bande möge hier noch eine Stelle finden. Sie gibt in
gedrängtester Form Antwort auf die Frage um derentwillen zunächst die ganzen
Untersuchungen eingeleitet worden waren. (Die Tabelle siehe die folgende Seite.)
Herr k. k. Bergrath Foetterle zeigte bei 100 verschiedene Blätter
landschaftlicher Darstellungen vor, welche er zu diesem Zwecke dem Ver-
fasser derselben, dem ausgezeichneten Maler Herrn k. k. Rathe und Pro-
fessor Thomas Ender verdankte. Es sind Aquarell-Studien, von dem
Letzteren im vergangenen Sommer in der erstaunlich kurzen Zeit von
3 1 /, Monaten der Natur selbst entnommen. Sie beziehen sich auf die
Thäler der Rienz und der Boite mit den Ansichten des Toblacher-, Dürrn-
und Misurina-See's, von Peutelstein, von Cortina, des Anteiao, des Pelmo,
von Balle, Pieve die Cadore und des Lago die Sta. Croce bei Belluno,
ferner auf das Drau-, Lieser und Malta-Thal mit den Ansichten von
Innichen, des Sextenthaies und von Innerfeld, von Lienz, von Greifenburg,
Spital, Gmünd, Malta, und des Gössgrabens, von Millstadt und des Mill-
städter-See's, von Ostrawitz, Geiersberg, des Wörther-See's u. s. w. Sie
geben eine naturgetreue Ansicht aller dieser Gegenden in ihrem Zusam-
menhange. Es sind nicht nur meisterhaft ausgeführte Bilder sondern sie
geben den Charakter der Gegend, den Einfluss des Gesteins auf die
Beschaffenheit des Terrains, die Verschiedenheit der Formation mit einer
so wundervollen Auffassung, wie diess selbst bei den grössten Kunst-
werken dieser Art sehr schwer wieder zu finden ist. Wir sehen in die-
sen Bildern die Grossartigkeit unserer eigenen Alpen, einerseits das wild
romantische Zerrissene der Kalk- und Dolomit-Alpen, so wie das Besänf-
tigende, welches Schiefergebilde auf die ersteren dort ausüben, wo sie
gemeinschaftlich auftreten; auf der anderen Seite zwar noch die Gross-
artigkeit, aber schon mit dem viel sanfteren Charakter derjenigen Gebirge,
welche aus krysfallinischen Gebirgen bestehen, wie dies bei unseren Cen-
tralalpen der Fall. Diese Bilder liefern den schönsten Beweis, wie reich
unsere Alpen an grossen schönen Naturansichten sind.
26
Versammlung am 23. November 1858
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Freih. v. Czoernig. 27
Eingegangene Druckschriften :
Oesterreichs Neugestaltung 1848— i858. Von Freiherrn v. Czoernig. Wien 1858.
Ausweis über den Handel in Oesterreich u. s. w. XIV. XVII. Wien 1856 — 1858. —
Tafeln zur Statistik der österr. Monarchie. N. Folge. 1849—1851. I 1—9 1852—1854.
II 6. 1856—1858. — Mittheilungen aus dem Gebiete der Statistik. VII. 1. Wien.
1858. Von der k. k. Direction für administrative Statistik.
Vergleichende geologische Grundzüge der kaukasisch-armenischen und nordpersischen
Gebirge. Prodromus der Geologie der kaukasischen Länder. Von H. Abich.
St. Petersburg 1858. Vom Verfasser.
Statistique de la France. Territoire, Population, agriculture, Industrie de Paris 1837 —
1856. In 14 Bden. Vom kais. franz. statistischen Bureau, Paris.
Beports of Explorations and surveys to ascertain the most practicable and economical
route for a Bailroad from the Mississippi river to the Pacific Ocean II — VIII.
Washington. 1855 — 1857. Vom Secretär des Kriegsdepart. Washington.
Message from the President of the United States to the tuo Houses of Congress at
the commencement of the Session of the Congress. 1857/58. I — III. Washington 1858.
Beport of the Commerce and Navigation 1857. Washington 1857. — Annual Beport of
the Board of Begents 1656. Washington 1856. — Meteorological andphysical
Tables prepared for the Smithsonian Institution. By Arn. Guyot. 2. edit.
Washington 1858. Von dem Smithsonian Institution in Washington.
Beport of the Superintendent of the Coast Survey showing the progress of the Survey
during the year 1856. Washington 1857. Von Prof. Dr. Bache in Washington.
Journal of the American Oriental Society. New-Haven I — V. 1850 — 1856. Von der
Gesellschaft.
Transactions of the Academy of science. St. Louis I. 2. 1858. Von der Akademie.
Letter of the Lieut. G. K. Warren to the H. G. W. Jones relative to his explo-
rations of Nebraska territory 1858. Vom Verfasser.
The seventh Census of the United States 1850. Dr. Bow. Superintendent of the U. S.
Census. Washington 1856. Vom Yale College, New Haven.
Fortsetzung der Zeitschriften der k. k. Landwirthschaftsgesellschaften in Wien, Agram,
Brunn, Klagenfurt, Gratz, Linz, der Austri», der Militär-Zeitung und des Pest.
Lloyd.
Versammlung am 7. Deeember 1858.
Der Herr Präsident, k. k. Sectionschef Freiherr v. Czoernig führte
den Vorsitz und eröffnete die Sitzung mit der Mittheilung der schweren Ver-
luste , welche die Gesellschaft durch den in letzter Zeit erfolgten Tod meh-
rerer Mitglieder trafen. Er erwähnte zuerst des Todes Sr. Durchlaucht des
regierenden Fürsten Alois Liechtenstein, der durch Betheiligung an so
vielen gemeinnützigen Unternehmungen so Vieles zum allgemeinen Besten
und zur Förderung der Wissenschaft beitrug und dem auch die k. k.
geographische Gesellschaft, wenn er derselben auch nicht angehörte, doch
zu besonderem Danke verpflichtet ist, indem es ihr gestattet sei, das in
seinem Palais befindliche Sitzungslokale der k. k. geologischen Reichsanstalt
zu benützen. Ein sehr schwerer Verlust für die Gesellschaft selbst ist der
Tod ihrer beiden Mitglieder des Freiherrn Viktor v. Andrian-Werburg
und des k. k. Regierungsrathes Josef C hm el. Ersteren ereilte der Tod am
23. November 1. J. in einem Alter von 45 Jahren. Als Ausschussmitglied
verdankt ihm die Gesellschaft eine ungemein grosse Theilnahme an der
Förderung ihrer Interessen, so wie er stets grosses Interesse an vater-
ländischen Unternehmungen zeigte. Chmel starb am 28. November 1. J.
in einem Alter von 60 Jahren. An ihm verlor nicht nur die geographische
Gesellschaft einen sehr theilnehinenden Vice-Präsidenten, sondern Oesterreich
den ausgezeichnetsten Forscher vaterländischer Geschichte, dem diese
Anerkennung in den weitesten wissenschaftlichen Kreisen Europa's zu Theil
wurde. Der Herr Präsident theilte mit, dass, um dieser Anerkennung auch
einen bleibenden Ausdruck zu verleihen, innerhalb der Kaiserlichen Aka-
28 Versammlung am 7. December 1858.
demie und der Central-Commission zur Erhaltung der Baudenkmale der
Entschluss gefasst wurde, Chmel über seinem Grabe ein Denkmal zu
setzen. Ueber Herrn Schulrathes Dr. Becker Antrag wurde eine Be»
theiligung an diesem Unternehmen auch innerhalb der k. k. geographi-
schen Gesellschaft festgesetzt.
Ueber Antrag des Auschusses wurden den Statuten gemäss die Herren
Arth. Wilderich Graf v. Wald er dor ff, und Professor Vincenz Prasch
in Brunn zu ordentlichen Mitgliedern der Gesellschaft gewählt.
Herr Secretär Foetterle legte mehrere Druckschriften und Karten-
werke vor, welche der Gesellschaft im Tausche gegen ihre eigenen Mit-
theilungen zugekommen sind.
Herr Foetterle legte ferner ein für Oesterreich höchst wichtiges
Werk vor, dessen Verfasser der Gesellschaft angehört, „das mineralogische
Lexicon für das Kaiserthum Oesterreich von V. Ritter v. Zepharovic h".
Es ist dies das erste Werk, was die Vertheilung des so reichen Mine-
ralvorkommens Oesterreichs behandelt, und das Verdienst des Verfassers
ist ein um so grösseres, als nur sehr wenige, einzelne Kronländer betref-
fende Vorarbeiten bestanden. Hier sehen wir zum ersten Male Oesterreichs
Mineralreichthum in einer systematisch geographischen Zusammenstellung,
es sind in dem Werke 3237 verschiedene Fundorte von Mineralvorkom-
men aufgeführt, wovon 634 auf Böhmen, 407 auf Mähren, 302 auf Un-
garn, 306 auf Tirol, 238 auf Steiermark, 224 auf Siebenbürgen und
951 auf die anderen Kronländer fallen.
Dem Director des k. k. militärisch-geographischen Institutes, Herrn
k. k. Generalmajor A. v. Fligely, verdankt die k. k. geographische Gesell-
schaft die Mittheilung sehr werthvoller Daten über die Organisation und
den Fortschritt der militärisch-kartographischen Arbeiten in Oesterreich. Herr
k. k. Rath A. Steinhauser hatte diese Daten zu einer für die „Mit-
theilungen" der Gesellschaft bestimmten Abhandlung zusammengestellt, welche
von dem Secretär vorgelesen wurde. (Siehe dieses Heft: Abhandlungen
Nr. I. Seite 1.)
Am Schlüsse legte Herr Foetterle abermals eine grössere Reihe
von landschaftlichen Ansichten vor, welche ihm von dem Verfasser derselben,
dem ausgezeichneten Maler, Herrn k. k. Rath und Professor Thomas Ender
mitgetheilt wurden. Sie beziehen sich auf die Gegenden des oberen Save-
thales von Ratschach bis Radmannsdorf, des Wocheinerthaies von der Wochein
bis Veldes, auf die Umgebung von Tarvis und Raibl, auf das Isonzothal
und auf die Mündung des Val di Ferro in das Tagliamentothal und in die
Ebene von Friaul bei Gemona. Der Einfluss des Kalkes und des Dolomites
auf das Eigenthümliche seiner Gebirgsbildung, ihre steilen und zackigen
Formen, so wie der Einfluss verschiedener Gesteinsformationen auf die
Terraingestaltung sind in diesen der Natur entnommenen Darstellungen auf
eine so ausgezeichnete Weise gegeben, wie dies äusserst selten wieder-
zufinden ist, und man fühlt sich bei Betrachtung dieser Bilder unwillkür-
lich in einen der an Naturschönheiten reichsten Theil unseres Kaiserreiches
versetzt.
Eingegangene Druckschriften :
Oversigt over det Kong. Danske Videnskabernes Selskabs Forhandlinger og dets Medlemers
Arbeider i Aaret 1857. Von der k. Akad. d. Wiss. in Kopenhagen.
Zeitschrift für allgemeine Erdkunde N. F. V. 3. Berlin 1858. Von der Gesellschaft
für Erdkunde in Berlin.
Freih. v. Czoernig. 29
Verhandlungen der Forst-Section für Mähren und Schlesien. H. 33. 44. Brunn 1858.
Von der Forst-Seetion in Brunn.
Bulletino dell' lstmo di Suez III. 21. Torino 1858. Von der Redaction.
Atti dell' I. R. Istituto veneto di scienze, lettere ed arti Ser. III. Vot. III. disp. 9. 10
Venezia 1858. Vom k. k. Institute.
Parallelo chromatische Tafeln zum Studium der Geologie, von Dr.J. R. Lorenz. Gotha 1858.
Atlas der Alpenländer, Schweiz, Savoyen, Piemont, Südbayern, Tirol u. s. w. Nach
dem neuesten Materiale bearbeitet von J. G. Mayr. 1. Lieferung. Titel und
Uebersichtsblatt. Sect. I. IV. Gotha 1858. Von J. Perthes geographischer
Anstalt in Gotha.
Archiducatus Austriae inferioris geographica et noviter emendata accuratissima descriptio.
Jussu et sumptibus inclytorum Archiducatus Austriae inferioris dominorum Sta-
tuum provincialum tabula haec geographica noviter emendata in lucem data est
Anno Sal. dorn. 1697. Jac. Hoffmann et Jakobus Hermundt sculpe. Vom Freih.
v. Stifft.
Verhandlungen und Mittheilungen des Siebenbürger-Vereins für Naturwissenschaften in
Hermannstadt. II 5 — 8 de 1858. Vom Vereine.
lieber den Zusammenhang der Gletscherschwankungen mit den meteorologischen Ver-
hältnissen. Von Carl v. Sonklar. k. k. Major. Wien 1858. Vom Verfasser.
Mittheilungen über wichtige neue Erforschungen auf dem Gesammtgebiethe der Geographie.
Von Dr. A. Petermann. Nr. 10 de 1858. Gotha. Von J. Perthes geogra-
phischer Anstalt in Gotha.
Carta stradale e postale dell' Italia disegnata secondo le carte e le opere piü accre-
ditate dei moderni geografi da Carlo Cerri nella proporzione di -rrhrs del
naturale; l'anno 1852 con aggiunte dell' anno 1857. Vienna.
Mappa generalis Regni Hungariae partiumque adnexorum Croatiae Slavoniae et confinorum
militarium magni item Principatus Transsylvaniae etc. Pesthini. Anno 1806. Joannes
de Lipszky. Von Herrn August Artaria.
Fortsetzung von Zeitschriften.
Versammlung am 21. December 1858.
Der Herr Präsident k. k. Sectionschef Dr. K. Freiherr von Czoer-
nig führte den Vorsitz.
Ueber Antrag des Ausschusses wurden Herr Fr. 0. Freiherr v.
Zez schwitz, Oherlieutenant im k. k. Milit. Ingenieur Geographen-Korps zum
ordentlichen und die Herren Ernst Merk, k. k, österreichischer General-
konsul in Hamburg, und Dr. Karl Andreein Leipzig zu correspondirenden
Mitgliedern gewählt. Der Herr Secretär Foetterl e theilte hierauf eine
Zuschrift Sr. Excellenz des Herrn k. k. Ministers des Innern Freih. v. Bach mit,
in welcher Se. Excellenz über eine Mittheilung Seiner kaiserlichen Hoheit des
durchlauchtigsten Herrn Erzherzog Marine-Oberkommandanten, Ferdinand
Maximilian, der geographischen Gesellschaft eine Liste von Gelehrten
in ßatavia, welche sich um die „Novara"- Expedition besondere Verdienste
erworben haben, vorlegt und zur Wahl als corrcspondirende Mitglieder
vorschlägt. Ueber Antrag des Ausschusses werden hierauf die Herren:
Dr. P. Bleecker, Präsident der naturforschenden Gesellschaft für Nieder-
ländisch-Indien in Batavia, Dr. J. Munnich, M. E. Netscher, Direc-
tionsmitglieder der Gesellschaft für Künste und Wissenschaften in Batavia,
A. W. P. Weitzel, k. Niederländischer Kapitän und Directions-Secretär
der Gesellschaft für Künste und Wissenschaften in Batavia, und W. F.
Versteeg, k. Niederländischer Kapitän und Ingenieur-Director derselben
Geseilschaft, zu correspondirenden Mitgliedern gewählt.
Ausser den theils als Geschenk, theils im Tausche eingegangenen
Druckschriften legte der Herr Secretär Foetterle zwei ältere grosse
gezeichnete Kartenwerke vor, welche er zu diesem Zwecke durch gütige
30 Versammlung am 21. December 1858.
Vermittlung des Mitgliedes Herrn k. k. Hauptmann E. Petz mit höherer
Bewilligung dem k. k. Kriegsarchive verdankt. Beide umfassen Theile der
Republick Venedig zu Ende des 16ten Jahrhunderts und sind ausgeführt
von dem Kartenzeichner der Republick Christofore Sorte mit einer für
die damalige Zeit ungemein grossen Sorgfalt und Genauigkeit. Das eine
dieser Kartenwerke, bestehend aus acht auf Leinwand aufgespannten Blät-
tern umfasst die Provinz Friaul; sie scheint als Hauptzweck gehabt zu
haben die Darstellung der Gränze der Republick gegen Kärnthen und
Istrien, da auf der auf der Karte befindlichen Aufschrift ausschliesslich
diese Grenze, welche überdiess auf der Karte mit einer starken Goldlinie
bezeichnet ist, und die damals im Gebrauche gewesenen Uebergangspässe
hervorgehoben sind. Diese Aufschrift lautet folgendermassen:
„Io Christoforo Sorte, Primo Perito ordinario dil chia mo magistrato
di ben inculti dil Ser mo Du. D. di Venetia. Di Venetia il di 15. Noven-
brio 1590. Ho fatto il presente Dissegno dilla Patria dil friuli di ordine dilli Ill rai
sig n Pro" sopra la fabrica dil Palazo di S. Marco sopra al quäl dissegno si
a da sapere come sono separato con unna Linea di oro il stado della Ser ma
Sig a di Venetia dal stado Arciducale, et a preso di cio si crederano sopra
a esso dissegno signato N ri di oro i quali significano li Passi senciali che
terminano nel stado Veneto per liquali si puol transitar di qua e dela dellj
stadi sopra nominati, et Prima il Passo importantissimo delli Tre Ponti che e
a N° I. il quäl sono sopra laPiave f. dove si entrano in essa Lansiei f. dove sono
quatro Transiti in esso Ponte di grandissima importanza, il Primo viene dal lago
di missurina Territorio alemano, etAuronzo, Passo di molta importanza dove
puol caminar essercitj alemanj . et da detto Ponte si puol transitar al prencipio
del Taiamento f. nella cargna il quäl va a capitar a Tolmezo, et a Venzon dove
puol transitar essercitj di molta importanza. et da detto ponte Passo che va a
Sapada nella cargna Passo ordinario di eavidi. et da detto Ponte scorrendo giu
Per la Piave alla Pieve di Cadore et a N. IV a Perarolo dove entrano la Boit f.
nella Piave, et e Passo di molta importanza quäl viene da Botistai et d'Ampezo,
et di ipsloch: et a N°. V. a M. -f~ transito da envali du somaja N°. VI. a Mte. de
Lanza Passo ordinario che va da Tolmezo nell Allemagna Transito da cavali, a N°.
VII. Passo prencipalissimo de Ponteba che va a Vilaco, et capita a Venzon, a
N°. VIII. Passo de chiaveredo scorendo per la strada imperiale a tulmin, a N°. II.
va nella de Nadison f. va a capitar a cividale Passo de grandissima importanza,
et a N°. X. vi sono Passo dove turchi in Crestianita quallj vene per la valle de
Vipao et paso il Lisonzo f. loco che sono tra Goricia, et Gradisca , et questo
sono quanto ho trovato et alla loro bona gratia umilmeute mihi raccomando."
Das zweite Kartenwerk, um 4 Jahre später als das vorhergehende
verfasst und in derselben Manier ausgeführt, umfasst die Provinzen Padua
und Treviso, die Lagunen und die Po-Mündungen und besteht aus 10
Blättern. Es ist mit demselben Fleisse ausgeführt, wie das vorhergehende
und gibt ein genaues Bild der damaligen Beschaffenheit der Küste, da
der Maassstab auf beiden Kartenwerken gleich, beiläufig 1 Zoll gleich einer
italienischen Meile ist. Es scheint dieses Kartenwerk nur ein Theil eines
grossen aus fünf wahrscheinlich gleichen Theilen bestehenden Werkes,
die ganze „terra ferma" der Republick Venedig darstellend, zu sein, und ihre
Aufschrift lautet: „Jo christofore Sorte ho fatto il pressente dissegno il
quäl sono uno dillj cinque pezi di tutto il stado di Terra ferma dilla
ser ma Sig a de Venetia il quäl dissegno sono il Padoano, Trevisano, lagune
et parte de Polesene, il quäl si puol vedere le distantie de luoco a
M. Guggenberger. 31
luoco, col compaso sopra la presente scala, et fatto fidelmente quanto ho
saputo levato col bossolo di Venetia il di io luglio 1594.
Herr k. k. Hauptmann M. Guggenberger machte folgende Mitthei-
lung: „Ueber eine praktisch bequeme geographische Maass-
einheit als genauer Theilwerth der geographischen Meile,
was der französische Meter nicht ist."
„Die neueste Zeit strebt mehr als je nach Einigung in Gewicht,
Münze und Mass. Für erstere Beide sind bereits grosse Schritte gesche-
hen; für das Letztere wären dergleichen nicht minder nöthig.
Was aber fürs Leben nothwendig erachtet wird, könnte doch in
der geographischen Wissenschaft mindestens als wünschenswerth, und somit
ein dahinzielender, vermittelnder Vorschlag wohl nicht als ganz überflüs-
sig erscheinen. Die Verkörperung der Idee eines absoluten Grund-
maasses hat seit ßes sei's so gründlichen Nachweisungen ihre bestimmte
Gränze erhalten; aber ein bequemes Mittelmaass mit Decimaleintheilung
bleibt um nichts weniger ein allgemeines Desiderium.
Das neufranzösische Längenmaass (Metre) wurde längere Zeit für
eine feststehende Einheit angesehen, jedoch für alle Länder und Völ-
ker, die den Fuss als Mittelmaas gebrauchen, nicht annehmbar befunden,
und zwar aus guten Gründen. „Denn 1, kann," wie unser berühmte
Astronom Bessel sagt*) „das Meter die Anfangs beabsichtigte Bedeu-
tung (eines Naturmaasses als genauer Theil der Erdausmessung) in kei-
nem Falle haben, und wirklich nichts anders sein als ein, zwar nach
einer gewissen Absicht gewählter, aber dennoch innerhalb engerer oder
weiterer Gränzen willkührlicher Theil der Toise de Peron."
2. Dringt sich von selbst die so fühlbar unbequeme Handhabung
des Meters für alle Völker und Staaten auf , welche Klafter-, Schuh-, Zoll-,
Linien- und Punkt-Eintheilung haben, und auch jetzt noch immer die grosse
Mehrzahl (nach v. Littrow gibt es sogar über 100 Fussgattungen) bilden.
Der Metre (als halbe Klafter oder 3 Schuh) ist nämlich für Strec-
kenmaass (Klafter) offenbar zu klein, für Werkmaass (Schuh) zu gross;
sein Zehntel {DecimMre) als Schuh, wie der Centimetre als Zoll , der
Millimetre als Linie ebenfalls viel zu klein,
Aber auch das Klafter- oder Ruthenmaass zeigt bei den verschiede-
nen Völkern eine zu grosse, von G bis zu 20 Fuss betragende Längen-
abweichung; nur der Fuss oder Schuh ist, ungeachtet seines so überaus
zahlreichen Auftretens doch am geringsten auseinander, in Nord- und
Mitteleuropa nämlich zwischen 125 bis 140 Pariser Linien.
Im Süden kennt man zwar auch den Fuss , rechnet jedoch mehr
in anderer Weise.
Eine Fusseinheit würde demnach wohl am füglichsten entsprechen,
sowohl in der Zehnthel-Theilung als Vervielfältigung.
Von den allgemeinen Bedürfnissen aber auch ganz abgesehen, möchte
sich schon für den speciellen Gebrauch der Geographie, welche ja bereits
ihr eigenthümliches Grossmaass, die geographische Meile, wirklich
besitzt, zum Behufe der übrigen kleineren Ausmessungen und Darstellun-
gen ein gleichförmiges The ilmaass für Unterricht und Ueber-
sicht gleich fördernd herausstellen, das als genauer Theilwerth der
geographischen Meile ja auch nicht ohne alle wissenschaftliche Berechti-
gung erschiene, und als bequem vermittelnd für alle Höhen-, Längen-,
") Astronomische Nachrichten Nr. 438.
32 Versammlung am 21. December 1858.
Flächen- und Körperangaben dort nicht unwillkommen erscheinen dürfte,
wo die geographische Meile als Maasseinheit zu gross ist.
Von diesem Standpunkte aus erhielt mein Versuch zur Auffindung
eines solchen geographischen Fussmaasses allerdings einige Ermunterung.
Der geographische Fuss als wissenschaftliche Maasseinheit.
Unser Bessel hat sich veranlasst gesehen*) die Aufgabe der Be-
stimmung des wahrscheinlichsten Erdsphäroids zu lösen, und
dabei die zehn verlässlichsten Gradmessungen zu Grunde gelegt:
1. die peruanische, — 2. und 3. die beiden ostindischen, — 4. die
letzte französische, — 5. die englische, — 6. die hannoversche, — 7. die
schwedische, — dann die drei neuesten, 8. in- Russland vom General Ten-
ner, welche mit der von Struve einen Meridianbogen von 8 Grad um-
fasst. — 9. in Dänemark von Schuhmacher, die 1 % Grad und 10. in
Preussen von Major Bayer und Bessel selbst, welche ebenfalls 1 y 2 Grad
umspannt. Die Länge eines Erdquadranten, welche nach der anfänglichen Absicht
10 Millionen Meter sein sollte, ist dieser neuen Bestimmung zu Folge'
= 10,000565.278 Meter, mit einer mittleren Unsicherheit von 508.7 Meter
letztere demnach fast so gross wie ihre Abweichung von der runden
Zahl. „Man sieht", sagt Bessel, „wie unsicher das Meter als fester Theil-
werth selbst jetzt noch, wo die Zahl der Gradmessungen sich beträcht-
lich vermehrt hat. sein würde."
Inzwischen haben die Franzosen **) selbst nachgewiesn, dass sich
1808 ein Rechnungsfehler eingeschlichen, der auf die Grösse des Meters
Einfluss hat; und da Bessel bei obiger Berechnung das Metermaass anwandte,
so sah er sich auch bemüssigt, seine Rechnung durch Berücksichtigung
dieses Fehlers zu verbessern. Es stellt sich also die Länge des Erd-
quadranten = 10,000855.76 Meter = 5,131170.81 Toisen, mit dem mittle-
ren Fehler T 498.23 Meter heraus.
Dieser neuesten und sorgfältigsten Bestimmung gemäss enthält nun
eine geographische Meile 3807.232 Toisen =- 2284.3392 Pariser Fuss.
Könnte man nun diese Grösse der geographischen Meile in eine runde
Anzahl gleicher Theile zerlegen, deren Längenwerth den gebräuchlichsten
Fussmaassen nicht zu fern läge, so wäre die mir selbst gestellte Auf-
gabe gelöst. Und in der That entspricht die Zahl 25,000 dieser Anforderung
auf das Genaueste; denn glücklicher Weise ist 22843.392 Pariser Fuss
getheilt durch 25000 genau gleich 0.91373568 Pariser Fuss = 131.5779
Pariser Linien, eine Grösse der gesuchten Fusslänge, welche sich sehr
bequem und fast in der Mitte der gewöhnlichsten Fussmaasse einreihen lässt.
Pariser Linien.
Am nächsten steht der schwedische Fuss mit 131,615
dann der Oldenburgische mit 131,162
Nach abwärts folgen
Hannover mit 129,484
Baiern 129,38
Lübeck und die beiden Meklenburge 129,00
Lippe Schaumburg 128.60
Lippe Detmold • 128,34
Bremen • 128,27
Hessen-Cassel 127,54
Würtemberg 127,00
Hamburg wie Holstein und Schleswig mit 126,98
'*) Comptes rendus i841. T. XII. p. ü?6.
**) Astronomische Nachrichten Nr. 333.
M. Guggenberger. 33
Pariser Lininn
Braunschweig ~~136M~
Frankfurt a. M 126,20
Sachsen (Königreich) 125,54
Sachsen-Weimar 125,00
nach Aufwärts dagegen :
Baden und die Schweiz mit 132,90
England und
Russland mit 135,114
Preussen sowie Anhalt, auch
Dänemark und
Norwegen mit 139,13
Oesterreich mit 140,127
endlich
Frankreichs alter Fuss mit 144,00
und der dritte Theil des Meters 147,7653
Der Meter kann aber auch (wie es der Badische und Schweitzer
Fuss mit 0,3 Meter bereits in Anwendung zeigt) dem geographischen Fuss
bis auf 1,4 Pariser Linie nahe gebracht werden, wenn man 3 Meter in
10 gleiche Theile zerlegt.
Belgien, die Niederlande, Hessen-Darmstadt, Nassau haben den Meter
oder Theile desselben als Grundmaass, während die wenig angewendeten
Fussmaasse von Mittel-Italien, Spanien und Portugal nur etwas grösser
sind als der österreichische Fuss.
Das geographische Maass enthielte nun
I. Die geographische Meile = 25000 geographische Fuss = 10000
geographische Schritt oder geographische Ellen = 22843,392 Pariser Fuss;
II. Den geographischen Schritt, wie die geographische Elle = 2,5
geographischen Fuss = 2,2843392 Pariser Fuss.
Für die Zehntheilung würden sich folgende Abstufungen ergeben:
1. Die geographische Klafter oder kleine Ruthe = 10 geographische
Fuss = 9,1373568 Pariser Fuss;
2. Der geographische Fuss = 10 geographische Zoll = 0,91373568
Pariser Fuss = 10,9648 Pariser Zoll;
3. Der geographische Zoll = 10 geographischen Linien = 1,09648
Pariser Zoll = 13,15779 Pariser Linien;
4. Die geographische Linie = 10 geographische Puncte = 1,315779
Pariser Linien ;
5. Der geographische Punct = 0,1316 Pariser Linien.
So wie nachgewiesenermassen der Unterschied des geographischen
Fuss es mit den gebräuchlichen Fussmaassen aller Länder nicht bedeu-
tend erscheint, ist es glücklicherweise auch bei dem geographischen zehn-
theiligen Zoll, der Linie und dem Puncte der Fall, dass sie näm-
lich von der gewohnten Grösse viel weniger abweichen, als es der Fall
wäre, wenn der alte Fuss in 10 Zoll anstatt in zwölf zerfiele.
Für Oesterreich z. B. ergibt sich folgendes Verhältniss:
1 geographische Meile = 2500 geographische Klafter = 4000 weni-
ger 87,54 österreichische Klafter.
1 geographische oder 10 Schuh-Klafter =*■9,38 österreichische Fuss.
1 geographische Schritt = 2,5 geographische Fuss = 2,35 österr.
Fuss, d. h. der geographische Schritt ist nur um 7,36 Pariser Linien
kleiner als der österreichische Schritt.
3
34 Versammlung am 21. Pezembei 1858.
I geographische Elle = 2,5 geographische Fuss = 2,35 österreichi-
sche Fuss erscheint gegen die österreichische Elle = 2,465 österreichische
Fuss kleiner um 16,47 Pariser Linien.
1 geographischer Fuss = 131,5779 Pariser Linien ist ebenfalls
nur um 8,549 Pariser Linien kleiner als der österreichische Fuss; dage-
gen entfallt
1 geographischer Zoll = 13,15779 Pariser Linien im Vergleich des
österreichischen Zolles grösser um 1,48 Pariser Linien; und
1 geographische Linie = 1,3158 Pariser Linien übertrifft die
österreichische Linie (0,973 p. "') um 0,3428 Pariser Linien = 4,11 Par.
Puncte; endlich ist
1 geographischer Punct = 0,13159 Pariser Linie ebenfalls grösser
als der österreichische Punct um 0,05 einer Pariser Linie.
Zusammengefasst ergibt sich beim geographischen Maass gegen
österreichisches
Kleiner: die Meile (um 2,2°) der Schritt (2,2 |) die Elle (4,8f)
der Fuss (6,11)
Grösser: der Zoll (12,71) die Linie (35,2 1) der Punct (62,5 1).
Die Verkleinerungen sind also wirklich sehr unbedeutend, und Ver-
stössen gegen die gewohnte Anschauung fast nicht, wahrend die Ver-
grösserung der kleinsten Maasstheile für Constructionen in jedem Maass-
stabe wohl kaum unwillkommen sein wird In nahezu gleichem Verhält-
nisse steht das geographische Theilmaass auch zu dem preussischen Län-
genmasse, weil der preussische Fuss noch um keine ganze Pariser Linie
kleiner ist als der österreichische Fuss. Der am andern Ende obiger
Vergleichsscala verzeichnete kleinste Fuss von 125 Pariser Linien (Sach-
sen-Weimar) steht vom geographischen Fuss nur um 1 Linie weniger
ab als der preussische Fuss, so dass der geographische Fuss wohl als
ein in der Mitte liegendes Fussmaass betrachtet werden kann, und in wis-
senschaftlicher Beziehung als genauer Theilwerth der geographischen Meile
in allen Maassabstufungen auch für jedes Bedürfniss der Höhen-Flächen-
und Körperangaben vermittelnd einzutreten vermag.
Ob und wie weit auch ausserhalb des wissenschaftlichen Bereiches
dieser als ganz neutral zu betrachtende Fuss einem dezimalen Vereins-
maasse zu Grunde gelegt werden könnte, darf hier füglich dahingestellt,
und müsste der natürlichen Einwirkung der Wissenschaft auf das Leben
überlassen bleiben."
Herr Dr. A. v. Ruthner legte eine Reihe von Aquarellen des kai-
serlichen Rathes und Professors Herrn Thomas Ender vor, welche derselbe
zur Besichtigung auf das Freundlichste der k. k. geographischen Gesell-
schaft überliess. Sie stellen Landschaften aus Salzburg und Tirol, und
zwar hauptsächlich aus den Centralalpen und insbesonders aus der Tauern-
kette, endlich in zwei Ansichten den Pasterzengletscher in Kärnthen dar.
Wenn die geographische Gesellschaft aus Veranlassung der Vorlage
der Studien desselben Künstlers aus dem Dolomitgebirge Tirols, aus den
venetianischen Alpen, aus Krain und einem Theile von Kärnthen in den
letzten zwei Sitzungen allgemein anerkannt habe, dass Herr Ender's
Aquarelle nicht nur künstlerisch schön, sondern dass sie auch im höch-
sten Grade naturgetreu sind und dass vornehmlich der Einfiuss der verschie-
denen Gebirgsarten auf die Charakteristik der einzelnen Gegenden mit seltener
Wahrheit aufgefasst ist, so muss dieses Verdienst den vorliegenden landschaft-
Dr. A. v. Ruthner. 35
liehen Darstellungen in nicht minderem Maasse zugesprochen werden, als
in diesem tritt noch ein neuer Vorzug Herrn Ender's hervor: das rechte
Verständniss der Gletscher, welche selten vollständig mit dem Pinsel auf-
gefasst in den Abbildungen der Pasterze, des Rauriser Goldberges, die
beiden höheren Thalstufen von Kaprun, nämlich der Wasserfall-Alpen und
des Moserbodens, dann in jenen des Venedigers und der übrigen Glet-
scher der Sulzbachthäler, der Fernau im hintersten Theile des Sulzbach-
thales in Tirol u. a. m. mit einer kaum zu übertreffenden Naturwahrheit
wiedergegeben werden.
Um solche Bilder zu malen, ist nicht bloss ein grosses künstleri-
sches Talent, sondern auch die wärmste Liebe zur Natur, wie sie Herrn
Professor Ender eigen ist, sowie sein grosser Fleiss und seine lang-
jährige Uebung erforderlich. Als Beweiss wie der Verfasser zum Zwecke
seiner Studien selbst die minder gekannten Gegenden des österreichischen
Hochgebirges besucht habe, führt Herr Dr. A. v. Ruthner an, dass von
den 19 Thälern des Herzogthums Salzburg, welche von der Grenze Tirols
bis zur steyrischen Grenze alle unter sich parallel von dem von Westen nach
Osten ziehenden Hauptrücken der Tauernkette gegen die in derselben Rich-
tung fliessende Salzach und Enns von Süden nach Norden herabsteigen, nur
zwei, nämlich das Taurachthal und das Gasteinerthal, ersteres wegen der
durch selbes führenden Poststrasse über den Radstädtertauern , letzteres
wegen des berühmten Heilbades stark, nur vier, nämlich das Thal von Rau-
ris und Fusch, und zwar hauptsächlich wegen des Tauernüberganges nach
Heiligenblut, Fusch wohl auch noch wegen des Fuscherbades, dann das Vel-
ber- und Krimmler-Achenthal, weil durch sie Tauernwege nach Tirol ziehen,
öfter, die übrigen 13 dagegen nur höchst selten von Fremden besucht wer-
den. In den vorliegenden Studien finden sich aber Aufnahmen von nicht
weniger als acht von diesen Seitenthälern und zwar sei eines, das von Gastein,
durch eilf, die übrigen der Mehrzahl nach je durch drei ja vier Darstellun-
gen vertreten.
Eingegangene Druckschriften :
Oesterreich. Botanische Zeitschrift. Nr. 7 — 12. Wien 1858. Von der Redaction
Nouvelies Annales des Voyages , de la Geographie, de l'histoire et de l'Archeologie
VI. Serie. IV. annee Nov. 1858. Paris. Von der Redaction
Beiträge zur Statistik der freien Stadt Frankfurt, herausgegeben von der statistischen
Abtheilung des Frankfurter -Vereins für Geographie und Statistik. I. 1. 1858.
Vom Vereine.
Jahresbericht der Oberrealschule in Ellbogen für das Schuljahr 1850. Von der Direc-
tion der Oberrealschule.
Abhandlungen der philosophisch-philologischen Classe der k. bayr. Akademie der Wis-
senschaften VIII. 3. München 1858. Von der königl. Academie.
Mittheilungen des historischen Vereins für Krain im Juli, August. Laibach 1858.
Vom Vereine.
Esquisse de la geographie , de l'ethnographie et de l'histoire naturelle d'une partie de
l'Afrique australe interieure (du cours superieur du fleuve orange au cours du
Zambeze.) par M. E. Cortambert. Paris 1858. Vom Verfasser.
Reisehandbuch für Besucher des Ötscher aus eigener Beobachtung und bisher unbenutzten
Quellen geschöpft von mehreren Freunden der Landeskunde und herausgegeben von
M. A. Becker. (Mit einer Karte und Rundsicht vom Gipfel.) Wien 1859.
Vom Herausgeber.
36
Versammlung am I. Jänner 1859.
Der Herr Präsident, k. k. Sectionschef Dr. K. Freiherr v. Czoernig,
führte den Vorsitz.
Der Herr Secretär Foetterle machte die Mittheilung, dass die Gesell-
schüft abermals zwei ihrer Mitglieder durch den Tod verloren habe, das ordent-
liche Mitglied M. v. Bajzäth, k. k. pensionirten Oberst, der durch besondere
Theilnahme an allen wissenschaftlichen Bestrebungen inOesterreich und nament-
lich an denen der Gesellschaft von derem Beginne an sich auszeichnete, und
das correspondirende Mitglied, August Papen, k. Hannover'scher Major ausser
Dienst in Gosslar, rühmlichst bekannt durch seine früheren kartographischen
Arbeiten, sowie durch sein letztes grossartiges Unternehmen der Herausgabe
einer Schichtenkarte von Central-Europa in 12 Sektionen, deren artistische
Ausführung Hr. A. Ravenstein in Frankfurt übernommen hatte. Hr. A. Papen
hatte diesem riesigen Unternehmen sich mit aller Aufopferung seiner Zeit und
seiner materiellen Mittel hingegeben, die Herausgabe hatte bereits begonnen
und die Vorarbeiten für alle 12 Sektionen waren bereits vollendet, als ihn der
Tod jeder weiteren Mühe enthob. Dem unternehmenden Geiste A. Raven-
stein's ist es zu danken, dass dieses schöne Werk ununterbrochen fort-
gesetzt wird.
Hr. Foetterle legte eine grössere Reihe werthvoller Geschenke an
Druckschriften vor, welche die Gesellschaft letzterer Zeit von wohlwollenden
Gönnern erhalten hatte. Sr. Durchlaucht dem Fürsten Lothar v. Metternich
als Kanzler des Maria-Theresia-Ordens, so wie Hrn. J. V. Hirtenfeld als
Verfasser, verdankt die Gesellschaft das prachtvolle Werk „der Militär Maria-
Theresien-Orden und seine Mitglieder" , zu dessen Ausführung die erste
Säcularfeier im Jahre 1857 die Veranlassung war, und dessen thatenreicher
Inhalt jedes wahren Oesterreichers Herz mit Freude und Stolz erfüllt. Herrn
Abbe J. Mislin verdankt die Gesellschaft sein aus 3 Bänden bestehendes Werk
„Les saints lieux," Pilgerreise nach Jerusalem, durch Oesterreich, Ungarn,
Slavonien, die Donaufürstenthümer u. s. w. Die tief eingehenden Schilderungen
der Zustände der verschiedenen Länder, durch welche den Herrn Verfasser sein
Weg im Jahre 1848, als er die Reise unternahm, führte, machen das Werk
zu einem höchst schätzbaren.
Aus einem Berichte über die November-Sitzung der kaiserlich Russischen
geographischen Gesellschaft in St. Petersburg theilte Herr Foetterle mit, dass
der der Sibirischen Expedition beigegebene Astronom, Hr. M. A. Schwartz,
nachdem er die ihm gestellte Aufgabe glücklich zu Ende geführt , nach
St. Petersburg zurückgekehrt sei. Ebenso sei die chronometrische Expedition,
welche im vergangenen Frühjahre von der geographischen Gesellschaft in Ver-
bindung mit dem Generalstabe in die Gouvernements Wologda und Wiatka ent-
sendet wurde, um die geographische Lage der vorzüglichsten Puncte für die
Anfertigung der Karte des Europäischen Russland zu bestimmen, zurückgekehrt,
nachdem die Lage von 75 Punkten genau bestimmt wurde. Auch habe sich in
der Gesellschaft ein Spezial-Comite' gebildet für Meteorologie, Klimatologie und
für physikalische Geographie ; welches unter der Leitung des Professors in
Dorpat, Hrn. Dr. Kämtz, ein eigenes Journal publiziren wird, zu dessen
Bestreitung der Kosten die Gesellschaft einen Beitrag von 1000 Rubeln
bestimmt hat.
Herr k. k. Sectionsrath Haidinger legt vor „Lettres sur la Turquie par
M. P. de Tchihatchef" ein Heft von 84 Seiten, welches ihm der hochverehrte
W. Haidinger. 37
Verfasser, unser Ehrenmitglied, zu diesem Zwecke für die k. k. geographische
Gesellschaft eingesendet hatte. Es trägt die lebendige Form von Reiseberichten,
an Ort und Stelle, während seines letzten, „des achten", Ausfluges in die
Türkei und nach Kleinasien geschrieben, zwei Briefe von Kerasun, einer von
Gümüchhane, zwei von Erzindjan, acht von Konstantinopel, einen von Syra,
aber mit der höheren Beurtheilung der Verhältnisse jenes orientalischen Reiches,
zu welcher ihn seine langjährige Bekanntschaft mit den verschiedenen Theilen
desselben, mit Sprachen, Sitten, Geschichte und mit allen naturwissenschaft-
lichen Beziehungen befähigt. Zehn Jahre sind es, seit er seine Forschungs-
reisen in Kleinasien begonnen. Die oben erwähnten fünfzehn Briefe waren
ursprünglich an den Herausgeber der in Brüssel herauskommenden Zeitung „Le
Nord" gerichtet, und sind hier gesammelt, unverändert wieder abgedruckt.
Herr von Tchihatchef stellt in höchst anziehender Weise die Theorie und
Praxis in der Lage der gegenwärtigen Verhältnisse der Türkei einander gegen-
über. Hier findet man nebst den eigentlichen Nachrichten über den Fortschritt
der Reise so manche ethnografische und politische Merkwürdigkeiten, hier bei
Gümüchhane einen Volksstamm, nach Tageszeiten abwechselnd christlich und
Mohammedanisch ; dort wieder in dem Dorfe Koutou bei Amasia Vorsorge für
Beschaffung von Cirkassischen Individuen für den Sklavenverkauf in die Harems
nach Art gewisser Unternehmungen in den sklavenhaltenden südlichen Ver-
einigten Staaten von Nordamerika; dann wieder die Gesetze des Sultans, der
Uat-Humayum, in Konstantinopel ausgesprochen, und doch in Erzerum nicht
befolgt, ja nicht einmal bekannt gemacht, und so vieles Andere. Herr von
Tchihat chef, in seiner eigenthümlich unabhängigen Stellung, wohlwollend über-
all aufgenommen, ist doch auch sehr vorbereitet, die wahren Lagen der Gesell-
schaft zu erkennen, und wenn er über viele derselben sein wenig günstiges
Urtheil auszusprechen nicht ansteht, so hebt er wieder mit Wohlgefallen her-
vor, wie man jetzt noch, was durch die Verbreitung der Civilisation und Ver-
feinerung der Kultur immer mehr eingeschränkt wird, Reste uralter hoch-
poetischer Traditionen in jenen Ländertheilen antrifft. Die Zeit schreitet fort,
aber doch dürfte jene Veränderung nicht so bald stattfinden, und Herr von
Tchihatchef schliesst den letzten Brief mit der Betrachtung, dass ihn selbst
so etwas wohl nie verhindern wird , die Türkei als Mann der Wissenschaft
wieder zu bereisen, sie als Philosoph manchmal einer Kritik zu unterwerfen und
dieselbe als Künstler zu lieben.
Herr Sectionsrath H ai dinge r freut sich, im Schoosse der hochverehrten
Gesellschaft seinen wärmsten Dank einem unserer wahrhaft geographischen
Fachgenossen und Gesellschafts-Mitgliede darzubringen , Herrn Professor Dr.
Franz Locher in Ellwangen, der sich unserer Gesellschaft schon von allem
Anfange an eifrigst anschloss, und der ihm nun nicht nur ein Exemplar seiner
zweiten, gänzlich umgearbeiteten Auflage des Werkes „Allgemeine Erdkunde
oder neuestes Handbuch zur Beförderung und Belebung des geographischen
Sinnes und Wissens für Schule und Haus" freundlichst zum Geschenke gesandt,
sondern der ihm auch die Widmung dieses so anerkannt werthvollen Werkes
eingeschrieben hatte. Herr Sectionsrath Hai ding er bemerkt, wie er in Bezie-
hung auf Geographie wohl nur den lebhaftesten Wunsch der Förderung der-
selben einigen Anspruch auf diese Ehre haben könnte, aber dieses Uebermass
von „Erkenntlichkeit" wie es der Verfasser so freundlich ausdrückt, entspringt
wohl aus einem in sich selbst dankbaren Gemüthe, das sich so reich in der Ver-
bindung darstellt, mit welcher der Verfasser sein Werk beginnt, die Beziehung
auf den Ewigen, den Schöpfer des All, dem wir die Erde selbst und Alles auf
38 Versammlung vom 4. Jänner 1859.
derselben verdanken, und den eigentlichen wahren Fortschritt des Menschen auf
Erden durch das Christenthum, treu dem gewählten Motto: „die Erde ist das
grosse Wohn- und Erziehungshaus, in dem der Mensch nach göttlicher Anwei-
sung seiner höheren Bestimmung mehr und mehr entgegenreifen sollte." Für
den so vielartigen reichen Inhalt, der bei den gegenwärtigen fortwährenden
Reisen und Studien, sich immer wiederholenden Erhebungen neuester Angaben,
so sehr zahlreichen Veränderungen unterliegt, ist auch mit Sorgfalt möglichst
das Neueste aufgesammelt worden.
Aus einem Schreiben unseres hochverehrten Ehrenmitgliedes Sir Roderick
Murchison an Herrn Haidinger glaubte Letzterer mittheilen zu sollen, dass
Murchison kürzlich auf das Höchste durch ein eigenhändiges Schreiben
Seiner kaiserlichen Hoheit des durchlauchtigsten Herrn Erzherzogs Fer-
dinand Maximilian erfreut worden sei, mit dem freundlichsten Danke für
die wohlwollende Aufnahme, welche Herr Dr. Schaub, Director der k. k.
Marine-Sternwarte in Triest, bei seinem Aufenthalte in England im vorigen
Frühjahre zu Theil geworden war.
Ueber die erste Englische Gesandtschaft nach China theilt Murchison
mit, dass er beantragt habe, einen wissenschaftlich tüchtig vorgebildeten Arzt
derselben beizugeben. „Ich wünschte um ein Vierteljahrhundert jünger zu sein,
um in dem Gefolge Sr. Excel lenz als „Haupt-Stein-Zerbrecher" mich selbst der
Gesandtschaft anzuschliessen. Peking ist ohne allen Zweifel umgeben von
silurischen, devonischen und flötzführenden Steinkohlenformations-Schichten.
Murchison selbst war mit dem letzten Druckbogen der zweiten Auflage
seiner Siluria beschäftigt.
Herr k. k. Hauptmann M. Guggenberger gab eine Schilderung des
Leopoldsteiner See's nördlich von Eisenerz, seiner Lage und Ausdehnung. Nach
den noch jetzt sehr deutlich bezeichneten Grenzen hatte dieser See einst gegen
2300 Wr. Klafter in der Länge und an der breitesten Stelle fast in der Mitte
eine Breite von etwa 300 Klafter. Die Veränderungen der Zeit, die Anhäufungen
der grossen Schuttmassen aus dem ihn umgebenden steilen Kalk- und Dolomit-
gehängen hatten jedoch eine so grosse Veränderung hervorgebracht, dass der
See jetzt bereits auf 1500 Klafter in eine wagrechte Thalsohle verwandelt ist
und nur 800 Klafter noch mit Wasser bedeckt sind, dessen tiefste Stelle bei
80 Klafter beträgt. Diese Veränderung konnte nur durch den, auf der rechten
steileren Seite fliessenden Schuttbach bewirkt werden ; die von demselben
gebildete Schuttbank, die unter Wasser sich ausbreitet, wird nämlich vom
Wellenschlage in Form kleiner Dünen wieder am Ufer aufgehäuft und so die nur
wenige Zolle über dem Wasserspiegel erhobene fast wagrechte Thalsohle
erzeugt. Der Seeabfluss mündet nicht weit von seinem Ausfluss in den Erzbach,
unter einem beinahe stumpfen Winkel, wodurch am linken Ufer des Erzbaches
sich eine kleine Schotter-Terrasse ansetzt, die im Grossen am untern Laufe des
Erzbaches und an der Enns, dem Vereinigungspunkte beider gegenüber, als
eine der hier zu beobachtenden Diluvialterrassen erscheint.
Herr Bergrath F. Foetterle zeigte eine grosse Karte von Kleinasien und
den angrenzenden Ländertheilen aus dem Anfange des vorigen Jahrhunderts vor,
welche sich in dem hiesigen Hofkriegs-Archive befindet und von dem Herrn
Vorstande desselben mit höherer Bewilligung zu dem Zwecke der Vorlage in
dieser Versammlung gütigst überlassen wurde. Diese Karte, 1 Klafter hoch und
1 Klafter 17 Zoll breit, auf mit Gummi überzogenen Taffet gezeichnet, gehört
gewiss zu den grössten kartographischen Leistungen der Türkei im vorigen
Jahrhunderte. Sie umfasst Kleinasien und Persien, einen Theil von Egypten
I. Foetterle. 39
und von Arabien, reicht östlich bis an den Indus, nördlich bis an das nördliche
Ende des Azow'schen Meeres und westlich bis an die Donaumündungen. Die
Schrift auf derselben ist nur Türkisch ; sie enthält die politische Eintheilung
Kleinasiens und ganz Persiens, die Namen der Statthalterschaften sind überall
roth geschrieben; überdies enthält sie die meisten Orte, so wie die damals
bestandenen Karawanenwege. Die Gebirgszüge sind sehr oberflächlich nur
angedeutet. Die Erläuterungen zu dieser Karte sind in einer Schrift an der
unteren linken Ecke in 43 Zeilen und am unteren Rande in der Mitte in
22 Zeilen gegeben. Diese Schrift ist die Aufzählung der verschiedenen Statt-
halterschaften mit ihren verschiedenen Sandschaks sowohl der ganzen Asiatischen
Türkei, wie von Persien. Der Schluss der Worte gibt Aufschluss sowohl über
die Zeit der Entstehung der Karte, so wie über den Verfasser und lautet :
Schrieb's der arme Elhadsch-Abdulah, berühmt unter den Namen Hafis-Sade,
Schreiber der grossen Geographie im Jahre 1141 (1728) aus der Beschrei-
bung des armen Ibrahim eines der Muteferika der hohen Pforte." Ferner „Die
Karte ist geschrieben im Jahre 1139 (1726) in der guten Stadt Konstantinopel,
Gott wolle sie bewahren vor Unglück und Gefahren." Ibrahim war ein Unga-
rischer Renegat und führte die Druckerei in Konstantinopel ein , deren erster
Direktor er auch war. Diese Quellen , welche der Verfasser dieser Karte
benützte, sind fast ausschliesslich aus dem „Dschihanuma" d. i. Weltschau ent-
lehnt. Die Karte wurde nach der Mittheilung des k. k. Hofkriegsrathes bei
Gelegenheit der Uebergabe derselben an das k. k. Kriegsarchiv von dem k. k.
Oesterreichischen Residenten vonTalmanin Konstantinopel im Jahre 1729
acquirirt und eingesendet. J. Freiherr von Hamm er-Pu rgsta 11 gibt im
8. Bande seiner Geschichte des Osmanischen Reiches eine ausführliche Be-
schreibung dieser Karte, welche vielleicht das einzige bestehende Exemplar
sein dürfte und gewiss um so interessanter ist, als die Türkei sehr wenige
kartographische und geographische Werke, von Mahomedanern ausgeführt und
in ihrer Sprache geschrieben besitzt. Denn zu dem vorzüglichsten gehören nur:
Dschihanuma, d. i. Weltschau von Hadschi Chalfa, fortgesetzt von Behram in
Damaskus, mit 40 Karten, gedruckt in Konstantiuopel im Jahre 1732; ferner
Bahrije d. i. See-Atlas vom Jahre 1520 mit 133 Karten von Piri Reis, und
Tohfelul kubar fiesfaril-ebhar d. i. Geschenke an die Grossen, die Seekriege
betreffend mit 4 Karten von Hadschi Chalfa im Jahre 1728, endlich ist auch
eine Erdkarte in vier Blättern in Holzstich von Hadschi Achmet aus Tunis im
Jahre 1559 unter Sultan Suleiman verfertigt. Die Originalplatten befinden sich
in der Marciana in Venedig, während einen Abdruck derselben Se. Durchlaucht
Fürst Mette mich in seiner Bibliothek besitzt.
Herr k. k. Bath und Professor Thomas Ender hatte abermals die Güte,
einige seiner zahlreichen und ausgezeichneten Aufnahmen Oesterreichischer
Alpengegenden in Aquarell ausgeführt, zur Ansicht zuzuschicken, welche am
Schlüsse vorgezeigt wurden. Dieselben bezogen sich diesmal auf Gegenden an
der Südtirol-Venetianisehen Grenze und das Etschthal, und gaben ebenso über-
raschend getreu und herrlich aufgefasst den Charakter dieser schönen Gegen-
den, wie die früheren vorgelegten Darstellungen des Herrn k. k. Rathes
Th. Ender.
Eingegangene Druckschriften.
Landwirtschaftliche Zeitschrift von und für Ober-Oesterreich. Linz Nr. 1 de 1859. Von
der k. k. Landwi rthschafts - Gesellschaft in Linz.
Pesther-Lloyd Nr. 1—12 de 1859. Von der Redaction.
Allgemeine Land- und forstwirthschaftliche Zeitung. Herausgegeben von der k. k. Land-
wirthschafts-Gesellschaft in Wien. Jahrgang 1889. Nr. 1 — 3.
Von der Gesellschaft.
40
Jahreshefte des Württembergischen Alterthums-Vereins in Stuttgart. VIII. Heft. — Schriften
des VI. Heft 18Ö6. — VII. Rechenschaftsbericht des 1854/55. — Satzungen des
1843. Vom Vereine.
Resume historique de l'exploration faite dans l'Afrique centrale de 1855 ä 1856 par
le Dr. Ed. Vogel. Par V. A. Malte Brun. Paris 1858. — Itineraire
historique et archeologique de Philippeville a Constanlinc. Par V. A. Malte Brun.
Paris 1858. Vom Verfasser.
Märkische Forschungen. Herausgegeben von dem Verein für Geschichte der Mark Bran-
denburg. III— V. Berlin 1845/57. Vom Vereine.
Bulletin de la Societe Imp. des Naturalistes de Moscon. Annee 1858. Nr. 3. Von
der kais. Gesellschaft.
23ter Jahresbericht des historischen Kreis-Vereins im Regierungsbezirke von Schwaben
und Neuburg für das Jahr 1857. Augsburg 1858. Vom Vereine.
Mittheilungen aus J. Perthes geogr. Anst. Von Dr. A. Peter mann. Nr. XI. XII. 1858.
Von der geographischen Anstalt.
Jahresbericht des Voigtländischen Alterthumsforschenden Vereins. XIII — XXX. Gera
1833 — 1855. — Yolkssagen aus dem Orlagau nebst Belehrungen aus dem Sagen-
reiche. Mitgetheilt von W. Born er. Altenburg 1838. — Plendistria, imagines,
calearia et arma veterum lapidea non ita pridem in pago H'Orlae ad Sorbitzii
Wirraeque ripas deteeta descripsit Dr. G. G. Adler. Gerae. — Variseia. Mit-
theilungen aus dem Archive des Voigtl. Alterth.-V. Herausgegeben von Fr. Alberfi.
3 Lief. 1834. — Bericht über die Vers, am 28. Mai 1858.
Vom Voigtl and. Alterthums-Ve reine in Hohenlauben.
Bulletino dell' Istmo di Suez. III. Nr. 24. Torino 1858. Von der Redaction.
Austria. Wochenschrift für Volkswirtschaft und Statistik. XI. Jahrgang. Heft 1. 1859.
Von der Redac tion.
Atti dell' Academia fisio — medico statistica di Milano. Anno Academ. 1857/58. Vol.
III. Anno XIII. disp. 14. Von der Academie.
Memoire dell' J. R. Istituto lomb. di scienze leltere ed arti. Vol. VII. fasc. 7. Milano 1858.
Atti dell'J. R. Istituto loinb. etc. Vol. I. Fasc. 11 Milano 1858. Vom k. k. Institute.
35. Jahresbericht der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur vom Jahre 1857.
Breslau. Von der Gesellschaft.
Annales de la propagation de la foi. Janvier 1859. Nr. 182. Paris. Von de r Bed actio n.
Berichte der Rheinischen Missionsgesellschaft. Nr. 19 — 24. Barmen 1858.
Von der Gesellschaft.
Nouvelles annales des Voyages , de la geographie, de l'histoire et de 1' Archeologie.
VI. Ser. IV. ann. Decemb. Paris 1858. Von der Redac tion.
Zeitschrift für allgemeine Erdkunde. N. Folge. V. Band. 4. Heft. Berlin 1858.
Von der geographischen Gesellschaft in Berlin,
2tes Jahresheft des Vereines des Krainer-Landes-Museums. Laibach 1858. Vom Vereine.
Geographie industrielle et commerciale de la Belgique indiquant les produetions mine-
rales, agricoles et industrielles de chaque localite etc. par C. N. Bari et. 1858.
Vom Verfasser.
Jahrbuch der k. k. geologischen Beichsanstalt. Wien IX. 3. 1858.
Von der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Wochenblatt der k. k. steierm. Landwirthschafts-Gesellschaft. Nr. 6 de 1858/59.
Von der Landwirthschafts-Gesellschaft Gratz.
Gospodarski List. Zagrebu. Nr. 1 de 1859. Von der k. k. Landw. Ges. in Agram.
Bericht des Ap. E. Popp und Fr. A. Vost über die nach den Donau-Fürstenthümern
Wallachei und Moldau und nach Bulgarien etc. unternommenen Reise.
Von der Handelskammer Kronstadt.
Jahrbuch u. Mittheilungen derk. k. Central-Commission z. Erforschung u. Erhaltung der Bau-
denkmale. I — III. Wien 1856 — 1858. Von der k. k. Central-Commission.
Aegypten. Reisebilder aus dem Oriente. Von L. Liba v . 4. Lief. Wien 1858.
Von Herrn Aug. Grafen v. Breuner.
Suevia universa IX tabulis delineata, in quibus omnium non solum ad circulum pertinentium
Episcopatuum, ducatuum etc., sed etiam omnium eidem inter et adjacentium Statuum
territoria, urbes, oppida, monasteria etc. distinete et aecuratissime reperiuntur, juxta
recentissimam observationem exhibita a Jaques Michal, Capitaine et Ingenieur,
sculpta a Matheo Struttero, Chalcogr. August.
Atlas Silesiae id est ducatus Silesiae generaliter quatuor mappis nee non specialiter
XVI. mappis tot prineipatus representantihus geographice xhibitus addita praefatione.
qua de historia hujus atlantis agitur auetoritate publica in lucem emissus ab Homan-
nianis Heredibus Norimbergae 1750. Vom Herrn k. k. General-Major L. Kintzl.
41
Versammlung am 18. Jänner 1859.
Der Herr Präsident k. k. Sectionschef Dr. K. Frh. v. Czoernig führteden
Vorsitz. — Ueber Antrag des Ausschusses wurden die Herren Job. Ptaschnik,
Professor am k. k. Theresianum und Wenz. Babänek, k. k. Prof. in Pisek zu
ordentlichen Mitgliedern, und Hr. Ed. R. Strasznitzky, Secretär der geogra-
phischen Gesellschaft in New- York zum correspondirenden Mitgliede gewählt.
Der Hr. Secretär F. Foetterle legte hierauf eine grössere Reihe einge-
gangener Druckschriften zur Ansicht vor. Als Geschenke verdankt namentlich
die Gesellschaft dem Herrn Präsidenten Freiherrn von Czoernig die bisherigen
Publicationen der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der
Baudenkmale, bestehend in 3 Bänden Mittheilungen und 3 Bänden Jahrbüchern,
welche durch den reichen Inhalt des werthvollsten Materials ein glänzendes
Zeugniss von der Nützlichkeit und Zweckmässigkeit des Inslebenrufens dieser
kaiserl. Institution geben. Der Hr. Präsident machte selbst auf die in dem
3. Bande des Jahrbuches in der k. k. Hof- und Staatsdruckerei in Anwendung
gebrachte Photolithographie aufmerksam, durch welche es nun möglich ist, selbst
die komplizirtesten und feinsten Zeichnungen auf Stein wiederzugeben, und von
hier aus zu vervielfältigen. — Ein anderes Geschenk verdankt die Gesellschaft
ihrem Vize-Präsidenten Herrn General-Major L. Kintzl, bestehend aus
20 Blättern der Homannschen Karten von Schlesien vom J. 1736 und aus einer
grossen Karte von Schwaben von Jaques Michal.
Hr. k. k. Major K. von Sonklar sandte einige Bemerkungen und Berich-
tigungen der von den Gebrüdern Herren A. und H. Schlagintweit in ihren
Werken „Untersuchungen über die physikalische Geographie und Geologie der
Alpen" und „Neue Untersuchungen" etc. veröffentlichten Höhenbestimmungen.
(Siehe Abhandlungen dieses Heft Nr. VI. S. 58.)
Herr k. k. Sectionsrath Haidinger berichtet über die letzten von unseren
Freundenaufderk.k.Fregatte„Novara"erhaltenenNeuigkeiten. Schon in derSitzung
der k. k. geologischen Beichsanstalt am 11. wurden über Briefe von Hrn. Com-
modore von Wüllerstorf und Dr. Scherzer berichtet, so wie einer gemein-
schaftlichen Abhandlung des Letztern mit Herrn Dr. Schwarz gedacht, welche
für die k. k. geographische Gesellschaft bestimmt, hiermit vorgelegt wird.
(Siehe Abhandlungen dieses Heft Nr. II. Seite 11. Auch von Sr. Excellenz dem
Herrn General-Gouverneur von Australien Sir William H. Danison war ein
Schreiben eingelangt. Später kamen Briefe von Herrn Dr. Hochstetter und
Frauenfeld. Von Allem wurde am 13. von Hrn. Hai ding er in der Sitzung
der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Bericht erstattet. Die Beise von
Shanghai bis Sydney, vorüber an den Mariannen-, Carolinen- und Salomons-
Inseln, war durch einen heftigen Drehwind, Teifun, noch in dem chinesischen
Meere, und Stürme, so wie später durch Windstillen so beeinträchtigt, dass nur
die Carolinen Ponynipat, und später die Insel Sikeiana dem Stewart Atoll ange-
hörig, östlich von den Salomons-Inseln (Br. 8° 22 l S. L. Greenw. 162° 58° 0)
auf wenige Stunden besucht werden konnte. Letztere gab eine werthvolle ethno-
graphische Ausbeute, wenn auch nur von 180 bis 200 Menschen, aber schönen,
herkulischen Gestalten bewohnt.
Unsere „Novara" wurde in Sydney, wo sie am 5. November ankam, mit
ausgesprochenstem Wohlwollen empfangen. Schon am 6. erhielt die „Austra-
lische deutsche Zeitung" folgenden Gruss (Ausschnitt den Haidinger Herrn
J. Gentill i verdankt, und welchen er hier der k. k. geographischen Gesell-
schaft als Erinnerungsblatt überreichte). „An die Herren der Novara-Expedition :
„Mit inniger Freude haben wir Ihre glückliche Ankunft in Port Jackson vernom-
42 Versammlung am 18. Jänner 1859.
„inen und heissen Sie, edle Männer, an den Gestaden Australiens herzlieh will-
kommen. Seien Sie, hochgeehrte Herren, von der wärmsten Theilnahme der
„hiesigen Deutschen an dem grossartigen Unternehmen der Novara-Expedition,
„so wie von unserer bewundernden Anerkennung Ihrer edlen, segensreichen
„Wirkung überzeugt.
„Der mächtige Donner Ihrer Kanonen wird in manchem deutschen Herzen
„die schlummernde Liebe zum Vaterlande wecken, wie das freundliche Bild
„Ihres innig vereinten Männerbundes den Trieb zu einheitlichem Zusammen-
halten der Deutschen dieser Stadt neu beleben wird. Mögen Sie sich während
„Ihres Aufenthaltes an diesen Ufern des besten Wohlseins zu erfreuen haben !"
Hochachtungsvoll die Redaktion der „Australischen Deutschen Zeitung."
Es war schon von früher her in Erwartung der Ankunft der Novara eine
Versammlung der Deutschen in Sydney auf den 8. bestimmt gewesen. Sie wurde
aus Veranlassung der Ankunft rasch auf den 6. November zurückverlegt.
In einem Schreiben, von Herrn Dr. Hochstetter vom 3. Nov. in See
bis 11. Nov. in Port Jacson, das ich am lo. Jänner erhielt, wird freudig und
anschliessend an die früheren Berichte hervorgehoben, wie sehr die. deutsche
wie die englische Bevölkerung in Aufmerksamkeiten und Wohlwollen, vom Gou-
verneur beginnend, durch alle Klassen wetteifert. Herr Dr. Ho chstetter hatte
auch sogleich nach seiner Ankunft die Steinkohlenwerke von Newcastle am
Hunter river besucht, mit welcher Gegend Sydney durch tägliche Dampfschilf-
Fahrten, wie Triest mit Venedig verbunden ist, und war mit drei Kisten Samm-
lungsgegenständen, Kohlenmustern, fossilen Pflanzenresten , so wie silurischen
Versteinerungen aus dem Innern, nach Port Jacson zurückgekehrt, theils selbst
gesammelt, theils von den frühern Besitzern aufs Freundlichste überlassen,
namentlich den Herren K eene, dem Begierungs-Examiner of the Coal Fields
of Neu South Wales, dem Revd. Mr. Canon Wilton und zwei hochgebildeten
jungen Damen Harriet und Helena Scott, Töchtern des Mr. A. W. Scott,
Parlaments-Mitgliedes und Besitzers von Ash-Irland in Hunter Biver. Diese bei-
den Damen sind in Begriff ein grösseres Werk über australische Schmetterlinge
herauszugeben, die sie selbst gesammelt in allen Ständen beobachtet, und in
trefflichster Weise in Mahlerei und Lithographie dargestellt.
Der Aufenthalt im Hafen von Sydney, wo die Novara vom Gouverneur
freundlichst in der Regierungsdocke aufgenommen wurde, dürfte wohl länger
dauern, als zuerst beabsichtigt war, da die Fregatte verschiedener Ausbesserung
bedarf. Ein wahres Goldfieber war wieder in Australien im Anzüge, nachdem noch
in der Nähe von Sydney ein anderer Klumpen von 90 Unzen Goldgehalt aufge-
funden worden war. Kürzlich erst war eine völlige Völkerwanderung, von gan-
zen 10,000 Menschen nach dem Fitzroy-River (Port Curtis, Nord-Australien)
durch einen wahren Gold- Wahnsinn geführt worden, von wo sie gröstentheils
halbverhungert, in ihren Hoffnungen getäuscht, wieder zurückkehrten.
Herrn E. R. Strasznitzky , Secretär der geographischen Gesellschaft
in Neu-York, sandte an Herrn k. k. Sectionsrath Haidinger mehrere einzelne
Zeitungsblätter mit geographischen Nachrichten.
Die deutsche „Neu-Yorker Staats-Zeitung" vorn 17. Dezember 1858
enthält einen Bericht über eine Erforschungs-Expedition nach dem in dein Golf
von Californien einmündenden Bio Colorado, unter Lieutenant Ives.
Von höchstem Interesse ist die Aussicht auf die neue Expedition
nach dem Nordpol, nach der offenen See, in der sich so grosse Erfolge
für den Wallfischfang voraussehen lassen. Herr Dr. Hayes, ein Begleiter
Kane's auf seiner früheren Reise, hat sich bereit erklärt, im Jahre 1860, mit
VV. Haidinger. 43
einem Schiffe von 100 Tonnen und zwölf Matrosen, dieses Unternehmen begin-
nen zu wollen. Mehrere Gesellschaften haben schon ihren Beistand zugesagt.
Zwei wichtige Schreiben vom Hrn. Prof. Agassiz an Dr. John d. L. Leconte,
und von Dr. A. D. Bache, Superintendent of the Coast Surwey an Dr. Hayes
selbst sprachen ihre Ueberzeugung von der Zweckmässigkeit und Nützlichkeit
und dem hohen Interesse der Frage aus. Agassiz sagt: Die Wallfische, als
warmblutige Thiere bedürfen zum Athmen der Luft, also auch des offenen Was-
sers. Nie finden sie sich im Winter südlich von dem grossen Eisgürtel. Daher
muss am Pol das Meer offen sein, wohin sie sich zurückziehen. „Dieses Argu-
ment ist für den Physiologen unwiderstehlich." Folgendes ist der Beiseplan :
Man schifft Baffius Bay hinauf, und längs Grinnel Land so seenördlich als mög-
lich, um dort zu überwintern, vorher aber noch nördlicher auf dem Eise Maga-
zinen anzulegen. Ein Boot auf Schlitten gestellt, sollte dann in einem Monate,
in der Breite von etwa 81° die offene See erreichen, von wo bis zum Nordpol
dann noch etwa 000 Meilen übrig sind. Die Anträge, von Herrn Viele gestellt,
dass die Gesellschaft sich der Unternehmung nachdrücklichst annehme und ein
Comite von fünf Mitgliedern bilde, die sich mit Herrn Dr. Hayes über die
Organisation derselben verständigen und von Zeit zu Zeit Nachricht von dem
Slande geben, wurde von Herrn Henry G rinn eil dem Vicepräsidenten, unserm
hochverehrten Ehrenmitgliede unterstützt und angenommen. Auch Herrn Dr.
Hayes wurde ein Dankvolum dargebracht. Der schönste Dank , bemerkte in
einer glänzenden Bede der Präsident, Dr. Hawks, ist das höcht zahlreiche
Publikum, welches sich /.ur Anhörung des Vortrags versammelt hatte und mit
athemloser Aufmerksamkeit dem Vortrage gefolgt war. „Gott hat den Menschen
den Enthusiasmus verliehen, dasjenige Werk zu unternehmen, welches sie durch-
zuführen am geschicktesten sind." Diess sei seine Ansicht, und wenn Dr. Hayes
diesen Enthusiasmus besitze das Werk der Nordpol-Erforschung zu bestätigen
und zu vollenden, so wünsche er ihm dazu Gottes besten Segen.
So ferne uns auch die näheren Beziehungen der Ausführung dieser Unter-
nehmung liegen, so sehr ist aber doch auch unsere Gesellschaft, sind alle
Geographen in der Lösung dieser wichtigen und aufregenden Unternehmung
betheil igt, und auch wir wünschen dem unternehmenden und erfahreneu Mann
auch von unserer Seite unsern reichen Beifall und hohe Anerkennung zu geben,
undden Wunsch, dass wir von seinen Erfolgendie günstigsten Nachrichten erleben
mögen! Herr k. k. Oberlieutenant G. v. Boleslawsky zeigte eine Sammlung
ethnographischer Gegenstände aus Aegypten , Nubien und Seidan vor, welche
er auf einer zweijährigen nach Chartum unternommenen Beise von dem letzt-
genannten Orte selbst mitgebracht hatte. Darunter befanden sich vorzüglich
Waffen, Musikinstrumente, Bekleidungs- und Schmuckgegenstände, Bauchrequi-
siten, Hausgeräthe u. s. w.
Hr.Dr.G.A. Kornhub er theilte eine topographische Notiz über das Moor
„Schur" bei St. Georgen in Ungarn mit. Aelteren Nachrichten zufolge ist dieses
Sumpfterrain der Best eines ehemals hier bestandenen weiter ausgedehnten
Sees ; welcher schon zu Bömerzeiten entwässert wurde. Die Versumpfung des
Schur ist durch das ungewöhnlich geringe Gefälle und den dadurch verlang-
samten Abfluss des Wassers bedingt, welches von den nahen Gebirgsbächen
herabgeführt, sich daselbst anhäuft. Zu dieser fortwährenden Stauung, die selbt
in sehr trockenen Sommer stattfindet, treten durch plötzliche oder länger anhal-
tende atmosphärische Niederschläge oder durch rasches Schmelzen des Schnees
veranlasst, Ueberschwemmungen hinzu, wodurch die Moorbildung unterhalten
und gefördert wird. Der Abfluss des Moorwassers bildet den Ursprung des sog.
Schwarzwassers, welches gegen Lanschütz der Donau zutliesst. Die ausser-
44 Versammlung am 18. .Jänner 1859.
ordentlich dunkle Farbe, welche dasselbe von den beigemengten und aufgelösten
organischen Stoffen erhält, hat ihm mit Recht den Namen verschafft Der gröste
Theil des Schurs trägt einen dichten Waldbestand ; ausserdem kommen viele
Pflanzen aus der Familie der Halbgräser vor, welche das Material zur Torf-
erzeugung besonders auf den den Wald umgebenden Wiesengründen darbieten.
Nach Hrn. Dr. Bauer's Bestimmung enthält dieser Torf im Mittel aus zwei
Analysen 11 Percent Wasser und 16 Percent Asche, und an Heizkraft entspre-
chen 22 Zentner desselben einer Klafter 30zölligen Fichtenholzes. In der Mitte
einer unter dem Namen Rustenmoore bekannten Erhebung des Bodens war bei
6 Fuss Tiefe der Untergrund noch nicht zu erreichen, aber schon bei 3' trat
eine lebhafte Entwickelung von Schwefelwasserstoff auf, worauf Wasser empor-
drang, in welchem noch beständig Blasen der erwähnten Luftart aufstiegen,
Dieser Hydrothiongehalt des Moorwassers hatte schon in früher Zeit Veranlas-
sung zur Gründung des St. Georgner Schwefelbades gegeben, welches seither
alljährlich von Beilbedürftigen besucht wird. Die Bedeutung dieses Wassers
dürfte noch durch die Thatsache gewinnen, dass Hr. Dr. Bauer sowohl in dem
aus den Badelokalitäten, als von der Rustenwiese entnommenen Wasser und in
der Asche von Torf an letzterem Ort eine quantitativ bestimmbare Menge Jod
nachgewiesen hat. Im Innern des Erlenwaldes findet sich nur torfige Erde mit
einem Aschengehalt von 32 Percenten und von geringem Brennwerth.
Hr. k. k. Bergrath F. Foetterle begann eine Mittheilung über die
von ihm im vergangenen Frühjahre unternommene Reise nach Konstantinopel,
dem nördlichen Küstenreich von Kleinasien und einem Theil von Griechenland.
Eingegangene Druckschriften :
Lettres sur la Turquie par M. P. de Tchiha tchef. Bruxelles 1859. Vom Verfasser.
Die welthistorische Bedeutung der Meere , insbesondere des Mittelmeercs , von Carl
Zathlef. Dorpat 1858. Vom Verfasser.
Botanische Ergebnisse einer Reise durch das östliche Trans-Kaukasien und den Ader-
beidshan, ausgeführt in den Jahren 1855 und 1656 von Nicolai v. Seidlitz.
1. Heft. Dorpat 1857. Vom Verfasser.
Les saints Lieux. Pelerinage a Jerusalem en passant par PAutriche, la Hongrie, la Sla-
vonie, les provinces Danubiennes etc. Par Msgr. Mislin Abbe mitree etc. I — III.
Paris 1858. Vom Verfasser.
Jahresbericht des vaterländischen .Museums Carolino-Augusteum der Landeshauptstadt
Salzburg pro 1856 — 1857. Von der Museal -Direction.
Verhandlungen und Mittheilungen des ni'ed österr. Gewerbe- Vereins. Jahrgang 1858.
Heft 9, 10. Wien. Vom Vereine.
Archiv za Povestnicu Jugoslavensku. Zagrebu I — IV. 1851 — 1857. Vom Vereine.
Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie. Herausgegeben von dem histo-
rischen Vereine für Kärnten. I — IV. Jahrgang 1849 — 1858. Vom Vereine.
Der Militär Maria Theresia Orden und seine Mitglieder. Nach authentischen Quellen
bearbeitet von Dr. J. Hirtenfeld. Zur ersten Säcularfeier 1857. Wien 1857. 2 Bde.
Vom Verfasser.
CTATMCTH4ECKIfl TAB.11111,1,1 POCCIIICKOII IDIIIEPIII 3A 1856.
u. s. w. (Statistische Tabellen u. s. w. aus dem Jahre 1856.
Von Se. Excel. A. Lewschine in St. Petersburg.
Jahresbericht der Wetterauer Gesellschaft für die gesammte Naturkunde in Hanau über
die Gesellschaftsjahre von August 1851 — 1855. 1857/58. Vom Vereine.
Landeskunde des Herzogthums Meiningen von G. Brückner. 2 Bände. Meiningen 1851/53.
Neue Beiträge zur Geschichte deutschen Alterthums. Herausgegeben von dem Henebur-
gischen alterthumsforschenden Vereine. Meiningen 1. Lief. 1858. Vom Vereine.
Topografia del Polesine di Rovigo. tratta in parte da publici Calastici dei recenti estimi,
che esistono negli Archivi di Rovigo, Lendonara, e Badia e il rimanente rilevato
per commisione degli 111. ed Ecc. Signori Proveditori all' Adige e deputati alle
Valli Veronesi da Dom. Marchetti, publ. Perito all' estimo della citta di Rovigo e
di detto Ecc. Magistrato cella direzione del Sign. Alvise Milanovich, Ten. Colo-
nello Ingegnere direttore l'anno 1786. Von 0. Freih. v. Hingenau.
45
Versammlung am 1. Februar 1859.
Der Herr Präsident, k. k. Sectionschef K. Freiherr von Czoernig,
führte den Vorsitz.
Den Statuten gemäss wurde als ordentliches Mitglied gewählt: Herr
Gustav von Boleslawski, k. k. pensionirter Oberlieutenant.
Unter den der Gesellschaft zugekommenen Druckschriften hebt Herr
Sekretär insbesondere hervor: „Reisen in Central- Afrika" von Dr. H. Barth,
welches nun vollendete, aus 5 Bänden bestehende Werk, die Gesellschaft
dem Herrn Verfasser selbst verdankt.
Herr k. k. Sectionsrath Haidinger gibt Nachricht über eine neue
in's Leben tretende wissenschaftliche Zeitschrift:
„Ein hochverehrtes Mitglied unserer Gesellschaft, Herr Maximilian
von Riedwald, begründet in diesem Augenblicke ein Unternehmen, das
uns in den vielfachen Beziehungen der Geographie zu Allem was die
Wissenschaft darbietet auf das Anregendste zu berühren geeignet erscheint.
Es ist diess die „Allgemeine Zeitung für Wissenschaft, Central-Organ
zur Verbreitung der neuen Fortschritte des Wissens. Herausgegeben und
redigirt von M. v. Riedwald, Mitglied mehrerer gelehrten Gesellschaften,
unter Mitwirkung vieler Gelehrten und Fachmänner. u Die erste Nummer
erscheint im April 1859, wöchentlich zwei Druckbogen, dazu Monathefte
von fünf Druckbogen, Subscription für erstere im Jahre 4 fl., für letz-
tere 3 fl. Ö. W. Der Zweck ist eine leitende Uebersicht, alles in der
Wissenschaft als neu Erscheinende fortlaufend einem theilnehinenden ge-
bildeten Publikum vorzulegen, und so die Orientirung in der wissenschaft-
lichen Bewegung auf unserer Erde zu erleichtern und nicht nur den
Forschern in Einem Gebiete die ihm etwas mehr entfernt liegenden
näher zu rücken, sondern namentlich dem Freunde wissenschaftlicher
Bildung überhaupt die Ergebnisse der gegenwärtigen und sich fortwährend
steigernden Erfolge menschlicher wissenschaftlicher Thätigkeit in einem
grossen, anziehenden Bilde vor Augen zu stellen. Wohl dürfen wir diess
als ein schönes Band der Vereinigung vielartiger Beziehungen in den der
neuesten Zeit angehörigen wissenschaftlichen Bewegungen unserer k. k.
Haupt- und Besidenzstadt, unseres grossen Vaterlandes Oesterreich be-
trachten. Oft habe ich, nicht nur in sehnlichsten Wünschen gefühlt, sondern
auch in Gesprächen geäussert, wie erfolgreich die Benützung schon der
uns zunächstliegenden nun gebildeten Bibliotheken Averden könnte. Die
Bibliothek der k. k. geologischen Reichsanstalt, letztere 15. November 1849
gegründet, mit ihren 2554 Bücher- und 353 Karten-Nummern in 5472
Bänden, die unserer eigenen k. k. geographischen Gesellschaft, am 1. De-
zember 1855 begonnen, mit 7T5 Bücher- und 77 Karten-Nummern in
2011 Bänden und 421 Blättern, dazu die in ihrer glanzvollen Stellung
sehr viel reichere Bibliothek der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften,
ebenfalls nun seit 30. Mai 1846, die Bibliothek der k. k. Gesellschaft
der Aerzte, der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft, des n. ö. Ge-
werbevereines, des Alterthumsvereins , des n. ö. Ingenieurvereins, und so
vieler anderer Neubildungen der letzten Periode ; alle diese Bibliotheken
nebst den berühmten und werthvollsten Schätzen, die aus ältester Zeit
bis in unsere Tage fortgeführt werden, sind zu ausgiebigster Benützung
wohlwollend geöffnet, aber doch lässt ihre Benützung gar vieles zu wün-
schen übrig. Was unsern österreichischen Antheil an Literatur überhaupt
betrifft, hatte uns der hochverdiente Director der Bibliothek des k. k.
Ministeriums des Innern, Herr Ritter Constantin Wurzbach von Tannen-
46 Versammlung am I. Februar 1859.
berg, die wichtigste Kenntniss, früher in der Wiener-Zeitung, und da-
mals und später in eigenen der gesammten Literatur gewidmeten Werken
vermittelt. Herr von Riedwald's Werk würde mehr dem Gedanken des
„Cosmos" entsprechen, welchen mein hochverehrter Freund und Gönner
Herr Abbe Moigno in Paris nun schon seit 1. Mai 1852, also seit fast
vollen sieben Jahren, auf eine wahrhaft bewundernswerthe und erhebende
Weise mit gediegenster Kenntniss, und wohlwollendster, innigster gei-
stiger Weihe durchgeführt hat. Ich freue mich ihm hier für ein so
schönes Vorbild heute meine Anerkennung darzubringen , wo uns demnächst
selbst ein gleichem Geiste entspriessendes, aber in vielen Beziehungen
näher liegendes Blatt erfreuen soll.
Gerne erkläre ich mich zur Subscription bereit, und lade alle
hochverehrten Gönner und Freunde und Mitglieder unserer k. k. geo-
graphischen Gesellschaft zu gleichen Zwecken ein Nur wenn die Theil-
nahme sich auch in materieller Hilfe zeigt, tritt sie ins Leben ein und
bringt Erfolg hervor. Der hochverehrte Unternehmer, von dem wir bereits
als werthvolles Geschenk seine „Allgemeine politische Geographie u. s w."
besitzen, hat sich durch vieljährige Vorarbeiten in den mannigfaltigen
wissenschaftlichen Fächern orientirt, und es sind ihm auch die grossen
Schwierigkeiten nicht fremd, welche namentlich sein erstes Auftreten in
dem gegenwärtigen Augenblicke umgeben. Aber es lässt sich ja doch
auch auf günstigere Entwicklung hoffen. Erlauben Sie mir, meine hoch-
verehrten Herren, als Aufmunterung für das schöne zeitgemässe Unter-
nehmen des Herrn M. v. Biedwald ein Wort vom 7. November 18o5
zu wiederholen, das auf der allerersten Seite unserer eigenen Verhandlungen
steht: „Nur für diejenigen treten niemals die „besseren Zeiten" ein,
welche nichts thun, als auf solche zu warten, und ihre „Arbeiten bis
dahin verschieben." Möge der hochverehrte Herausgeber daher getrost allen
Schwierigkeiten entgegengehen, möge er aber auch jene Theilnahme in einem
reichen Maasse finden, welche einer k. k. Reichs-Haupt- uud Residenzstadt
â– wie unser Wien, und einem grossen Kaiserstaate wie unser Vaterland ent-
spricht, um das schöne und gross gedachte Unternehmen würdig zu fördern."
Herr k. k. Schulrath Dr. M. Becker, zeigte durch Vorlage der
von dem k. k. Ministerium für Cultns und Unterricht eingeführten Lehr-
bücher für die vaterländischen Volksschulen , wie in denselben der Stotl*
für gemeinnützige Kenntnisse und namentlich der erdkundliche Unterrichts-
stoff in einer auf die Fassungskraft und den zunehmend erweiterten Ge-
sichtskreis der Schüler berechneten Weise geordnet sei, so dass diese
mit Abschluss der Volksschule alles noth wendige über die Erde
und das Vaterland und zugleich eine genügende Vorbereitung für den
wissenschaftlichen Unterricht in dieser Richtung besitzen können.
Herr k. k. Bergrath F. Foetterle gab eine Schilderung der von ihm
in den Monaten April, Mai und Juni des vorigen Jahres ausgeführten Reise
nach den Küsten von Kleinasien gegen das schwarze Meer, welche als
Zweck die Kenntniss der geologischen Beschaffenheit der Umgebung von
Ismid in Nicomedien, der Strecke von Eregli bis Amassera und von
Unje an der Schwarzen Meeres-Küste hatte.
Eingegangene Druckschriften.
Untersuchungen über den Druck der Luft. Ein Beitrag zur Climatologie Oberösterreiclis von
P. Reslhuber. Linz 1858. Vom Verfasser.
Austria. Wochenschrift für Volkswirthschaft und Statistik. Wien i8o9. Nr. 2—4.
Von de r R ed acti o n
F. Foetterle. Dr. Stäche. 47
Gospodarski List. Agram 1859. Nr. 2 — 4. Vo n der k. k. Ackerbau-Gesellschaft.
Pester Lloyd. Pest 1859 Nr. 13— 24. Von der Redac tion.
Landwirtschaftliche Zeitschrift von und für Oberösterreich. Linz 1859 Nr. 2.
Von der k. k. L a n d w i r t b s c h a f ts - G e s e 1 1 s c h a f t.
Centralblatt für die gesamnite Landescultur. Prag 1859 Nr. 1 — 4.
Von der patr. ök. Gesellschaft.
Mittheilungen des histor. Vereins für Krain. Laibach 1858, Sept. October. Vom Vereine.
Jahresbericht der Elbogner Ober-Realschule I — IV für 1853 — 1857.
Von der Sehul-Direction.
Jahreshefte des Würtembergischen Alterthinns-Vereins Stuttgardt I — VII.— Schriften des
Württembergischen Alterthums-Vereins. Stuttgardt I. III. 1850,1854. — Satzungen des
Württembergischen Alterthums-Vereins. Stuttgardt 1843. Vom Vereine.
Allgemeine Land und forstwissenschaftliche Zeitung. Wien 1859 Nr. 4, 5.
Von der k. k. Landwirth. Gesellschaft.
Rechenschaftsbericht über die dritte Versammlung des internationalen Congresses für Sta-
tistik, abgehalten zu Wien am 31. August bis 5. September 1857 u. s. w. Wien 1858.
Vom F r e i h e r r n v. C z ö r n i g.
Verhandlungen und Mittheilungen des siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaften zu
Hermanstadt 1858 IX Nr. 9. Vom Vereine.
Verhandlungen und Mittheilungen des n. öst. Gewerbevereins. Wien Jahrgang 1858 Heft 11.
Vom Vereine.
Jahresbericht des germanischen National-Museums zu Nürnberg I — IV. 1853 bis 1857. —
Organismus des germanischen National-Museums in Nürnberg 1855. — Denkschriften
des germanischen National-Museums 1858 1.1, 2. — Anzeiger für Kunde der
deutschen Vorzeit. Organ des germanischen Museums. N. F. Jahrgang V. 1858.
Nr. 1 — 12. — System der deutschen Gesehichts- und Alterthumskunde entworfen
zum Zwecke der Anordnung der Sammlungen des germanischen Museums. Von Frh.
H. v. u. zu Aufsess. Nürnberg 1853. — Das germanische National-Museum von Johannes
Falke. Vom Museum.
Wochenblatt der k. k. steierm. Landwirthschafts-Gesellschaft. GratzNr. 7. Jahrg. 1858—1859.
Von der Gesellschaft.
Köngl. Svenska Fregatten Eugenia Resa omkring Jorden under befäl af C. a. Virgin. Aren
1851 — 1853. Vetenskapiiga Jakttagelser Pa H. Maj. Tkonung Os car den Färstes
befallining utgifna af k. Svenska vitenskabs Akademien. Heft 1 — 4.
Von der k. A k. d. W i s s. S t o k h o 1 m.
Reisen und Entdeckungen in Nord- und Central-Africa in den Jahren 1849 bis 1855 von
Dr. Heinrich Barth. Tagebuch einer im Auftrag der britischen Regierung unternom-
menen Reise. Gotha 1857 — 1858 3. Bde. Vom Verfasser.
Versammlung am 15. Februar 1859.
Der Herr Präsident, k. k. Sectionschef K. Freiherr von Czoernig,
führte den Vorsitz.
Den Statuten gemäss wurden zu ordentlichen Mitgliedern gewählt
die Herren: Friedrich Miller, Ammanuensis der k. k. Universitäts-
Bibliothek, Nikolaus Freiherr von Mustatza, Gutsbesitzer zu Toporoutz
in der Bukowina, Edmund Reitlinger Philos. Doctor und Joseph Se.d-
laczek, k. k. Bezirksvorsteher zu Szilagyi Cseh in Siebenbürgen.
Herr k. k. Bergrath F. Foetterle setzte die in der letzten Ver-
sammlung begonnene Mittheilung über seine im vorigen Jahre ausge-
führte Reise nach Klein-Asien fort.
Herr Dr. G. Stäche gab eine Darstellung der geologisch-geogra-
phischen Beschaffenheit der Tschitscherei in Istrien.
Er machte zunächst darauf aufmerksam, dass mit der geologischen
Dreitheilung des Gebietes zwischen dem oberen Laufe der Save und dem
adriatischen Meere, zugleich eine dreifache Verschiedenheit der geogra-
phisch-physikalischen, des eultur- ökonomischen, wie zum Theil selbst der
ethnographischen Verhältnisse gegeben sei. Von Nordost nach Südwest folgt
in diesem Gebiete, wie geologisch: Kohlen, Trias Formation, Kreidegebirge
und Tertiärland oder diesen entsprechend: Schiefergruppe, Kalkgruppe und
Sandsteingruppe, so auch Ackerland, Waldland und Weinland aufeinander.
48 Versammlung am 15. Februar 1859.
Zwischen dem Ackerlande und Waldlande tritt eine mittlere Zone von Wie-
senland, deren Untergrund aus dolomistischen Schichten theils der obe-
ren Trias, theils der untern Kreide, besteht. Dieselbe liegt zu beiden
Seiten und innerhalb der Gebirgsbruchlinie, welche durch das Planiner-, Zirk-
nitzer- und Laaser-Thal gegeben ist. Wie diese Zwischenzone in den ma-
nigfachsten Beziehungen den Uebergang von dem Hauptverbreitungsbezirk des
Ackerbaues zu dem der Waldcultur bildet, so gibt es auch eine Zone, welche
einerseits die Grenze bildet und andererseits den Uebergang vermittelt zwischen
dem Waldlande mit Kalkboden der Kreidezeit und zwischen dem Weinlande
mit Sandstein und Mergelboden der Tertiärzeit. Dieses Mittelglied zwischen
dem W'aldlande, welches vorzugsweise durch das Schneeberger Waldgebirge
und seine Fortsetzungen repräsentirt wird und dem Weinlande der istrischen
Küste, ist der abgesonderte zwischen dem Monte Maggiore, dem Lissatz-
berg bei Vlana, dem Verzellberg bei Cosina und der Kirche St. Servolo
ober Dollina bei Triest gelegene Gebirgskörper, dessen grösster Theil die
slovenokroatischen Tschitscher bewohnen. Der Vortragende ging nun näher
auf die geographische und cultur-ökonomische Darstellung dieses Landstriches
ein und wies, von der geologischen Basis ausgehend für die verschie-
densten Verhältnisse die vermittelnde Doppelstellung dieses eigenthümlichen
Gebirgslandes nach , welches wenigstens der ganzen Naturanlage nach zur
Hälfte Waldland, zur Hälfte Obst- und Weinland ist.
Eingegangene Druckschriften.
Zeitschrift des Vereins zur Erforschung der rheinischen Geschichte und Alterthümer in
Mainz. I. Mainz 1845 — 1851. Abbildungen von Mainzer Alterthümern mit Erklä-
rungen, herausgegeben von dem Vereine zur Erforschung u. s. w. II 1850 IV.
VI. 1852 — 1855. — Conrad Hen I i f oder He nek i s, Buchdrucker und Buchhändler
zu Mainz, der Geschäftsgenosse Feter Schöffcr's. Von Johann Wetter. Mainz ]85l.
Vom Vereine.
Les voyages de Arneric Vespuce au Compte de l'Espagne et les mesures itiniraires em-
ployees par les marins espagnols et portugais des XV e et XVI e siecles. etc. Par. M.
d'Avezac. Paris 1858. Vom Verfasser.
Journal of the Franklin Institute of the State of Pensylvania a for the promotion of tbe
mechanic arts. Vol. 36. Nr. 1 —3 In Philadelphia 1858. Vom Franklin Institute.
Bulletino dell' Istmo di Suez. Torino 1859 IV. Nr. 12. VonderBedaction.
Pester Lloyd 1859 Nr. 25—34. V on der Bedacti on.
Landwirthschaftliche Zeitschrift von und für Oberösterreich, Linz 1859 Nr. 3.
Von derk. k. Landw. Gesellschaft.
Gospodarski List. Zagrebu. 1859 Nr. 5 — 6. Von derk. k. Acker b. Gesellschaf t.
Atti dell' Accadeniia fisio medico-statistica di Milano. Vol. III Anno XIII disp. 4. 1858.
Von der Akademie.
Nouvelles annales des voyages de la geographie. de l'histoire et de l'archeologie. VI. ser. V.
an. 1859 Janvier. VonderBedaction.
VII. Jahresbericht des Marien-Vereines zur Beförderung der kathol. Mission inCentral-Africa.
1857/58. Wien 1858.
Entstehung und Bedeutung der normanischen Seefahrten im Mittelalter. Von Ed. Scholz.
(Im Programme des k. k. kathol. Gymnasiums in Hermannstadt 1858.)
Von derk. kgeolog. Beichs-Anstalt.
Centralblatt der gesammten Landescultur. Prag 1859 Nr. 5 — 6.
Von der k. k. p. oek. Ge sei Ischaft.
Austria. Wochenschrift für Volkswirtschaft und Statistik. Wien 1859. XI. Jahrg. Hft. V— VI.
Von der Bedaction.
Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen. Jahrg. 1850 — 1850. Hannover 1854 —
1858. 11 Bde. Vom Vereine.
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit. Organ des germanischen Museums. Nürnberg.
1859 VI. Nr. 1. Vom ger man. Museum.
Statistischer Bericht der Handels- und Gewerbekammer in Prag an das hohe k. k. Ministerium
für Handel etc. II. Prag 1859. Von der Handelskammer.
V. Streffleur. 49
Mittheilungen aus J. Perthe s geographischen Anstalt über wichtige neue Erforschungen auf
dem Gesainnitgebiete der Geographie von Dr. A. Peter mann. Gotha 1859 Nr. 1 — 2.
Von J. Perthes geogr. Anstalt.
Beitrüge zur vaterländischen Geschichte. Herausgegeben von der historischen Gesellschaft
zu Basel. II. — VI. 1384/57. Von der Gesellschaft.
Nieuwe Recks van Werken van deMaatschappij der nederl. Letterkunde te Leiden. IX. X. Deel.
Leiden 1857. — Handelengen der aarlijksche allgemeene Vergadering van de Maat-
schappij der nederl. Letterkunde te Leiden gehonden den 17. Mai 1858.
Von der niederl. Gesellschaft.
Mittheilungen über Gegenstände der Landwirthschaft und Industrie Kärnthens. Klagenfurt 1859.
Von d e r k. k. La n d w. Gesellschaft.
Allgemeine Land- und forstwissenschaftliche Zeitung. Wien 1859 IX. Jahrg. Nr. 6.
Von der k. k. Landw. Gesellschaft.
Wochenblatt der k.k. steierm. Landwirthschafts-Gesellschaft. Graz. VIII. Jahrg. 1858 59Nr. 8.
Von der k. k. Landw. Gesellschaft.
Militär-Zeitung Wien 1859 Nr. 11 — 12. Von der Reda ction.
18. Bericht über das Museum Francisco Carolinum nebst der XIII. Lief, der Beiträge zur
Landeskunde von Oesterreich ob der Enns. Linz 1858. Vom Museum.
Versammlung am 1. März 1859.
Der Herr Präsident, k. k. Sectionschef K. Freiherr von Czoer-
nig, führte den Vorsitz.
Den Statuten gemäss wurde als ordentliches Mitglied gewählt : Herr
Alois Rosmanit, k. k. Statthaltern Präsidial-Secretär.
Herr k.k. Sectionsrath V. Streffleur hielt einen Vortrag über
die Configuration des Terrains innerhalb des Weichbildes von Wien mit
Vorzeigung eines Niveauplaues und eines Uebersichtsreliefs. Bei allen
Städten ist der Anwachs stückweise erfolgt. Nicht allgemeine Pläne mit
der Voraussicht in die Zukunft, sondern nur die Bedürfnisse des Augen-
bliks waren dabei massgebend. Bei Wien ist aber gegenwärtig ein anderes
Verhältuiss eingetreten. Die von Sr. k.k. Apostolischen Majestät in Aussicht
gestellte Stadterweiterung hat die Anregung zu mehrseitigen gründlichen
Studien über das Gebiet von Wien gegeben. Der k. k. Kataster begann
eine neue Horizontal-Aufnahme und führte auch das Nivellement vollständig
durch. Eine eigene Commissiou macht ausführliche Erhebungen über das
bis jetzt im Gebrauche stehende Trinkwasser und über die Beschaffen-
heit der Unrathskanäle. Aerzte beschäftigen sich mit der Untersuchung
der Sanitätsverhältnisse. Geologen erforschen die geognostischen Verhält-
nisse. Die Handelskammer arbeitet an einen Bericht über den gegenwär-
tigen Bestand und die mögliche Entwicklung des Handels und der Industrie.
Die Wasserbau-Direction untersucht die Stromverhältnisse der Donau, um
darnach Entwürfe für Hafenbauten etc. auszuarbeiten. Ueber die Anlage eines
Central Eisenbahnnetzes werden umfassende Studien gemacht. Der Magistrat
lässt an einer Statistik Wiens arbeiten. Historiker sammeln Materialien,
geschichtlich-topographischer Natur, um den bisherigen Anwachs der Stadt
nachzuweisen. Architekten und andere Fachmänner arbeiten an dem Zukunfts-
plane u. s. w. Da nun das Weichbild von Wien auch ein Stück der Mutter Erde
bildet, für welche sich die k. k. geographische Gesellschaft interessirt,
machte Herr Sectionsrath Streffleur den Vorschlag, die Resultate aller
oben angedeuteten Bestrebungen nach und nach auch im Schoosse der
geographischen Gesellschaft zur Sprache zu bringen.
Von allen dem ist das Nivellement des Terrains von Wien am
ersten zum Abschlüsse gelangt. Bei demselben waren die ausgezeich-
neten Arbeitskräfte des k. k. Katasters in Thätigkeit. Eine neue trigo-
Mitthcilungen der k. k. geogr Gesellschaft. III. Bd. 2. Heft. 4
50 Versammlung am I. März 1859.
nometrische Vermessung mit der Höhenbestimmung der wichtigsten Puncte
bildete die Grundlage. Darauf folgte das Nivellement der Hauptlinien
radienförmig vom Stephansthurme aus, und ringförmig um die innere
Stadt, den Vorstadtrand am Linienwalle und mitten durch die Vorstädte.
Erst nach der Prüfung und Richtigstellung des Hauptnetzes wurden die
Detail-Nivellements in den einzelnen Abschnitten vorgenommen. So sind
nun mehr als 10,000 Höhepuncte innerhalb der Linienwälle Wiens mit
der grössten Schärfe gemessen. Ein Schichtenplan und ein Uebersichts-
Relief sind bereits fertig. Ein Detail-Relief ist in Arbeit.
Herr Sectionsrath Streffleur gab, nach Vorzeigung dieser Arbeiten,
eine Characteristik des Terrains von Wien, welche von selbst auf die Art
der allinäligen Entwicklung Wiens hindeutet, und machte ferner auf einige
Eigenthümlichkeiten der Stadt aufmerksam, namentlich in Bezug des Auf-
tretens von Epidemien, welche im Widerspruche mit dem Vorkommen in
andern Städten stehen; in Wien aber einen eigenthümlichen Zusammenhang
mit der Natur des Terrains zeigen.
Endlich berührte Hr. Streffl eur die Bevölkerungsverhältnisse Wiens und
verglich selbe mit jenen des Gesammtstaates. Wien hat nur i / 3 Ein-
heimische, 2 / 3 Fremde, welche, wie im Staate, den verschiedenen Natio-
nalitäten angehören. Eben so wenig als sich innerhalb der ewigen
Naturgrenzen Böhmens politische Grenzen zwischen den Deutschen und
Czechen, oder in den Ebenen Ungarns zwischen den Magyaren und
Deutschen, Ruthenen, Rumänen oder Slaven ziehen lassen, eben so wenig
gibt es in Wien Nationalitäts-Sonderungen. Wir finden da deutsche,
italienische, czechische, magyarische Comödien, Slavenbälle u. s. w. ohne
irgend eine Störung im Zusammenleben. Wien gibt also bei seinem
Emporblühen den Beweis, dass auch das brüderliche Zusammenwirken
verschiedener Nationalitäten seinen Segen bringt. «Jedenfalls wird dadurch
den Forderungen der Humanität mehr als durch Trennungen entsprochen.
Herr Dr. Jos. Z h i s h m a n besprach jene geographischen Puncte,
welche sich hinsichtlich des Zuges A 1 a r i c h s nach Griechenland, in den
Peloponnes und den Epirus ermitteln lassen. Da hierbei die historische
Entwicklung dieser Züge berücksichtigt werden musste, so setzte eine
solche zunächst die Kritik der darüber vorhandenen Quellen und wissen-
schaftlicher Arbeiten voraus. Es zeigte sich rücksichtlich der ersteren
dass sie sich durch mehrere bisher unbeachtete Angaben der bizantini-
schen Kirchenhistoriker ergänzen lassen, während die in den letzteren,
benützten Quellenangaben öfters zu einer anderen Interpretation führen.
Darauf folgte eine Schilderung der geographischen und politischen Ver-
hältnisse jener Gegenden, welche A 1 a r i c h schon im J. 394 durchzogen
hatte, als er mit einer Abtheilung römischer Truppen dem Kaiser Theo-
d o s i u s bis Aquileja, wo die Schlacht mit E u g e n i u s vorfiel, zur Hilfe ge-
eilt war. Eigene Beobachtung und die Mittheilungen der allenthalben zer-
streuten Gothen hatten ihm bei dieser Gelegenheit die genaueste Kunde
der Strassen, Uebergänge an den julisch-karnischen Alpen und der übrigen
örtlichen Verhältnisse jener Gebiete verschafft, die er später als Führer
der Gothen durchziehen sollte. Nach der Schlacht bei Aquileja begab sich
Alarich, wie sich aus den, freilich sparsamen, chronologischen Andeutungen er-
gibt, unmittelbar vor Constantinopel, wo er sich schon zu Anfang des J. 395 be-
fand. Seine allgemeine Erhebung zum Könige der Gothen, welche man
in diese Zeit setzt, muss bezweifelt werden. Die Erzählung über die
Dr. Joseph Zhishman. 5 1
kurze Belagerung von Constantinopel, der Anlass zu derselben, das Ver-
hältniss des Ministers Rufinus zu Stilichon, die Verhandlungen des
Rufinus mit Alarich im gothischen Lager sowie die Vorbereitungen, welche
man in Constantinopel traf, um Alarich den Weg nach Griechenland
und in den Poloponnes zu öffnen, führten zu dem Schlüsse, dass Alarich,
ohne je früher auf einen solchen Einfall gedacht zu haben, jetzt nur
den lockenden Anträgen folgte, aber auch gleich Anfangs entschlossen
war, die immerhin gefährliche Unternehmung in möglich kurzer Zeit zu beenden.
Sein rascher Zug durch Griechenland in den Peloponnes, welchen Herr
Dr. Zhishman zunächst auf die geographischen Bestimmungen und dann auch
hinsichtlich der mitunter übertrieben geschilderten Verheerungen auf das
richtige Mass zurückzuführen suchte, erlitt einen vorläufigen Stillstand
durch die vielgenannte von Stilichon ausgeführte Einschliessung des go-
thischen Heeres in dem waldigen Hochlande der Pholoe. Die guten
geographischen Hilfsmittel, welche man gegenwärtig besitzt, lassen die
Lage AI ari ch 's weit weniger bedenklich erscheinen als diess gewöhnlich
angenommen wird. Diese wurde aber noch mehr erleichtert, weil, wie
eine genaue Vergleichung der betreffenden Quellenschriftsteller zeigte,
Stilichon selber sich zu einem Vergleiche mit Alarich anbot, welchen er
für seine Pläne in Illyricum gewinnen wollte. Dass der Rückzug der
Gothen durch den Isthmus erfolgt sei, ist gegenwärtig die herrschende
Meinung. Hr. Dr. Zhi shman suchte dagegen die, übrigens schon von Gibbon
angedeutete Ansicht bestimmter zu entwickeln, nach welcher sich die
Gothen von Rhion aus über den korinthischen Meerbusen nach Ätolien und
in den Epirus zurückgezogen hatten.
Herr Dionys Stur las einen Nachtrag zu den Mittheilungen
und Untersuchungen über das Erdbeben zu Sil lein am 15.
Jänner 1858 von Herrn Joseph Kl e mens, technischen Lehrer an der k. k.
Unterrealschule in Sil lein:
Zu den vielen interessanten Mittheilungen über das Erdbeben von
Silleiu, unter welchen jedenfalls die wichtigere von Herrn J. Schmidt
in den Druckschriften der k. k. geographischen Gesellschaft enthalten
ist, freue ich mich, einen nicht weniger wichtigen Nachtrag vorlegen
zu können. Die Bemühungen, in der Umgebung des Centrums des Erdbebens,
sichtbare Zeichen und Ueberreste der Erschütterungen auf der Erdober-
fläche zu finden und nachzuweisen, sind, wenn man von den vielfachen
Verwüstungen an den Mauern der Gebäude der ganzen Umgebung ab-
sieht, soweit die Mittheilungen vorliegen, fruchtlos gewesen.
Die Erdoberfläche stellt auch in der That in dieser Beziehung ein
zu grobes Mittel dar, welches nur in sehr geringem Grade fähig ist,
die etwa empfangenen Eindrücke: Risse, Spalten, geringere Hebungen
oder Senkungen, zu erhalten in einer Weise, die leicht der Beobachtung
auffällt. Ob eine Felsenspalte im Gebirge um einige Linien oder Zolle
breiter oder enger geworden, — ob an dem Felstrümmerhaufen am
Fusse steiler Gebirge während dem Erdbeben einige Blöcke hinzuge-
fallen sind oder nicht, lässt sich in den meisten Fällen nur mit Un-
sicherheit nachweisen.
Unstreitig ist, unter günstigen Umständen die, alle Terrainsformen
umhüllende, an der Oberfläche hart gefrorne Schneedecke, geeigneter
nicht nur Eindrücke, die ein Erdbeben verursachen kann, abzuprägen, son-
dern auch sichtbar zu erhalten, indem die etwa entstandenen Risse.
52 Versammlung am 1. März 1859.
Spalten, der älteren gewöhnlich schmutzigeren Schneedecke, frischer
weisser Schnee ausfüllen, und durch die verschiedene Fiirhung, auflallend ma-
chen kann. — Diess ist in der That auch bei Sillein geschehen. Die in der
Schneedecke entstandenen Risse und Spalten wurden noch bis Mitte
März erhalten, wo sie Herr Klemens beobachtete, und dessen Güte ich
folgende Mittheilung hierüber verdanke.
„Den 24. März 1858 ging ich mit meiner Gemahlin an das, Bu-
datin gegenüber sich ausbreitende, eine Ebene darstellende Waag-Ufer.
Der schlechte an Nässe aufgeweichte Weg nöthigte uns über den har-
ten Schnee der Felder auszuhöhlen und ein bequemes Fortkommen zu
suchen. Doch kaum hatten wir das Schneefeld betreten, so bemerkte
ich auch schon in der eisigen Decke eine lange furtlaufende Spalte,
nach einigen Schritten abermals eine zweite mit der früheren parallelle,
und diess noch eine lange Strecke fort. Diese Spalten konnten nicht
zufällig sein, auch nicht etwa durch ein ungleiches Abschmelzen und
Einsinken der Schneedecke entstanden sein, den sie hatten eine unab-
änderliche Richtung, wichen örtlichen Hindernissen nicht aus, setzten
quer über Gräben und Einsenkungen und schnitten die Ackerränder ohne
auch im geringsten von ihrer Regelmässigkeit abzuweichen, lieber das
ganze an diesem Tage begangene Terrain waren die Spalten und Risse
allgemein verbreitet, nur an steileren Abhängen wurden sie nicht
beobachtet."
Am nächsten Tage besuchte ich die Gegend von Zävodja im Süden
von Sillein. Am Wege staunte ich nicht wenig auf der Schneedecke
dieselben Spalten, wie im Norden von Sillein, gefunden zu haben.
Ueberdiess zeigt sich hier deutlich, dass die vielen parallel! fortlaufenden
Spalten durch geringere und viel kürzere ebenfalls parallele Risse, unter-
einander verbunden sind und diese letzteren senkrecht auf die Richtung
der Spalten stehen. Von Zävodja schlug ich die Richtung gegen Nord-
west nach Sträzow ein, und nachdem ich dessen Umgebung begangen
hatte, ging ich eines andern Weges nach Hause und überall begleitete
mich dieselbe Erscheinung unaufhörlich. Diese meine Beobachtungen
theilte ich Herrn Director B e n e s und meinem Collegen Herrn Schütz
mit. Von mir angeführt überzeugten sie sich im Felde draussen, von der
Richtigkeit der interessanten Erscheinung."
„Alle die Spalten waren nun in der ältesten Schichte des
Schnees am 18. und 19. Jänner, in welchen Tagen noch bedeutende
Erschütterungen, dem Haupterdbeben am 15. Jänner folgten, enthalten. In
dem später gefallenen Schnee wurde keine Spur davon entdeckt."
„Die Spalten hatten eine verschiedene R reite, von einigen
Linien bis zu einigen Zollen. Ihre Tiefe konnte an manchen Stellen bis
8 Zoll verfolgt werden, je nach der Mächtigkeit des vom Thauwetter
übrig gebliebenen Schnees."
„Die Länge der weit fortlaufenden Längsspalten mass 15 — 130 Klaf-
ter; die Entfernung einer Längsspalte von der nächst folgenden,
somit die Länge der kürzeren Querrisse, betrug 14 — 60 Klafter."
„Die Richtung der weit fortlaufenden Längsspalten, die als Haupt-
spalten bezeichnet werden müssen, ist beinahe von NO. gegen SW., die der Quer-
spalten, die sich von den Längsspalten gewissermassen abhängig zeigten, verquert
unter rechtem Winkel die erstere Richtung und läuft von Nordwest nach Südost."
..Die Querrisse zeigten mehr einen gradlinigen Fortlauf, die Längs-
Dionys Stur.
53
spalten wichen öfters von geraden Linien ab, aber trotzdem, dass sogar
manche derselben convergirend zusammenstossen, war ihre nordost-süd-
westliche Richtung dennoch deutlich ausgesprochen.*
„Herrn Director ßenes gelanges zu bestimmen, dass die Schnee-
spalten oben gegen Süd und unten gegen Nord unter 28° geneigt seien."
„Die Fortsetzung der Spalten aus der Schneedecke in das darunter
liegende Erdreich Hess sich nirgends mit Sicherheit verfolgen, indem
durch das Aufthauen des Schnees der Boden ganz aufgeweicht und an-
geschwollen war, und auf diese Weise die ohnehin kaum einige Linien
breiten Spalten in der Erde ganz verwischt und verschwunden waren."
„Das am 26. und 27. März eingetretene Thauwetter machte durch
das Verschwinden des Schnees ein Ende diesen Untersuchungen."
„Nach dem Erdbeben vom 15. Jänner waren innerhalb der Stadt
Sillein, unter den Lauben im Waisenhause, in dem harten Trottoir bedeu-
tende Risse entstanden. Anfangs dachte man, dass diese Risse der Berstung und
Abstossung der unterirdischen Mauern desselben Hauses zuzuschreiben wären."
„Nach der Entdeckung der Spalten in der Schneedecke der Umge-
bung von Sillein trieb es mich unter die Lauben zu untersuchen und zu
vergleichen. In der That haben sich die Richtungen der Spalten im
Trottoir und jene der Längsspalten in der Schneedecke als identisch
erwiesen, indem jene ebenso wie diese von Nordosten nach Südwesten
gerichtet waren. Fernere Vergleichungen und Nachforschungen haben
gezeigt, dass selbst die Mauerrisse der Gebäude der ganzen Stadt die-
selbe Richtung zeigen, wie diess im untenstehenden Plane durch dickere
Striche ersichtlich gemacht ist."
i. Franciskaner Kloster. 2. Realschule. 3. Pauluskirche. 4. Waisen Haus. S.Quellen. — Die
dicken Linien Heuten dieRiehtungen derLä'ngsspalfpn im Gemiiiierder beschädigten Gebäude an.
J>4 Versammlung am 1. März 1859.
„Somit stellt sich heraus: dass ebenso wie die Schneedecke nur in
den Spalten- oder Erschütterungslinien in ihrem Zusammenhange gestört
ist, auch die Gebäude nur in diesen Linien einer grösseren Zerstörung
preisgegeben waren und dass die Mauerspalten nur als die Fortsetzung
der Schneesplatten aufzufassen seien."
Weitere Erklärung hierüber möge folgende von mir erlebte Bege-
benheit ertheilen:
Die Realschule (Siehe den Plan.) in Sillein ist ein langer von
„West nach Ost gestrecktes Gebäude gegenüber dem Franciscaner-Kloster :
Am 19. Jänner war ich im westlichen Theile des Gebäudes in einem
Eckzimmer beschäftigt, den versammelten Schülern die Erscheinungen des
Erdbebens zu erklären. Plötzlich kam, nach vorhergegangenem unterir-
dischen Getöse ein Stoss von unten und der Hörsaal sammt uns allen
schwankte einen Augenblick. Gleichzeitig arbeitete am östlichen Ende
des Gebäudes Herr Director Benes im Zeichnensaale, wohin nebst den
gegenwärtigen Schülern auch einige Damen geflüchtet waren, ohne dass
irgend Jemand von den Anwesenden auch nur die geringste Erschütte-
rung wahrgenommen hätte. In demselben Augenblicke wurden aber in
der, 14 Klafter nordöstlich an der Realschule gelegenen Franciscaner-
Kirehe, die beim Gottesdienst versammelten Andächtigen durch heftige
Schwankungen des Bodens aufgeschreckt. Vom Altare stürzte eine Statue
herab. Alles eilte erschrocken auf die Gasse."
„Verbindet man jenes Eckzimmer der Realschule, wo ich die Schwan-
kungen fühlte, mit derselben Stelle in der Franciscaner-Kirche durch eine
Linie, so zeigt sich eben auch jene uordost-südwestliche Richtung der
Schneespalteu und die Thatsache dass in dem kaum einige Klafter
östlich von dieser Linie entfernten Zeichnensaale keine Spur dieser
Erschütterung wahrgenommen wurde, spricht deutlich für die, in nordost-
südwestlichen Erschütterungslinien dislocirten Kundgebungen des Erdbebens."
„Der am 24. Jänner Nachmittags erfolgte heftige Stoss wurde in
den meist beschädigten Gebäuden verspürt, in den angräuzenden und
inzwischen befindlichen Gebäuden hat man hievon gar nichts wahrge-
nommen. Di e Ers chütterungslini en scheinen somit stabil zu sein."
„Dieses letztere wird ferner noch dadurch in erhöhtem Grade
bestättigt, dass die meisten der am 15. Jänner 1858 beschädigten Ge-
bäude, ältere von früheren Erdbeben sich datirende Schäden zeigen, die
mit Holz, Ziegeln und Mörtel ausgefüllt sind. Im Waisenhause hatte
ich vielfache Gelegenheit, diese Beobachtungen anzustellen, da unter meiner
Leitung dieses sehr beschädigte Gebäude mit Ankern gebunden wurde."
„Die Erschütterungslinien und Richtungen der Schnee- und Mauer-
Spalten sind aber manchen geologischen Linien, die im Gebiete von
Sillein wahrzunehmen sind, parallell. So namentlich kreuzen sich im
Kessel von Sillein: Das Waagthal, das Varin- und Rajec-Thal beinahe
in denselben Richtungen, welche man an den Schnee- und Mauer-Spalten
beobachtet hat. Ebenso scheint die Grenze zwischen den eocenen und
Kreide-Karpathensandsteinen und den älteren Gebilden der Thuroczer-Al-
pen, derselben nordost-südwestlichen Linie zu folgen. Somit sind die
Erschütterungslinien des neuen Erdbebens in Sillein nichts als Wieder-
hohlungen älterer Erdbeben und früherer geologischer Revolutionen zu
betrachten und sind somit von höchster Wichtigkeit."
„Mögen jene, die Gelegenheit linden werden, von Erdbeben heim-
Dionys Stur. Dr. J. Lorenz. 55
gesuchte Gegenden zu begehen und zu untersuchen, nicht versäumen die
Schneedecke, wenn eine solche Zeuge des Erdbebens war, sorgfältiger Beach-
tung zu würdigen und den hier angedeuteten Weg weiter zu verfolgen. "
Ueber die Art und Dauer der Erderschütterungen nebst einigen
andern Notizen über ältere Erdbeben schreibt Herr Klemens noch folgendes:
„Das Beben der Erde war schaukelnd, wobei die eine Ecke des
Zimmers in die Höhe stieg, die zweite sich senkte, mit der Schnellig-
keit von s / 4 Secunden. Nach unterirdischem Rollen, welches immer voranging
folgte gewöhnlich ein horizontales von Norden gegen Süden Hin und Her-
rütteln , das sich 1,2 — mehrmals wiederholte. Oefters bemerkte
man schwache Vibrationen der Erde. Die Dauer der Erschütterungen
kann man auf % / 2 — 10 Secunden angeben."
„Die Wiederholungen des Erdbebens dauerten bis Ende Februars.
Im Verlaufe des ganzen verflossenen Jänners 1858 war keine Spur von
Erderschütterungen wahrgenommen worden. Im Herbste am 13. und
24. October, dann am 16. November, ferner auch noch am 3. und
10. December wurde abermals ein schwaches Erdbeben wahrnehmbar.
Im Ganzen erfolgten mehr Erschütterungen bei Nacht."
„Im Jahre 1813 zur Zeit der grossen Ueberschwemmung wurde im
Budatiner Schloss, Puchov und bis nach Trentschin herab ein Erdbeben
bemerkt. Gleichzeitig mit dem Erdbeben in Komorn 1783 war auch in
Sillein ein leichter Stoss verspürt. — Secretär des Palatinus Georg
Grafen v. Thurzo, Zävodsky, bemerkt in seinem Tagebuche:" Im Jahre
1600 den 21. September 8 Uhr Abends, und am 22. um 12 Uhr bei
Tag war ein heftiges Erdbeben im Rujecer-Thale bis Sillein. Ferner im
Jahre 1613 den 16. November hat ein nicht heftiges Erdbeben in
Sillein stattgefunden."
„Nach dein Chronisten Sigler und „Scriptores rerum Boh. Tom. 111."
wurden im Jahre 1443 den 5. Juni feste auf Felsen gebaute Schlösser
Bajmoez und Lipce, wie auch die Privitzer Kirche im angränzenden Neu-
traer Comitate durch ein Erdbeben zum Schutthaufen verwandelt. Diese
historischen Daten sind mir durch die Güte des Herrn Director des hie-
sigen Waisenhauses, Hochw. Herrn Dra ho tusky zugekommen. Sillein den
17. Jänner 1859."
Herr Professor Dr. J. Lorenz in Fiume sandte folgende Mittheilung:
„Herr k. k. Sectionsrath V. Streffleur hatte die Güte, meine
in den Sitzungsberichten der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften
(Bd. XXVI. Seite 91 u. s. w.) erschienene Abhandlung „über die Ver-
sumpfungen in den oberen Flussthälern der Salzach, Enns und Mur,"
einer Besprechung in der Versammlung der k. k. geographischen Gesell-
schaft am 6. April 1858 (vergl. Mittheilungen der k. k. geographischen
Gesellschaft II. Jahrgang, Heft 2, Seite 94) zu würdigen. Die Puncte
dieser Beurtheilung, welche von meiner Auffassung abweichen, sind:
a) dass ich meinte, zur Entsumpfung des Hauptthaies in Pinzgau wären
meilenweite Austiefungen in hartem Gesteine des Thalbodens nöthig, wäh-
rend doch der Thalboden aus Alluvionen bestehe und eine Durchschnei-
dung der Steinbarre bei Brück genüge, um die erforderliche Abflussge-
schwindigkeit herzustellen; b) dass die Entsumpfung des Oberpinzgau's
nicht mehr in Frage stehe, indem ja bereits die sprechendsten Erfolge,
ziffermässig nachweisbar, vorliegen." —
56 Versammlung am 1. März 1859.
„Hingegen habe ich, — natürlich nicht aus Rechthaberei, sundern der
nicht unwichtigen Sache wegen, und weil ich es dem sich dafür in-
teressirenden Publicum schuldig zu sein glaube, folgendes zu bemerken:
Die unter b erwähnten Entsumpfungs-Arbeiten sammt ihren Erfolgen
waren mir zur Zeit der Verfassung jener meiner Abhandlung im vollen
Umfange bekannt; und ich hätte es nicht gewagt, eine Arbeit über diesen
Gegenstand der kaiserlichen Academie vorzulegen, wenn ich mich nicht
durch wiederholten Augenschein und Verkehr mit ortskundigen Sachver-
ständigen vom Sachverhalte überzeugt gehabt hätte. Ich erwähnte auch
Seite 126 (38 des Separat-Abdruckes) jener Regulirungs-Arbeiten mit
Inbegriff der Sprengungen und Austiefungen bei Brück (Gries) und ihrer
bisherigen Erfolge, die ich dort nicht näher ausführte, weil ich mich kurz
auf den im Jahre vorher (1855) erschienenen Bericht der Salzburger
Handelskammer berufen konnte, worin einer der dabei betheiligten
Herren Ingenieure denselben Gegenstand besprochen hatte. Ich erwähnte
überdiess Seite 128 (40) der in früheren Jahrhunderten schon erziel-
ten Entsumpfungs-Erfolge, und namentlich dessen, dass nach Beendigung
der 1574 begonnenen Regulirungs-Arbeiten die Salzach mehrere Meilen
ober- und und unterhalb Mittersill zwischen schön bebauten Gründen
dahinfloss, — was man gegenwärtig noch lange nicht sagen kann. Allein
alle diese mir bekannten Erfolge konnten mir nicht als Gründe für die
Sicherheit der Entsumpfung gelten, nicht nur desshalb weil sie schon
öfter dagewesen sind und immer wieder vernichtet wurden, sondern
hauptsächlich darum, weil alle diese Bauten nur den chronischen
Versumpfungen, nicht aber den vehementen Verschattungen vor-
beugen können, denen das Pinzgauer-Hauptthal im allergrössten Maasse
ausgesetzt ist. Es handelt sich hier nicht um Zufälle, welche zu den
ganz entfernten Möglichkeiten gehören und die am Ende jedes mensch-
liche Werk gefährden, wenn unberechenbare Naturereignisse den Gang
der Dinge plötzlich umzukehren scheinen; sondern es handelt sich hier
um eine unverrückbar feststehende Naturanlage des ganzen Thalsistems,
aus welcher die Unvermeidlichkeit gewaltiger Katastrophen — wenngleich
in längeren Zwischenräumen, die sich leider mit der Zeit verkürzen dürf-
ten — mit Notwendigkeit folgt. Diess habe ich in der in Rede stehen-
den Abhandlung, und zwar in dem beschreibenden Theile derselben, mit
welchem sich Herr Ministerialrath Streffleur völlig einverstanden erklärt,
auseinandergesetzt, wesssalb ich hier nicht nöthig habe, ausführlicher
darauf zurückzukommen. Unterscheidet sich nun das Pinzgauer-Haupt-
thal vorzüglich durch die stete Gefahr vehementer Verschuttungen,
welche nebst den ohnediess immer fortwährenden chronischen Ver-
sumpfungen drohen (diese Unterscheidung ist schon auf der ersten
Seite der Abhandlung, dann später Seite 127 (39) und 141 (53) fest-
gehalten), so können auch die nur auf chronische Versumpfungen be-
rechneten Regulirungs-Arbeiten nicht, wie anderwärts genügen. Auch
hierüber brauche ich bloss auf pag. 127 (39) und folgende meiner
Abhandlung zu verweisen. u
„Um nun die Schuttmassen bei solchen habituellen Pinzgauer Kata-
strophen, deren letzte grosse 1798 (vergl. pag. 117 (29) sich ereignete,
durch das Hauptthal anstandslos zu führen, müsste dieses selbst annä-
hernd die Gestalt jener Nebenthäler haben, durch welche eben solche
Schuttmengen unaufgehalten ins Hauptthal herausstürzen; nämlich die Ge-
Dr. J. Lorenz. 57
stalt einer steilen geraden engen Rinne mit festen, vom Wasser unan-
greifbaren Wänden. Nur dann müsste mit Naturnothwendigkeit — wenngleich
unter riesigen Kämpfen des Wassers mit dem Schutte — die Masse
des letzteren hindurchgerissen werden. Und desshalb sagte ich, Seite
128 (40), dass, theoretisch aufgefasst, im Hauptthale durch das volubile
Ausfüllungs-Materiale hinab, im festen Grundgesteine ein stark geneigtes
Bett ausgetieft werden müsste, dass aber dieses practisch unausführbar
wäre, ebenso wie die Anlegung von Auffange-Becken vor den Mündun-
gen der Nebenthäler; dass daher die Sicherung des Thaies gegen die
Riesengewalten der vehementen Verschuttungen und Ueberwässerungen
nicht ausführbar sei, wie günstig auch die Entsumpfungs-Arbeiten gegen
die chronischen Versumpfungen wirken mögen. Es wäre nur noch
hinzuzufügen, dass das Guggenber ger 'sehe Regulirungs-System, welches
theilweise den Mangel fester Ufer durch den Detritus des Flusses selbst
zu ersetzen im Stande ist, hier in dieser Beziehung nicht anwendbar
wäre, weil der hier zu Gebothe stehende Detritus fasst ausschliessend
Lettenschutt ist. Dieser bildet aber, wenn er in grossen Wasser
ankommt, unbewegliche, dum Wasser unangreifbare Haufen; in kleineren
Mengen hingegen bleibt er zu leicht suspendirt und fällt nicht, wie
Gerolle und Trümmerschutt, bei Geschwindigkeitsverminderung des Wassers
schnell in Massen nieder, worauf es eben bei Regulirung der Ufer
durch den Fluss selbst, hauptsächlich ankommt; und überhaupt könnten
Ufer von volubilem Materiale gegen die Gewalten, welche hier bei vehe-
menten Ueberschwemmungen auftreten, nicht genügen.
„Möge der thatsächliche Beweis für die Richtigkeit des Gesagten
noch recht lange ausbleiben!"
Eingegangene Druckschriften*
Pester Lloyd. 1859 Nr. 35 — 47 — 60. Von der Redaction.
Mittheilungen an die Mitglieder des Vereins für Geschichte und Alterthuinskunde in Frank-
furt a. M. 1858. — Neujahrsblatt, dargebracht am 1. Jänner 1859 (Dorf und
Schloss Rödelheim. Beiträge zu der Geschichte desselben von Dr. jur. L. H. Eul er.)
Vom Vereine.
Verhandlungen und Mittheilungen des n. ö. Gewerbe-Vereines. Wien 1858. Hft. 12.
V o in Vereine.
Zeitschrift des Vereines für hessische Geschichte und Landeskunde Cassel I — VII 1835 — 1858.
Uebersicht der bisher in Kurhessen beobachteten wildwachsenden und eingebürgerten
Pflanzen. VonDr. L.Pfeiffer. Cassel 1844. — Beiträge zur Geschichte und Statistik des
hessischen Schulwesens im 17. Jahrhundert. VonDr. H. Hep pe. Cassel 1850 (4. Supp.Hft.
der Zeitschrift). — Periodische Blätter der Geschichts- und Alterthums-Vereine zu Cassel,
Darmstadt, Frankfurt a. M., und Wiesbaden. Nr. 1—8 1857— 1859. — Historisch
topographische Beschreibung der wüsten Ortschaften im Kurfürstenthum Hessen und
in der grossherz. hessischen Provinz Oberhessen. Von Dr.G. Landbau. Cassel 3 Hft.
1848/51 dann 1858 (7. suppl. Hft. d. Zeitschr.). — Geschichte der Stadt Wolfhagen
nach urkundlichen und gedruckten Quellen bearbeitet von Karl Lyn k er. Cassel 1855.
(6 Suppl. Hft. d. Zeitschrift.) Vom Verein.
Landwirtschaftliche Zeitung von und für Oberösterreich Linz. 1859. Nr. 4.
Von der k. k. Landw. Gesellschaft
Militär-Zeitung. Wien 1859. Nr. 13—14. Vonder Redaction.
Gospodarski List. Zagrebu. 1859. Nr. 7—8. Vonder k. k. Acker b. Gesellschaf t.
Atti di uffizio ed annunzi della Camera di Comercio e d'industria in Fiume. Protocollo dto.
9. Febrajo 1859. Von der Handelskammer.
Die Ereignisse in Ostasien und die Notwendigkeit deutscher Handelsverträge mit Siam, China
und Japan. Eine Denkschrift von K. Fr. N eu m an n 1859. — Reisen des Johannes
Schild berge r aus München in Europa Asien undAfrica von 1794 — 1427. Zum ersten
Mal nach der gleichzeitigen Heidelberger Handschrift herausgegeben und erläutert von
Karl Fr. Neumann. Mit Zusätzen von Fallmayer und Hammer-Purgstall.
München 1859. Vom Verfasse r.
58
Geographische Untersuchungen in den mittleren Gouvernements Russlamls, zwischen der
Düna und Wolga in den Jahren 1850 und 1853 ausgeführt von G. v. Helmers en und
R. Pacht. Herausgesehen von G. v. He 1 mer se n. St. Petersburg 1858. (21. Band der
Beitr. zur Kenntniss des russ. Reiches.) Vom Herausgeber.
Wiener Eisenbahnzeitung. Führer für Reisende auf Eisenbahnen und Dampfschiffen in
Oesterreich etc. von Leopold Kastner. Wien Jänner und Februar 1859. — Oester-
reichischer Eisenbahn-Atlas. Herausgegeben von Leop. Kastner. Wien.
Vom Herausgeber.
Austria. Wochenschrift für Volksrrirthschaft und Statistik. Wien 1859. Nr. 7—8.
Von der Redaction.
Centralblatt der gesammten Landescultur. Prag 1859 Nr. 7.
Von der k. k. p. oek. Gesellschaft.
Zeitschrift für allgemeine Erdkunde. Berlin 1859 Bd. V. Hft. 5, 6.
Von der Ges. f. Erdk. in Berlin.
Relazione informativa sui progetti intesi a derivare dal fiume Ledra acque irrigue e potabili
a beneficio d'un vasto territorio inacquoso nella provincia del Friuli, esposta dall* in-
gegnere G. B u c c h i a. Udinc 1858. — Annuario delf Associazione agraria friulana.
Anno I. II. Udine 1857, 1858. — Bulletino dell' Associazione agraria friulana. Udine
1859Nr.l— 3. Von der Gesel lsch aft.
Beitrüge zur Statistik der inneren Verwaltung des Grossherzogthums Baden. Herausgege-
ben von dem Ministerium des Innern, Carlsruhe 1858. VII. Hft, (Geologische Beschrei-
bung der Umgebungen von Badenweiler.). — IX. Hft. (Die Gemeinden des Grossherzog-
thums Baden, deren Vereinigungsverhältnisse, Einnahmen und Ausgaben I. Seekreis
und Ohcrrheinkreis.) Vom g r o ss herz ogl. Ministerium.
A Magyar Termeszettudomanyi Tarsulat Evkönyvei Pesten 1841 — 1857. — Original-Abhand-
lungen aus dem 3. Bande der Jahrbücher des ungar, naturwiss. Vereins zu Pest
in deutscher Uebersetzung. Pest 1858.
Von dem ung. na für wissen seh. Verein.
Allgemeine Land- und forstwissensehaftliche Zeitung. Wien 1859 Nr. 7.
Von der k. k. Landw. Gesellschaft.
Wochenblatt der k. k. steierm. Landwirthschafls-Gesellschaft. Gratz 1859 Nr. 9.
Von der Gesellschaft.
Jahresbericht des historischen Vereins in Mittelfranken. 24. für 1855; 25. für 1857;
26. für 1858. Vom histor. Verein.
Versammlung am 22. März 1859.
Der Herr Präsident, k. k. Sectionsrath K. Freiherr von Czoernig,
führte den Vorsitz.
Herr Secretär F. Foetterle zeigte den Verlust an, welchen die
Gesellschaft durch den Tod ihres ausserordentlichen Mitgliedes , Sr. Exe.
des k. k. Feldzeugmeisters, Vincenz Freiherrn von August in, und ihres
ordentlichen Mitgliedes, des k. k. Majors im Ingenieur-Geographen-Corps,
Mathias Seydl, erlitten hatte. Als einer der ältesten und kräftigsten För-
derer der wissenschaftlichen Bestrebungen in naturwissenschaftlicher Rich-
tung in Wien, hatte erster er unserer Gesellschaft gleich von dem
ersten Beginne an die grösste Aufmerksamkeit und ein besonderes In-
teresse geschenkt, während letzterer schon durch seine amtliche Stellung
und Beschäftigimg den Interessen der Gesellschaft näher gerückt war.
Den Statuten entsprechend, wurden Se. Durchlaucht Johann Adolf Fürst
zu Schwarz enb er g, und Dr. Johann Caspar Ritter von Seil ler, Bür-
germeister der Reichshaupt- und Residenzstadt Wien, zu ausserordentlichen,
und die Herren: Dr. Angelo Messedaglia, o. ö. Professor der National-
Oekonomie und Statistik in Padua, Se. Hochwürden Stephan Muzler,
Director des k. k. Obergymnasiums in Warasdin, und Se. Hochwürden
Kaspar Thurin, Professor am k. k. Obergymnasium in Warasdin, zu or-
dentlichen Mitgliedern gewählt.
Herr k. k. Schulrath, Dr. M. Becker, sprach über die topogra-
Dr. M. Becker. Fr. Foetterle. 59
phischen Verbältnisse im Umkreise des Oetscher, deren Darstellung der
Gegenstand des unter der Presse befindlichen zweiten Bandes der bereits
früher besprochenen Monographie bildet. Er zeigte durch einige Beispiele,
wie zur Herstellung einer historischen Topographie, die von Alters her
unverändert gebliebenen Flur- und Häusernamen wichtige und bisher noch
zu wenig beachtete Fingerzeige geben, und schilderte zum Schlüsse die
Ueberreste der Karthause zu Gaming in Niederösterreich, mit Andeutun-
gen über deren Gründung, Schicksale und Aufhebung.
Herr k. k. Bergrath, F. Foetterle, legte die sämmtlichen Ma-
nuscripte, meist in englischer Sprache geschrieben, vor, welche die
Gesellschaft der Güte ihres Ehrenmitgliedes, der Frau Gräfin Pauline von
Nostitz, aus dem Nachlasse ihres früheren Gemahls, Dr. Johann Wil-
helm Helfer, nebst der deutschen Uebersetzung derselben vor; letztere
hatte Herr A. F. Graf von Marschall freundlichst besorgt. Ausser einer
kurzen Skizze des bewegten Lebens Dr. Helfers und seiner zahlreichen
Beisen in Hinter-Indien, theilte Herr Foetterle in der Kürze den In
halt der verschiedenen Abhandlungen mit, von denen einige bereits in
dem „Journal of the Asiat ic Society of Bengal" veröffentlicht, andere blos
in Manuscript gedruckt, andere noch ungedruckt sind; sie gewähren nicht
nur eine genaue Einsicht in die verschiedenen Beiserouten, sondern auch
eine fast vollkommene Uebersicht der durch Dr. Helfer bei diesen Bei-
sen erzielten ausgezeichneten Erfolge. (Siehe das nächste Heft dieses
Jahrganges der Mittheilungen).
Herr F. Foetterle legte den neuesten über das Mittelmeer und
dessen Gestadeländer erschienenen Atlas vor. Die „Land- und Seekarte
des Mittelländischen Meeres, nebst den angräuzenden Ländern, nach den
neuesten Quellen bearbeitet und gezeichnet von Dr. Henry Lange."
Das Bedürfniss einer guten übersichtlichen und doch hinreichend detail-
lii-ten Seekarte, welche auch die Küstenländer in entsprechenden Detail
darstellt, für die sich immer mehrenden Beisenden hatte die literarisch-
artistische Abtheilung des österreichischen Lloyd in Triest veranlasst, für
die Ausführung einer solchen Karte Sorge zu tragen. Hr. Dr. H. Lange
hat sich dieser schwierigen Arbeit unterzogen , und dieselbe wahrhaft
glänzend gelöst. Die vorgelegte Karte aus 9 Blättern bestehend, ist in
dem Masstabe von 1 : 295,600 ausgeführt; alle bestehenden, sowohl See-
wie Landkarten sind bei dieser Ausführung auf das zweckentsprechendste
benützt. Das Blatt Nr. 9 enthält die See- und Landkarte des schwarzen,
Azow'schen und Marmora Meeres, nebst den Plänen der Häfen von Algier
und Tunis nach W. S. Smyth. Die Ausführung in der F. A. Brock-
haus' sehen geographisch-artistischen Anstalt in Leipzig lässt nichts zu
wünschen übrig.
Bei dieser Gelegenheit lenkte Herr Foetterle die Aufmerksamkeit
der Gesellschaft auf das nun vollendete Werk Dr. Böttger's: „das
Mittelmeer," das in bisher vollendetster Weise uns das Mittelmeer in
seiner geographischen, historischen, physikalischen, hydrographischen, me-
teorologischen Beziehung vorführt. Es muss dieses Werk, was sowohl die
Auffassung, wie die Durchführung betrifft, als das Gelungenste betrachtet
werden, was wir über das Mittelmeer besitzen.
Unter den eingesendeten Druckschriften, welche vorgelegt wurden,
hob Herr Foetterle einige kleinere Brochüren hervor, welche Herr A.
Senoner im Institute des Herrn Don Nicola Mazza in Verona für
60 Versammlung am 22. März Ib59.
die Gesellschaft erhielt. Es sind meist briefliche Mittheilungen der ehe-
maligen Zöglinge des Institutes, welche sich gegenwärtig als Missionäre
bei der katholischen Mission in Chartum befinden. Herr Dr. Don Nicola
Mazza hatte vor etwa 35 Jahren dieses Institut, das anfangs blos der
Erziehung von armen elternlosen Kindern gewidmet war, ins Leben ge-
rufen, und erhält es seit jener Zeit mit bedeutender Ausdehnung der
Zwecke fast ganz aus eigenen Mitteln. Sein ganzer Besitz von 4 bis
'6 Häusern und der Ertrag von Grundstücken wird hiezu verwendet; erst
neuerer Zeit fliessen ihm hin und wieder milde Beiträge und Legate zu.
Eine der Hauptbestrebungen Don Mazza's war stets, afrikanische Sclaven-
kinder auskaufen und heranbilden zu lassen. Unter den zahlreichen Zöglingen
des Institutes finden sich stets talentvolle Jünglinge, welche dann mit
Unterstützung Mazza's auf einer Universität ihre weitere Bildung er-
halten, theils im Institute selbst zu Missionären für die Centralafrikanische
Mission in Chartum herangebildet werden. Alle Kinder erhalten nicht
blos den gewöhnlichen Schulunterricht, sondern werden auch zu verschie-
denen Handarbeiten angehalten, namentlich werden die Mädchen in Sticke-
reien und Bluinenanfertigen unterrichtet, und ihre Arbeiten werden stets
sehr gesucht. Die Negerkinder werden in der italienischen Sprache un-
terrichtet, sie lernen lesen, schreiben, rechnen und verschiedene Hand-
werke, die Mädchen, 14 an der Zahl, müssen überdies alle Hausarbeiten
verrichten, und einige lernen auch sticken. Von Negerknaben befinden
sich gegenwärtig 9 in diesem ausgezeichneten Institute, dem nicht nur
stets der beste Erfolg und eine bleibende Dauer, sondern auch eine
grösere Theilnahme für die Erreichung seiner edlen Zwecke zu wün-
schen ist.
Schliesslich theilte Herr Foetterle mit, dass das hochverehrte Mit-
glied, Herr Dr. Th. Kotschy, mit Unterstützung des k. k. Oberstkäm-
mereramtes eine längere wissenschaftliche Beise in den südlichen Theil
von Klein-Asien angetreten habe, von der er erst im Herbste zurück-
kehren dürfte. Herr Dr. Kotschy gedenkt sich zuerst einige Zeit auf
Cypern aufzuhalten, und dann von Tarsus aus in östlicher Bichtung viel-
leicht bis an dem Wan-See vorzudringen, um hier seine früheren bo-
tanischen Studien fortzusetzen, und dann über Erzerum und Trebisond
den Bückweg einzuschlagen.
Eingegangene Druckschriften :
Uebersicht der Waaren-Ein- und Ausfuhr des allgemeinen österr. Zollverbandes im
Verkehr mit dem Auslande etc. Im Sommer-Jahre 1858. Wien 1859.
Von der Direction der administr. Statistik.
Memoir to accompany the Map of the Holy Land construeted by C. W. M. Van de
Velde. Gotha 1858. Sammt Atlas. Von J. Perthes geogr. Anstalt.
Mittheilungen der Gesellschaft für vaterländische Alterthümer in Basel. I — III. 1843/45.
VI. 1855. — Kurzer Bericht über die für das Museum in Basel erworbene Schmid'sche
Sammlung von Alterthümern aus Äugst von Prof. Wilh. V i s e h e r. Basel 1858.
Von der Gesellschaft.
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit. Organ des germanischen Museums. II — IV.
Nürnberg 1855/57. Vom german. Museum.
Zeitschrift für populäre Mittheilungen aus dem Gebiete der Astronomie und verwand-
ten Wissenschaften. Herausgegeben von Dr. C. A. F. Peters. Bd. I. Hft. I.
Altona 1858. Von der Bedaetinn.
Verhandlungen des historischen Vereines für Niederbayern. Landshut IV. V. 1855 58.
— Statuten des historischen Vereines. Landshut 1858. Vom Vereine.
Bulletin de la Societe de Geographie IV. Serie. T. XVI. Nr. 91 — 96. August bis
December 1858. Von Sr. Hochw. Domherrn Salzbacher.
61
Atti dell' I. R. 'Istituto lonibardo di scienze, lettere ed arti. Vol. I. f. 12. Milano
1859. — Memorie dell' I. R. Istituto etc. Vol. VII. f. 8. Milano 1859.
Vom k. k. lomb. Inst, der Wissenschaften.
Proceedings of the R. Geographica! Society of London. Vol. III. N. I. 1859.
Von der k. Gesellschaft.
Austria. Wochenblatt für Volkswirthschaft und Statistik. Wien 1859. N. 19—21.
Von der Redaction.
Bullettino della Associazione agraria friulana. Udine. 1859. N. 4.
Von der landwirtschaftlichen Gesellschaft.
Allgemeine Erdkunde, oder neuestes Handbuch zur Beförderung und Belebung des
geographischen Sinnes und Wissens für Schule und Haus. Von Dr. Fr. Locher.
Regensburg 1859. Vom Verfasser.
Atti dell' I. R. Istituto veneto di scienze, lettere ed arti. T. IV. S. III. Disp. 1. 2. 3.
1858—1859. — Memorie dell' I. R. Istituto veneto. Vol. VII. P. II. Venezia
1858. Vom k. k. Inst. d. Wissensch. Venedig.
Nouvelles Annales des Voyages de Ia Geographie etc. Fevrier 1859. Von der Redaction.
Abhandlungen der mathem. physical. Classe der k. bayer. Akademie der Wissenschaften.
VIII. 2. München 1858. — Ueber Johannes Müller und sein Verhaltniss zum
jetzigen Standpunct der Physiologie. Festrede von Dr. Th. L. W. Bischoff.
München 1858. Von der k. Akademie der Wissenschaften.
Protocoll der dritten ordentlichen Sitzung der Kronstädter Handels- und Gewerbekam-
mer im Jahre 1859 am 8. März. Von der Handelskammer.
Ueber die Mineralquellen von Bartfeld im Särosser Comitat Ungarns. Von C. Ritter
von Hauer. Wien 1859. Vom Verfasser.
Philologische und historische Abhandlungen der k. Akademie der Wissenschaften in
Berlin. Aus dem Jahre 1857. Berlin 1858. Von der k. Akademie.
Rapporto statistico per l'anno 1857 della Camera di Commercio e d'industria in Lodi.
1858. Von der H and el kämme r.
Compte-rendu annuel adresse a S. E. M. de Brock Ministre de Finances par le Di-
recteur de l'Observatoire physique central, A. T. Kupffer. Annee 1856. St. Pe-
tersburg 1857. Von der Direction.
Annales de la propagation de la foi. Paris. Mars 1859. N. 177. Von der Redaction.
Verhandlungen des historischen Vereines von Oberpfalz und Regensburg. N. F. I — X.
1845 — 1858. Vom Vereine in Regensburg.
Zeitschrift des historischen Vereines für das würtemberg. Franken. 1. Hft. Trailsheim
1847. 4. 5. 6. Hft. Aalen und Oehringen 1850/52. III. 1. 2. 3. Aalen und
öehringen 1853/55. IV. Bd. 1. 2. Stuttgart 1856/57. — Chronik des hi-
storischen Vereins. Mergentheim 1852/53. — Chronik der vormaligen Deutsch-
ordens-Stadt Mergentheim, aus urkundlichen Quellen herausgegeben von 0. F. H.
Schönhut h. Mergentheim 1 857. — Wolfram von Neuenbürg, Meister Deutsch-
ordens in deutschen und wälschen Landen u. s. w. Von 0. F. H. Schönhuth.
Mergentheim 1859. Vom histor. Verein in Mergentheim.
La scienza — l'Istmo di Suez. — II Sommo Pontifice Pio IX. visitando nel 1857
i suoi dominii. — II nuovo porto di Roma. — Memorandum di E. F. Scarpellini.
Roma 1858. — La Stato Pontificio e l'Istmo di Suez, Parole di E. F. Scarpellini.
Roma 1856. Vom Verfasser.
Jahresbericht des historischen Kreis-Vereins im Regierungs-Bezirke von Schwaben und
Neuburg für 1837—1841 ; 1844—1856. Augsburg 1838—1856.
Vom hist. Vereine in Augsburg.
Lettera dei RR. sacerdoti Missionari nell' Africa centrale dell' Istituto di Don Nie.
Mazza, diretta ai giovani alunni del medesimo Istituto. Chartum 1858. — Re-
lazione del viaggio dei Reverendi Missionari da Chartum a S. Croce. Verona
1858. — L'ultima lettera del Missionario Franc. Oliboni dell' Istituto. Mazza di
Verona. Verona 1858. — Prospetto dei poveri Istituti di Don Nie. Mazza dato
da conoscere dal medesimo colla stampa nel niese di Novembre 1854. Verona 1854.
Von Hrn. S e n o n e r.
Journal of the Franklin Institute of the State of Pensylvania etc. Vol. 36. N. 4—6 .Phi-
ladelphia 1858. Vom Institute.
Zeitschrift für Erdkunde. Berlin 1859. I. 1. Von der Gesell seh. f. Erdk. Berlin.
Pester-Lloyd 1859. N. 61—66. Von der Redaction.
Corrispondenza scientifica in Roma N. 33. 36. (Roma e il Bosforo di Suez. Nota dell' In-
gegnero Vinc. M a n z i n i.) Von der Redaction.
'6
62
Ueber das Eis im Sommer zwischen den Basaltstücken bei Kameik nächst Leitmeritz in
Böhmen. Von Dr. Ad. PI eis« hl. (Beitr. zur phys. Geogr. Böhmens.) Prag 1838.
Vom Verfasser.
Statistique de France XII. Ser. Statistique agricole. I. 6. Paris 18S8.
Vom kais. franz. Ministerium.
Versammlung am 5. April 1859.
Der Herr Präsident, k. k. Sectionsrath K. Freiherr von Czoernig,
führte den Vorsitz.
Den Statuten gemäss wurden Se. Excellenz, Herr Johann Freiherr
Kempen von Fichtenstamm, k. k. Feldmarschalllieutenant, Chef der
Obersten Polizeibehörde etc., und Frau Leopoldine Kerr in London zu ausser-
ordentlichen, Herr Gustav Lehne, Oberlieutenant der k. k. Gendarmerie-
General-Inspection, und Herr Adolf Simiginowicz, Professor am k. k.
katholischen Gymnasium zu Kronstadt, zu ordentlichen Mitgliedern und
Herr Dr. Felix Flügel, Consul der Vereinigten Staaten von Nordamerica
in Leipzig zum correspondirenden Mitgliede gewählt.
Herr Secretär Foetterle theilte den Inhalt der an Hrn. k. k.
Sectionsrath W. Haidinger eingelangten Schreiben von unseren Novara-
Reisenden mit, welche Nachrichten über das Eintreffen derselben zu
Auckland in Neu-Seeland brachten und bereits früher in der lezten Sit-
zung der naturwissenschaftlichen Classe der kaiserlichen Akademie der
Wissenschaften mitgetheilt wurden. Laut den letzten eingelangten Nach-
richten, hatte Herr Dr. F. Hochs teuer in Folge der zur Besichtigung
von Kohlenvorkommen in der Gegend von Auckland unternommenen Excursion,
von dem Gouverneur in Auckland die Einladung erhalten, längere Zeit
auf Neu-Seeland zu bleiben und eine detaillirtere geologische Untersuchung
durchzuführen; mit Genehmigung und im Einverständnisse des Hrn. Com-
modore von Wüllerstorf, hatte Herr Dr. Hochstetter diesen Antrag
angenommen und sich von der k. k. Fregatte Novara getrennt, um sich
etwa 6 Monate in Neu-Seeland aufzuhalten, und dann gegen Ende des
Jahres etwa gleichzeitig mit der k. k. Fregatte in Triest zusammenzutreffen.
Ueber die von Herrn Dr. Hochstetter in Begleitung von Herrn
Frauenfeld, Selleny und Jellinek unternommene Excursion, theilt
vorläußg die in Auckland erscheinende „New Zeeländer" Zeitung einen
Bericht mit, aus den hier ein Auszug folgt, dessen Uebersetzung wir
dem Herrn A. Fr. Grafen Marschall verdanken:
„Besichtigung der Districte Drury und Hunua und Aus-
flug an den Waikato. Am Dienstag, 28. December 1858 wurde mit
der Ausführung der Arbeiten der wissenschaftlichen Commission in dieser
Provinz der Anfang gemacht. An der Begehung nahmen Theil: die Herren
Dr. Hochstetter, Frauenfeld, Selleny und Jellinek, von der
kais. österreichischen Expedition; der Provinzial-Landmesser Mr. C. Heaphy,
Rw. A. G. Purchas und Mr. Ninnis als Abgeordnete der Provinzial-
Regierung und vom k. k. Marine Officiers-Corps, der Herr Capitän Baron
Po eck, Commandant der Novara und der Schiffs-Fähnrich, Hr. Kro-
no wette r. Ferner schlössen sich an: Mr. Haast, eben in dieser Pro-
vinz anwesend, um über die Hilfsquellen und Vortheile, welche Auckland
deutschen Einwanderern zu bieten vermag, Notizen einzusammeln, Mr.
Drummond Hag (der sich als „ Cicerone u höchst nützlich machte) und
F. Foetterle. 63
— wenn es den Leser ja interessiren sollte — wir selbst, die wir
diese Zeilen in Hast niederschrieben. Mr. Heaphy hatte die Besucher
mit der gewöhnlichen Karte der Provinz, und mit einer andern, die geo-
logischen Verhältnisse zwischen Auckland und Maungatawhiri angebenden,
versehen, welche letztere er eigens zu diesem Zweck entworfen hatte.
Das Wetter zeigte sich besonders günstig; die Fahrt durch das reiche
vulkanische Gebiet zwischen Auckland und Otahuhu, in solcher Gesellschaft
und bei wolkenlos sonnigen Himmel, dessen Hitze einer unserer schönen
Sommerwinde wohlthätig mässigte, wird lang eine freundliche Erinnerung
bleiben. Wenn sich die einheimischen Theilnehmer sich an den lehrreichen
Vorträgen Dr. Hochstetter's über vulkanische Gebilde erfreuten, so
mochten sie sich wohl auch — vielleicht nicht ohne etwas Selbstgefühl
— an dem Wohlgefallen erfreuen, welches dieser Gelehrte und seine
Gefährten über die Gegenstände um sie und vor ihnen äusserten und
den hohen Grad der Kultur des Landes, die Güte der Strassen, das
weite Feld, welches in jeder Richtung dem fähigen und denkenden Na-
turforscher offen steht und die glänzenden Aussichten in die Zukunft dieses
Landes, mit Vergnügen von Allen preisen hören.
Die erste eigentliche Rast fand bei Mount Richmond (bei den Ein-
gebornen „ Otahuhu, " welcher Name auf die Ansiedlung übertragen wurde)
statt. Dort fanden die Herren Hochstetter, Frauenfeld und Jellinek
reichliche Ausbeute für ihre Sammlungen und Herr Selleny für seine
fertigen und treuen Pinsel, während M. Heaphy diesen gründlichen
Forschern sehr viel an historischen und örtlichen Auskünften mitzutheilen
hatte. — Wir würden viel darum geben, das Panorama vom Gipfel aus
an einen solchen Tag, wie es Herr Selleny, einer der fertigsten und
treuesten Aufnehmer, die wir je gekannt, wiedergegeben hat. (Nebenbei
gesagt, hat Hr. Selleny während der Novara-Expedition bereits über
1000 vortrefflich ausgeführte Zeichnungen aufgenommen — jene von Java
und China in sehr grossem Masstab und bis in die kleinsten Einzeln-
heiten — auch ist seine Behandlung der Farben so frisch und naturge-
mäss, dass ihr Anschauen das Auge nicht im geringsten ermüdet.) Ein
zweites Panorama, die Krater von Thoumatou und Manganie, die Manukau-
Spitzen und das nördliche Ufer des Hafens von Manukau umfassend, hat
Herr Selleny vom vulcanischen Berg „Te Olmopuni." ganz nahe an
Mr. R. Robertsons Besitzung aufgenommen. — Bei der Aussicht von
Mount Richmond fiel unseren österreichischen Gästen die Nähe der Ge-
wässer von Wachemata und Manukau an dem Tragplatz {„portage") von
Otahuhu auf und alle sprachen sich über die Verbindung unserer beiden
Haupthäfen der Ost- und Westküste mittels eines Kanals für Seeschiffe,
als über etwas sehr Wünschenswerthes aus. Ihrer Ansicht nach, fordert
die commercielle Gegenwart und Zukunft von Auckland eine solche Un-
ternehmung, deren Ausführung nicht auf unübersteigbare Hindernisse stossen
würde. Auf den weitern Weg über Otahuhu hinaus, bemerkten unsere
Gäste die stetige Reihe grasreicher und sorgfältig eingefriedeter Weide-
plätze, das wohlgenährte Hörn- und Schaf- Vieh und die behaglichen
Wohnstätten an beiden Seiten, namentlich Mr. Overton's Wohnhaus,
welches (mit Recht) als ein Muster echt englischer Ordnungsliebe her-
vorgehoben wurde. Nicht minder Ehre machten unserem jungen Staate die
neuesten und noch fortdauernden Verbesserungen der Strasse nach Papa-
kura und die zeitweisen Stösse auf den neu angelegten Strecken wur-
5*
64 Versammlung am 5 April 1859
den als erträglich in Vergleich zu denen auf den „Corduroy-Strassen" in
den Hinterwäldern der Vereinigten Staaten, und als ein Beleg, dass es
der Provinzial-Regierung mit dem Aufschlüsse des Landes Ernst sei, ge-
lassen hingenommen. — Wie viele geologische, entomologische, bota-
nische, taxidermische Exemplare längs des Wegs von den Herren Hoch-
stetter, Frauen feld und Jellinek eingesteckt wurden, lässt sich
ebensowenig berechnen, als wie viele kleine Skizzen von Herrn Selleny
daguerrotypirt wurden und wie viele statistische Thatsachen und Ziffern
sich in Herrn Haast's Gedächtniss anhäuften; so viel ist gewiss, dass
nach eiliger Durchforschung der Papakura Bucht („reek"J eine grosse
Kiste von Gegenständen aller Art verpackt und nach Auckland abgesendet
wurde, bevor die deutschen Naturforscher Mr. Young's Haus erreicht
hatten, und dass dabei noch genug übrig blieb, um zwei andere Kisten
zu füllen. — Nach der Ankunft in Mr. W. J. Young's „Drury Hotel"
(nunmehr ein grosses zweistöckiges Haus, mit vortrefflicher Unterkunft)
erschienen die essbaren Erzeugnisse des Bezirks von Drury vor einer
wissenschaftlichen Ratbsversammlung und erhielten die günstigste Anerken-
nung. Zu Drury war das „Settiers Exploration Comitte'e" in voller Zahl
versammelt, und hier, wie längs des ganzen Weges ertheilten die Herren
Cläre, Middlunass, Hay, Runcoman, ('nie, Pollok, S. Hall u. A.
eine Menge trefflicher Auskünfte. — Vorerst besah man das Kohlenflötz
auf Mr. Turnbull's Grundstück, dann die Kohlenschürfungen der Herren
Pollok, Campbell und Folwell's, und wir glauben aussprechen zu
dürfen, dass Dr. Hochstetter keinen Grund habe, zu bezweifeln, dass
diese Kohlen alle einen und denselben Character tragen und vielleicht
einem einzigen, weit ausgebreiteten Flötz angehören. Es genüge hier die
Thatkraft zu bezeichnen, welche die Ansiedler mit dem kleinsten Geld-
capital, aber mit der grössten Beharrlichkeit entwickeln; ein Beispiel
davon sind die von den Herren Peter Smith und W. Cooper eröffneten
und nunmehr ausgebeuteten Kalkstein-Brüche; beide hatten kein anderes
Anfangscapital als Arbeitskraft und Thätigkeit, das Beste in einer dicht-
bewaldeten Gegend, wie die von Hunua (zu welcher jetzt eine Strasse
augelegt wird, und welche hoffentlich bald eine der ertragreichsten der
Provinz werden wird). — Im Allgemeinen hat Dr. Hochstetter in un-
seren Kohlen- und Kalksgebieten Meeres-Fossilien von viel höherem Alter
gefunden, als man es bisher für die geologischen Gebilde Neu-Seeland's
angenommen bat; Kohle und Kalkstein sind reichlich und von bester Be-
schaffenheit vorhanden; die bereits aus dem Kalk bekannten organischen
Reste werden ihm selbst und spätem Forschern die Mittel bieten, un-
sere Kohlengebilde mit ähnlichen der alten Welt zu vergleichen oder zu
identificiren. Bisher hat man — unseres Wissens — in der Kohle von
Opaheke (Drury) und Hunua keine Pflanzenreste entdeckt. — Wir er-
wähnten bereits, dass der Commandant und die Officiere der Novara-
Expedition über die, unter so vielen Schwierigkeiten in so kurzer Zeit
in Stadt und Land bewirkten Fortschritte ihre Ueberraschung ausgespro-
chen haben. Wir haben gesehen, dass der Künstler, Herr Selleny,
reichliche Beschäftigung findet. Wir mögen beisetzen, dass der Botaniker,
Herr Jellinek, die Neu-Seeländer Wälder in Reichthum des Laubes,
Verschiedenheit der Färbung und allgemeinen Eindruck denen der Tro-
penländer gleichstellt, vor denen sie die leichtere Zugänglichkeit voraus
haben. Was die befiederten Bewohner der Wälder und Farnkraut-
F. Foetterle. 65
Striche von Auckland betrifft, erachtet die Expedition, nach ihrer eigenen
Erfahrung an Ort und Stelle, dass Neu-Seeland dem Ornithologen ein
weites Feld bietet; ihnen, wie allen andern Beobachtern, ist die Ab-
wesenheit aller Vierfüsser auf einer so grossen Insel aufgefallen.
Ausflug nach Mangatawhiri und an den Waikato.
Dieselben Personen, welche den Ausflug nach den Kalk- und den Koh-
lengebieten von Hunua und Drury gemacht hatten (mit Ausnahme des
Capitäns, Baron Pöck, und Herrn Purchas, welche nach Auckland zu-
rück mussten), brachen in 2 Abtheilungen (die erste: Herren Selleny,
Kr onowette r, Haast und Drummond Hay, welchen letzteren Se. Exe.
der Herr Gouverneur der Expedition für die Zeit ihres Verweilens in
Auckland zugetheilt hatte, am Dinstag 28. December Nachmittags — die
zweite: Herren Dr. Hochstetter, Frauenfeld, Jellinek, Ninnis,
Smallfield und Heaphy, am Freitag 31. December Morgens) auf, um
Mangatawhiri und von dort den Waikato zu besuchen. Beide Abtheilungen
hatte Mr. Young mit Pferden versehen, welche an die ersten engen
Pfade der ersten Ansiedler und Beisegesellschaften gewöhnt waren, und
unsere Gäste zeigten sich überrascht, dass man bei so kurzer Voran-
meldung und in solcher Entfernung von der Hauptstadt so vorzügliche
Pferde habe auftreiben können. Dieser Umstand stellte die Thatkraft der
vorgeschobenen Ansiedler längs des Verlaufs der grossen Südstrasse
in ihrer Meinung noch viel höher. Ueber R u n c i m a n's Pachthof
(dessen vorgerückte Cultur dem Eigenthümer grosse Ehre macht), folgte
die Reisegesellschaft der grossen Südstrasse, häufig Halt machend, um
ihre Sammlungen zu vermehren oder um die ausgebreiteten Aussich-
ten zu bewundern, die sich allmälig vor ihr aufthaten, je weiter sie
gegen den Mittelpunct des Waldes hinaufstiegen, bis endlich ihre Blicke
die ganze Gegend im Süden dos Manukau Hafens und dies schöne Gestade
selbst, mit allen seinen zahlreichen Meeresarmen und Buchten, umfassen
konnten. Chiskolm's Bush gefiel unsern Gästen besonders und gab ihnen
den besten Begriff von der Wald-Vegetation Neu-Seeland's; Hr. Selleny
nahm dort zwei schöne Ansichten auf. Indess gaben ihnen die Arbeiten
der Strassenleute und solcher Ansiedler, wie Mr. Martin, noch bessere
Gelegenheit, die geologischen und botanischen Eigenthümlichkeiten dieses
Anfangs der fruchtbarsten Striche im Süden dieser Provinz wahrzunehmen
und zu prüfen. Weit entfernt, die nächsten Einwanderer darüber zu
bedauern, dass ihnen nicht mehr Grundstücke in der nächsten Umgebung
von Auckland und dessen Vorstädten zur Wahl vorliegen, waren unsere
Gäste vielmehr einstimmig der Ansicht, dass der nunmehr durch die
grosse Südstrasse über Drury hinaus aufgeschlossene Landstrich in seiner
Beschaffenheit die meisten Ländereien des Bezirks von Auckland übertreffen,
und dass, wenn mehr solche Gründe zu haben wären, sie — ungeachtet
ihrer Entfernung von der Hauptstadt — den Vorzug verdienen würden.
Diese Meinung theilen wir selbst und jeder verständige Einwanderer, der
einige Tage auf persönliche Besichtigung dieses und des Waikato-Bezirks
der Provinz verwenden will, wird sich dazu bekennen. Ein Gleiches gilt
zum grössten Theil von den Landstrichen längs der grossen Nordstrasse
und von anderen nördlichen Ländereien, welche, nach den verschiedenen
gesetzlich bestimmten Weisen, für die Auswahl offen liegen oder doch
nächstens offen liegen werden. Dies liegt indess für jetzt ausserhalb un-
serer Aufgabe; wir behalten uns vor, bei nächster Gelegenheit unsere
66 Versammlung am 5. April 1859.
Bemerkungen über den stetigen und richtig geleitenden Fortschritt der
Ansiedlung und der Urbarmachung in diesen fruchtbaren Gegenden mit-
zutheilen und dabei denen Ehre zu geben, welchen Ehre gebührt. —
Nicht allein fruchtbares Erdreich liegt längs der Strassenlinie, sondern
auch überall vertheilt, ergiebige Vorräthe von basaltischem und anderem
Gestein, als taugliches und leicht zugängliches Material zum Strassenbau ;
von dieser Seite waltet keine Besorgniss ob. Die Aushauung, der Bau
und die Ueberbrückung der Strasse schreitet jetzt rasch und in einer,
die Unternehmer sehr ehrenden Weise fort und unter den Strassenar-
beitero finden sich verständige und gefällige Leute, bereit, alle ihnen
zugängliche Auskunft zu geben und Besuchern ein gastliches Obdach zu
bieten. Der Einschnitt in Rafor-back Hill bietet eine gute Gelegenheit
zur Untersuchung der tiefern Schichten des ansteigenden Bodens, den
die Strasse durchzieht. Wir führen nebenbei an, dass bei einem Halt an
Mr. D a w s o n's „Whare," an der Strasse, "wo die Reisegesellschaft eine
Tasse Thee nahm, ihnen ein Theil eines Süsswasser-Fisches angeboten
wurde, der an Grösse und feinem Geschmack den besten Forellen des
Mutterlandes gleichsteht. Er war in einem der schönen, die Umgegend
durchfliessenden Wässer gefangen worden und bei fernerer Aufschliessung
des Binnenlandes dürfte es sich herausteilen, dass unsere fliessenden Süs-
wässer nicht so arm an essbaren Fischen sind, als man behaupten wollte.
— Vom gegenwärtigen Grenzpuncte der breiten Rodung für die Südstrasse
brachte ein von den Eingebornen ausgetretener Pfad nach Mangatawhiri
auf einen Umweg, der durch die Auffindung vieler schöner Farne und
merkwürdiger Insekten reichlich aufgewogen wurde, und beim Austritt
aus dem Dickicht brachte ein rascher Quermarsch über das offene Farn-
land die Gesellschaft nach Mangatawhiri, gerade oberhalb der schönen
Getreidemühle mit Wasserkraft, welche Mr. Chandler eben für einge-
borne Eigenthümer aufbaut. Eine zahlreiche Schaar Maories (einige mit
ungewöhnlicher Sorgfalt in ihrer eingebornen oder doch am wenigsten
europäisirter Tracht gekleidet) sammelte sich vor dem ansehnlichsten „Whare"
des Dorfes, welches Mr. Drummond Hag zur Aufnahme der Gesell-
schaft in Beschlag genommen hatte und hier arbeitete eben Hr. Selleny
eifrig an seiner dritten Skizze, deren Naturtreue ihm mehr Vorbilder
zuführte, als er mit aller seiner künstlerischen Stenographie wiedergeben
konnte. — Nach einer Rast, die ein förmlicher Sturm aus den Bergen,
die tropische Hitze des Tages abkühlend, um 2 Stunden über die fest-
gesetzte Zeit verlängert hatte, bestieg die ganze Gesellschaft (mit Aus-
nahme der Herren Kronowetter und Haast, welche in einem Kanot
vorangefahren waren) zwei grosse Boote, jedes mit 10 Eingebornen be-
mannt, welche sie geschickt über Mangatawhiri Creek hinabführten, In
der ersten i*/, Meile ist der Strom so eng, dass man nicht begreift,
wie so grosse Fahrzeuge durch seine Windungen gelangen können, da
in manchen Fällen kein zollfreier Raum übrig bleibt. Am Ufer finden
sich Wasservögel in Menge, deren einen ein Eingeborner sehr geschickt
mit seinem Ruder aufspiesste. Die Gegend wurde hervortretender, je
näher man dem Höhenzug kam, der das Gebiet des Waikato abgränzt ;
erst nach einer jähen Wendung und einigen Ruderschlägen gelangten die
Boote in diesen schönen Fluss, wo dann die Gesellschaft erst einen Be-
griff von der zu erwartenden prächtigen Gegend erhielt. „Dies ist ja
der Rhein, wieder unser schöner Rhein und seine Umgebung mit ihren
F. Foetterle. 67
dichtbewaldeten Höhenzügen;" „dies kömmt einigen der schönsten Stri-
chen unseres Rheingaues gleich," riefen die Deutschen unter uns aus,
und ausser Herrn Selleny holten auf der Strecke bis Tuakau mehrere
Andere ihre Zeichenbücher hervor. Tuakau ist ein Landungsplatz nahe
an einer grossen gleichnamigen Ansiedlung der Eingebornen. Das ringsum
weithin gerodete Land hat trefflichen Boden und ist gut angebaut. Hier
fand sich unser Vortrab, der stecken geblieben war, da keiner von
ihnen die Sprache und die Geberden der Maories verstand, wieder beim
Hauptcorps ein: das neueste „Whare* wurde für die Nacht und den
nächsten Tag in Beschlag genommen; ein Backofen nach Landesart wurde
der deutschen Gäste wegen, die nie dergleichen gesehen, aufgeführt
und diese benutzten die letzte Tageshelle, um die eingesammelten Gegen-
stände in Ordnung zu bringen und die wunderbaren Naturreize, die sie
umgaben, zu gemessen. Bald nach acht Uhr meldete Hohepa, einer
von Mr. Heaphys eingebornen Dienern, der „Soyer" der Expedition,
dass das Diner („spuds" und Schweinefleisch) fertig und auf frisch ab-
gepflückten Farnkraut und mit Shawls bedeckt, servirt sei. Die Gesell-
schaft — um die Worte der Berichterstatter über anspruchsvollere Ga-
stereien zu gebrauchen — Hess dem reichlichen, wenn auch einfachen
Mahle das Recht wiederfahren, welches echter Hunger, durch starke und
andauernde Bewegung im Freien geschärft, nie versagt. Es war der 31.
December 1858 und die Reise-Gesellschaft, welche (den Maori Diener
ungerechnet,) Engländer, Schotten, Irländer, Deutsche und Slaven unter
ihren Genossen zählte, bereitete eine Feier des Jahreswechsels vor, an-
gemessen den Ereignissen, welche so verschiedenartige Elemente vereinigt
hatte und geeignet, eine angenehme Erinnerung für spätere Zeiten zu-
rückzulassen. Charakteristiche Studenten- und andere Volks-Lieder, engliche,
schottische und irische Gesangsweisen und Liebes-Lieder in der Maori-
Sprache, vom Diener vorgetragen, bildeten ein echt cosmopolitisches Vo-
cal-Concert. Die Gesundheit des Kaisers von Oesterreich und der Königin
Victoria wurden mit Begeisterung ausgebracht und mit Absingung der be-
treffenden National-Hymnen begleitet, in einer Weise, die, Dank der mu-
sikalischen Ausbildung der deutschen Sänger, jedem Concertsaale Europa's
Ehre gemacht hätten. Nachdem 3 bis 4 Stunden in solcher Weise höchst
angenehm vergangen waren und man das Neujahr in aller Form bewill-
kommt hatte, ging man neue Kräfte für das nächste Tagwerk zu sam-
meln. Dieses fing bereits um 6 Uhr Morgens an. Der schöne Strom,
der das Dorf durchschneidet, bot ein anlockendes Bad und an seinem
Ufer fanden Geologen, Botaniker, Künstler und Zoologen reichlichen
Stoff zur Thätigkeit. Die Eingebornen, gelockt durch die Aussicht auf
die verheissenen Jieka pennies" brachten verschiedene merkwürdige Ge-
genstände. — Der Rückweg nach Drury ging durch Tuakou und die
dazwischen liegenden Wälder — deren Thäler mehrere schöne Ströme vortreff-
lichen Wassers durchlaufen , dann über einen beträchtlichen Theil von
Mr. Wate r's ausgebreiteten Weidegründen, welche sich eben jetzt reich-
lich mit europäischen Grase und rothem Klee bedecken. Ein Theil der
Gesellschaft ging voran den Pferden entgegen, welche man auf einem
andern Weg zurückgeschickt hatte ; die Uebrigen sollen in 2 bis 3
Stunden nachfolgen. Als beide den Aushau betraten, den Mr. Waters
vornehmen lässt, um seinem Viehe den Zugang zu den Weidegründen zu
eröffnen, sollten sie, bei aller Achtung, die dies Unternehmen verdient,
68 Versammlung am 5. April 1859.
aus eigener Erfahrung lernen, welche Schwierigkeit sich in diesem dicht-
bewaldeten Landstrichen dein einzelnen Ansiedler entgegenstellen, welcher
nicht die Mittel hat, seine abwesenden oder ungefälligen Nachbarn zu
zwingen, zu einem Unternehmen beizutragen, das an und für sich ihren
eigenen Besitztümern zu Guten kommt, und welches sie selbst ohne Be-
denken benutzen, wo und wann es ihnen beliebt. Die 7 bis acht Meilen
lange Strasse durch das Dickicht, deren zunächst an Drury gelegener
Theil — wenn wir nicht irren — durch Mr. Joseph New man aus-
gehauen worden, war durch den versperrten Zugang von Licht und Sonne
für die, welche solcher Reisen ungewohnt sind, höchst beschwerlich, und
beide Abtheilungen, auch nachdem sie ihre Pferde wieder gefunden hat-
ten, brauchten an 4 Stunden, um diese Strecke zurückzulegen. Der schöne
Strom am Fusse von Mr. Burt's Pachthof war Allen willkommen.
Bei der Abendversammlung in Young's Hotel, sprachen die Mit-
glieder der wissenschaftlichen Commission und die übrigen deutschen
Gäste den Herren, welche im Auftrag Sr. Exe. des Herrn Gouverneurs
Gore Brown und des Herrn Vorstehers der Provinz, sie begleitet hatten,
das ausnehmende Vergnügen aus, welches ihnen bei dem Besuch dieses
schönen Bezirks der Provinz zu Theil geworden war und ihre Hoffnung,
dieser Besuch für Auckland und Neu-Seeland in mehr als einer Rich-
tung nicht ganz fruchtlos bleiben, und jedenfalls ganz gewiss beitragen
werde, die deutsche Einwanderung dorthin zu lenken. Sie dankten ihren
Führern für die ihnen während der Reise erzeigte Aufmerksamkeit und
für die Weise, in der sie die gastfreundlichen Gesinnungen der Provinzial-
Regierung bethätigt hatten; warmer Dank ward auch Mr. und Mrs. Young
für ihre eifrigen Bemühungen in ihrem Hotel, der sich bei so trefflicher
Leitung eines fortdauernden Gedeihens zu erfreuen haben dürfte, den
fremden Gästen, welche dort unter dem Schatten ihrer eigenen Landes-
farben aufgenommen worden, einen behaglichen Aufenthalt zu bereiten.
Die Herren Drummond Hag und Heaphy erwiderten, indem sie den wissen-
schaftlichen Gästen für den unermüdeten Eifer, mit der sie ihre Aufgabe
zum Nutzen der Provinz Auckland durchgeführt hatten, und für die werth-
volle Belehrung, welche die Sprecher selbst und alle Ansiedler, die mit
ihnen in Berührung gekommen waren, von ihnen empfangen hatten,
ihren Dank aussprachen. Herrn H a a s t wurde gleichfalls der Dank ge-
bracht, für das, was er zur Annehmlichkeit des Ausflugs beigetragen
hatte und für seine bereitwilligen und gewandten Leistungen als Aus-
leger, wo immer auf einer oder der anderen Seite das Verständniss über
einen einzelnen Punct Schwierigkeiten hatte oder genaue Auskunft ver-
langt wurde. Die Rückreise nach Auckland ging ungefähr eben so vor
sich, wie die von Auckland nach Drury. Nach ihrer Ankunft gingen
die Mitglieder der wissenschaftlichen Commission an die Aufbewahrung
des Gesammelten und an die Aufzeichnung ihrer Wahrnehmungen.
Nunmehr nehmen wir Abschied von diesem Zweige der Expedition
und führen nur noch an, dass die Herren Dr. Scherzer und Dr.
Schwarz ihre anthropo-metrischen Messungen an Eingeborenen fortgesetzt
haben und dass der Herr Commodore v. Wüllerstorf und der Com-
mandant der Novara in Begleitung der Herrn Dr. Scherz er, Dr.
Schwarz und Fischereinen Ausflug in die Kauri-Wälder des Maaukau
vorgenommen, der ihnen sehr wohl gefiel. Die Novara sollte am
Pr, I. Zhishman. ßü
gestrigen Abend (2. Jänner 1859) absegeln, ward aber durch das Um-
springen des Windes nach Nordost zurückgehalten.
Herr Professor Dr. Fr. Müller gab eine Schilderung seiner im
Auftrage des hohen k. k. Ministeriums für Cultus und Unterricht zu
Ende des Jahres 1851 nach Grodno und in dem Bialowescher Wald in
Russland unternommenen Reise, so wie der in dem letztgenannten
Walde lebenden Auerochsen. (Siehe Abhandlungen dieses Heftes Nr. XIII.)
Herr Doctor J. Zhishman brachte seinen in der Versammlung vom
15. März begonnenen Vortrag über die Züge Alarich's zum Abschlüsse. Er
ging von der geographischen Bestimmung jener Gebiete aus, welche
Alarich seit dem Jahre 396 in Besitz genommen hatte und verfolgte
nach einer eingehenden Darstellung der Ursachen, welche Alarich zum
Aufbruche nach Italien veranlassten, die Wege, auf welchen er mit sei-
nen Gothen dahingelangte. Die Ansicht, als sei Alarich durch Dalma-
tien bis Aquileja vorgedrungen, wurde als unhaltbar erklärt, dagegen
sprechen entscheidende Gründe dafür, dass Alarich sich anfangs auf der
via Egnatia bewegte, bei Heraclea einbog, und durch das Thal des
Margus über Singidunum, Sirmium Sisia und Emona nach Italien kam.
Der Verlauf des Vortrages zeigte übrigens, dass er weder im Jahre 400
noch im Jahre 408 als Feind in Italien erschien, sondern diess nur bei
einem zweiten Einfalle im Jahre 402 der Fall war. Sonach war der
feindliche Angriff, den er am Timarus erfuhr ein unerwarteter und der
schleunige Rückzug durch das Isonzothal oder über Forum Julium in das
Drauthal eine nothwendige Folge. Hier zog A 1 a r i c h Verstärkungen an
sich, rückte dann durch das obere Drauthal in Rhätien ein und kam
Ende des Jahres 402 durch das Etsohthal nach Italien. Die darauf fol-
genden Bewegungen sind leichter nachzuweisen. Alarich kam bis zur
Condinianischen Brücke, wo der dritte Moilenzeiger von Ravenna stand.
Da ihm dort der Antrag des H o n o rius zukam, sich entweder in Spa-
nien oder in Gallien Wohnsitze zu suchet), entschied er sich für das
letztere, rückte gegen Bononia und schlug bei Placentia, statt den Padus
zu übersetzen, seine Richtung gegen den Tanarus ein. Bei Polentia kam
es am 29. März 403 zur Schlacht, über deren Ausgang die Nachrichten
so verschieden lauten. Es war demnach wichtig, darauf hinzuweisen,
dass sich Alarich in jedem Falle noch kräftig genug fühlte, um durch
Ligurien wieder zurückzugehen, wo es zu neuen Verhandlungen kam.
Sie hatten zur Folge, dass sich Alarich über den Padus zurückzog und
über Cremona gegen Verona kam. Dass es dort wieder zu einer
Schlacht kam, liess sich, wenn auch Claudia nus der einzige Gewährs-
mann ist, aus mehreren seiner Angaben mit einiger Bestimmtheit nach-
weisen; eben so auch, dass Alarich mit seinem durch Gefechte und
Krankheiten geschwächtem Heere, nachdem er anfangs nach Rhätien zu
entkommen gesucht hatte, nur durch einen der ihm schon seit dem
ersten Zuge bekannten Alpenpässe in das Drauthal zurückkehren konnte,
wo er stehenblieb. — Dr. Zhishman wies dann auf das Verhältniss hin, welches
sich seit dem Abzüge Alarich's aus Italien zwischen diesem und dem römi-
schen Hofe bis zum Jahre 408 immer freundlicher gestaltete. Anfangs han-
delte es sich um die schon längst beabsichtigte Eroberung von Illyrium, an
der A I a r i c h mitwirken sollte. Politische Ereignisse im Innern, der Ein-
fall der Soeven und Alanen, der Tod des Kaisers Arcadius und die
Empörung des C o n s t a n t i n u s verzögerten jedoch die Ausführung. Da
70 Versammlung am 5. April 1859.
Alan* ch darüber unwillig war, so machte man ihm den Antrag, ob er
sich mit einem aus Pannonien verstärkten Heere in den Arelat zur Be-
kämpfung des Co nstantinus begeben wolle. Alarich nahm ihn an, drang
aber vorsichtig mit einer dreifachen Masse vor. Der erste Theil hielt
aus dem Hauptlager in Emona die julischen Alpenpässe besetzt, mit dem
zweiten zog er nach Noricum, den dritten Hess er vorläufig im untern
Drauthale unter der Anführung seines Schwagers A t h o u 1 f zurück. — Für
diesen Zug war die Stelle bei Zosimus lib. V. c. 29 massgebend, wess-
halb der Vortragende in eine nähere Erörterung derselben einging. Bevor
A I a r i c h Noricum verliess. um auf der Strasse, welche von Lauriacum
nach Aquileja führte, vorzurücken, änderte sich jedoch die Sachlage,
insbesondere wurden durch die Ermordung Stilieh'on's alle früher mit
Alarich verabredeten Pläne vereitelt. Jetzt forderte er wenigstens den
Ersatz für sein so langes Zuwarten und die Entschädigung für seinen
gegenwärtigen Zug nach Noricum: rückte aber erst dann, als ihm beides
verweigert wurde, und mitten unter den elenden Kriegsrüstungen des
Honorius auch eine Verfolgung gegen die in Italien lebenden Gothen
begann, zum dritten Male (408) über Aquileja, Concordia, Altinum und
Cremona in das mittlere Italien ein. Da die folgenden Bewegungen
bei der grösseren Genauigkeit der Quellen keinen Anlass zu einer
neuen Erörterung biethen, so schloss der Vortrag.
Eingegangene Oruekschriften.
Verhandlungen und Mittheilungen des niederöst. Gewerbe Vereines. Wien 1859 Nr. 1 — 2.
V o in Vereine.
Pester Lloyd. 1859 Nr. 6? — 74. Von der Redaction.
Zeitschrift des Vereines für hamburgische Geschichte n.F I 1 — 4 Hamburg i854 — 58.
Vom Vereine.
P. Herman Bär, vormals des Klosters Eberbach Priester und Busirer, diplomatische Ge-
schichte der Abtei Eberbach von Rheingau. Von Dr. K. R os sc 1. Wiesbaden 1851 — 58.
Vom Vereine f. nass. Alterth. und Geschichte in Wiesbaden.
Mitteilungen von J. Perthes geographische Anstalt über wichtige Erforschungen auf
dem Gesammtgebiete der Geographie. Von Dr. A. Petermann. Gotha 1858Nr. 12.
Von J. Perthes geogr. Anstalt.
Atti dell' I. R. Istituto veneto di scienze, lettere ad arti Vol. IV. Ser. III. disp. 4.
Venezia 1858 — 59. Vom k. k. Institut der Wissensch.
Ausfria. Wochenschrift für Volkswirtschaft und Statistik. Wien 1859. Nr. 12.
Von der Redaction.
Proceedings of the R. Geographica! Society of ^London. Vol. III. Nr. 2. 1859.
Von der k. Gesellschaft.
Personalstand und Vorlesordnung an den stand, technischen Lehranstalten in Gratz,
vom Studienjahre 1858 — 59. Von der Direction.
Bolletino dell' Istmo di Suez. Torino 1859 Nr. 6. Von der Redaction.
Beitrag zur geographischen Verbreitung der Tingideen. Von Dr. G. L. Mayr. Wien
1858. — Beitrag zur Ameisenfaunu Busslands. Von Dr. G. L. Mayr. Stettin.
Vom Verfasser.
Verzeichniss der Landkarten im Verlage von Artaria et C. Wien 1859.
Vom Verleger.
Die oesterreichisehen Höhlen. Line geographische Skizze von Professor Dr. Ad. Sc h mi dl.
Pest 1858. Vom Verfasser.
71
Versammlung am 3. Mai 1859.
Der Herr Präsident k. k. Sectionschef K. Freiherr von Czoernig
führte den Vorsitz.
Den Statuten entsprechend wurde Se. Durchlaucht K. J. Fürst von
Lobkowitz, k. k. Statthalter von Nieder-Oesterreich, zum ausserordent-
lichen Mitgliede gewählt.
Der Secretär machte die Mittheilung von dem Verluste zweier cor-
respondirender Mitglieder durch den Tod , des k. württembergischen Fi-
nanzrathes Dr. Paul von Sick, Ritter des kais. österr. Franz Joseph-
Ordens, in Stuttgart, und des k. bayerischen Professors Dr. Otto Sendt-
ner in München; ersterer wohl bekannt durch seine statistischen Arbeiten,
namentlich seit der Zeit des internationalen statistischen Congresses in
Wien, letzterer rühmlichst bekannt durch seine pflanzen -geographischen
Werke, und als einer der gründlichsten Forscher und Gelehrten auf diesem
Felde allgemein geachtet.
Herr Secretär Foetterle legte eine für die Mittheilungen bestimmte
Abhandlung „Höhenmessungen im nordöstlichen Ungarn" vom Herrn k. k.
Bergrathe Franz Ritter von Hauer vor. Letzterer hatte diese Höhen-
messungen bei Gelegenheit seiner im vorigen Jahre ausgeführten geolo-
gischen Uebersichtsaufnahme des nordöstlichen Theiles von Ungarn in den
verschiedensten Richtungen der Comitate Säros, Zemplin, Unghvär, Beregh-
Ugöcsa und Marmaros vorgenommen; und sich hiezu theils eines Queck-
silberbarometers, theils eines auf der Sternwarte des Herrn Prälaten E.
Ritter v. Unkh recht sberg in Olmütz geprüften B o ur don'sehen Metallbaro-
meters bedient. Mittelst des ersteren wurde insbesondere die Seehöhe einer An-
zahl von Fixpuncten bestimmt, auf welche dann die bei kleineren Aus-
flügen gemachten Beobachtungen auf dem Bourdon'schen Metallbarometer
berechnet wurden. Als Gegenbeobachtungen wurden die Beobachtungen der
meteorologischen Stationen in Ofen, Kaschau, Wallendorf bei Bistritz in
Siebenbürgen und Debreczin benützt. Auf diese Art wurde die Bestimmung
von 587 Höhenpuncten in einer Gegend, aus der bisher eine nur äusserst
geringe Anzahl von Höhenbestimmungen vorliegt. (Siehe diesen Jahrgang
2. Heft Abhandlungen Seite 71.)
Herr Professor Dr. J. R. Lorenz in Fiume sandte eine Mittheilung
„über die Quellen des liburnischen Karstes und der vorliegenden Inseln,"
welche Herr Secretär Foetterle vorlegte. Wie auf dem ganzen Karst-
gebirge so sammeln sich auch hier die atmosphärischen Niederschläge
nirgends zu anhaltenden Bach- oder Fluss-Systemen, sondern versinken
gleich oder nach ganz kurzem Laufe in die Spalten und Klüfte des Karst-
kalkes. Man findet daher auf dem Kalkplateau gar keine Quellen, und
nur die Schneelöcher, welche theilweise auch im Sommer gefüllt bleiben,
biethen einiges Trinkwasser, sowie in den Gesenken des Plateaus einige
Quellen zum Vorschein kommen, welche eine constante Temperatur von
6 bis 7 Grad R. besitzen. Erst dort wo in den tieferen Theilen am
Rande des Plateaus Sandstein und Schiefergebilde auftreten, treten auch
zahlreiche Quellen zu Tage. So mit dem langen Sandstein-Streifen im
Grunde der Thäler Recina, Draga, Vinodol und am unmittelbaren Meeres-
rande zwischen Kantrida bei Fiume, Buccari und Povilje in der Militär-
grenze. Alle diese Quellen sind Kalkquellen von grosser Reinheit und
Frische, und haben eine constante Temperatur von 7 bis 8 Grad R.
MiitheiluD^en der k k. geographischen Gesellschaft HI. Bd. 3. Heft. 6
72 Versammlung am 3. Mai 1859.
Auf den Inseln gibt es überall nur sehr wenige und spärliche Quellen,
welche ebenfalls nur an der Gränze zwischen Kalk und Sandstein entstehen.
(Siehe diesen Jahrgang 2. Heft Abhandlungen Seite 103.)
Herr k. k. Sectionsrath W. Haidinger legte eine eben erhaltene
gedruckte Abhandlung des englischen Capitäns Spratt vor, „das Delta
des Nil. Eine Untersuchung über die Wirkung der vorwaltenden Wellen-
richtung auf die Sedimente des Nil." Es ist diess ein wissenschaftliches
Bild der Ablagerung jener gewaltigen alljährlich durch den Nilstrom in
das mittelländische Meer geförderten Massen an Sand und Schlamm, und
der scharfen Begränzung derselben in ihrer untermeerischen Ausdehnung.
Die Aufnahmen des Herrn Commandeurs Mansell, Lieutenants Brooker
und Herrn Fred. Skead gaben die Küsten- und Tiefenlinien. Sorgfältig
wurden die Boden-Proben aufgenommen und untersucht, und 230 an der
Zahl in dem „Museum of Practical Geology'' in London unter der Lei-
tung von Sir B. I. Murchison aufbewahrt. Es ist leicht, die Nilfluthen-
Absätze von eigentlichen Meeres-Absätzen zu unterscheiden. Erstere sind
immer stark kieselerdehaltig, wie diess schon Herr Leonard Homer in
den Philosophical Transactions I. 18öö nachgewiesen hat. Sie enthalten
nur wenig Kalkerde, während, was vom Meere selbst zugeführt wird,
stark kalkhaltig ist, sowie auch die Umgegend von Alexandrien. Bis zu dieser
Stadt, ja so weit nur vom Nil entfernt wie Abukir, kommt auch nicht
die Spur eines Nil-Absatzes. Aber diess ist das characteristische der
Erscheinung: die Meeres-Strömung treibt allen Absatz des Nil, Sand und
Schlamm, in östlicher Bichtung fort, vom Rosette-Arm wohl eine Strecke
gerade in das Meer hinein, dann aber östlich bis zum Damiette-Arm und
von dort weiter östlich über den Golf von Pelusium, Ghemil, den pro-
jectirten Kanalhafen von Said, Mahemdie, Ras el Ghels, so weit die Unter-
suchung reichte, und nach Capitän Spratt's Ansicht bis el Ariseh und
an die Küste von Syrien.
Der Gürtel des Absatzes von kieselerdehältigem Sand und Schlamm
ist etwa 12 englische Meilen breit. Bei 13 Meilen findet man auf der
Höhe von Bosette in 31 Faden Tiefe keine Spur von Nil-Absatz, sondern
reine Meeresproducte, Korallen, Korallensand oder Muschelschalen-Bruch-
stücke. So wie die Meeres-Strömungen wirken nordwestliche Stürme auf
die Dünenbildung und Wanderung auf der nördlichen mehr ausgesetzten
Gegend des eigentlichen Deltas. Die Dünen sind daselbst viel höher als
östlich von dem Damiette-Arm. Vieler Sand wird von diesem aufgenommen
und sodann abgesetzt und weiter östlich untermeerisch verbreitet. Oestlich und
in der Linie der Bohrungen durch die internationale Commission kommt
man fast überall auf Sandlager, welche wahre Nil-Absätze sind, und die
durch Graben erreicht eine unerschöpfliche Quelle von Sandquellen liefern.
W T as einfaches Ergebniss unabhängiger wissenschaftlicher Forschung
ist, bezieht nun Capitän Spratt auf das vielbesprochene Unternehmen
der Durchstechung des Isthmus von Suez und namentlich die Aussichten
der Anlage des beantragten Hafens von Said, welche allerdings wenig
günstige Erfolge versprechen. Fortwährend wird Sand und Schlamm in
dieser Bichtung zugeführt, so dass die schwierigsten und kostspieligsten
Bagger-Arbeiten nie ruhen würden, vorausgesetzt selbst, dass es möglich
wäre, einen einmal durchgegrabenen Kanal offen zu erhalten. Man hat
die Schwierigkeiten nur mit den Erfordernissen von Malamocco bei Ve-
nedig verglichen, aber die Vergleichung ist nicht ausreichend, man müsste
W. Haidinuer. H. Wolf. A. Steinhauser. 7 3
die Absätze des Po ins Auge fassen, und diese geschehen mehr in süd-
licher Verbreitung. Ravenna ist es eher, als Malamocco, das man mit
dem beantragten Hafen von Said im Golf von Pelusium vergleichen müsste.
Capitän Spratt ruft die Aufmerksamkeit der internationalen Commission
auf alle diese Puncte : „es scheint mir, es sind diess Lebensfragen für
das Unternehmen, und nicht hinlänglich erörtert. In der That konnte diess
aber auch nicht geschehen, ohne den hier erst eingeschlagenen Weg der
Untersuchung der Zustände des Mittelmeeres und des Einflusses der
Meeresströmungen auf die Absätze aus den Nilfluthen jenseits seines Delta."
Es ist zu hoffen, dass die klare Darlegung der Thatsachen, wie sie
der hocherfahrene Verfasser hier gibt, von den Personen beherziget werden
wird, welche dieser grossen Frage ihre Theilnahme schenken.
Herr H. Wolf legte eine Zusammenstellung der Strassen-, Fluss-
und Eisenbahn-Nivellements im Honther und Neograder Comitate in Un-
garn vor.
Es sind 12 einzelne Nivellementszüge mit einer Gesammtlänge von
75 y 4 Meilen, welche auf verschiedene Vergleichungsebenen bezogen waren
und daher nur relative Höhen gaben, die unter sich im keinem Zusam-
menhange standen.
Durch zweckmässige Auswahl von Puncten aus jedem einzelnen Ni-
vellement gelang es dieselben untereinander zu verbinden, und auf die
Seehöhe des Eisenbahn-Stationplatzes Szobb zu beziehen. Dieser letztere
wurde von der des Nordbahnhufes abhängig gemacht, welche bereits bei
einer anderen Gelegenheit genau bestimmt wurde. Hiedurch ergab sich
die Seehöhe von Szobb mit 58.139 W. Klafter, von welcher sodann die
Seehöhen aller übrigen Puncte der 12 Nivellementszüge abgeleitet sind.
Das vorgelegte Verzeichniss weiset deren mehr als 200 nach, und
es gibt eine wesentliche Bereicherung des hypsometrischen Materials zum
Studium der orographischen Verhältnisse des Honther und Neograder
Comitates, welches innerhalb der letzten 4 Jahren, von den in A. Sen-
noner's Verzeichnisse im Jahrbuche der k. k. geologischen Reichsanstalt
1853 gegebenen 29 Nummern mit Zuzählung der von dem k. k. Kataster
ausgeführten und den in den Comitatskarten und in der neuen Admiuistrations-
Karte Ungarns angegebenen trigonometrischen Höhenbestimmungen, und
endlich den von Herrn Wolf in der jüngsten Zeit ausgeführten baro-
metrischen Messungen rasch auf nahezu 800 Nummern gestiegen ist. (Siehe
diesen Jahrgang 2. Heft Abhandlungen Seite 120.)
Der Hr. k. k. Rath A. Steinhauser brachte die ältesten drei Karten
von Bayern (von Apian, Wein er und Finkh) und eine Auswahl von
Blättern des topographischen Atlas von Bayern zur Ansicht, als
den Anfang der Ausführung einer von Sr. Excellenz dem Herrn Feld-
marschall-Lieutenant und General- Artillerie -Director R. v. Hauslab her-
rührenden Idee, sämmtliche grosse topographische Arbeiten Europas nach
und nach den Mitgliedern der k. k. geographischen Gesellschaft zur An-
schauung zu bringen und nebstbei historische Andeutungen über die Be-
gründung und Fortbildung der betroffenen topographischen Arbeiten zu
geben. Herr A. Artaria erbot sich freundlichst dazu mit allen Mitteln
seines Bereiches mitzuwirken. Der diessfalls dem Ausschuss gemachte An-
trag wurde bereitwillig genehmigt.
Ausnahmsweise wurde bei Bayern auch in die alte Zeit eingegangen,
weil dieses Land das erste in Deutschland war, das sich einer auf ma-
6*
74 Versammlung am 3. Mai 1859.
thematischen Grundlagen ruhenden Karte schon vor nahe 300 Jahren
rühmen konnte. Apian's Holzschnitt-Karte von 22 Blattern datirt vom
Jahre 1566. Alle späteren (Weiner's Copie auf Kupfer vom J. 1579,
und Finkh's verkleinerte und auf 28 Quartblätter ausgedehnte Karte,
welche noch Moreau im J. 1800 benützte) beruhen auf ihr. Hauptmann
Aulitschek verdanken wir die ausführlichsten Nachrichten über die Be-
gründung und Fortschritte der bayerischen Topographie. Er erzählt uns,
dass Cassinis Längengradmessung, die bis Passau reichte, und zu welchem
Behufe er eine Basis bei München mass, einen ersten Anstoss gab, der
jedoch keine thatsächlichen Folgen hatte. Erst um die Zeit vor und nach
dem Luneviller Frieden vereinigten sich französische und bayerische In-
genieure unter der Direction Abancourt's (später Bonn es), um eine
Militärkarte des bayerischen Kreises auszuarbeiten, allein wegen zu grosser
Eile wurde nicht genau genug gearbeitet, und als später im J. 1807
auch die Parcellvermessung behufs des Steuerkatasters eingeführt wurde,
war es nöthig, die von Bonne besorgte zweite Basismessung ausge-
nommen, die Triangulirung zu wiederholen. Das von Utzschneider,
der Triebfeder und Seele der Parzellvermessung, gegründete optische
Institut entwickelte die Talente eines Beichenbach, Frauenhofe r und
Lieb he er und kam dem grossartigen Unternehmen hilfreichst entgegen.
Das im J. 1801 gegründete, im J. 1808 definitiv unter der Leitung
des rühmlich bekannten Oberst von Riedl (f 1809) organisirte topo-
graphische Bureau in München und die auch im Jahre 1808 ent-
standene Steuer - Yermessungs - Co mmissi on arbeiteten bis 1816
unabhängig neben einander, endlich wurde bei der zweiten Organisation
des ersteren (im Jahre 1816) der Operationsplan ein gemeinsamer, und
die gegenseitige Unterstützung förderte die beiderseitigen Zwecke. Das
topographische Bureau theilte sich in eine topographische und litte-
rarische Abtheilung, und nahm im J. 1817 die Lehmann'sche Zeich-
nungsart der Unebenheiten als Norm an. Eine nochmalige Organisation
im Jahre 1822 minderte die Arbeitskräfte durch Hinüberziehung eines
Theiles derselben in den neuerrichteten General-Quartiermeister-Stab.
Der aus den Vermessungsarbeiten hervorgegangene Atlas hat drei
Hauptperioden durchgegangen. Eine ältere reicht vom J. 1812 (wo die
ersten 2 Blätter erschienen , ein paar Vorläufer ungerechnet) bis etwa
1819 incl., wo die Resultate der Katasterarbeiten noch nicht benützt
wurden und die Lehmann'sche Zeichnung noch nicht eingeführt war,
und wo die Folgen davon selbstverständlich noch in jenen nach 1816
und 1817 erschienenen Blättern zu vermuthen sind, deren Vollendung
bereits zu weit vorgerückt war. Die spätere, wo mit aller Kraft gear-
beitet wurde, umfasst das Jahrzehend von 1820 bis 1829 incl. und eine
dritte, wo das langsame Erscheinen der Blätter offenbar die reducirten
Kräfte verkündet, kann man vom Jahre 1830 annehmen.
Der Maassstab der Karte, ^ der Natur (d. i. 1 Zoll = 696*/ 3 Klft.),
würde noch mehr Detail in Angaben der Kultur u. a. erlaubt haben,
auch spricht sich bezüglich der Terrainzeichnung eine competente Stimme
in dem vom k. preussischen General-Stabe veröffentlichten kritischen Ver-
zeichnisse der besten Karten von Mittel-Europa nicht ganz günstig aus.
Noch wurden 2 Uebersichtskarten in 15 Blättern vorgewiesen, eine
rein topographische und eine Terrainübersichtskarte, die einander ergänzen,
deren Vereinigung aber doch bequemer sich erproben würde.
7S
Eingegangene Druckschriften.
Austria. Wochenschrift für- Volkswirthschaft und Statistik. Wien 1859. Nr. 14.
Von der Redaction.
Nouvelles annales des voyages de la geographie etc. Paris 1859. Mars.
Von der Redaction.
Rivista periodica dei lavori della I. R. Accademia di scienze, lettere ed arti in Padova.
V. VI. Padova 1857, 1858. — Nuovi Saggi della I. R. Accademia etc. Vol. VII. 1.
Padova 1857. Von der k. k. Akad. d. Wissensch. in Padua.
Jahresfeier der Eröffnung des Landes-Museums. Laibach 1832. — Leitfaden für die
d. Landes-Museum in Laibach Besuchenden. Von Fr. I Graf v. Hohenwarth. Laibach
1836. — Landes-Museum im Herzogthume Krain 1836 — 1838 Laibach 1838. —
Jahresheft des Vereines des Krainer Landes-Museums. Laibach 1856. Vom Vereine.
Museo civico di Bassano. Bassano 1857. Von H. Senoner.
Zeitschrift für allgemeine Erdkunde. VI. 2. Berlin 1859. Von d. Ges. f. Erdkunde in Rer lin.
Wiener Eisenbahnzeitung. Führer für Reisende auf Eisenbahnen und Dampfschiften etc.
Von Leop. Kastner. Wien. Januar — April, November und Dezember 1858;
März, April 1859. — Telegraphen -Tarif von Wien nach allen Stationen Europas etc.
Von Leop. Kastner. Wien. Nr. 1. April, Nr. 3 November 1858. Vom Verfasser.
Landwirthschaftliche Zeitschrift von und für Oberösterreich. Linz 1859, Nr. 8.
Von der k. k. Landw.-Gesel lschaft in Linz.
Centralblatt für die gesammte Landeskultur. Prag. Jahrg. 1857, 1858, Nr. 14—16 de 1859.
Von d. k. k. p. ök. Gesell seh. in Prag.
Mittheilungen aus J. Perthes geographischer Anstalt über wichtige neue Erforschungen auf
dem Gesammtgebiete der Geographie. Von Dr. A. Petermann. Gotha 1859. Nr. 3.
Von J. Perthes geograph. Anstalt.
Landschaftliche Hand-Zeichnungen (8 Slück) verschiedener Gegenden.
Von Freiin von Kotz in Prag.
Catalogue des livres de l'imprimerie armenienne de St. Lazare. Venise 1858.
Von H. Senoner.
Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Alterthumskunde. Herausgegeben von dem
Vereine für Geschichte u. Alterthumskunde Westphalens. N. F. IX. Bd. Münster 1858.
Vom Vereine in Paderborn.
Ueber das Castell Aliso. Von Dr. W. E. Giefers. — Kurze Geschichte der Hinenburg.
Von Dr. \V. E. Giefers. — Beiträge zur Geschichte und Geographie des alten
Germaniens. Von Dr. W. E. Giefers. Münster 1852. Vom Verfasser.
Das Land Delbrück und seine Bewohner. Von W. Schmidt. Münster 1857.
Von Herrn Dr. W. E. Giefers in Paderborn.
Jahrbücher und Jahresberichte des Vereines für mecklenburgische Geschichte und Alter-
thumskunde. XI11 — XXIII. Schwerin 1848—1858. — Register über die 1— XX Jahrg.
der ebengenannten Jahrbücher. I — III. Schwerin 1844 — 1856. — Statuten benannten
Vereines. Schwerin 1852. — Instructionen für Aufhebungen von christlichen Grab-
denkmälern in Mecklenburg. Schwerin 1837. — Mecklenburgische Urkunden. Gesam-
melt, bearbeitet nnd herausgegeben von G. C. F. Lisch. I — III. Schwerin 1837 — 1841.
— Andeutungen über die altgermanischen und slavischen Grabalterthümer Mecklen-
burgs u. s. w. Von G. C. F. Lisch. Schwerin 1 837. — 1. Bericht über die dem grossh.
mecklenb. Antiquarium zu Schwerin in dem Zeiträume von 1834 bis 1844 gewordenen
Vermehrungen. Von G. C. F. Lisch. Schwerin 1844. Vom Vereine in Schwerin.
Bulletino dell' Istmo di Suez. Torino 1859. Nr. 7. V on d er R ed action.
Gospodarski List. Zagrebu 1859. Nr. 15 — 17. Von der k. k. Ackerb.-Ges. in Agram.
Bulletin de la Societe imp. des Naturalistes de Moscou. Nr. 4 de 1858.
Von der k. Na t. -Gesellschaft.
Bolletino dell' Associazione agraria friulana. Udine 1859. Nr. 7. Von der Gesellschaft.
Allgemeine Land- und Forstwirtschaftliche Zeitung. Herausgegeben von der k. k. Land-
wirthschafts-Gesellschaft in Wien. 1859. Nr. 13. Von der k. k. Landw.-Ges.
Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. Wien. IX. 1858. Nr. 4.
Von der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Verzeichniss der Erdbeben und vulkanischen Eruptionen und der dieselben begleitenden Er-
scheinungen in den Jahren 1855 und 1856. Von Emil Kluge. Dresden 1858. —
Die Reactionen des Erdinnern gegen die Erdoberfläche in den Jahren 1855 und 1856.
Von Emil Kluge. Gotha 1858. — Dr. Clement's Theorie der Erdbeben-Bewegung.
Beleuchtet von Emil Kluge. Gotha 1858. Vom Verfasser.
Verhandlungen des Vereines für Naturkunde zu Pressburg. III. 1858. Nr. 1, 2. — Populäre
naturwissenschaftliche Vorträge, gehalten im Vereine für Naturkunde von Prof. Albin
76
Fuchs. 1858. — Beitrag zur Kenntniss der klimatischen Verhältnisse Pressburgs. Von
Professor Dr. G. A. Korn buber. Pressburg 1858. Vom Vereine.
Notizblatt des Vereines für Erdkunde und verwandte Wissenschaften u. s. w. .Darmstadt 1859.
Nr. 22 — 28. Janaar, März. Vom Vereine.
Protokoll der 4. Sitzung der Kronstädter Handels- und Gewerbekammer am 17. März 1859.
Von der Handelskammer.
Wochenblatt der k. k. steiermärkischen Landwirthschafts- Gesellschaft. Gratz 1859. Nr. 13.
Von der Gesellschaf t.
Iicelmungs-Abschluss der galizischen Sparkassa mit 31. Dezember 1858. Lemberg 1858.
Von der Sparkassa.
Triester-Zeitung. Nr. 223 de 1859. (Mit Nachrichten von Sr. Maj. Fregatte „N'ovara")
Von der Redaction.
Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg. III. Folge. 8. Heft. Innsbruck 1859.
Von Ferdinandeum.
P"L*.S,rf LL'L.fl etc. (Pasmavel oder Polvhistore, Sammlung von wissenschaftlichen Abhand-
lungen. ) Venedig 1858. Vom Mechi taristen-Co! legium in Venedig.
Jahresbericht der Gesellschaft für nützliche Forschungen zu Trier. Von 1853 — 1857. Trier
1854 — 1858. Von der Gesellschaft.
Berichte der Rhein. Missions-Gesellsehaft Barmen. Nr. 13 — 18 de 1858, Nr. 1 — 6 de 1859.
Von der Missions-Gesellschaft.
Der Geschichtsfreund. Mittheilungen des historischen Vereines der 5 Orte Lucern. Uri, Schwyz,
Unterwaiden und Zug. Lucern XIII. XIV. 1857, 1858. Vom bist. Vereine.
Atti delP Accademia fisio-medico-statistica di Milano. Anno accad. 1858,59. Vol. IV. An. XIV.
disp. 1. 1859. Von der f. in. stat. Akademie.
Atti dell' 1. R. Istituto Veneto di scienze, lettere ed arti. Venezia. T. IV S. III. disp. 5. 1859.
Vom k. k. Institute.
Militärzeitung. Wien 1859. Nr. 15 — 20. Von der Redaction.
Versammlung am 17. Mai 1859.
Der Herr Präsident k. k. Sectionschef K. Freiherr von Czoernig
führte den Vorsitz.
Herr F. Freiherr von Andrian legte mehrere dem englischen
Parlamente in der Parlamentssession 1857 und 1858 vorgelegte Par-
liamentary papers vor, welche wegen ihres interessanten geographi-
schen Inhaltes von dem hohen k. k. Handelsministerium der k. k. geo-
graphischen Gesellschaft mitgetheilt wurden und zwar weitere Papiere
über die Kaffernländer, Papiere bezüglich der letzten Expedition zur
Untersuchung des nördlichen Theiles von Australien unter A. C. Gre-
gory; ferner die Papiere in Betreff der Trennung des Moreton ßay-
Districtes von Neu Süd Wales; und endlich die Correspondenz über
I. M. Schiff „ Resolute* und die Arktische Expedition. Während die erst-
genannten uns manches Interessante über die Katfernstämme und die Un-
terhandlungen mit ihnen lehren, enthalten die weiteren den ämtlichen
Bericht Gregorys über die Resultate seiner Expedition im nördlichen
Australien vom Juli 1855 bis April 1858 zur Aufsuchung von Dr. L ei-
ch ar dt; und eine interessante Schilderung des Moreton Bay-Districtes
im östlichen Australien; endlich gibt die letzt angeführte Correspondenz
eine genaue Schilderung der Auffindung des brittischen Schiffes „Resolute"
in der Davis-Strasse durch den nordamerikanischen Wallfischfänger „George
Henry" unter Capitän Buddington nachdem das Schiff unter Capitän
Kellett im Jahre 1850 zu einer arktischen Expedition bestimmt, im
Wellington Kanal unter dem 76° N. Br. und 94° Länge im Jahre 1853
im Eise festeingefroren verlassen werden musste. Der Strömung folgend,
wurde es zwei Jahre später mit den Eismassen durch die Barrow-Strasse,
die Baffin's-Bay bis in die Davis-Strasse geführt, hier im September
1855 vom Capitän Buddington aufgefunden, nach Neu-London gebracht,
F. Andrian. F. Foetterle. A. v. Ruthner. 77
und von den Vereinigten Staaten Ihrer brittischen Majestät feierlich wieder
zurückgestellt.
Herr k. k. Bergrath F. Foetterle hielt einen Vortrag über die
Terraingestaltung des nordwestlichen ungarischen Gebirgslandes.
Herr Dr. A. von Ruthner las eine Mittheilung über seinen Ueber-
gang aus dem Oetzthale in das Pitzthal, über den Hochvernagt und
Sechsegertenferner. (Siehe diesen Jahrgang 2. Heft. Abhandlungen Seite
130. Nr. XII.)
Eingegangene Druckschriften.
Annales de ia propagation de Ia foi. Paris 1859. Mai. Nr. 184. Von der Redaction.
Mittheilungen der Gesellschaft für vaterländische Alterthümer in Basel. IV — V. VII. Basel
1852—57. Von der Gesellschaft.
Austria. Wochenschrift für Volkswirtschaft und Statistik. Wien 1859. Nr. 17 — 18.
Von der Redaction.
The Atlantis: a Register of literature and science conducted by membres of the ca-
tholic University of Ireland. London 1859. January. Nr. 3. Von der Redaction.
Verhandlungen und Mittheilungen des n. ö. Gewerbe-Vereines. Wien 1859. Nr. 3.
Vom Vereine.
Landwirtschaftliche Zeitschrift von und für Oberösterreich, Linz 1859 Nr. 9.
Von der k. k. Landw. Gesellschaft.
Centralblatt für die gesammte Landescultur. Prag 1859 Nr. 17 — 18.
Von der k. k. p. ök. Gesellschaft.
Allgemeine Land- und Forstwirtschaftliche Zeitung. Wien 1859. Nr. 14 — 15.
Von der k. k. Landw. Gesellschaft.
Jahresheft des Württemberg. Alterthums-Vereins. Stuttgart IX. 1859. — Schriften
des Württemberg. Alterthums-Vereins. Stuttgart 1859. — VIII. Rechenschafts-
Bericht vom 1. Jänner 1856 bis 31. December 1858. Vom Vereine.
Verhandlungen der k. k. zoolog. bolan. Gesellschaft. Wien. Jahrgang 1858.
Von der Gesellschaft.
Mittheilungen aus J. Perthes geographischer Anstalt über wichtige Erforschungen auf
dem Gesammtgebiete der Geographie. Von Dr. A. Petermann. Gotha 1859. IV.
Von J. Perthes geograph. Anstalt.
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit. Organ des germanischen Museums. Nürn-
berg 1859. April Nr. 4. Vom germ an. Museum.
Mittheilungen des historischen Vereins für Krain. Laibach. Janner — Februar 1859.
Vom Vereine.
Mittheilungen über Gegenstände der Landwirtschaft und Industrie Kärnthens. Klagen-
furt 1859. Nr. 4. Von der k. k. Landw. Gesellschaft.
Nouvelles annales des voyages de la geographie etc. Paris 1859. Avril.
Von der Redaction.
Statistique de la France. IL Ser. T. III. 2. IV. 1. Strassbourg 1857.
Vom Kais, franz. Ministerium.
Bolletino dell 1 Associazione agraria friulana. Udine 1859. Nr. 8.
Von der Ackerb. Gesellschaft.
Wochenblatt der k. k. steierm. Landwirthschafts-Gesellschaft. Gratz 1859. Nr. 14.
Von der Gesellschaft.
Delta of the Nile. An investigation of the effect of the prevaling wave influence on
the Nile's Deposits by Capitain Spratt. R. N. London 1859.
Vom k. k. Sectionsrath Herrn Wilh. Haidinger.
Gospodarski List. Zagrebu. 1859. Nr. 18.
Von der k. k. kroatisch, slav. Acker bau- Gesellschaft.
Neue Mittheilungen aus dem Gebiete historischer antiquarischer Forschungen. Heraus-
gegeben von dem thüring.-sächs. Vereine für Erforschung des vaterländischen
Alterthums-Vereins. Halle I — IX. 1. 1834/57. Vom Vereine.
H3c/rfe^0BaHie o ToproBwii Ha yKpanHCKHxi, npMapKa cö.vpr'b, 1851 — 1857.
Von der Kais. G eo grap h.- Gesellschaft.
Statitiske Tabeller vedkommende Under vicsnings vas senets Tilstand i Norge ved Udyangen
af Aaret 1837—1840. Christiania 1840—1843.
Von der kön. Gesellschaft der Wissen seh. in Drontheim.
Militär-Zeitung. Wien 1859. Nr. 22. Von der Redaction.
78
Versammlung am 7. Juni 1859.
Der Herr Präsident k. k. Sectionschef K. Freiherr von Czoernig
führte den Vorsitz.
Den Statuten entsprechend wurden die Herren, Se. Hochwürden
Johann Gott schür, k. k. Schulrath in Grosswardein und August Jilek,
Doktor der Medizin, Linienschiffsarzt und Leibarzt Sr. kais. Hoheit des
Herrn Erzherzogs Ferdinand Maximilian in Triest, zu ordentlichen
Mitgliedern gewählt.
Unter den eingelangten Druckschriften lenkte der Secretär Herr
Foetterle die Aufmerksamkeit der Versammlung auf die der Gesellschaft
zugekommenen Publikationen der Mechitaristen-Congregation auf S. Laz-
zaro bei Venedig, welche fortwährend bemüht sind, durch Veröffentli-
chung von geographischen Büchern und Karten in armenischer Sprache
zur Verbreitung dieses Zweiges unter ihren Landsleuten in Klein-Asien
ungemein viel beizutragen.
Herr F. Foetterle machte hierauf eine Mittheilung über die hydro-
graphischen Verhältnisse des wasserreichen Kreises unter dem Wiener Walde.
Herr Dr. A. von Ruthner las den Schluss seiner Mittheilung über
seinen Uebergang aus dem üetzthal in das Pitzthal über den Hochver-
nagt und Sechsegertenferner. (Siehe diesen Jahrg. 2. Heft. Abhandlungen
S. 130. N. XII.)
Herr Foetterle las folgende ihm von dem correspondirenden Mit-
gliede Herrn J. M. Ziegler zugesendete Mittheilung über den Fortgang
der topographischen Arbeiten in der Schweiz und über W. M unzin ger's
Aufenthalt in Abyssinien vor:
Indem ich die Ehre habe Ihnen über den Fortgang der topogra-
phischen Arbeiten in der Schweiz zu berichten, kann ich mich dieses
Jahr kurz fassen, dass Herr General Dufour energisch die topographi-
schen Arbeiten fortsetzen lässt, so weit diese durch eidgenössische In-
genieure durchzuführen sind (zu 1 : 50,000 Reduct.) d. h. in jenen
Cantonen, wo die Cantonal- Behörden diess nicht selber angeordnet haben.
Aber auch wo cantonale Vermessung (1 : 25,000) stattfindet, wie zur
Zeit noch in den Cantonen Bern und Luzern, geht dieselbe stetig vor-
wärts und es wäre diese noch mehr vorgeschritten, wenn nicht durch
Eisenbahnbauten unsere Ingenieure zu sehr in Anspruch genommen wären.
Der Canton Bern ist — wie mir der Director*) des dortigen topo-
graphischen Bureau schreibt — so weit vorgeschritten, dass der bernische
Antheil an den Blättern VIII. und XII. der eidgenössischen Karte ganz
vermessen ist, und am Blatte XIII 7 Quadrat Stadien ebenfalls aufgenommen
sind. Es haben sich bei diesen Arbeiten, durch Triangulation des Herrn
Denzler wichtige Rectißcationen ergeben. Z. B. der topographisch und
geologisch wichtige Punkt W r immis (^südl. Thurnersee) liegt statt, wie in
der Hypsometrie der Schweiz 1199 Metr., blos 644 Metr. über Meer.
In den Resultaten der Eisenbahn-Niveaus findet man auch ein wichtiges
Correctiv für Hypsometrie. Aus dem Netze der Schweiz. Bahnen zwischen
dem Jura und den Alpen, das von Genf bis an den Bodensee und bis
nach Chur sich erstreckt, gelangt man übrigens auf manche Bestätigungen
*) Herr Ober-Ingenieur I. J. Denzler.
I. M. Ziegler. 79
früherer geodätischer Bestimmungen. Behufs einer in Arbeit liegenden
hypsometrischen Karte der Schweiz habe ich viele neue und ältere Quoten
zu vergleichen und behalte mir vor, der k. k. geographischen Gesellschaft
Näheres diessfalls mitzutheilen. Doch um barometrische Angaben, welche
in die Hypsometrie der Schweiz übergegangen, mit den neuesten geodä-
tischen Bestimmungen zu vergleichen, sei erlaubt, Folgendes hinzuzufügen :
Schupbach-Brücke A: 670 m ; Guyot Barom.: 672 m
Röthenbach A: 820„ ; Studer „ : 843„
man darf also in manchen Fällen auch früheren barometrischen Angaben
jetzt noch Glauben schenken.
In meinem vorjährigen Berichte erlaubte ich mir Ihre Aufmerksam-
keit auf den Schweizer-Reisenden in den Abyssinischen Vorbergen Wer-
ner Munzinger's Aufenthalt bei den Bogos zu lenken. Heute bin ich
im Stande, Ihnen einlässlicher zu relationiren. Dieser fleissige junge Ge-
lehrte hat im abgewichenen Jahre zwei Manuscripte zu Ende gebracht
und an seinen Bruder, den Professor Juris Dr. W. Munzinger in
Bern eingesendet, durch dessen Freundlichkeit mir die Uebersetzung über-
tragen worden. Das eine Manuscript heisst: „Essay de Grammaire de
la langue Belen"; mit Dictionären von über 2000 ächten Belen Wör-
tern. Das andere: „Versuch über das Recht der Bogos." Der Verfasser
hat, nach vierjährigem Aufenthalt unter diesem Stamme es dahin gebracht,
die weder geschriebene noch ihrem Wesen nach im Bewusstsein dieses
Volkes verstandene Sprache durch die Laute eines europäischen Alpha-
betes wieder zu geben und kam dazu, durch Beobachten und Vergleichen
die eigentliche Grammatik der Belen zu construiren.
Die Bogos haben es mit Aufnahme von Tigre-Wörtern, wie die
Deutschen, welche französische, oder wie die Perser, welche arabische
Wörter aufgenommen; doch werden die so eingebürgerten nach der Belen-
Grammatik abgewandelt. Auch unterschied unser Reisender ein paar
aus dem Portugiesischen gebliebene Silben, wie das ng, *das h, das aq
(aqua) und lange (langue) des letzteren. Nach der Aussprache lassen sich
alle Buchsstaben auf das Deutsche zurückführen; voraus alle Vocale;
dann unterschied er aber auch die Guttural-Laute der Bergbewohner im
Allgemeinen, z. B. ch oder ?»• der Araber
dh „ *
gh „ £• gi wie im französischen.
q „ J> °der guttural k.
Es ist um so verdienstlicher, dass Herr Munzinger mit Ausdauer
diesen Sprachstudien obgelegen, als nur wenige Menschen, circa 20000
das fielen sprachen; dessen ungeachtet ist es ein wissenschaftliches Ver-
dienst, ein neues Idiom mit eigenthüm lieber Alisbildungsfähigkeit nachge-
wiesen zu haben.
Wahrscheinlich auf ähnliche Weise, wie die Grammatik des Belen,
entstand der Versuch des Rechtes der Bogos. Es ist auch hier ein
sorgsames Vergleichen und Nachstudiren von geschichtlich Ueberliefertem,
von rechtlichen Satzungen und Gewohnheiten in Einen Zusammenhang gebracht.
Nach einer Einleitung theilt Munzinger seine Schrift in folgende
Capitel:
80 \ersammlung am 7. .luni IHöt>.
1. Ursprung des Rechtes und Staates: die Familie; Garantie des Rechtes;
Regriff der Familie; Gerichtsordnung: Bürgschaften; Reweis.
2. Die engere Familie: Vater und Kinder.
3. Herr und Leibeigener {Schmagilli und Tigre); Kontrakte.
4. Verhältniss zwischen Mann und Frau, Eherecht.
5. Eigenthum; Erbrecht; Verletzung des Eigenthums.
6. Verletzung der Person; Rlutrecht.
Nach jedem Capitel folgen erläuternde, meist historische Bemerkungen
als „Erläuterungen." Der Verfasser setzt demnach in seiner Behandlung
das Gesetz voran und erklärt es durch Hinweisung auf Gebräuche und
Geschichte, statt, aus der Sitte des Volkes die Gesetzes-Artikel nachzuweisen.
Zweifelsohne ist in dem Recht der Rogos sehr viel Ueberkom-
menes aus demjenigen Abyssiniens. Dennoch ergibt sich aus der Stammes-
Geschichte und aus der Genealogie, dass jenes Recht auf originellem Roden
entstanden. Schon der Name weist auf nationalen Ursprung hin: Fetech (jus)
mogarech d. h. Gesetz von Mogarech: der Stelle, wo die aus den südlichen
Bergen Eingewanderten sich zuerst in der Nähe von Keren niederliessen.
Munzinger sagt über seine Arbeit bescheidentlich: „Der Gegenstand
ist klein und gross: klein, wenn man auf die Bedeutungslosigkeit des
Volkes, womit er sich beschäftigt, Rücksicht nimmt, gross, wenn man
bedenkt, dass dieses Recht einst ein starkes blühendes Volk regierte
und dass die darin liegenden Rechtsgrundsätze zum grössten Theil ganz
Abyssinien und dessen nördlichen Grenzvölkern gemeinschaftlich sind. Das
abyssinische Recht, ganz auf der gleichen Rasis liegend, hat sich durch
die Königsgewalt umgestaltet, der Familienzusammenhang hat sich durch
die inneren Revolutionen gelockert und seine richtende und gesetzge-
bende Gewalt an den König abgegeben. In den Ländern, die den Islam
angenommen, wurden die alten Rechtsbegriffe durch die neue Religion
in Gährung gebracht. Dennoch lässt sich nicht verkennen, dass die Re-
wohner der Nordgrenzen Abyssiniens rechtlich sich verstehen, d. h. ihre
alten vom Habesch mitgebrachten Rechts-Ideen noch immer geistig be-
wahren. So wird das Recht der Rogos, das bis auf die neuesten Zeiten
am Leben geblieben ist, eine Urkunde des alten Rechtes der Völker
Gees, vor dem Eindringen der Amhara.
Die Bogos nennen sich selber Boas qor: „Boas Söhne." Ueber
diesen Stammvater weiss man nichts Näheres. Die verschiedenen Zweige
dieses Volkes führen ihre Descendenz auf den Gehre Terke zurück.
Ausser dieser Stammesverwandtschaft sind dieselben durch zahlreiche
Wechselheirathen noch enger verbunden. Ihr Recht ist daher ein patriar-
chalisches, aristokratisches und seine Garantie ruht im Familienzusammen-
hange. Es erhält sich nur durch die Familien-Liebe.
In einer Gegend, wo mehr Hirten als Ackerbauer wohnen und wo
auf ungeheure Strecken hin brachliegendes Land sich ausdehnt, konnte ein
anderer gesellschaftlicher Zustand sich nicht entwickeln. Zumal die Leich-
tigkeit der Auswanderung (manchmal das Werk einer Nacht) keine an-
dere Anziehungskraft zulässt als das Familienband, zugleich aber ist die
Leichtigkeit, ungebührlicher Rehandlung zu entfliehen, eine Garantie der
Rechtspflege, welche noch dadurch erhöht wird, dass alle Rogos grosse
Furcht hegen vor fremder Einmischung.
Die Revölkerung theilt sich in die drei folgenden Gruppen, welche,
wie die zwei ersteren in einzelne Familien zerfallen.
I. H. Ziegler. 81
Die Tegor Sogor leben in 1150 Häusern und besitzen 140 Heerden.
„ SehdnaU „ „8ö0 „ „ „ 75 „
Der auf eine Familie beschränkte Stamm der Beit Gabru wohnt in
einem Mogarech in 100 Häusern, so dass die Gesammt-Bevölkerung zu
8400 Seelen mit 2100 erwachsenen Männern zu schätzen ist. Die Heerde
ohne Ziegen und Pflugstiere, wird zu 50 Kühen angenommen und reprä-
sentirt nach dortigem Werth ein Gesammtvermögen von 33,000 Thalern.*)
Der Besitz an Kostbarkeiten und Silber kann nicht geschätzt werden.
In obiger Bevölkerungszahl sind jedoch nicht alle freie Leute. Zu
diesen — den echten Bogos — oder Schmagilli (Nachkommen Gebre
Terke's) zählt nur ein Drittheil, während die anderen zwei Drittheile die
Unterthanen (Tigre'} sind. Das Verhältniss von diesen zu jenen ist nicht
drückend, die Tigre können eigen Vermögen besitzen und sind theils
durch das Gesetz, theils durch die Leichtigkeit der Auswanderung geschützt.
Für gültige gerichtliche Urtheile sind Zeugen und öffentliche Verhandlungen
(mohäber) erforderlich. Bürgschaft — in dreifacher Form — ist häufig
der Fall, so wie der Eid, der in vier Stufen bis zum Kirchenschwur,
stattfindet. Eigenthümlich ist, dass der letztere umgangen werden kann,
da der Angeklagte das Becht hat, sich demselben zu entziehen, wenn er
den halben Werth der in Streit liegenden Sache dem Kläger entrichtet,
worauf die Anschuldigung zu Boden fällt.
Sehr characteristisch sind die Gebräuche, welche die Bogos bei der
Geburt, beim Eintritt der Mannbarkeit und bei den Todten beobachten.
Es lebt viel Ideales in diesen Leuten und wenn die nachfolgenden Belege
gerade nicht auf hohen Schwung der Phantasie Anspruch machen können,
so zeigen sie doch etwas sinniges und gemüthliches an:
Beim Tode eines Kindes singen sie:
Korit u Serseru Abeika leqabberu.
„Den vom Winde und Jugend noch nicht matten
Mag dein Feind bestatten. u
Für einen jungen Mann:
Lila geletheka, Abel retheka?
„Der Adler hat dich fortgenommen,
Wo hat er dich zu sehn bekommen?"
Für ein Mädchen :
Schuken tetewauel, mai la Schemmal tetraue.
„Die Gazelle erfrischt sich an dem Morgenduft
Und trinkt sich satt an der Bergesluft. u
Diese Bruchstücke geben die gewöhnlichen Gesänge bei Anlass der
angegebenen Todesbestattungen, sie sind im Tigre-Dialekte gedichtet, welcher
in solcher Stimmung gern gehört wird. Dabei begnügen sich nicht Alle;
Munzinger belauschte eine klagende vater- und mutterlose Waise, welche
im Belen folgendermassen sich äusserte:
Je thim | min beki \ na esem \ eclebulu \ u bak\jet gesse,
Mona\gid deb\bu min\hu min\te mud\ir messe.
„Wenn eine Waise weint: komm schweige! sagt ihr Niemand,
und lass das Weinen,
Man schliesst die Pforten vor ihr zu, und es nachtet über der
Alleinen. u
*) Oesterreichische Thaler.
82 Versammlung am 7. Juni 1850.
Bei Menschen von solcher Gemüthsart werden auch Züge im ge-
wöhnlichen Lehen zu finden sein, welche derartiger elegischer Stimmung
conform sind. Diese finden sich in dem Verhältniss des Leibeigenen
(Tigre) zum Herrn (SchmagilU) i B. der Leibeigene, ob Mann oder
Frau, hat Freiheit zu leben wo er will. Der Herr wird als Vater seines
Sclaven betrachtet; er hattet für sein Blut und hat das Recht der Blut-
rache; er ist Schutzherr und Bürge für denselben.
Das Verhältniss zwischen SchmagilU und Tigre (als Gutfare oder
Woresa d. h. Dienstmann) ist die erbliche Pflicht rechtlichen Schutzes
von der einen und der Bothmässigkeit von der andern Seite.
Die Bogos scheinen sich auf friedliche, gegen die Einwohner scho-
nende Weise, des Landes bemächtiget zu haben, sie erlaubten sich kei-
nen Angriff auf das Bodenreeht, so dass die Nachkommen der Urein-
wohner noch immer im Besitze des meisten Landes sich befinden.
Hier erwähne ich, was Herr Munzinger über die neuesten Ver-
hältnisse der Sclaverei erzählt:
Der Ferman für Abschaffung des Sclavenhandels ist in Massua zwei-
mal verlassen worden. Dessen ungeachtet ist die Ausfuhr der Sclaven
nach Arabien so gross wie früher. Aegyptische Häfen sind den Händlern
verschlossen, aber Sclaven, wenn in Kisten verpackt, nach Munzinger
als Augenzeuge, kümmert als Ausfuhr-Artikel die ägyptische Polizei wenig.
Ein Kreuzer-Schiff im südlichen rothen Meere würde binnen Monathsfrist
dem ganzen Sclavenhandel das Leben abschneiden; da die Muhamedaner
eine verunglückte Speculation ein zweitesmal nicht gern versuchen. In
Chartum und dem Sudan hat man die Abschaffung ebenfalls verkündet
und theilweise durchgeführt; aber in rücksichtsloser Manier, die dem Be-
freiten wenig Nutzen bringt. In Abyssinien hat sich der Negus Teo-
doros der Abschaffung der Leibeigenschaft angenommen, doch haben
ihn die starken Kriege mit den Galla's verhindert, seine Edicte conse-
quent durchzuführen. Das letzte Jahr (1857) nahm er der grossen Ka-
rawane von Godscham wohl 3000 Galla-Sclaven ab, welche er getauft
in ihr Vaterland zurücksendete. Ferner, hat er den alten Soldaten-Ge-
brauch, die Kriegsgefangenen zu kastriren, streng verpönt und es ist zu
hoffen, dass diese Unsitte fürderhin von Abyssinien verbannt bleiben wird.
So kann man immerhin auf Fortschritte Hoffnungen setzen; überdiess ist
die Abschaffung der Sclaverei in Abyssinien und den nördlichen Nach-
barländern keine schwierige Sache, da der besitzende Theil dabei wenig
materiellen Verlust haben wird.
Das Eherecht möchten wir bis auf einen gewissen Grad ausgebildet
nennen, dasselbe enthält manche Stufen von Unterscheidung, schon von
der Heirath (Häday) an: So ist die Ledigungssumme (Zegad d. h. Va-
terpreis), welche der Bräutigam an den Vater der Braut zu zahlen hat
ein anderer bei Häday mobel „ Wittwen-Heirath" als bei „Jungfrau-Hei-
rath" Häday welet. Diese schliesst sich schon während der Kinderjahre
der Verlobten. Der Mann hat die Freiheit zu heirathen und sich wieder
zu scheiden, wann und so viel er will. Frauen und Jungfrauen sind
rechtsunfähig, dazu noch die schlechte Nachrede in folgendem Sprichwort:
Ogheina woqa gen „die Frau ist eine Hyäne." Durch dreimaliges Ent-
laufen aus der Hütte des Gatten in die des Vaters kann sich die Frau
scheiden. Zweimal wird sie dem Manne zurückgebracht, das drittemal ist
sie von Rechtswegen frei. Die Kinder geschiedener Eltern gehen von
I. M. Ziegler. 83
Rechtswegen mit dem Vater, ausser dem Säugling, welchen die Mutter
beanspruchen kann.
Die Stellung der Frau bei den Bogos ist ungünstiger als die der
Abyssinierin, wo die Scheidung erschwert ist. Das nahe Barca ist im
Gegensatze zum Land der Bogos ein Frauenhimmel. Dort ist der Mann
durch die Sitte gezwungen, seiner Frau häufige Geschenke zu machen,
und von solchem Belange, dass er darob manchmal in Armuth geräth.
Dort kann sie ihn verlassen, wann sie will und Niemand kann ihr Hei-
rathsgut beanspruchen.
Betreff der Eigenthums- Verhältnisse bestehen folgende Uebungen:
Eine Person kann Eigenthümer einer Sache werden: Durch Kauf, durch
Erbschaft, durch erste Besitznahme, durch Erbeutung im Auslande. Wer
ein Grundstück verkauft hat, dem bleibt das Recht, bei Lebzeiten des
Käufers dasselbe um den doppelten Kaufpreis zurückzuerlangen. Wer
eines Andern Feld bebauen will, verspricht diesem einen kleinen Theil
des Ertrages und erlangt dadurch dessen Segen, ohne welchen Niemand
wagt, fremdes Land zu bebauen. — Bei den Takue und Menza zahlt
der Bebauer dem Grundeigentümer einen Drittheil der Erndte; so sehr
ist dort der Ackerbau ergiebiger als bei den Bogos, daher auch von
diesen die Mehrzahl Hirten sind. — Der Boden gehört zum Erbtheil
des Erstgebornen.
Gäbet heisst die Verpflichtung, ein geborgtes Capital doppelt zurück-
zuerstatten ; also mit 100 Percent Zins. Findet sich nach Ablauf von 12
Monaten der Schuldner ausser Stande zu zahlen, lässt der Gläubiger den
Zins von 100 Percent für jedes folgende Jahr auflaufen.
Jeder freie Mann hat das Recht, bei Lebzeiten über sein Eigen-
thum zu verfügen durch Geschenke. Hat derselbe grossjährige Söhne,
dürfen sie ihn verhindern, die weissen Kühe wegzuschenken. Das Recht
des Testamentes, über den Tod hinaus Bestimmungen zu treffen, kennt
das dortige „ Gesetz" nicht. Das Vermögen geht bei Erbschaft vom Vater
auf die Söhne über, mit Bevorzugung des Bikr d. h. des erstge-
bornen Sohnes der erstverlobten Frau. — Zum erblichen Vermögen ge-
hören: Land und Haus, Geräthe, eiserne Werkzeuge, Getreide und Geld,
Viehstand, Waffen, Sclaven und die Frau. —
Die Nachkommen eines Vaters, bis auf sieben Grade, bilden die
Blutsverwandtschaft. Das Blutrecht bildet und unterscheidet ganzes und
halbes Blut.
In dieser Unterscheidung sind die Bogos sehr einlässlich und er-
innern an die mittelalterlich-europäischen Abstufungen des Blutpreises.
Auch hier wieder zeigt sich die geringe Achtung, in welcher die Frau
steht; denn wer die eigene Frau oder die Verlobte tödtet, zahlt nur
den halben Blutpreis, weil „die andere Hälfte ihn angehe."
Der ganze Blutpreis eines Schmagilli ist 120 Kühe, der eines Tigre
93. Dabei finden weitläufige Specificationen statt, sowohl Betreff der Thiere
als der Empfänger.
In Verhältnissen, wo alle Beweise durch Zeugen, oft durch Eide
und Gottesurtheile geleistet werden müssen, kann die Justiz nur eine
langsame sein. Es entspricht aber ein solcher Rechtsgang den einfachen
Sitten und den einfachen Verhältnissen dortiger Stämme. Nicht ohne
Grund nennt Munzinger seine Schrift: „eine These über ein Recht
ohne Richter und ohne Regierung."
84 Versammlung am 7. Juni 1859.
Dass die Bogos früher zur Abyssinisehen Kirche gehörten, zeigen
noch genug ärmliche Ueberbleibsel von Kirchen in Keren und Mogarech.
Die Entfernung von Abyssinien machte nach und nach alle religiöse Kennt-
niss erlöschen. Zwar nennen sich die Bogos noch Christen „Costan."
Der Beweis davon besteht aber nur darin, dass sie, gleich den Abys-
siniern, nie von Mohamedanern geschlachtetes Fleisch berühren. Hasen-,
Elephanten- und Straussen-Fleisch betrachten sie als unerlaubt. Sie sehen
in diesem Unterschiede des Genusses die Differenz zwischen Christen und
Moslemin. Den Sonntag nennen sie den „grossen Sabath" (Senbeth abbei).
Die Sabathruhe fallt jedoch auf den Samstag. In den zwei oben be-
nannten Kirchen administriren erbliche Priester, denen das Vaterunser
aber unbekannt ist. Eigenthümlich, dass im Belen die Namen: Gott,
Jesus, Dreieinigkeit synonime Wörter sind. Von Unsterblichkeit der Seele
ist ihr Begriff kümmerlich und schon dadurch angedeutet, dass sie nur
Ein Wort haben für Seele und Athem, nur Eines für: Gott, Himmel,
Firmament.
Die moralische Situation jener Völker kennzeichnet sich noch nach
deren Begriff von Tugend; Achtung erwirbt sich: Der Unerschrockene,
der Bluträcher, der Räuber, der Herr (Schmagilli), der seinen Schütz-
ling nie im Stiche lässt, der Unversöhnliche, der Schweigsame, der
Hötliche, der Stolze, der Beiehe, der Freigebige, der Grossmüthige, der
Prunkliebende, der kluge Bathgeber. — Dagegen sind die Laster der
Civilisation dort unbekannt. Obwohl der Bäuber geachtet, ist der Dieb
selten. Davon hat Munzinger nie gehört, dass Kinder die Eltern, oder
Eltern die eigenen Kinder getödtet hätten. Selbstmord der Männer ist
fast unbekannt, dagegen führt die rechtlose Stellung der Frau nicht
selten zu dieser Verzweiflung.
Ueber Herrn Munzinger's Erlebnisse in der jüngsten Zeit noch
folgendes : Er schreibt gewöhnlich an seinen Bruder Herrn Dr. U. J.
Walter Munzinger, Professor an der Universität Bern; so am 3. No-
vember 1858: dass er von Anfang desselben Jahres bis 6. Mai auf der
Reise gewesen und dabei glücklich um einige Tage dem Massacre in
Djedda entronnen sei. Im Juni war er, wegen Abwesenheit seines Freun-
des, des Missionärs Herrn Stella in politischen Dingen beschäftiget.
Im Juli und August schrieb er seine Arbeit über das Belen nach letzter
Correctur. Im September fing er an sein Manuscript über das Becht
der Bogos ins Reine zu bringen. Im October, durch Grippe am Arbeiten
gestört, genas er auf der Jagd; darauf ward der November benützt, die
letzte Hand an das Manuscript zu legen, worüber oben berichtet ward.
Durch ökonomische Verhältnisse bedingt, sieht er sich auf zwei
Richtungen für sein Wirken angewiesen : entweder wird ihm von Europa
aus der Auftrag zu Theil behufs Vervollständigung und Fortsetzung seiner
Beobachtungen, welche er bereits über das ganze Ländergebiet, nördlich
von Abyssinien, ausgedehnt hat, z. B. für eine erweiterte Karte jener
Gegenden, dann für die Sprachen und Ethnographie der an's Tigre gren-
zenden Völker; zugleich hat Munzinger die Uebersetzung des abyssi-
nisehen Bechtes in Arbeit genommen; als Erläuterung derselben, damit
Vergleichungen über dortige Special -Bechte gesammelt; oder er muss
sich, in Mangel an einer Commission aus Europa, fast ausschliesslich auf.
Handelsunternehmungen werfen, aus welchen er bis dato theilweise seine
Existenz sicherte. Leider ist durch den tragischen Tod des englischen
[. M. Ziegler 85
Consul in Djedda, Herrn Page, sein Handelsplan, den er mit diesem
Freunde entworfen hatte, zu nichte gegangen; aber auch die Blicke nach
unserem Welttheile sind vor der Hand umdüstert. Die Hoffnung ist geringe,
dass ihm gelinge, die Müsse zu finden für Fortsetzung des Angefangenen,
welche für einen wissenschaftlichen Reisenden erforderlich ist.
Die jüngsten Nachrichten aus Keren d. d. 1. März v. J. kamen
am 12. April nach Bern. Nebst Bestätigung seines Wohlbefindens ist
darin folgende Anmerkung enthalten, in Betreff der Kritik seiner Karte;
soweit selbige in der Petermann'schen Zeitschrift erschienen ist: „Die
Vergleichung zwischen von Heuglein und mir hat mich befremdet. Herr
von Heuglein hat den ganzen Strich Landes zwischen Kassala und
Massua nie gesehen, seine Berichte gründen sich auf eine ziemlich flüch-
tige Karte Plowden's, die er copirt hat, und auf einige von Herrn
Stella ihm gegebene Mittheilungen. Was den Zusammenfluss des Anseba
und des Barca betrifft, hat er es von mir erfahren, da ich ihm voriges
Jahr in Cairo seine Karte corrigirt habe. Uebrigens weiss ich nicht,
warum Herr von Heuglein diesen Landstrich Hahab-Länder nennt. Was
ich sage, habe ich mit eigenen Augen gesehen, was Herr von Heuglein
sagt, hat er von Andern in Massua gehört. Der Zusammenfluss von Barca
und Anseba ist meine Entdeckung. Zwar will sich Herr Stella davon
heute noch nicht überzeugen lassen." —
Es ist jederzeit vorgekommen, dass die Beisenden mit einer ge-
wissen Sorglichkeit darauf geachtet haben, dass ihnen das Verdienst eigener
Entdeckungen bleibe. Es darf daher zu meiner Aufgabe gehören, die von
Munzinger gemachten Anmerkungen wörtlich wiederzugeben.
Das „Becht der Bogos" ist bereits im Drucke begriffen und ich
ersuche, der k. k. geographischen Gesellschaft in Wien ein Exemplar
sofort nach Erscheinen überreichen zu dürfen.
Eingegangene Druckschriften :
Landwirtschaftliche Zeitschrift von und für Ober-Oesterreich. Linz 1859. Nr. 10—11.
Von der k. k. Landwirth. Gesellschaft.
Gospodarski List. Zagrebu. 1859 Nr. 19-22. Von der k. k. Ackerb. Gesellschaft.
Centralblatt für die gesammte Landeskunde. Prag 1859. Nr. 19 — 22.
Von der k. k. pat. ök. Gesellschaft.
Führer für Reisende auf Eisenbahnen und Dampfschiffen in Oesterreich u s. w., bearbeitet
und herausgegeben von Leop. Kastner. Wien 1859. Mai. Vom Verfasser.
Journal of the Franklin Institute of the State of Pensylvania for the promotion of the
mechanic arts. Philadelphia 1859. Vol. XXXVII. Nr. 1—3. Vom Institute.
Officielle Berichte über die letzten Reisen und den Tod von Adolph Schi agi ntweit
in Turkistan. Von H. und Rob. S chl a gintweit. Von den Verfassern.
Allgemeine Land- und Forstwirthschaftliche Zeitung. Wien 1859. Nr. 16 — 17.
Von der k. k. Landw. Gesellschaft.
Notizblatt des Vereines für Erdkunde und verwandte Wissenschaften zu Darmstadt und
des mittelrhein. geologischen Vereines. Darmstadt 1859. Nr. 27 — 31.
Von der Gesellschaft.
Bulletino delf Istmo di Suez. Torino 1859 Nr. 8. Von der Redaction.
Austria. Wochenschrift für Volkswirthschaft und Statistik. Wien 1859. Nr. 19—22.
Von der Redaction.
Zeitschrift für allgemeine Erdkunde. Berlin 1859 VI. Bd. 3. Hft.
Von der Gesellsch. f. Erdkunde.
Wochenschrift der k. k. steierm. Landvvirthschafts- Gesellschaft. Gratz 1859. Nr. 15—16.
Von der Gesellschaft.
Madagascar possession francaise depuis 1642 par V. A. Barbie du Bocage etc.
Ouvrage accompagne dune grande carte dressee par M. V. A. Malte Brun. Paris.
Vom Verfasser.
86
Lehrbuch der Oceanographie zum Gebrauche der k. k. Marine-Akademie, von Dr. Aug.
Jilek. Wien 1857. Vom Verfasser.
Bollettino dell' Associazione agraria friulana. Udine. 1859. N. 9 — 10.
Von der Ackerbau-Gesellschaft.
Prospectus of Mss. Schlagintweit's Collection of Ethnographie Seads from India
and Higli Asia. Leipzig 1859. Joh. Ambr. Barth. Vom Verleger.
Hauptbericht der Handels- und Gewerbekammer für das Herzogthum Salzburg über den
Zustand der Landescultur, der Industrie etc. in den Jahren 1854 bis incl. 1858.
Salzburg 1858, Von der Handelskammer.
Programm des Kronstädter Bergbau- und Hütten-Aetien-Vereins für die Periode 1859
—1862. — Gcschäfts-Berieht des Venvaüungsrathes des Kronstädter Bergbau-
und Hütten-Actien Vereines für das Jahr 1858.
Vom Verwaltungsrathe Herrn Franz Voss in Kronstadt.
Atti dell' I. R. Istituto veneto di scienze, lettere ed arti. Venezia. 1859. T. IV. S. III.
Disp. 6. Vom k. k. Institute.
Notice sur la Colonie du Senegal et sur le pays qui sont en relation avec eile. Par
M. L. Faidherbe. Paris 1859. — Rapport fait le 3. Decb. 1858 a la 2.
assemblee generale annuelle de la societe de Geographie sur ses travaux et
sur les progres des sciences geographiques pendant l'annee 1858 par F. Alfred
Maury. Paris 1859. Von Herrn A. V. Malte Brun.
Karte des Kantons Tessin. — Karte des Rheinthaies, von der österr. Liechtenstein'schen
Grenze bis zum Bodensee mit dem Nivellement des Bheines von der St. Gal-
lisch-Bündtnerischen Grenze bis zum Bodensee etc. in 3 Blättern.
Von Herrn Ziegler in Winterthur.
Petri Schenkii Atlas saxonicus. 1764. — Atlas geographica major exhibens tellu-
rem seu globum terraqueum in mappis generalibus et specialibus per Joh.
Bapt. Homianum ejusque heredes editis etc. Norimburge 1759.
Von Herrn Heinrich Wolf.
Annales dAfrique. Paris 1857. Nr. 1. 2. 1858. Nr. 1. 2. Von Herrn Castilli.
Zemepis vserbecny vedecky svovnävaci. Sepsal Dr. Jan. Palacky. Cast obzolastni I. Svet
Nevzdelany: Afrika. Australie etc. V. Praze. 1859. — Wissenschaftliche Geo-
graphie. Von Dr. Joh. Palacky. Besonderer Theil. 1. 2. Prag 1858.
Vom Verfasser.
Protocoll der sechsten ordentlichen Sitzung der Kronstädter Handels- und Gewerbekam-
mer im Jahre 1859 am 3. Mai. Von der Handelskammer.
Memorie dell' Accadeniia d'agricoltura, commercio ed arti. Verona 1858. Vol. XXXVI.
XXXVII. Von der Akademie.
Archiv für historische Geschichte und Alterthumskunde. Herausgegeben aus den Schriften
des historischen Vereines für das Grossherzogthum Hessen. Darmstadt IX 1.
1859. Vom Vereine.
l^SLliU u - s. W 1 . Atlas geographique precede d'une introduction a Ja Geographie
mathematique, physique et politique. En caracteres armeniens. Paris 10 Bl.
Vom Mechitaristen-Collegium in Venedig.
Jahrbücher des Vereines von Alterthumsfreunden im Rheinlande. Mai 1859. 14. Jahrg. 1.
Vom Vereine.
Oesterreichische botanische Zeitschrift. Wien 1859. Nr. 1 — 6. Von der Redaction.
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit. VI. Jahrg. Nürnberg. 1859. Mai.
Vom germannisch. Museum.
Ueber die neuesten Reisen und Entdeckungen in Inner-Afrika von I. M. Ziegler.
Winterthur 1859. Vom Verfasser.
Militär-Zeitung. Wien 1859. Nr. 23—24. Von der Redaction.
Versammlung am 18. Oktober 1859.
Der Präsident, Se. Excellenz Herr k. k. Sectionschef Freiherr von
Czoernig führte den Vorsitz.
Ueber Antrag des Ausschusses genehmigte die Gesellschaft den
Vorgang bei der Uebergabe der Medaille, die bei der Rückkehr Ihrer
k. k. Apostolischen Majestät Fregatte „Novara" an die Equipage derselben zur
Erinnerung der durch sie eben zu Ende geführten ersten Oester-
reichischen Erdumsegelung im Namen und von Seite der k. k.
F. Foetterle, D. Livingstone. 87
geographischen Gesellschaft erfolgt ist. Zugleich wurde der Inhalt des
Schreibens mitgetheilt, in welchem Se. k. Hoheit der durchlauchtigste
Herr Erzherzog Ferdinand Maximilian für diesen Act der k. k. geogra-
phischen Gesellschaft seine vollkommene Erkenntlichkeit ausgesprochen haben.
Der Secretär legte die von dem Comite der A. von Humboldt-
Stiftung für Naturforschung und Reisen durch Herrn Hofrath W. Hai-
dinger an die Gesellschaft eingesandte Einladung zum Beitritte zu dieser
Stiftung vor und forderte die anwesenden Herren Mitglieder zur Sub-
scription von Beiträgen auf.
Zu ordentlichen Mitgliedern wurden gewählt die Herren Franz
Loeffler, Gutspächter zu Krzeszow in Gallizien; Anton Letocha, k. k.
Kriegscommissär; Anton von Etzel, königl. preuss. Officier a. D. in
Berlin, und Alex. Graham Dunlop, Attache der k. Grossbritannischen
Gesandtschaft in Wien.
Ausser einer grossen Anzahl von Druckschriften und Karten, welche
im Laufe des Sommers theils als Geschenke, theils im Tausche der
Gesellschaft zugekommen sind, legte der Secretär Herr k. k. Bergrath
Foetterle Wandkarten, die beiden Hemisphären darstellend von Dr. C.
Vogel in Leipzig zur Ansicht vor. Diese Karten sind mit mehreren
Farbentönen auf dem Wege des Wachstuchdruckes auf starker Leinwand
ausgeführt; hierdurch ist auf denselben jede Art von Einzeichnungen
möglich, welche nach Belieben wieder weggewischt werden kann, wo-
durch sich diese Karten namentlich für den Unterricht vortrefflich eignen.
Herr Secretär Foetterle las ein an Herrn Hofrath W. Haidinger
gerichtetes von Sr. Excellenz dem k. Grossbritannischen ausserordentlichen
Gesandten in Wien, Lord Augustus Loftus ihm zugesandtes Schreiben
des bekannten südafrikanischen Reisenden D. Livingstone aus Tette
am Zambesiflusse vom 21. Februar d. J. vor, das einige interessante Einzeln-
heiten sowohl über den Zambesi, wie über die Nebenflüsse desselben enthält:
„Gestatten Sie mir den herzlichsten Dank für die Ehre darzubringen,
welche mir durch die Wahl zum correspondirenden Mitgliede einer so
ausgezeichneten Körperschaft, wie die k. k. geographische Gesellschaft
in Wien geworden ist, und ich werde immer Ihr Diplom als ein werth-
volles Pfand Ihres Beifalls für meine Arbeiten betrachten.
Die beste Art zu zeigen, dass ich wirklich dankbar bin, ist viel-
leicht, sogleich unsere Correspondenz zu beginnen, indem ich Ihnen sage,
was wir in diesem Theile von Afrika machen, ohne weiteres Vorwort,
als dass ich sage, dass, obwohl Herrn Foetterle's Schreiben von 14.
October 1857 datirt ist, ich es erst im September 1858 erhielt. Wir
besitzen nur wenige Eisenbahnen in diesem Welttheile.
Wir sind nun mit dem unteren Laufe des Flusses Zambesi be-
schäftigt. Dieser Fluss ist nicht so gut bekannt, als es seine Wichtig-
keit verdient, und diess beruht zum Theil darauf, dass er sich, bevor er
das Meer erreicht, in eine Anzahl von Armen vertheilt, deren keiner
besondere Reize dem vorüberfahrenden Seemann zeigt, zum Theil wohl
auch einer Art von Armstuhl — Geographie, welche sich damit begnügt,
Karten zu zeichnen, ohne sich ausserhalb des Bereiches guter Mittags-
mahle zu begeben. Eine solche in London herausgekommene Karte weist
dem Zambesi einen Lauf an, wie vielleicht in den Tagen des Ptolomäus,
d. h. der Hauptstrom fliesst hinab nach Quelimane und dann wird der
Mitteilungen der k. k. geographischen Gesellschaft III. Bd. 3. Heft. •
88 Versammlung am 18. October 1859.
Traum des unter der Erde fortfliessenden Niger wieder durch den unter
der Wüste Kalahari fliessenden Zambesi auf den Platz gebracht.
Wir fanden den Ausfhiss des Zambesi in das Meer etwa einen
Breitengrad südlicher als Quelimane und mit mehreren, wenn auch kleinen,
noch guten Hafenplätzen für den Handel. Wir folgten zuerst einem süd-
lichen Arm des Hauptstromes von Luabo und nachdem wir ihn auf 70
Meilen Entfernung untersucht, fanden wir, dass er uns nicht gestatten
würde, in den Hauptstrom einzutreten. Sodann versuchten wir den Luabo
selbst, ohne dass es uns gelang, obwohl Ihrer Majestät Dampfer „Lynx"
seitdem eine vortreffliche Durchfahrt durch die Barre entdeckte. Wir ver-
folgten einen der Arme an der Südseite des Hauptstromes und fanden
keine Schwierigkeit, hier in das Land einzudringen. Wir segelten seitdem
beständig auf dem Zambesi in einem kleinen Dampfer, der nur 2y 2 Fuss
Wasser zieht. Das gegenwärtige Jahr war aussergewöhnlich durch den
niedrigen Wasserstand des Flusses, aber selbst bei dem kleinsten konnten
wir mit einiger Aufmerksamkeit bis Tette heraufdringen, und gegenwärtig
steht das Wasser um 12 Fuss höher als damals. Und nicht nur das,
sondern auch der Shiri (Sehire der Karten), ein blosser Arm dieses
edlen Stromes, gewährt eine schöne Wasserstrasse für Dampfschiffahrt
für wenigstens hundert Meilen aufwärts von seiner Vereinigung.
Wir verfolgten ihn im verflossenen Monate und wurden nur durch einen
Wasserfall aufgehalten; aber die Eingebornen theilten mit, dass fünf
Tagereisen jenseits des von uns erreichten Punctes der Fluss wieder
glatt ist und dass die Araber in Kähnen vom Nyanja-See herabkommen.
Unterhalb des Wasserfalles ist das Land gut bevölkert und bear-
beitet. Aber wir wurden deutlich für sehr verdächtig gehalten, denn wir
sahen Haufen von Eingebornen uns von den Ufern betrachten, und wir
bemerkten Wachen gegen uns die ganzen Nächte hindurch. Wahrschein-
lich hatten sie niemals Besuche erhalten, ausser von Menschendieben ihrer
eigenen Farbe, Europäer hatten sie gewiss vorher niemals gesehen. Es
würde nicht gerathen gewesen sein, das Schiff unter ihren Augen zu
verlassen und eine Reise zu Land zu unternehmen, aber es war keine
Schande umzukehren, und wir hoffen im Laufe des nächsten Monats wie-
der aufwärts zu schiffen. Wir kauften Lebensmittel zu wohlfeilen Preisen,
und zweierlei Gattungen Baumwolle von sehr guter Beschaffenheit. Sie
haben Zuckerrohr, Bananen, Mais, Holcus, Sorghum, Manioe, süsse Kar-
toffeln, Bohnen, Erdnuss uud Kürbisse. Sie scheinen den Ackerbau zu
lieben. Sie waren nicht unartig gegen uns und fielen unseren zum Holz-
sammeln ausgesandten Leuten nicht beschwerlich, aber sie schienen stets
mit ihren Bogen und vergifteten Pfeilen bereit, irgend welche Angriffe,
die auf sie gemacht werden könnten, zurückzuweisen.
Das einzige, was ihren Anblick hässlich machte, war der Lippen-
schmuck der Frauen. Er besteht aus Ringen oder Schalen von Elfenbein
oder Blech, welche in einen Schlitz in die obere Lippe eingeklemmt
werden. Die Lippe wird durch den Ring allmälig horizontal ausgezogen,
so dass der Rand weit über die Senkrechte von der Nase hinausreicht.
Den Kindern wird nur ein Metallring auf, nicht in die Lippen gehangen,
diess macht nur einen kleinen Eindruck und wird nur immer tiefer nach-
gedrückt, bis sich ein Loch gebildet hat, welches sich sodann allmälig
durch Absorption vergrössert, bis endlich die oben erwähnten Ringe Platz
finden. Ich habe gesucht, die genannten Nachweisungen zu geben, weil
Dr. Livingstone 89
unsere eigenen Damen, welche eine solche beharrliche Virtuosität in Bezug
auf ihre Taille zeigen, vielleicht auch wünschen könnten, einen Versuch
mit Lippenschmuck zu machen. Uebrigens schienen die Leute ganz ver-
ständig und ich sah nichts, was die Herren unterstützen könnte, welche
zu beweisen wünschen, dass wir alle von einer Race abstammen, welche
einst Schwänze besass!
Ein Theil des Shire-Thales ist sumpfig und zur Zeit, wo wir den-
selben durchschifften, weideten viele hundert Elephanten in dem hohen
Grase. Der Shire theilt sich mehrmals in Arme, welche ihm später wieder
zufallen und so Inseln bilden. Wir jagten öfters Elephanten mit dem Dampfer.
Es waren edle Thiere und die Männchen hatten sehr schönes Elfen-
bein. Um diese Zeit kommen sie von den Bergen herab, um die Früchte
der wilden Palmyra zu essen. Wir sahen viele Fallen aufgestellt für
Hippopotamuse, welche in dem Flusse ungemein häufig sind. Auch trafen
wir viele Leute mit Aufsammlnng der Lotos- Wurzelknollen beschäftigt.
Sie schmecken den Kastanien sehr ähnlich. Diese sind wohl gewiss eben so
gute wahre Lotophagen als die von Herodot erwähnten.
Wir bestiegen den hohen Berg Morambala genannt, und fanden ihn
4000 Fuss hoch. Er ist auf der Höhe gut cultivirt und hat mehrere
schöne kleine Quellen von schwachem Stahlwasser. Das Volk ist dort
unabhängig und sehr gastfrei. Sie haben Citronen- und Orangen-Bäume
beinahe wild, auch Ananas. Die Vegetation ist verschieden von der in
der Ebene und das Klima herrlich. Am Fusse des Berges ist eine heisse
Schwefelquelle von 170 F. (612 B. 76-5 C.) Temperatur. Dennoch
sind alle diese natürlichen Vortheile zu einer Gesundheits-Station von den
Portugiesen nicht benützt worden. Die Strömung des Shire ist zu mächtig für
ihre Kanoes, und da die Eingebornen einen schlechten Credit haben, so scheint
es, dass sie sich von der Untersuchung des Shire abschrecken Hessen.
Wir sind nun in der ungesundesten Jahreszeit, aber da wir an der
Grenze des gesunden Hochlandes uns befinden, so haben die Leute zwar
Fieber, aber nur wenige sterben daran. Anders ist es nahe der Meeres-
küste. Dort ist es gegenwärtig tödtlich. Wir haben Chinin als Präser-
vativ versucht, aber ich zweifle ob mit Erfolg. Das einzige Gute, scheint
nur -darin zu bestehen, dass, wenn Jemand es regelmässig einnimmt und
ihn sodann wirklich das Fieber befällt, er durch eine oder zwei Extra-
dosen in wenigen Stunden den Cinchonismus hervorbringen kann. Wir
haben es regelmässig genommen, aber keine der Wirkungen gesehen,
welche unsere homäopathischen Freunde uns erwarten Hessen. Ich glaube,
wir gewöhnen uns an unsere zwei bis drei Gran regelmässig genommen.
Es liegt hier ein Wasserfall vor, der bei niedrigem Wasser schwer
zu überwinden ist. Aber wenn das Wasser steigt, verschwindet die Schwie-
rigkeit mit Ausnahme der Stärke der Strömung. Wahrscheinlich werden
wir von jetzt an in einem halben Jahre hinaufschiften können. Indessen
haben wir erfolgreich bewiesen, dass Europäer gute Gesundheit geniessen
können, wenn sie nur einigermassen Sorge für sich tragen. Anstatt dass
Europäer in einem Tropenklima nicht zu arbeiten im Stande wären, ist
es vielmehr der Mangel an Arbeit und aufregende Speise und Trank,
welche sie tödten."
Aus einem Schreiben des Herrn Dr. R. Avd-Lall emant von Ma-
naor am Rio Negro, vom 9. Juli 1859, an den Herrn k. k. Hofrath
W. Haidinger theilte Herr Foetterle Folgendes mit:
7*
90 Versammlung am 18. October 1859.
„Es ist etwas Ungeheures um diesen „Amazonenstrom." Ich bin
jetzt 250 geographische Meilen denselben hinaufgefahren und doch will
dieses dahinströmende Süsswassermeer nicht abnehmen. In Obidor brachte
ich aus sehr sicheren Elementen heraus, dass in einer Minute 2.133,333
Cubicklafter Wasser dort vorbeifliessen. Fast überall sieht man zwischen
den beiden Ufern, rückwärts und vorwärts, das Wasser den Horizont
bilden, ja, wenn man der Mündung des Tapajos gegenüber vom linken
Amazonenufer jenem Strome zufährt, erblickt man drei Süsswasser-Hori-
zonte, zwei vom Amazonenstrom und einen vom Tapajos. Sogar hier am
Rio Negro sieht man eine solche Strecke den Strom hinauf, dass sein
Wasser an einer Stelle den Horizont bildet.
Welche wundervollen Reiseeindrücke habe ich nicht erlebt! Von
Parä machte ich einen Ausflug nach Cameto am Tocuntin und brachte
dort die Pfingsttage zu. Nie habe ich die Tropennatur so in ihrer tiefen
Poesie erlebt, wie dort. Maurita-Palmen bilden dort ein Meer von Pal-
men mitten im Süsswassermeer. Euterpen, die schöne Oenocarpus Disticha
und scharf gestachelte Astrocaryen helfen ihnen dabei. Unter mächtigen
Bartholletien mitten im Gebüsch dunkler Cacaobäume, schlanker Gummi-
bäume und kräftiger Platanen leben harmlose Tapuär (Indianerstamm) ihr
stilles Dasein in Friede und Anspruchlosigkeit. Der Wald, der Fluss er-
nährt sie, keine Arbeit kümmert sie. Und eben weil Wald und Fluss
sie ernährt, sind sie Kinder beider und bringen eben so viel Zeit im
Wasser wie auf dem Lande zu. Alles badet, Männer, Frauen und Kinder.
Oft sieht man das anmuthigste braune Gewimmel im Wasser. Echte Sy-
renen, schwimmen junge Mädchen längs des Ufers dahin, nach sich
schleppend das glänzende schwarze Haar und im lachenden Scherz um
einander herumgaukelnd. Diese Naivetät ist ein so reiner Naturlaut, zumal
von Descendenten von Europäern und Indianerinnen. Ich werde es nie
vergessen, wie ich einmal ein liebes, fröhliches Kindergesicht auf dem
Körper eines blühenden ausgewachsenen Mädchens fragte: Wie alt bist
Du? und nach einigem Nachsinnen die Antwort erhielt: 40 Jahre. Ich
erfuhr wohl, dass das grosse Kind zwar 15 Jahre alt wäre, aber noch
nicht zählen könne.
In jenen Winkel am Fluss kommt kein Fremder; dort bleibt dieser
Naturlaut noch in seiner vollsten Reinheit nnd die Welt befindet sich
in den anmuthigsten Flegeljahren. — In vieler Hinsicht finde ich diese
Naturlaute hier in Manaor wieder, aber schon in kräftigerer Weise.
Cultur und tiefer Indianismus haben sich hier die Hand zur Freundschaft
und Einigkeit gegeben und letzterer macht ersterer glauben, dass er
ganz in sie aufgeht. Und doch sieht man an allen Ecken und Enden,
dass die Leute statt Christen nur getaufte Menschen sind und in den
cultivirten Beinkleidern und Unterröcken immer noch Indianer bleiben.
Eine Menge Bemerkungen habe ich darüber aufgezeichnet, ja ich schreibe
mich ordentlich blind. Ich gehe von hier bis zur Fortification Tabatingo
in Peru."
In einem späteren Brief von Pernambuco 11. September 1859
schreibt Dr. Lallemant: „Immer werden mir diese Waldungen von Le-
guminosen, Sterculiaceen, Ampideen und Palmen unvergesslich bleiben, diese
Waldungen, wenn im Abendsonnenstrahle mächtige Aravar und Aravamos
sich durch die reinen Lüfte zogen und Purpurfunken zu sprechen schie-
nen. Und doch war es vor Allem ein Moment, was mir das theuerste
Dr. R. Av^-Lallemant. 91
bleiben wird. Ich fuhr im Kahn einen kleinen Fluss (bei Cerpa) hinauf;
er endete in einen zauberhaft schönen Landsee. Hier deckten die Riesen-
blätter von 10 bis 12 Exemplaren der Uaupe apona (Victoria regia)
die unbewegte Fluth und zwei Blüthen lagen halb verborgen zwischen
ihnen, von denen mir die eine — noch eine Knospe — als ich sie
pflückte, eine tief poetische Geschichte ihres Blumenlebens in der Mond-
scheinnacht erzählt hat.
Gleich nach Sonnenuntergang blühte die mächtige Nymphacee auf,
war um 10 Uhr in voller Pracht offen, beinahe einen Fuss im Durch-
messer; am Morgen war sie, nachdem sie mit ihrem Magnolienduft die
ganze Nacht mein Zimmer erfüllt hatte — schon welk. Und in der That
ist die schneeweisse Blüthe, in der Anfangs nur die 16 innersten Blätter
geröthet sind, zu zart für den tropischen Sonnenstrahl. Auch wird sie
seltsamer Weise von einer in ihr und, wie es scheint, fast nur in ihr
parasitirenden Melolonthenart heimgesucht. In einer Blume traf ich in
den mächtigen, geharnischten Fruchtkasten 13 Individuen von diesem son-
derbaren Maikäfer. Uaupe (Vogel) apona (Pfanne) ist ein falscher Name
für die Pflanze, abgesehen davon, dass er der legitime Urwaldsname ist,
denn die Blätter sind am Rand eigentümlich aufgeschlagen und wenn so
eine Pfanne voll Wasser ist, kann sich ein Vogel schon darin baden !"
Dr. Lallemant ist am 6. October in Hamburg angekommen.
Herr k. k. Hofrath Haidinger berichtete über die neuesten von
Auckland und Nelson auf Neuseeland von Herrn Dr. Hochstetter erhal-
tenen Nachrichten. Zu umfassend um in der ganzen Ausdehnung mitgetheilt
zu werden, wollte er doch nicht säumen in rascher Uebersicht die Er-
eignisse, welche die Nachrichten bringen, vorzuführen. Unter dem 28.
Mai hatte unser hochverehrte Freund, eben von seiner grossen Excursion
im Innern der Provinz Auckland auf der nördlichen Insel zurückgekehrt,
einen Zeitungs-Ausschnitt geschickt, erhalten am 17. September, über
welchen Herr Hofrath Haidinger, während die naturwissenschaftlichen
Sitzungen unterbrochen waren, unmittelbar einen Auszug in der „Wiener-
Zeitung" gab. Es war diess der übersichtliche Reisebericht einer Expe-
dition, bestehend aus den Herren Dr. Hochstetter, 0. F. Haast, Drum-
mond Hay, Koch und Hamel mit zahlreichen Begleitern. Die Route
ging über Drury nach Whaingaroa oder jetzt Raglan nach Autea und
Kawhia; über das Pirongia-Gebirge nach dem Waipa, dann zu den Quel-
len des Wanganui und zum See Taupo und dann an den Waikato. Hier
Untersuchungen der merkwürdigen trachytischen und vulkanischen Umge-
gend mit ihren berühmten heissen intermittirenden Springquellen und Seen
und endlich wieder den Waikato hinab und schliesslich zurück nach Auck-
land. Eine gestern mit dem Poststempel von Auckland am 20. Juli, Schlei-
fensendung enthielt das Blatt der „ Auckland Provinzial Governement Ga-
zette" vom 8. Juli mit einem Berichte des Dr. Hochstetter, welchen
er in einer Versammlung der Mitglieder des Auckland Mechanic's Institute
am 24 Juni gehalten hatte, und welcher nebst einer wissenschaftlichen
geologischen Einleitung die Einreihung sämmtlicher Hauptbeobachtungen
nach geologischer Natur und geographischer Nachweisung enthält.
Er ist nebst der Einbegleitung an den Superintendenten der Provinz
Herrn John William son, durch den letzteren offiziell zum Druck gelegt.
Die heutige Post brachte ein Schreiben mit dem Postzeichen Nelson
vom 5. August. Nicht ohne tiefe Rührung lesen wir die umfassenden
92 Versammlung am 18. October 1859.
Berichte, welche spätere Zeitungs-Ausschnitte enthalten. Am Schlüsse der
Berichterstattung ergreift Herr Heaphy, der Sitzungspräsident, das Wort
und redet unseren hochverehrten Freund und Arbeitsgenossen früherer
Zeit in folgender Weise an :
„Dr. Hochstetter! Ihr vortrefflicher Vortrag — dessen wissen-
schaftlichen Theil ich übrigens nicht vollständig zu schätzen im Stande
bin — hat die Theilnahme an Orten und Gegenständen um uns bestätigt,
welche uns gar geläutig sind, aber deren längst verflossene Geschichte
von dem Griffel des Geologen gezeichnet werden musste. Wo immer man
Ihre Beschreibungen liest — und ich hoffe Sie werden gestatten, dass
dies durch unser Institut geschehe — überall werden sie den tiefsten
Eindruck auf die Aufmerksamkeit der wissenschaftlichen Welt machen.
Humboldt's Beschreibungen verliehen Reiz dem Lande und den Bergen
von Südamerika, Ihr Name, mein Herr, wird unvergänglich vereinigt sein
mit den wunderbaren vulkanischen Systemen von Neu-Seeland. Man hat
mit Recht gesagt: „Nie ruht die Geologie als Wissenschaft." Was man
gestern noch nicht sah, das ist heute ein Zielpunct, und wird morgen
ein Ausgangspunct werden, eine authentische Basis, die wahre Grundlage
für Alle sein, welche nun ihre Arbeiten anschliessen, für Mineralogen
und Bergmänner, welche sie benützen werden. Im Namen des Institutes
und der Zuhörerschaft empfangen Sie unseren wärmsten Dank." (Enthu-
siastischer und lang andauernder Beifall.)
Es waren aber auch eine Anzahl von Laiidkolonisten von dem Man-
gron District, von Onchunga, von Otahuhu gegenwärtig. Unter dieser ent-
spann sich eine Besprechung, ein provisorisches Comite wurde rasch
gebildet, zu dem Zwecke, Herrn Dr. Hochstetter ein Andenken von
den Vielen zu überreichen, und statt eines öffentlichen Gastmahles, das
doch nur auf die Männer beschränkt ist, eine jener viel angenehmeren
Zusammenkünfte, eine Soiree, bei welcher Frauen und Fräulein eben so
gut theilnehmen als Herren der Schöpfung. Unser Freund Hochstetter
hatte übrigens billig der wissenschaftlichen Beihilfe der Herren Heaphy
und Pure ha s gedacht und den hohen Werth ihrer eigenen früheren
Arbeiten anerkannt.
Der Bericht über jene Abendgesellschaft zur Ueberreichung des An-
denkens (TestimonialJ ist nun der Gegenstand eines zweiten Zeitungs-
Ausschnittes. Ueber 70 Damen und Herren waren am 25. Juli versammelt.
Zahlreiche Abbildungen aus den bereisten Gegenden und andere Gegen-
stände waren ausgestellt. Hochstetter wurde unter warmem Beifall von
den Herren Hochw. A. G. Purchas und Heaphy eingeführt. Auf den
Antrag des Herrn W. Buckland nahm John Williams on, Esq. Super-
intendent, den Vorsitz ein. Nun zuerst Herrn Williamson's anregende
Ansprache voll Anerkennung für die „Novara" und für unseren Freund.
Sodann stand Oberst Mo uld auf und las die von Herrn Leon De Laville
kunstreich ausgefertigte Adresse, in welcher Herrn Dr. Hochstetter,
ebenfalls hoch anerkannt, der W T unsch zu erkennen gegeben wird, er
wolle eine ihm überreichte Börse freundlich aufnehmen und sich ein Stück
Silberzeug anschaffen, zu immerwährendem Andenken für seine Familie
und sein Vaterland, endlich, dass er darauf eine Inschrift graviren lassen
wolle folgenden Inhalts: „Ueberreicht an Dr. Hochstetter, Geologen
der kaiserlich königlichen Oesterreichischen wissenschaftlichen Expedition
in der Fregatte „Novara* von den Bewohnern der Provinz Auckland,
Dr. Hochstetter. 93
Neu-Seeland, als Anerkennung der ausgezeichneten Dienste, welche ihnen
durch seine Untersuchungen in den mineralischen und landwirtschaftlichen
Hilfsquellen der Provinz geleistet worden sind."
Die Börse selbst ist von kastanienbraunem Sammt, von Fräulein
Mould, der Geberin, geschmackvoll in Gold gestickt. Sie enthielt ISO
Pfd. St. (nach dem Tagskurse 1800 fl. Oe. W.). Nun folgt die Dank-
rede unseres Freundes Hochstetter, voll der innigsten Gefühle, durch-
drungen von den schönen Erfolgen, der wohlwollenden Aufnahme, der
Erinnerung an seine Aufnahme in England vor dem Beginn der Reise,
und wie ihm ein Philosophical-Clubb Erfolge zugewünscht, der Erinnerung
an unsere „Novara". Sodann in englischer Uebersetzung die Maori-An-
sprache des Häuptlings aus dem Ngatiwhatua-Stamme Paora Tuhabre,
welcher umgeben von mehreren seiner Landsleute vortrat, und an Dr.
Hochstetter seine Rede hielt. Hochstetter seinerseits beantwortete
dies« Ansprache gleicherweise in Maori, und zwar in so genauer Aus-
sprache und Deutlichkeit, dass sie den Eingebornen vollkommen verständ-
lich war. Sie schloss sich ganz den Ideen der Eingebornen aus diesen
so sehr bildungsfähigen Stämmen an und führte ihnen ihre Traditionen
und ihre verschiedenen Häuptlinge und Gegenden, welche Hochstetter
besucht, das Wohlwollen, welches er in der Aufnahme erfahren, in ein-
dringlichster characteristischer Weise vQr.
Am Schlüsse seiner Maori -Rede schüttelten die Eingebornen Dr.
H ochste tter's Hand und dankten ihm für diese freundlichen Abschiedsworte.
Der Abend schloss mit Gespräch, Musik und Betrachtung von Zeich-
nungen und Karten. Um 10 Uhr begann der Tanz und währte noch
einige Stunden. So, sagt das Blatt, vergnüglich für alle Theile, schloss
die letzte öffentliche Gelegenheit, in welcher Dr. Hochstetter — wahr-
scheinlich für mehrere Jahre nicht mehr mit den Bewohnern von Auck-
land in Gesellschaft sein kann.
Hochstetters Schreiben selbst enthält mehr den Eindruck der
nun immer näher an ihn heranrückenden Gerüchte von kriegerischen
Ereignissen, als Wissenschaftliches. Es war vom 23. Juli datirt, vom
3. August ein Beiblatt von Nelson auf der südlicheren der beiden grös-
seren Inseln datirt. Er benützte dazu den Dampfer „Lord Achlay." Er
besuchte auf dem Wege einen Tag New-Plymouth am Fuss des pracht-
vollen Vulkankegels Mount Egmont (Taranaki) und brachte eine von Hr.
Heaphy ausgeführte vortreffliche Zeichnung desselben, auch ein getreues
photographisches Bild mit. „ Von da weg hatte ich," schreibt Hochstetter,
„eine sehr stürmische Passage durch die in dieser Beziehung sehr berüch-
tigte Cooks - Strasse , bis ich in Port Nicholson zwischen hohen Thon-
schiefergebirgen in der Stadt Wellington zum zweiten Mal an's Land
kam. Von da fuhren wir gestern Abend ab und kamen heute Früh wohl-
behalten in Nelson an, dem Garten Neu-Seelands.
Ich hatte eine dringende Einladung bekommen für Nelson ehe ich
Neu-Seeland verlasse, um die Gold-, Kupfer- und Kohlenfelder der Pro-
vinz zu sehen und ich glaubte dieser Einladung, die mir Gelegenheit
gibt, eine geologisch gänzlich verschiedene Gegend zu sehen, Folge leisten
zu müssen. Schon der erste Tag lohnte sich durch merkwürdige wahr-
scheinlich devonische Petrefacten, welche ich nahe bei der Stadt fand.
Der Platz wird in den nächsten Tagen eine reiche Fundgrube für mich
94 Versammlung am 18. October 1859.
werden. Ausserdem prachtvolle Gabbros und Serpentine u. s. w. mit Kupfer-
erzgängen. Doch darüber später und ausführlicher.
Ich wurde hier förmlich mit allen Ehren empfangen, in einem beflaggten
officiellen Boote an Bord des Dampfers abgeholt. Ich fand Alle, den Super-
intendenten und die ersten Männer von Nelson am Ufer versammelt, im
Hotel bequemes Logis für mich bereit und wurde alsbald durch die Nach-
richt überrascht, dass der Dampfer die „Tasmanian Maid" im Hafen ganz
zu meiner Disposition sei für die nächste Woche, um alle die wichtigen
Puncte an der Küste besuchen zu können. So ist mir Alles leicht ge-
macht und ich hoffe in dem Monat, den ich in der Provinz Nelson zuzu-
bringen gedenke, Gelegenheit zu haben, viel zu sehen und somit mit
der nächsten Post Ihnen auch viel zu schreiben. Ich fahre mit dem Sep-
tember-Dampfer (1. oder 2. September) nach Sydney."
Herr k. k. Hofrath Haidinger macht folgende Mittheilung:
Durch das freundliche Wohlwollen des Herrn Dr. Franz Liharzik
Verfassers des so wichtigen Werkes: „Das Gesetz des menschlichen
Wachsthums u. s. w. a , das wieder in so enger Beziehung steht mit
dem von den Herren Dr. Scherz er und Dr. Schwarz während unserer
„Novara" Fahrt aufgestellten Systeme der Körpermessungen u. s. w., ist
es mir vergönnt, der hochverehrten Gesellschaft aus den letzten Lebens-
tagen unseres Humboldt noch eine Mittheilung über seine lebhafte Theil-
nahme an unserer so anregenden Erdumsegelung zu machen, und wie er
stets mit grosser Aufmerksamkeit die Expedition der „Novara" verfolgte
und wie er gerne sehr viel davon gesprochen. So schreibt von Berlin
am 14. October Herr Johann Seifert, der vielverdiente Kammerdiener
Humboldt's, der ihn seit 33 Jahren umgab. Er äussert noch, dass er
seinem unvergesslichen Herrn bereits im Jahre 1858 versprach, wenn
die „Novara" glücklich zurückgekommen sei, er dem Schiffe das Bild
Alexander v. Humboldt's in seiner Bibliothek verehren werde, und dass
er, „so wie er mit der Bibliothek, die ihm sein hoher Herr schon im
Jahre 1858 den 25. November in einer gerichtlichen Urkunde geschenkt
in Ordnung ist, er nicht säumen werde, dasselbe der „Novara" zu über-
senden." Mit dankbarer Bührung spricht er von dem grossmüthigen Ge-
schenke, das von Sr. k. k. Apostolischen Majestät ihm für ein Exemplar
dieses Bildes zu Theil ward, welches er auf Allerhöchste Anordnung
übersendet hatte.
Herr k. k. Custos-Adjunct G. Frauen fei d, den der Herr Präsident
mit herzlichen Worten sowohl über seine glücklich erfolgte Bückkehr, so
wie über die mit so vielem Erfolge zurückgelegte Fahrt der k. k. Fre-
gatte „Novara," der er bei ihrer Erdumsegelung als Zoologe angehörte,
beglückwünschte, und wozu die ganze Versammlung durch Erheben von
den Sitzen ihren Beifall zu erkennen gab, theilte einige Notizen zur Kennt-
niss über die Insel Neu-Amsterdam im Ostindischen Meere mit, die er
theils durch eigene Erfahrung und Anschauung sammelte, theils aus einer
in dem „Caleutta Journal of the Asiatic Society" enthaltenen Erzählung
zweier schiffbrüchiger Matrosen, die 14 Monate auf dieser Insel zu-
brachten, entlehnte.
Herr k. k. Hofrath Haidinger legte folgendes Schreiben, datirt
vom 18. October 1859, von Herrn Dr. Carl Scherzer vor:
„Im Begriffe nach Triest abzureisen, wo eine grosse und lange
Arbeit, die Herausgabe des mitgebrachten literarischen Materials, dringend
W. Haidinger. 95
meiner harrt, bin ich leider nicht in der Lage, der ersten Sitzung der
k. k. geographischen Gesellschaft beiwohnen und den hochverehrten Mit-
gliedern derselben persönlich (wie ich es jetzt schriftlich thue) meinen
tiefgefühlten Dank für das ehrenvolle, ungeschwächt bewahrte Interesse
ausdrücken zu können, welches diese hochangesehene Körperschaft meinen
Bestrebungen während der Reise Sr. Majestät Fregatte „Novara" um die
Erde schenkte.
Ich erlaube mir daher Ihnen angeschlossen einige Mittheilungen über
meine Thätigkeit im letzten „Novara" - Jahre mit der höflichen Bitte zu
übersenden, dieselben in der nächsten Sitzung der k. k. geographischen
Gesellschaft in meinem Namen gütigst vorlegen zu wollen. — Unter dem
Schutze einer gnadenreichen Vorsehung von einer ebenso gefahrvollen
als beschwerlichen Reise wieder gesund und wohlerhalten zurückgekehrt,
und durch einen Act kaiserlicher Huld ausgezeichnet, der für mich einen
doppelt hohen Werth durch die wahrhaft rührende Theilnahme erhält,
welche derselbe in dem Herzen meiner Mitbürger hervorrief, will ich nun
mit allem Aufwände meiner Kräfte mich beeifern, die gesammelten Erfah-
rungen zum Frommen meines Vaterlandes zu benützen, um so jener hohen
Auszeichnung und jener edlen Sympathien nicht ganz unwürdig zu er-
scheinen, die mich eher demüthig als stolz machen."
Herr Secretär Foetterle las hierauf die im Vorhergehenden erwähnten
Mittheilungen vor, die sich auf die Fahrt Sr. Majestät Fregatte „Novara"
von Valparaiso bis Triest und auf Herrn Dr. K. Scherzer's Ueberland-
reise von Valparaiso über Lima, Panama, London, Gibraltar und Triest
beziehen.
Schliesslich legte Herr Secretär Foetterle zwei Mittheilungen des
Herrn Professor L. H. Jeitteles in Kaschau an die Gesellschaft vor.
Die eine enthält Quellenmessungen in den Sudeten und Karpathen, die
Herr Professor Jeitteles im Jahre 1858 ausführte, die andere „das
Erdbeben am 15. Jänner 1858 in seinen Beziehungen zur Atmosphäre"
behandelt die meteorologischen Erscheinungen vor, während und nach dem
Erdbeben vom 15. Jänner 1858 in jenen Gegenden, welche von dem
Erdbeben betroffen wurden.
Herr Foetterle theilte folgende ihm von dem Mitgliede Hrn. Dr.
E. H. Costa in Laibach zugesendete Notiz mit:
„Aus einem mir zugekommenen Schreiben des früher in Adelsberg
gewesenen, jetzt in Neumarkt bei Salzburg bediensteten Civil-Ingenieurs
P. Eunike entnehme ich Nachstehendes über die bisher noch wenig un-
tersuchte Planinaer-Grotte: „Diese Grotte hat mich nicht so sehr
befriedigt, wie ich es gewunschen hätte, doch ist sie immerhin interes-
sant genug, und als eine Bereicherung der Kenntniss unseres Grottensystems
anzusehen. Eine genaue Beschreibung behalte ich mir vor, für jetzt nur
Einiges in aller Kürze. Sie liegt 10 Minuten oberhalb Laase und hat die
Richtung NW. — Vom Eingange angefangen, der sehr eng ist, kommt
man in 70° Entfernung mit 22° Gefäll zu einem ebenen Raum, in den
2 Gänge einmünden, die sich rückwärts vereinigen, und deren Ende ein
furchtbarer Einsturz ausmacht. Der tiefste Punct der Grotte liegt 2° tiefer
als das Flussbett.*) Es finden sich recht hübsche Tropfsteingebilde,
*) Des Unzbaches.
96 Versammlung am 18. üctober 1859.
namentlich das täuschend ähnliche des „ Bischofs. u Die ganze Grotte mit
allen Verzweigungen hat eine Länge von 160°. Besonders schön ist der
Eingang in die Grotte gelegen — auf einer Anhöhe, die den schönsten
L'eberblick über das ganze Planina-Thal gewährt; man sieht Planina, Klein-
häusel, Mühlthal und Schloss Haasberg."
Eine andere Notiz des Herrn Dr. E. H. Costa ist folgende:
„In den letzten Jahren wurde das Bedürfniss eines genauen Orts-
lexicons über mehr gefühlt, und es wurden auch einige meist ganz verun-
glückte Versuche gemacht, diesem Bedürfnisse abzuhelfen. (Vgl. die Vor-
träge des k. k. Ministeriais ecretärs Dr. Bek in der Versammlung vom
17. Februar 1857 und des Herrn Vizepräsidenten, Freiherrn von H ei-
fert in der Versammlung vom 23. October 1858). Den neuesten diess-
fälligen Versuch bildet das bei G. H. Fri edl ei n in Leipzig erscheinende,
vom Herausgeber des Leipziger Messadressbuchs und des deutschen Handeis-
Adressbuches H.Rudolph verfasste „vollständige geographisch-topograpisch-
statistische Ortslexikon von Deutschland," von welchem mir die
beiden ersten Hefte vorliegen. (Spalte 1 — 192 lex. 8°.) Das Lexikon
soll enthalten „alle Städte, Flecken, Pfarr-, Kirch- und andere Dörfer,
Ort- und Bauerschaften, Kirchspiele, Schlösser, Rittergüter, Vorwerke,
Weiler, Hüttenwerke, Mühlen, Höfe, merkwürdige Ruinen, Krüge, Ein-
schichten, Einöden (u. z. in alfabetischer Reihenfolge) der gesammten
deutschen Bundesstaaten, so wie der unter Oesterreichs und Preussens
Botmässigkeit stehenden nicht deutschen Länder." Die ersten beiden Hefte
reichen bis Banemin. Jede Spalte enthält mehr als 60 Namen , die
beiden vorliegenden Hefte somit an 12,000 Ortschaften etc. Das ganze
Werk aus 20 Lieferungen bestehend soll im Zeiträume von 2 Jahren
vollendet sein und ISO, 000 Artikel enthalten. Jedem Orte ist mit wenigen
Schlagworten beigefügt 1. Staat, Provinz, Kreis-Amt oder Gerichtsort,
wozu er gehört; 2. geograph. Lage und Entfernung vom betreffenden
Kreis-. Amts-, oder Gerichtsorte gerade durchgemessen; 3. Fluss oder
See, an welchem der Ort rechts oder links liegt; 4. Einwohnerzahl, Ge-
werbthätigkeit, industrielle Etablissements; o. Postanstalten, Eisenbahn-,
Dampfschiff- und Telegraphenstationen. Zum Schlüsse ist für Kauf- und
Gewerbsleute ein alphabetisches Verzeichniss von Waaren, Fabrikaten,
Producten u. s. w. mit Angabe der Orte, an welchen dieselben haupt-
sächlich ihren Markt haben oder erzeugt werden, zugesagt. Dass von ab-
soluter Vollständigkeit keine Rede sein kann, versteht sich von selbst.
Ich habe das 1. Heft in Bezug auf Krain's Orte genau geprüft und
namentlich mit dem officiellen Ortsverzeichniss verglichen, und bin zu
folgenden Resultaten gekommen. Unter fünfzig krain. Ortschaften des
1. Heftes (A — Annamühle) fehlen sieben: Afriach (slov. Javorje) mit
186 Einw. 2 5 / 8 Meilen von Lack, Aichelten mit 08 Einw. im Bezirke
Kronau; Alben 2 3 / 8 Meilen von Laibach; Altenmarkt mit 9o Einw.
im Bezirke Weixelburg; St. Ambrosi mit 58 Einw. bei Krainburg;
St. Andrä bei Lack und Andrecji bei Laas mit 18 Einw. Gefehlt ist es
ferners, dass eine seit 1850 nicht mehr bestehende Kr eiseint h eilung
angeführt wird. Dann gehört Aibel zum Bezirke Gotschee und nicht
Neustadl, Altabor zu Neustadt und nicht zu Gotschee, Andoll zu Gross-
laschitz und nicht zu Laibach. Ein Dorf mit Namen St. Agatha findet
sich im officiellen Ortsverzeichniss nicht. Althammer ist im slovenischen
stara fuscina (anstatt stare fuzine) geschrieben. Sehr bedeutend und
F. Foetterle 97
zahlreich sind die Abweichungen in der Einwohnerzahl, wobei ich jedoch
bemerken muss, dass auch das efficielle Ortsverzeichniss nicht die letzte
Zählung (sondern die von 1851) zu Grunde gelegt hat, daher auch die
Angaben dieses letztern keinen Anspruch auf unbedingten Glauben haben.
In nachfolgender Uebersicht dieser Abweichungen gibt die erste
Zahl die des Rudolph'schen Ortslexikons, die zweite die des officiellen
Verzeichnisses an:
R. Off. R. Off.
Adleschitz 820 . . 130 Altlak . . . 1120 . . 585
Aich . . 760 .. 500 Altlinden . . 470 . 158
Alben 1180 . . 108 Altoberlaibach 455 . . 350
Altdirnbaeh 515 .. 168 Altosslic . . . 630 . . 530
Altenlak 1035 . . 539 Altsaag . -. . 750 . . 165
Altenmarkt bei Pölland . 1000 . . 217 St. Andrii . . 560 . . 47
Die übrigen Angaben des Lexikons sind genau. Nimmt man an, dass
die fehlenden Ortschaften durchgehends unbedeutend sind, und mit Aus-
nahme einer (welche aber vielleicht bei Javorje nachgetragen wird) weniger
als 100 Einwohner haben; dann dass genaue Angaben in Betreff der
Einwohnerzahl auch das neueste officielle Ortsverzeichniss nicht biethet, so
kann der Schluss gerechtfertigt erscheinen, dass das vorliegende Ortsle-
xikon (trotz des Mangels absoluter, für Privatkräfte aber eigentlich ganz
unerreichbarer Vollständigkeit) immerhin für practische Zwecke brauch-
bar gelten kann, durch die grosse Anzahl der Artikel, und eine ziem-
liche Verlässlichkeit in den wesentlichsten Puncten."
IHngegangene Druckschriften.
Nouvelles annales des voyages de la geographie, de l'histoire et de l'areheologie.
Paris. VI. Ser. V. Ann. 1859, Mai— August. Von der Redaction.
Pester-Lloyd 1859. Nr. 137 bis zu Nr. 256. Von der Redaction.
Wochenblatt der k. k. steierm. Landwirthschafts-Gesellschaft. Gratz. 1859. Nr. 16 — 26.
Von der Gesellschaft.
Mittheilungen aus dem Gebiete der Statistik. Wien VII. Hft. 2. 3. 1858.
Von der k. k. Direction der administrativen Statistik.
Centralblatt für die gesammte Landescultur. Prag 1859 Nr. 23 — 42.
Von der k. k. patr. ök. Gesellschaft.
Mittheilungen über Gegenstände der Landwirthschaft und Industrie Kärnthens. Klagen-
furt 1859. Nr. 5—8. Von der k. k. Landw. Gesellschaft.
Gospodarski List. Zagrebu 1859. Nr. 23—42. Von der k. k. kroat. slav. Ackerb.-Ges.
Austria. Wochenschrift für Volkswirtschaft und Statistik. Wien 1859. Nr. 23—42.
Von der Redaction.
Verhandlungen und Mittheilungen des n. ö. Gewerbe -Vereines. Wien. Jahrg. 1859.
Hft. 4—6. Vom Vereine.
Aegypten. Reisebilder aus dein Orient. Dem Hochgebornen Herrn Grafen Jos. Breuner
hochachtungsvoll gewidmet, nach der Natur gezeichnet und herausgegeben von
L. Libay. Wien 1859. V. Lief. Vom Herrn Grafen Aug. v. Breuner.
Approdi in Trieste secondo bandiere durante i primi semestri degli anni solari 1859.
1858. c 1857. — Navigli approdati in Trieste nel solare 1858.
Von der Handelskammer.
Bericht II. III. über die allgemeine ordentliche Sitzung der Prager Handels- und Ge-
werbekammer am 7. März, am 8. April 1859. Von der Handelskammer.
44. Jahresbericht der Naturforschenden Gesellschaft in Emden. 1858. — Hannover'sche
Zeitung 1859. Nr. 77, 79, 175, 177, 203, 261. Von Herrn Dr. Metger.
98
Landwirthschaftliche Zeitschrift von und für Ober-Oesterreich. Linz 1859. Nr. 12—20.
Von der k. k. La nd wir t lisch. -Gesel I schalt.
Bolletino dell' Associazione agraria friulana. Udine. 1859. Nr. 11 — 15.
Von der Ackerbau-Gesellschaft.
Bildliche Darstellung des Ganges der Witterung vom 1. Dez. 1857 bis 30. Nov. 1858.
im Königreich Hannover. Nach den zu Clausthal und Emden angestellten meteoro-
logischen Beobachtungen. Von Dr. M. A. J. Prestel. — Wetter-Beobachtungen,
aufgezeichnet in Emden von Dr. M. A. J. Prestel. Beobachtungs- Jahr vom
1. Dec. 1857 bis 30. Nov. 1858. Vom Herrn Verfasser.
Die Privilegien der k. k. landesf. Stadt Fürstenfeld mit einer historisch-topograph.
Skizze derselben. Gratz 1857. — Hartberg. Histor.-topograph. Skizze der Haupt-
pfarre, Stadt und Umgebung. Gratz 1859. — Ansichten aus der Steiermark
u. s. w. IV. Hft. — Die künftigen Grenzen der Sekauer- und Lavanter-Diöcese
in Steiermark (im kath. Wahrheitsfreund. Gratz 1859. Nr. 14). — Die steier-
märkischen Schützon-Freiwilligen-Bataillone und ihre Leistungen in den Jahren
1848 und 1849. Gratz 1857. — Schriften des historischen Vereins für Inner-
Oesterreich. 1. Hft. Gratz 1858. — Mittheilungen des histor. Vereines für Steier-
mark. Gratz 1850—1858. I— VIII. Vom histor. Vereine.
Mittheilungen des ungar. Forst-Vereines. N. F. I. Hft. 1. 2. Presshurg 1859.
Vom Vereine.
Journal of the American Geographical and Statistical Society. New-York. I. 1 — 6.
Jan. -Juni 1859. Von der Gesellschaft.
Verhandlungen der gelehrten Estnischen-Gesellschaft zu Dorpat I. 1 — 4. II. 1 — 4. III.
1. 2. IV. 1. 2. 1840—1858. Von der Gesellschaft.
Importance of the Study of legal Medecine: a lecture introductory to the course on
medical Jurisprudence at the medical College. By James Wynne M. D. New-
York 1859. Vom Verfasser.
Synopsis filicum Africae Australis or an enumeration of the South African ferns hi-
therto Known. By L. Pappe M. D. and the Hon. Bawson W. Bawson Esq.
Cape Town. 1858. — Synopsis of the edible Fishes at the Cape of Good
Hope. By L. Pappe M. D. Cape Town 1853. — Flora capensis medicae Prod-
romus, or an enumeration of South Africa plants used as remedies by the Colo-
nists of the Cape of Good Hope. By L. Pappe M. D. 2 d edit. Cape Town.
1857. Vom Verfasser
Achter Jahresbericht über die Wirksamkeit des Werner -Vereines zur geologischen
Durchforschung von Mähren und Schlesien im Vereins-Jahre 1858. Brunn 1859.
Vom Vereine.
Militär-Zeitung. Wien 1859. Nr. 25. 56. 58—78. 80—83. Von der Bedaction.
Auszug aus dem statistischen Berichte der Handels- und Gewerbekammer Ober-
Oesterreichs für das Jahr 1858. Linz 1859. Von der Handelskammer.
Beiträge zur Statistik der inneren Verwaltung des Grossherzogthums Baden. X. Hft.
Carlsruhe 1859. Vom grossherz. Ministerium.
Zeitschrift für populäre Mittheilungen aus dem Gebiete der Astronomie und verwandter
Wissenschaften. Altona 1859. I. 2. Von der Bedaction.
Jahrbuch der k. k. geologischen Beichsanstalt. Wien 1859. X. 1. — VIII. Jahresbe-
richt der k. k. Ober-Bealschule in der Vorstadt Landstrasse in Wien für das
Schuljahr 1858 — 1859. — Programm des k. k. Gymnasiums zu Znaim am Schlüsse
des Schuljahres 1859. — Programm des k. k. Ober-Gymnasiums zu Troppau
für das Schuljahr 1859. — VIII. Jahresbericht für die st. st. Ober-fiealschule
in Gratz für das Studienjahr 1859. — Programm der st. st. vollständigen
Bealschule zu Gratz und der commerciellen Abtheilung derselben für das Stu-
dienjahr 1859 — 1860. — Programm des k. k. Staats-Gymnasiums in Pest für
das Schuljahr 1859. — IX. Programm des k. k. Gymnasiums in Triest zu
Ende des Schuljahres 1859. — Jahresbericht des k. k. Ober-Gymnasiums zu
den Schotten in Wien am Schlüsse des Schuljahres 1859. — Jahresbericht
der k. k. Ober-Bealschule am Schottenfeld in Wien, für das Studienjahr 1858
— 1859. — VI. Jahresbericht des k. k. kathol. Ober-Gymnasiums zu Schem-
nitz am Schlüsse des Schuljahres 1859. — Personalstand und Vorlese-Ordnung
an der ständ.-technischen Lehranstalt in Gratz am Studienjahre 1860. — VIII.
Jahresbericht über das k k kathol. Gymnasium zu Ofen. 1859. — Tudösit-
99
vany a Szegedi Kegyes Tanitorendi Nagy-Gymnasiumrol. 1858 — 1859 iki Tanevre.
— Uebersicht von der Production der Bergwerke, Hütten nnd Salinen in den
preussischen Staaten im Jahre 1854 — 1856. 1858.
Von der k. k. geolog. Reichs-Anstalt.
Programm des k. k. Gymnasiums in Gratz, veröffentlicht am Schlüsse des Studienjahres
1859. Von der Gymn. Direction.
Bulletin de la Societe Imp. des Naturalistes de Moscou 1859. Nr. 1 — 2. — Ein Ge-
denkblatt für Alex, von Humboldt. Von H. Trautschold. Moscau 1859.
Von der kais. Gesellschaft.
Programm des k. k. Gymnasiums zu Kremsmünster für das Schuljahr 1859.
Von der Gymn. Direction.
Fest-Programm des k. k. Evangel. Gymnasiums zu Teschen zur Erinnerung an die
150jährige Jubelfeier dieser Lehranstalt, veröffentlicht von der Direction im
Jahre 1859. Von der Gymn. Direction.
Der Geschichtsfreund. Mittheilungen des historischen Vereins der fünf Orte Lucern,
Uri u. s. w. XV. Einsiedeln. 1859. Vom histor. Vereine in Lucern.
Berichte der Rheinischen Missions-Gesellschaft. Barmen. Mai — Sept. 1858.
Von der Gesellschaft.
Vodnikow Spomenik. Vodnik Album. Herausgegeben von Dr. E. H. v. Costa. Laibach
1859. Vom Herausgeber.
Programm des k. k. Gymnasiums zu Agram am Schlüsse des Schuljahres 1859.
Von der Gymnasial-Direction.
Atti di uffizio ed annunzi della Camera di Commercio e d'industria in Fiume. Agosto,
Settembre 1859. Von der Handelskammer.
Verhandlungen des historischen Vereines für Niederbaiern in Landshut VI. 1. 2. 1858
— 1859. Vom Vereine.
C6opHHKi> cTaTHCTHHCKHxt cß'feji'bHiH o Pocciti III., 1858. (Recueil des renseignements
statistiques etc.) — B'bcTHHKi. rnwnep. Pyccuaro reorpa*. o6m,ecTBa, 1858. Nr. 8
— 12. 1859 Nr. 1—4. (Bulletin). — H3cvfe,40BaHie o ToproBJii Ha yKpaHHCKHXT»
apiwapKaxT, H. AucaKOüa, 1858. (Recherches sur le commerce aux faires de
l'Oucraine par M. Aksakoff.) — Proces-verbal de l'assemble generale du
1. Avril 1854. Von der k. russ. Geograph. -Gesel lschaft.
Viaggio in Inghilterra e nella Scozia passando per la Germania, il Belgio e la Francia
etc. Del Dr. Francesco Lanza Nr. 1. 2. Trieste 1859. Vom Verfasser.
Jahresbericht der Ober-Bealschule in Ellbogen f. d. Schuljahr 1859. Von der Direction.
VI. Programm des k. k. Staats-Ober-Gymnasiums zu Vinkovce am Schlüsse des Schul-
jahres 1858—1859. Von der Direction.
Arkiv za Povjestnica Iugoslavensku. Knjiga. V. Zagrebu 1859. Von der Gesellschaft.
A Paper and Resolutions in advocacy of the establishment of a uniform System of
meteorological observations, throughout the whole american continent etc. By
Major R. Lachlan. Cincinnati 1859. Vom Verfasser.
Astronomical Observations made during the years 1847 and 1850 at the U. S. Naval
Observatory, Washington. By M. F. Maury. Vol. V, Washington 1859.
Vom V e r f a s s e r.
Tudösitväny a Dunantuli Ag. Hitv. Ev. Egyhazkerület Soproni Nyilvdnos fötanodajäröl az
1858—1859 diki tanevben.
Von der Direction des evang. Gymn. in Oedenburg.
Jahresbericht über das k. k. Gymnasium zu Czernowitz während des Schuljahres 1858
— 1859. Vom Gymnasium.
Memoires de la Societe royale des Antiquaires du Nord 1845—1849. Copenhague
1852. — Jahres-Versammlung den 31. Januar 1839—1852. — Leitfaden zur
nordischen Alterthumskunde. Kopenhagen 1837. — Saga Jaatvardar Konüngs Hins
Helga. Kjobenhavn 1852. — En Vandring gjennem Jägerspriis's Haveog Lund.
Kjobenhavn 1858. — Cabinet d'antiquites americaines a Copenhague. Rapport
ethnographique par C. C. Rafn. Copenhague 1858. — Antiquites de l'Orient.
monuments Runographiques interpretes par C. C. Rafn. Copenhague 1856. —
Apercu de l'ancienne Geographie des regions arctiques de l'Amerique. Selon
les rapports contennus dans les Sagas du Nord par C. C. Rafn. Copenhague
1857. — Nordboernes forbindelser med Osten i det niende og Närmest folgende
Aarhundreder. Af. C. C. Rafn. Kjobenhavn 1854. — Americas arctiske Lande»
too
Gamle geographie efter de Nordiske Oldskrifter ved C. C. Rafn. Kjobenhavn.
1845. — Verkehr der Normannen mit dem Osten. Notiz von C. C. Rafn.
Von der k. Gesellsch. f. Alterthümer.
Proceedings of the American Academy of arts and sciences. Boston 1859. IV. F. 12 — 31.
Von der Akademie,
Smithsonian Oontributions to Knowledge. Vol. X. Washington 1858. — Annual Report
of the Board Regents of the Smithsonian Institution, showing the Operations
for the year 1857. Washington 1858. Von dem Schmiths. Institute.
Defence of Dr. Gould by the scientific Council of the Dudley Observatory. 3 edit.
Albany 1858. — Reply to the statement of the Trustees of the Dudley Ob-
servatory. By Benj. Apthorp Gould Dr. Albany 1859. Vom Verfasser.
Reports of Explorations and Surveys to ascertain the most practicable and economical
Route for a Railroad from the Mississippi River etc. Vol. IX. Washington 1858.
Vom Kriegs-Dep. Washington.
Verhandlungen des naturhistorischen Vereines der preuss. Rheinlande und Westphalens.
XIV. 1—3. XV. 1—4. XVI. 1—2. Bonn 1857—1859. Vom Vereine.
Württembergische naturwissenschaftliche Jahreshefte XV. 3. Stuttgart 1859.
Vom Vereine.
Oberbaierisches Archiv für vaterländische Geschichte. Herausgegeben von dem histori-
schen Vereine von und für Ober-Baiern XVIII, 1—3. XIX, 1. XX. 1. XXI. 1.
München 1857—1858. — Jahresbericht des historischen Vereines. 18—20. für
1855 — 1857. München 1856 — 1858. — Uebersichtstafel zur Begründung einer Ge-
schichte der christlichen Kunst in Ober-ßaiern u. s. w. von B. v. Rittberg.
Vom histor. Vereine.
Das Astronomische Diagramm, ein Instrument, mittelst dessen der Stand und Gang einer
Uhr, des Azimut!» terrestrischer Gegenstände u. s. w. Von Dr. M. A. F. Prestel.
Braunschweig 1859. Vom Verfasser.
Verhandlungen der kaiserl. Leopold-Carolin. -Akademie der Naturforscher XXVI. 1. 2.
Breslau 1857—1858. Von der Akademie.
Jahresbericht der k. k. böhm. Ober-Bealschule zu Prag für das Schuljahr 1859.
Von der Direction.
Proceedings of the Royal Geographical Society of London 1859. Vol. III. Nr. 3. 4.
Von der Gesellschaft.
Bulletin de la Societe de Geographie. Paris IV. Ser. T. XVII. Nr. 97—102. Januar-
Juni 1859. — Question scientifique et personelle soulevee au sein de l'Institut au
sujet des dernieres decouvertes sur la geographie et l'histoire de l'Inde avec
les explications de M. Beinaud. Paris 1859.
Von Sr. Hochw. Domherrn Dr. Salzbacher.
Verhandlungen der Handels- und Gewerbekammer in Prag von ihrer Begründung am
18. Nov. 1850 bis zum Schlüsse des Jahres 1857. Prag 1859. — Bericht der
Handels- und Gewerbekammer in Prag über den Zustand der Gewerbe, des Han-
dels und der Verkehrmittel in den Jahren 1854—1858 Prag 1859. — Bericht
über den Zustand der Baumwoll-, Schafwoll- und Eisen-Industrie in den Jahren
1850, 1853 und 1858. Prag 1859. — Bericht über die allgemeine ausseror-
dentliche Sitzung der Prager Handels- und Gewerbekammer am 25. Febr., 28.
Mai und 25. Juli 1859. Von der Handelskammer.
Das Beich des Priesters Johannes. Ein Beitrag zur Geschichte der geographischen
Entdeckungen. Von P. P. Matkovich. (Im Progr. des Warasdiner k. k. Gymn.
1859.) Vom Verfasser.
Mittheilungen des hist.-antiq. Vereins für die Stadt Saarbrücken und St. Johann. Ueber
die römischen Niederlassungen und die Bömerstrassen in den Saargegenden.
I. — III. Abtheilung 1846—1859. Vom Vereine.
The Atlantis: a Begister of Literature and science. Conducted by members of the C;i-
tholic University of Ireland. Nr. 4. Juli 18.">9. London. Von der Redaction.
Annales de la propagation de la foi. Septembre 1859. Nr. 186. Lyon.
Von der Redaction.
Sulla vita e le opere di Alessandro Humboldt. Discorso di Caterina Scarpellini.
Roma 1859. Von der Verfasserin.
Bulletino dell' Istmo di Suez. Torino 1859. Nr. 9. 11—15. 17—19.
Von der Redaction.
Berichte über die Verhandlungen der k. sächs. Gesellschaft der Wissenschaften zu
Leipzig. Philosophisch-historische Classe 1858. Nr. 1. 2. Mathem.-phys. Gasse
1858. Nr. 1—3. Von der Gesellschaft.
101
Verhandlungen des Vereines für Kunst und Alterthum in Ulm. Bericht 1. 2. 4. 6. 7.
9. 10. 11. 1843 — 1857. — Illustrationen: Erzengel Michael von M. Schön-
gauer; Barth. Zeitblom's Altargemälde auf dem Heerberge; Marktbrunnen in
Ulm; Aus dem Münster zu Ulm; Holzschnitzwerke aus Dürsch's Sammlung.
Vom Vereine.
Verhandlungen und Mittheilungen des siebenb. Vereins für Naturwissenschaften in Her-
mannstadt. 18S8. Nr. 7—12. 1859. Nr. 1—6. Vom Vereine.
Linnaea. Ein Journal für die Botanik in ihrem ganzen Umfange. Herausgegeben von
Dr. F. L. v. Schlechtendal. Halle XI— XXX. 1. 2. 1837-1859.
Vom Herausgeber.
Eine Lithographie (im Schlossgarten zu Vaal). Von Baronin L. von Kotz.
Address at the Anniversary Meeting of the B. Geographica! Society. 23. Mai 1859.
Annual Beport of tlie Director general of the geological Survey of the united
Kingdom, the Museum of practical Geology etc. London 1858.
Von Sir B. J. Murchison.
Programm der öffentlichen evang. Schul-Anstalten zu Ober-Schützen für das Schul-
jahr 1858—1859. Von Herrn Sectionsrath Bitter v. Heufler.
Nachruf an Dr Franz Leydolt 10. Juni 1859. Von P. P. Urlinger.
Ueber die Sitten und das Becht der Bogos von Werner Munzinger. Mit einer
Karte der nördlichen Grenzländer Abyssiniens und einem Vorworte von W. Ziegler.
Winterthur. 1859. Von Herrn W. Ziegler.
Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. Berlin I — XI. 1. 1849 — 1858.
Von der Gesellschaft.
Erdumsegelung der kön. schwed. Fregatte Eugenie. In den Jahren 1851 — 1853. u. s. w.
Uebersetzt von Anton von Etzel. Berlin 1856. — Die Ostsee und die Küsten-
länder geschildert von Anton von Etzel. Leipzig 1854. Vom Verfasser.
Das Sanitäts-Jahr 1858 in der Stadt Pest. Nach meteorologischen, sanitätischen und
statistischen Beobachtungen, zusammengestellt von Dr. Karl Torrn ay.
Vom Verfasser.
Sechs Holzschnitte zur Characteristik der sechs Erdtheile. Illustrationen zu Dr. C.
Vogel's Natur- und Landschaftsbildern, so wie zu allen Lehrbüchern der
Geographie. Leipzig 1859.
Von Hrn. J. C. Heinrichs, Buchhändler in Leipzig.
Statistischer Ausweis der Gratzer Handels- und Gewerbekammer für das Jahr 1857.
Gratz 1858. Von der Handelskammer.
Bericht der Oberhess. Gesellschaft für Natur und Heilkunde. Giessen VI. VII. 1857.
1859. Von der Gesellschaft.
Diagrams showing the mean Direction of Winds from each Quarter in the different
Oceans. — Winds and Calms in the Pacific and Athintic Ocean.
Vom national. Observatorium Washington.
Denkschriften der k. bayer. botanischen Gesellschaft zu Begensburg 1847. III. Bd. —
Flora oder allgemeine botanische Zeitung. Begensburg. Jahrg. 1858. Nr. 1 — 33 etc.
1859. Von der k. botan. Gesellschaft.
Zeitschrift für allgemeine Erdkunde. Berlin. 1859. VI. 4.-7.
Von der Gesellsch. f. Erdkunde.
Mittheilungen von J. Perthes geographischer Anstalt über wichtige neue Erfahrungen
auf dem Gesammtgebiete der Geographie von Dr. A. Petermann. Gotha 1859.
Hft. 5—9. Von Perthes geogr. Anstalt.
Ueber die Fische und ihr Leben in den Waldbächen des Centralstockes des Böhmer-
waldes. Von J. N. Woldfich. Prag 1858. Vom Verfasser.
Was ich erlebte! Was mir auffiel! Erinnerungen vermischten Inhaltes. Von Baronin
Louise Kotz. Prag. 1859. I. Von der Verfasserin.
Allgemeine Land- und Forstwirthschaflliche Zeitung. Wien 1859. Nr. 18 — 31.
Vom k. k. Landw. Gesellsch.
Memorie dell' I. fi. lstituto Veneto di scienze, lettere cd arti. Venezia 1859. VII. 3.
VIII. 1. — Atti deir I. B. lstituto venito T. IV. Ser. III. disp. 7—9.
Vom k. k. Institute.
Tabellen zu dem Berichte der Handels- und Gewerbekammer in Kronstadt, über den
Zustand der Gewerbe in den Jahren 1853 bis 1856. — Protokoll der ordent-
lichen Sitzungen der Kronstädter Handels- und Gewerbekammer im Jahre 1859
am 7. Juni und 6. September, Von der Handelskammer,
102
Mittheilungen des historischen Vereines für Krain von März bis Juli 1859. Laibach.
Vom Vereine.
Einladung zur Besichtigung des neu erfundenen Verbindungs-Apparates der Papierfa-
brications-Maschine mit der Schnellpresse. Von A. Au er.
Vom Herrn k. k. Hofrath Hai dinge r.
Monumenta secularia. Herausgegeben von der kön. bayer. Akademie der Wissenschaften
zur Feier ihres 100jährigen Bestehens am 28. März 1859. — Almanach der k.
bayer. Academie der Wissenschaften für das Jahr 1859. I — III. München 1839.
— Erinnerung an die Mitglieder der math.-phys. Classe der kön. bayer. Akademie
der Wissenschaften. Eine Bede, vorgetragen in der öffentlichen Sitzung zur Feier
des akad. Secularfestes am 29. März 1859 von Dr. Carl. Fr. Ph. von Martius.
München 1859. — Bede bei der 100jährigen Stiftungsfeier der kön. Akademie
der Wissenschaften am 28. März 1859. Gehalten von G. L. v. Müller. Mün-
chen 1859. Von der k. bayer. Akad. der Wissenschaften.
ABHANDLUNGEN
DER KAISERLICH-KÖNIGLICHEN
GEOGRAPHISCHEN GESELLSCHAFT.
I.
Organisation und Fortschritt der militärisch kartographischen
Arbeiten in Oesterreich.
Zusammengestellt von Herrn k. k. Rath A. Steinhaus er
aus den der k. k. geographischen Gesellschaft übergebenen Mittheilungen des Herrn
August von Fligely
k. k. Generalmajor, Director des k. k. militär. geographischen Institutes etc.
Mitgetheilt in der Versammlung: der k. k. geographischen Gesellschaft am 7. December 1858.
Geschichtliche Notizen.
Die ältesten Versuche geometrischer Landesaufnahmen in den öster-
reichischen Erbstaaten fallen in das Ende des 17ten und den Anfang des
ISten Jahrhunderts. Vischer's Karten von Oesterreich ob und unter der
Enns (1667, 1672) und Steiermark (1678), Müller's Karten von Böhmen
(1726) und Ungarn (1718), Visconti' s Kriegs-Karte von Siebenbürgen
(1699) sind die bekanntesten Resultate der kartographischen Arbeiten die-
ser ältesten Periode. Die durch die Kriegführungen gewonnene Einsicht
der Unentbehrlichkeit genauer Karten nöthigte diesem Zweige eine ge-
steigerte Obsorge zuzuwenden.
In dem Zeiträume vom Jahre 1764 bis 1787 wurden nach und nach
alle Länder, aus welchen damals die österreichische Monarchie bestand,
und später die neu acquirirten Provinzen, im Masse 1 Zoll = 400° auf-
genommen. Diese sogenannte Theresianische und Jos ephi ni sehe
Aufnahme befindet sich im k. k. Kriegsarchive.
Nur wenige gestochene Karten gingen aus den damaligen Materialien
hervor, jedoch haben einige derselben, z. ß. Anich's Karten von Tirol
(1774), Liesganig's Karte von Galizien Lipszky's Karte von Ungarn
und seinen Nebenländern (1806— 1808), Zach's Karte von Venedig (1806)
u.a.m., beinahe bis in die neueste Zeit sehr gute Dienste geleistet.
Auch die Karte der Niederlande, aus der Vermessung von 1771 — 1774
gezogen, galt als ein vorzügliches Product ihrer Zeit.
Der Mangel einer richtigen und zusammenhängenden trigonometrischen
Grundlage, die Unvollkounnenheit der älteren Zeichnungsmethode, zumeist
aber die wesentlichen Veränderungen in der Cultur des Bodens seit einem
halben Jahrhunderte machten jedoch eine neue berichtigte Aufnahme höchst
wünschenswerth. Sie wurde durch Weiland Se. Majestät Kaiser Franz I. im
Jahre 1806 angeordnet, auf Antrag Sr. k. k. Hoheit des Generalissimus
Erzherzog Karl und im Wege des Hofkriegsrathes dem General-Quar-
tiermeisterstabe der Armee aufgetragen. Diese neuen Specialaufnahmen,
welche nach einem allgemeinen, die ganze Monarchie gemeinschaftlich
umfassenden Plane unternommen wurden, fallen daher sämmtlich in das
gegenwärtige Jahrhundert.
1
2 August von Fligely.
Die älteren Materialien, von vergleichsweise sehr verschiedenem und
im allgemeinen untergeordnetem Werthe, konnten bei der neuen Vermes-
sung nur in so ferne benützt werden, als sie den Triangnlatoren und
Mappeurs die Recognoscirung der bezüglichen Gegenden erleichterten; die
Aufnahme selbst aber wurde vollständig neu bewirkt.
Ueber die Geschichte der Vermessungen besteht keine ausführ-
liche Darstellung in einem eigenen Werke; ein solches müsste erst aus
den Archiven des bestandenen Hofkriegsraths, des General-Quartiermeister-
stabes und einiger Hofstellen zusammengestellt werden. Einen kurzen
Abriss über die älteren Arbeiten enthält als Einleitung J. Marx Freiherr
von Lichtenstern's 1821 zu Dresden erschienene Schrift: „Vorschriften zu
dem praktischen Verfahren bei der trig. geom. Aufnahme eines grossen
Landes etc." —
Triangulirung.
Zur Grundlegung des Dreiecknetzes wurden ausser den Ortsbestim-
mungen aller, theils auf Staats- theils auf Privatkosten in der Monarchie
bestehenden Sternwarten von Offizieren des militärisch geographischen Insti-
tutes noch in nachstehenden Orten Breiten- und Azimulh-Beoba chtu n-
gen gemacht:
d) bei St. Anna in der Nähe von Arad in Ungarn,
b) auf dem Löwenberg bei Lemberg in Galizien,
c) bei Hermannstadt in Siebenbürgen,
d) auf der Anhöhe Cworkowobrdo bei Esseg in Slavonien,
e) in Spalato in Dalmatien,
f) bei Fiume im Littorale,
g) bei Kloster Ivanich in Kroatien,
h) auf dem Berge Dobrozow n. ö. von Nachod in Böhmen,
i) zu Venedig,
k) bei Innsbruck und
/) auf dem Hummerberg in Vorarlberg.
Mittelst Pul vers ignalen wurden auf dem Parallelkreise unter dem
48ten Breitengrade die Längen unterschiede zwischen München, Wien
und Ofen i ), und auf dem mittleren Parallelkreise längs eines Bogens,
welcher sich von Bordeaux in Frankreich nach Ost bis Fiume ausdehnt,
die Längenunterschiede zwischen Turin, Mailand, Padua und Fiume be-
stimmt 2 ~). Aeltere Längen- und Breitenbestimmungen von den Astronomen
Peter Liesgan ig, Pasquich, Canonicus David, Bürg u. a. stehen mit
den neueren Arbeiten nicht in Verbindung.
Ferner dienen zur Grundlage der österreichischen Vermessungsarbei-
ten folgende Basen:
a) die Basis bei Wiener-Neustadt, 6410 Klafter lang, gemessen im
Jahre 1762 von Peter Liesganig;
6) die Basis auf der Haide von Gallarate, nahe am Ticino in der
Lombardie, 5272 Klafter lang, gemessen im Jahre 1788 von den Astro-
nomen der Brera zu Mailand;
c) die Basis bei Radautz in der Bukowina, 5199 Klafter lang, ge-
messen vom Oberst Hawliczek im Jahre 1818.
1 ) Man sehe die im Bande VII Seite 2ä7 der monatlichen Correspondenz zur Beförderung
der Erd- und Himmelskunde des Freiherrn von Zach pubiicirte Relation.
2 ) Man sehe die Anhänge zu den Ephemeriden von Mailand vom Jahre 1823 bis 1828 und
„La Mesure a" un arc du Parallel moyen par le$ Colonel Brousseaud."
Organisation und Fortschritt der milit. kartogr. Arbeiten in Oesterreich, 3
Von der Triangulirungs-Direction des milititärisch geographischen
Instituts wurden dann folgende Basen gemessen :
d) die Basis von St. Anna bei Arad, 4623 Klafter lang, im Jahre
1840 durch Offiziere des Generalstabes und der Armee;
e) die Basis von Partyn bei Tarnow in Galizien (zur Verbindung
mit der russischen Triangulirung), im Jahre 1849 gemessen von Offizie-
ren der Armee.
f) die Basis von Hall bei Innsbruck. 2990 Klafter lang, im Jahre
1851 gemessen von Offizieren des Ingenieur-Geographen-Corps (diente zur
Verbindung der österreichischen Triangulirung mit jener von Bayern und
der Schweiz;
g) die Basis bei Wiener-Neustadt, 500 1 Klafter lang, im Jahre 1857 von
Offizieren des Ingenieur-Geographen-Corps zur Verificirung der alten (sub a)
von Peter Liesganig gemessenen Basis J )-
lieber das Vorgehen bei den Basismessungen, bei der Bildung des
Dreiecks-Systems, bei der Revision, bei der Reduction der Puncte auf
Meridian und Perpendikel , beim Auftragen der Puncte auf die Messtische.
bei Berechnung der geographischen Längen und Breiten, bei Gradirung der
Sectionen, bei Berechnung der Höhenunterschiede und bei Bestimmung des Flä-
cheninhalts der Dreiecke , enthält die schon einmal angeführte Schrift des
Freiherrn von Licht enstern das Nähere, denn sie besteht fast ganz aus
der Instruction, welche der damalige Major und nunmehrige Feldzeug-
meister, Freiherr von Augustin, als Norm für die österreichischen Trian-
gulirungsarbeiten ausarbeitete.
Diese Arbeiten, im Laufe der früheren Jahre durch die Kriegsereig-
nisse oft unterbrochen und wieder aufgenommen, wurden vor dem Jahre
1850 durch Offiziere aus dem Stande des General-Quartiermeisterstabes
oder anderer Armeekörper ausgeführt, seit 1850 sind sie ausschliesslich
den Offizieren des in jenem Jahre errichteten Ingenieur-Geographen-Corps
anvertraut.
Als leitende Behörde fungirte anfänglich der Chef des General-
stabes, später als die Arbeiten an Ausdehnung zunahmen, wurde eine Trian-
gulirungs-Direction eingesetzt, welche dem Generalstabe unterstand,
seit 1839 aber einen integrirenden Theil des militärisch geographischen Insti-
tutes macht. Zu Triangulirungs-Directoren wurden Generäle und Stabsoffiziere
verwendet.
Für die Feldarbeiten werden, je nach dem Erfordernisse eine
Anzahl Triangulirungs-Abtheilungen gebildet, deren jede aus einem leiten-
den Officier (Triangulator , Instrunientführer oder Trigonometer betitelt)
und einem Gehilfen (Adjuncten) besteht. Ausser den chargenmässigen
Gebühren erhält der Instrunientführer eine monatliche Zulage von 60 und
der Gehilfe von 40 Gulden Conv. Münze. Der Bedarf an Materiale, Handlangern,
Fuhren und sonstigen Leistungen wird besonders verrechnet.
Der jährliche Gesammtkosten-Aufwand ist ungleich, weil die Anzahl
der Abtheilungen wechselt. Jede einzelne derselben kostet jährlich mit
Inbegriff der Zulagen 3000 bis 4000 Gulden. Bis zur Vollendung des Netzes
3ter Ordnung des Katasters entlallt auf 1 österreichische Quadrat-Meile ein
*) Die alte Basis vollständig nachzumessen, war nicht möglich , weil deren Endpuncte
nicht mit der nöthigen Schärfe aufgefunden wurden. Die sichere Auffindung einiger identi-
scher Triangulirungspunete zunächst der Basis gestattete jedoch den angestrebten Vergleich
beider Messungen
1*
4 August von Fligely.
durchschnittlicher Aufwand von 170 Gulden Conv. Münze, was für die ganze
Monarchie eine Summe von 2 1 / 6 Millionen Gulden gibt.
Die Triangulirung ist so weit gediehen, dass nach dem bereits geneh-
migten Projecte zu deren Vollendung nur noch folgende Operationen nöthig sind:
a) die Messung von zwei Basen, eine bei Pettau in Steiermark, die
andere bei Königgrätz in Böhmen.
6) Astronomische Breiten- und Azimuthmessungen bei Linz und Klagen-
furt im Meridian von Prag.
c) Die Fortsetzung der astronomischen Messung der Bogen des mitt-
leren Parallels von Fiuine bis Orsova und des Parallelkreises unter dem
48sten Breitengrade von Ofen bis Czernowitz in der Bukowina.
d) Die Verbesserung der Dreiecksnetze längs den oberwähnten Parallelen
und längs dem Meridian von Prag.
e) Schlüsslich sind auch noch Längenbestimmungen durch elektrische
Zeitsignale in Antrag.
Es bestehen Verbindungen der österreichischen Triangulation ä)
mit Frankreich '), b) mit der Schweitz 2 ), c) mit der Triangulation des
Königreichs Neapel und (res Grossherzogthums Toscana 3 ), d) mit der
russischen Triangulation in Polen 4 ), e) und mit jener von Bayern 5 ).
In den Jahren 18öö bis 1857 wurde die österreichische Trianguli-
rung durch Ofiziere des Ingenieur-Geographen-Corps unter der Direction
des militärisch geographischen Instituts auch über das Fürstenthum Walachei
und die Dobrudscha bis zum schwarzen Meere ausgedehnt und östlich von
Bukarest in der Nähe von Slobozia eine Basis zur Controlle der Besultate
gemessen, so wie auch zur Vervollständigung dieser Arbeit astronomische
Breiten- und Azimuth-Messungen vorgenommen.
Es wurden daselbst
a) ein Polygonal-Dreiecksnetz, von zwei Dreiecksseiten der Triangu-
lirung der Südostgränze Siebenbürgens ausgehend, in der Richtung über
Buseo und Slobodzia östlich bis Braila an die Donau, ferner längs dieser
aufwärts, bis gegen Silistria sich ausdehnend, von da durch die Dobrudscha
bis Küstendsche am schwarzen Meere gemessen.
b) Anschliessend an eine Dreieckseite in der Nähe der Basis wurde
eine Dreieckskette längs der Donau fortgeführt, und an einer Seite der
österreichischen Triangulirung bei Orsova (im Bomanen-Banater Gränz-
Begimente) angebunden;
c) wurde, von einer Seite der Triangulirung Siebenbürgens beim
Bothenthurm-Passe ausgehend, die österreichische Triangulirung durch eine
*) Operations geodesiques et astronomiques pour la mesure d' un arc du parallele moyen
executees en Piemont et en Savoie par une commission d'offieiers de I' etat major General et
d' astronome piemontais et autriehiens. Milano. L'imprimerie royale 1825. Vol. II, pag. 343.
Nouvelles deseription geometrique de la Franee par Puissant. Paris 1833.
2 ) Ergebnisse der trigonometrischen Vermessungen in der Schweiz, von Eschmann.
Zürch 1840.
3 ) Trigonometrische Vermessungen im Kirchenstaate und Toscana, ausgeführt von dem
Ingenieur Joh. Mori eni unter der Direction des milit. geogr. Instituts. In den Annalen der
k. k. Sternwarte in Wien 1846.
4 ) Sur la jonction des Operations geodesiques russes et autrichiennes executee par
Struve. St. Petersburg, Bulletin Phys. math. T. X. V. 8. A. 9. 1853.
Bericht über die in den Jahren 1847 bis 1851 ausgeführte Verbindung der österrei-
chischen und russischen Landesvermessung aus dem V. Bande der Druckschriften der math.
naturwissenschaftlichen Klasse der kais. Akademie der Wissenschaften. Wien 1853.
5 ) Die Ergebnisse dieser Verbindung sind noch nicht publicirt
Organisation und Fortschritt der milit. kartograph. Arbeiten in Oesterreich. 5
Dreiekskette längs desAltfluss es mit der Donaukette bei Nikopoli verbun-
den, und
d) eine gleiche Verbindungskette der Triangulirung Siebenbürgens von
Kronstadt an längs der Dumbovitza über Bukarest zur Donaukette bei
Giurgevo gezogen.
6') Die 5505 Klafter lange Basis wurde zweimal gemessen, und die
astronomischen Beobachtungen zur Bestimmung der Breite und des Azimuths
auf Movila David mit aller Sorgfalt vorgenommen. Die Breite von Movila
David, welcher Punct eine halbe Stunde westlich von Slobozia an der
Jalomitza liegt, ergab sich mit 44° 32" 20 1 / 3 \
Im Ganzen wurden in der Walachei 124 Puncte erster Ordnung und
250 Nebenpuncte trigonometrisch bestimmt. Die Höhenunterschiede
aller Puncte erster Ordnung wurden durch gegenseitige Zenith-Distanzmes-
sung sorgfältig bestimmt, und überdiess längs einer Linie von Dreiecks-
seiten, von der ungarisch -siebenbürgischen Grenze angefangen, durch Sie-
benbürgen bis gegen Kronstadt und dann durch die Walachei und die
Dobrudscha bis zum schwarzen Meere gleichzeitig gegenseitige Zenith-
Distanz-Messungen und Barometer-Beobachtungen, so wie bei Küstendsche
und Liema-Burun Pegel-Beobachtungen vorgenommen. Bei den meisten der
Nebenpuncte wurde auch die Höhe bestimmt.
Ueberhaupt werden bei den österreichischen Vermessungen die abso-
luten Höhen der trigonometrischen Puncte zum allergrössten Theile aus
gegenseitig gemessenen Zenith-Distanzen abgeleitet, in Wiener-Klaftern und
deren Decimalen ausgedrückt, und auf den Spiegel des adriatischen Meeres
'bezogen. Die Durchschnitts-Zahl der auf eine österreichische Quadrat-Meile
fallenden, trigonometrisch gemessenen Höhen ist verhältnissmässig ungleich,
je nachdem eine Provinz bloss militärisch, d. i. im Masse von 1 Zoll =400°,
oder katastermässig im Masse von 1 Zoll = 40° aufgenommen werden soll.
Im ersten Falle werden auf einer Militär-Section (von 9600° Breite und
6400° Höhe = 3.48 österreichische Quadrat-Meilen) im letzteren Falle für
jede graphische Triangulirungs-Section (von 4000° Breite und
Höhe = 1 österreichische Quadrat-Meile durchschnittlich 2% Puncte trigono-
metrisch bestimmt. Das weitere Detailverfahren ist in beiden Fällen graphisch.
Nur selten werden neben der trigonometrischen Messung auch baro-
metrische Bestimmungen desselben Punctes durch Militärs gemacht. Die
k. k. geologische Beichsaustalt macht jedoch letztere in sehr ausgedehntem
Masse und veröfl'entlicht die Besultate in ihren Jahrbüchern.
Die Berechnungen der trigonometrisch bestimmten Höhen aller Haupt-
und vieler Nebenpuncte sind in den Protokollen der Militär-Triangulirung und
der Katastral-Archive enthalten. Eine vollständige Veröffentlichung derselben
hat noch nicht statt gefunden. Theilweise wurden die Besultate in nachste-
henden Werken publicirt:
a) L. A. Fallon's Höhenmessungen in Oesterreich aus trigonometrischen
Nivellirungen. Wien 1851.
b) Zeitschrift für Physik und Mathematik von Baumgar tu er und
Ettingshausen, 1. und 10. Band. Wien 1832.
c) Jahrbücher der k. k. geologischen Beichsaustalt, vom Jahre 1850 an.
Theilweise Angaben und Verzeichnisse der durch die Triangulirung
erhaltenen Ortspositionen finden sich in verschiedenen Werken zerstreut,
z. B. in dem 18. Bande der monatlichen Korrespondenz zur Beförderung der
Erd- und Himmelskunde von Freiherrn von Zach über die im Jahre 1806
ausgeführten trigonometrischen Messungen. In dem Verzeichnisse geographi-
(5 \iiiiiist von Fligely.
scher Ortsbestimmungen nach den neuesten Quellen von C. B. von Littrow
Leipzig 1844, sind viele geographische Positionen von trigonometrischen
Puncten der österreichischen Monarchie enthalten, welche aus einem vor-
läufigen Calcul resultirt sind. In dem Portolano del innre adriatico, pub-
licirt vom militärisch geographischen Institute in Mailand 1830, sind die geogra-
phischen Positionen jener Puncte angeführt, welche längs der Küste des adriati-
schen Meeres bestimmt worden sind. Auch in den Werken über die Messung
der Parallelkreisbogen und Triangulirungsverbindungen findet man eben-
falls viele geographische Ortsbestimmungen von trigonometrischen Puncten,
die der österreichischen Monarchie angehören. Eine vollständige Veröffent-
lichung der Resultate der astronomisch-trigonometrischen Arbeiten kann erst
dann erfolgen, wenn Zeit und Mittel es erlauben, die gemachten Beobach-
tungen einem definitiven Calcul zu unterziehen.
Mappirung.
Die Def ail-Aufnahme, auf Grund der neuen Triangulirung, begann im
Jahre 1806, wurde jedoch vom Jahre 1809 bis 1811, von 1820 bis 1826,
von 1830 bis 1836 und vorn Jahre 1848 bis 1850 unterbrochen. Sie dehnte
sich aus auf
„. . f . . ( 1801 bis 1805, dann
lirol (ohne Kataster) von j jojg jg^o
Salzburg „ von 1807 und 1808,
Oesterreich „ „ 1807 bis 1819,
Lombardie und Venedig (mit Kataster) abgesehen von den Vorarbeiten
von 1814 bis 1827,
Neapel (während der Occupation, ohne Kataster)
von 1822 bis 1826,
Illyrien (auf Grund des Katast.),, 1825 „ 1835,
Steyermark „ „ „ 1826 „ 1836,
Bukowina „ „ „ 1828 „ 1831 (unvollendet),
Mähren u. Schlesien „ „ 1838 „ 1842,
Böhmen „ „1842 „ 1853,
Dalmatien „ „ 1851 „ 1853,
1810 „ 1812 \
Ungarn (ohne Kataster) von } 1819 „ 1831 f. .. , .,.
1837 „ 1847 ("»vollendet),
1850 „ 1858)
Siebenbürgen „ von 1853 „ 1857 (unvollendet),
Wallachei „ „ „ 1857,
Römischen Staat und Toscana „ ) , .
(auf Grundlage des Katasters) j 1841 und lb_u "
Ungarn wird jetzt allein bis zur Vollendung, welche in drei Jahren zu
erwarten ist, fortgesetzt. Der jetzt fertige Theil beträgt ungefähr zwei Drit-
tel. Die Aufnahme von Siebenbürgen und der Bukowina erstrecket sich noch
auf einen kleinen Theil dieser Länder. Nach der Vollendung von Ungarn,
wird die Woywodina, dann Kroatien, Slavonien und die Militär-Gränze, sodann
Galizien an die Reihe kommen und mit dem Reste von der Bukowina und
und von Siebenbürgen geschlossen werden. Die Aufnahme der ganzen
Monarchie kann daher mit Wahrscheinlichkeit (unter Voraussetzung der gegen-
wärtigen Verhältnisse) im Jahre 1875 angenommen werden.
Die Mappirung ist auch auf fremde Staaten ausgedehnt worden. Auf
den Wunsch der Regierungen von Parma und von Mo de na wurden diese
Länder vom Jahre 1820 bis 1821 durch die k. k. Offiiziere unter Leitung
Organisation und Fori schritt dermilit. kartograph. Arbeiten in Oesterreich. 7
des österreichischen Generalstabes im Militärmasse 1 Zoll = 400° aufgenommen,
und es befindet sich diese Arbeit im hierortigen Besitze. Ein gleiches geschah
mit Toscana und dem Kirchenstaat e (1841 und 1842 im Masse 1 Zoll =
1200°). Zufolge einer Convention wurde das Fürstenthum Walachei unter
Leitung des Directors des militärisch geographischen Institutes General-Major
von Fl igel y in den Jahren 1856 und 1857 durch österreichische Offiziere
im halben Militärmasse (1 Zoll — 800°) aufgenommen. Die Uebereinkünfte
mit den Regierungen vorbenannter Länder beschränken sich wie bei Toscana
und Rom nur auf die Anordnungen ihrer unterstehenden Organe zur willfäh-
rigen Unterstützung der Aufnahmsarbeiten während ihrer Dauer. Ausserdem
hat die Regierung der Wallachei den Betrag von 25000 St. Dukaten zu den
Kosten der Aufnahme beigetragen und erhält dafür die Mittheilung aller tri-
gonometrisch gewonnenen Resultate und eine Kopie der Aufnahme.
Die Mappirung wird von Offizieren des Generalstabes, des Ingenieur-
Geographen- Corps und Zugetheilten von allen Truppen und Branchen der
Armee ausgeführt. Die Leitung derselben hat der Director des militärisch
geographischen Instituts, dem eine Anzahl Mappirungs - Unter-Directio-
nen in den verschiedenen Ländern unterstehen, jede mit einem Stabsoffizier
oder Hauptmann des Generalstabes oder Ingenieur - Geographen - Corps als
Unter-Director und 8 bis 9 Mappeurs. Dem Unter-Director obliegt die Kon-
trolle der Detail-Arbeiten, die er allmonatlich in seinem Amtsbezirke vor-
zunehmen hat; dem Director des militärisch geographischen Instituts hingegen
die Revision der Gesammtarbeiten, die er jährlich in einigen dieser Bezirke
vorzunehmen hat.
Die Mappirungs-Unter-Directoren beziehen 60 Gulden Zulage und 53
Gulden Pauschale, die Mappeure 40 Gulden Zulage und 42 Gulden Pauschale
monatlich. Von dem Pauschale sind die Auslagen auf Errichtung der Zeichen,
auf Vorspann bei Uebersiedlungen, Botenlöhne u. s. w. zu bestreiten.
Gewöhnlich werden acht Mappirungs-Abtheilungen mit 72 bis 80 Offi-
zieren aufgestellt, und diese letztere Zahl dürfte von nun an, bis zur Been-
digung der Vermessung der Monarchie alljährlich verwendet werden. Nur in
den letzten Jahren waren wegen der bewirkten Aufnahme der Wallachei 120
bis 130 Offiziere in Thätigkeit.
Eine Mappirungs-Abtheilung kostet durchschnittlich mit Inbegriff der Zu-
lagen für die sie formirenden Individuen jährlich 9000 Gulden, wornach sich
der Kostenaufwand in einem Jahre ungefähr auf 72000 Gulden herausstellt.
Die Militär-Aufnahme einer Quadrat-Meile auf Grundlage der Kataster-Aufnahme
(diese selbst nicht eingerechnet) lässt sich durchschnittlich auf 120 Gulden
C. M. veranschlagen, die ohne Kataster auf 250 Gulden C. M. Da beiläufig
zwei Drittel des Kaiserstaates auf die erste und ein Drittel auf die letzte Art
theils bereits aufgenommen, theils noch aufzunehmen sind, so ergibt sich für
eine Quadrat-Meile ungefähr 163 Guldon C. M. im Durchschnitt, so dass die
ganze Monarchie bis zu ihrer Vollendung auf 1.887,540 Gulden C. M. zu
stehen käme, ohne die Besoldungen der verwendeten Offiziere einzurechnen.
Die bei der Detail-Aufnahme beschäftigten Mappeurs erhalten alle für
den technischen Dienst erforderlichen Instrumente, und zwar jeder einengrossen
Messtisch und einen kleinen Detaillirtisch auf ärarische Kosten, zudem Averden
jedem Mappeur drei Militär-Handlanger beigegeben, wovon jeder eine tägliche
Zulage von 7 Kreuzern erhält. In den Ländern, wo der Kataster besteht, und der
Mappeur demnach das nach der Katastral-Aufnahme reducirte Gerippe sammt
Culturen vollständig erhält, wird jeder Offizier nur mit einem kleinen Detail-
lirtisch ausgerüstet und ihm nur ein Militär-Handlanger beigegeben.
8 August von Fligely.
Wenn ohne Kataster -Reduction gearbeitet wird, der Mappeur also nur
von drei trigonometrisch bestimmten Punkten ausgehend alles neu aufneh inen
rnuss , sind für den Anfänger 4, für geübte Mappeurs (5 Quadrat-Meilen
jähr liehe Leistung vorgeschrieben; wo bereits die Geripp-Reduction aus
dem Kataster vorhanden ist und nur diese reambulirt und das Terrain
eingetragen wird, gelten 3 Sectionen ä 4 Quadrat-Meilen, also 12 Quadrat-
Meilen jährlich für eine ausgiebige Leistung. Eine Eintheilung des Terrains
in Klassen mit Bezug auf die Schwierigkeit der Aufnahme findet strenge ge-
nommen nicht statt, doch ist es selbstverständlich, dass bei aulfallender Leich-
tigkeit mehr, bei offenbarer Schwierigkeit verhältnissmässig weniger gefordert
wird, worüber die Unter-Directionen zu urtheilen haben.
Die Sommerfeldarbeit dauert in der Regel vom ersten Mai bis Ende
October, in südlichen Gegenden wird wohl auch April und November verwen-
det, im Hochgebirge jene Zeit, wo die Witterungsverhältnisse die Arbeit
überhaupt zulassen. In den Wintermonaten haben die Mappeure keinen
Truppendienst zu leisten. Sie zeichnen (in den Ländern, wo ohne Kataster-
Grundlage gearbeitet wird) erstens die Brouillons - Viertel aus, welche dann
zu einer ganzen Section vereint auf Leinwand aufgespannt und beschrieben
werden, dann kopiren sie diese Brouillons-Viertel auf das grosse Original-
blatt, auf welchem sie die Triangulirung der Section bewirkt haben, so dass
von derlei Sectionen zwei Exemplare in's Kriegsarchiv gelangen. Wo mit vor-
ausgegangenem Kataster jährlich 12 Quadrat-Meilen von jedem Mappeur
aufgenommen werden, wäre die doppelte Auszeichnung eine zu grosse Auf-
gabe. Es besteht daher an diesen Sectionen nur eine Original-Zeichnung,
doch werden dieselben im Bedarfsfalle im militärisch geographischen Institute
photographisch kopirt. Alle Original-Aufnahms-Sectionen werden, sobald sie
das militärisch geographische Institut nicht mehr zur Kartenreduction bedarf,
im k. k. Kriegsarchiv deponirt.
Auch die bei Gelegenheit der Landes-Aufnahme von den Mappeurs vor-
geschriebenermassen verfassten, sowohl topographischen als militärischen Lan-
desbeschreibungen seines Arbeits-Rayons werden (ohne Bestimmung zur
Publication) mit den Original-Aufnahms-Sectionen an das k. k. Kriegsarchiv
zur Sammlung und Aufbewahrung abgeben.
Die Original-Aufnahme im Inlande hat in der Regel den Massstab von 1
Zoll =400° oder tttöt der natürlichen Grösse, nur in den römischen und
toscanischen Staaten wurde dieselbe im Masse von 1 Zoll = 1200° oder
rehrö der Natur, in der Walachei im Masse von 1 Zoll = 800° oder S7 * M
der natürlichen Grösse bewirkt. Von den Umgebungen grösserer Städte und
von Lager- und Manöver-Gegenden bestehen auch Aufnahmen im Masse von
1 Zoll = 200° oder tt |ot der Natur. Nur diese werden durch Lithographie
vervielfältigt und herausgegeben, alle übrigen Sectionen werden vermöge aller-
höchster Anordnung nicht veröffentlicht; jedoch erhalten mit besonderer Bewil-
ligung des hohen Armee-Ober-Commando's k. k. Anstalten zu gemeinnützigen
und Diensteszwecken, dann auch Eisenbahngesellschaften photographische
Kopien bestimmter Zugstrecken, behufs der vorzunehmenden Studien, gegen
entsprechende Vergütung.
Die förmliche Aufnahme und Legung äquidistanter Höhen-
curven ist als viel zu zeitraubend und über das militärische Bedürfniss hin-
ausreichend nicht vorgeschrieben. Nachdem bei Gelegenheit der geometri-
schen Detail-Triangulirung der Section, behufs der Bestimmung des Horizontal-
netzes, gleichzeitig auch mittels des eigens dazu eingerichteten Diopters (der
Kippregel) mindestens 80 bis 100 Puncte rücksichtlich ihrer verticalen Höhen-
Organisation und Fortschritt der milit. kartograph. Arbeiten in Oesterreich. 9
läge bestimmt wurden, liegt es dem Mappeur ob, bei Eintragung des Terrains
die Curven gl ei c her Höhe zwischen jenen Fixpuncten mit freiem Auge
zu beurtheilen und einzutragen, um darnach die Bergstriche senkrecht auf
diese Curven, und in der dem Neigungswinkel der Böschung entsprechenden
Starke gleich auf dem Felde zu schraffiren. Der grösseren Sicherheit wegen
werden auch die Böschungswinkel häufig gemessen und die Ziffer au der
betreffenden Stelle eingetragen. Solcher Messungen sind gleichfalls 80 bis
100 in einer Section vergeschrieben.
Als Zeichnungsscala für die Schraffirung gilt das Gesetz, dass
bei 50 ° Neigung voll schwarz, bei 4o° schwarz zu weiss wie 9:1, bei 40
wie 8:1 u. s. f. angenommen wird.
Eine Behörde, deren Aufgabe und Pflicht es wäre, alle, von den ver-
schiedensten Gesichtspunkten aus auf die specielle Landeskunde be-
züglichen Materialien zu sammeln und zu concentriren, existirt in Oester-
reich nicht. Das k. k. Kriegsarchiv und das militärisch geographische Institut
sind in dieser Beziehung nur die Vertreter des Militär-Gesichtspunktes. Letzteres
steht bezüglich des Empfanges oder der Mittheilung von Materialien in ver-
schiedenartigen Beziehungen zu andern Anstalten. Es erhält von Seite des
k. k. Marine- Ob erkomm ando's die nothwendigen Behelfe, Sordirungen
etc. zur Berichtigung der Seekarte des adriatischen Meeres und des Pontolano;
von der Generaldirection des Grundsteuer - Katasters empfängt es die
Reductionen der Kataster-Aufnahme. Die Directionen der k. k. geologischen
Reichsanstalt, so wie des statistischen Bureaus im Handelsministe-
rium und die Eisenbahnd irectionen stehen behufs der Mittheilung von
Behelfen in gegenseitiger Beziehung zur Direction des militärisch geographi-
schen Instituts.
Im Uebrigen haben nur die Landes-Baudirectionen über die in
ihrem Bereiche stattgehabten Veränderungen vierteljährige Rapporte einzusen-
den, welche aber bloss für die Evidenzhaltung der schon bewirkten Aufnahme
(und der schon bestehenden Karten) benützt werden. Zu dieser Evidenz-
hai t u n g d e r r i g i n a 1 - A u fn a h m e besteht im militärisch geographischen In-
stitute eine eigene Evidenzhaltungs-Abtheilung, deren Obliegenheit es ist, alle ihr
pflichtgemäss durch die verschiedenen Landesbaudirectionen vierteljährig durch
Oleaten und genaue Beschreibung bekannt gegebenen neu gebauten und umge-
legten Strassen, Eisenbahnen, Flussregulirungen und sonstig vorkommenden
grösseren Veränderungen in die betreffenden Original- Aufnahms-Sectionen
(dann in die verschiedenen Karten einzutragen, so wie auch die Nachtragung
in die Kupferplatten, oder auf den Steinen anzuordnen und zu überwachen.
Wiewohl die Leistungen seit den letzten drei Decennien für militärische
Zwecke befriedigend zu erachten sind, so müssen doch die früheren Aufnahmen
nach Vollendung des noch unbearbeiteten Theiles der Monarchie einer neuen
Aufnahme oder mindestens einer Reamhulirung um so mehr unterzogen wer-
den , als der Kataster seither in allen jenen Provinzen bereits durchgeführt ist.
Bereits wurde im Jahre 1842 eine Reambulirung des Erzherzogthums
Oesterreich ob und unter der Euns angeordnet, weil sich in dem langen Zeit-
räume seit der Aufnahme (1810—12 und 1816—18) bedeutende Aenderungen
in den Culturen, Strassen etc. ergeben hatten. Aus gleicher Ursache ist eine
Reamhulirung von Salzburg und Tirol nöthig geworden und wird zeitgemäss an
die Reihe kommen.
Rcdudion and Publication der Karten.
Die Original-Seetionen der Aufnahme werden behufs des Stiches der
Special-Karten aus dem Aufnahmsmasse in das Kartenmass reducirt, und zwar
10 A. v. Fligely. Organisation und Fortschritt der milit. kartogaph. Arbeiten in Oesterreich.
linear auf j, so dass auf 1 Zoll =2000° ( rr5 Vinr) entfallen. Nur die Special-Karten
der italienischen Lander haben das Mass von i Zoll = 1200° (Virfs-ö). Sie um-
fassen auch eine grössere Fläche, indem sie 25 Zoll Breite und IG Zoll Höhe,
also 400 Quadrat-Zoll messen, während die Blätter der übrigen Special-Karten
nur 14.4 Zoll Breite und 9.6 Zoll Höhe, somit 138.24 Quadrat-Zoll messen.
Die Reductionen geschehen in der topographischen Zeichnungskanzlei des
militärisch geographischen Instituts unter der Leitung eines Stabsoffiziers als
Bureau -Chef und werden von der Iustituts-Direction überwacht. Es ist ein-
geführt, dass jedes Kronland in ein Ganzes zusammengestellt wird. — Dasselbe
gilt von den General - Karten, zu welchen die Special-Karten linear auf die
Hälfte reducirt werden.
Die Gradnetze der Karten werden nach der von Bonne modifizirten
Flamstead'schen Projection berechnet und verzeichnet , wobei die Erd-
abplattung zu yfö» der Halbmesser des Aequators zu 3, 36 o o35 Wiener-Klafter
angenommen ist.
Bezüglich der Höhenangaben auf den Reductionen, rücksichtlich Karten-
blättern muss bemerkt werden, dass bisher auf Karten von Ländern, die ohne
Kataster aufgenommen wurden, wie z. B. das nichtösterrcichische Italien, Tirol,
Oesterreich, Salzburg, Ungarn, selten mehr als die Höhen der trigonometrischen
Hauptpunkte bestimmt sind, daher auch nur diese in den Karten angegeben
wurden, so dass man davon kaum mehr als einen auf 10 Quadrat-Meilen rech-
nen kann. Allein in Ländern, wo der Kataster vorausging, kommen bis 3 H ö-
hencoten auf eine Quadratmeile, und da sie sich nicht, wie die vorgenannten,
ausschliesslich auf ausgezeichnete Hervorragungen , sondern mitunter auch auf
Joche und Thalpunkte beziehen , und können in derlei (mit der Contour zuvor
versehenen) Karten bei sorgfältiger Würdigung der Lage und Stärke der
BergschratTen die Curven gleicher Höhe bei Schichten von 200 bis 300 Fuss
Höhe mit Annäherung an die Wahrheit gezogen werden, für geringere Höhen
schichten wären die Anhaltspunkte ungenügend.
Die Ausführung der Karten auf Kupfer oder Stein geschieht durch
die im militärisch geographischen Institute bestehenden Kupferstecher- und
Lithographen-Abtheilungen. Die Leitung und Ueberwachung dieser Arbeit be-
sorgt der bei jeder dieser Abtheilungen angestellte Vorstand. Die Kontrolle
wird von dem eigens dafür angestellten Revisor und endlich vom Director des
Institutes versehen.
Die Kosten dieser Ausführung werden zum grossen Theile durch den
Verkauf der Landkarten hereingebracht. Jede Vorauslage und der etwa nö-
thige Mehraufwand wird vom Militär-Aerar getragen.
Die Veröffentlichung der Landkarten geschieht durch Verkauf im
eigenen Verschleissamte und im Wege des Kunsthandels durch Hrn. Artaria et
Compagnie, erleidet demnach keine Einschränkung. Veröffentlicht sind die Spe-
cial- und General-Karten von Oesterreich ob und unter der Enns, von Salzburg,
Tirol, vom Lombardisch-venezianischen Königreiche, von Steiermark, Kärnthen,
Krain und dem Küstenlande, dann von Mähren und Schlesien. Von der aus
38 Blättern bestehenden Special-Karte von Böhmen sind bis nun 29 Blätter
erschienen, der Rest von 10 Blättern wird längstens binnen 2 Jahren nachfolgen.
Die Aufnahme von Dalmatien befindet sich eben in der Reduction und Zu-
sammenstellung. Ungarns Comitatskarten ohne Terrain sind vollendet; von
der Administrativ- und General-Karte sind 8 Blätter bereits herausgegeben und
2 zur Publication bereit.
Von der Evidenzhaltung der publicirten Karten gilt dasselbe, was von
der Evidenzhaltung der Mappen oben bereits erwähnt wurde.
IL
Ueber Körpermessungen,
als Behelf zur Diagnostik der Menschenracen.
Von Dr. Karl S c h e r z e r und Dr. Eduard S c h w a r z.
Entwurf eines Systems, welches die Verfasser, den von ihnen, während der
Reise der k. k. österreichischen Fregatte Novara um die Erde, an Individuen
verschiedener Racen angestellten Messungen zu Grunde gelegt haben.
Erste österreichische Erdumsegelungs-Expedition unter den Befehlen des Conimodore
B. v. Wüllerstorf-Urbair, in See am Bord Sr. Majestät Fregatte Novara, 7.
October 1858.
Mitgetheilt in der Versammlung der k. k. geographischen Gesellschaft am 18. Jänner 1859.
Die vage, unausreichende Eintheilung des Menschengeschlechtes in
bald vier, bald fünf, bald sieben und bald eilf in Bezug auf Form und
Structur verschiedene Racen, zeigt wohl am deutlichsten wie mangelhaft
noch unsere Kenntniss von deren abweichenden Eigenthümlichkeiten ist.
So theilen L e i b n i t z und Lacepede das Menschengeschlecht in :
Europäer, Lappländer, Mongolen und Neger; — L i n n e: in weisse, kupfer-
farb'ne , schwarze und olivenfarbige; Blumenbach in: Kaukasier,
Aethiopier, Mongolen, Amerikaner und Malayen: ■— B u f f o n in: nördliche (das
sind Lappländer), tartarische, südasiatische, schwarze, europäische und
amerikanische; — Hunter in: schwarze, schwärzliche, rothe, kupferbraune
schwarzbraune, braune und weisse; — Prichard in: Iranische (auch
indo-atlantische oder kaukasische) Völker, turanische (mongolische) Völker,
Amerikaner, Hottentoten und Buschmänner, Neger, Papuas (oder wollhaarige
Völkerstämme Polynesiens), und Alfurus (oder Australische Bace); — Picke-
ring in: Weisse, Mongolen, Malayen, Indier, Neger, Aethiopier, Abyssinier,
Papuas, Negritos, Australier und Hottentoten. *) Gleichzeitig mit dem
Erkennen dieser Mangelhaftigkeit muss in jedem Forscher der Wunsch
rege werden, bei anthropologischen Untersuchungen sich über ein Mitte
zu verständigen, wodurch die Beurtheilung des Menschen als Racen-Reprä-
sentanten weniger wie bisher der individuellen Auffassung oder der oft
durch die verschiedenartigsten Vorurtheile getrübten Anschauung überlassen
bleibt, sondern eine bestimmtere Basis gewinnt.
Anatomen, Anthropologen und naturwissenschaftliche Reisende haben
in neuerer Zeit Messungen der verschiedenen Dimensionen des menschli-
*) Diese Eintheilung nach zumeist unwesentlichen, äussern Unterschieden wie Farbe
der Haut, Farbe und Form der Haare u. s. w. oder nach ihrem muthmasslichen geographischen
Ursitze, wie Iranier (von Iran, einem südlich und südöstlich vom kaspischen Meere gelegenen
Landstriche den Prichard für den Ursitz dieser Völker hält), oder Turanier (von Turan,
der Name des nördlich und nordöstlich an Iran gränzenden Landes, in dem schon seit der älte-
sten Zeit der Geschichte ein Tlieil jener Menschenrace wohnt) u. s. w. ist ausserordentlich
unbestimmt und unsicher, weil aus einem Schwarzen, selbst wenn man seine Hautfarbe und
seinWollhaar künstlich änderte, dennoch kein Europäer, kein Indianer, kein Malaye u. s. w.
werden würde, und weil ebenso ein auf den Inseln des Malayischen Archipels, oder in Aethi-
opien von europäischen Eltern erzeugtes Kind doch kein Malaye oder Aethiopier ist, sondern
der Race nach Europäer bleibt , wenn schon sich dessen Hautfarbe durch klimatische lokale
Verhältnisse jener der Eingebornen nähern sollte. (Vergl. Humboldt's Kosmos, vol. I. pag-
382-383).
1 2 Dr. K. Scherzer, Dr. E. Schwarz.
chen Körpers als ein Hauptmittel erkannt, *) um endlich dahin zu gelan-
gen, den normalen Kaukasier, mit dem normalen Malayen, Mongolen, Papua,
Neuseeländer, Indianer u. s. w. vergleichen zu können. So sehr aber
auch die auf diesem Gebiete von verschiedeneu Gelehrten vorliegenden
Arbeiten das schöne Verdienst der Anregung in Anspruch nehmen, so
haben doch dieselben ihre Messungen weder hinreichend auf alle Theile
des menschlichen Körpers ausgedehnt, noch an Individuen verschiedener
Menschenracen angestellt, um als mehr denn fragmentarische Untersuchun-
gen angesehen werden zu können, und nicht vielfache Verbesserungen
zuzulassen, ja sogar wünschenswerth zu machen.
Solche Messungen nach einem festgestellten Systeme, in einem gross-
artigeren Maasstabe, wie jemals früher vorzunehmen, schien uns die Erd-
umsegelung der österreichischen Fregatte Novara, an welcher Theil nehmen
zu dürfen, wir die Ehre gemessen, eine ganz ungewöhnlich günstige
Gelegenheit zu bieten. Wir entwarfen und beriethen daher einen Plan,
nach welchem im Laufe unserer Reise, an jedem Punkte, wo die kai-
serliche Fregatte lange genug verweilt, eine gewisse Zahl von Messun-
gen an so vielen Individuen beiderlei Geschlechtes, von mittlerem Alter
und Körperbau als nur immer thunlich, vorgenommen werden sollten, um
untrüglichere Anhaltspunkte als die bisherigen zur genaueren Unterschei-
dung und Charakterisirung der verschiedenen Menschentypen zu erlangen.
Das Interesse, welches die blosse Mittheilung unserer Absicht, derlei
Messungen vornehmen zu wollen, in wissenschaftlichen Kreisen erregte,
die Aufmunterung, welche unserem Streben von Seite der angesehensten
Fachautoritäten Deutschlands, Frankreichs und Englands zu Theil wurde,
bestärkte uns nur noch mehr in der Ausführung unseres Vorhabens, und
so entstand allmählig, nach mehrfachen Abänderungen und Zusätzen ein
System, dessen Darlegung sowohl, wie die Rechtfertigung von Körpermes-
sungen überhaupt als Rehelf zur Diagnostik der Menschenracen, die fol-
genden Rlätter zum Gegenstande haben.
Positive Wissenschaft und Forschung im Allgemeinen haben die
Gränze zwischen Mensch und Thier gezogen, — sie haben für die Dif-
ferential-Diagnostik der Racen manchen schönen Fund gethan, manchen
frappanten Schluss gezogen: aber gereichen diese iusgesammt, nicht weit
mehr dem menschlichen Geiste und seinem nimmer müden Streben nach
Erkenntuiss zur Ehre, als dass sie dem gewöhnlichen Reobachter bestimm-
tere Anhaltspunkte für diagnostische Zwecke an die Hand geben würden?
Es unterliegt z. R. keinem Zweifel, dass, nachdem die Stellung des
grossen Hinterhauptloches das Zusammentreffen des Kopfschwerpunktes mit
der Körperachse und ihrer Unterstützungsebene (nebst Mithilfe der Nacken-
musculatur) bedingt, eine Abweichung der Stellung desselben, durch andere
Umstände compensirt werden muss, wenn der Kopf nicht aus seiner Gleich-
l ) Wenn gleich nicht in direktem Bezug auf den menschlichen Körper, sondern auf die
Bedeutung von Messungen naturwissenschaftlicher Objecte im Allgemeinen sagt der grösste
Naturforscher unserer Zeit: „Bei allem Beweglichen und Veränderlichen im Räume sind
„mittlere Zahlenwerthe der letzte Zweck, ja der Ausdruck physischer Ge-
„setze; sie zeigen uns das Stetige in dem Wechsel und in der Flucht der Erscheinungen ;
„so ist z. B. der Fortschritt der neueren messenden oder wägenden Physik vorzugsweise
„durch Erlangung und Berichtigung der mittlem Werthe gewisser Grössen bezeichnet, so
„treten wiederum, wie einst in der italienischen Schule, doch im erweiterten Sinne, die ein-
zigen, in unserer Schrift übrig gebliebenen und weit verbreiteten hieroglyphischen Zeichen
„die Zahlen, als Mächte des Kosmos auf."' —
Ueber Körpermessungen. 13
gewichtslage nach vorne oder hinten weichen soll. — Während der erste
Umstand niemals stattfindet, hat die vergleichende Anatomie andererseits
nachgewiesen, dass mit dem Absteigen von den höheren zu den niederen
Wirbelthieren das grosse Hinterhauptsloch (welches bei der sogenannten
kaukasischen Race beinahe die Mitte der Schädelbasis einnimmt), von
vorn nach hinten rückt, und dass das auf solche Weise gestörte Gleich-
gewicht, nur durch mächtigere Nackenmusculatur wieder hergestellt wird. *)
Nach dieser Erfahrung erscheint die Folgerung wohl gerechtfertiget, dass
Völkerstämme mit übermächtiger Nackenmuskulatur, welche nebenbei mit
dem übrigen Muskelbau nicht im Einklänge steht, ein mehr nach hinten
gerücktes Hinterhauptsloch besitzen, und dadurch eine Analogie mit obiger
Wahrnehmung zeigen. — Demungeachtet würden wir nicht wagen, dieses
einzelne Merkmal als sicher leitende Differential-Diagnostik für Racenun-
terschiede aufzustellen.
Noch erweckt in anderweitiger Beziehung die Musculatur die Auf-
merksamkeit des Forschers. Kein Thier, selbst das allergrösste nicht,
besitzt verhältnissmässig so mächtige Gefässmuskeln als der Mensch, weil
sie seinen Stamm auf den Extremitäten balanciren müssen, und seinen
aufrechten Gang ermöglichen ; — ein altbekanntes populäres Unterschei-
dungszeichen, das unser hochverehrter Lehrer und Freund, Professor
H y r 1 1 so geistreich auf die Anordnung der Musculatur zurückführt, und
welches eine der zahllosen genialen Bemerkungen ist, die seine Vorträge
so belehrend und genussreich machen.
Ferner ist es dem vergleichenden Anatomen gelungen , sowohl am
Skelete wie an anderen innern Organen charakterisirende Unterscheidungs-
zeichen der verschiedenen Racen zu finden; er hat weiters dargethan
dass die vorherrschende Entwickelung der Kauwerkzeuge , das Verhältnis»
des Antlitzes zum Schädel, die Ausprägung der Jochbrücken, die Mäch-
tigkeit ihrer Bogensehwingung u. s. w. gleichfalls maassgebende Zeichen
für die nähere oder entferntere Stellung des Menschen zum Thiere sind.
Ja ihm dienen innere Organe zur Feststellung der Gränze zwischen
Familien, Gattungen, sogar zwischen Gruppen und Varietäten von Thieren,
welche letztere äussere Kennzeichen, wie Gestalt, Farbe, Bedeckung u. s. w.
völlig neben einander stellen, sogar identificiren, und die sich dennoch
schon durch ihre Lebensweise und Bestimmung wesentlich von einander
unterscheiden und desshalb von der Natur in ihrer weisen Anordnung mit
andern, zweckentsprechenden Organen oder Organsveränderungen ausge-
stattet wurden. — Ebenso hat die Forschung die Stellung der Augen nach
vorne in der Gesichtsebene, deren Abstände von einander, ihr Zurück-
weichen nach der Seite, ihre Schlitzung, die Höhe des Nasenrückens,
die Länge der Extremitäten, die Vermehrung der Musculatur an denselben
u. s. w. als berücksichtigungswerthe äussere anthropognostische Zeichen
erkannt. —
So schätzenswerth aber auch diese und viele andere beinahe jede
Region des menschlichen Leibes umfassenden diagnostische Beiträge sind,
welche die comparative Anatomie in jüngster Zeit geliefert , so fehlen
') Eine nothwendige Folgeerscheinung hiervon ist, dass solche Menschen, fast immer
mit überwiegenden Kauapparaten versehen, ihren Kopf mehr nach hinten geworfen tragen,
und indem sie einen Theil des Gewichtes desselben auf diese Weise hinter die Körperachse
verlegen, haben sie gleichzeitig ihr Gesicht, dergestalt, dass der untere Stand des Unterkie-
ferkörpers horizontal getragen wird.
14 Dr. K. Scherzer, Dr. E. Schwarz.
nichts desto weniger, wie schon bemerkt, noch gänzlich bestimmtere,
untrüglichere Unterscheidungsmale für das Erkennen der Verschiedenheiten
des Menschengeschlechtes.
Dort, wo der Mensch nur mit einer und derselben Race oder
Racenvarietät in Berührung kommt, ist ihm der Mensch in Rezug auf
seine Körperbeschaffenheit das gewöhnlichste Übject der Betrachtung, und
ohne jemals über die eine oder die andere Unterscheidung nachgedacht
zu haben, erkennt er in ihm gewissermaassen instin ctmässig seines Gleichen.
Diess scheint auch Ursache zu sein, warum er bis jetzt verabsäumt, ja,
wir möchten fast sagen , vernachlässigt hat , für einen ihm instinctiv geläufigen
Gegenstand, wie die Diagnose des Menschen , absolute, wissenschaftliche
Formeln zu suchen und aufzustellen. — Der reisende Forscher fühlt dage-
gen schon weit mehr dieses Bedürfniss, indem er oft Geschöpfen gegen-
über steht, bei denen es ihm schwer fällt nach allgemeinen populären
Symptomen, wie: aufrechter Gang, stolze Haltung, offener Blick, ausdrucks-
volles Gesicht, freier Wille u. s. w. zu unterscheiden, mit wem er es
zu thun habe. —
Aber selbst wenn wir die obenerwähnten differential-diagnostischen
Merkmale als täglich sich vermehrend und klarer herausstellend voraus-
setzen, und nur die Unterschiede zwischen Menschen und Menschen auf-
finden wollten, so würde sich ein solcher Ermittlungsversuch bald als noch
schwieriger erweisen und durch die Fortschritte der Differential-Diagno-
stik nur wenig Unterstützung finden. — Man glaube ja nicht durch die
Untersuchung von einer geringen Anzahl von Individuen, z. B. 10, 20, 30.
mit Sicherheit irgend einen Anhaltspunkt feststellen zu können. Nur zu
häufig wird sich der Fall ereignen , dass der Beobachter durch den
Anblick allein nicht im Stande ist, zu bestimmen, ob und wodurch dieses
oder jenes Individuum sich von demjenigen unterscheidet, welches er zur
Basis seiner Yergleichung (d. h. zu seinem Normal-Typus) genommen.
Abgesehen davon z. B. dass es selbst in Europa nicht unschwer wäre,
aus der grossen Masse Einzelne herauszufinden, welche, wenn man nicht
unwesentliche Merkmale, wie Farbe der Haut 9» Gattung der Haare u. s. w.
s c r u p u 1 ö s mit in Betracht zieht, genau mit der einen oder andern
Persönlichkeit, ja sogar mit einer Mehrzahl von Individuen nicht europäi-
scher Racen Aehnlichkeit haben, begegnet der reisende Forscher zuweilen
ganzen Völkerstämmen, welche einen bereits bekannten Eindruck in seinem
Innern wiederholen. Die Singalesen, die hinduischen Peons, die indischen
Sepoys a ), sehen genau so aus, wie die meisten unserer Rumänen, derart
dass sich dem Beschauer diese Aehnlichkeit trotz der Trachtverschieden-
heit unwillkührlich aufdrängt 3 ). In den holländischen Kolonien auf Java
*) Dieses Merkmal , welches älteren Forschern bei ihrer Eintheilung des Menschen-
geschlechtes zur Rasis zu dienen pflegte, nniss schon aus dem Grunde als unwesentlich
betrachtet werden, weil seine Veränderung nicht einmal eine vorübergehende Täuschung
herbeizuführen im Stande ist, (ein weissgeschminkter Neger und ein schwarzgefärbter Euro-
päer werden gewiss nicht verwechselt werden). Uebrigens kommt die natürliche Hautfarbe,
namentlich bei wilden und halbwilden Völkern dem Beschauer selten zu Gesicht, indem sich
dieselben unaufhörlich öhlen, färben, schminken, tättowiren u. s. w. und man doch nicht eine
curcumafarbige, oder eine blau und schwarz-tättowirte Race wird annehmen wollen?
2 ) Wir heben hauptsächlich diese beiden Stämme hervor, weil dieselben aus dem
urwüchsigsten Theil des Volkes genommen, meist aus schönen gufgeformten typischen
Individuen bestehen.
3 ) Eigentümliche Trachten, Schmuckgegenstände, Waffen u. s. w. , welche uns in
den, in ethnographischen Werken so stereotyp immer wieder vom Neuen abgedruckten bild-
Ueuer Körpermessungen. ig
haben wir unter anderm Gelegenheit gehabt, schöne stämmige Buggis,
Makassaren, Amboinesen, Sumatraner, Sundanesen zu sehen und zu mes-
sen, welche, wenn sie uns anstatt in holländischer Uniform in ßatavia, in
österreichischem Soldatenrock auf dem Wiener Exerzierplatz begegnet wären,
wir ohne Weiters für Kroaten oder Gränzer gehalten haben würden,
gleichwie gar mancher Chinese, mit seinen schonen feinen Zügen und
seinem elegischen Gesichtsausdruck in den Salons unserer Weltstädte
anstandslos für einen europäischen Elegant genommen werden dürfte. •)
Als wir in den Gefängnissen von Hongkong die, der Zöpfe beraub-
ten Chinesen, namentlich vom Stamme der Hakka s, mit ihrem gedrungenen
kräftigen Körperbau, den schön geformten, gebogenen, (langen, geraden)
Nasen, und einer fast gar nicht specitisch chinesischen Augenstellung
betrachteten, mussten wir uns selbst das Geständniss machen, "dass diese
Hakka's dermaassen gewissen plebejischen Figuren aus unsern untern Ständen
gleichen, dass sie, europäisch gekleidet, sich mit den meisten Menschen
in Berührung setzen könnten, ohne jemals für Chinesen erkannt zu wer-
den, auch wenn der Beobachter das typische Bild eines Chinesen mit
Haarzopf, Opiumpfeife, Pfauenfedern, Palmenfächer, Theekiste und Pagode,
wie es unserer Vorstellung von Jugend auf durch die erwähnten stereo-
typen Abbildungen to tief eingeprägt wird, vor Augen hätte.
Noch mehr fühlten wir das Trügerische der meisten äusseren Merk-
male beim Anblick der katholischen und protestantischen Missionäre in
Hongkong und Shanghai, welche auch hier, wie im weiten Westen als
die edlen, aufopfernden Träger und Verbreiter christlicher Civilisation und
Wissenschaft unter dem Volke leben, und durch Wort, That und Beispiel
wohlthätig auf dasselbe wirken. Von der Ueberzeugung durchdrungen, wie
sehr des Menschen Auge an Aeusserlichkeiten haftet, haben sich jene
verehrungswürdigen Männer dazu bequemt, zur sicherern Erreichung ihres
frommen Zweckes gewisse Sitten und Gebräuche des chinesischen Volkes
anzunehmen, und namentlich das Kopfhaar in der allgemein üblichen Form,
vorne geschoren, hinten als langen Zopf zu tragen.
Durch diese Zugeständnisse im Anzüge und in der Toilette des
Kopfes kommt nun eine dermaassen vollständige Täuschung zu Stande, dass
dieselbe nicht nur die Vorstellung der Chinesen vollständig beherrscht,
liehen Darstellungen der Racentypen, so eonsequent vor Augen geführt und eingeprägt
werden, haben uns daran gewöhnt, dieses oder jenes Individiuum unverweilt in die Abthei-
lung einzureihen, wohin es als Racentypus gehört, sobald dasselbe mit gewissen Toiletten
stücken, Ornamenten, Waffen, Instrumenten und andern Abzeichen erscheint, wie z. B.
der Eskimo in Seehundsfell, einen Fisch in der Hand; — der Indier auf einem Elephanten
reitend, der Araber ein Kameel an der Hand führend; — die tropischen Völker, mit der ewi-
gen Palme im Hintergründe, oder der Malaye mit Kris und Betelbüchse; — der gewisse
Eingeborne von Nukahiwa mit Keule und Schildkröte u. s. w. Bildet man dagegen z. B. einen
Chinesen ohne Haarzopf, Opiumpfeife, Palmenfiicher, Pfauenfedern, lakirte Sonnenschirme,
oder ohne eine Pagode im Hintergrund ab, so wird man für die richtige Beurtheilung des
dargestellten Racentypus ebenso grosse Schwierigkeiten finden, wie unter ähnlichen Verhält-
nissen in der Wirklichkeit. Allerdings besitzen Fachmänner andere wissenschaftliche Be-
helfe zur Erkennung und Unterscheidung der verschiedenen Racentypen, aber diese sind
weder für alle Fälle ausreichend, noch allgemein genug verbreitete, um als wissenschaftli-
ches Gemeingut gelten zu können. —
*) Bei den weit schöner geformten Tataren ist diese Täuschung noch frappanter.
Leider haben wir von denselben keine hinreichende Anzahl gesehen, um sie zum Gegen-
stand einer weitläufigeren Erörterung machen zu können. Allein beim Anblick der fünf oder
sechs Tataren beiderlei Geschlechtes , welche wir zu Gesichte bekommen, kostete es uns
weit mehr Anstrengung sie von mongolischer, als von europäischer Abstammung zu halten.
16 Dr. K. Scherzer, Dr. E. Schwarz.
sondern sogar eine gleiche Wirkling auf das Auge des Europäers übt.
Wir befanden uns im Jesuiten-Collegium zu Sikkawei bei Shanghai unter
einer Anzahl katholischer Missionäre in chinesischer Tracht, und mochten
uns eben so gut in einen Kreis von Gelehrten des Reiches der Mitte
versetzt glauben. Der hochverdiente englische Missionär Rev. Dr. Medhurst
sen. reiste im Innern China's in der Tracht der Eingebornen viele Monate
lang zu einer Zeit, wo ihm eine Entdeckung seiner wirklichen Nationa-
lität den grössten Gefahren ausgesetzt haben würde , ohne gleichwohl
trotz der Schlauheit der Chinesen und ihrem Hange zum Verdachte erkannt
zu werden.
Noch bei Weitem schwieriger hält es Unterracen zu scheiden, wenn
auch für diese gewisse prägnante Kennzeichen bestehen müssen. So z. B.
wird der auf Java, dem Centralpunkte der Sundainseln lebende Anthro-
polog auf den ersten Blick die meisten der auf grösseren und klei-
neren Inseln dieses herrlichen Archipels lebenden Malayenstämme zu son-
dern vermögen, selbst wo äussere Momente, wie Tracht, Kopfputz, Kriegs-
werkzeuge, Arbeitsgeräthe u. s. w. keinerlei Anhaltspunkt geben. — Fragt
man aber, welche Merkmale es sind, die seinem Auge z. B. einen Suma-
tranen oder Javanesen von den Eingebornen von Celebes, Amboina u. s. w.
unterscheiden lassen, so muss man mit der Auskunft vorlieb nehmen, dass
er zwar, ohne jemals sich zu trügen, die Diagnose zu stellen im Stande
sei, über die eigentlichen Erkennungszeichen jedoch , sich selbst nicht
genau Rechenschaft zu geben vermöge. Wir haben es persönlich und
wiederholt erlebt, dass selbst Männer der Wissenschaft von hohem Anse-
hen und Ruf uns eine ähnliche Antwort zu geben, sich gezwungen sahen.
Sollte aber das höchstorganisirte Wesen dieser Schöpfung, der Mensch,
plan- und systemlos entstanden sein und entstehen, er, der die Systeme
nachgewiesen, nach welchen die Sterne kreisen, und der Weltkörper seine
Bahn geht; — der auch für die geringste Erscheinung im Haushalte der
Natur Gesetze aufgefunden und festgestellt, und selbst jenem Plane nach-
zuspüren sich erkühnt hat, welcher dieser hochherrlichen Schöpfung zu
Grunde liegt? —
Sollte gerade für den Menschen keine bestimmte Regel existiren,
nach welcher sicli die verschiedenen Varietäten seines Geschlechtes gestalten
und erkennen lassen, während es doch seinem rastlos forschenden Geiste
gelungen die Pflanzenwelt nach einem gewissen Systeme in hunderte von
Familien, tausende von Geschlechtern und hundertmal tausende von Spezies
einzutheilen, und jeder einzelnen ihren bestimmten Platz darin anzuwei-
sen; während er auf gleichem Wege dahin gelangt, die fast zahllosen
Spezies des Thierreiches, an dessen Spitze er sich selbst gleichsam als
hors de classe stellte, von der an 18 Fuss hohen Giraffe bis zum mikro-
skopischen Infusionsthierchen einem einigen, gleichen Gesetze zu unterwer-
fen, nach welchem der Fachkundige aus den Millionen Geschöpfen der
Thierwelt jedes einzelne Individuum nach gewissen Unterscheidungen zu
classifiziren vermag?
Das kleinste, unscheinbarste Blümchen, das niemals zuvor eines Men-
schen Auge gesehen, versteht der wissenschaftliche Blick des Botanikers nach
gewissen systematischen Kennzeichen ohne Schwierigkeit neben jene Pflanze
einzureihen, zu welcher es in nächster morphologischer Verwandtschaft steht,
ihm eben so gut Platz und Namen im grossen Systeme nachzuweisen, als
ob es beim Aufbau desselben zugegen gewesen, und schon damals beide
Prärogative für sich in Anspruch genommen hätte. — Lud, wir wiederholen
Heber Körpermessungen. 17
es, gerade der Mensch sollte von diesen ehernen, ewigen Naturgesetzen
eine Ausnahme machen, für ihn allein sollte keine Regel bestehen und auf-
zufinden sein, nach welcher sich seine verschiedenen Typen gestalten und
erkennen lassen? —
Obschon nun Jedermann im Vorhinein von dem Bestehen eines solchen
Planes überzeugt sein dürfte, so müsste es selbst dann, wenn noch irgend
ein Zweifel darüber walten sollte, jedenfalls als eine würdige Aufgabe des
Menschen angesehen werden, das gleiche Maass von Studium und Forschung,
der Systematisirung seines eigenen Geschlechtes zuzuwenden, das er tau-
senden von Pflanzen und Thiergeschlechtern so lange vorher gewidmet hat!
Und sehen wir, wie zahlreiche, ähnliche wissenschaftliche Strebungen, welche
gleichfalls seitab vom Wege der Befriedigung materieller Interessen liegen,
wie z. B. mikroskopische Untersuchungen der kleinsten Organismen der
thierischen Schöpfung im Meere und Land und der zartesten Pflanzenkeime,
sich einer so ermunternden Theilname erfreuen, so wagen wir getrost ein
gleiches Wohlwollen des Mannes der Wissenschaft wie des gebildeten Laien
auch für unsere, gewiss nicht weniger wichtige und nützliche Aufgabe zu
hoffen, welche, indem sie die Kenntniss des Menschengeschlechtes zu för-
dern sich bemüht, in ihren endlichen Resultaten so mannigfaltige und frap-
pante Schlüsse in Aussicht stellt! —
Da es sich beim Menschengeschlechte (dessen generische Charaktere wir
dermalen nicht in das Bereich unserer Betrachtung ziehen), bloss um die
Diagnostica der Racen, Unterracen und Raeen-Varietäten handelt, so muss-
ten wir gleich von vornherein einen mehr ins Detail führenden Weg ein-
sehlagen. Wir haben indess nicht vernachlässigt, die meisten jener Merk-
male theils als Rubriken, theils als Anmerkungen in unsern Entwurf mit auf-
zunehmen, welche frühern Forschern das alleinige Material für die Description
des Menschen abgegeben haben.
Unsere, für die Varietäten -Diagnostik mehr spezialisirende Untersu-
chungsweise führte uns auf die, in andern Zweigen der Naturwissenschaften
bereits ungemein weit verfolgte Methode der Messungen. Lehrt uns die
Erfahrung, welche erstaunlichen Resultate Messungen der Körperlänge, der
Flügelspannung, des Umfanges von Kopf, Brust u. s. w. so wie der auf-
fallendsten Dimensionen einzelner Organe und Gebilde in der Ornithologie
zur Folge hatten, wo das Maass und Gewicht eines ausgewachsenen Indi-
viduums in vielen Fällen als ausschlaggebende Diagnostica sogar für die
Bestimmung der Species gelten. Ebenso finden Masse und Gewicht, auch
in der Diagnose der übrigen Thierwelt Beachtung. —
Der abweichenden Einzelnheiten in unserm Verfahren so wie seiner
umfassenderen Ausdehnung haben wir bereits Erwähnung gethan. — Die
Hauptursache wesshalb einzelne unserer Messungen von frühern ähnlichen
Schematen abweichen, mag in dem Umstände gesucht werden, dass Punkte
mit Linien verbunden, weit leichter durch Zahlen zu bezeichnen, festzu-
stellen, und der Controlle zu unterwerfen sind , als gewisse von andern
Forschern gewählte Flächen und Gegenden, welche, wie Fussohle, "Weiche,
Backen, Unterleib u. s. w., theils als zu vage Angaben erscheinen, theils
aber durch Weichtheile gebildet, vielfältigen Veränderungen in Folge
momentaner Stellung ausgesetzt sind.
Ja die jüngste Erfahrung hat uns gelehrt, dass sogar Sitten und
Gebräuche nicht nur an Weichtheilen (wie Ohrläppchen, Brüsten, Genita-
Mittheilungen der k, k. geographischen Gesellschaft. III. Bd. 1. Heft.
\ 8 Dr. K. Scherzer, Dr. E. Schwarz.
lien u. s. w.), sondern selbst an starren Körpertheilen willkührliche Alte-
rationen gegen den Plan der Natur hervorzubringen vermögen. *)
Auf diese Weise würden z. B. diejenigen Forscher, welche die
Stellung der Zähne, und zwar mit Recht, als Differential -Diagnosticum
annehmen, den urwüchsigen Eingebornen der Nikobarischen Inseln gegen-
über dieses Merkmal nicht benützen können, indem jener Volksstamm an
seinen Zahnen sowohl, wie an den Zahnfortsätzen der Kiefer in Folge
continuirlicher Anwendung scharfer Kausubstanzeu eine pathologische Ver-
änderung und consecutiv eine ganz widernatürliche Stellung derselben zu
Stande bringt, so dass die obere und untere Zahnreihe, wenn geschlos-
sen, in einem spitzigen Winkel aufeinander greifen.
Dagegen wurde bei der Bestimmung der Messpunkte, dem Knochen-
systeme und seiner praktischen Wichtigkeit jene Aufmerksamkeit zuge-
wendet, welche dasselbe, wie Professor Hyrtl bemerkt, „durch seine
bedingenden Verhältnisse zu den Weichtheilen" gehörig verdient; u. z. sind
die meisten Ausgangs- und Endpunkte unserer Messungen natürliche Pro-
tuberanzen von Skeletparthien, die von den Weichtheilen nicht maskirt
werden.
Wenngleich einzelne dieser Messpunkte bereits von andern Forschern
auf diesem Gebiete die verdiente Berücksichtigung erfuhren , und sogar
schon Anlass zu verschiedenen schönen Detailarbeiten gegeben haben , 2 )
so erschienen doch die vorhandenen Messungsschemate für unsere anthro-
pologischen Zwecke nicht umfassend genug, 3 ) und wir haben daher
unsern Arbeiten ein neues, vielfach erweitertes Schema zu Grunde
gelegt, — und die anzustellenden Untersuchungen und Messungen in vier
verschiedene Abtheilungen gebracht u. z.
1. In allgemeine Beobachtungen.
2. In Messungen für den Kopf en face und en profil,
3. In Messungen am Stamme.
4. In Messungen der obern und untern Extremitäten.
Von den 78, an jedem einzelnen Individuum mittelst Bandmaass, Taster-
zirkel und mehreren andern höchst einfachen Instrumenten vorgenommenen
Messungen, welche sich am Schlüsse dieser Denkschrift systematisch ver-
zeichnet finden, beziehen sich 30 auf den Kopf, 19 auf den Stamm,
21 auf die obern und untern Extremitäten, und es ist bei denselben
auf einige Maasse Rücksicht genommen worden, welche weniger für den
1 ) So z. B. scheint das Antlitz aller Betel-kauenden Völker, durch das sehr frühzeitig
begonnene und das ganze Leben hindurch unaufhörlich fortgesetzte Kauen der Arecanuss,
Betelblätter mit Kalk und Tabak, nebst der dadurch verursachten Deformität der Zähne und
ihrer nächsten Umgebung, gleichzeitig auch in seiner knöchernen Grundlage alterirt zu sein.
2 ) A. Quelet et, sur Vhoinme et le developpement de ses faculte's, ou Essai de phy-
sique sociale. Paris 1835. 2 vol. — Geologische Bilder zur Geschichte der Erde und
ihrer Bewohner, von Dr. H. Burmeister. Leipzig 1835. Der schwarze Mensch pag. 95
u. s. w. Das umfassendste Werk über Messungen, wenngleich in anderer Bichtung hat Dr.
Zeising in neuester Zeit in seiner Proportionslehre des menschlichen Körpers, Leipzig 1854,
geliefert.
3 ) Wir führen hier beispielweise einige Messschemate aus den neuesten und berühm-
tetsen Beisewerken vor:
„Narative of the United States Exploring Expedition during the years 1838-1842.
Vol. V. pag. 539. Appendix: Table of the measurements of the natives of several groups
of Polynesia: 1. Height; 2. Farial angle; 3. front line ; 4. upper line; o. lower line;
6. length of arm; 7. length of collar hone; 8. number of teeth; 9. length of hand; 10
length of foot; 11, circumference of head; 12. number of beais of pulse in a minute,"
Leber Körpermessungen. 19
Anatomen und Physiologen, als für den Künstler und die graphische Dar-
stellung Werth besitzen, indem uns die Möglichkeit, auf Grund unseres
Schemas gleichfalls den Schädel und Kopf, sowie den ganzen Körper
graphisch darstellen zu können, als ein nicht unwichtiger Nebenvortheil
desselben erschien.
I. Allgemeines.
Die in dieser Abtheilung zusammengefassten Beobachtungen beziehen
sich nebst der Angabe des Namens, Geschlechtes, Geburtslandes, der
Beschäftigung, sowie Art und Stärke des Bartes des gemessenen Indivi-
duums, noch auf die folgenden Bubriken:
1. Alter, 2. Farbe der Haare, 3. Farbe der Augen, 4. Pulsschläge
in der Minute, 5. Gewicht, 6. Dynamometer, Druckkraft (force manuelle)
7. Dynamometer, Hebekraft (force renale) 8. Complette Höhe.
Die Bedeutung der meisten dieser allgemeinen Beobachtungen ist
genug einleuchtend, um in diesem Entwürfe keiner ausführlicheren
Erläuterung zu bedürfen. Nur in Bezug auf die Anwendung der Wage
und des Begnier'schen Kraftmessers zur Bestimmung der Druck- und
Hebekraft erlauben wir uns noch einige Bemerkungen beizufügen. — Die
Ermittlung des Gewichtes ist nicht nur für das Knochensystem und die
Gesammt-Musculatur von Wichtigkeit, in so ferne eine Kenntniss dessel-
ben zugleich die proportionalen Annäherungszahlen für diese Systeme
sowohl als auch für einige andere Organe ergibt, sondern es lässt sich
auch als interessantes Nebenresultat, (wie schon Qu etelet lehrt), auf Grund
des bekannten Gewichtes und der Höhe eines Individuums sowohl dessen
eigenes Alter als auch beziehungsweise das Durchschnittsalter ganzer
Bevölkerungen bestimmen. Dieser Umstand hat für uns desswegen einen
gewissen Werth, weil wir dadurch die, auf blosse Schätzung basirte
Annahme des Alters bei jenen Völkerschaften zu controlliren vermögen,
welche in ihrem primitiven Zustande entweder noch gar keinen Begriff
von Zeit besitzen, oder in Folge irriger Vorstellung zuweilen Angaben
der widersinnigsten Art machen.
Was ferner die Anwendung des Dynanometers betrifft, so wollen
wir hier bloss auf die Wichtigkeit' hindeuten, welche die Kenntniss der
Muskel- und Lendenkraft *) eines Individuums für die richtige Beurtheilung
der Arbeitskraft ganzer Völkerstämme besitzt.
„Narrative of the surveying voyages of H. M. Ships „Adventure and Beagle,"
between the years 1826 und 1836. — Appendix to volume II. pag. 142. Bemarks by
Mr. Wilson Surgeon , On the structure of the Fuegians. Measurements; 1 Thorax; 2
Abdomen; 3. Pelvis; 4. Thigh; 5. Ca?/ of the leg; 6. arm; 7. fore arm; 8. length of the head
from the chin tipwar ds; 9. length of the bodyfrom the Symphysis pubis to the top of the sternum;
10. length of the thigh; 1 1. length of leg; 12. length of arm, 13. length of fore-arm and hand;
14. length from spina to sternum extemally; 15. same, internally ; 16. breadth of the thorax;
17. breadth of hypochondrial regions; 18. breadth of pelvis between superior and spinous pro-
cesses." —
*) Wir können uns durchaus nicht mit Dr. Prichard einverstanden erklären, denDy-
namometer durch Gewichte ersetzlich zu halten: allerdings würde man ein gutes Resultat für
den Ausdruck der Hebekraft eines Individuums erhalten, wenn es das grösste seinen Kräften
entsprechende Gewicht auf eine gewisse Höhe emporheben möchte; allein, obschon ein intel-
ligenter Mensch nach gewissen Erfahrungen ungefähr schätzen kann, ein wie schweres Ge-
wicht er zu heben im Stande ist, so wie er beiläufig ermisst, wie weit er springen und lau-
b*
20 Dr. K. Scherzer, Dr. E. Schwarz.
Der Dynanometer als Messungsapparat der Druckkraft scheint indess
bei Urvölkern mehr als Maass einer negativen Grösse zu dienen, nämlich
jenes Resultates, welches bei einer gegebenen Muskelmasse durch Mangel
an Hebung und Ausbildung, die Früchte der Zivilisation, (vielleicht auch
an Nerven-Erregbarkeit und Willenseinfluss), unter einer gewissen Norm
bleibt. Und ziehen wir diejenigen unserer Messungen in Betracht, welche
die theoretische Ermittlung ») der Kraftäusserungen jeder Muskelgruppen
erlauben, die bei Anwendung des Dynanometers ins Spiel kommen, sollte
sich da nicht — wir wagen die Frage — bei Vergleichung dieser mit
dem praktisch gewonnenen Resultate in dem Plus zugleich ein Maass erge-
ben für jene geheimnissvollen Motoren der Muskelkraft: den Nervenein-
fluss und den Willen? —
Von diesen allgemeinen Betrachtungen und Bemerkungen, erlauben
wir uns zu den Messungen selbst überzugehen.
II. Kopf. — a) en profil.
„Der Kopf Ist, physisch und ideal betrachtet, der erhabenste Theil
des menschlichen Leibes und als ausschliesslicher Sitz des denkenden und
empfindenden Princips sein wichtigster Abschnitt," sagt einer der geist-
reichsten Anatomen unserer Zeit: und in diesem Sinne bestrebten wir uns
möglichst zahlreiche, theils bereits als wichtig anerkannte, theils viel ver-
heissende Messungen an demselben vorzunehmen, daraus ein zusammenhän-
gendes Ganze zu bilden, und dieses, gleichsam ein trigonometrisches Netz
über den ganzen Kopf zu spannen.
Vor allem erschien es uns von grosser Bedeutung das vielwichtige
Gesichtsprofil genau zu fixiren , um mit den gewonnenen Zahlen eine
getreue Figur darstellen zu können, und wir hielten in dieser Beziehung
die folgenden vier Punkte, so wie ihre Stellung in der Profdslinie für
besonders beachtenswerth: 1. Den Haarwuchsbeginn an der Stirne, 2. Die
Nasenwurzel, 3. Die Nasenbasis, 4. Den Kinnstachel. z )
Diese vier Punkte wurden gewonnen, indem wir vorher die absolu-
ten Längen: Vom Haarwuchsbeginn an der Stirne bis zur Nasenwurzel,
Vom Haarwuchsbeginn an der Stirne bis zur Nasenbasis. Vom Haar-
wuchsbeginn an der Stirne bis zum Kinnstachel massen 3 ) und
fen kann, — so ist dennoch beim angestellten Experimente ein einmaliges Irren und die ver-
gebliche Anwendung der Kräfte auf ein zu kleines oder zu grosses Gewicht, genügend, um
das Resultat zu klein zu gestalten; — bei der Anwendung des Dynamometers hingegen,
muss jeder Versuch, sobald der Hebende versteht, warum es sich handelt, bestens gelingen. —
Nun versuche man erst durch Gewichte die Hebekraft uneivilisirter Völkerstämme bestimmen
zu wollen, von welchen man nur sehr schwer erfahren kann, ob es in ihrem Willen und Kraft
liegt, mehr zu heben, und bei welchen man sehr häufig versuchen müsste, um das für jedes
Individuum passende Gewicht herauszufinden, das wieder zu einer Zeit controllirt werden
soll, wo die Kräfte nicht nur durch frühere Experimente angegriffen sind. — Die Erfahrung
zeigte uns, dass wir mittelst des Dynamometers das beste Resultat bei den wildesten Stäm-
men auf einmal erzielten, sobald wir ihnen die Manipulation des Kraftmessers zeigten, und
sie bei der Ausführung derselben animirten ihr Bestes zu thun.
*) Vergleiche die wundervollen Arbeiten von Weber, Dubois-Rey mo nd, Ludwig
u. A über die Hebekraft vivifizirter Muskeln von gemessenen Volumen. —
2 ) Die detaillirte Angabe dieser 4 Punkte findet sich in den Nr. 15, 16, 17, des bei-
gefügten systematischen Schemas. — Dass alle diese Messungen in der Medianlinie zu ge-
schehen haben, ist wohl selbstverständlich. —
3 ) Wodurch sich ganz natürlich jede Zwischendistanz von seihst ergiebt. wie z. B.
Nasenbasis bis zur Nasenwurzel u. s. w.
lieber Körpermessungen.
21
sodann einen oder zwei beliebige Punkte des Profils , (Nasenspitze,
hervorragende Ober- oder Unterlippe, oder beide zugleich *) mit einer
durch den Senkel hergestellte Senkrechten in Berührung brachten. Hierauf
massen wir die horizontale Entfernung der erwähnten vier Profils-Punkte vom
Lothe, welche dadurch vollkommen genau bestimmt und in nachfolgender
Weise dargestellt werden können:
Aus dem Punkte a der Horizontalen ac (siehe nebenstehende Figur
I.) zieht man die senkrechte ab, verzeichnet sodann aus a auf die Horizontale :
fj% ^ Die bei der Messung Nr. 9 (Abstand
" e des Haarwuchsbeginnes von der Senkrechten)
und die bei der Messung Nr. 10 (Abstand der
Nasenwurzel von der Senkrechten) gefundenen
Distanzen: aaund aß, — zieht dann durch
ß eine Parallele zu ab, welche man mit der
Fig. I. durch die Messung Nr. 15. (Haarwuchsbeginn
an der Stirne bis zur Nasenwurzel) erzielte
Entfernung von u aus schneidet, und hat
dadurch den Standpunkt der Nasenwurzel in
der Profillslinie bestimmt
Die Stellung der Nasenbasis wird erhal-
f! ten, indem man den Abstand derselben von
der Senkrechten, in der Horizontalen auf-
trägt, y, und die aus diesem Punkte gefällte
Senkrechte durch die Distanz schneidet,
welche man bei der Messung Nr. 16 (Haarwuchsbeginn bis zur Nasenbasis)
gefunden hat.
Genau auf dieselbe Weise verfährt man, um den Punkt für den Kinnstachel
in der Profilslinie zu gewinnen
Sind diese vier Punkte verzeichnet, so
ff.-. —sf— c lassen sich durch Verbindung von a, x
und y mit z zwei Winkel construiren. Fig. II,
welche wir Profilswinkel nennen wollen, (und
zwar xyx den vordem, cczx den hintern)
über deren Bedeutung indess jetzt zu spre-
chen, wir schon aus dem Grunde unterlas-
sen, weil diess einerseits aus einem uns noch
zu gering scheinenden Material vorzeitig
Schlüsse zu ziehen, und andererseits unsern
spätem Arbeiten auf diesem Gebiete vorgrei-
fen hiesse.
Die Messungen Nr. 13, 14 (Von der
Nasenwurzel bis zur Nasenspitze, — von der
Nasenspitze bis zur Nasenbasis) ergeben
zwei Linien, deren längere dem Nasenrücken
entspricht, und aus welchen man mit der aus
Fiff. II.
*) Es ist übrigens durchaus nicht nöthig, irgend welchen Punkt mit der Senkrech-
ten in Berührung zubringen. Die Nützlichkeit eines solchen Verfahrens ergiebt sich jedoch
mit der Zeichnung; nur müssen die gewählten Punkte in der Anmerkung notirt werden.
22
Dr. K.Scherzer, Dr. E. Schwarz.
a- « c Messung Nr. 10 (Haarwuchsbeginn bis zur
Nasenbasis) gefundenen, ein Dreieck zu con-
struiren vermag, das Nasendreieck, dessen
Platz schon dadurch genau bestimmt ist, dass
die Linie: Nasenwurzel bis Nasenbasis bereits
in der Profilscurve fixirt sich findet, und der
Winkel, welchen 13 und 14 ergeben, an das
Loth zu stehen kommt. Dieser Winkel(o Fig. III)
fällt ausserhalb desLothes, im Falle man das-
selbe, (wie wir gethan) an der Nasenspitze
angelegt hat. Der Zeichner findet dadurch
einen Anhaltspunkt für die Formirung der
Nasenspitze.
Um von derProfilslinie die Profilsansicht
des ganzen Kopfes zu erlangen, wählten wir
die, zwischen den Punkten Nasenwurzel und
Kinnstachel gezogene gerade Linie — von
uns Gesichtslinie genannt, — zur Basis, und
errichteten auf dieselbe eine Anzahl von
Dreiecken, deren sämmtliche Winkel in der
Kopfbegränzungslinie liegen, *) und daher
eben so viele Anhaltspunkte für diese geben.
Fig. IV. Durch die Messungen : vom Kinnstachel
bis zur Scheitelhöhe; — von der Nasenwur-
zel bis zur Scheitelhöhe: — vom Kinnstachel
bis zur äussern Hinterhauptsprotuberanz, —
von der Nasenwurzel bis zur äussern Hinter-
hauptsprotuberanz, u. s. w. (Messung Nr.
18 — 21), als Messungen, von den Endpunk-
ten der Gesichtslinie nach einem dritten
Punkte, haben wir je drei Linien zur Con-
struirung von Dreiecken erlangt, welche je
zahlreicher man sie in den Kopfdurchschnitt legt, um so mehr zur Bestimmung
desselben beitragen werden.
Die gezeichnete Figur wird zu einem Ganzen geschlossen, wenn
man nun mit Hilfe der Messungen :
Nr. 18 Haarwuchsbeginn bis zur Incisura jugularis sterni.
„ 40 Vom 7. Halswirbel bis zu demselben Punkte des Profils
„ 56 Von der äussern Hinterhauptsprotuberanz bis zum 7. Halswir-
bel, — an den Kopf die Halssäule zeichnet, und mit dem geraden Durch-
messer der obern Brustapertur abschliesst. —
Abgesehen davon, dass viele unserer gemesseneu Distanzen bereits
als werth volle Durchmesser des Kopfes anerkannt sind, erlaubt ferner die
Verzeichnung derselben in der angegebenen Weise zugleich das Verbinden
zweier Punkte zu einer neuen, nicht gemessenen, oder am lebenden Men-
schen nicht zu messenden Linie, deren Werth sich aus der Zeichnung
berechnen Iasst, — So z.B. ergeben die durch Messung erhaltene Linie:
von der Nasenwurzel bis zur Nasenbasis, und die durch Zeichnung zu
1 ) Am fünffach verkleinerten Schädel mag man diese Punkte durch gerade Linien
verbinden, und verliert nicht viel von der wahren Ivopfperipherie.
Ueber Korpermessungen. 23
findende: yon der Nasenbasis bis zum äussern Gehörsorgane, gewisser-
massen eine Modifikation des Camp er'schen Gesichtswinkels, deren Annahme
in Betracht seiner doch nur in der Vergleichung liegenden Bedeutung,
vielleicht nicht ganz unzulässig sein dürfte.
b) Kopf, {en face.)
Die grössere Hälfte des Kopfes en face bildet das Gesicht, der
Sitz der Sinne, überragt und bewahrt durch die Stirne, beim Menschen
das Symbol des Geistes, das Bollwerk, an welchem die durch die Sinne
wahrgenommenen Gefahren abprallen, die stärkste Waffe, welche ihm die
Natur verliehen; — beim Thiere der Sitz wirklicher Angriffs- und Ver-
theidigungswerkzeuge.
Wären die Sinne bloss die theilnahmslosen Vermittler empfangener
Eindrücke, und der, durch diese bewirkten Begungen, — blieben sie unbe-
rührt von dem Beflex des Geistes, so würde ihr Sitz mit seiner Staffage —
dem Antlitz — einzig und allein einer animalischen Entwicklung fähig
sein, und in demselben nur solche Verschiebungen vorkommen, welche
die animalischen Verrichtungen erheischen. Es würde sich sodann im
menschlichen Gesichte eine gewisse Stabilität herstellen, welche fixe Punkte
gewinnen Hesse. Allein diess ist durchaus nicht der Fall '). Vielmehr
besitzt gerade der edelste Sinn des Menschen, die nächste Verwandte
der Psyche, der Beherrscher des Ausdrucks im Antlitz, das Auge, die
meiste Labilität, während die Mittel, welche seinen Ausdruck markiren, das
Licht und dessen Modifikationen, am schwierigsten mess- und wägbar sind.
So vielsagend und inhaltsschwer ein Glänzen, ein Schimmern, ein
Strahlen und Blitzen des Auges für das Individuum auch sein mag, so
getreu auch gewisse momentane Stellungen des Auges und seiner Neben-
apparate die Begungen des Geistes abspiegeln und wiederholen mögen,
— dennoch bietet dasselbe für allgemeine Zwecke der Charakteristik
nur höchst unwesentliche Anhaltspunkte dar.
Wohl verdient hier die Wahrnehmung eine Stelle, dass, während
der edelste Sinn des geistigen Menschen, der allein genügt um das Antlitz
zu bezeichnen, das Auge, den kleinsten Baum in demselben einnimmt,
andererseits der höchste Sinn des animalischen Organismus, der Geschmack-
sinn mit seinen Nebenwerkzeugen, den ausgebreitetsten Theil darin behaup-
tet. — Und heben wir von diesem wunderbar construirten Apparat, der
das Material für spätere Functionen vorbereitet , und diese gleichzeitig
anregt, einen Theil desselben, den Mund hervor, welcher durch seine kleine
Form, wie durch die grosse Anzahl von Bewegungswerkzeugen, die theils
unwillkührlich gewissen Seelenregungen folgen, theils willkührlich andere
wiedergeben, ein sicheres Unterscheidungszeichen von Thieren ist 2 ), so
sehen wir wie derselbe dermaassen den vorherrschenden Ausdruck dem
Gesichte verleihen kann, dass schon die Alten zuweilen in bildlicher Bede
*) Je häufiger und verschiedenartiger Sinneseindrücke und Regungen geschehen,
desto mehr steigert sich die Labilität, je einförmiger diese sind, desto ruhiger bleibt das
Antlitz. Desshalb ist eine grosse Ruhe in den Gesichtszügen uncivilisirter Völker zu erken-
nen, welche einfachere Bedürfnisse und Neigungen haben, als Culturvölker, die im schwie-
rigen Kampfe mit den socialen Verhältnissen leben.
2 ) Idealisch sollten Breite des Mundes, Breite der Nase und Abstand der innern
Augenwinkel die gleiche Zahl ergeben
24 Dr. K. Scherzer, Dr. E. Schwarz.
anstatt Antlitz die Bezeichnung „Mund" gebrauchten. Wir haben indess
den Mund mit ebenso als Merkmal für unsere Zwecke benutzt, wie die
unveränderlichen Punkte anderer Sinnesorgane, und ihrer Hilfsapparate,
welche mit Hinzuziehung der Stirne zusammen den Kopf en face ausmachen.
III. u. IV. Rumpf und Extremitäten.
Von den Messungen am Kopf gingen wir zu jenen am Rumpfe über,
und zwar wurde von uns zuerst die Umfangslinie des Halses in der Nähe
des Adamsapfel gemessen. l )
Sodann unternahmen wir am Thorax diejenigen Messungen, welche
eine Vorstellung von dessen Dimensionen erlauben, und reiheten an diese
verschiedene Messungen am Unterleib und am Becken an, von denen
einige gleichzeitig mit Bandmaass und Tasterzirkel gemacht wurden, um
dadurch gewissermaassen Bogen und Sehne zu gewinnen, und auf diese
Weise Hervorragungen und Wölbungen berechnen zu können. An den
Extremitäten maassen wir Umfang und Längendimensionen, welche zwar in
anthropognostischer Beziehung vor der Hand nur bezwecken sollen, auffal-
lende Unterschiede vor Augen zu führen, um an solchen Parthien zu
Detailarbeiten (ähnlich wie z. B. Burmeister's interessante Untersuchun-
gen des Negerfusses) einzuladen; — die jedoch auch in andern Richtungen
den Anforderungen wissenschaftlicher Forschung genügen dürften.
Indem es einer spätem Zeit vorbehalten bleiben inuss, auf jeden
einzelnen der Messpunkte speciell zurückzukommen , betrachten wir mit
diesen flüchtigen Umrissen die Darlegung unseres Entwurfes von Körper-
messungen für beendet, deren systematisch geordnetes Schema wir hier
folgen lassen:
Systematisches Schema für Körpermessungen.
I. Allgemeines.
1. Alter des gemessenen Individuums.
2. Farbe der Haare.
3. Farbe der Augen.
4. Pulsschläge in der Minute.
5. Gewicht.
6. Druckkraft (force manuelle)) mittelst des Regnier'schen
7. Hebekraft, {force renale) ) Dynamometers
8. Complete Höhe.
II. Kopf, a) en profil.
9. Abstand des Haarwuchses von der Senkrechten. 3 )
10. Abstand der Nasenwurzel von der Senkrechten.
*) Wir können uns nicht erwehren hier die Bemerkung einzusehalten, dass der Hals
der indischen Frauen (auf Ceylon, in Madras, Singapore, auf Java, in Manila, Hongkong und
Shanghai) ungemein zart und dünne ist; ein um so auffallenderes Factum, als dieselben
durchaus nicht der bekannten, bedingenden Ursache der Anschwellung der Verbindungssäule
zwischen Kopf und Brustkorb bei herannahender Pubertätsperiode entgegentreten, vielmehr
derselben in den meisten Fällen schon früher zu wirken Anlass gegeben haben. — Oder sollte
vielleicht gerade dieser Umstand wieder zum Hinderniss der Entfaltung werden? Wir konnten
diess an anderen, unter denselben Einflüssen stehenden Organen nicht wahrnehmen.
2 ) Die Messungen Nr. 9, 10, 11, 12 werden mit dem Senkel- und dem Mctrestab
gemacht, Nr. 13 und 14 dagegen mit Anwendung des Metrestabes allein.
Ueber Körpermessungen. 9g
11. Abstand der Basis der Nasenscheidewand von der Senkrechten. 1 )
\t. Abstand des Kinnstachels von der Senkrechten.
13. Von der Nasenwurzel bis zur Nasenspitze.
14. Von der Nasenspitze bis zur Basis der Nasenscheidewand.
15. Vom Haarwuchsbeginn bis zur Nasenwurzel.
16. Vom Haarwuchsbeginn bis zur Nasenscheidewand.
17. Vom Haarvvuchsbeginn bis zum Kinnstachel.
18. Vom Haarwuchsbeginn bis zur incisura jugularis sterni. 2 )
19. Vom Kinnstachel bis zur Scheitelhöhe. ) 3 -,
20. Von der Nasenwurzel bis zur Scheitelhöhe. | -'
21. Vom Kinnstachel bis zum Haarwirbel. ) 4 .
22. Von der Nasenwurzel bis zum Haarwirbel.) *
23. Vom Kinnstachel bis zur äussern Hinterhaupts-Protuberanz.
24. Von der Nasenwurzel bis zur äusseren Hinterhaupts-Protuberanz.
25. Vom Kinnstachel bis zum äussern Gehörgang.
2b'. Von der Nasenwurzel bis zum äussern Gehörgang.
27. Vom Kinnstachel bis zum Unterkiefer-Winkel.
28. Von der Nasenwurzel bis zum Unterkiefer-Winkel.
b) en face. 5 )
29. Umfang des Kopfes. «)
30. Von Einem äussern Gehörgang zum Andern.
31. Distanz der Ansätze der Ohrmuscheln am höchsten Punkte, ungefähr
im Niveau der Augenbrauen.
32. Grösste Distanz der Jochbeine oder der Jochbrücken. 7 )
33. Distanz der äussern Augenwinkel.
34. Distanz der innern Augenwinkel.
35. Distanz der Ohrläppchen-Ansätze.
36. Breite der Nase.
37. Breite des Mundes.
38. Distanz der Unterkiefer- Winkel.
39. Dicke des Halses.
III. Stamm.
40. Vom 7ten Halswirbel zur incisura jugularis sterni.
41. Vom Tuberculum majus des Einen Oberarmes, horizontal über den
Brustkorb zum andern.
42. Von einer Mittellinie der regio axillaris, oberhalb der Brustwarzen,
zur andern.
43. Querer Durchmesser von denselben Punkten. (S. Prakt. Schema.)
1 ) Das ist jener Punkt, wo das Integument, das den freien Stand der knorpeligen
Nasen-Scheidewand bekleidet, den Winkel mit der Oberlippe bildet; entspricht ungefähr
der vordem Masenstachel
2 ) Deren tiefster Punkt in der Medianlinie bei der Messung Nr. 56 (Hinter-
haupts-Protuberanz bis zum 7. Halswirbel) bleibe der Kopf streng in derselben Stellung wie
bei Nr. 18, es ist daher gut; diese beiden Messungen unmittelbar nacheinander vorzunehmen.
3 ) Ungefähr in der Senkrechten mit dem äussern Gehörgange.
4 ) Ungefähr jener Punkt, wo die hinteren obern Winkel der Seitenwandbeine mit
der Hinterhaupts-Schuppe zusammentreffen.
5 ) Hieher gehören natürlicherweise auch die Messungen Nr. 15, 16, 17, welche
bereits beim Kopf en profil vorgenommen wurden.
6 ) Das Bandmaass wird um die äussere Hinterhaupts-Protuberanz und über die Augen-
brauen-Bogen gelegt.
7 ) Je nachdem die einen oder die andern mehr prominiren, was in der Rubrik:
Anmerkung zu verzeichnen ist.
26 Dr. K. Scherzer, Dr. E. Schwarz.
44. Vom Brustbeine zur Wirbelsäule im nämlichen Horizonte. (Gerader
Durchmesser).
45. Gesammt-Umfang des Thorax an derselben Stelle.
46. Von Einer Brustwarze zur andern.
47. Um die Taille.
48. Von Einer gpina ilei ant. sup. zur andern (Bandmaass).
49. Von Einer gpina ilei ant. sup. zur andern (Tasterzirkel).
50. Von Einem T roch ant er majus zum andern.
51. Vom hervorragendsten Punkt der Art iculatio sternoclavicularisbis zur spina
ilei ant. sup.
52. Von demselben Punkte bis zum Nabel.
53. Vom Nabel bis zum obern Band der Schambeinsfuge, in der Medianlinie.
54. Von der Kreuzbeuge, entlang der Darmbeinskämme, des Leistenkanales,
bis zur Schambeinsfuge.
55. Von Einem Summum humeri über den Bücken zum andern.
56. Von der äusseren Hinterhaupts-Protuberanz bis zum siebenten Halswirbel.
57. Vom siebenten Halswirbel bis zur Steissbeinsjtitze.
IV. Extremitäten.
58. Vom Summum humeri bis zum Condylus e.vternus des Oberarmbeines.
59. Vom Condylus externa» des Oberarmbeines bis zum Processus stiloideus
radii über die Streckseite.
60. Vom Processus styloidcus radii über den Bücken der Hand zur Articulatio
metacarpo-diyitalis des Mittelfingers.
61. Von diesem Gelenke bis zur Spitze des Mittelfingers.
62. Breite der Hand»)
63. Stärkste Stelle um den Biceps.
64. Stärkste Stelle des Vorderarmes.
65. Schwächste Stelle desselben.
üß. Vom Trochanter majus bis zur spina ilei ant. sup.
67. Vom Trochanter majus bis zum Condylus externus femoris.
68. Vom Co?idylus externus femoris bis zum malleolus externus.
69. Vom untern Band der Sehambeinsfuge bis zum Condylus externus femoris.
70. Vom Condylus internus femoris zum Malleolus internus.
71. Stärkste Stelle des Oberschenkels.
72. Schwächste Stelle des Oberschenkels.
73. Um das Kniegelenk.
74. Um die stärkste Slelle der Wade.
75. Schwächste Stelle des Unterschenkels ober den Malleolen.
76. Länge des Fusses. 2 )
77. Umfang des Fusses über den Bist.
78. Zehenansatz-Breite.
In den vorhergegangenen Blättern glauben wir dargethan zu haben, dass,
gleichwie der Anatom die Notwendigkeit einer Abgränzung der verschie-
denen Menschenracen durch wesentliche Unterscheidungen der innern Or-
gane nachweist, auch der Anthropolog an den äusseren, der Messung und
Beschreibung zugänglichen Theilen des menschlichen Körpers Merkmale zu
tinden im Stande ist, deren gründlichere Erforschung einen gewissen Nor-
J ) Man legt das Bandmaass um die metacarpo-digital Gelenke des kleinen Fingers
und des angezogenen Daumens.
*) Von der Mitte der Ferse, dem Innern Fussrande entlang, bis zu der Spitze der
grossen Zehe.
lieber Körpermessungen. 27
mal-Typus , welcher einer grossen Anzahl von Individuen der nämlichen
Race zukommt, erkennen lassen dürfte.
Von dieser Ueberzeugung durchdrungen und geleitet, haben wir durch
die vorliegenden Messungen die folgenden Zwecke zu erstreben beabsichtigt:
Erstens: Eine auf Zahlen- und Maass-Verhältnisse beruhende Abgrän-
zung und Classification der verschiedenen Menschengruppen, ohne schon
im Voraus so und so viele Racen aufzustellen, und die bestehenden Men-
schenstämme in diese einzuteilen; — wohl aber durch Fixirung des jetzigen
(wahrscheinlich vom Urtypus schon vielfach veränderten) Bildes der verschie-
denen Menschentypen und durch Vergleichung desselben eine natürliche
Eintheilung zu erzielen. — War aber jemals ein Zeitpunkt dringend, so
ist es sicher der jetzige, wo durch grossartige Verkehrsmittel der man-
nigfachsten Art die sogenannte weisse Race, von den verschiedensten Inte-
ressen getrieben, sich nach allen Theilen der Erde verbreitet, und als
Ansiedler unter den verschiedenen Völkerstämmen sich festsetzend, die eige-
nen Sitten, Gebräuche und Gewohnheiten beibehaltend, durch den mäch-
tigen Hebel ihrer Geisteskräfte auf die gesammte neue Umgebung jenen
Einfluss übt, welcher der unzertrennliche Begleiter geistiger Prävalenz zu
sein scheint. — Wie kräftig wirksam dieser ist, sehen wir z. B. bei den
Hausthieren, welche schon durch die blossen häuslichen Verhältnisse sich
auch körperlich bedeutend verändern, und an denen der Mensch überdiess
Varietäten hervorbringt, welche sich von der Urgestalt wesentlich entfer-
nen. — Auch beim Menschen wird das geistige Moment allein gewisse
Veränderungen verursachen, welche gewaltige aber erst der Umstand, dass
nach körperlicher Vermischung die Prävalenz der weissen Race, in Ver-
gleich zu fast allen andern der nächsten Generation den Stempel auf-
prägt. — Gelingt es uns demgemäss nicht bald , das Bild der jetzigen
Racentypen genau festzuhalten, und werden dieselben den erwähnten Ver-
änderungen unterworfen, dann dürften selbst die wenigen Anhaltspunkte,
welche vielleicht gegenwärtig noch die Brücke bilden können, zur Auffin-
dung der Racenverwandtschaft im Menschengeschlechte, jene Original-
Schriftzüge der Natur, noch mehr verwischt und bedeckt, dem Forscher
völlig unleserlich und unentzifferbar werden. — Und es wird uns dann
mit dem Menschengeschlechte in der weiten Welt so ergehen, wie mit
einzelnen Stämmen in Europa, welche durch »Sprache und Gebräuche, nicht
aber durch organische Bildung mit einem fernen Volksstamm verwandt, viel-
mehr durch die Bande des Blutes mit einem dritten Stamme zusammen-
zuhängen scheinen, dessen culturhistorische Quellen das Feld für die Er-
forschung des ursprünglichen Zusammenhanges unfruchtbar lassen.
Zweitens : Der comparativen Anatomie ein reicheres Material für ihre
schönen, werthvollen Untersuchungen und Vergleiche zu bieten, indem
wir die verschiedensten Menschenracen in das Bereich ihrer Betrachtung
bringen.
Drittens: Dem Künstler solche Zahlen und Maasse an die Hand zu
geben, nach welchen derselbe den idealen Menschen eines jeden Racen-
typus darzustellen vermag. — Man glaube nicht , dass naturgetreue Abbildun-
gen, am allerwenigsten aber Portraits stets eine gute, richtige Vorstellung
von einer Race gestatten. Individuen , deren Aeusseres jenem Eindrucke
gleichkommt, welcher sich im menschlichen Geiste allmählig über einen
Volksstamm bildet, und welcher ohne Einem einzigen Individuum speziell
zu gleichen, dennoch allen von derselben Race ähnelt, — sind ungemein
28 Dr. K. Scherzer,. Dr. E. Schwarz.
selten in der Wirklichkeit, noch viel seltener aber von darstellenden Künst-
lern des Typus herausgefunden worden. Man muss ebenso aus den ver-
schiedenen Eindrücken einzelner Theile zahlreicher Individuen und aus dein
Gesammt-Ein druck vieler Individuen ein Mittel ziehen, wie diess der Me-
teorolog aus den verschiedenen Temperaturen des Tages, Monates und Jahres
zu gewinnen sich bemüht , um eine für den grössten Zeitraum passende
Temperatur zu linden. So glauben wir, dass der Durchschnitt von z. B.
an 100 Individuen genommenen Messungen, weit mehr eine, für die Mei-
sten passende Zahl ergeben dürfte, als wenn man ein Einziges Individuum
mit der grössten Genauigkeit und gleichsam portraitähnlich darstellt. Wir
finden auf solche Weise ein Ideal, welches sich vielleicht in der Wirk-
lichkeit kein einziges Mal wiederholt, dem dagegen mit geringen
Veränderungen die Meisten nahe kommen.
Viertens: Dem National -Oeconomen Angaben über Körperstärke und
Muskelkraft der verschiedenen Volksstämme zu verschallen, welche ihn in
die Lage bringen, sich ein muthmaassliches Urtheil über deren Arbeitskraft
bilden zu können. —
So weit es die Umstände zuliessen, haben wir ferner versucht, Notizen
über Geschichte, Sitten, Gebräuche, sociale und geschlechtliche Verhält-
nisse der Völkerstämme, mit denen wir in Berührung kamen, aufzuzeichnen,
Vocabularien der von ihnen gesprochenen Idiome zu verfassen, sowie die
wichtigsten ihrer Nahrungs- und Heilmittel, Käue- und Färbestoffe zu sammeln.
Während wir ausserdem von den meisten der gemessenen Individuen eine
Collection ihres Kopfhaares anlegten, trachteten wir gleichfalls möglichst
viele Schädel für unsere anthropologischen Zwecke zu erwerben, und durch
die ehrende Theilnahme von Männern der Wissenschaft in den verschie-
denen von uns besuchten Ländern, sehen wir unsere craniologische Samm-
lung bereits durch mehr als hundert, den verschiedensten Racentypen angehö-
renden Schädel bereichert. 1 )
Noch möge uns gestattet sein, eines Einwandes zu gedenken, den
wir zuweilen gegen die practische Bedeutung unserer Messungen erhoben
hören, und welcher hauptsächlich darin besteht, dass eine verhältnissmässig
zu geringe Zahl von gemessenen Individuen der einzelnen Bacen uns nicht
erlauben werde, ein richtiges Mittel erlangen zu können.
Dermalen, wo unser Verfahren kaum zu wirken anfängt, besteht dieser
Uebelstand allerdings: aber in dem Maasse, als dasselbe an Interesse und
Verbreitung gewinnt, wird auch dieses Missverhältniss wieder augenfällig
und endlich völlig beseitigt werden. Wir befinden uns in dieser Hinsicht
in einer ähnlichen Lage wie Lieutn. Maur\ zur Zeit, als derselbe den Plan
zu seinen grossen Wind- und Strömungskarten entwarf. Auch hier könnte
nur durch ein wohlwollendes Zusammenwirken dem Mangel an hinreichen-
den Daten zum Vergleiche abgeholfen , auch hier vermögen gewisse
Lücken erst nach Jahren unermüdlichen Fleisses und Sammeins ausgefüllt
werden.
Wir haben indess darauf Bedacht genommen, diesem Uebelstande nach
Thunlichkeit zu begegnen. Die zahlreichen, werthvollen Beziehungen , welche
') Für den Sehadel sind begreiflicher Weise andere Messungen anzustellen,
als jene, welche wir am lobenden Kopfe vorgenommen, für welchen allein unser Verfah-
ren berechnet ist.
lieber Körpermessungen. 29
wir in den von uns berührten Orten mit Männern der Wissenschaft anknüpf-
ten, bieten uns hierzu die schönsten ausreichendsten Mittel. Ueberall, wo
wir Messungen vornahmen, haben wir zugleich Aerzte, Naturforscher und
Freunde der Wissenschaft für unser Messsystem zu interessiren und zu veran-
lassen gesucht, in der Folge auf den von ihnen bewohnten Punkten nach
unserem Schema au möglichst vielen Aboriginern beiderlei Geschlechtes
Messungen anzustellen und uns die Resultate davon einsenden zu wollen.
Ueberzeugt, wie es scheint, von der wissenschaftlichen Tragweite und
der Uneigennützigkeit eines Unternehmens, dem selbst jener Egoismus fremd,
der wissenschaftliche Arbeiten erregt, welche die Untersuchungen gewisser,
dem Menschen nützlicher oder schädlicher Pflanzen und Thiere zum Zwecke
haben, oder durch pathische Erscheinungen im Egoismus veranlasst werden,
haben die meisten der neuerworbenen, geschätzten Freunde uns die wohl-
wollendsten, theilnehmendsten Zusicherungen gegeben. — Und so wagen
wir schliesslich die Hoffnung auszusprechen, dass in dem Augenblicke, wo
wir dieses Memoir, seiner Mängel nicht unbewusst, der Oeffentlichkeit zu
überreichen die Ehre haben, an den verschiedensten Theilen der Erde, in
Brasilien, am Cap der guten Hoffnung, in Ceylon, in Madras, auf Java,
auf den Philippinen, in China u. s. w. gleichgesinnte Forscher bereits thä-
tig sind, unser bescheidenes Material durch neue Beiträge zu bereichern. —
Diese kräftige Unterstützung wird am sichersten dazu fuhren, dem
gerügten Uebelstande zu begegnen, und das Gedeihen einer wissenschaft-
lichen Unternehmung zu fördern, welche, was immer auch ihr Endresultat
sein wird, jedenfalls als der Ausdruck des innigsten Verlangens betrachtet
werden möge, zur Erreichung der herrlichen Zwecke, welche die kaiser-
liche Expedition unler der Aegide eines illustren Mäcen nachstrebt auch
von diesem Standpunkte aus ein Schärflein beigetragen zu haben!
Anhang*.
Praktisches Schema für die Körpermessungen.
Das nachfolgende Schema entstand aus den Erfahrungen, welche wir
bei der mechanischen Arbeit des Messens machten, und unterscheidet sich
nur insoferne vom systematischen Schema als die Reihenfolge der Rubri-
ken hier nicht nach der gewöhnlichen Ordnung der Körpertheile, sondern
zur grösseren Bequemlichkeit und Zeitersparniss derart eingerichtet wurde,
dass alle mit einem und demselben Instrumente zu bewerkstelligenden Mes-
sungen auf Einmal beendet werden, und sodann erst zu denen mit andern
Instrumenten übergegangen wird.
Es bedarf wohl nicht erst besonders darauf aufmerksam gemacht zu
werden, dass sämmtliche Messungen in aufrechter Stellung (des zu Messenden)
auszuführen sind. Ebenso einleuchtend dürfte es sein, dass, bei allen unpaa-
rigen aber symetrischen Organen streng in der Medianlinie gemessen, und
zwischen andern Punkten das Bandmaass stets stramm angezogen werden muss,
um dadurch gerade Distanzlinien und nicht Curven zu erhalten. Die Einheit
der Messungen ist der französische Metre, als jenes Maass , welches in
Avissenschaftlichen Arbeiten die meiste Verbreitung findet und verdient. Die
Einheit des Gewichtes: das Kilogramm.
An Instrumenten sind nöthig :
1.) Eine W'age. 2.) Regnier'sche Dynamometer. 3.) Steifes Metre-
maass für die Körperhöhe. 4.) Senkloth an seidener Schnur und kleinerer
30 !' r - K. Scheraer, Dr. E. Schwarz.
Metrestah (1 Centimetre) zur Messung der Abstände von der Senkrechten
und den Nasenlinien. 5.) Tasterzirkel. 6.) Bandmaass.
Auffallende Dimensionen, auch wenn sie nicht im folgenden Schema
vorkommen, sind zu messen und in der Rubrik Anmerkung besonders zu
verzeichnen.
Um aus dem praktischen Schema, die im systematischen erwünschte
Reihenfolge der Messungen zu erhalten, benütze man die in der Columne,
rechts des nachfolgenden Schema angeführten Nummern. —
a) Allgemeines.
Name, Geschlecht, Geburtsland, Beschäftigung, Art und Stellung des Bartes.
1. Alter des gemessenen Individuums. 1
2. Farbe der Haare. 2
3. Farbe der Augen. 3
4. Anzahl der Pulsschläge in der Minute. 4
5. Gewicht. 5
6. Druckkraft (force manuelle) ) mittelst des Regni er s'chen 6
7. Hebekraft (force renale) j Dynamometers 7
8. Complete Höhe. 8
b) Messungen mit dem Senkel und dem Metrestah.
9. Abstand des Haarwuchses an der Stirne von der Senkrechten. 9
10. Abstand der Nasenwurzel von der Senkrechten. 10
11. Abstand des vordem Kinnstachels von der Senkrechten. 11
12. Abstand des Kinnstachels von der Senkrechten. 12
13. Distanz von der Nasenwurzel bis zur Nasenspitze. 13
14. Distanz von der Nasenspitze bis zum vordem Nasenstachel. 14
c) Messungen mit dem Taster zi rkel.
15. Distanz von Kinnstachel bis zum Haarwuchsbeginn. 17
16. Distanz vom Kinnstachel bis zur Nasenwurzel. 15
17. Distanz vom Kinnstachel bis zum vorderen Nasenstachel. 16
18. Distanz vom Kinnstachel bis zur Scheitelhöhe. 19
19. Distanz vom Kinnstachel bis zum Haarwirbel. 21
20. Distanz vom Kinnstachel bis zur äussern Hinterhaupts-Protuberanz. 23
21. Distanz vom Kinnstachel bis zum äussern Gehörgang. 2g
22. Distanz vom Kinnstachel bis zum Unterkieferwinkel. 27
23. Von der Nasenwurzel bis zur Scheitelhöhe. 20
24. Von der Nasenwurzel bis zum Haarwirbel. 22
25. Von der Nasenwurzel bis zur äusseren Hinterhaups-Protutberanz. 24
26. Von der Nasenwurzel bis zum äusseren Gehörgang. 26
27. Von der Nasenwurzel bis zum Unterkieferwinkel. 28
28. Vom Haarwuchsbeginn bis zur incisura jugularis sterni. 18
29. Von der äusseren Hinterhaupts-Protuberanz bis zum siebenten Hals- .
wirbel — 28 und 29 in natürlicher und unveränderter Kopfstel- ( 56
lung auszuführen. )
30. Von einem äussern Gehörgang zum andern. 39
31. Zwischen den obern Ansätzen der Ohrmuscheln. 31
32. Grösste Distanz zwischen den Jochbeinen oder den Jochbrücken. 32
33. Distanz der äussern Augenwinkel. 33
34. Distanz der innern Augenwinkel. 34
35. Distanz der Ohrläppchen-Ansätze. 35
36. Breite der Nase, 36
Ueber Körpermessungen. 31
37. Breite des Mundes. 37
38. Distanz der Unterkieferwinkel. 38
39. Vom siebenten Halswirbel bis zur incisura jugularis sterni. 40
40. Querdurchmesser von einer Medianlinie der regio axillaris, oberhalb
der Brustwarzen zur andern. 43
41. Vom Brustbein bis zur Wirbelsäule. 44
42. Von einer spina ilei ant. sup. zur andern. 49
43. Von einem Trochanter majus zum andern. 50
d) Messungen mit dem Bandmaasse.
44. Umfang des Kopfes um die äussere Hinterhaupts-Protuberanz. 29
45. Dicke des Halses. 39
46. Vom Tuberculum majus des einen Oberarmes horizontal über den Brust-
korb zum andern. 41
47. Von einer Mittellinie der re#i0ß.r«7/tf?7s, oberhalb der Brustwarzen zur andern. 42
48. Gesammt-Umfang des Thorax an derselben Stelle. 45
49. Von einer Brustwarze zur andern. 46
50. Um die Taille. 47
51. Von Einer spina ilei ant. sup. zur andern. 48
52. Vom Trochanter majus zur spina ilei ant. sup. (derselben Seite) 66
53. Vom hervorragendsten Punkte der articulatio sternoclavicidaris bis zur
spina ilei ant. sup. 51
54. Vom hervoragendsten Punkte desselben Gelenkes zum Nabel. 52
55 Vom Nabel bis zum obern Rand der Schambeinsfuge in der Medianlinie. 53
56. Von der Kreuzbeuge entlang der Darmbeinskämme und des Leisten-
kanals bis zur Schambeinsfuge. 54
57. Vom siebenten Halswirbel bis zur Steissbcinsjtitze. 57
58. Von einem Summum humeri über den Rücken zum Andern. 55
59. Vom Summum humeri bis zum Condylus externus des Oberarmbeins. 58
60. Vom Condylus externus des Oberarmbeines zum processus styloideus
radii über die Streckseite. 59
61. Vom processus styloideus radii über den Rücken der Hand bis zur
articulatio metacarpo-digitalis des Mittelfingers. 60
62. Von der articulatio metacarpo-digitalis des Mittelfingers bis zur Spitze
desselben. 61
63. Breite der Hand. 62
64. Stärkste Stelle um den Biceps. 63
65. Stärkste Stelle des Vorderarmes. 64
66. Schwächste Stelle desselben. 65
67. Vom Trochanter majus zum Condylus externus femoris. 67
68. Vom Condylus externus femoris zum Malleolus externus. 68
69. Vom untern Rand der Symphises zum Condylus internus femoris. 69
70. Vom Condylus internus femoris zum Malleolus internus. 70
71. Stärkste Stelle des Oberschenkels. 71
72. Schwächste Stelle des Oberschenkels. 72
73. Um das Kniegelenk. 73
74. Um die Stärke der Wade. 74
75. Schwächste Stelle ober den Malleolen. 75
76. Länge des Fusses. 76
77. Umfang des Fusses über den Rist. 77
78. Zehenansatz-Breite. 78
III.
Topographische Karte des Gebietes St. Michel di Lemmo in Istrien.
Gezeichnet von
Fra Mauro, dem berühmtesten Cosmographen des XV. Jahrhunderts.
Von P. Matkovich,
k. k. Professor.
(Mit einer Karte Tafel I.)
Mitjetheilt in der Versammlung der k. k. geographischen Gesellschaft am 9. November 1858.
Während unseres Aufenthaltes in Venedig in den Ferienmonaten dieses
Jahres behufs der geographisch -historischen Studien im Central- Archive
säumten wir nicht in den freien Stunden auch die Marciana, Museo Correr
und die Klosterbibliotheken zu besuchen, um die Landkarten des Mittel-
alters und andere Manuscripte, die als gelehrte Kunstwerke daselbst aufbe-
wahrt werden , für unsere geographischen Studien auszubeuten. Auf der
St. Markus-Bibliothek werden über zwanzig Codices, die theils Weltkarten
(mappa mondo) theils Hafenkarten {Portulani) aus dem XIV. bis zum Ausgange
des XVII. Jahrhunderts enthalten, aufbewahrt. Viele dergleichen werden auch
im Museo Correr aufbewahrt, unter denen sich ein der ältesten Portulanen
vom Jahre 1318 vorfindet {Petrus Vesconte de Janua fecit istam tabulam
in Venecia anno domini MCCCXVIU). Der Vorstand des Museums der gelehrte
Hr. H. V. Lazari gestattete uns von demselben Portulan ein Facsimile zu
nehmen, um es mit dem gleichen Portulan, der auf der kaiserlichen Hofbibliothek
in Wien aufbewahrt wird, zu vergleichen und die vorkommenden geogra-
phischen Namen aus den gleichzeitigen Urkunden zu commentiren. Die
dazwischen eingetretenen Umstände nöthigten uns die begonnene Arbeit
für dieses Jahr aufzugeben, um dieselbe vielleicht im nächsten Jahre zu
vollenden.
Auf dem Museo Correr fanden wir unter anderen kartographischen
Kunstwerken des Mittelalters, die wir hier für diesmal übergehen, die
topographische Karte eines Theiles der Halbinsel Istrien , wovon unsere
Karte eine genaue Copie darstellt.
Die Karte stellt dar einen kleinen Theil von der Halbinsel Istrien,
namentlich die (hegend an der Westküste der Halbinsel „von Parenzo bis
Orsero, die nördliche Küste des Meerbusens von Lemmo, und landeinwärts
die Landschaft bis St. Lorenzo". Es ist die topographische Karte des
Gebietes , das einst zum Kloster St. Michel di Lemmo gehörte und nachher
dem Kloster von St. Michel di Murano bei Venedig einverleibt war. Der
Verfasser der Karte ist der berühmte Camaldulenser- Mönch Fra Mauro
v. St. Michel di Murano, einer der gelehrtesten Geographen des Mittel-
alters, von seinen Zeitgenossen Cosmographus ine om par ab i li s genannt.
Die Karte ist kein Original, sondern eine Copie, stammend aus der Mitte
des vorigen Jahrhunderts; der Abt Maurus Ortes Hess die Karte in Kupfer
stechen, denn das Original war sehr abgenützt und die Schrift stellenweise
unlesbar, wie dies die auf unserer Karte vorkommenden Lücken bezeugen.
Das Original wird noch in Mi ttarel li's Cataloge (vom Jahre 1717) Bibliotheca
Codicum manuscriptorum monasterii S. Michaelis Venetiarum prope Murianum
p. 780 der Handschriften, die auf der Bibliothek des Klosters von St. Michel
-
| TABVLAM HANC-T0POGRAPH1C
- COM1XATVS DIV1 MICHAELIS LEMMI
IS HISTRH
SB (AMALDVLENSI ABBAT1AED1VI MATHIAE
&S PRoPE MVRIANVMVENETlARATIIEfTI
A HAVRO MOJiACHO ET COSMOGRAPHO
IXLVSTRI
MEDIO RECVRR SÜCVLO XV
KLABORATAM
\l \ LTER1VS TEMPORIS'lJUVRlAVlTl.iRETVR
AF.RE IM IUI CVRAV11
MAVRVS ORTES ARBAS
Topographische Karte des Gebietes S. Michel di Lemmo in Istrien 33
di Murano vorkommen, erwähnt; Pag. 780 heisst es: „S. Michaelis di
Lemmo Abbatiae Camaldulensis in Histria Provinciae Chartae veteres notitiae
et monumenta cum topographia locorum et bonorum. (In Codice 1080).
Es gelang uns nicht das Original in Venedig ausfindig zu machen, es
muss bei der Aufhebung des Klosters S. Michel di Murano im Jahre 1810
sammt andern geo- und kartographischen Kunstwerken, welche das Kloster
besass , verschleppt — vielleicht vom gelehrten Cardinal Placido Zurla
mit nach Rom genommen oder leider verloren gegangen sein.
Wir haben die Karte mit der Fra Mauro'schen Weltkarte, die zu
Venedig im Doggenpahiste, in der Sala dello scudo e delle mappe aufbewahrt
wird, hinsichtlich der Schrift, Sprache und Zeichnung genau verglichen,
und sie vollkommen übereinstimmend gefunden (daher können wir nicht
umhin die topographische Karte von Istrien für eine Fra Mau-
ro'sche Arbeit zu erklären). Auf der Karte von Istrien sind die
Städte Parenzo und Orsera durch grössere Häuser bezeichnet; ferner kommen
Brunnen, Mühlen, Fischereien und Salinen vor. Die Strassen von Parenzo
und Orsera nach S. Michel und S. Lorenzo sind genau bezeichnet, ebenso
die Grenze zwischen einzelnen Gebieten durch einfache Linien. Es kom-
men Kirchen mit Grabstätten (Santo Andra dele Calexele, S. Michel), Berge
mit Local nahmen (monte de Mariana, delo coltermine Saxo, monte Sabionero
cum eltermino saxo, monte Calus etc.), ganze Reihen von Bäumen, welche
hier wie auf der Weltkarte die Grenze zwischen Land und Meer wie
auch die Grenze zwischen einzelnen Gebieten zu bezeichnen scheinen; es
werden überall wie auf der Weltkarte geographische Namen und Anmer-
kungen im venetianischen Dialecte beigefügt.
Die Landkarte hat einen doppelten Werth, einmal ist sie eine der
ältesten Specialkarten von Istrien, ferner die Arbeit des gelehrtesten Geo-
graphen des Mittelalters Fra Mauro, der ausser der Weltkarte noch
andere kartographische Arbeiten geliefert haben muss; denn er sagt in
einer Anmerkung auf seiner Weltkarte „Jo ho lassato amplissimi desegni di
tutte queste parte, zoe Armenia, Mesopotamia. Stria, Cappadocia, Cilicia,
Pamphilia, Licia, Asia propria menor, Bitinia, Galacia c tutte altre, che si sono
mezo distinte et ordinale." Von allen den Arbeiten ausser der Weltkarte
ist nichts bekannt. Wir wollen nun die Gelegenheit benützen mittelst der
Bekanntmachung der Karte von Istrien die Herausgabe der Fra Mauro'schen
Weltkarte in Anregung zu bringen.
Einen ganz entstellten Abriss der Fra Mauro'schen Karte sammt
einem nur zum Theil vollständigen Commentar hat der gelehrte Cardinal
P. Zurla zu Venedig im Jahre 1806 herausgegeben (Mappa mondo di
Fra Mauro Camaldolese descritto ed illustrato a D. Placido Zurla monaco
Camaldolese Venezia 1806). Sir William Fräser hat im Jahre 1804 die
Weltkarte für die englische Regierung copirt und Viseomte de Santarem
publicirte sie im Jahre 18o0 in der Grösse des Originals nach der eng-
lischen Copie. Einer genauen Copie sammt einem kritischen Commentare
dieses sehr schätzbaren geographischen Denkmals nach dem gegenwärtigen
Standpunkte der Kunst und geographischer Wissenschaft entbehren wir
noch immer; es ist dies eine Aufgabe, deren Lösung sich unsere k. k.
geographische Gesellschaft annehmen möge.
Fra Mauro der gelehrteste Geograph seiner Zeit lebte um die
Mitte des XV. Jahrhunderts im Kloster San Michel die Murano bei Venedig
als Camaldulenser-Mönch. Die Berichte über sein Leben sind sehr dürftig;
Mitteilungen der k. k. geographischen Gesellschaft. III. Bd. 1. Hel't. C
34 P. Matkovich.
in den Klosterbüchern wird dessen nur vorübergehend in den Jahren
1434 und 1449 erwähnt. Er widmete sich spät dem Klosterleben; sein
Geburtsjahr wie dessen Lebensumstände sind gar nicht bekannt. In den
Klosterbüchern aus den Jahren 1457, 1458, 1459 findet man etwas mehr,
das weniger sein Leben betrifft, als vielmehr die Weltkarte. Was wir von
dessen Lebensgeschichte und geographisch-kartographischen Arbeiten bei
gleichzeitigen und späteren Autoren nur haben auffinden können, haben
wir gesammelt. Wir bekennen es offen, dass wir von Fra Mauro leider
nichts mehr ausfindig machen konnten, als was in Werken von Mittarelli
Collina, M. Foscarini, Ramusio, Vit. T e r r a r o s s a , Petrus Delphi-
nus, Eus. Renadot, Tiraboschi und P. Zurla enthalten ist. Die bei
Mittarelli (1. c. p. 756) angeführten Codices sub num. 607, 626 und 1112,
wie der von Gherardus Maphaeus, dem damaligen Abte von St. Michel
di Murano, sind mit unzähligen andern Manuscripten bei der Aufhebung
des Klosters entweder verschleppt oder verloren gegangen, in Venedig
sind sie nicht ausfindig zu machen. Gegenwärtig dient die Insel S. Michel
zum öffentlichen Begräbnissplatze; das Kloster existirt nur theilweise, es
ist ganz baufällig, und wird seit dem Jahre 1829 von den Franziskanern bewohnt.
Fra Mauro war ein ausgezeichneter Kartenzeichner, wie seine Kloster-
brüder treffliche Codicesschreiber und Mahler, sie verstanden die Perga-
mente mit Miniaturbildern meisterhaft zu schmücken.
Venedig war damals der Mittelpunkt des Welthandels, bedeutender
Reisenden und Schiffernachrichten. Von hier aus gingen die berühmten
Reisenden des Mittelalters Marco Polo, Nicolo und Antonio Zeni,
Marin Sanudo Torsello, Nicolo Conti etc., welche durch ihre Reise-
Berichte Vieles beigetragen haben zur Erweiterung des geographischen
Ideenkreises. Nach dem adriatischen Cartago flössen geographische Nach-
richten aus den entfernten Ländern Ostens, Südens und Nordens.
Venedig war ferner die Schule der Bildhauerei und Mahlerei, wo
Holzschnitt und Kupferstich neben anderen Wissenschaften blüheten. Die
Venetianer besassen Land- und Hafenkarten der ihnen durch den Handel
bekannten Länder von Ostindien, Persien und Arabien, von den Gestade-
Ländern des schwarzen und des Mittelmeeres. Desshalb zogen Fremde
aller europäischen Länder nach Venedig, um dort Astronomie, Mathematik,
Physik und Nautik zu studieren.
Die Venetianer standen damals als gelehrte Geo- und Kartographen
im grossen Ansehen. So gab König Alfons IV. von Portugal durch Stefan
Trevisan einem ihrer Landsleute dem Camaldulenser-Mönche Fra Mauro
den Auftrag eine Weltkarte für Portugal zu zeichnen. Fra Mauro hat
zwei Mappa mondo gezeichnet; eine soll schon fertig gewesen sein als
er für die andern den Auftrag erhielt; portugiesische Handelsleute haben
wahrscheinlich von jener Karte Nachrichten nach Portugal gebracht. An der
Karte hat Frater Maurus in seinen zwei letzten Lebensjahren (1457 — 1459)
gearbeitet. In den Jahrbüchern des Camaldulenser-Ordens sind Schreiber
und Zeichner, die an der Karte zu arbeiten geholfen haben, genannt,
ferner sind die Arbeitsdauer und ihr Lohn genau angegeben; es sind Aus-
lagen für ifDinten) Farben, Lazur und Goldblättchen verzeichnet, dies
alles auf Rechnung des Königs von Portugal. In dem Jahrbuche, das
damals von dem Abte des Klosters Gherardi Maphaeus, dem nachherigen
(vom Jahre 1448) Patriarchen von Venedig, im vulgär venetianischen Dialekte
geführt wurde, heisst es: „14S7 , 8. Fevrier: Per che io avi contad da
Topographische Karle des Gebietes St. Michel di Leramo in Istrien. 35
Don Benedetto Miani per nome del Segnor re de Portugal in summa
ducati 28. — Adi 8. Ferrer: La majestad del Segnor re de Portugal
die dar a di sopradicto, per che io ho dado a Sier Lio Roso cotadi in
horo per suo nome per pagar pentori per lavorar il suo mappa mundi
et per altre spexe in summa ducati 11. — Adi 21. Octobris: che io
ho dado contadi a Frar Mauro per pagar un scriptor a lavorado over
scripto, zorni 17 a raxon de soldi 12 a zorno, monta lire 17 soldi 4
rala soldi 124 per ducato. Adi 7. Octobris 1458, contadi a don Fran-
cisco de Cherso per pagar un scriptor, et quäl scripse al dicto mappa,
mundi zorni 4 a soldi 14 al zorno. Adi 11. Fevrier 1459; A don Francesco
de Cherso per far comprar azuru per la dicta opera etc. 1459, 17, Marzo
a la majestad del Segnor re de Portugal die dar a sopradicto per chassa,
che io ho dado a don Francesco de Cherso, che Fra Mauro mando a
dimandar per certe opere, lui äice aver fatte per il mappa mondo ducati
due. 1459, 24. Avril: Don Nicolo nostro mi ha dicto, che essendo io
a capitolo a camalduli, e sta salda la razon a messer Stephano Trevixan
per il dicto Segnor, quando per il dicto Messer Stephano li fo mandado
il suo mappa mundi."- Die Karte ward auf Verlangen des Königs nach
Portugal geschafft und diente den Portugiesen als Wegweiser auf ihren wei-
teren Entdeckungsfahrten um Afrika nach Ostindien. Dieselbe soll noch
im Jahre 1528 vorhanden gewesen sein im Benedictiner-Kloster vonAlcobaza;
Franz da Sousa Tauvarez habe sie nach der Mittheilung von A. Galvani
dort gesehen. Franz Alvarez erzählt, dass man den Seekapitänen, welche
mit zwei Karavellen im Jahre 1487 auf Entdeckungen ausgegangen, eine
Karte gegeben habe, welche von einer mappa mondo copirt war.
Die andere (zweite) Karte blieb im Kloster San Michel di Murano,
sie war zur allgemeinen Betrachtung ausgestellt. Von dieser Karte wird
behauptet, Fra Mauro habe sie zur Ehre der Republik unternommen,
weil er in einer Anmerkung sagt: per contemplacion di questa illustrissima
Signoria, non ha in se qael compimento che la doveria perche certo non
e possibile al inteleto human verificar in tutto senza qualche superna demon-
stracion questa cosmographia ove mappa mundi, de la quäl se puo aver
qualche notitia pice a degustacion che a suplimento del desiderio." Uns
aber scheint die Behauptung unwahrscheinlich zu sein, denn hätte Fra
Mauro die Karte zur Ehre der Republik unternommen, so hätte er sich
gewiss des Ausdruckes serenissima statt illustrissima bedient; so weit uns
bekannt ist, kommt der Ausdruck illustrissima Signoria in den gleichzeitigen
öffentlichen auf den Staat sich beziehenden Urkunden nirgends vor. Ferner
wäre jenes der Fall, so hätte man die Karte im Doggenpalaste oder
einem andern öffentlichen Gebäude zur allgemeinen Betrachtung ausgelegt;
die Karte hingegen war im Kloster S. Michel di Murano anfänglich in
der Kirche bis zum Jahre 1655, dann in einem Bibliothekzimmer aufbe-
wahrt, nach der Aufhebung des Klosters S. Michel war die Karte im
Jahre 1811 nach dem Doggenpalast gebracht, wo sie in Sala delo scudo
im vergoldeten Rahmen eingefasst als ein geographisches Meisterwerk des
XV. Jahrhunderts gezeigt wird.
Die Karte hat bei sechs Fuss Höhe, hat die elyptische Form (von
West nach Ost länger gestreckt, als von Nord nach Süd), und ist auf
Pergament gezeichnet. Bei Gebirgen, Ländern, Strömen, Ortschaften kommen
theils weitläufigere, theils kürzere Anmerkungen vor, geschrieben vorherrschend
mit hellrother Dinte, im venetianischen vulgär Dialekte. Die Karte ist in schönsten
c»
36 P. Matkovich.
und feinsten Farben und mit niedlichen Miniaturbildern ausgestattet, im
vergoldeten Rahmen eingefasst, in dessen Ecken die Weltsysteme abge-
bildet sind. Die Mappa mondo enthält drei Erdtheile der alten Welt, ferner
eine Menge kleiner und grösserer Inseln, die wegen Mangels an Raum
am Rande zusammengedrängt sind. „In questo oceano so?io motte insulae
te quäl non ho notado per non haver loco. i( Die Grenzen sind im Osten
Java major, im Südosten Cataj, im Nord endet sie mit Permia (Samojeden);
im Nord- West erstreckt sie sich bis Skandinavien und Island; im West: an die
Westküste von Spanien; im Südwest bis Cap Verde und Senegal; die Entdeckun-
gen von Alvise da Cadamosto (1454 — 56) sind hier genau bezeichnet, im Süd
bis Afrika und den Südcap. Die Mitte der Erdkarte ist bezeichnet durch eine
metallene Platte — gleich einem flachen Knopfe — gestellt zwischen
Chaldea, Assirien, Mesopotamien, in Armenien am Ararat, von wo nach der
Sündfluth die neue Bevölkerung ausging. Das Ost-Meer (grosser Ocean)
ist mit dem Atlantischen verbunden; die Nilquellen sind wunderbar gezeich-
net, entspringend aus dem Inneren Afrikas. Die damals bekannten Länder
dreier Erdtheile, welche bei andern Cosmographen zum Theil fehlen, sind
alle aufgenommen.
Die Karte stellt die geographischen Kenntnisse des XV. Jahrhun-
derts dar; der Cosmograph hat die Entdeckungen der berühmten Reisen-
den des Mittelalters trefflich benützt; er bemerkt in einer Note: „per-
tando dico nel tempo mio ho solicitado verificar cum la experientia, investi-
gando per molti anni, e practicando co?i persone degne dl fede, te quäl hano
veduto ad occhio quelo, che qul suso fedelmente demostri. Er beruft sich bei
Norwegen auf Petrus Quirinus; für den Osten benützte er Reisebe-
richte von Marco Polo, Sanudo Torsello, Conti und Barbaro, für den
Norden Nicolo und Antonio Zeni für den Süden die Entdeckungen der
Portugiesen, zumal die von Alvise da Cadamosto.
Fra Mauro soll nach der Angabe von Gherard. Maphaeus vordem
20. October 1459 mit dem Tode abgegangen sein, denn in dem Codei
von G. Maphaeus heisst es: „Memoria faco, chome che copie di mappa
mondi e de desegnl e scripture de /rar Mauro ho depositade al moni-
stier de misser san Zuane de la Zudecha in man del prior del dicto
Monastier, zoe don Andrea te quäl scripture e desegni tutti sono posti
in una chassa over bancho e serradi con un luchetto, la chiave del
quäl le qui apresso de mi. Ho auto tuto indrieto questo deposito adi 25.
Oktubrio 1464. Es ward dem berühmten Kartographen von seinen Zeitge-
nossen eine Denkmünze geschlagen wie sie auf der nächstfolgenden Seite darge-
stelt ist, mit der Umschrift: Frater Maurus S. Michaelis Moranensis de
Yenetiis, ordinis Camaldulensis Cosmographus incomparabilis.
Zum Schlüsse fügen wir noch einige Worte über die Veranlassung der
Anfertigung der Fra Mauro'schen Karte von Istrien bei.
An die Karte knüpft sich ein mehrmaliger Streit, der ausgebrochen
war zwischen dem Bischöfe von Parenzo und dem Abie des Klosters von
Si. Michel di Lemmo. Die Prozessacten sind enthalten im VI. und VII. Bande
der Camaldulenser Annalen, welche meist nach den Urkunden, die im Archive
von S. Michael di Murano bei Venedig sich vorfanden, ausgearbeitet sind.
Das Kloster S. Michel di Lemmo am Gestade des gleichnamigen
Busens auf der Westseite der Halbinsel Istrien gelegen, ward um das Jahr
1003 durch Romuald gegründet und die istrianische Gräfin Wilpurga
beschenkte es im Jahre 1040 mit reichen Gütern. Die Schenkung der Gräfin
Topographische Karte des Gebietes St, Michel di Lemmo in Istrien.
37
Wilpurga an das Kloster von Lemmo bestätigte nachher in einer andern
Urkunde ihre Tochter, die Gräfin Azcika. Man liest noch auf der topogra-
phischen Karte des Gebietes von Lemmo: „sepultura per madona Vilpurga."
Ferner heisst es in einer Anmerkung an der Grenze von Parenzo und S.
Michel di Lemmo : area rata e sepultura per madona azcicha contre croxe ;
dann auf einer andern Stelle unweit der Strasse die von der Ortschaft
Orsera (an der Westküste der Halbinsel) nach St. Lorenzo (landeinwärts)
führt, steht geschrieben: „Monte Passini, da qesto monte comenza la terra
S. Michel che fode Madona Azcika come se contien nel istrumento de lodata
zon .... (Lücke) la quäl madona. . . . (zweite Lücke) monestier ditto. Diese
Stelle bezieht sich, da unweit des Berges die Kirche S. Michel steht, wahr-
scheinlich auf die Güter, welche die Gräfin Azcika der in der Gegend erbau-
ten Kirche geschenkt hatte.
In der ersten Hälfte des elften Jahrhunderte« brach der Streit zwi-
schen dem Bischöfe von Parenzo und dem Abte von S. Michel di Lemmo
aus wegen des Zehentes, den der Bischof von den Leuten des Klosters for-
derte. Der Abt protestirte und berief sich an die noch damals lebende
Gräfin Azcika; diese aber trug den Streit vor den Kaiser Heinrich III.
mit dem Bemerken, sie habe den Klosterbrüdern die Umgegend von Lemmo
geschenkt, damit diese leben und Arme aufzunehmen vermögen. Der Kaiser
entschied den Streit zu Gunsten des Abten und der Bischof musste auf
den Zehent im klösterlichen Gebiete verzichten. Der Bischof schloss darauf
38 P. Matkovich.
den Frieden mit der Gräfin und sie schenkte ihm die Gegend um das Sab-
Ioner (?) Gebirge.
Im vierzehnten Jahrhunderte brach abermals der Streit zwischen den
Herren beider Gebiete, dem Bischof von Parenzo und den Klosterbrüdern
von Lemmo aus, denn jener nahm den Camaldulenser Mönchen, denen das
klösterliche Gebiet gehört hatte, bedeutende Besitzungen weg und vergab
sie an die Tempelherren. Paulus Venerius zur selben Zeit Vorstand des
Klosters von S. Michel di Murano, auf dessen Zuthun das Kloster von S.
Michel di Lemmo dem von Murano einverleibt ward, führte Klage bei der
Begierung in Venedig als die Leute des Kastells von S. Lorenzo die Abtre-
tung der Landgüter verweigerten. Der Doge Antonio Venerio schrieb in
der Angelegenheit an den Vorsteher der Gemeinde von S. Lorenzo, er solle
beide Partheien oder deren Stellvertreter hören, die Schenkungsurkunde
genau untersuchen, das Land besehen und darnach das Becht sprechen. Als
Vertreter und Anwalt des Klosters erschien der Mönch Lazar, es mangelte
ferner nicht an den Vertretern der Bepublik und der Gemeinde von St.
Lorenzo.
Das Urtheil war im December des Jahres 1394 gefällt, und der Pro-
zess endete zu Gunsten des Klosters, alle usurpirten Besitzungen trat die
Gemeinde von S. Lorenzo an das Kloster von Lemmo ab; sodann ward die
Grenzregulirung zwischen den Gebieten von Parenzo und S. Lorenzo Orsera
und S. Michel di Lemmo auf Grund der Schenkungsurkunde vom Jahre
1040 und den darin bezeichneten Landgütern, Weiden und anderen Besitzun-
gen vorgenommen. Die Grenze begann mit dem Berge Paxinus.
Nachher brach der Streit noch ein paarmal zwischen dem Bischöfe
und dem Abte wegen der Besitzungen aus, bis im Jahre 1456 von dem
Bathe zu Venedig der Prozess zum Vortheile des Klosters entschieden, und
somit dem Streite auf immer ein Ende gemacht wurde. Der Doge Foscari
bestimmte die Grenze zwischen den einzelnen Gebieten wie unsere Karte sie
darstellt. Gleich darauf ist die Karte von Fra Mauro gezeichnet worden,
um alle Streitigkeiten fernerhin zu vermeiden und die Bechte des Klosters
auf den Besitz des Gebietes von Lemmo zu wahren.
IV.
Über den Reichenauer-Berg in Mähren.
Von
J. F. Julius Schmidt.
In dem Abschnitte „pseudo-vulkanische Erscheinungen" beschreibt Land-
grebe in seiner Naturgeschichte der Vulkane, Bd. II. p. 128 — 130 den
Berg bei Beichenau im westlichen Mähren , und folgt dabei der Schilde-
rung des Professors Glocker, welche man in P o gg endo rf's Annalen B. 54.
p. 157 ff. findet. Glocker's Ansicht, nach welcher die Phänomene dieses
aus Quadersandstein bestehenden Berges an ähnliche bei den Schlamm-
vulkanen von Modena erinnern, hatte mich schon im Jahre 1855 angeregt,
Ueber den Reichenauer-Berg in Mähren. 39
den von Olmütz aus so leicht erreichbaren Berg zu besuchen; doch kam
ich nicht eher dazu, als am 22. August 1858. Auf dieser kurzen Fahrt
nahm ich Herrn Tschermack mit, damit, falls sich etwas Remerkenswer-
thes am Gesteine des Berges finden sollte, dies sicher beschrieben werden
könnte. Um einigermassen nützlich die Zeit anzuwenden, nahm ich den
gewöhnlichen Reisebarometer, und den bei anderer Gelegenheit schon mehr-
fach erwähnten Metallbarometer A' mit, um einige Höhenmessungen aus-
zuführen. Dieser diente als Basis die früher von mir bestimmte Seehöhe
der Sternwarte zu Olmütz, woselbst ich am 22. August sehr genaue eorres-
pondirende Beobachtungen am Normalbarometer anstellen Hess. Die Resultate
setze ich zuerst übersichtlich her. Obgleich die Entfernung des Reichenauer-
Berges von Olmütz nur 7 bis 8 Meilen beträgt, habe ich die berechneten
Höhenunterschiede doch nicht unmittelbar mit der Seehöhe der Sternwarte
verbunden, sondern durch mehrfache Combinationen lieber an den Bahnhof
von Landskron angeschlossen, welcher dem Reichenauer-Berge nördlich sehr
nahe liegt. Durch oftmalige Fahrten auf der Rahnstrecke zwischen Olmütz
und Prag war ich im Stande, die Höhenunterschiede der einzelnen Stationen
recht genau zu ermitteln, wozu seit dem Sommer 1856 ausser dem gewöhn-
lichen Quecksilberbarometer noch 3 Metallbarometer gedient haben. Da
indessen noch nicht alle Reobachtungen reducirt werden konnten, so beschränke
ich mich darauf, für diesmal nur die Reobachtungen von 1855, Juni 25.,
Juli 3., August 4., August 14. und August 22. zu benützen, an welchen
Tagen stets der Normalbarometer in Olmütz abgelesen ward. Für August
14. habe ich meine Reisebeobachtungen auch aus Wien und Prag verbunden,
indem ich die autographischen Curven benützte, die ich Seitens Wien der
Mittheilung des Herrn Dr. Lukas an der k. k. meteorologischen Central-Anstalt,
Seitens Prag der Mittheilung des Herrn Professors Kofistka und des Herrn
Astronomen Karlinsky verdanke. Ich fand sonach, indem ich durch
-j- eine Steigung der Rahn bezeichne, und mich für die Höhenangaben
stets der Toise bediene (1 Wien. Klft. = 0,97312 Toise):
Höhenunterschiede der Bahnhöfe
Olmütz
t
— Stephanau = -f 2,465 beob. an 6
Tagen
. 9 Combinat.
Stephanau
— Littau = + 8,493 „ „6
»
. 9
3»
Littau
— Müglitz = -f 9,088 „ „ 6
a
. 10
91
Müglitz
— Lukawetz = + 4,073 „ „ 6
n
. 9
9
Lukawetz
— Hohenstadt = -j- 7.986 „ „ 6
»
. 9
M
Hohenstadt
— Budigsdorf = -f 28,601 „ „ 3
9t
. 7
9
Budigsdorf
— Landskron = + 4,921 „ „3
n
. 7
99
Wird
die Seehöhe des Olmützer-Bahnhofes =
109,75 Toisen
gesetzt,
so hat man
für die andern Stationen:
t
Stephanau = 112,21 = 673 Par.
Littau = 120,71 = 724 „
Müglitz = 129,80 = 779 ,
Lukawetz = 133,87 = 803 „
Hohenstadt = 141,85 = 851 „
Budigsdorf = 170,46 = 1023 „
Landskron = 175,38 = 1052 „
Fuss.
»
»
X
9
9
»
An dem Reichenauer-Rerge wurden die Höhen mit beiden Instrumenten
meist gleichzeitig gemessen, wobei ich in Retreff der Sicherheit der Resultate
40
J. F. Julius Schmidi
des Metallbarometers auf meine frühern Untersuchungen verweise. Die Resul-
tate sind die folgenden:
Dorf Reichenau, Quellbrunnen h = 175,05 1050 per. Fues.
„ „ Wirthshaus b. d. Kirche = 179,23
Hügel N. 0. v. d. Kirche = 205,55
Fuss der westlichen steilen Bergwand (a) = 228,68
Gipfel des Reichenauer-Berges (b) Fig. 1. = 273,60
Der mittlere Teich II.
Der westliche Teich I.
Wall zwischen Beiden (g) Fig. 2.
Wall von II. südlich (i) Fig. 2.
Wall von II. südwestlich (k) Fig. 2.
Tunnel westlich von b (d) Fig. 1.
Steinbruch im N. W. (B) Fig. 1.
Reichenau, nördlichstes Haus
Um die Localität etwas näher zu
flüchtige Skizze des Berges beifügen ,
von Landskron gezeichnet habe :
= 267,74
= 266,08
= 268,62
= 268,79
= 270,42
= 250,33
= 199,82
= 174,90
beschreiben,
wie ich sie
= 1050
= 1076
= 1233
= 1372
= 1642
= 1606
= 1596
= 1612
= 1613
= 1622
= 1502
= 1199
= 1094
werde ich
auf dem
eine nur
Bahnhofe
Fig. 1.
I f 1
Auf dem Bahnhofe zu Landskron sieht man den östlichen und nörd-
lichen Abhang des langgestreckten, von mittelhoher Waldung zum grossen
Theile bedeckten Berges. Man bemerkt sogleich den freistehenden hohen
Baum A, in der Nähe der Kuppe, und, an der Seite, wo das Dorf
Reichenau beginnt, den Steinbruch B. Jeder Fremde kann, wenn er gleich
bei B hinaufsteigt, und auf dem Rücken den Pfad im Walde verfolgt,
leicht ohne Führer zu den Teichen in der Nähe des Gipfels gelangen.
Etwa bei d zeigt sich eine Lichtung, und es führt dort bei Holzhütten
ein Pfad rechts , oder südlich an der steilen Wand abwärts gegen den
südlichen Theil von Reichenau, wo die Kirche steht. Folgt man aber von
d aus der ursprünglichen Richtung, indem man auf den leicht erkennbaren
Baum A zugeht, so trifft man bald in b den höchsten Punkt des Pfades,
der wahrscheinlich mit dem Gipfel des Berges identisch ist. Von b an
senkt sich der Weg abwärts, und nach einigen Minuten gewahrt man rechts
oder südlich durch Lichtungen in dem dichten Gebüsche die grüne Wiesen-
fläche des ersten und grössten oder westlichen Teiches I, von wo aus
man eben so leicht auch die beiden andern findet.
Die zweite Figur soll nur ganz beiläufig die Lage der drei Wiesen-
teiche veranschaulichen. I ist der westliche, gegenwärtig leicht zugäng-
lich, wenn man den Pfad g h trifft, nicht so verwachsen wie zur Zeit
Glockers, und in allen Theil en zu betreten, weil das Wasser verschwun-
den ist, und der mit Gras und vielen Blumen bewachsene Moosboden
hinlängliche Tragkraft besitzt. Man bemerkt, dass man hier Wiesenland
hat gewinnen wollen, und findet auch einige schmale Gruben, um den
Ueber den Reichenauer-Berg in Mähren. 41
West.
Pfad im Walde.
Ost.
steile südliche Wand.
Abzug der Wasser zu reguliren. Der Umfang beträgt circa 106 Toisen,
die grosse Axe etwa 40, die kleine dagegen 13 bis 15 Toisen. Die
Fläche liegt l 3 / 4 Toisen tiefer als die mittlere II, und diese scheint bis
auf ein Geringes, mit III dieselbe Höhe zu haben. Die trennenden Wälle
g und m sind ganz unbedeutend. Den Umfang des Waldsaumes in II
fand ich zwischen 40 und 50 Toisen, die grosse Axe des feuchten Theiles
gegen 12, die kleine = 4 bis 5 Toisen; ebenso für III den Umfang
des innern Waldsaums = 37 Toisen, die grosse Axe etwa 20, die kleine
7 Toisen lang. Während am 22. August die westliche Wiesenfläche I
trocken war, fanden wir in II und III den mittleren Theil mit Wasser
bedeckt, aus welchem fast überall die Grashalme aufragten. Mit Ausnahme
der Mitte III, wo die Tiefe des Wasserlochs etwa 3 Fuss betrug, hatte
das Wasser sonst nur 2 bis 15 Zoll Tiefe, und zeigte nirgends die
Spur von Blasen, oder sonst eine ungewöhnliche Erscheinung. Die hohen
Temperaturen des Wassers könnten auffallend erscheinen, wenn man nicht
in Betracht zöge, dass die lange Einwirkung der Sonne in regenlosen
Tagen wohl im Stande sei, diese durch den Wald ringsum sehr geschütz-
ten Stellen, bei so geringer Wassertiefe, in beträchtlicher Weise zu
erwärmen. Ich fand:
Flächel. WasserimMoosboden, aufgegrab. Stelle = 16,6° Cels. Luft =20,<>5CeIs.
Freisteh. Wasser in einem kl. Graben =19,1 „
Flächeil. Wasser am südlichen Rande, zwischen 24,°6 und 19,°1 Cels.
„ am nördlichen Rande, „ 26, 5 „ 21, 6 „
Bodentemperatur im Wala^, 4 Zoll tief = 13,°4 „
Fläch. III. Wasser in der Mitte, wo es 3 Fuss tief = 19,«1 „
„ an einer flachen Stelle =24, 4 „
Diese Temperaturen in 1600 par. Fuss Meereshöhe sind vielleicht
einigermassen befremdend, und lassen es wünschenswerth erscheinen, dass
sie gelegentlich zu verschiedenen Zeiten wieder untersucht werden; doch
bin ich jetzt der Meinung, dass sie nur von der Sonnenwärme herrühren.
Stellt man sich ungefähr in die Mitte jeder dieser drei Wiesen,
so mahnt der Anblick wohl an ähnliches in andern Ländern, und wenn
man Kleines mit Grossem vergleichen dürfte, an einige, mit Moosboden
ausgefüllte Moore der Eifel, sowie an den flachen, theilweise mit Cultur-
land und Wald bedeckten Crater des Monte Cigliano bei Pozzuoli; aber
man darf über solche beiläufige Analogie im Ernste nicht hinausgehen.
Wir haben es hier keineswegs mit Cratern zu thun, sondern mit einer,
auf dem Süden des Berges von 0. — W. ziehenden, flach gebauten Furche,
42 J- F.Julius Schmidt.
in deren Grund an tiefen Stellen sich diese drei Wasserlacken gebildet
haben. Die scheinbare Craterform wird nur zu sehr durch die Lage der
Waldung, durch die Abdachung der Baumgipfel begünstigt, und nicht weniger
durch die innere runde Begrenzung des Waldsaumes. Viele holsteinische Seen
in der Gegend von Eutin und Ploen gewähren, wenn auch in grossem
Maassstabe, einen ähnlichen Anblick, und zeigen keine Erscheinungen, welche
an sogenannte pseutlo-vulkanische Bildungen, oder gar an normale Vulkane
auch nur entfernt erinnern.
Was aber dem Beichenauer-Berge durch Glocker den Namen eines
pseudo-vulkanischeu Berges verschafft hat, ist das, allen dortigen Bewohnern
sehr bekannte Getöse, und diese Erscheinung verdient ohne Zweifel alle
Aufmerksamkeit, und eine strenge und gründliche Untersuchung. Landgrebe
erzählt darüber (nach Glocker) Folgendes: „Das Wasser im ersten Bassin
„(nach meiner Bezeichnung Nr. III) befindet sich meist in einem ruhigen Zu-
stande, allein im Sommer, hesonders bei trockener Witterung, steigen Luft-
blasen aus demselben und bedecken seine ganze Oberfläche. Ist dieses
„Letztere der Fall, so entsteht oft zugleich im Innern des Berges ein dum-
„pfes, aber weithin hörbares Geräusch, einem fernen Kanonendonner ähnlich,
„das oft meilenweit gehört wird. Besonders zeigt sich dasselbe vor einem
„herannahenden Gewitter, und diese Erscheinung gilt bei den Bewohnern
„der Umgegend als eine ausgemachte Thatsache. Unwillkührlich wird man
„hier an ähnliche Phänomene bei den modena'scheu Schlamm-Vulkane erin-
nert; auch dort glaubt man — wie wir gesehen — an eine grössere
„Thätigheit dieser Salsen, wenn ein Gewitter bevorsteht Glocker
„hält es für bemerkenswerth, und vielleicht für das bis jetzt einzige Bei-
spiel dass die Gebirgsart, auf welcher die Erscheinung stattfindet, Quar-
„dersaudstein, also ein neptunisches Gebilde ist; allein wir haben schon
„früher gesehen, dass auch die modena'schen Gasvulkane aus einem Sand-
„steingebirge, und zwar aus Macigno Sandstein hervorbrechen."
Während unserer Anwesenheit in Beichenau fanden wir diese Aus-
sage vollkommen bestätigt; jeder kannte das Getöse, und es scheint von
alter Zeit her bekannt zu sein. Die deutsche Bevölkerung hat daher den Aus-
druck „der See rumpelt", und nimmt an, dass auf dem Berge ein grosser
und unergründlicher See vorhanden sei, wozu indessen viel fehlt, denn
wie wir gesehen haben, gibt es nur 3 kleine, theilweis schwach mit
Wasser bedeckte Flächen, und was die Unergründlickeit anbelangt, so
will dies hier, wie in vielen andern Fällen, einfach nur sagen, dass
man entweder niemals gemessen habe, oder dass im Falle einer Messung
die 2 oder 3 Klafter lange Sonde zu kurz war. Auf genaues Befragen
erhielten wir auch die Bestätigung des Umstandes, dass nicht auf meilen-
weite das Getöse gehört werden könne, sondern dass es meistens in
grösserer Entfernung besser vernommen werde, als in Beichenau und am
Berge selbst. Dies wäre nicht ohne Beispiel, wenn man sich dessen
erinnert, dass das Getöse des Vesuvs zuweilen in sehr grossen Entfer-
nungen vernommen ward, während man es in Neapel als das gewöhn-
liche bezeichnete; dass man (nach v. Humboldt) dieBramidos des Cotopaxi
in 40 bis 50 Meilen Entfernung wahrnahm, ohne dass es in der Nähe
als unmessbar, als unangebbar mächtig beschrieben wurde. Allein es lässt
sich wenig daraus schliessen, und es fehlt uns ein gemeinsames Maass,
um Schallphänomene an verschiedenen Orten miteinander vergleichen zu
können.
Seit dem Jahre 1856 wollte man das Getöse des Berges (welches
niemals mit einer Erschütterung verbunden ist) nicht vernommen haben; aber
Ueber den Reichenauer-Berg in Mähren. 43
mehrfache Aussagen geben an, dass es stark am 1. oder 2. August 1858
gehört wurde, gerade während der aussergewöhnüchen Regenperiode, welche
damals in Sachsen und Böhmen durch Ueberschwemmungen so viel Un-
glück angerichtet hat. Als wir am 22. August den Berg besuchten, war
es still. Nachmittags zog von S. 0. ein Gewitter herauf, und wir ver-
nahmen den fernen Donner, als wir oben mit den Messungen beschäftigt
waren. Ein uns begleitender alter Mann unterschied aber den Ton des
Donners leicht von dem Getöse des Berges, welches er vor Zeiten oft
gehört hatte. Bestimmte Nachrichten, namentlich Zeitangaben in schrift-
lichen Notizen konnten wir nicht auftreiben; ich erfuhr nur, dass Niemand
sich an ein Erdbeben in dieser Gegend erinnert, und dass das beträcht-
liche Erdbeben in Ungarn (1858 Jan. 15. Abends), welches seine Schwin-
gungen über Olmütz hinaus bis Mährisch-Tribau ausdehnte, in Reichenau an-
geblich nicht mehr verspürt wurde.
Ueber die geognostische Beschaffenheit des Reichenauer-Berges ver-
danke ich Herrn Gustav Ts chermack folgende Aufschreibung:
„Den vom Professor Glocker hierüber gemachten Mittheilungen kann
nur noch Weniges hinzugefügt werden , da der Bau und Bestand des
Gebirges bei geringer Ausdehnung ein sehr einfacher ist.
Das Gestein ist ein feinkörniger Kalk- und eisenreicher Plänersand-
stein, welcher hie und da kleine Mergelparthien einschliesst. Die grün-
graue Farbe desselben geht an den, der Atmosphäre ausgesetzten Flächen
in Folge eintretender Oxydation sehr bald in eine braune oder gelbliche
über, so dass der Sandstein an der Bergoberfläche überall mit diesen
Farben auftritt.
Die im Allgemeinen NNW. — SSO. streichenden Schichten stehen mit
steiler gegen Ost gerichteter Neigung auf den Sandsteinen und Conglo-
meraten, die von Glocker als dem Rothliegenden zugehörig erkannt,
namentlich am nordwestlichen Fusse des Berges zu Tage treten.
In dem Steinbruche, der an dem nördlichen Ausläufer des Berges
seit nicht langer Zeit eröffnet ist, konnte das Streichen N. 20° mit
einer Neigung der Schichte von 70 — 80° beobachtet werden. Die Schich-
tenköpfe stehen sonach an dem ganzen Berge gegen West hinaus, daher
der Berg bei grösserer Steilheit und einer mehr steinigen Oberfläche auf
dieser Seite eine dünnere Bewaldung zeigt und der Kamm von West
gesehen sich wie eine Mauer hinzieht.
In der Umgebung der Sümpfe auf dem Bergrücken tritt stets das-
selbe Gestein mit demselben Schichtenbaue auf, so dass es mir merk-
würdig erscheint, dass unter diesen Umständen auf dem Kamme eine Stag-
nation der Regenwasser eintreten konnte, wenn gleich der beckenförmige
Bau des Rückens an der Stelle der zwei südlichen und am nördlichen
Sumpfe hiefür günstig ist (die westliche Vertiefung wurde in neuerer Zeit
künstlich zum Theile entwässert). Man wollte nämlich vermuthen, dass bei
so steiler Schichtenlage und häufiger Klüftung, das Wasser wenigstens den
Schichtungsflächen nach leicht durchsickern könne.
Vielleicht steht diese Art des Schichtenbaues und das Vorhandensein
der Sümpfe mit dem bereits von Glocker und Schmidt besprochenen
Schallphänomene in einem Zusammenhange, worüber freilich nur genauere
Beobachtungen während des Auftretens jenes Phänomens, namentlich über
das Verhalten der oben stagnirenden Wässer, Aufschluss geben könnten.
44 Dr. Wilhelm Barth.
Ob jener Zusammenhang besteht, wird sich auch nach gänzlicher Trocken-
legung jener Sümpfe zeigen.
An dem ganzen Berge ist von organischen Resten im Sandsteine
wenig zu sehen. Bios einige Pflanzenspuren konnte ich in dem erwähn-
ten Steinbruche bemerken.
Die Flora der zwei westlichen Sümpfe hat nichts charakteristisches.
Sparsames Schilfrohr, xanec caespitosa, stricta, vulgaris, am Rande die
gewöhnlichen Arten der Eestuca und Poa. Die Blüthen von Ranuticulas
Flammida, bringen einige Abwechslung hervor, hie und da umsäumt ein
Rasen von Nardus stricta die Sümpfe.
Das grösstenteils ausgetrocknete westliche Becken hat ganz den Cha-
racter einer nassen Wiese, auf der bei unserem Besuche zwischen den
Halmen der Seggen der weissen Blüthen der Evphrasia officinalis durch-
leuchtete.
V.
Versuch einer Erklärung der verhältnissmässig höheren
Temperatur an den Polen der Erde aus dem Verhältnisse
zwischen Sonne und Erde.
Nach Angaben von Jakob Barth bearbeitet
von
Dr. Med. Wilhelm Barth.
Mitgflheilt in der Versammlung; der k. k. geographischen Gesellschaft am 4. Jänner 1859.
Die Ansicht, dass die Pole der Erde zugleich auch die Kältepole
seien, d. h. dass an diesen Punkten der Erde die niedrigste Jahrestem-
peratur herrsche, war bis zum Beginne unseres Jahrhunderts die allgemein
geltende. Die Beobachtung, dass man, je weiter man von dem Aequator
gegen die beiden Pole vordrang, eine um so niedere Temperatur fand
und der Umstand, dass die Pole die am weitesten vom Aequator ent-
fernten Puncte der Erde seien, verliehen dieser Ansicht bei der Unmög-
lichkeit einer Untersuchung an Ort und Stelle einen solchen Grad von
Wahrscheinlichkeit , dass man ihre Richtigkeit bezweifeln zu dürfen gar
keine Ursache zu haben schien. Aber die Schwierigkeiten, welche sich
der Auffindung der nordwestlichen Durchfahrt im nördlichen Eismeere
entgegenstellten, veranlassten bald sehr verschiedene Meinungen über die
Möglichkeit der Lösung dieses Problems; während die Einen dieselbe
geradezu für unmöglich erklärten, behaupteten andere und zwar gewich-
tige Autoritäten auf das Bestimmteste das Gegentheil. Diese Controver-
sen waren die natürliche Veranlassung zur genaueren Erwägung der
in jenen Gegenden herrschenden Verhältnisse; auch die Ansicht über
die Temperatur an den Polen der Erde unterzog man einer genauen
Prüfung, welche anfangs Zweifel gegen die Richtigkeit derselben , in
der Folge aber Hipothesen und Theorien erzeugte , welche eine der
Versuch einer Erklärung der veihältnissmässig höheren Temperatur an den Polen etc. 45
vorigen ganz entgegengesetzte Ansicht über die Temperatur dieser Puncte
begründen sollten, und deren thatsächliche Bestätigung man in einigen
Beobachtungen der Nordpolarfahrer gefunden zu haben glaubte.
Auf Grundlage theoretischer Schlüsse und Combinationen meinte man
nämlich annehmen zu dürfen, dass jenseits des 80° n. B. eine verhältniss-
mässig höhere Temperatur herrsche, als in den anliegenden südlicher
gelegenen Zonen, dass somit der Nordpol nicht von ewigem Schnee und
undurchdringlichem granitfesten Stockeise starre, sondern dass jenseits die-
ser unwirthbaren und trostlosen Breitegrade ein höheres animalisches
und vegetabilisches Leben angetroffen werde und daselbst eine offene See
ihre eisfreien Fluthen treibe, welche den Schiffen jeden Curs ungehin-
dert zu steuern gestatte.
Dieses Paradoxon stützte man auch auf eine Beobachtung des Capitän
Parry; dieser hatte auf seiner so ruhmreichen Expedition im Jahre
1819 — 20, auf welcher er durch den Lancastersund und die Barrow-
strasse bis zur Banksstrasse vordrang, zwischen den Gebieten von North-
Devon und North -Cornwallis gegen Norden hin einen offenen Meeresarm
gesehen, den er Wellingtoncanal nannte. Man vermuthete nun, dieser
offene Meeresarm führe in das eisfreie Polarbassin, so dass man auf die-
sem Wege den Meridian der Barringsstrasse leichter erreichen dürfte.
Einen weiteren thatsächlichen Beleg für die Richtigkeit ihrer Ansicht
sahen die Vertreter eines eisfreien Pularbassin in der Lage des magne-
tischen Poles, der während der von Capitän John Ross in den Jahren
1829 bis 1835 angeführten Expedition von dessen Neffen James Ross
im 73°35' n. B. ausgemittelt worden war, indem man die Vermuthung
aussprach, es sei nicht wahrscheinlich, dass der magnetische Pol und der
Pol des Frostes bei ihrer wenn auch noch nicht bewiesenen aber doch
mutmasslichen verwandtschaftlichen Beziehung zu einander in so grosser
Entfernung von einander gelegen sein könnten.
Obschon nun diese Ansicht, schon wegen des scheinbaren Wider-
spruches mit den natürlichen Verhältnissen der Dinge, Anfangs nur wenige
Anhänger zählte, so gewann sie doch bald einen ausgebreiteten Kreis
von Verehrern, indem man keine Gelegenheit, die sich darbot, unbenutzt
vorüber gehen Uess, um die neue Theorie durch scheinbar unwiderleg-
liche Thatsachen zu befestigen.
Besonders verbreitet wurde aber dieselbe zur Zeit, als die engli-
sche Regierung, abgeschreckt durch die ungünstigen Erfolge in dem
Bemühen die Nordwest-Passage aufzufinden, nach der Rückkehr des Capi-
tän John Ross, welcher nach fast vierjährigem Aufenthalte im nördlichen
Archipelagus keine glücklicheren Resultate als seine Vorfahrer erlangt
hatte, sich von den so kostspieligen Unternehmungen im Norden gänzlich
abzuwenden und für die am nördlichen Eismeere gebrachten Opfer Ersatz
in der südlichen Polarsee zu suchen schien. Da verbreitete sich das
Gerücht, als wollten die Russen und Amerikaner die von den Engländern
scheinbar aufgegebenen Entdeckungen im nördlichen Eismeere weiter ver-
folgen. Da regte sich der Nationalstolz; man war gewohnt, die Aufsu-
chung der Nordwest-Passage als ein Erbgut der englischen Nation und die
Lösung dieses Problems als mit der Ehre der englischen Flotte unzer-
trennbarverbunden zu betrachten. Das Bewusstsein von der Grösse derThat und
von der Wichtigkeit der Lösung der Frage für die Wissenschaft war in
die weitesten Kreise gedrungen und man war daher auf allen Seiten auf
46 Dr. Wilhelm Barth.
das eifrigste bemüht, um so schnell als möglich eine Expedition auszu-
rüsten und vor den Amerikanern an Ort und Stelle zu sein. Als einen
der mächtigsten Hebel zur Förderung des nationalen Unternehmens benützte
man die wo möglich allgemeinste Verbreitung der Idee eines eisfreien
Polarbassin.
Die Folge dieser allseitigen Bemühungen war die Ausrüstung einer
Nordpolexpedition im Jahre 1845 unter Sir John Franklin. Das geheim-
nissvolle Schicksal Franklins und seiner tapferen Gefährten erregte die
lebhafteste Theilnahme und so tief wir auch das beklagenswerte Loos
dieser Helden betrauern müssen, so müssen wir hinwieder gestehen, dass
gerade dieses räthselhafte Ende der Expedition die günstigsten Folgen
für die Wissenschaft und die Schiffahrt nach sich zog. Gegen Norden
richteten sich die Augen und die Herzen Aller; es wurde Ehrensache, die
Verschollenen aufzufinden und ihnen Rettung zu bringen.
Aber auch für die Vertheidiger der Ansicht einer eisfreien Polarsee
war das räthselhafte Ende dieser Expedition nicht nur kein Gegenbeweis,
sondern sie fanden gerade hierin einen Beweis für die Richtigkeit ihrer
Ansicht; sie sagten nämlich: Franklin habe — gemäss seinen Instructionen,
welche ihn anwiesen, durch die Barowstrasse gegen Westen vorzudrin-
gen, und wenn die südlich und südwestlich führenden Meeresarme unfahr-
bar befunden würden, den Wellingtoncanal zu versuchen, Franklin habe
diesen Weg eingeschlagen, habe so das eisfreie Polarmeer erreicht, daselbst
eine relativ höhere Temperatur, ein höheres Thier- und Pflanzenleben,
somit alle Mittel zu seiner Erhaltung angetroffen — nur sei ihm die Rück-
kehr durch die Eiswüste versperrt.
Zu solchen fast an das Märchenhafte gränzenden Vorstellungen liess
man sich hinreissen.
Hervorgerufen und unterstützt wurde diese Ansicht durch den Wall-
fischcapitän Penny, welcher der zweiten Expedition zur Rettung Franklin's
im Jahre 1851 unter Capitän Austir beigegeben war mit der Weisung,
im Wellingtoncanal zu kundschaften Er kam mit der überraschenden
Nachricht zurück, dass er im oberen Wellingtoncanal ein milderes Klima
und Spuren eines höheren Thier- und Pflanzenlebens und einer offenen
See zu einer Zeit angetroffen habe, zu welcher die Barowstrasse für die
Schiffahrt noch in tiefem Winter lag.
So war Penny der erste, welcher die Theorie eines eisfreien Polar-
meeres durch die That zur Wahrheit zu machen schien. Allein die Freude
sollte nicht lange dauern. Schon im folgenden Jahre 1852 gelang es
Capitän Bei eher im Wellingtoncanal weiter nach Norden vorzudringen,
als Penny je gekommen war. Er hatte jenseits des 76° n. B. die Mün-
dung des Canals und die offene See gefunden. Aber wie gross war
seine Enttäuschung! Statt der milderen Temperatur heftige, orkanähnliche
Stürme; statt der ruhigen See ein von furchtbaren Eismassen durchwog-
tes tosendes Meer, das jedem Schiffe unabweislichen Untergang drohte !
Ueberdiess war der Zugang zur Mündung des Canals durch undurchdring-
liche Eismassen versperrt.
Dieser Bericht des Capitän B eich er war nicht sehr erfreulich für
die Anhänger der neuen Theorie: aber ungeachtet dieser so ungünstig
lautenden Nachrichten liess man den Muth nicht sinken, ja mit den stei-
genden Hindernissen steigerten sich sogar die Vorstellungen zu den san-
guinischesten Träumereien und es hätte nicht viel gefehlt, so hätte man
Versuch einer Erklärung der verhältnissmässig höheren Temperatur an den Polen etc. 47
das Arcadien der Dichter an den Nordpol verlegt. Das Glück war ihnen
auch günstig; sie fanden auch einen zweiten Verfechter an Capitän Ing-
lefield, welcher ebenfalls im Jahre 1852 im Smithsunde bis zu 78° 42"
21" vordrang und von da nordwärts, so weit das Auge reichte, eine
eisfreie See erblickt haben will. Dadurch wurde Belcher's Bericht neu-
tralisirt. Inglefield sagt, dass nur die vorgerückte Jahreszeit und der
Mangel an Lebensmitteln ihn abgehalten hätten, der so lockenden Einla-
dung diese See weiter zu befahren nachzukommen. Aber auch diese
Entdeckung wurde von dem letzten der nordischen Helden — dem ver-
ewigten Dr. Kane — in das Bereich der visionären Entdeckungen ver-
wiesen, während Kane seinerseits berichtet, dass durch seine Expedition
das eisfreie Polarbassin entdeckt worden sei. So wurde diese Frage von
den Seefahrern abwechselnd behauptet und widerlegt, und man konnte es
als ein gutes Omen bezeichnen, dass sie. obwohl widerlegt — schliesslich
dennoch wieder behauptet wurde.
Dr. Kane's Entdeckung ist bis jetzt weder bestätiget noch wider-
legt worden , und wir haben — im Hinblick auf die vorausgegangenen
Täuschungnn auf diesem Gebiete wohl das Recht, den Bericht Kane's
näher zu prüfen, bevor wir uns seinem Spruche unbedingt unterwerfen.
Kane berichtet nur, dass sein Matrose Mort on, begleitet von dem
Esquimo Hanns Christia n, den Humboldtgletscher umging, dass er, nach-
dem er sich auch von dem Esquimo getrennt hatte, am westlichen Aus-
laufe des Gletschers einen offenen Canal fand — den Kennedycanal —
dessen Breite er auf 32 Meilen schätzt. Je weiter nordwärts er kam,
um so eisfreier wurde das Wasser, an dessen Rande Seehunde und
Seevögel immer zahlreicher erschienen: auch grüne Gräser und einzelne
Arten der arctischen Flora fanden sich vor. Morton verfolgte die
Küsten immer weiter nordwärts , die Höhe des Washingtonlandes zur
Rechten, den Canal zur Linken. Am 24. Juni 1854 erreichte er den
äussersten Punct. Er erklimmt jenseits des 81° n. B. das Cap Consti-
tution bis zu einer Höhe von 480 Fuss , und pflanzt hier , Angesichts
einer nach Norden hin unübersehbaren in offenen, eisfreien Fluthen wo-
genden See, welche gegen Westen hin die kühn emporsteigenden Höhen-
bildungen des Grinellandes bis über den 82° n. B. sichtbar bespült, in
begeisterter Stimmung die amerikanische Flagge auf. Morton führte Kom-
pass, Sextanten und einen künstlichen Horizont mit sich.
Kane war durch Krankheit gezwungen zurückgeblieben, und er ver-
fasste diesen Bericht auf die Erzählung seines Matrosen, welcher allein
— denn selbst von dem Esquimo hatte er sich getrennt — diese Ent-
deckung machte, preisgegeben allen Eindrücken der erhabenen und gross-
artigen Natur, in einer durch fabelhafte Luftspiegelungen und andere oft
stundenlang andauernde Sinnestäuschungen die unbefangene Beobachtung
gefangen nehmenden Gegend, nach einer die Nerven aufregenden und
höchst anstrengenden Reise , und nach vierwochentlicher Trennung von
seinem Herrn und Meister, den er krank und unbefriediget von seinen
bisherigen Resultaten zurückgelassen hatte. Eine unter solchen ausseror-
dentlichen Umständen gemachte Entdeckung kann bei aller Ehrfurcht vor
Kane, bei aller Ehrenhaftigkeit M orton's doch von der Wissenschaft nicht
als unbedingte Wahrheit angenommen werden, und diess um so weniger,
je wichtiger und folgenreicher eben diese Entdeckung für die Wissen-
schaft ist.
Drei Mal innerhalb eines Jahrzehends sollte die offene See im Nor-
den gesehen worden sein! Zwei Mal war die Entdeckung gemacht wor-
48 Dr. Wilhelm Barth.
den von erfahrenen und gebildeten Seefahrern, umgeben von ihren Mann-
schaften und Offizieren — und beide Entdeckungen wurden in der Folge
als irrthümlich zurückgewiesen. Das dritte Mal wurde sie gemacht von
einem — wenn auch ehrenhaften — doch weniger gebildeten Manne,
welcher ohne alle Begleitung war.
Wenn man diesen Verlauf der Geschichte dieser Entdeckung berück-
sichtiget, so könnte man schliesslich fragen: ob denn nicht Penny sowohl
als auch Inglefiel d Recht hatten mit ihrer Behauptung und ihre Censoren
Unrecht? Penny soll die offene See im oberen Wellingtoncanal gesehen
haben. Ein Jahr darauf findet Belcher, welcher bis zum 76° vordrang,
wohl die Mündung des Canals und eine offene See, aber von Treibeis
und Eisbergen durchbraust. Im Jahre 1852 soll Inglefield die offene See
im 78° im Smithsunde gesehen haben. Zwei Jahre später ist Kane nicht
im Stande, daselbst eine See zu entdecken; sein Matrose musste bis zum
81° vordringen, und entdeckt sie daselbst. Wir sehen , dass die Ent-
deckungen der Vorfahrer von ihrem Nachfolger nur in höheren Breiten
bestätiget wurden. Ist da der Gedanke nicht nahe liegend, dass bei der
Aehnlichkeit der Polarwelt mit der Natur der Hochgebirge dort solche
Vorgänge statt finden, wie hier, dass so wie hier die Gletscher wach-
sen, auch dort die Region des ewigen Eises immer weiter um sich
greife? Freilich wird man sagen ist der Zeitraum von ein oder zwei
Jahren viel zu kurz bemessen , um solche ausgedehnte Veränderungen
hervorzubringen; aber finden wir nicht auf der südlichen Seite der Polar-
zone die Thatsache festgestellt, dass auf Puncten, welche gegenwärtig von
allen menschlichen Ansiedlungen verlassen sind, die Ueberreste von mensch-
lichen Wohnstätten und die Spuren einer untergegangenen Thier- und
Pflanzenwelt vorhanden sind, und ist es nicht möglich, dass bei dem vor-
handenen Wasserreichthume die Eisbildung unter günstigen Umständen
rasch und im ausgedehntesten Maasse stattfinde? dass also jenseits des
80° n. B. wirklich die offene See einstens gewesen, welche aber durch
den stettigen Eisbildungsprocess immer weiter gegen den Nordpol
zurückgedrängt werde.
Unter den Theoretikern, welche die Ansicht einer eisfreien Polarsee
auf das lebhafteste befürworteten, ragen Dr. August Petermann in
Europa und der Astronom und Geograph Maury in Amerika besonders hervor.
Petermann hatte schon vorder Entdeckung Inglefield 's in verschie-
denen Blättern Ansichten und Hypothesen über das Thier- und Pflanzen-
leben in der hohen Polarzone und über eine offene See in den noch
nicht erreichten hohen Breitengraden ausgesprochen. Der Bericht Ingle-
field's bestärkte ihn in seinen Ansichten auf das Lebhafteste. Allein Peter-
mann war nicht im Stande, die arctischen Autoritäten von der Richtigkeit
seiner Theorien zu überzeugen; man hielt ihm die Gesammtheit aller bishe-
rigen Entdeckungen entgegen; man wies daraufhin, dass Capitän Phipps
im Jahre 1773 bis zum 81», Capitän Parryim Jahre 1827 bis zum 82° 40"
23" vorgedrungen waren, ohne die offene See zu finden. Petermanns Ansich-
ten wurden von Scoresby und Beechey im Jahre 1853 in den Times so ent-
schieden widerlegt, dass sie allen Halt verloren zu haben schienen, und es
den Anschein hatte, als wäre diese Frage für immer abgethan. Petermann
selbst zog sich zurück.
Mit ungleich günstigerem Erfolge schien Maury in Amerika für die
Sache aufzutreten. Er war auf Grund theoretischer Combinationen zu dem
Schlüsse gekommen, dass jenseits des 80° n. B. eine eisfreie See und ein
höheres Thier- und Pflanzenleben herrsche, und wusste seine Theorie, welche
Versuch einer Erklärung der verhältnissmässig höheren Temperatur an den Polen etc. 49
ein neues System der phisikalischen Geographie zu gründen geeignet schien,
auf scheinbar unwiderlegbare Thathsachen und Grundsätze zu stützen , dass
sie den Anforderungen der Wissenschaft vollkommen gerecht wurde, und als
Kan e's Bericht bekannt wurde, nahm er keinen Anstand, diese seine mit so
grosser Zuversichtlichkeit gefasste Voraussetzung als eine vollendete Thatsache
hinzustellen. Maury sucht die Gründe für seine Behauptung in den Meeresströ-
mungen und erklärt die verhältnissmässig höhere Temperatur am Nordpol für
eine Wirkung des submarin in das Polarbassin eintretenden warmen Golfstromes.
Dr. Brandes, Mitglied der geographischen Gesellschaft zu Berlin,
hat in einem im zwanzigsten Hefte des Jahrbuches zum Konversationsle-
xikon abgedruckten Aufsatze, welchen ich zum Entwurf dieser Skizze
benützte, die Aussprüche Maury's einer eingehenden Kritik unterzogen und
ist zu dem Schlüsse gekommen, J; dass von dem Richterstuhle der Wis-
senschaft die ganze, so anziehend ausgemalte Maury'sche Vorstellung von
dem in der Tiefe des Meeresgrundes zu dem Punkte des Nordpols hin-
aufgetriebenen Golfstrom, von der Bedeutung desselben im Haushalte der
Natur, von den eigenthümlichen Umständen, welche seine warme Tempe-
ratur, durch eine Zone furchtbaren Frostes hindurch bis zum Nordpol
hinauftreten für nicht viel mehr als ein geistreiches, lebensvolles Traum-
bild erklärt werden müsse. K
Dr. Kane, welchem Maury seine Theorie einer submarinen Einströ-
mung des Golfstromes gerne unterlegen möchte, gibt eine den Verhält-
nissen bei weitem natürlichere Ursache der beobachteten Meeresströmun-
gen an. Er sagt nämlich, dass dem Polarmeere die Gewässer dreier
Continente zugewandt seien, ein Zufluss, welcher noch vermehret werde
durch die in den hohen Breiten gesteigerte Präcipitation. Im Gegensatze
solcher Zuflüsse könne in dem überfüllten arctischen Bassin auch ein
Ausgang nicht fehlen, durch welchen sein Inhalt unter einer von den
Gesetzen der Strömung unabhängigen Operation gegen den Aequator zu
hinweggeräumt werde. Diess führt ihn dann sistematisch weiter zur Auf-
zählung der drei Eismeerstrassen des Polarbassins.
Es scheint somit den Theoretikern nicht besser zu ergehen , als
den praktischen Seeleuten — auch sie fanden mit ihren Ansichten nicht
unbedingten Glauben.
In neuester Zeit hat Dr. Robert Froriep in seiner Schrift: „das
Klima am Nordpol" die Aufmerksamkeit auf den Einfluss der Luftströmun-
gen gelenkt, der sich in der Gegend des Poles in hohem Grade gel-
tend machen müsste , wo die sämmtlichen Aequatorialströmungen der
Theorie nach zusammentreffen. Diese müssten nicht nur eine Erhöhung
der Temperatur bedingen, sondern auch durch ihre Abkühlung am Pol
mächtige Niederschläge bilden , woraus sich die aus dem Polar-Meer
beständig hervorkommenden Meeresströmungen erklären und zwar führen
sie diesem Meere meteorologisches, d. h. salzfreies Wasser zu, was wie-
derum mit der Beobachtung übereinstimmt, dass der Salzgehalt des Meeres
gegen die Pole zu abnehme. Vielleicht Hesse sich, meint der Verfasser
hiemit auch das Phänomen des Nordlichts in Zusammenhang bringen;
denn es sei wahrscheinlich, dass durch das Zusammentreffen vieler Aequa-
torialströme in der kalten Polargegend furchtbare Gewitter entständen,
deren Widerschein eben das Nordlicht sein dürfte.
So lautet die Inhaltsanzeige dieser Schrift im VI. Hefte des Jahr-
ganges 1857 von Petermann's Mittheilungendes geographischen Institutes
Mittheilungen der k. k. geographischen Gesellschaft III. Bd. 1. Heft. ''
50 Med. Dr. Wilhelm Barth.
zu Gotha. Ich war nicht im Stande, diese Schrift selbst zu Gesichte zu
bekommen und die ausführliche Deduction Froriep's kennen zu lernen, bin
daher auch nicht im Stande dieselbe zu prüfen; nur so viel sei mir
gestattet, darüber zu bemerken, dass es mir gewagt erscheine, die Luft-
strömungen, deren Einfluss auf die Temperatur einer Gegend wohl ohne
Zweifel ist, als die letzte Ursache dieser Temperatur hinzustellen, indem
ich glaube, dass die Luftströmungen eher durch die Temperatur, als diese
durch jene hervorgebracht werden dürften, so dass also Ursache und Wir-
kung im umgekehrten Verhältnisse aufgefasst seien , abgesehen von der
Schwierigkeit der Erklärung, wie die Luftströmungen, die am Aequator auf-
steigen und in Folge ihres geringeren Gewichtes und des Bestrebens sich
auszudehnen doch immer nur in einer beträchtlichen Höhe der Atmosphäre
gegen die Pole abfliesen werden, ihre warme Temperatur durch alle Brei-
tengrade hinauf bis zum Nordpol erhalten?
Soviel über die Geschichte dieser gewiss nicht uninteressanten und
unwichtigen Frage.
Wir wollen nun untersuchen in wie weit es denn überhaupt gerecht-
fertiget sei, an den Polen eine verhältnissmässig höhere Temperatur anzu-
nehmen; wir wollen bei dieser Untersuchung absehen von allen Hypothesen
und Ueberlieferungen, und nur dasjenige Verhältniss ins Auge fassen, wel-
ches die wirkliche Ursache der Erwärmung unserer Erde ist , nämlich das
Verhältniss derselben zur Sonne, als seiner Licht- und Wärmequelle.
Es ist bekannt, dass die Centralwärme der Erde aufgehört hat, Ein-
fluss auszuüben auf die Temperatur der Oberfläche derselben, und dass diese
allein abhängt von der Wärme, welche sie von der Sonne erhält. Allein
es wird nicht die ganze Erde auf einmal von der Sonne erleuchtet und
erwärmt, sondern nur ein Theil derselben und zwar jener, welcher der
Sonne zugekehrt ist.
Der andere Theil der Erde, welcher der Sonne nicht zugekehrt ist,
wird auch von den Strahlen der Sonne nicht getroffen , somit auch nicht
erwärmt, und es wird daher seine Temperatur um so viel niedriger sein, als die
Sonnenwärme beträgt, welche die der Sonne zugekehrte Seite der Erde
empfängt. Dadurch entstehen zwei, jeder eine Hälfte des Erdsphäroids um-
schliessende Räume von ungleicher Temperatur, indem der zwischen der
Erde und Sonne gelegene Raum eine höhere , hingegen der die von der
Sonne abgewendete Seite der Erde umhüllende Raum eine niedrigere Tempe-
ratur hat.
Während der täglichen Umdrehung der Erde um ihre Axe bewegen
sich alle Theile derselben abwechselnd in diesen beiden Räumen und werden
daher vermöge des Bestrebens der Wärme, in den Körpern und ihrer
Umgebung sich in's Gleichgewicht zu setzen, während sie sich in dem
zwischen der Erde und der Sonne gelegenen, als der mit höherer Tem-
peratur erfüllten oder dem Tagraume bewegen, Wärme aufnehmen, hin-
gegen in dem, die von der Sonne abgewendete Seite der Erde um-
schliessenden von niedriger Temperatur erfüllten oder dem Nacht- oder
Schattenraume, Wärme abgeben oder ausstrahlen. Auf diese Weise findet
die Ausgleichung zwischen der Temperatur eines Punctes bei Tage und
der bei der Nacht statt und es wird somit die mittlere Temperatur
eines Erdstriches abhängig sein von dem Verhältnisse zwischen der Wärme-
aufnahme und der Wärmeabgabe oder der Ausstrahlung. Alles daher,
Versuch einer Erklärung der verhältnissmässig höheren Temperatur an den Polen etc. 51
was die Ausstrahlung während der Nacht vermehrt oder vermindert, wird
eben so wie alles, wodurch die während des Tages der Erde zugesendete
Wärme mehr oder weniger wirksam gemacht wird , eine entsprechende
Veränderung in der mittleren Temperatur hervorbringen.
Abgesehen von den Modißcationen, welche durch die grössere und
geringere Leitungsfälligkeit eines Körpers hervorgebracht werden können,
ist die Abgabe der Wärme vorzüglich abhängig: 1. von dem Unter-
schiede zwischen der Temperatur des erwärmten Körpers und der des
Raumes, in dem er sich befindet; 2. von der Zeit, durch welche er in
diesem Räume verweilt und 3. von der Grösse des Raumes, in welchem
die Ausstrahlung statt findet.
Dieses Verhältniss gilt auch von der Wärmeaufnahme, wenn ein
Körper in einem Räume von gleichmässiger Temperatur sich befindet.
Aber das Verhältniss ändert sich sogleich , wenn ein Körper , so wie
unsere Erde, in eine Wärmeströmung zu liegen kommt. Hier ist die
Richtung, in welcher die einzelnen Theile von den Wärmestrahlen ge-
troffen werden, von grossem Einfluss, und je mehr abweichend von der
Senkrechten, je schiefer die Theile getroffen werden, um so geringer ist
— bei übrigens gleicher Dauer der Einwirkung — ihre Erwärmung.
Während der Umdrehung der Erde um die Sonne, d. h. während
der Dauer eines Jahres haben alle Theile der Erde gleich lange Zeit
Tag und eben so lange Zeit Nacht.
Obwohl nun während dieser Zeit alle Theile der Erde gleich lange
Zeit Tag haben, d. h. Wärme aufnehmen, so ist doch ihre Erwärmung
nicht gleich gross, indem bei der sphäroidalen Gestalt der Erde die
Strahlen der Sonne nur an einer Stelle, nämlich am Aequator senkrecht
auffallen können, und daher nur an dieser Stelle am wirksamsten sein
werden; je weiter hingegen ein Ort von dieser Stelle gegen die Pole zu
entfernt liegt, desto schiefer wird derselbe von den Strahlen der Sonne ge-
troffen, desto weniger wirksam und desto geringer wird die Erwärmung
desselben sein.
Aber eben so, wie alle Theile der Erde während der Dauer eines
Jahres gleich lange Zeit Tag haben, eben so haben sie während dieses
Zeitraumes gleich lange Zeit Nacht, während welcher sie die bei Tage
aufgenommene Wärme theilweise wieder abgeben oder ausstrahlen. Die
Ausstrahlung findet statt gegen den Planetenraum, dessen Temperatur Fou-
rier auf — SO berechnet hat. Hier findet die Ausstrahlung ihre Grenzen.
Im Vergleiche zu dieser niederen Temperatur wird selbst das zu Eis
erstarrte Wasser noch immer eine höhere Temperatur besitzen und Wär-
mestrahlen abgeben. Es werden daher die in der Nähe der Pole gele-
genen Orte trotz ihrer geringeren Erwärmung ebenso wie die südlich
gelegenen Breiten so lange Wärme abgeben, bis das Gleichgewicht in
der Temperatur hergestellt ist.
Die Beobachtung Capitän Parry's, welcher auf Melville-Island eine Tem-
peratur von — 48° und des Capitän Ross, welcher später die Temperatur
von — • öl , die niedrigste natürliche, bis jetzt beobachtete Temperatur,
beobachteten, scheint für diesen Vorgang zu sprechen.
Da wir nun in der südlichen Zone niemals eine so niedrige Tem-
peratur beobachten , so können wir annehmen , dass die Abgabe der
Wärme während einer Umdrehung der Erde um die Sonne auf allen
Punkten derselben gleich gross sei — oder wenn ich mich eines bild-
d*
52 Med. Dr. Wilhelm Barth.
liehen Ausdrucks bedienen darf — ein Thermometer würde, wenn dieser
Vorgang durch dasselbe messbar wäre , an allen Punkten um eine gleiche
Anzahl Grade sinken, nur würde in den südlichen Breiten die Scala bei
einem höheren, in den nördlichen bei einem tieferen Gradpuncte ihren
Ausgang nehmen.
Wenn nun während der Dauer eines Jahres oder eines Umganges
der Erde um die Sonne die Abgabe der Wärme an allen Puncten der
Erde als gleich gross angenommen werden kann, während die Aufnahme
der Wärme um so geringer ist, je entfernter ein Ort vom Aequator liegt
und da die Pole die am weitesten vom Aequator gelegenen Orte sind,
so würde daselbst auch die niedrigste mittlere Temperatur sein , wenn
nicht daselbst eigentümliche Verhältnisse obwalten würden , bei de-
ren Prüfung sich die Gründe einer entgegengesetzten Ansicht heraus-
stellen.
In der Bahn, welche die Erde um die Sonne beschreibt, sind be-
kanntlich die wichtigsten Puncte jene, an welcher das Aequinoctium und
das Solstitium eintritt.
Wie verhält sich nun die Erde bezüglich der Wärmeaufnahme und
Abgabe dieser Zeit?
Zur Zeit der Aequinoctien werden nicht bloss am Aequator, sondern auch
an allen übrigen Puncten der Erde Tag und Nacht gleich lang sein, und dieser
Zeitpunct ist es, an dem die eigenthümlichen Verhältnisse an den
Polen zur Beurtheilung der vorliegenden Frage besonders ersichtlich
werden.
Da zu dieser Zeit die Verhältnisse bezüglich der Aufnahme so wie
der Abgabe von Wärme während einer Umdrehung der Erde um ihre
Axe d. i. während eines Tages denselben Verhältnissen während einer
Umdrehung der Erde um die Sonne, d. i. während eines Jahres in so-
fern annalog sind , als während des Zeitraumes dieses Tages ebenso,
wie in dem Zeiträume eines Jahres alle Theile der Erde gleich lange
Zeit Tag und gleich lange Zeit Nacht haben, d. h. gleich lange Zeit
Wärme aufnehmen und eben so lange Wärme abgeben, so wird die mitt-
lere Tagestemperatur zur Zeit der Tag- und Nachtgleichen der mittleren
Jahrestemperatur der verschiedenen Zonen entsprechen und es dürfte daher
nicht unstatthaft sein, die Stellung der Erde zur Zeit der Aequinoctien
als Mittel zur annäherungsweisen Bestimmung der mittleren Temperatur
an den Polen zu benützen.
Zur Zeit der Tag und Nachtgleichen bewegen sich alle Theile der
Erde während einer Umdrehung derselben um ihre Axe 12 Stunden in
dem Tagraum und eben so lange in dem Nachtraum; sie nehmen daher
durch 12 Stunden Wärme auf und geben während den andern 12 Stun-
den von der aufgenommenen Wärme an den von den Sonnenraum ent-
blössten Schattenraum so viel ab, als nöthig ist, um die bestehende
Temperatur zu erhalten.
Während nun alle Theile der Erde 12 Stunden Nacht haben und
Wärme abgeben, fallen an den Polen die Sonnenstrahlen während des
ganzen Umschwunges der Erde, also während der vollen 24 Stunden des
Tages ununterbrochen in die oberhalb den Polen befindliche Atmosphäre,
Figur 1. und indem sie hiedurch um so mehr in einer gleichmässi-
gen Temperatur erhalten werden wird, als auch der oberhalb befind-
liche Baum ganz von Sonnenstrahlen erfüllt ist, und daher kaum eine
Versuche einer Erklärung der verhiiltnissmässig höheren Temperatur an den Polen etc. 53
Ausstrahlung nach oben hin statt-
finden wird, bildet diese Atmos-
phäre, wie aus der nebenstehenden
Figur ersichtlich ist, für die Pole
und deren nächste Umgebung eine
Decke,wodurch die Ausstrahlung der
bei Tage aufgenommenen Wärme
wärend der Nacht wenn auch nicht
ganz aufgehoben, so doch in un-
gleich geringerem Masse stattfinden
wird , als an allen von den Polen
weiter entfernten Breitegraden, und
es wird daher in eben demMaasse,
als die Ausstrahlung vermindert ist,
die mittlere Tagestemperatur zur
Zeit der Tag und Nachtgleiche an
den Polen beziehungsweise hö-
her sein.
Dieses Verhältniss be-
schränkt sich aber nicht bloss
auf die Pole und deren nächste
Umgebung , sondern erstreckt
sich noch über einige anstossende
Breitegrade hinaus. Denn wir finden ,
dass diejenigen Sonnenstrahlen, welche,
wenn sie ungebrochen durch die At-
Fig. 1
Stellung der Erde zur Zeit der Aequinoctien
E die Erde. A die Atmosphäre. S Son-
nenstrahlen. N Nachtraum, a der von
Sonnenstrahlen erfüllte Theil der Atmo-
sphäre ober den Polen a' der von Son-
nenstrahlen erfüllte Planetenraum.
Erde
in die
mosphäre gehen würden , die
tangiren, beiläufig im 82° d. B.
Atmosphäre eintreten.
Es sei Fig. 2. E die Erde, A die
Atmosphäre , b d die Polarachse der
Erde = 1715.8 geographische Meilen.
Da die Atmosphäre wegen der leichten
Verschiebbarkeit ihrer Theilchen dem Ge-
setze der Centrifugalkraft in hohem
Grade folgen und so wie die Erde einen elliptischen Körper bilden
wird , dessen Höhe zwischen 9 und 24 variiren soll, so werden wir die
niedrigste Höhe derselben mit 9 Meilen an den Polen ansetzen.
Es ist somit ab (Fig. 2) = 9 Meilen; die Polarachse des Sphäroides A.
ist gleich der Polarachse der Erde bd mehr der doppelten Polhöhe der
Atmosphäre. Ziehen wir nun eine Senkrechte zur a e auf den Punkt b,
so wird hb eine Tangente zur Ellipse E sein und demnach diejenigen
Sonnenstrahlen repräsentiren, welche den Nordpol tangiren, wenn sie unge-
brochen durch die Atmosphäre gehen würden. Aber die Linie hb wird
in der Ellipse A zugleich eine Halbordinate zu der Polarachse a e sein,
deren gegenseitige Abscissen ab und be sind. Nun ist das Quadrat der
Halbordinaten in der Ellipse gleich dem Producte aus den gegenseitigen
Abscissen; es wird somit
hb a = ab . be
ab =9; be = bd + de = 1715. 8 -f- 9 = 1724. e
hb- = 1724.« x 9 = 15523. 2
54
Med. Dr. Wilhelm Barth.
Nun sind aber hb und ab die Katheten des rechtwinkeligen Drei-
eckes ahb, folglich ah 2 = ab 2 -f hb 2
ab 2 = 81
hb 2 — 15523..
15604. 2 . d. i. der Werth für ah 2
Zieht man aus beiden Theilen die Quadratwurzel aus, so ist
y'ah* = /l,56,04. s = 124,9
ah ist also gleich 124. 9 geographische Meilen; und dies in Breitengrade,
den Grad zu 15 Meilen umgewandelt gibt 8. 3 Grade.
Es wird somit der Punct h annäherungsweise im 81 ° 7 d. B. liegen;
nun werden aber die Sonnenstrahlen bei ihrem Durchgange durch die
Atmosphäre gebrochen und gegen die Erde gelenkt und werden daher die
Atmosphäre noch unterhalb des angegebenen Breitengrades je nach der
Dichtigkeit derselben mehr weniger erfüllen. Es wird also vom 81° d. B.
nordwärts eine verminderte Wärmeausstrahlung, d. i. eine relativ höhere
Temperatur herrschen zur Zeit der Aequinoctien.
Da nun in allen bekannten Breitengraden die mittlere Temperatur
zur Zeit der Tag- und Nachtgleichen mit den mittleren Jahrestempera-
turen in soweit übereinstimmend ist, um von der einen auf die andere
annäherungsweise schliessen zu können, so wird eine auf die höhere
Temperatur zur Zeit der Tag- und Nachtgleiche gestützte Annahme einer
beziehungsweise höheren Jahrestemperatur an den Polen nicht ganz unge-
rechtfertigt erscheinen.
Der Zeit der Aequinoctien entgegengesetzt ist die Zeit der Solstitien,
und wenn es möglich ist, die beziehungsweise höhere Temperatur an
den Polen zur Zeit der Aequinoctien mit einer an Gewissheit grenzenden
Wahrscheinlichkeit auf eine einfache W^eise darzuthun, so ist dies zur
Zeit der Solstitien als der grössten Abweichung in der Stellung der Erde
gegen die Sonne zur Zeit der Aequinoctien wohl nicht eben so der Fall;
wir müssen uns hier begnügen, die Thatsachen insoweit festzustellen als
nothwendig ist, die Möglichkeit einer relativ höheren Temperatur auch zu
dieser Zeit ersichtlich zu machen.
Zur Zeit des Wintersolstitiums tangieren die Sonnenstrahlen die
Erde zwischen dem 56° und 67° der Breite und es werden die, die
Atmosphäre nun berührenden Strahlen etwa 90 Meilen ober den Polen
vorbei gehen. Fig. 3. Es sei E Fig. 3.
die Erde, A die Atmosphäre, ac s_ de S
die halbe Polarachse des at-
mosphärischen Sphäroids ; zieht
man zur ac aus dem Puncte c
unter einem Winkel von 23°5 zur
Periferie die Linie cd, so wird,
wenn gc die halbe Polarachse
der Erde ist, sowohl der Punct f,
als auch der Punct d 23°5 vom
Pole entfernt sein, d. h. zwischen
dem 66° und 67° liegen und eine
Versuch einer Erklärung der verhiiltnissmiissig höheren Temperatur an den Polen etc. 55
auf den Punct d der cd gefällte Senkrechte SS wird diejenigen Sonnen-
strahlen vorstellen, welche zur Zeit der Solstitien die Atmosphäre tangiren.
Es soll nun der Punct e beiläufig 90 Meilen ober dem Pole gelegen sein.
Da es sich nicht um einen mathematisch genau zu bestimmenden
Punct, sondern nur um eine annäherungsweise Berechnung handelt, so
können wir bei der geringen Entfernung des Punctes d vom Puncto a und bei
der geringen Abplattung der Erde absehen hievon und cd gleich setzen ac.
Der Bogen ad verhält sich nun zum Bogen fg, sowie ac zu gc;
oder Bogen ad = og " f x ac , Bogen fg ist gleich 35° 5 X 15 = 352,5
geogr. Meilen ac = 866. 9 und bc = 857. 9 geogr. Meilen; wobei bc
die halbe Polarachse der Erde und ac die halbe Polarachse der Erde
mehr der Polhöhe der Atmosphäre repräsentirt. Es ist somit Bogen a d
= 352 - ä 8 ^ ä 866 ' 9 = 356., geogr. Meilen.
Es sind somit in dem Dreiecke a c d alle 3 Seiten bekannt. Die Linie
db senkrecht zur ac wird die Höhe des Dreieckes sein = h; setzen wir
ac = a, de = b, ad = c und ab — x, so wird gc = a — x.
In dem A adb wird h a = c 2 — x 2
und in dem A dbc „ h 2 = b 2 — (a — x) 3
C 2 -
-X 2
=3
b 2
—
Ca
—
x) 8
=
b 2
—
a 2
+
2 ax — x»
—
+
+
C 2 — b 2 -f a 2 = 2ax
x = c 2 — b 8 4- a 2 ,
— ! oder
2a
x = 356.,* — 866. 99 + 866-22
1733,8
Dieses gibt x = 73., geogr. Meilen.
Hieraus können wir nun den Punct e berechnen. Zieht man die
Linie ea, so wird eb die Subtangente zur Tangente de oder ss sein.
eb besteht aus ea und ab = x. Nun ist nach der Formel
PT = 2ax — xx
a — x,
wobei PT die Subtangente, a die halbe Achse und x die Abscisse ist,
In dem vorliegenden Falle ist ab die Abscisse = 73., geogr. Meilen
die halbe Achse a = 866. 9 geogr. Meilen, es somit
eb _ 1733.8 x 73 t — 73. 2 t =152 geogr< Meilen .
866. 9 — 73.,
Da aber eb = ea -f- ab, und ab oder x = ag -f gb und ag
= 9 Meilen, so wird eg = 152. 9 — 73. 9 -f 9 = 88. 8 geogr, Meilen;
das ist die ungefähre Lage des Punctes e oder die Höhe des Raumes
zwischen den ungebrochenen Sonnenstrahlen und der Erde.
Aber diejenigen Sonnenstrahlen, welche durch die Atmosphäre hin-
durch gehen, werden bei ihrem Uebergange aus dem dünneren in das
immer dichter werdende und sodann aus dem dichteren in das dünner werdende
Medium diesem Verhältniss entsprechend gegen die Pole zu gebrochen und
werden somit nach der jeweiligen Dichtigkeit der Atmosphäre den Raum
zwischen den ungebrochenen Strahlen und der Erde mehr weniger gegen
die Pole zu erfüllen.
üfi
.Med. Dr. Wilhelm Barth.
Betrachten wir aber den Durchschnitt des Schattenraumes, wie er
sich zu dieser Zeit an den Polen darstellt in Figur 4, dessen Höhe aus
der obigen Berechnung ersichtlich gemacht ist , so sehen wir , dass
die Höhe des ganz von Sonnenwärme entblössten Baumes gegen den über
32000 Meilen tiefen Schattenraum der weiter von den Polen entfernten
Breitegrade so unverhältnissmässig klein ist, dass auch zur Zeit der Winter-
solstitien ein beziehungsweise ungünstigeres Verhältnis rücksichtlich der
Wärmeausstrahlung unzweifelhaft stattfindet, was noch dadurch unterstützt
wird, dass die Sonnenstrahlen oberhalb den Polen eine mit ihrem Ende
auf der Erde ruhende muldenförmige Decke bilden, welche eine Aus-
strahlung, wie sie zur Nachtzeit an den dem Aequator näher liegenden
Breiten statt findet durch einen verhältnissmässig sehr kleinen Durchschnitt
nur gegen das Innere des Schattenraumes gestattet.
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Versuch einer Erklärung der verhältnissmässig höheren Temperatur an den Polen etc. J>7
Weiters dürfte hiebei in Betracht kommen, dass bei der fast mehr
als sechs Monate ununterbrochen andauernden Erwärmung der Atmosphäre
an den Polen diese bei dem vorhandenen Wasserreichthum mehr mit
Wasserdämpfen geschwängert und daher auch mehr Wärme zu binden
und in den Nachtraum hinüberzuführen befähiget sein wird, als an jenen
Orten, wo Tag und Nacht in kürzeren Zwischenräumen auf einander fol-
gen und somit in der bei Condensirung dieser Dämpfe frei werdenden
Wärme den Ersatz für die an den Nachtraum abgegebene Wärme in sich
selber um so längere Zeit finden dürfte, als der ihr gleichsam zur Er-
wärmung zugewiesene Raum verhältnissmässig klein ist.
Wir finden somit, ausgehend von dem Satze, dass die mittlere Ta-
gestemperatur zur Zeit der Tag- und Nachtgleichen annäherungsweise gleich
sei der mittleren Jahrestemperatur, mit einer an Gewissheit grenzenden Wahr-
scheinlichkeit, dass zur Zeit der Aequinoctien an den Polen in Folge der ver-
minderten Wärmeausstrahlung eine verhältnissmässig höhere Temperatur
herrsche, als in den angrenzenden südlicher gelegenen Zonen; wir finden
dasselbe Verhältniss auch, aber nur mit einiger Wahrscheinlichkeit zur Zeit
des Wintersolstitiums eines Poles und können somit schliessen, dass es nicht
nur wahrscheinlich, sondern auch möglich sei, dass an den Polen eine ver-
hältnissmässig höhere Temperatur herrsche, als in den südlicher gelegenen
angrenzenden Zonen, und nach der oben angeführten Berechnung zur Zeit
der Aequinoctien würde sich diese Erscheinung bis beiläufig zum 82° d. B.
erstrecken.
Dieses fände auch seine Bestätigung in der Lage des Kältepoles, wel-
chen Alexander von Humboldt in seinen Isotherm-Curven auf der asiatischen
Seite unter dem 79° auf der amerikanischen Seite unter dem 78° d. B. be-
stimmt und wir könnten somit auch annehmen, dass die Entdeckung Mortons,
wenn sie gleich unter Umständen gemacht wurde, die bei der Annahme
derselben zur grösten Vorsicht mahnen, kein leeres Trugbild der Phan-
tasie, vielleicht gemacht zum Tröste und zur Aufmunterung seines kranken
und unbefriedigten Herrn, sondern dass sie eine wirkliche Thatsache sei,
während die angeblichen Entdeckungen Penny's und Inglefield's nach dem
eben auseinander gesetzten Verhältniss mit Bestimmtheit als unwillkürliche
oder absichtliche Täuschungen erklärt werden müssen.
In wie fern nun diese verhältnissmässig höhere Temperatur an den
Polen geeignet sei, jene glücklichen Verhältnisse im Thier- und Pflanzen-
leben und den — von den Schiffern so sehnlichst gesuchten — eisfreien
„Wasserhimmel" hervorzubringen, diess zu bestimmen, halte ich gegenwär-
tig für noch nicht möglich. Es müssen da noch viele andere Fragen de-
ren Lösung wir noch entgegen sehen, berücksichtiget werden.
Schliesslich sei es mir noch gestattet, aus der eben entwickelten
Theorie eine Ansicht über die mögliche Entstehung des Nordlichtes ablei-
ten zu dürfen.
Die Fähigkeit der Atmosphäre unter günstigen Umständen Wasser-
dämpfe in hohem Grade aufzunehmen und dieselben sainmt der hieran ge-
bundenen Wärme in den Nachtraum hinüber zu führen, dürfte zur nähe-
ren Erklärung des Nordlichtes einige Beachtung verdienen, indem es mög-
lich wäre, dass die durch anfängliche Wärmeentziehung eingeleitete Con-
densirung dieser Dämpfe so rasch und allgemein fortgesetzt würde, dass
der Abfluss der dadurch frei gewordenen Wärme, welcher an den Polen
nur nach innen zu statt finden könnte, unter Lichterscheinungen erfolgen würde.
58 Karl Sonklar von Innstätten.
VI.
Über einige Ilöhenmessungen der Gebrüder A. und II. Schlagintweit.
Von
Karl Sonklar von Innstätten,
k. k. Major.
Mitgetheilt in der Versammlung: der k. k. geographischen Gesellschaft am 18. Jänner 1859.
Im zweiten Hefte, zweiten Jahrgangs der Mittheilungen der k. k. geo-
graphischen Gesellschaft, deren Mitglied zu sein auch ich die Ehre habe,
findet sich, gleich auf der ersten Seite beginnend, eine Besprechung der
von den Gebrüdern Schlagintweit im Jahre 1848 ausgeführten barometri-
schen Höhenbestimmung des Grossglockners, welche bekanntlich die Zahl
von 12158 P. F. = 12494 W. F. lieferte. Wäre diese Angabe richtig,
so würde dieser allerdings sehr schöne Alpengipfel den Ortles um nicht
weniger als 140 Fuss Höhe übertreffen, und demnach der höchste Punct der
österreichischen Monarchie und Deutschlands sein. Jene Besprechung rührt
von dem Herrn P. Urlinger, Benefiziat zu Gresten her, und tadelt
zuerst mit Grund das übermässige Vertrauen, welches die Gebrüder Schlag-
intweit in ihre barometrisch gewonnenen Höhenzahlen , gegenüber denjeni-
gen setzen, welche auf trigonometrischem Wege zu Stande gebracht wur-
den, und weist im Verfolg die mögliche Grösse des Fehlers, und daher
die Unzuverlässigkeit des erstgenannten hypsometrischen Verfahrens über-
haupt und besonders für den Fall nach, wenn die correspondirende un-
tere Station allzuweit von dem zu messenden Höhenpuncte entfernt liegt.
Hiedurch angeregt erlaube ich mir die Aufmerksamkeit der löblichen
Gesellschaft auf einige andere Höhenbestimmungen zu lenken, welche von
den Gebrüdern Schlagintweit in den Werken: „Untersuchungen über die
physikalische Geographie und Geologie der östlichen Alpen" und „Neue
Untersuchungen über die physikalische Geographie und Geologie der Alpen"
veröffentlicht wurden, und die theils dasselbe Uebermass von Vertrauen
in ihre mit dem Barometer erzielten Resultate, gegenüber den trigono-
metrischen Ergebnissen, und theils die Anwendung eines hypsometrischen
Verfahrens zeigen, welches wenig geeignet ist, jenes grosse Selbstver-
trauen zu rechtfertigen. Man hört zwar von manchen Seiten, und beson-
ders von Denjenigen, welche unsere Alpen und ihre natürlichen Verhält-
nisse genauer kennen, über die nicht immer zulängliche Begründung der
von den Gebrüdern Schlagintweit ausgesprochenen Sätze und Ansichten
klagen, dennoch aber sind bisher diese Klagen nur selten offen ausgespro-
chen worden, und auser Herrn Urlinger in Gresten, hat es meines Wis-
sens nur noch Otto Sendtner in München unternommen, einzelne Ergebnisse
S c h 1 a g i n t w e i t'scher Naturforschung zu kontestiren *) . Wenn ich nun
*) Siehe Jahrbuch der k. k. geologischen Reiehsanstalt, 1850 Nr. 2 pag. 301 „Berichti-
gungeiniger Angaben Schlagintweit's in Betreff der Isogeothermen der Alpen; von Otto
Sendtner." Abgedruckt aus der Zeitschrift „Flora* Nr. 7, 1850. Dieser Aufsatz bezieht
sichauf die von den Gebrüdern Schi agintweit. aus 38 Quellenbeobachtungen versuchte
Construction der Isogeothermen für jeden einzelnen Temperaturgrad, sowohl für die Cen-
tralalpen vom Ankogel bis Nauders, als auch für die nördlichen Kalkalpen und für die
südlichen Abfälle." Untersuchungen etc. S. 248.
t'eber einige Höhenmessungen der Gebrüder Schlagintweit. 59
im Folgenden diese und jene Höhenbestimmung der Gebrüder Schlagint-
weit einer etwas strengeren Kritik unterziehe, so will ich damit meine Ach-
tung vor den Talenten und den wissenschaftichen Verdiensten dieser Herren
nicht verläugnen; ich möchte damit nur der Wahrheit gerecht werden, und
es nebenher beklagen, dass hie und da Früchte des Denkens und mühevoller
Arbeit früher vom Baume der Erkenntniss gepflückt wurden, als sie ihre
volle Reife erlangten.
Wie es nun die Gebrüder Schlagintweit mit ihrer Höhenbestimmung
des Grossglockners gethan, so thaten sie es auch mit der des Sinnlaun in
Tirol und des Monte Rosa in den penninischen Alpen. Auch hier stellten sie
die von ihnen barometrisch gefundenen Höhenzahlen entweder über dieje-
nigen, die sich aus verlässlichen trigonometrischen Operationen ergaben, oder
sie vermengten beide Ergebnisse miteinander, und zogen, ohne Rücksicht auf
den ungleich höheren Verlässlichkeitsgrad des trigonometrischen Verfahrens,
das arithmetische Mittel aus beiden. Ja in der auf Seite 196 der „Untersu-
chungen über die physikalische Geographie und Geologie der östlichen Alpen"
wird, in einer Zusammenstellung der wichtigsten Erhebungen der Alpen, bei
dem Grossglockner des Ergebnisses der trigonometrischen Messung nicht ein-
mal gedacht. *) Nun, es ist freilich nicht Jedermanns Sache genau zu wissen,
in welcher Art die grossen geodätischen Operationen, wie z. B. die Triangu-
lirung eines Landes, ausgeführt werden; mit welcher extremen Genauigkeit,
Umständlichkeit und Gewissenhaftigkeit dabei zu Werke gegangen wird, und
wie verlässlich ihre Resultate sind. Werden bei solchen Gelegenheiten doch
einzelne Winkel, namentlich wenn sie dem Hauptdreiecknetze angehören,
60 — 100 Mal, und selbst noch öfter, beobachtet, u. z. mit Instrumenten, die
an Güte und Schärfe nichts zu wünschen übrig lassen. Auch hat es hier die
Höhenrechnung nicht mit so unsicheren Elementen zu thun, als es einige der-
jenigen sind, deren Anwendung die Barometerformel erheischt. Nur bei die-
ser grossen relativen Sicherheit von umsichtig ausgeführten trigonometrischen
Höhenmessungen konnte es z. B. kommen, dass bei der vor einigen Jahren,
gelegenheitlich der Triangulirung von Tirol durch das k. k. Milit. Ingenieur-Geo-
graphenkorps, geschehenen Höhenbestimmung des Ortlesgipfels, der Unter-
schied zwischen dem Maximum und Minimum der, durch Kollenation aus
zwölf verschiedenen Standpunkten hervorgegangenen Höhenwerthe, nur etwas
über 3 W. Fuss beträgt. Für den Grossglockner ergab sich dieser Unterschied,
nach den Rechnungsergebnissen aus 7 verschiedenen Zenitdistanzen mit
6 W. Fuss**) — Wer nun dies Alles kennt und erwogen hat, der wird dort,
wo eine nach ihrer Quelle verlässliche trigonometrische Höhenbestimmung
vorhanden ist, eine barometrische nur allenfalls desshalb anstellen, um an
jener den Grad ihrer Verlässlichkeit zu erproben, nie aber wird er sie bei
*) An einem anderen Orte aber (S. 167) wird das trigonometrische Resultat ver-
dächtigt und die Möglichkeit ausgesprochen, dass die Toisenzahl der vom Professor
Schi egg barometrisch aufgefundenen Höhe des Grossglockners, auf eine nicht näher er-
läuterte Weise, für Wiener Klafter genommen und als Ergebniss der trigonometrischen
Vermessung ausgegeben wurde ; — alles dies bloss auf die Annäherung (nicht Gleich-
heit) beider Zahlen geschlossen; ihr Unterschied beträgt noch immer 1, 42.
**) Einen nicht minderen oder vielmehr noch glänzenderen Beweis über die Schärfe
der trigonometrischen Operationen liefern die von Weiden in dem Werke „der Monte
Rosa" S. 25 — 26 mitgetheilten Ergebnisse der durch Carl ini, dann durch die französischen
und österreichischen Triangulatoren ausgeführten Höhenbestimmungen des Montblanc, de-
ren Mittel nur um 1, 3 Fuss von einander abweichen. Die respektiven Höhenzahlen sind näm-
lich 2460,0, 2460,1 und 2461,3 Toisen.
60 Karl Sonklar von Innstätten.
Mittelziehungen mit der trigonometrischen vermengen oder sie gar üher
diese stellen.
Ein solches willkührliches und unkritisches Vermengen trigonometrisch
und barometrisch gewonnener Höhenzahlen haben die Gebrüder Schlag-
intweit bei der Höhenbestimmung des Monte Rosa, Seite 65 — 69 der
„Neuen Untersuchungen" für zulässig erachtet. Ihre eigene Höhenberech-
nung bezieht sich auf die Ablesung von nur zwei Barometerstanden,
welche mit den korrespondirenden Barometerständen von Bern, Genf, dem
St. Bernhard, Aosta, Mailand und Turin verglichen wurden, und zur Auf-
findung von 12 Höhenwerthen führten, von denen der grösste und kleinste
eine Differenz von 184 P. Fuss zeigen. Dieser grosse Unterschied kann
niemand Wunder nehmen, wenn man bedenkt, dass die geradlinige Ent-
fernung des Monte Rosagipfels von Aosta 6*/ lP vom gr. St. Bernhard
8 1 /,, von Turin 13 1 /,, von Mailand 15%, von Genf 18*/« und von Bern
19 2 / 3 geographische Meilen beträgt. Die meisten dieser Stationen sind für
einen Vergleich der Barometerstände viel zu weit von dem Monte Rosa
entfernt und stehen ausserdem, da sie theils auf der nördlichen, theils
auf der südlichen Seite der centralen Alpen-Kette liegen, unter verschie-
denen klimatischen Bedingungen. Die Vervielfältigung eines unrichtigen
Verfahrens bringt jedoch offenbar das Ergebniss der Wahrheit nicht näher,
und so war es auch hier unnütz, die Höhenrechnung unter dem gewiss
nur schädlichen Einftuss so vieler weit entfernter Stationen zu stellen,
da doch der Vergleich des Barometers mit Aosta und dem gr. St. Bern-
hard einen ohne Zweifel verlässlicheren Höhenwerth zum Vorschein ge-
bracht hätte.
Nichts destoweniger stellen die Gebrüder Schlagintweit ihre auf diese
Weise, und aus nur zwei Ablesungen des Barometers erhaltene Höhen-
zahl für den höchsten Gipfel des Monte Rosa, denjenigen ebenbürtig
zur Seite, welche sich aus trigonometrischen Messungen ergeben haben.
Ja noch mehr, sie betrachten ihre Zahl als das wahre Mittel aus den
vorhandenen trigonometrisch erhaltenen Werthen, und erklären sie dem-
nach als allein richtiges Ergebniss. An trigonometrischen Höhenbestimmun-
gen dieses Berggipfels sind aber nicht weniger als 13 vorhanden, deren
Resultate aber freilich etwas weit von einander abweichen. Sie sind je-
doch unter sich offenbar von sehr ungleichem Werthe, und wurden grös-
tentheils aus Zenitdistanzen berechnet, welche im lombardischen Tieflande
also aus grosser Entfernung und unter starker Lichtrefraktion gemessen
wurden. Aus diesem Grunde können auch diejenigen absoluten Höhen des
Monte Rosa, die aus den, auf den Observatorien zu Mailand und Turin,
zu Novara, Vigevano, Madonna di Crea, Mondovi S. Colombano und auf
der Superga bei Turin, beobachteten Zenitdistanzen abgeleitet worden
sind, weder als gleichwerthig unter sich und noch weniger als gleich-
wertig mit jenen betrachtet werden, welche von Weiden und Berchtold
durch Winkelmessungen aus grosser Nähe erhalten wurden. Der damalige
Oberst im k. k. Generalstabe Freiherr von Weiden machte seine Beob-
achtungen auf dem Monte Camera, etwa anderthalb geographische Meilen
östlich des Monte Rosa, mit der Verlässlichkeit eines gewandten Triangu-
lators und gestützt auf die Kenntniss einiger, durch die grosse Triangu-
lirung der Sesia in den Jahren 1803 — 6 genau bekannt gewordener
Puncte. Canonikus Berthold von Sitten in Wallis aber operirte auf der
nördlichen Seite des Gebirges.
l'eber einige Höhenmcssungen der Gebrüder Schlagintweit.
61
Wenn wir es nun versuchen, die wahrscheinliche Höhe der höch-
sten Spitze des Monte Rosa aus den vorhandenen trigonometrischen Er-
gebnissen abzuleiten, so werden wir hiebei die von Oriani gefundenen
drei Höhenzahlen aus dem Grunde nicht berücksichtigen, weil er bei
ihrer Berechnung den Refraktionscoeffizienten = y 4 , also viel zu hoch
annahm, und desshalb auch allzu grosse Zahlen erhalten musste. Die Ver-
besserung seiner Rechnung aber ist unthunlich, weil die von ihm beobach-
teten Zenitabstände unbekannt sind. Ich glaube nun nicht zu fehlen, wenn
ich bei den übrigen 10 trigonometrischen Höhenbestimmungen den rela-
tiven Werth jeder einzelnen, dadurch bestimme, dass ich die gefundenen
Höhen zur relativen Entfernung der Puncte, auf welchen die Zenitdistan-
zen beobachtet wurden, von dem Monte Rosa — in verkehrter Ord-
nung proportional setze. Hiedurch wird bei der Mittelziehung aus der
Summe der auf diese Weise erhaltenen Höhenwerthe, das einem nähe-
ren Standpuncte entsprechende Resultat die ihm gebührende höhere Gel-
tung erhalten. Die nachfolgende Tabelle zeigt Detail und Ergebniss dieser
Rechnung.
Nr.
Beobachter
Beoabchtungsstation
Relative Entfer-
nungen d. Beob-
achtung-sstatio-
nen v. Sit. Rosa
Diese Entfer-
nungen um-
gekehrt
Gefundene
absolute Hö-
hen des Mt.
Rosa (höch-
ster Gipfel)
Relative
Werthe die-
ser Höhen-
zahlen
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Freih. v. Weiden
Monte Carnero
1
1,000
2370t
2370t
Carliniu. Plana*)
Observatorium zu Mai-
land
9
0,111
2374t
263t, 8
Neues Observatorium
zu Turin
8
0,125
2343t
292%
Kuppel der Superga
bei Turin
8
0,125
2357t
294t, 6
Thurm zu Mondovi
13%
0,074
2319t
*71t, 6
Oberst
Corabocuf
Mad. di Crea
6
0,166
2378», 7
306t. 4
Novara
6
0,166
2376t, 7
396t, i
Vigevano
8
12
0,125
2383t, 9S
298%
S. Colombano
0.083
2383t, 95
187t, 9
Berchtold
» »
1
i
1,000
2377t, 95
2377t, 95
Sn im
ne . .
2,957 |
» »
7049% 5
Durch Mittelziehung ergibt sich somit die wahrscheinliche Höhe des
höchsten Monte-Rosa-Gipfels mit
2a69, 5 Toisen = 14217,«, P. Fuss
Ich habe es nicht für nöthig erachtet, die von Weiden und Carlini
erhaltenen Höhenzahlen, nach Delcros' Vorschlag um -f- 8 M. zu korri-
*) Die Gebrüder Schlagintweit setzen das Mittel aus den Messungen von C arl ini
und Plana mit 4619. 6 M. = 2370, 8 t an; dasselbe beträgt jedoch nur 4576, 3 M, = 2348, 8 t
62 Karl Sonklar von Innstütten.
giren, da es bekannt ist, dass bei der Verbindung der österreichischen
Triangulirung mit der französischen durch die Schweiz, dann mit der
gleichfalls von österreichischen Offizieren im Kirchenstaate und in Toskana
ausgeführten sich in den vom adriatischen, mittelländischen und atlantischen
Meere abgeleiteten Höhenmassen eine so kleine Differenz ergab, dass sie
Bruchtheile eines Meters nicht überstieg. *)
Zum Grossglockner zurückkehrend will ich nur noch erwähnen, dass
bei der Triangulirung Tirols in den Jahren 1851 — 1852 seine absolute
Höhe mit 12011, 3i W. Fuss aufgefunden worden ist; hält man dieser Zahl
das Ergebniss der früheren Triangulirung mit 11991 j06 W. F. entgegen
so ergibt sich ein Unterschied von 20, 28 W. F. und ein Mittel von
12001,o W. F. Die von den Gebrüdern Schlagintweit barometrisch ge-
fundene Höhe ist sonach um nicht weniger als 493 W. F. zu gross.
Der Grossglockner ist daher nicht nur nicht der höchste, sondern
sogar erst der dritte Gipfelpunct Oesterreichs und Deutschlands, denn
es beträgt die Seehöhe
1. des Ortles j™* d " »T ^^fSf lää' '{»litt. 12354, 9 WF.
Inachder Triangulirung v. J. 1852 12358, ,)
2. der Königs-jnaeh der älteren Triangulirung 12198, 38 ]
wand oderdes nach der Triangulirung vom Mitt. 12189, 8 WF.
M. Zebrü /Jahre 1852 1218i, 17 ]
3. des Grossglockners, siehe oben 12001« WF,
Eine andere absonderliche Höhenbestimmuug ist durch die Gebrüder
Schlagintweit an dem östlichen Gipfel der Wild spitze im Oetzthale
im September 1847 ausgeführt worden. Sie bedienten sich hiezu nicht
einmal eines Barometers, sondern des Hypsometers, und beobachteten ver-
mittelst desselben den Siedepunct des Wassers nicht auf dem erwähnten
Gipfel selbst, sondern an einem windstillen, um etliche Hundert Fuss tie-
fer liegenden Orte, wobei sie sofort den horizontalen Abstand und die
relative Höhe des eigentlichen Gipfels über ihrem Standpuncte mit Hilfe
des Porrhometers trigonometrisch ausmittelten.**)
Nun, wer immer mit physikalischen Dingen nur etwas inniger ver-
traut ist, der kennt auch gewiss die theoretische Trefflichkeit und prak-
tische Unverlässigkeit des Hypsometers. Diess ist die Ursache, welche die
häufigere Anwendung dieses sonst leicht handlichen, compendiösen und
gut transportablen Instrumentes bisher verhindert hat. Man weiss, welche
unüberwindlichen Schwierigkeiten die correkte und zweifelfreie Ausmitt-
lung des Siedepunctes für den normalen Barometerstand darbietet, wel-
chen beträchtlichen und jedem Kalkül sich entziehenden Kapazitätsverände-
rungen das Thermometergefäss unterworfen ist, wie leicht sich desshalb
von einem Tag zum anderen der Siedepunct bei demselben Luftdruck
verschiebt, und wie es desshalb unmöglich ist, eine Kongruenz des fak-
tischen Siedepunctes, mit demjenigen, den bei einem bestimmten Barome-
terstande die Bechnung ergibt zu erzielen. Dass dadurch die richtige
Auffindung des Luftdruckes aus dem beobachteten Siedepuncte des Was-
*) Siehe den „Bericht über die in den Jahren 1847 — 18ol ausgeführte Verbin-
dung der österreichischen und russischen Landesvermessung-' von Karl von Littrow, im
o. Bande der Denkschriften, math. naturw. Klasse, der k. k. Akademie der Wissenschaften.
**) Siehe „Untersuchungen über die physikalische Geographie und Geologie der
östlichen Alpen" S. 187.
l'eber einige Höhenmessungen der Gebrüder Schlagintweit. 63
sers höchst problematisch sein muss, versteht sich wohl von selbst. Und
dennoch berufen sich die Gebrüder £chlagintweit, um ihre Verwendung
des Hypsometers zu rechtfertigen, auf die Autorität des englischen Phy-
sikers Chri stie,*) Hören wir jedoch welches Urtheil dieser über das Hyp-
someter fällt. Chri stie unternahm eigens eine Reise in die Alpen, u. z.
in die Umgebungen des Montblanc, um die Anwendbarkeit des erwähnten
Instrumentes zu erproben. Vorher aber trug er Sorge, die Richtigkeit des
Siedepunctes seines Instrumentes in Genf nach einem Normalbarometer zu
prüfen, wodurch er die Correction gewann, die die Angaben des Hypso-
meters zu jener Zeit erheischten. Er mass nun eine Anzahl Höhen, und
fand manche um 400 — 500 Fuss höher als sie andere auf anderem Wege
gefunden hatten. Bei seiner Heimkehr untersuchte er abermals den Siede-
punkt seines Instrumentes, und war nun erstaunt, als sich jetzt die Cor-
rection ganz anders herausstellte als zu Genf vor dem Antritte seiner
Reise, ohne dass er sich jedoch eine genaue Rechenschaft über die Ur-
sache dieser Veränderung zu geben wusste. Alle diese Umstände nöthig-
ten Christi e endlich zu folgendem Ausspruche über das Hypsometer:
„Since however perfect it may be theoretically, when stationary, it can
never be of practica!, benefit, unless it be of such a construction as to
bear the concussions and shaking, it must be necessarily exposed to,
when conveyed in the manner in which it can alone arrive at the
point , where its agency is reqnired." **) Wie kommt es nun, dass die
Gebrüder Schlagi ntweit die Anwendung des Hypsometers auf diesen Auf-
satz von Christie stützen, der vollkommen geeignet ist, von dem Gebrauche
jenes Instrumentes abzuschrecken?
Sei dem jedoch wie ihm wolle; die Gebrüder Schlagi ntweit massen
mittelst des Hypsometers die Höhe ihres Standortes auf dem Abhänge des
östlichen Gipfels der Wildspitze zu 11057,! P. F. — Wie aber waren
sie sofort im Stande die Ueberhöhung des Gipfels um 432 Fuss mit Hilfe des
Porrhometers trigonometrisch auszumitteln. Das Porrhometer ist ein
kleines, in seiner Leistungsfähigkeit sehr beschränktes Winkelmass-Instru-
mentchen , das nicht einmal genau nivellirt werden kann, und das, wenn
es viel leistet, etwa noch '/ l0 Grade angibt. Wird nun auch angenommen,
dass es möglich war, den Vertikahvinkel zum Gipfel bis auf 1 Minute
genau anzugeben, wie aber fanden die Messenden den horizontalen Abstand
des Gipfelpunctes, ohne dessen Kenntniss die Höhenrechnung trigonome-
trisch gar nicht geführt werden kann?
Welchen Zweck hat es wohl mit Höhenbestimmungen, die auf die
eben beschriebene Weise erlangt werden?
Ohne Zweifel war es dasselbe oder ein an Verlässlichkeit ähnliches
Verfahren, durch welches die Gebrüder Schlagintweit theils auf der Vin-
centpyramide theils auf den Firnmeeren des Gorner- und des Lysglet-
schers, einige Winkel massen, und sich dadurch berechtigt glaubten, die
von Weiden, mit der Gediegenheit und Schärfe der trigonometrischen
Methode, für die verschiedenen Gipfel des Monte Rosa-Stockes aufgefun-
denen Höhenzahlen zu corrigiren. So lesen wir z. B. Seite 73 der
„Neuen Untersuchungen" in dem mit „4. Signalkuppe" überschriebenen
*) „Untersuchungen etc." S. 38ö.
**) J. Christie: v On the use of the barometric thermometer for the determination
of relative heights" in den Philosophical Transactions, 1846, II, S. 132.
64 Karl Sonklar von Innstätten.
Absätze: „v. Weiden gibt als Resultat seiner trigonometrischen Bestim-
mungen 2336.J T. = 14016': allein er hebt zugleich (S. 37) den ge-
ringen Höhenunterschied hervor, welcher zwischen der Zumsteinspitze und
der Signalkuppe besteht. Er fand ihn nur 1, 75 Toisen. Einige Winkel,
die wir bestimmten, zeigten uns, dass diese Differenz wohl etwas grösser
angenommen werden müsste, nämlich zu 6, 5 M. oder 20 Fuss etc." Ange-
sichts der verhältnissmässigen Schärfe der trigonometrischen Höhenbestimmung
wäre es wohl am Platze gewesen, die Correction der Welden'schen Höhen-
zahl etwas strenger zu motiviren, wenn sie — die Correction nämlich —
als wirklich statthaft erachtet werden soll. Im übrigen findet sich bei der
Besprechung der Höhen der 9 Gipfel des Monte Rosa in dem genannten
Werke mehrfach eine Mittelziehung aus trigonometrischen Ergebnissen mit
anderen, die theils mit dem Barometer, theils auf noch weniger verlässliche
Weise erzielt wurden.
Zum Schlüsse will ich nebenher nur noch der von den Gebrüdern
Schlagint weit um circa 1000' zu tief gefundenen Ausgangshöhe des Roth-
moosgletschers im Gurglerthale *) der aus einer einzigen Bestimmung ab-
geleiteten mittleren Höhe der unteren Schneegrenze für die westtirolischen
Centralalpen per 8300 Fuss**), und endlich der ganz willkührlichen Annahme der
Ausgangshöhe des Langtauferer-, Petzthaler(?)- und Gepaatschgletschers ***)
Erwähnung thun.
*) „Untersuchungen" S. 188.
**) Ibidem. S. 187 und Tabelle S. 498 und Neue Untersuchungen S. 306. — Dies
lehrt nicht bloss die wirkliche Messung, sondern auch der Augenschein.
***) Neue Untersuchungen etc. S. 504.
VII.
Die geographische Breite von Innsbruck.
Von
Eduard Pechmann,
Major im k. k. Militär-Ingenieur-Geographen-Corps.
Mitgetheilt in der Versammlung der k. k. geographischen Gesellschaft am 1. Februar 1859.
Bekanntlich wird bei einer geodätischen Vermessung zur Orientirung
des trigonometrischen Netzes auch die geographische Breite und das Azimuth
auf einer Station astronomisch bestimmt, und durch Rechnung mittelst
sehr genauer Formeln auf die anderen Puncte übertragen.
Bei einer grossen Ausdehnung des trigonometrischen Netzes werden
diese astronomischen Beobachtungen gewöhnlich an mehreren Puncten eini-
ger Meridiane und Parallele gemacht, um ihre Uebereinstimmung mit den
durch die Rechnung auf geodätischem Wege erhaltenen Resultaten zu
prüfen.
So wie nun eine Uebereinstimmung dieser auf zweifachem Wege
erlangten Resultate in den allgemein geduldeten engen Fehlergrenzen auf
die Güte und Gelungenheit beider, nämlich der astronomischen und terres-
trischen Operationen schliessen lässt; ebenso gut muss eine Abweichung
in den beiden Resultaten zur Erkenntniss führen, dass bei einer oder
der andern dieser Operationen Fehler oder Störungen zu Grunde liegen,
welche diese Abweichung verursachen, und man wird durch die Anwen-
dung der geeigneten Prüfungsmittel bald zur richtigen Beurtheilung kom-
men, worin diese Fehler oder Störungen bestehen.
Im Allgemeinen zeigte sich bei den bisher bekannten Vermessungen
der verschiedenen Länder in den meisten Fällen eine erfreuliche Ueber-
einstimmung in diesen Resultaten; jedoch gibt es auch Unterschiede, unter
denen sogar bedeutende aufgezählt werden können.
Wir wollen hier einige nennen. So ist z. B. die Breite des Obser-
vatoriums von Calton Hill in Schottland durch astronomische Beobachtungen
bestimmt 55.° 57.' 23, "20, hingegen von den bestbestimmten Puncten
Grossbrittaniens auf geodätischem Wege abgeleitet nur 55.° 57.' 17,"57,
daher erstere um 5, "63 zu gross. In Indien ergaben die astronomischen
Beobachtungen zwischen den äussersten Stationen des nördlichen Bogen-
theiles, südlich vom Himalaya-Gebirge, nämlich zwischen Kalianpur und
Kaliana einen Bogen von 5.° 23.' 37,"058; dagegen die Triangulirung
o.o 23.' 42,"294, daher um 5,"236 mehr als die erstere.
So besteht der Unterschied zwischen der beobachteten und berech-
neten Breite zwischen Born und Bologna in 6, "84; zwischen Rom und
Florenz in 14, "04; zwischen Venedig und Florenz in 20, "22 Sekun-
den u. s. w.
Natürlich fehlt es dann auch in der Uebereinstimmung der Azimuthe
und zwar immer noch bedeutender, weil die vielen zwischen solchen Ver-
gleichsstationen gemessenen Winkel in der Summe ihrer wenn noch so
geringen Fehler im geodätischen Resultate weit mehr auf das Azimuth,
als auf die berechnete Breite einfliessen.
Mittheilungen der k. k. geogr. Gesellschaft. III. Bd. II. Heft. e
66 Eduard Pechmann.
Bei der grossen Verlässlichkeit, womit die meisten der neueren
geodätischen Vermessungen ausgeführt sind und ihre Controllen in der
Uebereinstimmung zwischen den gemessenen Basen erhalten, sind die Stö-
rungen, welche diese Abweichungen in den Resultaten verursachen, nur
in den astronomischen Beobachtungsstationen vorhanden, und in einer von
Gebirgsmassen, oder überhaupt von Unregelmässigkeiten in der Gestalt
und Dichtigkeit der Erdoberfläche verursachten Lokal-Attraction, oder An-
ziehung begründet, die eine Abweichung der Lothlinie, daher unrichtige
oder von der Attraction beeinflusste Beobachtungsresultate kundgeben.
Die erste Constatirung der Anziehung von Gebirgsmassen bei astro-
nomischen Beobachtungen machte Dr. Maskelyne im Jahre 1774 bei
dem Berge Schehallien in Schottland; wenigstens war sie bis dahin die
einzige mit Erfolg ausgeführte. Er beobachtete mit einem Sector die
Zenithdistanzen einer bedeutenden Anzahl Sterne am Fusse des Berges,
und zwar im Süd und Nord desselben, und fand daraus den astronomi-
schen Meridianbogen zwischen seiner südlichen und nördlichen Beobach-
tungsstation mit 54,60 Sekunden. Auf geodätischem Wege wurden für
denselben Bogen nur 42,94 Sekunden gefunden. Es betrug also die
Summe der beiden Attractionen des Berges im entgegengesetzten Sinne
11, "66, daher der Einfluss auf die Lothlinie des Sectors 5,83 Sekunden,
wenn die Wirkung beiderseits eine gleiche war.
Baron Zach") constatirt die Abweichung der astronomischen und
geodätischen Beobachtungen bei Marseille auf folgende Art: Er benützte
die trigonometrische Messung zur Berechnung des Meridianbogens zwi-
schen Tour de l'Isle de Planier und Clocher de X. D. des Anges nord-
östlich von Marseille, und fand den durch astronomische Breitenbestim-
mung auf beiden Puncten, erhaltenen Bogen um 2 Sekunden kleiner. Cm
nun zu beweisen, dass diess vom Einflüsse des nördlich N. D. des Anges
gelegenen Berges Mimet herrühre, beobachtete er astronomisch die Breite
an 3 Puncten, nämlich auf dem Observatorium zu Marseille, dann östlich
von Marseille auf den Puncten S. Peyre und ä la Capelette, übertrug
die auf Tour de Planier gemessene Breite durch den Breitenunterschied
auf diese 3 Puncto, und fand überall nahezu dasselbe Besultat. das er
auf astronomischem Wege erhalten hatte, schloss also daraus, dass kei-
ner dieser 4 Puncte einer Anziehung unterworfen war. Dann übertrug
er die astronomisch bestimmte Breite von N. D. des Anges auf diese
Puncte, und fand durchgehends nahe 2 Sekunden Unterschied, mithin er
diese Abweichung bloss dem Einflüsse des Berges Mimet nördlich von
N. D. des Anges zuschreiben musste.
Für die früher angegebene Abweichung in Indien suchte Herr
J. H. Pratt die Anziehung der Gebirgsmasse des Himalaya durch ein
eigenes neues Verfahren zu berechnen,**) welches näher anzugeben, hier
viel zu weit führen würde; jedoch erhält er nach seiner Berechnung
einen bedeutend grösseren Unterschied, als den zwischen den astronomi-
schen und trigonometrischen Operationen abgeleiteten. Er bespricht daher
auch die verschiedenen Hypothesen, mit deren Hilfe man sie reduziren
könnte, nämlich Höhen, Dichtigkeit, u. s. w., gelaugt aber zu dem Schlüsse
*) Siehe dessen Werk „L'attraction des montagnes" etc. 2 Bände. Paris 1814.
**) Siehe „U Institut anne'e 23* Nr. 117. Sitzung der königl. Akademie der Wis-
senschaften in London im Deeember 1854.
Die geographisch« Breite von Innsbruck. 07
dass er dadurch die berechnete Abweichung durchaus nicht auf das Re-
sultat zurückführen könne, welches durch den Vergleich der astronomi-
schen und geodätischen Operationen erzielt wurde.
Es kann dies zugleich als Beweis dienen, wie schwierig derlei Be-
rechnungen bei ausgedehnten zusammengesetzten Gebirgsmassen mit eini-
ger Wahrscheinlichkeit durchzuführen sind, und der hier eingetretene Fall,
dass die berechnete Attraction grösser, als die wirklich erwiesene ist,
kommt bei ähnlichen Berechnungen fast allgemein vor, so dass man sich
zur Annahme neigt, die Erdkruste habe in Folge der Schwere der Ge-
birgsmasse auf ihrer Überfläche, innerhalb an solchen Stellen Einbüge
oder Senkungen in das heissflüssige Innere, welche dadurch die Attrac-
tion der Masse auf ihrer Oberfläche vermindern, und kleiner als die be-
rechnete ergeben, wo diese Einwirkung bisher wenigstens nicht berück-
sichtiget wurde.
Unter allen bis nun bekannten Attractions-Berechnungen sind die
vom Hügel Arthurs-Seat in Schottland^) für die nördlich, südlich und
auf dem Gipfel desselben vorgenommenen astronomischen Beobachtungen
die gelungensten, wozu auch der weitere Versuch zur Erklärung der all-
gemein beobachteten Abweichung von nahe . f > Sekunden, wegen Mangel
an Materie nördlich, und ihrer Anhäufung im Süden von Edinburg, gehört.
Immer werden sich aber derlei Abweichungen nur bei einzeln ste-
henden Bergen mit hinlänglicher Genauigkeit berechnen lassen, während
diese Berechnung um so schwieriger und unsicherer wird, je ausgebrei-
teter und verschiedenartiger die Gebirgsmassen sind, wobei die Höhe,
Dichtigkeit u. s. w. dieser zusammenhängenden Massen einen so grossen
aber ebenso schwer zu ermittelnden Einfluss auf das zu berechnende Re-
sultat der Anziehung in ihrer Gesammtwirkung nehmen.
Das bisher Erwähnte gleichsam als Einleitung betrachtend, überge-
hen wir nun zu dem eigentlichen Gegenstande dieser Besprechung, näm-
lich zur Bestimmung der geographischen Breite von Innsbruck.
Bei der neuen trigonometrischen Vermessung Tirols im Jahre 18UI
wurde der Punct Lanserkopf, südlich von Innsbruck zur astronomischen
ßeobachtungsstation gewählt, und die daselbst mit aller Sorgfalt und
Schärfe mit verschiedenen Instrumenten bestimmte Breite ergab auf die
Kuppel der Jesuitenkirche zu Innsbruck mittelst des berechneten Breiten-
nnterschiedes übertragen für letztere 47.° 16.' 20, "85.
Baron Zach macht in den astronomischen Nachrichten**) die brief-
lich erhaltene Mittheilung des Herrn Generalen Fallon bekannt, wornach
die Beobachtungen des Peter Zellinger mit einem Zenith-Sector, für
die Breite der Jesuitenkuppel 47.° IG.' 12, '60, und Fallon's eigene
Beobachtungen vom Jahre 1805 auf die Jesuitenkuppel reducirt 47.° 16.'
7,"77 ergeben; so dass also Fallon im Mittel 47.° 16.' 10,"20 für
die Breite angenommen hat. Nach der älteren trigonometrischen Vermes-
sung Tirols wurde die Breite der Jesuitenkuppel mit 47.° 16.' 11, "Ol
von Wien abgeleitet.
Bei der Vergleichung der österreichisch-bayerischen Verbindungsresul-
tate an der Nordgrenze Tirols, zeigte sich in der einerseits vom Lanser-
*) Siehe „Philosophieal Transactions of (he Society of London." Für das Jahr
1856, 2. Theil, Seite 140.
**) Band 5, pag. 39.
gg Eduard Pechmann.
köpfe und anderseits von München abgeleiteten Breite dei gemeinschaft-
lichen Verbindungspuncte durchschnittlich ein Unterschied von 14,"25 Se-
kunden, um welche alle österreichischen Breiten grösser waren, woraus
folgt, dass die früher erwähnte Breite der Jesuitenkuppe] zu Innsbruck
nach der Ableitung derselben von München bloss 47.° 16.' 6, "60 betra-
gen würde.
Berechnete • man endlich diese Breite durch Hilfe der österreichisch-
schweizerischen Verbindungsdreiecke vom Jahre 1852 in Vorarlberg mit
der für Bern im Einklänge mit den französischen Dreiecken angenomme-
nen Breite*) , so erhielt man für die Jesuitenkuppe] zu Innsbruck
47.° 16.' 8,"50.
Die auf dem Lanserkopfe gemessene Breite war also offenbar zu
gross, und konnte nur dem Einflüsse der näheren südlichen Gebirgsmas-
sen auf die Abweichung der Lothlinie an dieser Beobachtungsstation zu-
geschrieben werden.
Auf den Antrag des Herrn Obersten Marieni fand sich daher die
Direction des militärisch-geographischen Institutes bewogen, eine neue Brei-
tenbestimmung in der Ebene von Innsbruck zur Constatirung dieser That-
sache hohen Ortes zu erwirken., mit deren Ausführung ich im Sommer
1857 beauftragt wurde.
Ich wählte zur astronomischen Beobachtungsstation einen Punct öst-
lich von Innsbruck und dem Dorfe Pradl, fast mitten in der ziemlich si-
metrisch vom Gebirgsrande umgrenzten Thalebene, und in nahezu gleicher
Breite mit der Jesuitenkuppel in Innsbruck.
Im Umkreise von ungefähr 6000 Wiener Klafter liegen südlich der
Lanserkopf mit 490, der Glungezer mit 1411, der Patscherkofel mit 1184
und der Säuleberg mit 1267 Klafter Höhe über dem Meere; dann nörd-
lich der Solstein mit 1339, das Rumerjoch mit 1190, der Zunderkopf
mit 1031 und der Gleiersch mit 1312 Klafter, während die absolute
Höhe des Punctes bei Pradl 303 Klafter beträgt. Im Meridian dieses
Punctes bei Pradl gerechnet, ist die Entfernung des nächsten Hochgebirgs-
rückens südlich ungefähr 3600, und nördlich 2000 Klafter, und die Thal-
ebene hat in dieser Richtung eine Ausdehnung von ungefähr 1460 Klaf-
ter, wovon 790 südlich und 670 nördlich, die gewählte Beobachtungssta-
tion vom Gebirgsrande trennen.
Die Beobachtungen wurden mit denselben Instrumenten und nach
denselben Methoden gemacht, wie auf dem Lanserkopfe im Jahre 1851,
auch wurden fast alle dieselben Sterne benützt, und die beobachtete
Breite mit dem geodätischen Breitenunterschiede auf die Jesuitenkuppel
von Innsbruck übertragen, ergab für diese 47.° 16.' 10, "95 also um
9,90 Sekunden weniger, als die im Jahre 1851 vom Lanserkopfe dahin
reducirte, und es war dadurch offenbar der Einfluss der Attraction auf
dem Lanserkopfe constatirt.
Um aber noch mit weit grösserer Sicherheit zu erfahren, welchen Ein-
fluss die einmal erkannte Attraction ausübe, wenn man sich von der fast
mitten im Thale gewählten Station Pradl dem Gebirge zu beiden Seiten
nähert, so wurde im Meridian von Pradl nördlich auf 530 und südlich
auf 625 Klafter Entfernung je ein Beobachtungsstand errichtet. Diese
*) Siehe Eschraann ..Ergebnisse der trigonometrischen Vermessungen in der
Schweiz," pag. 205.
Die geographische Breite von Innsbruck. <>9
Stande waren mit dein trigonometrischen Netze verbunden, und es wur-
den auf beiden direkte astronomische Beobachtungen für die Breite der-
selben vorgenommen.
Das hiezu benutzte Instrument war ein vorzüglicher Multiplications-
kreis Beichenbach's von 16 Zoll Durchmesser, mit dem auch auf der
Station Pradl gemessen wurde, und die hier in Vergleich gezogenen Be-
sultate der 3 Stationen basiren nur auf den mit diesem Instrumente
und nach demselben Systeme gemachten Beobachtungen des Polarsternes
und anderer ebenso weit südlich vom Zenith entfernter Sterne, und zwar:
Stand Beobachtungen Breite Mittlere Fehler
N. Nördlicher . . . , 170 . . . . 47.« 16.' 35,"99 . . . . ± 0,"16
P. Pradl 320 ... . 47.° 16.' 9,"24 ..... + 0,"10
S. Südlicher 180 .... 47.° 15.' 36,"60 .-.-.. + 0,"03
Daraus folgen die astronomischen Breitenunterschiede:
N— P = 26,"75; P— S = 32,"64; N— S = 59,"39.
Die berechneten geodätischen Breitenunterschiede aber geben:
N— P = 32, '55; P—S = 38, "41; N— S = 70,"96.
Werden also die geodätischen Breitenunterschiede mit den astrono-
mischen verglichen, so zeigen sich nachstehende Abweichungen der Loth-
linie in Bezug auf Pradl, und zwar: auf dem nördlichen Stande 5, "80
nach Nord auf 530 Klafter; auf dem südlichen Stande 5,"77 nach Süd
auf 625 Klafter, und in Summa 11, "57 nach Nord und Süd oder zwi-
schen dem nördlichen und südlichen Standpuncte auf 1155 Klafter Ent-
fernung.
Es ist dies eine überraschend merkwürdige Erscheinung bei so
kurzen Entfernungen, welche mehr als zur Genüge darthut, wie schwierig
es sei, bei solchen Terrainverhältnissen eine sichere astronomische Brei-
tenbestimmung vorzunehmen.
Nehmen wir hier noch das Eine im Jahre 1851 mit demselben In-
strumente auf dem Lanserkopfe gewonnene Resultat in Betrachtung mit
47.° 14.' 56,"90; so zeigen die geodätischen und astronomischen Un-
terschiede auf dem Lanserkopfe in Bezug auf Pradl eine Abweichung der
Lothlinie von 9,58 Sekunden nach Süd auf 1333 Klafter Entfernung, daher
zwischen dem südlichen Standpuncte in der Thalebene und dem Lanser-
kopfe bloss 3,"81 auf 708 Klafter Entfernung. Da aber durch diese
Vorrückung des Standes gegen Süden bis auf den Lanserkopf, der ver-
minderte Attractions-Eintluss der nördlichen Gebirgsmassen durch das um
543 Klafter in dieser Nordrichtung zurückbleibende Lanserkopf-Gebirge
selbst, nicht nur ausgeglichen, sondern übertroffen werden muss, so ist
diese geringere Abweichung zwischen dem südlichen Stande im Thale und
dem Lanserkopfe leicht erklärlich.
Um aber auf die Attractionsresultate im Thale zurückzukommen, so
kennen wir zwar die Abweichungen der Lothlinie auf dem Nord- und
Südstande in Bezug auf Pradl, aber nicht ihren absoluten Werth. Nennen
wir diesen nördlich x und südlich y, so wären nach den Beobachtungen
auf der Nordstation mit Zuzählung des geodätischen Breitenunterschiedes
die Breite von Pradl 47.° 16.' 3,"44 -f x und nach den Beobachtungen
auf der Südstation 47.» 16.' 15,"10 — y, oder im Mittel 47.« 16.' 9,"23+ ^~
das heisst: die Breite von Pradl wäre nur dann 47.° 16.' 9,"23,
70 Eduard Pechmann.
wenn die beiden Attractionen x und y auf den Aussenstationen, von welchen
die Breite auf Pradl übertragen wurde, wirklich einander gleich sind, und
sich dadurch heben.
Unsere directe Messung ergab zwar genau für Pradl als Resultat
47.° 16.' 9,' '24; allein wir dürfen desshalb nicht zurückschliessen, dass die
beiden Attractionen x und y einander gleich waren; sondern können aus den
zu beiden Seiten und in Bezug Pradl's constatirten entgegengesetzten Abwei-
chungen nur den sicheren Schluss ziehen, dass die Attraction an irgend
einem Puncte zwischen dem nördlichen und südlichen Stande Null werden
müsse, und dass dieser Punct, wenn die ermittelten entgegengesetzten Attrac-
tionen in Summa 11,57 Sekunden, von beiden Ständen gegen Pradl hin,
nach irgend einem aber jedenfalls zu ihrer Entfernung im Verhältnisse ste-
henden Local-Gesetze abnehmen, nicht weit von Pradl fallen dürfte.
Eine Untertheilung dieser Strecke mit noch einigen Ständen, auf wel-
chen gleichfalls astronomische Beobachtungen gemacht worden wären, hätte
uns hierüber natürlich weit mehr aufgeklärt, und den Nullpunct für die At-
traction in weit engeren Grenzen zu bestimmen möglich gemacht; allein hiezu
mangelte es leider an Zeit, da die Witterungsverhältnisse dieses Sommers
äusserst ungünstig waren.
Wir haben bereits angedeutet, dass die Attractionsberechnungen bei
ausgedehnten zusammenhängenden Gebirgsmassen immer nur Resultate liefern,
deren Uebereinstimmung mit den aus directen Messungen hervorgehenden,
noch bei Weitem nicht in den erforderlichen Grenzen stattfindet, und so
würde uns auch in diesem Falle, wo es zudem äusserst schwierig, ja fast
unmöglich ist, die Ausdehnung der anziehenden Massen im Norden und Sü
den mit einiger Wahrscheinlichkeit zu bestimmen), eine Attractionsberechnung
für die verschiedenen Stände im Thale keine Bürgschaft für das Bestehen
oder Nichtbestehen irgend eines Attractions Einflusses bei der beobachteten
Breite von Pradl leisten.
Vergleicht man aber die von Pradl abgeleitete Breite der Jesuitenkuppel
zu Innsbruck 47.° 16.' 10,^95 mit der vom Herrn Generalen Fallon fest-
gestellten 47.° 16.' 10, "20 und mit der aus der älteren trigonometrischen
Vermessung Tirols hergeleiteten mit 47." 16.' 11, "Ol; so stimmt sie mit
diesen Resultaten sehr nahe zusammen. — Nimmt man hingegen die von
München und von Bern abgeleiteten Resultate von 47.° 16.' 6, "60 und
47.° 16.' 8,"50, so weicht sie von ersterer noch um 4,"35 und von letz-
terer um 2, "45 ab, oder sie ist um so viel grösser.
Ist einmal die neue trigonometrische Vermessung zwischen der neu
gemessenen Basis von Wiener Neustadt und jener bei Innsbruck definitiv be-
rechnet, und andererseits der ebenfalls demnächst zu erwartende Vergleich der
zur Basismessung am Ticino verwendeten Toise mit der Wiener Klafter her-
gestellt, wodurch auch die definitive Verbindung der neuen Vermessung Ti-
rols mit jener des loinbardisch-venetianischen Königreiches geordnet werden
kann ; so ergeben sich durch die Uebertragung des Breitenunterschiedes von
Wien und Padua für Innsbruck wieder zwei Werthe, welche uns dann ver-
eint mit den übrigen beurtheilen lassen, ob das letzterhaltene astronomische
Resultat noch irgend einem Einflüsse der Attraction unterworfen war. Natür-
lich aber ist diese Beurtheilung immer Mieder von den mehr oder weniger
fehlerfreien Resultaten bezüglich der Attraction auf den Ausgangspuncten
selbst abhängig, und es würde sich zur Erzielung einiger Sicherheit darum
handeln, diese Ausgangspuncte wieder einer näheren Prüfung zu unterziehen.
Die geographische Breite von Innsbruck- 71
Uebrigens dürfte es in dieser Hinsieht von grossem Interesse sein, an
irgend einem zweckentsprechend gelegenen Puncte der Monarchie (etwa in
der Ebene Ungarns) und in dessen Meridiane und Parallele so viele astrono-
mische Beobachtungsstationen zu beiden Seiten dieser Linien zu machen, bis
sich bei der Näherung an das Gebirge irgend ein Attractions-Einfluss äussert,
um durch die Uebertragung aller von der Attraction noch nicht beeinflussten
Breiten- und Azimuthresultate desselben Beobachters, Instrumentes und der-
selben benützten Sterne, auf den Mittelpunct oder die Ilauptstation, bei dem
Zusammentrerten aller Besultate in äusserst engen Grenzen, gleichsam einen
Fundamentalpunct für alle auf geodätischem Wege abzuleitenden Breiten fest-
zustellen, und sich desselben bei Vergleichen mit astronomischen Beobach-
tungen an andern Puncten mit Sicherheit bedienen zu können.
VIII.
Höhenmessungen im nordöstlichen Ungarn.
\ (Hl
Franz Ritter von Hauer ,
k k. Bergrath.
Im Auftrage der k. k. geologischen Beichsaustalt hatte ich im Sommer
des verflossenen Jahres die geologische Uebersichtsaufnahme im nordöstlichen
Ungarn zu leiten. Meine Beiseu, bei welchen ich mich der steten Begleitung
des k. k. Bergratb.es Herrn Otto Freiherrn von Hingenau zu erfreuen
hatte, führten mich von Pest über Miskolcz nach Kaschau, dann in den ver-
schiedensten Bichtungen durch die Comitate Saros, Zemplin, Unghvar, Be-
regh-Ugocsa, und Marmaros und von Szigeth über Debreczin wieder zurück.
Die geringe Anzahl von Höhenmessungen, welche aus allen von uns
durchstreiften Gegenden bisher vorliegen, machte es wünschenswerth, mög-
lichst viele neue Höhenbestimmungen vorzunehmen. Sehr willkommen war
mir daher der freundliche Antrag des Prälaten in Olmütz Herrn E. Bitter
v. Unkhrechtsberg mir das von ihm selbst auf seiner Sternwarte so wie bei einer
Beise auf den Schneeberg in Nieder-Oesterreich mit grosser Umsicht geprüfte
Bourdon'sche Metallbarometer (A 3 ) für die Dauer meiner Beise zu leihen.*)
Dieses Instrument, von dessen Empfindlichkeit und Genauigkeit ich nun
selbst vielfältig mich zu überzeugen Gelegenheit fand, zeigte nach den
neuen sorgfältigen Untersuchungen, die Herr Dr. Julius Schmidt mit
demselben vornahm, vor und nach der ungarischen Beise keine wesent-
liche Aenderung; derselbe entwarf aber für dasselbe nach zahlreichen verglei-
chenden Ablesungen im Zimmer sowohl als bei einer zweiten Beise auf
den Schneeberg, die er im October 1858 in Gesellschaft des Herrn
G. Tschermak ausführte, die dieser Abhandlung angeschlossene neue
Correctionstabelle, nach welcher meine Ablesungen corrigirt wurden, um
*) Vergleiche J. F. Julius Schmidt, Untersuchungen über die Leistungen der
Bourdon*schen Metallbaromeler, Wien u. Olmütz 18a8. p. 20.
72 I |i,||Z Ritter ron Hauer.
sie auf wahre Barometerstände zu reduziren. Zur Correctiou wegen der
Wärme wurde die schon in dem oben citirten Werke mitgetheilte Ta-
belle benutzt, die ich ebenfalls am Schlüsse beigefügt habe.
Herr Dr. J. Schmidt hatte sich freundlichst angeboten, die Be-
rechnung meiner sämmtlichen Aufzeichnungen vorzunehmen, und führte
dieselbe auch, ungeachtet seiner inzwischen erfolgten Berufung zum l)i-
rector der k. Sternwarte zu Athen, so weit durch, dass er für jede
einzelne meiner Ablesungen die Differenz gegen einen oder den andern
Fixpunct bestimmte und es nur mir überliess, die wirkliche Seehöhe die-
ser Fixpuncte mit Zuhilfenahme aller Anhaltspuncte, die sich auffinden
Hessen, zu bestimmen.
Um solche Fixpuncte zu gewinnen, hatte ich auch ein Kap e 11 er'sches
Quecksilber-Barometer mitgenommen, und gewiss sind alle während der
Zeit, als dieses Instrument noch im guten Stande war, vorgenommenen
Messungen weit genauer. Leider wurde es am 6. Juli auf der furchtbar
schlechten Strasse vor Homonna gebrochen, und die späteren Ablesungen
mussten meisst direct auf solche der weit entfernten meteorologischen
Stationen berechnet werden.
Herr Dr. Schmidt hatte zur Vergleichung nur die Beobachtungen
der meteorologischen Station in Kaschau für die Monate Juni, Juli und
August, die ich von dem Beobachter, Herrn Dr. Widermann selbst er-
halten hatte, nach Athen mitgenommen ; Später erhielt ich durch die Güte
des Directors der k. k. meteorologischen Central-Anstalt Herr K. Kr eil
auch die Beobachtungen der Stationen Ofen (Beobachter Herr Dr. Frenreiss)
Wallendorf bei Bisztricz in Siebenbürgen (Herr Pfarrer Klopp s) und
Debrezin (Herr Tamässy), nach welchen ich einige meiner Ablesungen
die gegen diese Orte günstiger gelegen sind, als Kaschau, neu berech-
nete. Ich bediente mich hierzu der so bequemen von Herrn Professor
K. Kofistka veröffentlichten Tafeln*), wesshalb auch bei den von Hin-
ausgeführten Hechnungen die Differenzen in Wiener Klafter angegeben
sind; während jene des Herrn Dr. Schmidt nach Toisen berechnet sind.
Sämmtliche meteorologische Beobachtungen, welche zu Vergleichungen
benutzt wurden, sind unter Nr. 11 nach den Höhen-Tabellen abgedruckt,
und eben so sind auch meine Ablesungen selbst, dann die Höhen-Diffe-
renzen, als unmittelbares Besultat der Bechnungen, den gefundenen See-
höhen beigefügt.
Die Anordnung habe ich so getroffen, dass in besonderen Abschnitten
meist die an einer bestimmten Strasse, oder in einem Thal gelegenen
einzelnen Puncte der Beihe nach aufgezählt sind, so dass ihre Aufsuchung
auf den vom k. k. Generalquartiermeisterstabe herausgegebenen Comitats-
Karten, deren Orthographie ich auch durchaus beibehalten habe, keiner
Schwierigkeit unterliegen kann.
Zur Erläuterung und Begründung der Angaben in der Tabelle Nr. I.
füge ich noch folgende Bemerkungen hinzu:
In der Rubrik Barometer ist stets der auf die Temperatur von 0°
reduzirte Stand des Instrumentes in Millimetern angegeben. Ein der Ziffer
vorgesetztes B. bezeichnet eine Ablesung des Quecksilber-Barometers; alle
übrigen Zahlen sind Ablesungen des Metallbarometers. Die Temperatur der Luft
ist mit Thermometern mit Beaumur'scher Scala bestimmt.
") Jahrbuch der k k. geologischen Reichsnnstait 18öö. S. 840.
Höhenmessungen im nordöstlichen Ungarn. 73
Zu Nr. 1). Für die Seehöhe meines Stationsplatzes in Pest
liegen drei Messungen mit dein Quecksilber-Barometer vor, welche mit den
Beobachtungen des meteorologischen Observatoriums in Ofen verglichen
die mittlere Differenz von -J- 1'9 Klafter ergeben. Die Höhe des genannten
Observatoriums wird in den Sitzungsberichten der kaiserlichen Akademie
Bd. XXXIII. Nr. 29 mit 54 Toisen angegeben, so dass die Höhe meines
Stationsplatzes 55*9 Toisen = 574 Wiener Klafter beträgt. Gegen die
Ablesung in Pest vom 2. Morgens, sind dann die anderen Ablesungen von
Nr. 1 berechnet.
Zu Nr. 2 und 3). Seehöhe von Mezö-Kövezd. Die Messungei.
mit dem Quecksilber-Barometer wurden sowohl gegen die Beobachtungen
der meteorologischen Station in Ofen, als gegen jene in Kaschau berech-
net und aus den vier auf diese Weise erhaltenen Höhen das Mittel ge-
nommen, welches die Seehöhe mit 6045 Toisen oder 62-12 Wiener
Klafter ergibt.
Für die Beobachtungen am 3. Juni habe ich die Differenzen gegen
Pest und Mezö-Kövezd berechnet, mit Bücksieht darauf, dass der Baro-
meterstand in Ofen an diesem Tage von 6 Uhr Morgens bis 2 Uhr Mit-
tags um 044 und von 2 Uhr bis 10 Uhr Abends um weitere 018 Pa-
riser Linien stieg. Die Berechnung, die Herr Dr. Schmidt mit Zu-
grundelegung des Barometerganges zu Kaschau ausgeführt hatte, gab we-
niger gut stimmende Besultate.
Zu Nr. 4 und 5). Seehöhe von Kaschau. Zur Ermittlung der
Höhe des Standbarometers der meteorologischen Station in Kaschau be-
nutzte ich die in den Sitzungsberichten der kaiserlichen Akademie der
Wissenschaften mitgetheilten Monatsmittel der Beobachtungen für April bis
Dezember 1857 und Jänner und Februar 1855. Diese gegen die Beobach-
tungen an der meteorologischen Central-Anstalt in Wien und gegen jene
in Krakau berechnet, ergeben die Seehöhe von 11102 Toisen = 114*09
Wiener Klafter. — In dem Verzeichniss der meteorologischen Stationen,
welches in den gedachten Sitzungsberichten Bd. XXXIII Nr. 29 mitgetheilt
ist, findet sich für die Station in Kaschau die Seehöhe von 109 Toisen
angegeben, welche aber nach freundlicher Mittheilung des Herrn Director
Kr eil nur einen genäherten Werth ausdrückte, dem die durch die Be-
rechnung der Monatsmittel gefundene Grösse vorzuziehen ist.
In meiner Wohnung in Kaschau wurden nur wenige Beobachtungen
mit dem Quecksilber-Barometer angestellt, da das Instrument während mei-
nes Aufenthaltes mit dem Standbarometer der meteorologischen Station ver-
glichen werden musste. Die Seehöhe dieser Wohnung, die als Ausgangs-
punct für mehrere Beihen von Messungen dient, ergibt sich aber doch
wohl mit hinreichender Sicherheit zu 100 6 Toisen oder 103 '4 Wiener Klafter.
Die Seehöhe der in der Umgebung von Kaschau, bei den Excursionen
nach Galsecs und Bank berührten Orte konnte auf wiederholte Messungen
an verschiedenen Tagen basirt werden und wurde noch durch Conibination
aller dieser Messungen unter einander corrigirt.
Zu Nr. 6). Die Seehöhe von Eperies ergibt sich als unmittel-
bares Besultat von 12 verschiedenen Barometer-Ablesungen, welche auf
das Standbarometer in Kaschau berechnet wurden mit 12498 Toisen oder
128-42 Wiener Klaftern.
Zu Nr. 8). Seehöhe von Hertnek. Der Anschluss an Eperies
durch die Ablesung am 15. Juni gibt die Seehöhe mit 23318 Toisen;
74
Iran/. Ritter von Hauer.
die Berechnung der Ablesung vom 16. Juni auf das Stationsbarometer in
Kaschau gibt die Seehöhe 220-12 Toisen. Das Mittel aus beiden 226 6
Toisen = 2329 Wiener Klafter nähert sich schon gut der Wahrheit, da
sie der Berechnung zu Grunde gelegt für die Höhen des am 16. Juni
gemessenen Csergö- und Mincsol-Berges für den esteren 550 7 und für
den letzteren 6087 Wiener Klafter ergeben, während die trigonometrische
Messung auf der Comitatskarte verzeichnet für ersteren 550*51, für Letz-
teren 60455 Wiener Klafter ergab. Diese trigonometrischen Messungen
selbst aber Hessen sich mit Vortheil anwenden, um für Hertnek einen noch
mehr genäherten Mittehverth zu erhalten. Die Lesungen am 16ten geben
für Hertnek Differenz gegen Csergö - - 3093 Toisen = 317.84 W. K.
für Hertnek Differenz gegen Miucsol — 365-7 Toisen = 375.80 W. K.
Also erstere die Seehöhe für Hertnek 23267 und letztere mit 228-75
Wiener Klafter. Aus diesen beiden Grössen das Mittel ist 2307 Wiener
Klafter, und das Mittel aus diesem und dem obigen gibt die angenom-
mene Seehöhe für Hertnek = 231-8 Wiener Klafter oder 225*6 Toisen.
Zu Nr. 10). Seehöhe von Csircs, Bad Lublau und Tarcza.
Für Csircs liegt nur eine Ablesung vom 17. Juni vor, welche auf das
Standbarometer in Kaschau berechnet 247.6 Toisen = 254 Klafter ergibt.
Für Bad Lublau haben wir zwei Ablesungen vom 17ten und 18ten Beide
auf Kaschau berechnet ergeben als mittlere Seehöhe 281*8 Toisen
= 289-6 Klafter und eben so die beiden Ablesungen für Tarcza am 18ten
und 19ten für diesen Ort 203-1 Toisen = 208"7 Klafter.
Diese Orte lassen sich aber überdiess auch durch Ablesungen, welche
an ein und demselben Tage an je zw r eien derselben vorgenommen wurden,
in Verbindung bringen, und ebenso Tarcza mit der Ebene von Gross-Saros.
welche ihrerseits wieder durch die Ablesung am 22ten mit Ejteries ver-
bunden ist. Die oben angeführten Werthe als erste Näherungen zu Grunde
gelegt, erhält man auf diese Weise die folgenden Seehöhen :
Berechnet nach
Kaschau
Bad Lublau 1
Tarcza
Gr.-Saros
Mittel
Toisen
W. Klft.
Csircs .
247-0
2290
—
—
238-3
244-8
Bad Lublau
2818
1 —
282-4
—
282- 1
289-9
Tarcza .
203 1
202-4
—
1988
201-4
206-9
Die grosse Differenz dir Höhe von Csircs ist der schönen Ueberein-
stimmung der übrigen Puncte gegenüber sehr auffallend ; sie ist übrigens
von geringerer Bedeutung, da nur 1 Punct auf diesen Ort berechnet
werden musste.
Zu Nr. 11). See höhe von Also-Sebes. Die Ablesung vom 15. Juni
auf Eperies berechnet gibt 122-2 Toisen, jene vom 25ten auf das Stand-
barometer in Kaschau berechnet 122 5 das Mittel davon ist 122-4 Toisen
= 125-8 Wiener Klafter.
Zu Nr. 24). Seehöhe von Szigeth. Um dieselbe nach Möglichkeit
genau zu ermitteln, habe ich die fünf vorliegenden Ablesungen, von denen Herr
Schmidt nur die ersten drei auf Kaschau hatte berechnen können, da
Höhenmessungen im nordöstlichen Ungarn. 70
er die meteorologischen Aufzeichnungen von dort nur bis Ende August
zur Verfügung hatte, auf Debrezin und Wallendorf in Siebenbürgen be-
rechnet, und aus allen so erhaltenen Differenzen das Mittel gezogen.
Die Seehöhe der meteorologischen Station in Debrezin ist in dem
Verzeichnisse der Stationen für 1858*) zu 65-2 Toisen, jene von Wallen-
dorf zu 188-6 Toisen angegeben. Die Differenzen gegen den einen wie
gegen den anderen der genannten Orte stimmen unter sich, wie meine Ta-
belle zeigt, gut überein. Dagegen erscheint eine grosse Differenz in dem
Gesammtergebnisse, wenn man obige Höhenangaben zu Grunde legt. Auf De-
brezin berechnet, ergibt sich nämlich für Szigeth die Seehöhe mit 1 1 32
auf Wallendorf aber mit 1257 Toisen; die letztere stimmt nähe mit der,
welche durch die Reduction auf Kaschau gefunden wird, indem diese 1240
Toisen beträgt.
Zu Nr. 28) Höhe von Körösmezö. Die vier Ablesungen von Hrn.
Schmidt auf Kaschau berechnet geben die Seehöhe im Mittel mit 301-2
Toisen, auf Wallendorf berechnet sich dieselbe zu 304*6 Toisen, das Mittel
aus beiden wurde angenommen.
Zu Nr. 30). Eine Flossfahrt auf der in ihrem oberen Laufe sehr
wilden und reissenden Theiss, bot mir Gelegenheit, ein genaueres barome-
trisches Nivellement derselben mit dem Metallbarometer vorzunehmen. Das
Instrument wurde frei aufgehängt, und zeigte während der ganzen Fahrt
von Körösmezö bis etwas unterhalb der Mündung des Vissöbaches einen
überaus regelmässigen Gang, so dass man von Minute zu Minute die Aen-
derungen des Zeigers ganz gut beobachten konnte. An letzterer Stelle
wurde die Fahrt leider durch Schiffbruch unterbrochen, indem wir mit
einer Anzahl anderer Flösse zusammenfuhren.
Die während der Fahrt notirteu Puncte habe ich gegen die Ablesung
desselben Tages in Körösmezö berechnet, mit Zugrundelegung des Baro-
meterganges von Wallendorf. Die so erhaltenen Höhen sollten immer um
2—5 Klafter tiefer sein, als die durch die Ablesungen am 18. und 19. August
an der Strasse erhaltenen Höhen, die ich gegen das Standbarometer in
Wallendorf erhalten habe; doch differiren die meisten um eine etwas grös-
sere Zahl.
Zu Nr. 32). Seehöhe von Huszth. Vier Ablesungen an verschie-
denen Tagen liegen von diesem Orte vor. Die zwei ersteren berechnete
Herr Schmidt auf das Stationsbarometer in Kaschau und fand die Diffe-
renzen — 307 und — 37*8 Toisen, also im Mittel — 34-2; gegen
Wallendorf berechnet fand ich die Differenzen — 121 1; — 119-7; —
120-5 und — 125-5 Klaftern, oder im Mittel 121 7 Klaftern; gegen
Debrezin die Differenzen -f 9-2; — 14 0; — 63 und — 114 oder
im Mittel — 5 8 Klafter. Endlich berechnete Herr Schmidt auch für
die Ablesung am 3. September die Differenz gegen Szigeth mit — 57-9
Toisen. Es Mürde sich demnach ergeben die Seehöhe durch die Ver-
gleichung mit
Toisen
Klaftern
Kaschau (2) =
76-8
789
Wallendorf (4) =
70-2
72 1
Debreczin (4) =
59-5
61-2
Szigeth (1) =
626
64- 1
*) Sitzungsbericht der k. Akademie der Wissenschaften. Bd. XXXIII. Nr. 29.
76
Franz Ritter von Hauer.
und unter Berücksichtigung der Zahl der Vergleiehungen im Mittel mit
66-8 Toisen oder 68-6 Klaftern.
Für die Ablesungen am 5. September wurden die Differenzen gegen
die Ablesung dieses Abends in Debrezin berechnet, für die Seehöhe aber
die der meteorologischen Station in Debreczin mit jener meines Beobach-
tungsortes in Debreczin gleichgestellt. Diese Abend-Ablesung auf die der
meteorologischen Station in Debreczin berechnet führt zu einem unmögli-
chem Resultat, vielleicht die Folge einer zeitweiligen Störung meines In-
strumentes. Die Angaben für diesen Tag sind daher jedenfalls sehr unsicher.
Im Ganzen sind durch meine Ablesung 588 Puncte bestimmt, von
denen ich mir erlaube, noch einige speziell hervorzuheben.
1. Frühere Messungen. Trigonometrische Messungen, die vorzüg-
lich sichere Anbaltspuncte zur Controlle geben, liegen nur für sehr we-
nige der von mir gemessenen Puncte vor. Es gehören dahin der Csergö
und der Mincsol-Berg im Saroser-Comitat, für welche meine Messung mit
der trigonometrischen, wie schon früher bemerkt beinahe vollständig über-
einstimmt; ferner der Magura-Berg bei Bad Bantfeld, Nr. 211 meiner
Tabelle, für welchen ich die Höhe von 461 Klaftern fand, während die
trigonometrische Messung 471 Klafter ergab. Noch grösser ist die Diffe-
renz für den Sarosvar-Berg bei Gross-Saros Nr. 163, für welchen ich
nur 2889 Klafter fand, während er trigonometrisch zu 303.5 Klft. bestimmt ist.
Von früheren barometrischen Messungen stelle ich im Folgenden die
von Kreil, Alth u. s. w. ausgeführten, die sich in Herrn Senoner's Ver-
zeichniss*) befinden, mit den meinigen in Paralleln, bei den meisten ist die
Uebereinstimmung ziemlich befriedigend zu nennen, und wo diess nicht
der Fall ist, gibt wohl die Verschiedenheit des Slandpunctes eine genü-
gende Erklärung der Differenz, so namentlich bei Cnghvar wo Herrn
Director Kreil in dem höher gelegenen Seminar-Garten, ich aber in dem
nahe an dem Unghflusse gelegenen Gasthause die Messung vornahm. Ein
Gleiches kann bei den zwei aufgeführten von Herrn Alth gemessenen
Puncten der Fall sein, an welchen ich übrigens auch meine Ablesungen
bei sehr ungünstigem unbeständigem Wetter vornahm.
Nr.
Ort
Frühere Messung.
.Heine Messung
von
Seehülie Klt'tr.
Klftr.
12
Kerepes
Kreil
11 61
98-3
17
Kis Bagh
detto
55.5
62 5
51
Miskolcz
detto
65 9
62.8
67
Hernad bei Kaschau
Wahlenberg
943
96.8
92
Eperies
Kreil
1346
128-4
306
Nagy Mihaly
detto
570
52-2
318
Unghvar
detto
70-1
51
365
Munkacs
detto
601
54.4
371
Bereghszasz
detto
58-3
48-0
387
Holubina
detto
111 4
102.3
396
A. Vereczke
detto
235 7
2244
399
Galiz. Grenze
detto
421-6
4228
532
Borsabanya
Alth
389-8
362 4
543
Sattel am Kornedij
detto
936 6
902 9
*) Jahrbuch der k. k. geologischen Reiebsanstalf IV S. 534.
Höhenmt'ssungen im nordöstlichen Ungarn.
77
2. Gipfel und Sattel puncte der Wasserscheide der Kar-
pathen. Es ist wohl von einigem Interesse, dieselben hier abgesondert in
der Ordnung von West nach Ost zusammenzustellen.
Die Gipfelpuncte sind den trigonometrischen Messungen, wie sie
auf den neuen Comitatskarten für Ungarn verzeichnet sind, entnommen.
Nr. meiner n Seehöhe
Tabelle Urt Klftr.
145 N. W. v. Hethars 3028
A Mincsol 604-5
134 Bei Obrucsno . 3408
A Wisoki Berest 4690
A Latskowa 523-0
A Wysowa 41024
A Jaworina (bei Begeto) 46015
A Dubci 3450
A Studeny 366-7
236 1/ 8 Bei Komarnik 247-2
A Paszik B. (Zempl. Com.) . . 441-0
A Halicz B. (Galizien) 700
341 Pass bei Uszok 4236
A Buszky-Put 6870
399 Pass bei Verbias 422-8
A Javornik 4910
A Corna Beppa (Marmaros) . . . 6730
A Popadie detto . . .915-0
A Welika Keputa detto . . . 8480
A Bisztraberg detto . . 9550
A Ploszka-Berg detto . . . 71 10
A Kukul detto . . .810-0
A Rusky detto .< . 1082-0
A Czerna Hora detto . . 10580
A Stoy 868-0
543 Kornedij Pass 902-9
537 Sattel N. v. Stiol 811.4
Der tiefste aller Uebergangspuncte würde demnach weitaus jener von
Komarnik sein.
3. Gefälle der Flüsse. Auch dieses glaube ich für einige der
wichtigeren abgesondert zusammenstellen zu sollen.
Tarcza-Fluss. W 7 . Klafter.
Von Tarcza bis Eperies 785
Von Eperies bis Olczvar (Kaschau 0.) 36-1
Zusammen 1146
S z i k c s o - F I u s s.
Von Bartosfalu bis zur Mündung bei Eperies 118-8
Topla-Fluss.
Von Kruslyo bis Giralt 88"0
Von Giralt bis Bisztra bei Hanusfalva 18-9
Zusammen 106 9
On d a va-Fl uss.
Von Unter-Mirosso bis Tavarna 90-0
78
Franz Ritter von Hauer.
Labor ecz-FI uss. W. Klafter
Von Habura bis Homonna 123*8
Von Homonna bis Nagy-Mihaly 188
Zusammen 142 6
Ungh-FIuss.
Von Volozanka bis Unghvar 69-1
Lyutta.
Von der Säge südlich bei Lyutta bis zur Mündung
bei Dubrinics * 2027
Theiss-Fluss.
Von Körösmezö bis Szigeth 17(5*9
Von Szigeth bis Huszth 61-2
Von Huszth bis Tisza-Ujlak 238
Zusammen 261-9
Nagyag-Fluss.
Von Ökörmezö bis Huszth 137*6
Talabor.
Von Szinever bis zur Mündung bei ßeneczö 131*0
Taraczko.
Von Kiraly-mezö bis zur Mündung bei Remete .... 149*0
Bor sa.
Von Sztrimtura bis Felsö-Vissö 1400
Vissö-Fluss.
Von Felsö-Visso bis zur Mündung i d. Theiss .... 8o*2
Iza-Fluss.
Von Szaesal bis zur Mündung unterhalb Szigeth . . . . 13v4
1. Gemessene Höhen.
I ) l' in geh ii n g v o n Pes t.
Differenz Nr. 1 gegen Ofen, die Uebrigen gegen Pest.
Ort
5 £
Pesl, Gasth. z. König, v. England 3. Stck,
detto
detto
detto
Sachsenfeld (Strasse)
detto
Teteny Schloss (i. Stock)
detto
Brunnen im Nussgraben N. bei Teteny .
Plateau N. von Teteny
Mühle an der Strasse n. Puszta Bata . .
Puszla Bata
detto
1. Juni
2. Juni
detto
3. Juni
2. Juni
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
440 A
6 h 15 F.
detto
5 1 F.
9 h F.
7 h 30 A.
iO 1 ' F.
1210M.
li h F.
II 1 15 F.
3 h A.
3 h 22 A.
5' 15 A.
754-9
755 7
76224
752 98
764-57
758-71
763 37
762.7 '
75734
755-30
76141
757-20
2-4
2
18.6
12.0
do.
12-4+ 13
16 5—14 2
i60- r 0-2
15-4—10-8
173— 1 11
16-0-7-23-2
19 0— 9-3
17-2+ 9 9
756-37 16-5;+125[
Mittel
55-9 574
Mitte]
491 50-4
Mittel
45 2' 46 5
70-2 72 2
78-4 80-6
46-8| 48-i
Mittel
66 8 68 6
Höhenmessungen im nordöstlichen Pngarn.
79
2) Strasse von Pest nach Mezö-Kövesd.
Differenz gegen Pest und gegen Mezö-Kövesd.
Ort
33
c « £
o Oh '—
60:5 23
c i .
:_ :© ä
Q g
'S H
1 Pest wie oben
8 Rakos
9 Höhe hinter Rakos ....
10 Thal bei Czinkota
U Höhe nach demselben . . .
12 Thal bei Kerepes
13 Höhe zw. Kerepes und Gödöllö
14 «lödöllö (Platz)
13 Thal bei Besnyö
16 Thal hinter Besnyö (am Bach)
17 Kis Bagh
18 Höhe vor Aszöd
19 Aszöd Gasthaus
r detto
20 Höhe zw. Aszöd und Kartal
21 Kartal
22 Hatvan
23 Höhe zw. Hatvan und Hort
24 Hort
23 Höhe hinter Hort
26 Thal
27 Höhe vor Gyöngyös ....
28 Gyöngyös (Gasthaus, eb. Erde
„ detto
29;Höhe zw. Gyöng und Haimai
30
31
32
33
»
34
35
36
37
38
Thal bei Halmaj
Thal von Pal Püspöky . . .
Höhe darnach
Kapolna
detto
Höhe zw. Kapolna u. Kereesem
Kerecsend
Szikszö
Szihalom (Erlaufluss) . . .
Mezö-Kövesd
3. Juni
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
5 h F.
6 h F.
6'7 F.
6 h 15 F.
6'35 F.
6 K 55 F.
7 h 17 F.
7 h 48 F.
8" 5 F.
8"37 F.
9 h F.
9 h 13 F.
9 h 45 F.
detto
lO'lO F.
10'20 F.
tl h 13 F.
ll h 45 F.
12 h M.
12 h 25 A
12 b 45 A
12\50 A.
l h 15 A.
detto
2 h 15 A.
2 h 45 A
3 h 13 A.
3 b 20 A.
4 h A.
detto
4'45 A.
4 l '50A.
5 h 15 A.
5'35 A
6 h 33 A.
B.
757-38
75761
75514
75652
74799
75083
73563
749 11
751-26
754-61
757-22
75560
758-47
75175
75323
755-40
759-40
75641
758-31
751 92
75943
75593
753-22
748-97
843-62
757-40
756-69
75219
755-80
751 58
751 9t
755-70
7574
7572
758-35
12.4
13-2
13 2
13-5
13 8
130
13
13-3
13.5
140
14-5
14-5
142
do.
142
170
18-5
18-5
18-3
18-7
18-8
18-8
17-5
do.
19 3
19 8
197
197
18-8
18.8
20-5
195
185
180
16 2
.
— 11
59-4
61
— 13
- 27
563
57-8
+ 14-9
f-12.0
71 3
732
-f- 5-4
r 4 1
62-8
64-5
4-570
h 55-6
112 9
1160
t-40-0
+ 38-8
95-6
983
r 132-9
^131-7
187
1921
r 51-2
+ 499
107-4
110-3
r 37-9
r 36-6
94-4
970
4-179
+ 16-6
750
770
4- 3 9
4- 16
60-8
62-5
T 12-4
+ 112
706 71-5
— 1-6
— 2-9
560 57 5
ull 9*)
—
656
67-4
r 27-7
+ 26-6
84-6
86-9
4 14 7
i 13-4
71-8
73-8
— 9-3
—10-6
48-5
49-8
4- 93
4- 7-7
664
68-2
— 16
3 1
35-8
574
33 1
33-2
91 3
93-8
- 78
— 9-4
48-8
51-2
13-4
r ll-8
70-4
723
r 301
r 28 6
86 6
890
+ 45-7*|
—
95-9 98-5
4-907
r 89-3
145-7
149 7
+ 5-7
4- 4-3
630
64-7
^-10 5
| 9
677
69-5
^37 9
,36-4
94-3
969
t 160
1-1 4-6
730
750
r 19 3*)
—
72-8
74-8
r 39 6
4-38-4
95-7
98-7
| 10 6
4-15-6
73 8
758
+ 6-4
4- 4 6
624
641
+ 7-8
4- 6-5
65-1
669
4- 11
—
570
58.5
3) Strasse von Mezö-Kövesd nach Ka schau.
Differenz gegen Mezö-Kövesd.
,_
u
49
a
s
<x>
•— t.
Ort
SS
99
g
O
0) CS
:0 — .
6 -~
H
33
o
s-
«
33
CO
i*
38
Mezö-Kövesd (Gasthaus 1
. Stock
3. Juni
6'33 A.
B 733 32
162
4- 6 6*)
—5115 *)
«
detto
4. Juni
5'i0 F.
B. 754 44
107
r 9 8 *)
-52-6 2 )
60.45j62T2
»
detto
detto
detto
75968
10-7
—
—
—
*) Differenz gegen das Standbarometer in Ofen.
3 ) Differenz gegen das Standbarometer in Kaschau.
80
Franz Ritter von Hauer.
Ort
— CA
P
â– o :r
39
40
41
42
43
44
4;.
46
Â¥1
48
49
50
:;i
Mezö-Nyarad
Abrany (Ort)
Thal von Abrany
Höhe hinter Abrany
Thal nach demselben
Höhe vor dem Thal von Vatha .
Thal von Vatha
Harsany
Höhe hinter Harsäny ....
Thal nach derselben
Höhe vor Csaba
Csaba
Miskolcz (Gasth. eb. Erde) . .
detto
detto
Sajo Brücke bei Miskolcz . . .
Zsoleza
Höhe zwischen Zsoleza u. Szikszo
Szikszo
Csobad
Forro (Gasth. eb. Erde) . . .
detto
detto
Novaj
Hidas Nemethi
detto
Kenyhecz
Enviezke
4. Juni
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
6' 10 F.
625 F.
6 h 30 F.
6 h 40 F.
6 h 45 F.
6 b 48 F.
TB F.
745 F.
7''30 F.
7 h 38 F.
8 L 8 F.
8'30 F.
9'5 F.
detto
detto
10 h 15 F.
10i25 F.
1 1 20 F.
11 L 55 F.
l h 15 A
2 b 10 A.
detto
detto
47 A.
5 h 15A.
detto
645 A.
TA.
76041
758*91
75961
758-51
759-71
758 01
75877
758-19
75316
758-56
746-97
760-70
759 19
B. 753.67
B. detto
76022
76067
75492
759-53
75791
75603
B. 751*76
B. detto
75503
753-92
B. 74979
75112
74934
13-2
13.4
13-5
136
13 7
137
13 9
14-0
14-4
14 6
14 8
155
164
do.
do.
17-6
17-8
190
193
19
184
do.
do.
196
175
do.
17 8
17
17
39
10
59
07
84
11
+-29 -5
-r 56
r 572
- 3 5
+- 31
r 9-7 *)
—52 1 2 )
- 1-7
- 3 1
^21-0
+ 0-2
+ 6 5
-14-3
f 151 *)
—41-6 2 )
^14 5
J-19-8
+ 26-8*j
-25 a )
+ 29-3
-390
58-8
644
61-5
66-4
61-2
68 9
61 5
65-7
900
661
117-7
570
63-6
604
662
63-2
68-2
62-9
70-8
63-2
67-5
92-5
68-0
120-9
58-6
654
Mittel
611
58-8
57 4
81-5
60 7
67-0
74-8
62-8
60-4
590
83-8
624
68-9
76-9
Mittel
69-3 I 71 2
75-0 77-1
80-3 I 825
Mittel
83-4
89-8
99-5
92-3
102-2
4) Kaschau.
r = â–
c
_
-s c
o
u
o
<s
= Cr*
c c
r E
Ort
iJD
15
= g
c
aj «3 _
— SC
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â– Zz P
—
—■~
-
«3
eo S
- [H
9 >
rl M
J5 05 i3
an
X
62
Löderer Gasth. i. 1. Stock i. Kaschau
5. Juni
2 h A.
B.
747-48
16-8
— 9 7
„
detto
6. Juni
7' 30 F
B.
747-31
14-6
— 110
„
detto
do.
do.
A.
7500
do.
55
detto
7. Juni 7 45 F.
A.
74523
140
— 84
„
detto
9. Juni 5'45 F.
A.
745-57
15 3
—10-5
Mittel
5)
detto
ll.Jun.
i'37 A.
A.
749-46
18-6
—125
1006
1034
*) Differenz gegen das Standbarometer in Ofen.
2 ) Differenz gegen das Standbarometer in Kaschau.
Höhenmessungen im nordöstlichen Ungarn.
81
5.) Umgebung von Käse hau mit Excursionen nach Galsecs
und Rank.
Differenz wo es nicht besonders bemerkt ist gegen Kasehau.
Ort
«2
63
64
65
66
67
68
69
70
71
72
73
74
741
75
76
77
78
79
80
81
82
Victoria-Berg. Kasehau S. W. . â– .
Apäthi Szilvas (Opaczka)
Rücken zwischen d. HtM-nad u. Tarcza
nördlich bei Szcpla'k . . . .
Wehre üb. d. Hernad oberh. Szepläk
Hernad-Brücke bei Kasehau . . .
detto
detto
Höchster Punct d. Strasse N. b. Ujfalu
detto
detto
detto
Brücke über d. Tarcza bei Olcsvar .
detto
detto
detto
Hchst.Pct. d. Strasse zw.OIcsva'ru.Böod
detto
detto
detto
Osva-Thal bei Böod
detto
detto
detto
Kirche in Böod
Höhe W. v. Also Kemencze ....
Letzte Höhe vor Bad Rank ....
Bad Rank (Herlein)
detto
Fuss der Trachytfelsen NNO. v. Rank
TrachyttuffNNO. v. Rank ....
F. Szinye (a. d. Strasse v Gälsecs) .
detto
Kelecseny
detto
Dargö-Bg. (höchst. Punct d. Strasse)
detto
Dargö Ort
detto
Gälsecs (Scbloss des Bar. Fischer) .
detto
detto
Thal bei Tarnoka
6. Juni
detto
detto
detto
8. Jim
9. Jim
10.Jun
7. Jim
S. .lun
9. Jun
lO.Jun
7. Jim
8. Jun
9. Jun
10. Jun
7. Jun
8. Jun
9. Jun
10. Jun
7. Jun
8. Jun
9. Jun
lO.Jun
8. Jun
7. Jun
7. Jim
7. Jun
8. Jun
7. Jun
7. Jun
9. Jim
lO.Jun
9. Jun
lO.Jun
9. Jun
lO.Jun
9. Jun
lO.Jun
9. Jim
detto
lO.Jun
9. Jim
6' 5 A.
2'55 A.
3' 37 A.
4-30 A.
10 h F.
6 h 22 F.
0''20
342
9'50
6'45
10 h F
3'37
9'20
7' 12 F.
9 h 35 F.
4 h A.
9 h F.
7 h 45 F.
942 F.
4 1 15 A
8''37 F.
S h 8 F.
8>'45 F.
8 h 30 F.
4 h 45 A
545 A.
5'30 A.
7 h F.
7''22 A.
7 h 45 A.
8 h 30 F.
8'23 F.
10 h F.
8 h F.
10'30 F.
7 h 40 F.
11" 7 F.
6 b 45 F.
12 h 30M.
3 h 35 A
6 h F.
5 h A.
741-57
748-28
17-8
191
737-49 19-8
747-60 19-2
748-59
74719
747-49
733-28
734-89
734-01
734 09
74786
750-10
74838
748-70
73326
736 15
734-27
734-20
743.8
74631
744-55
74422
744 66
73347
725 18
728-23
729-38
708-56
714-41
741.3
741-35
734-20
734.4
719-59
719-54
719-59
74121
75293
75219
754-42
74832
163
160
200
15-9
15-8
17-3
194
170
15-4
17 6
19-8
17 4
150
178
194
17-6
14 6
190
198
14-5
16-5
16 2
160
140
14-5
140
191
19-7
20
19-5
196
16-9
20-2
18-9
21'5
19-9
170
2 10
t-20-4
1220
— 5-8
94-8
+ 43-3
143-9
— 5.7
94 2
-942")
— 7 1
+ 32-2 2 )
94-2
j-58 5
-28-1 *)
+ 55 -5
r 93-7^)
158-9
—10-2
—99-8*)
— 12.3
^26.7 2 )
89-8
1 58 9
—33-4*)
,55 2
+ 95.1 2 )
156-9
+ 9.0
— 81 T*)
+ 6-7
+ 47.8 2 )
108-8
—68.7*)
120-8
+ 68-3
165-9
T 109-4
2090
t 93.7
190-8
r 195-9
295-5
-161-1
260-5
T 22-4
t-60.9 2 )
123-4
-56 5
r 947 2 )
157-4
t 132-4
r 170-72)
2333
+ 24-2
-r60-4 2 )
123.7
—339
-354
65-3
—19.7
83-5
1253
974
146-9
976
96-
163-3
923
161 2
111-8
1251
170-5
214.8
196-1
3037
267-7
126-9
161-8
239-8
1272
671
85-9
*) Gegen Bad Rank.
3 ) Gegen Galsecs.
Mittheilungen der k. k. geogr. Gesellschaft. III. Bd. II. Heft.
82
Franz Ritter von Hauer.
6.) Strasse von Kaschau nach Eperies.
Differenz gegen Kasehau.
Ort
g
n
a
3
Ca
0)
4>
©
CS
CO
5
1
E-
Seehöhe in
Toisen
Seehöhe in
Klftr.
83
Höchster Punct der Strasse zwischen
1 l.Juni
2''40 A.
73519
20-2
67 5
1681
172-8
84
Tarcza-Thal bei Vajköcz ....
detto
3 b A.
749-59
20-5
— 2 3
98-3
100 8
S'i
detto
detto
detto
3'14 A.
3 h 45 A.
4*' 10 A.
748 66
749 55
74916
20-6
208
210
r 2 5
— 1-9
00
1031
987
1006
106
8fi
101-5
87
103-4
SS
detto
detto
detto
4'30 A.
5 h SA.
5'23 A
748-07
747 07
74357
20 5
190
189
+ 50
^10-2
- r 27-2
1056
110-8
127-8
1085
S'I
Sz Peter
113 9
«III
Höhe an der Strasse N. von Sz. Peter
131-4
1)1
Brücke über d. Szikcso vor Eperies
detto
5 h 45 A.
748-48
185
+ 4-8
1054
108-3
92
Eperies (Gasth. z. Krone, 1. Stock)
12.1 uni
7''45 F.
\i.
74455
18-2
-r-14-i\
U 1
c
detto
detto
3 h 30 A.
745 07
222
-15-3)
6
o
detto
13. Juni
6 b F.
B.
744 19
135
+ 60
C T2
2.
detto
14.Juni
7 h F.
15.
741-31
15-4
+ 12 6/
tc a
C« 3
detto
detto
7 h A.
ti.
74031
171
+ 113
So &c
& —
detto
15. Juni
7 h 30 F.
B.
740 89
17-0
+ ll-7\
— 3
cj 2
detto
20.Juni
8*30 F.
73691
15-8
4-14-5/
detto
21.Juni
9 h 15 F.
73771
18-2
+ 16-2
2 -°
"c
detto
detto
12*30 M.
737 57
19 9
r l63\
u c
Ol QJ
c
detto
22 Juni
6 h F.
738-24
140
+ 15-0
co m
+•
detto
23Juni
12''30M.
i;
73954
180
+ 23-2 '
Mittel
n
detto
24..1uni
7 h F.
B
73976
15-6
+ 11-2/
124.98
128 42
93
Kalvarienberg SW. von Eperies . .
li.Juni
8 1 ' 5 A.
741 35
16-2
+ 40-3
140-9
144-8
7.) Umgegend von Eperies.
Differenz gegen Eperies.
Ort
5*
4) C_
114
95
96
Soovar Ferdinandi Sudhütte ....
detto Schachtkranz d. Leop. -Schachtes
Steinbruch hinter dem Kalvarienberge
97 Bad Villetz
98Borkut (Kapel)
99 Kleiner Borkut
100 Höhe zwischen Borkut und Badacs
101 Dorf Badacs
102 Szvinka-Fluss bei Berzenke . . .
103 Bad Czemete (Gasthaus) ....
104| detto Brunnenspiegel . .
105iHöchster Punct der Strasse zwischen
Czemete und Eperies
12.Juni
detto
13. Juni
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
7 h A.
7' 10 A.
8'30 F.
9'55 F.
10' 30 F.
ll b F.
1 P30 F.
12'30M.
3'45 A.
5" 5 A.
7' 10 A.
8>'50 A.
74510
743 10
740-76
74248
746- 11
744-39
731 79
740-70
739-25
732-17
732-80
728-17
19-8
19-8
18-2
20-3
18-3
20- 1
18-9
20-4
17-9
172
15-8
150
— 2
-rll-9
t-33-3
T 241
+ 5-7
-r 130
r 72-7
+ 27 3
r 26-3
T 59-0
+ 53-2
+ 73-8
124-8
136-9
158-3
148-1
130-7
1380
197-7
152-3
151-3
184-0
178-2
198-8
126-3
140-8
162-6
152-2
134-3
141-8
203-2
1565
1555
187-1
183-2
204-3
Hüheniiiessungen im nordöstlichen Ungarn.
83
.) Strasse von Eperies nach Hertnek.
Differenz gegen Eperies.
Ort
5 H
-r «
106
107
108
109
HO
111
112
!I3
114
115
116
Also Sebes
detto
Isehl N. von Sebes
Szikcso bei Pinta (Sebes N.) . .
Kapi (Alluvial-Ebene)
detto
Töltsek (Brücke bei der Kirche) .
Demethe (Brücke)
Slov. Raszlavitz
Berczallya (Janöcz)
Bartosfalu
Hertnek Schloss 1. Stock . . .
detto
Schwefelquelle NO. von Hertnek
15. Juni
25. Juni
15. Juni
detto
detto
25. Juni
15. Juni
detto
detto
detto
15. Juni
detto
16. Juni
15. Juni
8' 15 F.
6 h 50 F.
8' 30 F.
8 h 50 F.
10' 45 F.
8*30 F.
II ! 1 5 F.
U'35 F.
12 15 M
12 45 M
5 ll 50 A.
3' 45 A.
430 F.
440 A.i
I
743-26
734 51
742 38
743-68
743-09
73181
741 29
73989
737-79
731 4!)
723 20
721-45
722 82
728-85
18-2
13 8
16-6
170-
18-4 —
17-2 +
ls -
19 2
195
195
160
ISS
14-3
170
2-8
11-5'
14
15
09
5-6"
7-7
142
238
55-3
96-3
+ 108-2
+ 1091'
+ 66-9
Mittel
+
)) 122 4
1126 4
|l23 5
125-9
131 7
139-2
148-8
125-8
1299
126 9
129-4
135-4
143 1
152 9
179-3J184-3
221 227 1
225 6 231-8
191-61 196 9
9.) Csergo -Mincsol-Gebi rge
Differenz gegen Hertnek.
Ort
P
16. Jun
7''30 F.
detto
8*'30 F.
detto
9 h F.
detto
9'15F.
detto
9 h 45 F.
detto
10" F.
detto
1 1' F
detto
11*20 F.
detto
T50A.
detto
2M5 A.
detto
2 b 30A.
detto
3 h A.
detto
3 h 35 A.
detto
4 h A.
detto
4"45 A.
detto
5 h 0A.
detto
5 h 15 A.
detto
740 A.
detto
8 h 15 A.
5c '3
S £
117
118
119
120
121
122
123
124
125
126
127
128
129
130
131
132
133
134
135
Prehiba (SW. v. Hertnek) ...
Csergo-Spitze
Sattel zwischen Csergo u. Szoliszko .
Szoliszko Berg (20 Fuss unt. d. Spitze
Sattel zwischen Szoliszko u. Javorina
Javorina Berg (40 F. unt. d. Spitze)
Sattel bei der Kapelle (S. v. Livö) . .
Quelle w. v. diesem Sattel
Nächster Sattel westl. davon ....
Nächste Spitze West
Sattel S. von Livö Hutta
Letzter Sattel SO. v. d. Mincsol . . .
Mincsol Westl. Spitze
Mincsol Oestl. Spitze
Sattel W. v. Livö Hutta
Höhe nördlich davon
Letzte Spitze N. am Mincsol-Geb. . .
Tiefst. Punct der Wasserscheide zw. der
Topla und Poprad bei Obrucsno
Volya Orosz
682-79 14 7
672-31 15 5
673 17 15
668-2S I4S
676 86 13-7
672-45 13
692 53 160
687-55 14 -8
680-9(1 150
675-20146
678 59 146
673 78 14-5
6641 9 140
661 -SO 14
678-92 13 8
671-22 14 O
671T7 14-3
703-75
717-55
14-8
140
1 244
- 309
+ 304'
+ 333
+ 281
+ 307
r 180
+ 216
+ 255
+ 289
+ 268
+296
+ 352
+ 365
+ 260
+ 306
+ 307
4 470
3 534
530
561
506
539
412
441
481
515
494
9.9,
+ 1061
+ 22-3
02
578
591
485
532
532
331-7
247-9
482-9
549-6
544-7
577-4
520-7
554-2
4235
4541
494-4
5295
5079
5365
5942
607 6
499-3
546-8
547-4
340-8
2547
*) Differenz gegen Kaschau.
**) Differenz gegen Sebes.
84
Kranz Ritter von Hauer.
10.) Umgebung von Palocsa, Hethars und Zeben bis
E p e r i e s.
Differenz am I7ten gegen Csircs, am 18ten gegen Bad Lublau, am 19ten gegen Tarcza
am 22ten gegen Eperies,
Ort
5^
r.
u —
136 Csircs (Haus des Popen)
137Lubotin a. Bach
detto
138 Palocsa Gasthans
detto
139 Plavnicza
detto
140 Höh. a. d. Strs. zw. Plavnicza u. Lublau
141 Bad Lublau
detto
142 Höhe zw. Bad Lublau und Feketeküt
143 Feketeküt (Schönbrunn) Mitted. Ort.
144 Thal v. Kijo (an der Strasse) . .
14ö]Wasscrsch. zw. Poprad u. Tarcza .
146 Hethars (Siebenlinden)
detto
|47Kriväny
detto
148 Tarcza
detto
149JDarocz
130
151
152
153
154
155
156
157
158
159
160
161
162
163
Vörös-alma
Pechujfalu
Zeben Com. -Haus (2 l /2 T. ii.d.Bod.)
detto am Boden
Orkutu .........
detto
St. Mihälv
detto
Gergellaka (Kirche)
Ternye
Adamfölde (Schloss)
Balpataka
Bodonlaka (Oberes Ende des Ortes)
P. Tölcsemes
Jakabfalu
Ebene von Gross-Saros ....
detto
Sarosvar-Bg. Sptz. d.mittl. Thurmes
17. Juni
detto
18. Juni
17. Juni
18. Juni
17. Juni
18. Juni
17. Juni
17. Juni
18. Juni
detto
detto
detto
detto
detto
19. Juni
18. Juni
19. Juni
18. Juni
19. Juni
19. Juni
19. Juni
detto
detto
22. Juni
19. Juni
22. Juni
19. Juni
22. Juni
22. Juni
detto
detto
detto
detto
detto
detto
19. Juni
22. Juni
detto
6''30 F.
10' 30 F.
1'45A.
1 1'30 F.
II 1 ' F.
5' 45 A.
9'30 F.
6'10 A.
7 h A.
6 h 15F.
7 L 35 F.
8'30 F.
441 A.
44 7 A.
6" A.
4'50A.
6"30 A.
4\30 A.
6 h S0A.
44 5 A.
845 F.
525 A.
5'50 A.
6'A.
6'' 6A.
6 h 30 A.
6"55 A.
6 h 45 A.
740 A.
8 h F,
10 h 5 F.
10' 45 F.
245 A.
415 A.
4 h 45 A.
540 A.
745 A.
7'30 F.
8' 25 A.
716-46
717-30
720-79
717-92
720-72
714-29
717-44
707-09
708-70
71193
703 13
705-63
712-20
710-72
728-8*
725-60
726-46
722-56
726 60
722-86
72014
728-30
729-09
731-39
733-23
732-09
733-78
733-40
73617
73170
72671
724-91
722.66
719-20
722-74
724-62
736-31
73828
709-74
140-3 *
- 44
— 43-3
— 8-4
— 43-3
+ 14-6
— 26 7
, 601
+ 52-8
+ 169-8°
4- 54 4
4- 410
+ 3-9
-f 126
- 90-9)
- 16-Oj
- 78-6(
r 1-M
_ 79-4
+ 93-8
+ 294
_ 31-8
_ 354
_ 471)
-f 25-5f
_ 51
+ 243
_ 576
13-3
33-9
j- 59-2
r 690
-j- 180-6
+ 03 1
r 75-8
+ 68-5
198 — 71-6
14-6- 15
— 1 + 1562
11 6
19-4
165
19-4
15-6
200
130
200
170
9-9
11
11-2
15-5
15-4
16-8
208
16-5
200
161
19-5
129
199
19 4
190
? 2 )
19-2
194
14-8
238-3
238-8
238-8
255-4
261-5
282-1 289-9
336-5 345-8
323 1
2860
294-7
)
r
244 8
2454
2454
262- 4o
268-7
3321
293 6
3028
Mittel
1910 L963
Mittel
20311208-7
201-4,206 9
230-8 2371
169-6 174:;
i 66 0| 170-7
Mittel
152 4 156-7
Mittel
14981539
Mittel
1410
158 9
184-2
1940
205-6
228- 1
200-8
193-5
1448
163-3
189-3
199-4
211-3
2344
206-4
198-9
Mittel
1281
281-2
131 7
2889
*) Differenz gegen Kaschau.
8 ) Luftthermometer gebrochen.
Höhcnmessungen im nordöstlichen Ungarn
85
11.) Strasse von K u p i 11 a c h H a n u s f'a 1 v a und Umgebung des
letzteren Ortes
Differenz gegen Also Sebes (Nr. 106).
164
165
166
i67
168
169
170
171
172
173
Ort
Lada 25. Jun
Palvagas Kapi (S. v. d. Strasse) ... detto
Yagas-Lipnik detto
Höhe zw. Vagas-Lipnik und Pod-Lipnikj detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
Pod-Lipnik
Kalksteinfelsen S. v. Palvugas-Keczer
Hanusfalva (Sehloss)
Bisztra
Sauerqnelle an der Topla bei Bisztra
Mogyoröska
9 1 ' F.
9' 15
10' 15
tO'25
11" F.
12' 30
2' 15
4' 15
4'25
5''40
—
732
725
730
726
735
70s
738
743
744
743
17-5
17-8
185
19-0
200
22
21-5
215
21*5
214
c =
Ol v
&4 <*>
+ 2'
+ 36
+ 12'
+ 29
— 17
+ 135
— 36
- 58
- 63
- 55
125
158'
135
152
104
257
85'
64
58
tili
5J jz
s =
SO
2128-7
7J1631
0|1837
156-3
7107-6
8 2649
7 880
4 662
5 601
6 68-4
12.) Umgebung von G i r a 1 1 , dann Strasse von
S chavnyik u n d nach B a r t f e 1 d.
Differenz sresren Girult.
dort nach
Ort
174 Giralt. Wohn. d. Stuhlrieht. e.Erd.
detto
detto
detto
175 Ebene bei Giralt
176 Szobos
177 Kerekret (Sehloss)
178 Radoma (Wirthshaus) ....
179Sehavnyik (Badhaus)
180 Brücke über die Topla bei Giralt'
2-/2 Toisen üb. d. Wasserspiegel
181 Kardesony-mezö
182 Kükemezö . . .
183Nyirjes
184Laszcz6
185 Margonya (Sehloss) ....
186 Herhej
187jKohany (westl. von der Strasse) .
188IPorubka ....
Nemetfalu
Spiegel der Topla in Nemetfalu .
Kurima
Dubine
189
190
191
192
193|Polvak6ez
194
195
196
Hraböcz
Komaröcz (Spiegel der Topla)
Bärtfaujfalu
26. Juni
detto
27. Juni
detto
26. Juni
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
27. Juni
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
7 h 20 F.
detto
9*10 F.
detto
9'' 6 F.
10'tO F.
1 l h 5 F.
I2 h 5M.
12''45 A.
6*15 A.
6'45 A.
730 A.
11' 15 F-
1T'30 F-
12" M.
4' 25 A
4'45 A.
645 A.
6' 25 A.
6 h 30 A.
6''40 A.
6'53 A.
7M5A.
7 h 30 A.
7' 50 A.
8*'15A.
744 57
742-90
744 38
742-61
747-34
74583
743 67
743 88
742-74
74770
74693
744-70
747-33
746 36
74494
74269
739 50
742 49
743 09
743.39
742-70
742.10
741-69
74060
739-42
732 96
5 H
12-6 —
do. -170*
17-0 —
do. —16 0'
150— 91
16 2— 7
15-8 i-r- 10-3
16-9 -r 15 1
17-8 r 15
162'—i5.2
160 12-4
15 8 — 2-3
17-6—177
17-8
180
196
200
18-8
18-6
18-4
18 2
18-0
16-0
15-5
150
13-9
-13-7
- 8.5
- 4-8
-f 98
- 3-3
- 5-9
- 70
- 3 6
- 0-2
+ 2-2
+ 7-4
â– f 13-4
+ 44-4
-H
â– 5W
Mittel
94-5
971
854
87-7
938
964
104-8
107-7
109-6
1126
109-5
112-5
79 3
821
92-2
76 8
808
8fi-0
89-7
104-3
91 2
887
875
90-9
94-3
96-7
1019
107-9
138-9
815
84-3
94-7
789
83-0
88-4
92-2
107-2
937
91-2
89 9
93-4
899
994
104-7
110-9
142-7
') Differenz gegen Kaschau, Standbarometer.
86
Franz Ritter von Hauer.
13.) Bartfeld und Umgebung dieses Ortes.
Für Bartfeld die Differenz gegen das Standbarometer in Kaschau.
Ort
g
s
a
Zeit
S
3)
O
=
o
E
c
9
s: "T
z %
'r >>
— tf.
Differenz
gegen Bartfeld
5 5
~ '-
VI
8.2
19? Bad Bartfeld ....
28. Juni
745 F.
B.730-66
13-5
4S-?
detto
detto
detto
731-00
do.
—
—
detto
detto
4'' A.
B. 73090
17.1
+ 50-3
detto
detto
detto
730-40
do.
—
—
detto
detto
7 b 50 A.
B.7330
14 2
+ 42-0
—
detto
detto
detto
73244
do.
—
detto
29. Juni
7"30 F.
B. 733-84
111
f- 45 1
detto
detto
detto
733-68
do.
—
—
detto
detto
ll h F.
B. 73412
107
+ 45-2
detto
detto
detto
734-19
du.
—
detto
detto
4 h A.
B. 734-58
125
| 43-7
—
detto
detto
detto
733-56
do.
—
—
detto
30. Juni
6 b 15 F.
B. 73391
88
-f 462
detto
detto
detto
732-88
do.
—
detto
detto
715 A.
B. 733-60
12-8
+ 48-5
detto
detto
detto
732-40
do.
. —
detto
1. Juli
645 F.
B. 733 92
100
+ 47-1
detto
detto
detto
73308
do.
—
detto
3. Juli
7'25 F.
B. 733-88
14 2
+ 47-7
detto
detto
detto
732-81
—
—
detto
detto
10*30 F.
73371
18-4
+ 48-6
detto
detto
detto
732-88
do.
—
detto
4. Juli
745 F.
735-36
143
+ 52-7
Mittel
detto
5. Juli
6'30 F.
733-69
12-5
-f 49-3
158-3
162-7
198
Stadt Bartfeld (Stuhlr.-
Amt 1. Stock . . -
28. Juni
4 b 45 A.
73443
179
—
— 28-0
1303
1339
199
29. Juni
4 b 45 A.
738- IS 130
—
— 21-8
JJ
detto
5. Juli
8 b 15 F.
73864 L5-3
25a
—
136-5
140-3
200
Ruine Makovicz . . .
1. Juli
6'30 A.
717-29 160
125-4
—
2364
242-9
201
540 A.
7 h 30 A.
734-71 12-7
733 39 Uli
—
— 50
+ 21
)!
detto
detto
»
detto
2. Juli
5 h A.
732 36 11-3
+ 400
M
ttel
»
detto
5. Juli
8 h 40 F.
733-91 13-4
-f 48-1
155-7
1600
202
Höhe zwischen Hoszuret
und Andrejowa . . .
2. Juli
8 h 5 F.
724-74
138
+ 77-8
—
1888
1940
203
2. Juli
8 b 40 F.
73404 130
+ 32-6
—
143-6
1476
204
Meierhof N. v. Andrejova
detto
9 b 30 F.
72612 130
-H 70-7
—
1817
186-7
205
Höhe W. v. Czigla . .
detto
1045 F.
715-70 13-2
i 129-8
—
140 8
144-7
206
detto
il h 30F.
73170 12 8
â– f 44-1
—
1551
159-4
207
detto
1245 M.
732 96 11-5
+ 376
—
1486
152-7
208
Höhe zwischen Dubova
und Niklova ....
detto
3 b 55 A.
725 61 114
f 75.8
—
1868
1919
209
detto
440 A.
730-38 11-5
+ 520
—
1630
1675
210
Räuberbrunnen (NW. v.
Bad Bartfeld ....
30. Juni
9 b F.
700- 15 10 8
—
T 189-5
347 8
3574
211
Magura (Kamenahora) .
detto
9'45 F.
683 15 10 6
—
r 290 3
448-6
461-0*)
212
Aranypataka ....
detto
1240 M.
72641 ITii
—
+ 30.9
1892
194-4
213
Höhe zw. Aranypataka
und Bad Bartfeld . .
detto
2 h 45 A.
715'54
13-2
—
+ 86-8
243-1
251 9
*) Nach trigonometrischer Messung 471 08.
Höhenmessungen im nordöstlichen Ungarn.
87
Ort
te e
Q S,
4) fH
2 Uä
»2-<
214 Brücke zw. Stadt ßartf.
und Särpataka . . .
215 Sarpataka
216Bokitö
217Tarn6
218 Kruslyo (Marienthal) .
219Szverzsö
220 Unter-Tvaroscza . . .
221 Sattel zw. U. Tvaroscza
und Stebnik ....
222Stebnik
1. Juli
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
8'' F.
8'20 F,
8>'35 F,
8'45 F.
9'40 F.
10'15 F.
11* 0F
12''45M
4'50 A
739-31
735-48
734-78
733-62
732.29
731-26
723-91
700-39
72648
12 9
132
13 4
13 5
142
152
165
150
180
17-7
37-0
40-0
45-7
51-5
57-0
94-8
+ 233 6
+ 711
128-7
148-0
1510
156-7
1625
168-0
205-8
344.6
182-1
132-3
1521
155-2
1610
1670
172 6
211-5
3541
187-1
14.) Strasse von Zboro nach Szvidnik und Komarnik an der
gali zischen G ranze.
Differenz gegen das Kaschauer Stand baroineter.
Ort
pq
CG
223
224
225
226
227
228
229
230
231
232
233
234
235
236
236V S
Smilno
detto
Thal bei Jedlinka
Unt. Polyanka
Hutka (Brücke)
Ob. Miroso
Unt. Miroso
Ob. Orlich
Unt. Orlich
Szvidnik (Schloss)
detto
detto
Thal von Kapisov ......
Ladomir
Hunköcz
Polana-Krajna
Unt. Komarnik (Posthaus) . . .
Sattel zwischen Komarnik und
Barwinek
29.Juni
5. Juli
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
6. Juli
5 Juli
detto
detto
d etto
detto
detto
6 h 30 A
9 b 10 F.
9*25 F.
9'40 F.
9 h 55 F.
1045 F.
10''35 F.
ll h 0F.
1T15 F.
12 h 30 M.
detto
7 h F
3 b 55 A.
4 h 10 A.
4 h 45 A.
5 h 15 A.
6 h 8 A
7 h 5 A.
72222
722-38
727-67
728-36
72635
73025
73575
739-33
740-78
741 05
B. 740 33
742-06
739 41
73731
733 85
731-77
72677
715-76
11-0
14 6
14-7
148
149
150
152
154
15-5
160
do.
11-3
14-8
14-8
146
14 4
120
95
+ 58-0*)
+ 105-7
+
+
+
+
+
+
+
76-7
72
81-2
631
328
13-2
70
2-4
28
6-9
166
337
441
690
Mi
216-5
187-7
1830
192-2
1741
1438
124-2
1180
ttel
222-5
192-9
188-1
1971
178-9
147-8
127-6
121-4
Mittel
+ 129-6
113-6
1179
127-6
144-7
1551
1800
2406
1167
121-2
131-3
148.7
159-4
1850
247-2
*) Differenz gegen Bad Bartfeld.
88
Franz Ritter von Hauer.
15.) Strasse von Szvidnik über Sztropko nach Homouna.
Differenz gegen Kaschau.
Ort
ez
ts:
3
o
©
=5
43
O
3
.0)
er
s
OB =
— 3
- =
?,37
6. Juli
S Y.i F.
945 F.
9'30 F.
10' 40 F.
detto
12*05 A.
rio a.
I'40 A.
2 1 ' A.
2 23 A.
3' 5 A.
detto
4 30 A.
5'25 A.
t; :; \.
6' 15 A.
6'25 A.
6'45 A.
? :; \.
7 b 45 A-
745-86
747-21
747-59
746-59
V, 744 -75
748-68
74S-?)
7411-38
751 1 5
75113
750-83
B. 747-67
752-05
75205
744.2
753-0
751-9
751-7
751-2
750.4
141
148
15-2
170
do.
193
19-4
19-6
200
20-2
21.6
do.
20-5
19-5
190
18 8
18-5
180
175
170
— 155
—21-9
—241
—20-5
—32-3
—327
—362
—44 9
—452
—44-2
—410
—507
—13.3
—548
—50-0
95 5
89-1
86-9
90-5
78-7
7S-3
74-8
661
658
66-8
700
60-3
977
56-2
61
98-1
238
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
91-6
*>39
89-3
240
240
?,41
Jetto
930
809
242
80-5
*>43
76-9
?,44
679
245
246
24?
248
249
detto
676
68-6
719
620
250
251
Ruine Csicsva-Alja
Bett der Ondava bei Tavarua . . .
100-4
57-8
627
?53
—49 3 61-7
634
254
255
Zavadka
—46-7
—44-6
64-3
66-4
65 1
682
16.) Homo n na, Szinna und Umgebung.
Differenz gegen Kasehau.
Ort
_3
'3
o
0)
o
J5
s
3
5
B
3 3
— v>
"3 r*
S
«3
e
o C
JE ^>
» c
c» •-
256
Homonna (Haus d. Graf Vetter) . . .
7- Juli
5'30 A.
741-61
220
— 38-7
detto
8. Juli
710 F.
747-91
17-0
— 45-3
detto
14. Juli
1T45F.
748-3?
14-7
— 42-5
Mittel
detto
17. Juli
12''50A.
747-18
19-5
— 40-6
69-4| 71-3
257
Hazsina
8. Juli
17. Juli
3' A.
9 h 45 F.
74871
74676
220
171
— 40-2
— 40-4
.Mittel
detto
707 72-7
?58
8. Juli
17. Juli
3 l 15A.
9'25 F.
74670
744-38
221
16-8
— 31-2
— 29-2
Mittel
detto
80-8, 830
259
8. Juli
3 15 A.
747 19
220
— 32 1
Mittel
detto
17. Juli
8'40 F.
743-71
16-2
— 27-8
811 83-3
9 60
8. Juli
17. Juli
V 1 5 A.
8 L 25 F.
743-59
74073
21-8
160
— 125
— 12 9
Mittel
detto
98-31010
261
9. Juli
5 h F.
743-0?
136
— 66
detto
15. Juli
8' F-
73961
130
— 8-1
Mittel
detto
17. Juli
?'F.
739-64
14-8
— 89
1031 105-9
262 Hochofen im Josephsthal S. v. Szinna .
9. Juli
7*40 F. 729-16
160
-j- 60 1
171 1 175-8
263 Eisensteingrube unter dem Szinnastein
detto
8>45 F.
70617
216
-1941
'205- 1 210-8
264
Szinnastein Felsplatte 2 Klft. unt. d. Spitze
detto
1140 F.
674-54
180
r 387-6
498-6
1
512-4
Höhenmessungen im nordöstlichen Ungarn.
89
17.) Gegend nördlich von Szinna, dann Lab orecz - Thal von
H a b u r a bis Homonna.
Differenz gegen Kaschau.
*
Ort
=â–
"3
3
3
©
£
3
N
S
O
sc
Q
# c
Xi ©
<Z3
=
7| 3
i ^
OD ^
265
Pesolina
9. Juli
10. Juli
710 A.
1040 F.
734-51
72893
173
18 4
H- 25-0
t 43-7
136
154-7
139-7
266
Sauerbrunnen bei Pesolina .
159
267
Höhe zwischen Pesolina und
detto
1148 F.
704-91
18-6
r 183-3
2943
302-4
268
Höhe zwischen Pesolina und
9. Juli
8'IOA.
721-21
16-5
+ 123 3
2343
240-8
269
10. Juli
8'45 F.
725- 11
17 2
+ 622
»>
detto
detto
7'4S A.
724 63
15 8
-f- 652
Mittel
n
detto
11. Juli
9' 15 F.
725 03
16 9
+ 654
1751
179-9
270
10. Juli
12'50 A.
722 10
195
f 87-7
198-7
204-2
271
Sattel zwischen Osztroznyicza
detto
l b 20 A.
711 66
199
T 140.4
251 4
258-3
272
detto
l h 45A.
718-35
20-2
+ 99-9
210-9
216.7
273
Sattel zwischen Parihuzocz u.
detto
155 A.
71236
20 1
T 136-1
247 1
253-9
274
Mühle WNW. von Hosztovicza
11. Juli
9''50 F.
728-50
171
4- 42-7
1537
1579
273
Unt. Jablonka
detto
104S F.
73061
17 4
â– f 33-2
1442
1482
276
Sattel zw. Jablonka u. Viläg
detto
10 h S0 F.
719-21
172
+ 923
203-3
2089
277
Vilag (Thal bei der Kirche) .
detto
U4S F
72820
17-4
+ 41-8
152-8
1570
278
Virava (Haus des Notars) . .
detto
12 h SM.
724-60
17-5
+ 57-7
168-7
1734
279
Höhe zwischen Virava und
detto
3 h 35 A.
71484
170
r 119-2
1302
133-8
280
Szterkocz
detto
3'50 A.
719-37
17-2
+ 92 9
203-9
209-5
281
detto
4 1 ' 0A.
721 07
17-4
4- 829
1939
1992
282
11. Juli
detto
4''45 A.
7 h A.
72629
72119
17-6
162
+ 54 2
+ 835
1652
169 8
283
Mittel
r>
detto
12. Juli
8' 15 F.
720-61
14-8
l 74-3
189-9| 195 1
284
Borro . . . .
11. Juli
12. Juli
645 A.
930 F.
724 69
72461
17'0
14-9
+ 63-7
+ 52-2
Mittel
»
detto
1689
1736
288
Kamiana, Berg, westlich von
Borro ,
12. Juli
7 h 30 F.
69531
136
-224-9
335-9
345 2
286
11. Juli
5'30 A.
726-49
17-8
+ 53-7
Mittel
»
detto
12. Juli
10 1 ' 5 F.
727 23
151
â– f 375
156-6
160-9
287
Krasznibrod ......
detto
10' 48 F.
730 71
149
+ 201
131
134-6
288
detto
li h 0F.
732-99
150
-f 8-7
119 7
1230
289
Ob. Csebinye
detto
11' 20 F.
733 60
14-9
4- 5-5
1165
119-7
290
detto
U'45 F.
734-28
14-8
4- 21
113 1
116-2
291
Horbok Hadväny
detto
12'30M.
736-18
170
- 7-2
1038
1067
292
detto
448 A.
73582
16-8
— 51
105 9
108-8
293
detto
4'40 A.
737 14
16-7
— 125
98-5
101-2
294
Mündung des Baches von
detto
4'50 A.
738-23
166
— 17 7
933
95-9
295
detto
detto
detto
540 A.
5'30 A.
5'45 A.
739-43
738-93
74115
16-5
15-8
157
— 22-7
— 21 8
— 30-1
88-3
89-5
80 9
90-7
296
920
297
831
298
detto
7''A.
744-76
15<5
— 45-6
65-4
672
90
Franz Ritter von Hauer.
18.) Strasse von Homonna nach Unghvar,
Differenz gegen Kaschau.
u
s:
s
c
_ o
03
s
!jr
O f-r
—
</~j
•
«SM
299
300
301
3U2
303
304
305
306
30?
308
309
310
311
312
313
314
315
316
317
318
Barkö
detto
Altes Schloss bei Barko
Wirthshau* S. von Barko
Oermezö
Volya Laborcz
Natafalva
Topolyan . .
Nagy-Mihäly
Ivis Zalaeska
Lueska (Kirche)
Zaradka
P. Bibniez
Bad Szobrancz
detto
Ort Szobrancz
Tiba .
Orechova
Karcava
Feisö-Nemeti
Höhe zw. F. Nemeti und Unghvar . .
Unghvar (Gasth. zur Krone 1. Stock) .
8. Juli
17. Juli
8 Juli
detto
17. Juli
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
18. Juli
detto
detto
detto
delto
detto
detto
detto
19. Juli
7'45 F
3 A.
8'35 F.
9' 20 F.
3"15A.
3'40 A.
3''50 A.
4'30 A.
6 U OA
7 h 7A.
7 1 35 A.
7"45 A.
8 b 45 A.
7 h F.
10 h 45 F.
3 L 15 A.
3 b 30 A.
3 h 50 A.
4H5A.
4 fc 30 A.
4 h 37 A.
? h 50F
750 77
75015
735-30
74980
75110
751-27
74976
751-87
75259
752-51
751 24
53.45
75322
753-47
75501
758-34
75708
75762
75769
757-68
75338
75859
17-3
20
181
184
20-2
20-4
20-5
20-3
19 2
180
17-8
17?
170
160
168
183
18-4
182
186
18-5
182
17-3
-58 I Mittel
53 2| 554
16 9 127-9
60 2
-51 8
-577
-580
-507
-59-9
-599
-59-9
-54-1
-634
-61-2
-46-5
-44-6
-62-6
-570
-593
-593
-591
-400
-613
53-3
53
60 3
511
51-1
5M
56-9
47-6
49-8
64-5
66-4
48-4
54-0
51'7
517
519
71
49-7
569
131-4
61 9
54-8
54 5
620
52 5
52-5
525
58-5
48 9
51 2
66-3
682
497
555
53 1
531
533
730
51 2
19.) Strasse am Ungh-Flusse von Unghvar bis zur galizi-
schen Grenz e.
Differenz gegen Kaschau.
â– _
a>
V
N
<d e
TS .2
te
-= c
o
Q
«5
H
o e
W —
319
320
321
322
323
324
325
326
327
AI. Donionya •
F. Domonva
Xevicke
Kemencze
Voroco (Wirthshaus a. d. Strasse;
Perecen
Zarisko (Häuser a. rechten Ufer) .
detto
Dubrinic
detto
detto
Uj Kemencze (W. von Dubrinicz)
detto
19. Juli
detto
detto
detto
detto
detto
detto
22. Juli
19. Juli
22. Juli
detto
detto
detto
U30 A
U40 A
2 h 8A.
2'20 A.
3 f 40 A.
445 A.
615 A.
5 fc 45 A
6 h S0 A.
9 b 15 F.
5 h A.
12H5M
3 h 45 A
758-54180
758 22 17-9
757-69 17 2
75627170
754-75 180
75361 190
753 111171
746 96121-4
I
64-01 470 48-3
63 480 49-3
60 8 50-2 1 51 6
58-l| 59-7
63-U 64-8
67 7| 69-6
Mittel
73 7! 75-7
75282
748-58
74555
724-94
724 26
166
184
220
230 1
213
— 529
— 47-9
— 43 3
— 40 4
— 342
391
359
269
962
Mittel
79-4 81-6
Mittel
100-9|209 5 215-3
Höhenmessungen im nordöstlichen Ungarn.
91
Ort
328
329
330
99
331
332
333
334
333
336
337
338
339
340
341
Miree
Kis-Berezna
Nagy-Berezna
detto
Zabrugy (Höhe)
Brücke üb. d. Ulicska-Bach ....
Solja
Kostrina
Brücke, eine Stunde nordöstlich \
Kostrina
Sztavna
Luch
Voloszanka
detto
Uzsok (Ehemaliges Dreissigst Haus)
detto
Uzsok Mineralquelle
Pass nach Galizien, NO. von Uzsok .
19. Juli
detto
detto
20. Juli
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
21. Juli
20. Juli
detto
21. Juli
20. Juli
detto
7''20 A.
7 h 50 A.
9'15 A.
6 h F.
8"45 F.
8*'52 F.
9'40 F.
10' 31 F.
ll''35 F.
1250 A.
2'55 A.
735 F.
335 A.
4' 50 A.
635 F
6 b 30 A.
75133
75036
748-50
747-46
745 61
747-16
74189
73816
734 16
727 15
72260
71948
719 19
709 11
709-46
709 93
688-87
16 2
157
14-8
12-7
17-6
17-7
18 5
20-5
206
208
20'0
162
195
18-3
14(1
18 3
160
- 32 6
- 27-9
- 18-6
- 17 6
- 105
- 17 7
6-S
23
55-8
76-2
108-6
1156
118-5
1771
174 7
173-C
3012
78-4
831
92-4
93-4
100 5
933
80-6
85-4
94-9
960
103-3
95-9
117-3 120 6
1340 137-7
166-8 171-4
1872 192-4
119 6 122-9
Mittel
117 1) 120-3
Mittel
287 3,295 2
2840-291-8
412-2423 6
20.) Von Uzsok in das Lyutta-Thal und dieses entlang
abwärts.
Differenz gegen Kascbau.
Ort
342 Tieha (Thalboden beim Pfarrhaus) . .
343 Pass zwischen Tieha und Lyutta . . .
344 Sagemühle >^0 von Lyutta
345 Lyutta (Haus des Waldbereiters) . . .
„ I detto
346 Brücke in der südlichen Thalecke nörd-
lich vom Bohatec-Gebirge
347Staniska
348 Csornoholov a (Förster Haus) . . . .
„ | detto
349 Csornoholova (Thalebene)
5
N
Ol
g
C
s-
C5
PQ
21. Juli
9''25 F.
712-37
detto
10'15 F.
698-16
detto
12 b 30 A.
710-68
detto
12 h M
714 60
detto
4 1 ' 5A.
71405
detto
3'43 A.
72117
detto
7 h 15A.
73042
detto
9'A.
73804
22. Juli
6'30 F.
73811
detto
7 b 15 F.
740-20
H
18-5
17-6
19-8
196
220
18 5
160
15 1
145
15-8
156-9
244
165 7
141 8
143 1
98-5
47 9
05
10-5
_2 c
2679
3550
276 7
~ •—
2=5
«: —
27532
3639
2843
Mittel
2535,2605
2095 215-3
158 9|l63-3
Mittel
116 5
81111-8
119-7
114-9
92
Franz Ritter von Hauer.
21.) V o n P e r e c e ii i\ h er Turia-Remete n a c h IVI u n k a c s.
Differenz gegen Kasehau.
Ort
s- -r
Z o
Ö.2
â– o z:
350
351
352
353
354
355
356
357
358
359
36Ü
361
362
363
364
365
Ö Szemere
Turia Remete
detto
detto
Rakö (Wirthsh. 3 Tois. üb. d. Thalsohle
Pasika (Pfarrhaus)
Pass zwischen Pasika u. Trosztyanicza
Trosztyanicza
Pusznyakfalva
detto
Einmündung der Strasse i. d. Thal \V.
von Szidorfalva
Mühle und Pottaschen-Hütte ....
Strasse bei Liszarnya
Thal bei Also-Viznicze
Uj Klenocz
Friedrishsd'irf , .
Hochofen .
detto
detto
detto
Brücke hei Podherring
detto
Munkacs (Gasth, z. Stern 1. Stock) . .
detto (Strasse)
detto
22. Juli
detto
23. Juli
detto
detto
detto
detto
detto
detto
24. Juli
detto
detto
detto
detto
detto
dett >
detto
25. Juli
26. Juli
29. Juli
24. Juli
29. Juli
24. Juli
26. Juli
27. Juli
6 h 43
9'30
7'35
4'' A.
5 \
5 h 30
?':;o
8 L 40
\)"M)
5' 10
8'' 5 F.
8''35 F.
9"20 F.
10 h 45 F.
II' 10 F.
11' 30 F.
I22HA.
9'40 F.
6 h 15 F.
6'F.
4 1 ' 5 A.
7'20 F.
5'30 A.
4 h 5 A.
7'40 A.
747-55
74595
748- 11
746 24
744- 16
742- 16
710 69
71590
712-35
711-64
728-22
731-41
73806
746-74
748-63
749-53
751-55
74925
75038
742 43
750-73
743 10
750-88
755-50
75517
19-6
14-2
16
205
20-3
202
15 2
14-4
13 9
12-7
205
206
208
214
220
21 7
21 S
19-8
150
169
220
17-5
22-5
9
- 370
- 29-5
— 32 6
- 18-5
— 7-6
+ 21
j 170 7
i 139 2
+ 1614
! 1617
740
760
Mittel
+
680
51 6
171
- 24-8
- 344
- 38-7
- 48-7
- 50 5
- 50-5
- 49 4
- 47-4
- 53
- 48-8
-57-3
-58-8
84-2
103-4
1131
281-7
250-2
80-5
1 06.3
116 2
289-5
257- 1
Mittel
272-5 1280-0
1790 183-9
162-6 167 I
1281
86-2
76 6
72 3
131 6
88-6
78-7
743
Mittel
61-21 629
Mittel
6091 62-6
Mittel
53 Ol 54-5
22). Gegend südlich von Munkacs bis B e r e g h s z a s x.
Differenz gegen Kasehau.
Ort
B -
« c
— 05
'â– - "Z
■•o z:
CTj —
366
367
36S
369
370
371
372
373
374
P. Kerepecz
Vörös W. H
Gath
Janosi
Bereghszasz-Veg-Ardö
Bereghsza'sz
Muzsaly (Haus d. H. v. Dercsenyi 1. Stocl
Alaunbruch (Derekaszeg)
Kigyös
26. Juli
detto
detto
detto
detto
detto
27. Juli
detto
detto
5' A.
5'15A.
5' 30 A.
6 l 5A.
6'30 A.
7 h 30 A.
5'45 F.
9'20 F.
12'40A.
756-49
B
756-70
«
756-90
C
757-11
a
756-92
75711
E
757-65
5
739-60
Z
757-36
h
—62-4
—63-0
—63-6
—63-9
—62-5
—64-3
—50-4
+ 24-7
—61-2
48-6
48-0
47-4
471
48-5
46-7
606
135-7
49-8
49-9
49-3
48-7
48-4
49-8
48-0
62-3
139-5
51-2
Höhenmessungen im nordöstlichen Ungarn.
93
O
3
s
c c
0J •-
K
^^
£
<o
«J S
-s «S
Ort
CS
Q
O
o
s
u.
j-
i
^2
S a
pq
—
Q
CG ""
375
27. Juli
l h 5A.
757-76
■£ c
—631
47-9
49-2
376
Bereg-Ujfalu .
detto
l h 45 A.
75546
—53-3
57-7
59-3
377
Sägemühle NO.
von Bereg-Ujfalu . .
detto
4 h 6A.
757-20
S P
—635
475
48-8
378
detto
detto
6 h A.
6 b 10A.
755 16
75615
- a>
—567
—61-4
54-3
496
55-8
370
51
23.) Von Munkacs über Szolyva und A. Vereczke an die
galizische Grenze.
Differenz gegen Kaschau.
Ort
2 o
!§5
380
381
382
383
384
385
386
387
388
389
390
39
392
393
394
39
396
397
398
399
St Miklös . . •
Unt. Hrabonicza
Brücke W. v. Pasika
Kalksteinbruch zwischen Pasika u.
Bisztra
N. Bisztra
Szolyva (Forst-Haus) . ...
detto
Plateau ob. d. Bad Szolyva . .
Holubina (Kirche)
Polena (Posthaus)
Uklina (Wirthshaus)
Voloszata (detto)
Sattel genannt Rosgylla ....
Felsö-Hrabonicza (Meierhof) . .
Pudpolocz- (Strassenkreuz) . .
detto
Wirthshaus beim Ausgange des
Jalovathales
Vereinigung des Latorcza und
Slavka Baches
Also Vereczke
detto
Zavadka (Kirche)
detto
Hlubokpatak
detto
Pass an die galizische Gränze .
29. Juli
detto
detto
detto
detto
detto
3. Aug.
29. Juli
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
i Aug.
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
7''50 F.
8 1, 5 F.
8'40 F.
10 1 ' F.
1 130 F.
1 2' M.
6'40 F.
3''55 A.
4 h 5A.
4 h 45 A.
5 h 35A.
6 h 15A.
6 l 45A.
7 h A.
7*30 A.
9 h 30 F.
10H5 F.
10' 45 F.
ll h 10 F.
5'55 A.
11 ''40 F.
3' 6A.
II 1 40 F.
3 h A.
12 h 50 M.
742.17
739.21
738.92
719.21
727.51
734.49
742.74
731.42
732.20
727.67
719.68
707.71
700.82
711.54
716.45
722.53
719.27
717.80
715.20
715.87
712.08
712 68
710.87
710.00
682.85
17.7
17.8
18.2
19.0
19.2
19.0
12.6
19.4
19.5
16.8
17.6
16.4
15.0
14.9
14.7
13.0
13.2
13.2
13.7
14.2
13.6
14.2
13.8
14.2
10.7
— 49 3
— 37.3
- 36.2
+ 63.7
| 16.5
- 185
— 19.4
— 7.5
— 11.2
i 16.9
| 54.0
+ 1246
+ 1661
+ 100-6
f 71-4
4 651
+ 83-6
+ 916
+ 107-1
+ 107-7
+ 1259
+ 1231
+ 133-2
+ 139-2
^301-4
61-7 63-4
73-7 757
748 76-9
174 7 179 5
127-5 130 9
Mittel
92 1
103-5
99-8
127-9
1650
2356
277-1
2116
94-6
106-4
1026
131-4
1696
242-1
284-7
217-4
Mittel
179-2 1841
194-6
200-0
2026208-2
Mittel
218-4J2244
Mittel
2355^420
Mittel
247-2 253-7
41 1-41422-8
94
Franz Ritter von Hauer.
24.) Umgegend von Zsdenyova.
Differenz gegen Kaschau.
Ort
PQ
400
401
402
403
404
405
406
407
408
409
410
Zsdenyova (Forsthaus 1. Stock) . . 30. Juli
detto 31. Jnli
Zbun 30. Juli
Riesige Tanne genannt Königinn . . detto
« — ' £ Sattel S. d. Ostra-Hura . . detto
" t}. ö Zweiter Satte] detto
% Sc 7 Gipfel W. von Zbun . . . detto
= S J Zweiter Gipfel | detto
= -.i goCaviaHura | detto
■2 5 ö Jägerhäuschen (Cavna) . | detto
Grunze der Buchen und Tannen am
Gehänge gegen Zbun j detto
Klause SW. von Zbun ' detto
8 h F.
8 k 30 F.
10' 15 F
i 135 F.
T30 A.
2 h 30 A.
2 J 30 A.
3* 5 V.
3' 17 A.
3+0 A.
+15 A.
+35 A.
711-59
71058
711-68
685-82
67401
1^
_g j-
5 Z
«3: =
682
670
663
658
665
15
115
143
132
120
12
11 7
115
113
110
690-88
70310
- 95 4
-r 86-7
â– +â– 94-8
+ 251-4
+ 3222
-r274-0
-^3412
+ 386-4
+416 6
+ 3741
Mittel
202 0| 226-1
205 8 211-5
362 4j 373 4
433-2' 445 2
3850
4522
407 4
527-6
485-1
do. +2200 331-0
11-8 +146 3, 257-3
3956
464-7
511-3
542-2
498.5
340 1
264 4
25.) Von Also-Vereczke in das Vitsa-Thal und dieses abwärts
nach Szolyva.
Differenz eesjen Kaschau.
Ort
I I
411
412
413
414
r>
415
416
417
418
419
420
421
Felsö Vereczke 1. Aug.
Drahusöcz detto
Höhe Mencsel zw. Drahusöcz und Volocz detto
Volocz (Meierhof) detto
detto 2. Aug.
Almamezö detto
Zanyka detto
Mineralquelle bei Zanyka detto
Osza (Sagemühle) . '. detto
Votsi detto
Szaszoka detto
Harsfalva (Mineralquelle) detto
635 A.
6 h 52 A.
7'25 A.
8 1 ' A.
615 F.
7+5 F.
8 l 35 F.
9" F.
10 h F.
1130 F.
1245 Bi
12+0 A.
71531
71271
702-45
712 58
712-48
716-67
71947
716 31
723-85
731 94
73611
739-41
138
13 6
133
130
12 3
13 2
13 6
13-8
120
135
14-8
150
J- 107-8
+ 124-1
f 184-8
+ 1240
+ 129 9
+ 105T
+ 89-2
-t 107 4
+ 669
+ 24
-r 4-4
- 11-7
218-8J224-8
235 I 241 6
205 8 3040
Mittel
237-91244-5
216-1 2221
20022057
2184224-4
177-9 1828
135;! 138 7
115 4 1186
99 3 102-0
Höhenmessungen im nordöstlichen Ungarn.
95
26.) Strasse von Szolyva nach Dolha und Huszth i. d. Marmaros.
Differenz gegen Kaschau.
Ort
■—
<o
a>
s
a>
£
s
o
o
£
i.
CS
o
PQ
p£j
r- 1
Ol •-
V3 ^
422
423
424
425
426
427
428
429
430
431
432
433
434
435
436
437
438
439
440
Strojna (Kirche)
Kalkbrueh S. von Strojna . . .
Duszina
Roszos
Pass 0. von Roszos
Kereczke
P. Csonok (Diluv. Plateau) . . .
detto
detto
Ebene bei Czonok
Bereznik
Zusammenfluss d. Risztra und d.
ehowi Zwor SW. von Kereczke
Eisenstein Schürf Rosusnuj SW.
Kereczke
Kusnyicza "...
Szuha Rronka
Dolha
detto
Borsova-Thal bei Zädnya ....
Höhe zwischen Dolha und Lipcse Polyana
Lipcse Polyana
Lipcze
Iza
Lu-
3. Aug
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
4 Aug
3. Aug
3. Aug
4. Aug.
detto
4. Aug.
detto
detto
5. Aug.
detto
6. Aug,
detto
detto
9. Aug.
8 h F.
9''30 F.
tl'3() F
12 h M.
12'35 A.
l h 4S A.
3>'35 A
6'35 A.
6 h 45 F.
6 h 40 F.
4'45 A
12 h 20 A.
l b 25
5 h 15
545
7 h A.
8 h 25
12 h 45
5'35
5 h 45
7 l 45
7 h 20
741-68
7210
7365
732-30
726-30
736-89
731-81
73240
73510
734 10
731 48
73053
711
743
746
749
752
753
733
737
744
751
12-8
130
150
155
160
16 8
172
15-3
123
15 3
172
160
152
17-2
16-3
150
170
22 5
17-8
17-6
170
160
+
162
88-7
11-8
32-8
63 2
124
38-7
37 1
32-8
290
40 1
562
94-8
199 7
122 8
143-8
174 2
123-4
97-4
205-2
126-2
147-8
1790
126 8
Mittel
147-2
1400
151 1
1672
1813
2923
36
107-4
176
934
30-6
80-4
31 6
79-4
384
726
37-8
148-8
191
1301
152
958
31-0
800
151-3
143-9
1553
171-8
3004
110 4
960
82-6
81-6
746
152-9
1337
98-4
82-2
Strasse von Huszth nach ÖkörmezÖ.
Ort
d aj
M
441
442
443
444
445
446
447
Herincse
Bisztra
Anfang des Hotters von Vucskomezö .
Vucskomezö
Ditkovecz
Höhe N. von Ditkovecz
Okörmezö (Wohnung d. Stuhl richters)
detto
detto
9. Aug.
detto
detto
detto
detto
detto
10. Aug.
detto
11. Aug.
8'45 F.
12 h M.
F50 A
5" A.
6 h 35 A
7' 15 A.
845 F.
8 h A.
5 h 30 F
746-75
73996
735-28
73094
73003
7130
7240
724-6
727-57
171
220
21 2
181 j
•3-0'
12-2,
12
138
9-2!
- 85102-5
4- 23-7 134 7
+ 46 6 1576
4- 67 3 178-3
-j- 708 181-8
+ 1635 274-5
+ 964
| 82-7, Mittel
+ 91-4201 11206-7
105-3
1384
1620
183-2
186-8
281-1
9ß
Franz Ritter von Hauer,
27.) Von Ökörmezö in das Talaborthai, dann in das
Taraczkothal und dieses abwärts.
Differenz gegen Kaschau.
Ort
Q
N
s
es
3
es
E
c
2 Z
Vj
448
449
Höhe zwischen
Prislop und Szinever .
11. Aug.
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
12. Aug.
detto
detto
detto
detto
detto
detto
13. Aug.
12. Aug.
detto
detto
13. \ug.
9 h 45 F.
1045 F.
ll h F.
11' 15 F.
l h Ä.
2"20 A.
3'50 A.
4' 30 A.
5'45 A.
6''30 A.
8 h 45 A.
5' 45 F.
9 h 25 F.
II) 1 IS F.
LI' l) F.
694-30
709-33
713-52
71511
716-56
71539
704 40
686-70
710-94
716-34
721 01
721-94
72971
73326
734 43
170
17-6
18-4
iso
21-11
20-6
18-3
150
14-6
13 4
11-6
90
164
19-2
22-8
| 2913
,1997
f 175 6
165-4
157-9
r 165-4
302-3
210-7
286-6
2764
268-9
276-4
310-7
216-5
450
451
Kalocsa Imsad
294 5
2840
452
Horb Kalocsa
276 3
453
284-0
454
Gebirgs-See
Pass am Topas-
Deutsch-Mokra
231 61342-6
r 340-1 451-1
t 1911 2021
â– r 158-4 269 4
3521
455
456
457
Berg
4636
207-7
270 8
458
-f- 1313 Mittel
459
460
461
462
Brücke bei Don
detto
-t- 136-1 244-7
; 95 1 1061
r 77-5 188-5
; 69-3 180-3
251-4
109
193-7
185-3
463
Kälinfalu
12' M. 736-97 22-9
12''50 A. 73814 22-6
: 59-2j 170-2
174-9
464
,- 5261636
42-3 Mil
+ 43-3 153-8
i- 76 7 187 7
-1-100-2 201-2
j- 43 9 154-9
16-2 L27-2
r 7-3 118 3
— 2-2!l08-8
65404-5
1681
465
466
467
468
469
Also Nerecznicze(Försterh. a. d. Strasse)
detto
Königsthal (Pinge)
Sattel zwischen Königsthal u. Pudplesa
3' 45 A. 1740- 16
6 h 5 F. 74013
T A. 732 '60
7' 15 A. 727-84
7'40 A. 1739-38
7 1 ' F. 1745 54
21-0
120
15-2
151
14-8
14-2
tel
1580
1 92 9
200 7
159-2
130 7
470
471
472
N. Kirva (Diluv. Plateau)
detto
detto
detto
8' 20 F. 747 22 15-4
8'30 F. 74920 15 5
8' 50 F. 750 09 15*
121-6
111-8
1(17-4
28.) S z i ge t ii
U D (1
einig
e V n
!l C
t e de
r U m
geh 11 n g.
(tri
Datum
^
s
PQ
s
C
C
4>
H
Differenz gegen
ö sd
ffl —
— ~~
Cm ._
2 Z
X
"" Z
■■o —
~Z ~~
- ■•
«3 ^
473
Sziffeth (Gasthaus am 15. Aug.
Platz 1. Stock) . .
84 5 F.
746 66
14-2
r 16 3
+ 50-4
—64-2
»
detto
16. Aug.
645 F.
746-27
11.6
f 13-3
-f-50-7
—63-2
detto
24. Aug.
6 h F.
743 11
ii-:;
90
^45-3
—66-0
?)
detto
2. Sept.
640 F.
73956
9
—
-51 2
—68-5
Mitte]
W
detto
3. Sept.
8 L 50 F.
744-29
13-8
—
^49-2
—654
120-5
123 8
474
Szlatina (Ort) . .
16. Aug.
745 F.
745-96
14-6
—
— 0-2*)
—
1203
475
detto (Scbachtkranz,
detto
8'30 F. 744-20
160
—
-f 6-4*)
—
126-9
476
Kobolopolvana Hütt.A.
17. Aug.
1045 F.
728-49
17-1
+ 87-6
—
+ 5-2 196.1
477
detto (Badhaus)
detto
2 h A.
725-20
18-8
+ 102 2
—
+ 17-7 209.5
478
Rönaszek (Amtshaus)
2. Sept.
1045 F.
726-94
?
— 4-3
184-4
*) Differenz gegen Szigeth in Toisen.
Höhenmessungen im nordöstlichen Ungarn. 97
29.) Strasse von Szigeth nach Körösmezö.
Ort
d
'S
3
•-
CS
QQ
£
-_
H
Differenz gegen
e
-c o
l Z
<f>
Ä —
J
CS
T5 .'
'S 2
H
479
Salzkammer
17. Au°\
6'30 F.
6'45 F.
744-77
73977
13-0
-f- 12-4
— 64 2
1
Mit fo '
»
detto
2. Sept.
124-7
128-2
480
Yeresmarth
17. Aug.
655 F.
741 81
13-6
h 25-6
—
136 6| 140-4
4SI
detto
7 1 ' 1 F.
740 47
1 i-0
4- 31-6
142 6 146 5
Mittel
482
Deutsch Bocsko (Theissbrücke)
detto
7' 25 F.
740 39
14-2
+- 31-8
— 49-2
,,
detto
18. Aug.
8 h 30 F.
737-24
t :; :;
t- 33-5
— 498
142
1 45-9
483
detto
11» F.
735 80
23-2
- 45 2
144-6
148 6
484
Trebusa
detto
133A.
729-22
19-3
—
— 13-0
175-9
180-8
485
detto
6 h A.
726-44
15-2
—
4- 10
189-6
194-8
486
detto
6 b S0A.
724-34
14-4
—
12-4
200-7
2062
487
Raho . . .
detto
S ! SA.
723-34
13-6
-j- 92.7
r 17-2
Mittel
M
detto
19. Aug.
5 I, 55 F.
723-33
10-9
+ 88-6
\- 17-8
2037
2093
488
Vereinigung
der schwarzen und
detto
6 b 35 F.
72203
11-6
—
34-5
222- 1
228-3
489
P. Volesi .
detto
7'30 F.
717-14 12-5
—
-r 54-6 241-7
248.4
490
detto
8 1 ' F.
714-83 12 9
—
t 6522520
259
491
Eingang in (
as Radonlirthal
detto
8'50 F.
7U7-45 14.5
—
J-109-9 29S5
303-7
492
Bilin . . .
detto
4' 30 A.
717-20
16-2
-r- 45-3 232 7
f 60-2 247 2
2391
493
Borkut . .
detto
5^20 A.
714-61
15-3
—
254.0
494
detto (Mineralquelle) . .
detto
5 45 A
712-23
150
—
1- 74-32609
268. 1
49 5
Mündung des
Kebele-Baches .
detto
6 h 30 A.
709-27 14.0
f 92-6278 7
286-4
496
Szvidovecz
detto
7'IOA
706-23 1 V3
—
r 109-3
294 9
303- 1
497
Körösmezö
(Haus des Wald-
meisters 1
Stock) ....
detto
9 1 ' A.
704-27
13-3
+ 186-3
4- 1210
W
detto
20. Aus.
7 h F.
7(12-57 10-8
4-184-2
r 119-2
»
detto
detto
l"2S A
701.18 14-0
r 192-0
r 1192
Mi
tel
w
detto
21. Au</.
6''40 F.
698-67
11.8
r 198-2
h 117-5
302-9
311-3
30.) Spiegel der Theiss (Nr. 498 b i s 51 2 durch Ablesung
bei der Fahrt im F 1 s s.
Differenz gegen
l
s-
â– *^
.Sä
Ort
3
"S
g
3 _
«3 ^
ST
2 5
g.S
—
SB
<t>
05
:0 O
s
ca
-G
W 1 ^
:0
«5.2
H
M£
£
498
Körösmezö
21. Aug.
7 b 50 F.
69923
132
— 4-1
298-9
3072
499
detto
8 h 40 F.
700-81
15 6
— 16 1
287-3
2952
500
Mündung d. Thaies Kossoucze
detto
9'45 F.
701-87
16-8
— 22 5
2790
288-8
501
detto detto Kebele
detto
10'' F.
703-88
169
— 350
268-9 276 3
502
detto detto Vaszkul .
detto
10 b 20 F.
707-21
16-8
— 564
248-1
234-9
Mittheilungen der k. k- geogr. Gesellschaft. III. Bd. II. Heft.
98
Franz Ritter von Hauer.
Ort
Differenz gegen
:© O
:- I
503
504
508
:;<><;
507
508
509
510
511
512
513
514
515
516
ßorkut
.Mündung des Szitnibachcs .
Bilin
Mündung dos Terentenbaches
detto der weissen Tlieiss
Raho
Vercho\ati
Berlebas
Trebusa .... ...
Mündung des Vissö ....
Zwiscben Szigeth u. S/.hitina
detto Taraczközu.Szaploncza
bei Tecsö
Einmündung il. Nagv.i^flusscs
12 Fuss über dem Spiegel
Tisza Ijlak
21. Aug.
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
16. Aug.
13. Aug.
3. Sept.
â– t.Sept
detto
10*30 F.
Ki :;u F.
iri5 p.
12" M.
12' 30 A.
12''50A.
2 h 15A.
3' A.
4' 10 A.
5' 5 A.
7'35 F.
9" 5 F.
1 L 5A.
6'30 F.
11 '' F.
708-28
708-97
710-20
710-59
712-30
713-39
714-89
718-01
721 -84
724-07
747-35
751 08
75110
759-80
765-21
16-9
170
17-6
170
180
17-4
17-4
15-8
15-1
14-4
14-4
16-3
14-0
7-0
ISO
— 63- 1
- 68-0
- 75 9
- 78-6
— 89 8
970
— 106-5
— 122-6
— 146-5
-153-8
+ 6-5 '
241'
236
229
226
215
208
199
183
160
153
126
99
- 30-9 ») 90
IM
+
0-5*)
22-7*)
24S-
243
235
232-
5 22 1 •
3 2 14'
3 204'
6 1 88
4 1 64
3 157
8 130
9 102
92
67-3
441
69!
45-3
31.) Von S z i g e t h durch das Iza-Thal nach B o r s a b a n y a
nach K i r 1 i b a I» a und z u rück d u r eh da s Vissö- T h a 1.
Differenz den 24. gegen Szisretb, die folgenden Tage "egen Wallendorf.
Ort
•5 «3 L
'= = 2
03 i,
X -
^3 r
518
519
520
521
522
523
524
525
526
Brücke über d. Ronisora .
Farkasrev ......
Väncsfalva
Nanfalva
Barczanfalva
Szurdok
Bozavlia (Spiegel der Iza)
Mündung des Sajo . . .
Konyha
24. Aug.
detto'
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
6 h 15
635
7' 30
7'55
8' 25
9 h 40
10' 30 F.
10 h 45 F.
11' 15 F.
742-03
741-86
740-86
737-84
738-34
735-68
73311
732-21
729-11
1 1-8
121
13-2
13-8
14-4
15-8
16-7
16-9
17-4
-f 4
4
- 8
r-21
^19
+ 31
43
^-47
r 63
124.8
125.2
128-8
9,141-6
9,139-8
3150-9
5162-8;
2I166-4J
11181-9:
128-3
128-6
1324
145-5
143 7
1551
167-3
I7F0
186-9
:|: ) Differenz gegen Huszt in Toisen.
') Differenz gegen Szigcth in Wiener-Klafter,
Ilühenmessunüen im nordiisllk'hen Ungarn.
99
Ort
Dragomer
Szclistye
Szacsal . .
Wasserscheide zwichen Sz;\cs:il
und Mojszin
Mojszin
detto
Borsabänya .
detto
Sattel westlich vom Megura-
Berg
Mündung des Nyegusza-
Thales ........
Strimtura
Sägemühle im Thal südlich
von Strimtura
Sattel nördlich vom Stiol . .
Thal il. gold. Biszhicz bei der
Einmünd. d. Weges v.Prislop
Ausmündung des Szeszul-
Thales
detto
Ausmündung des Boszavlia-
Baches
Ausmündung des Zibo-Baches
detto
Kirlibaba
detto
Kornidic-Pass am Wege von
der gold. Bisztricz in den
Hintergrund des Cislathales
Borsa
Felsö Visso
Közep-Visso
Alsö-Visso
Brücke vor Leordina ....
Leordina
Petrova
Höhe zwischen Petrova und
F. Bona
Felsö Bona
Also Bona
Höhe zwischen Also Bona und
Karacsonfalu
24. Aug.
di tto
detto
detto
detto
28. Aug.
23. Aug.
26. Äug.
detto
di il i
detto
detto
detto
detto
detto
27. Aug.
26. Aug.
1 1 e 1 1 > i
27. Aug.
26. Aliw.
27. Aus-.
27. Aug.
28. Aug.
29. Aug.
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
detto
1 2' M.
4*20 A.
5* OA.
6*25 A.
7'' A.
5*30 A.
8 h 40 F.
6*30 F.
7' 35 F.
8*48 F.
9 h 15F.
9*40 r.
12 M
1*18 A.
2*48 A.
11*18 F.
4*15 A.
4*80 A.
9*10 F.
6 50 A.
7 28 F.
4* SA.
4*18 A.
7' V.
7*33 F.
7*30 F.
9*10 F.
9' 30 F.
10* F.
1*A.
3* A.
3*25 A.
4*35 A.
-1t
724-81
18-6
721-14
17-2
717-22
17-0
703-52
18-2
712-78
15-3
704-16
9
696-83
II -i
687-58
! 0-3
688-11
12-4
688-44
14-7
684-25
15-8
680-33
[7-2
621-31
1 6-6
64734
160
657-84
15-3
(552-8 !
?
664-94
14-5
66681
14-4
662-65
122
667-28
1 3-3
664-71
111
606-85
•>
698-01
•>
713 27
9
715-10
9
716-53
9
720-41
9
72187
r
723 03
c
700-80
•%
729-76
fcc
730-88
i
0)
72607
f" 1
'- a
~ -
- a
33 sj
X. ;-
85 3*) 2038
104-1*) 221-8
128-7*) 242-8
209-1
227-9
249-5
i 209-8*) 324-3 333-3
f-181-5*) Mittel
88-0 27181278-3
Mittel
352-7 362-4
h 166-8
-j- 170-4
â– | 348-9
f 162-8
j- 188-9
,212-7
617-6
-j- 428-6
r 341-0
i- 347-8
i 293-9
283-1
-288-3
f 274-9
+ 274-7
-t 709 1
124-4
r- 489
392
31-3
HO
3-8
5-2
+
t-
r 1 32- i
— 300
— 39-2
— 140
528- 1
347-0
372-4
542-7
3866
382-7
395-6 406-3
789.6 8114
605-7
022- 4
Mittel
523.7538-2
474-5 1 487-7
Mittel
466-6 479-5
Mittel
435-9 468-6
878-6
309-6
2361
226-7
218-9
199-4
192-3
183
315-2
158
150-4
174-4
902 9
318-2
242 7
233-0
2251
204-8
197-6
188-6
323-9
163 8
154-6
1 79.2
*) Differenz gegen Szigeth.
100
Franz Ritter von Hauer,
32.) Strasse von S z i g e t h über H u s z t h nach Delireczin.
Ort
Q
s
o
s
o
c
Ol
Diflf. g.
;gen
2 §
75 =
'S
s:
o
g
23
— ii
M SC
« .—
s o
SC Eh
ei
u =
— i
® r
555
Brücke über die Iza bei P.
3. Sept-
10'15 F.
745.34
14.5
4-6*)
1159
1191
556
detto
detto
10' 40 F.
1145 F.
745 90
747.36
15.5
15-5
- 6-7*)
-13-6*)
113-8
106-9
1169
557
109-8
558
detto
11' 45 F-
745.30
15.0
— 3-8*)
1 1 67
119 9
550
detto
detto
detto
12"30A.
l"30A.
4" A.
746.99
749.81
752.5 1
14.5
14.3
14.0
-12-4*)
—255 *)
-37-3*)
1081
950
83-2
Uli
560
97 6
561
Benecsö (Talabor Mündung) .
85 5
562
detto
4' 15 A.
752 50
140
375*)
830
85-3
563
detto
4 :;o \
754.30
139
—45-2*)
75'3
77 4
564
detto
5 1 6A.
754.91
13-7
-47-8*)
72 7
74-7
565
Huszth (Gasth. des Maszlv) . .
7. Aug.
1 ' 50 A .
745.71
215
—
detto
9. Aug.
6'30 F.
75320
150
— .
detto
3. Sept.
035 A.
757.3ü
135
—
Mittel
detto
4. Sept.
6 h F.
759.71
161
—
668
68-6
566
Altes Sebloss Husztb ....
7. Aug.
7" A.
728. 1 1
it; ii
r 78.5
1453
149-3
567
Velika koprina (Veresmarth)
4 Sept.
7'45 F.
757.68
95
r 6-8
73'6
756
568
Nagy Szöllös . . ■...
detto
9" 15. F.
762.70
I2il
-136
532
54-7
560
detto
detto
950 F.
10'25 F.
763.74
765 27
130
14-0
-19-2
-240
47 6
42-8
48-9
570
44-0
571
detto
3'iOA.
763.40
195
-15-6
51 2
526
57*>
detto
detto
detto
3' 25 A.
3 55 A.
4' 40 A.
763.29
762.89
763.70
19 5
18-8
186
— 169
— 131
—172
49-9
53-7
496
51-3
573
55-2
574
510
575
detto
S 1 10 A.
763.42
18-0
—158
510
52'4
576
Feher Gyarmath
detto
6"A.
763,13
17 2
—14-6
52 2
53-7
577
Spiegel des Szamos hei Matolcs
detto
7" A.
763.45
16 5
-18-7
481
494
H78
detto
5. Sept.
7 h 5 A.
5 h 45 F.
762.76
761.79
165
115
—16-3
— 5 3
505
599
51-9
579
Kocsord
61-6
580
detto
7 fc 25 F.
758.66
13-2
95
74-7
76-8
581
detto
detto
8 fc 4ü F.
945 F.
758.24
757.94
14 6
15-0
-106
4-11-6
758
76-8
779
582
78 9
:;s::
Bogath
detto
detto
detto
detto
10''50 F.
12*30 A.
2 b 20 A.
3' 25 A.
756.39
756.32
755.20
755.11
17-2
20-0
18-2
178
+ 124
-rl3-6
4 18 1
4-185
776
78-8
83-3
83-7
797
584
81-0
Mihiilvdi
85-6
5S6
860
587
detto
detto
6' A.
8' 1 A.
756.73
758.33
162
15 9
-rlO-6
75-8
77-9
588
*) DitVerenz gegen Szigeth in Toisen
Höhenmessungen im nordöstlichen Ungarn.
ioi
II. Meteorologische Beobachtungen au den als Yergleichspuncte
benutzten Stationen.
Luftdruck bei 0°
Pariser-Linien
tu 1
Temperatur
Reaumur
6" ! 2 1 ' ; 10 1 '
Datum
Juli
Luftdruck hei 0° in
Pariser-Linien
Temperatur
Reaumur
6'
10''
6 h i 2 h : 10 h
Ofe n.
335-52
35 18
33-92
35-13
33337
333-34
140
15-8
34-34
33-69
12'6
18 5
34 36
34-54
13-0
200
34 39
3430
150
17-5
K a s c h a u.
30-99
330-99
330 49
112
13 5
|
30-36
30- 14
28-43
10 1
152
28-49
29-62
30 26
98
15 4
1
3022
30 15
2i)-54
1 1
15 7
30-28
30.78
3116
13.2
17 5
30-63
29-64
28-70
13.3
18-2
]
28-87
2923
2959
140
168
29-86
29-34
29 02
17-3
200
2903
28-90
28 65
169
201
29 18
29 30
29-61
13 2
17 5
3017
30'29
30-66
174
22 2
31-32
31 Ol
30-73
171
230
30-98
30-27
29 81
16-5
22 6
29 61
29-50
29 52
161
173
29 00
29-67
29-74
175
21-4
1
29-87
29-68
29-23
166
211
29-26
28-67
27-84
263
22-3
2970
30 15
3012
139
17-3
29-98
28-70
28 32
12-9
20 6
27-84
27-99
28-57
14-6
165
28-45
28-22
28 22
130
18-8
28-44
28-35
2905
14.5
18-2
2005
29-63
29 15
13.2
18-8
20-00
28 33
27-86
15-2
19-8
26-88
26 42
27 04
14-2
173
27-84
28-67
2819
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28-28
27-52
27-74
15 7
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27-64
2736
28-63
156
21 7
28-68
28-88
29-06
10.5
12 3
28-88
28-86
28-80
12.5
14.6
2894
28-81
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144
20 5
28-16
28-24
28-70
133
18-3
28-89
28-80
28 99
13 8
194
2995
29-58
29-49
138
196
2934
28-24
28 52
15 5
19 1
28-78
28-46
28- 2
134
192
1
28-11
25-61
23-88
139
22 1
|
27 13
2798
28-29
168
20 7
28-46
28-08
2761
15-9
226
27-36
2691
27-25
168
22 '4
27-38
26-24
2633
16-4
214
26- 15
25-93
26-42
138
19-7
130
145
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168
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II
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27
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161
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12
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15
167
16
5-9
7-4
161
1
4 3
13.
14.
13.
16.
17.
18.
19.
20.
21.
22.
23.
24.
25.
26.
27.
28.
29.
39.
31.
Aug
I.
2.
3'
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11
12.
13.
14.
15.
16.
17.
18.
19.
20.
21.
22.
23.
24.
23.
26.
27.
28.
29.
30.
31.
26 92
27-71
2716
2720
27 05
2897
29 60
2916
28 76
28-03
28-48
28-80
2783
27 71
29-81
27-58
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2392
25 28
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2587
2710
28-63
29-80
29-71
281 8
28-20
2964
29 39
3034
31-44
3104
30-85
31-38
31 07
30-48
29 53
28-88
27-08
26-45
27 89
29-20
29-87
28-29
2539
2301
25 57
26-72
27-84
27 31
27- i!»
27-59
27-61
27-02
27-45
29-44
29-37
28-74
28-23
27-97
28-63
28-24
26-80
28 64
29-26
26- 13
24-44
24-81
2573
26-41
26-89
27-72
28-72
29-61
28-54
27-01
28-33
29-36
29-32
3039
31-70
30-69
30-68
31 00
30-90
2999
29 23
2820
26-87
26-36
27-83
29 21
294i
2735
23-48
23-66
25-49
26-66
27-80
26-84
27-57
27-43
27-23
20-94
27-90
29-83
29 54
28-65
27-85
27-75
29-02
2816
26 69
28-42
26-34
24-20
2488
2612
26.52
27-05
27- 10
29 23
29-23
29-80
28-18
2808
2904
29-66
29-54
30-71
30-92
30 51
30-76
30-92
3081
29-47
29-19
27-75
26 33
26-81
28-34
29 30
30 10
2621
2304
24-81
23-95
27-32
27-73
27-08
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18-4
19-4
20.2
19-1
20-2
17-4
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24-2
23-7
21-5
22-0
212
22-4
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I
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II
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6
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X
X
3
4
3
92
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13 7
14-8
loa
15*5
14-9
159
16-4
181
18-8
18-8
18.6
18-4
171
170
17-2
170
151
14-8
15-7
141
14-9
12 6
13 6
136
14(5
7 147
149
0,146
7 14 8
9 14 6
9 17 6
S 17-8
0J17-0
165
117-5
5160
9 16-7
5180
160
16-6
161
14-8
t 14-7
7J143
15 6
14-5
122
11-3
10-8
HS
102
Franz Ritter von Hauer.
Luftdruck be
0° in
Temperatur J
Luftdruek be
0° in
Temperatur
Datum
Pariser-Linien
Reaumur
Da (um
Pai
iser-Linien
Reaumur
6"
2 L
Kl' 1 | 6' | 2'' | 10 1 ' |
6" i
.>
10" | 1 ' 2" KT
Wa
1 e n (1 o r f.
J) e I> r
e c z i n.
Aug.
Aug.
7.
321-96
321-41
11-50
L3-5
167
13 8 1
7'
331 54
330 52
329-97
13-8
19-8
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9.
23-35
2336
23-55
L5-6
191
12-8
9.
31-32
3197
31-83
15-6
1 8-8
1 6-8
LS.
25-57
2513
25-29
12-9
206
12 9
15.
33-82
3380
33-75
15-2
24-6
IS-2
1(5.
25-45
24- TT
24 65
13
21
132;
1 6-
33-82
3380
33-43
14-S
23 -S
18-4
17.
'24-00
23-80
23-77
12-6
21 '2
1 40
17.
33 08
32-88
3'202
15.6
22-0
18-0
IS.
23-46
23-16
2307
13-8
18-7
88-4
iS.
3214
3157
31-5^-
14-4
22-4
17-0
19.
2311
22-54
22-42
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20-7
12 7
19.
3141
30-94
30-33
15-4
20
17-4
20.
2164
20-81
20-64
11-9
20 1
1 33
20.
29-73
29-91
29 52
14-6
17-8
10-S
21.
19-60
19-26
20-27
141
14.6
12-71
21.
28-78
28-33
28-04
14-2
17-4
160
22
21-36
21-80
22-92
14-0
18-6
14-0
22.
29 91
3052
31-08
150
19
16-4
23.
23-49
23-38
23-92
12 6
1 90
1 2-8
23.
31-65
31 87
32- 14
14.4
19-0
15-2
24.
24- 13
23-51
23-41
11-5
18 4
127
24.
32-31
3218
3214
13-6
18-8
16-0
23.
22-82
2141
2013
13-1
1 96
12 S
25.
31-65
30-74
30-33
14-8
18-6
15 2
26.
18-65
17-41
16-80
130
IS -2
12-5
'26
28-21
2699
26-70
120
17-0
15-4
27.
1616
15-84
17-21
11-5
173
10-7
27.
26-20
20 61
27-48
14-2
16-8
14-0
28.
18-61
19-60
20-39
10-5
14 2
108
28
28-21
28-65
29-52
12-4
1 6-2
10
29.
81-16
21-76
22-16
9-4
105
07
29.
30 03
3013
30-33
10-6
15-4
12-2
30.
22-51
22-07
22-07
8-1
160
7-2
30.
3095
30-04
30-68
13-4
17-6
12-6
31.
22-18
21-55
21-36
7-7
155
8-8
31.
30-40
30-14
30-24
40-2
19-0
12-4
Sept.
T
2"
9 1 '
7 1 '
2 1 '
9"
Sept.
1.
2154
21-77
22-05
8-6
14 6
92
1.
3003
3013
30-95
10-6
18-6
12-8
2.
22 70
23-08
23-72
93
164
9 3
2.
31-65
32-03
32-38
'ILO
17-8
13-4
3.
24-57
24-53
24-89
95
14-4
7-1
3^
3305
33-29
33-46
10-4
19-0
13-6
4.
25-30
24-87
24-75
7-3
14-S
8-2
4.
33-46
33-29
33-27
9-8
18-4
14-8
5.
24-62
24-03
23-76
85
1 6-8
1 0-0
5.
32-7
32-62
32-31
1 4-2
17-6
14-0
III. Corrections-Tafelo für das ßourdoii sehe Metallbaronieter.
1 .) W ärme-Correctio n.
Temp.
Correctur I
Temp.
Correctur
Temp.
Correctur
Temp.
Correctur
Cels.
Millimet.
Cels.
Millimet.
Cels.
Millimet.
Cels.
Millimet.
—9°
-6-20
+-4°
+ 2-80
+ 170
+ 0-60
1-30°
Ol 3
—8°
+ 5-85
4-5°
+ 2-60
+ 18o
+ 0-48
+ 310
— 0T4
+ 5-57
f6°
+2-40
+ 19o
+ 0-37
r 32o
—015
—6"
+ 5-27
4-7°
+ 2-20
l-20o
-j 0-28
330
—016
—5°
| 4-97
+ 8°
+ 2-00
+ 2lo
+ 0-20
-340
—0-16
—4°
r 4-71
f 9°
4-1-81
+ 220
+ 0-14
r35o
—0-17
—3°
- ^4-45
+ 10"
+ 1-63
r-23o
+ 0-08
|-36o
—0-17
—2°
+ 4-20
+ 11°
+ 146
+ 240
+ 003
r 37o
—018
—1°
+ 3-95
+ 12°
+ 1-30
+ 25o
—0-02
r 38o
—0-18
0°
-j-3-70
+ 13°
+ 1-15
+ 26o
—0-06
i-39o
—0-19
+ 1°
r 3-45
+ 140
+ 100
+27o
—009
>-bQ»
—019
+2°
+ 3-22
+ 15"
+ 0-86
+ 28o
—0-10
|-4lo
—0-20
+ 3°
+ 300
+ 16°
+ 0-73
+ 29o
—0-11
r41o
—0-20
Iloheniiiessungen im nordöstlichen Ungarn.
103
2.) Correctionstafel für den Barometerstand. Mit dem
Zeichen der Ablesung hinzuzufügen.
Barometerstand
Correctur
Barometerstand
Correctur
Barometerstand
Correctur
Pariser-Maass
Par.-Lin.
Pariser Maass
Par.-Lin.
Pariser
-Maass |
Par.-Lin.
Zoll , Linien
Zoll Linien
Zoll
Linien
28
—2-03
25
11
^1-61
23
10
4 3-39
27
11
-1-79
10
+ 163
9
-t-3-44
10
—1-50
9
+ 1-65
8
4-348
9
—1-22
8
+ 1-68
7
+ 3-51
8
— 1-00
7
4-1-72
6
4-3 52
7
—0-80
6
+ 1-76
5
4-3-53
6
—0-60
5
+ 1-80
4
+ 3 53
5
—0-38
4
hl 85
3
4-3 52
4
—0-14
3
~rl 91
2
+ 349
3
+ 0-10
2
+ 1-96
1
+ 3 47
2
+ 0-26
1
4-2-02
23
4- 3-42
1
j-0-43
25
4-2-10
22
11
+ 335
27
+ 0-71
24
11
4-2-17
10
4-3-25
26
11
+ 0-85
10
4-2-25
9
4-309
10
+ 1-02
9
4-2-34
8
4-2-93
9
-r-113
8
4-243
7
4-2-70
8
+ 1-24
7
4-2-52
6
4-2-36
7
+1-32
6
4-2-62
5
+ 214
6
+ 1-38
5
4-2-73
4
4-1-94
5
+ 1-44
4
f-2-84
3
+ 181
4
+ 1-48
3
4-2-95
2
+ 1-68
3
+ 1-50
2
4-306
1
+ 1-58
2
^1 53
1
t-3-16
22
+ 1-46
1
+ 1-56
24
4-3-26
21
11
+ 1-30
26
+ l-58
23
11
+ 3-33
|
IX.
Die Quellen des liburnischen Karstes und der vorliegenden Inseln.
Von
Dr. Josef Rom. Lorenz,
k. k. Professor in Fiume.
Milgetheilt in der Versammlung: der k. k. geographischen Gesellschaft am 3. Mai 1859.
Von den hydrographischen Verhältnissen der Karstgebirge ist im
Allgemeinen hinlänglich bekannt, dass dort die atmosphärischen Nieder-
schläge sich nirgends zu aushaltenden Bach- oder Fluss-Systemen sam-
meln können, sondern theils sogleich, theils nach kurzem oberirdischen
Laufe in die Spalten und Klüfte des Karstkalkes versinken, sich unter-
irdisch in Höhlen ansammeln, deren viele untereinander zusammenhängen;
dass sie durch das Ueberfliessen der höher gelegenen Höhlenbecken in
tiefer gelegene abrinnen; dass sie in der Regel nur dort als Quellen
austreten, wo unter den Kalkschichten der undurchlassende pelogene
Sandstein oder schieferige Thon ausbeisst, welcher dem Weitersinken des
104 Dr. .!. P. Lorenz.
Wassers wehrt und es zugleich an seiner eigenen Oberfläche zu Tage
hinaus leitet.
Das Riesenwerk der Wasserleitung von Nabresina bei Triest ist eine
grossartige practische Anwendung dieser Verhältnisse im Triester-Karste.
Die gleichen Verhältnisse finden auch im liburnischen Karste statt; es
treten aber dabei einige nicht uninteressante Details auf, welche der nä-
heren Betrachtung werth sind.
Von der orographischen Gliederung des liburnischen Karstes deute
ich hier nur ganz kurz Dasjenige an, was zur Anknüpfung der folgen-
den hydrographischen Skizze unerlässlich ist.
Der vom Snjsnik an nach OSO. streichende Karstzug bildet zuoberst
ein etwas gewölbtes Plateau in durchschnittlicher Höhe von 2000 — 3000
Fuss, über welches sich zahlreiche ßergreihen und Berggruppen bis nahe
an 4000 Fuss erheben.
Die Senkungen des Terrains sind auch hier nirgends aushaltende
Längsthäler, sondern nur Mulden oder Kessel, lassen daher keine ober-
irdischen Bach- oder Flusssysteme zu. Vom südlichen Rande dieses Pla-
teaus (von welchem meine Begehungen nach abwärts fortgesetzt wurden,
ohne die Mitte und den nördlichen Rand des Plateau mit einzubeziehen)
steigt das Karstgehänge in drei Stufen zum Meere hinab. Die oberste
und steilste Stufe besteht, so wie der Rand des Plateaus, aus älterem
Karstkalke (wahrscheinlich Trias); die beiden unteren Absätze hingegen
gehören fast ganz dem Nummulitenkalke an, welchem in der Tiefe von einigen
hundert Fuss ein ziemlich mächtiger aushaltender Schichtencomplex von
Nummulitensandstein (Tassello) eingelagert ist.
Dieser tritt daher am Grunde der tieferen Spalten und Einrisse des
Kalkes zu Tage. Am Festlande ist diess nur in der 6 Meilen langen
Thalspalte der Fall, welche nach der ganzen Länge unseres Karstes und
mit dessen Streichen parallel, die zweite Gehänge-Stufe von der dritten
(untersten) trennt, und durch Querriegel in die langen Mulden Becina,
Draga, Vinodol, abgetheilt wird. Auf den Inseln biethet nur Veglia im
Thale von Besca und bei Dobrigno ähnliche Verhältnisse, — während
sonst überall der blosse Nummuliteukalk herrscht. Diesem sind übrigens
sowohl auf dem Festlande als auf den Inseln ausser der erwähnten
mächtigeren Sandsteinlage noch mehrere zerstreute Blätter und Schmitzen
von Sandstein in höheren Horizonten eingefügt. Erst die drei südlichsten
Inseln Unie, Canidole und Sansego bieten andere Verhältnisse dar, indem
auf Sansego ganz, auf Unie und Canidole zum Theile, Hippuritenkalk die
Grundlage bildet, worauf dann tertiärer Sand liegt. Diluvium ist überall
nur sehr vereinzeint und ganz lokal abgegrenzt in Mulden eingelagert.
— Diess ist das Skelett des Terrains, dessen Quellenverhältnisse nun zu
schildern sind.
Auf dem Plateau (wir sprechen immer nur von der südlichen
Längs-Hälfte desselben) gibt es in den beiden Flanken gar keine Quellen
und Bäche; Berg und Thal schlucken die beträchtlichen Niederschläge,
zu denen die mächtige Schneedecke eines siebenmonatlichen subalpinen
Winters einen reichlichen Beitrag liefert, ganz und gar ein. Im Bittoraj
(östliche Flanke) ist auf 9000 Joch kein lebendes Wässerlein zu finden;
Schneelöcher, welche auch im Sommer gefüllt bleiben, bieten die
Die Uuellen des liburnischen Karstes und der vorliegenden Inseln. JOS
einzigen Vorräthe von Trinkwasser. Die Gesenke im Centrum des Pla-
teau liefern einige wenige Quellen, mit einer Temperatur, welche der
hohen Lage ihres Sammelgebietes entspricht — nämlich nur -j- 6° bis
7° R. konstant.*) Solche Homothermen sind jene von Mrzla vodica
(-}■6° R.) nahe an der Louisenstrasse, — dann der Ursprung des
Brelo-ßaches (-j- 6'4°), welcher die Diluvial -Ebene von Fuzine und
Lic durchfliesst, sich unterwegs im Sommer bis auf -j- 16° R. erwärmt
und bei Lic in den Felsenboden versinkt; endlich die Quelle im Revier
Spicunak (4 7° R.) nordwestlich von Fuzine. Durch oberflächliche Lage
der Ausfluss-Region erhalten einige andere Quellen dieser Gegend eine
variable Temperatur zwischen 13" R. und 0° R. je nach den Jah-
reszeiten. — Die Trinkquelle vor dem Försterhause in Fuzine hatte im
September -j~ 8° R. Keine der in konstanter Bodentemperatur liegenden
Höhlenquellen aber überschreitet in ihrem geschützten natürlichen Reser-
voir die Temperatur von -|~ 6*5° R.
Das ganze ausgedehnte Karstgehänge bis zur langen Thalspalte her-
unter entsendet gar keine beständige Quelle; Regenpfützen und Cisternen
decken sehr kärglich den Wasserbedarf der Bewohner. Nur an jenen
wenigen Stellen, wo irgend eines der im Kalk zerstreuten Sandstein-
Blätter zu Tage ausgeht, fliessen — aber dann auch unfehlbar —
spärliche intermittirende Quellen hervor, welche offenbar ihr Sammelgebiet
nur in der unmittelbarsten Nähe haben, und sämmtlich Heterothermen
sind. Einige Wichtigkeit hat jene von Kamenjak (im Juni -j~ 9*o R.)
an der Louisenstrasse, weil sie in ein Reservoir (mit -f- 12° R.) ge-
sammelt wird, wodurch allein die Tränkung des Zugviehes auf der lan-
gen beschwerlichen Strecke zwischen Fiume und Poststation Jelenje mög-
lich wird.
Mit dem langen Sandstein-Streifen im Grunde der Thäler Recina,
Draga, Vinodol tritt plötzlich ein äusserst quellenreiches Gebiet auf. Dort
entspringt zunächst in der westlichsten Ecke, in absoluter Höhe von bei-
läufig 900 Fuss, als Ueberwasser eines grossen unterirdischen Höhlen-
beckens des Fluss Recina mit einer konstanten Temperatur von -J- 6-1 ° R.
Diese Ziffer genügt zu dem Schlüsse, dass das Sammelgebiet dieser
Quelle im Plateau oben liege, und dass sie ungemein rasch, und nirgends
der Erdoberfläche nahe, durch ein steiles Spaltensystem in das Höhlen-
becken herabstürze; denn die mittlere Lufttemperatur der Ausfluss-Gegeml
beträgt mindestens -(- 95° R.
Unter der Menge der nun nach Osten sich aneinander reihenden
Quellen im Sandsteingebiete der Thalspalte muss man einen Unterschied
machen zwischen jenen, welche so wie die Reeina-Quelle ihr Sammel-
gebiet in den oberen Kalkgehängen haben und dem Sandsteine nur
ihren Austritt verdanken (Kalkquellen), — und zwischen jenen,
welche nur den Niederschlag des Sandsteingebietes selbst abführen (S a n d-
steinqu eilen). Die ersteren zeichnen sich durch ihr helles, aber Moose
inkrustirendes (kalkhaltiges) Wasser mit stetem Flusse und nur wenig ver-
änderlicher Temperatur, zwischen -f 8° R. und -|- 11° R., aus. Die letz-
*) Alle hier vorkommenden Temperatur-Messungen sind von mir selbst mit vergliche-
nen und korrigirten Instrumenten wiederholt ausgeführt worden, anderwärts finden sich bisher
keine Angaben darüber.
-) 06 D f J« K- Lorenz.
teren führen trübliches, oft von Infusorien bläulich oder gelblich gefärb-
tes Wasser von sehr variabler Temperatur, -j- U« bis -f- 16° R. je
nach den Jahreszeiten.
Zu den ersteren gehören die Quellen, welche die Ortschaften Kri-
sisce, Grizanj und Bribir im Vinodol mit gesundem Wasser versorgen und
dadurch den Segen dieses köstlichen Thaies inmitten der dürren Karst-
wüste bedeutend vergrössern. Sandsteinquellen in grösserer Zahl und
mit beständigem Flusse kommen nur im Recina-Thale vor, indem nur
dort der Sandstein eine bedeutendere Fläche in mehreren Abstufungen
und Hügelreihen einnimmt; in beiden anderen Thälern sind dergleichen
Quellen spärlich und versiegen oft ganz.
Die unterste Gehänge-Stufe des liburnischen Karstes entbehrt gänz-
lich der Quellen, bis unmittelbar zum Meeres-Saume. Gerade hier aber
tritt, durch ein seltsames Zusammentreffen, wieder Sandstein unter dem
Kalke hervor, und obgleich nur in schmalen Ausbissen und fast überall
von Kalkgetrümmer maskirt, genügt diess dennoch, um auf eine Länge
von über sechs Meilen am Meeresufer hin zahlreiche Quellen herauszu-
leiten. Die reichsten derselben — ohne Zweifel nur desshalb, weil ihnen
der Ausfluss künstlich erleichtert wurde sind in den Städten Fiume
und Buccari. Es sind sämmtlich Kalkquellen von grosseF Reinheit und
überraschender Frische; man staunt mit Recht, in den schwülsten August-
tagen bei 28 -- 30° R. Hitze, in einer Gegend, deren mittlere Jahres-
temperatur mindestens -j- 12-2° R. beträgt, aus jeder der zahlreichen
mächtigen Trinkquellen Wasser mit circa -\- 7'2° R. zu erhalten. Diess
ist die durchschnittliche constante Temperatur aller der vielen Uferquellen
zwischen Kautrida an der Grenze gegen Istrien und Povilje in der Mili-
tärgrenze. Es erhellt daraus ohne Weiteres, dass auch diese Gewässer
ihr Sammelgebieth schon auf dem Plateau in 3000 — 4000 Fuss abso-
luter Höhe haben, da sie mit einem Unterschiede von nur wenigen Zehn-
teln noch die gleiche Temperatur besitzen, welche ihnen auf dem Plateau eigen
ist. Dafür spricht auch die von mir oft gemachte Beobachtung, dass diese
Quellen nur dann anschwellen, wenn länger dauernde Regengüsse sich
über dem Karstplateau entleeren, während die längs des Ufers hin-
ziehenden Sommerregen, wenn sie auch noch so ausgiebig sind, gar keinen
Einfluss auf die Anreicherung der Quellen äussern. Eine solche tritt aber, in
Verbindung mit leichter weisser Trübung des Quellwassers stets erst 2 — 3
Tage nach dem Beginne der auf dem Plateau herrschenden heftigen Nie-
derschläge ein, was darauf hindeutet, dass unsere Quellen ebenfalls nur
die Ueberwässer eines Systems von unter einander gelegenen Höhlen-
beckeu sind. Es folgen in Kürze einige Details über diese in ihrer Art
einzige Kette von eiskalten Uferquellen an den glühenden Gestaden der
Adria. Beginnen wir von Westen, so treten zuerst in der Gegend von
Kantrida. zwischen Fiume und Volosca, und so fort nach Osten bis Fiume
unzählige, kleine Strandquellen auf, welche zwischen den Klippen und dem
Roll kiese, bisweilen schon unter der Fluthgrenze, hervorrieseln. Sie ver-
siegen nie, haben alle constante Temperatur, und keine überschreitet
-f- 7'8° R. Ausser diesen wenig beachteten Wässerlein entspringen inner-
halb der genannten Strecke einige hundert Schritte landeinwärts mehrere
wasserreiche Bächlein, welche raschen Gefälles dein Meere zueilen (bei
der chemischen Fabrik; „sotto pioppi;" bei „Pignol;" im Thälchen von
Skurinje, mündend am porto del Lazzaretto in Fiume); ihre Temperatur
Die Quellen des liburnisehen Karstes und der vorliegenden Inseln. 107
varirt nur zwischen -f 7"5 R. und -f~ 8-o° R., da sie während ihres
schnellen kurzen Laufes nur sehr unbedeutend von der äussern Tempe-
ratur affizirt werden. Fiume selbst besitzt nebst vielen nicht allgemein
bekannten Quellen in Gärten und Kellern auch vier öffentliche ge'fasste ;
die westlichste (in Braida) tritt mit + 7-5° R., die mittlere (am Corso)
n ,it _|_ 72° R., die beiden östlichsten (im Gymnasium und am porto di
caboiaggio) mit -f 7-1° R. aus. )
Etwa 400 Klafter landeinwärts von Fiume im Recina-Thale, und
beiläufig 00 — 70 Fuss über dem Meere entspringt ein stetiger Zufluss
der Recina, welche von dort an „Fiumera" heisst, in solcher Mächtigkeit,
dass er sogleich eine Mühle treibt; seine Temperatur varirt zwischen
-f 7-5° R. und -f 8° R.
Im Hafen von Martiuseica kann man nach Belieben mit der Hand kalte
Quellen hervorrufen, indem man den Kalkgrus des Strandes ein wenig aufwühlt ;
sie zeigen constant -f- 7"2° R. Die Stadt Buccari hat drei bedeutende öffentliche
Quellen, von -f- 7o°R., -J- 7 , 7ö° R. und -j- 8° R. constant. Die ganze grosse
Bucht von Buccari ist an ihrem nordöstlichen Ufer bis Buccarizza reich an Quel-
len yon -|- 7'2° R. bis -j- 7*5° R. Die Gestade des Canale di Maltempo liefern
ebenfalls einige solche, und die letzte Quelle mit so geringer Temperatur strömt
vor Povilje unmittelbar aus einer Felsenspalte ins Meer.
Alle Quellen, welche weiter westlich gegen Istrien, oder weiter östlich
gegen die Militärgrenze am Meeres-Ufer austreten, haben die weit höheren und
variablen Temperaturen von -(- 9° bis -f- 13° R. je nach den Jahreszeiten. Unsere
Reihe von kalten Quellen muss also von den Ueberwässern eines zusammen-
hängenden Systems von Spalten und Becken herrühren, welches sich durch seine
tiefe, vor dem Einflüsse der Lufttemperaturen abgeschlossene Lage und seinen
steilen Fall vor allen andern im Karstgebirge vorkommenden auszeichnet und
seine Gewässer direct vom hohen Plateau empfängt, ohne dass sie mit den
auf die tieferen Gehänge fallenden Niederschlägen gemischt werden.
Diese kalten Süsswässer sprudeln übrigens auch noch entfernt vom
Lande am Grunde des Golfes von Fiume hervor und modifiziren die Tem-
peratur und den Salzgehalt des Meerwassers, - wovon an einem andern
Orte ausführlicher gehandelt werden soll.
Auf den Inseln gibt es überall nur sehr wenige und spärliche
Quellen, deren jede ihr Sammelgebiet in der nächsten Nähe des Aus-
flusses hat und ziemlich grossen Temperatur -Schwankungen unterliegt.
Nie habe ich sie aber anderswo gefunden, als an der Grenze zwischen
Kalk und den ihm eingeschalteten Sandstein-Lagen oder Schmitzen —
ganz so wie die Quellen der liburnisehen Karst Gehänge (z. ß. die
erwähnte bei Pamenjak); Sandstein und Quellen verrathen unfehlbar eins
das andere. Die beiden flachen Seen auf Veglia (Jesero gagen Norden
und Panighe ziemlich in der Mitte der Insel) entstehen aus dem sehr
unstäten Zusammenflüsse solcher Quellen und überdies einiger convergi-
render Regenbäche auf Sandsteiubodeu. Beide See n liegen in flachen
rings geschlossenen Becken, haben keinen Abfluss, verlieren ihr Wasser
nur durch Verdampfung, erleiden daher bedeutende Veränderungen ihres
Niveaus. Diese und mehrere andere Quellen auf Veglia (hei Dobrigno
*) Diese Zahlen sind aus sehr vielen durch drei Jahre fortgesetzten Beobachtungen
gewonnen, bei denen sich herausstellte, dass jede Quelle im Verlaufe eines ganzen Jahres
höchstens um 0-2° R. varirt.
(08 Anton Steinhäuser.
dann im Thale von Besca) zeigten an ihren Ursprungs-Stellen im Monate
October zwischen + J I ° und -f- 12" R.
Auf Cherso sind Quellen noch weit seltener als auf Veglia. Im
Hintergründe von Valle Pischio (Hafen von Cherso), — dann in Pistiak,
westlich von der nach Osero und Lussin führenden grossen Strasse (strada
regia), — und an der Punta Pernafa habe ich die Temperaturen der
Quellen im April 106« R. , + 10'3° R.. und 4- 10'2° R. gefunden.
Ueber den kalten Wana-See (im April nur - 7" R. ) mit unsichtbarem
Zu- und Abflüsse habe ich in Perthes geographischen Mitteilungen,
1859, berichtet. Auf den andern Inseln sind die Qiiellenverhältnisse stets
ganz analog den schon geschilderten; Temperaturmessungen habe ich ander-
wärts nicht angestellt. Nur Sansego macht auch hierin eine Ausnahme;
— das ganze Sammelgebiet besteht aus den bekannten bis '200 Fuss
mächtigen Sandmassen, durch welche die Niederschläge bis zum darunter
liegenden Hippuritenkalke liltriren; dieser ist aber nicht so zerklüftet wie
der Numulitenkalk und besitzt wahrscheinlich an seiner oberen, dein Sande
zugekehrten Fläche mehrere flache Vertiefungen, in denen das Wasser
stehen bleibt. So wenigstens fand ich es bei den zwei Quellen der Ort-
schaft Sansego, welche Anfangs September 14° R. hatten.
X.
Die älteste und neueste topographische Karte von Bayern.
V o n
Anton Steinhäuser,
k. k. Rath,
Mitgetheilt in der Versammlung der k. k. geographischen Gesellschaft am 3. Mai 1859.
Als im verflossenen Jahre in den geographischen Mittheilungen von
A. Petermann die interessanten Aufsätze von Emil von Sydow über
den kartographischen Standpunct Europas erschienen waren, sprach unser
verehrtes Ehrenmitglied Se. Excelienz der Herr Feldmarschall-Lieutenant
und General- Artillerie -Director Ritter von Hauslab die Idee aus, die
k. k. geographische Gesellschaft würde zur Verbreitung geographischer
Kenntnisse wesentlich beitragen, wenn nach und nach die besten topo-
graphischen Arbeiten Europas in den Versammlungen zur Anschauung und
Kenntnissnahme gelangen würden und nebstbei über ihre Entstehung, An-
ordnung und successive Vervollkommnung die nöthigen Notizen beigefügt
werden könnten; zugleich bot Se. Excellenz bereitwilligst dazu die thä-
tigste Mitwirkung an. Herr Artaria erklärte sieh ebenfalls gerne bereit
zur Herbeischaffung aller in seinem Bereiche gelegenen Materialien und
überreichte in Gemeinschaft mit mir dem Ausschusse einen schriftlichen
Vorschlag über die Tendenz und Ausführung, der auch anstandslos geneh-
migt wurde.
Allein manche Hindernisse, zumeist in dem nothgedrungenen Ab-
warten der langsam und stückweise zugehenden Quellenwerke. Erläute-
rungen und Notizen gelegen, verursachten, dass ich erst heute mich im
Stande sehe, mit der ersten derartigen Vorlage zu beginnen und Ihnen
über die 1812 begonnene und noch nicht ganz vollendete topographische
Karte von Bayern in 112 Blättern das Notlüge mitzutheilen.
Die älteste und neueste topographische Karte von Bayern, 1 09
Es wurde diese zuerst gewählt, weil sie zu deu österreichischen
Arbeiten in vielen Hinsichten eine Parallele bildet und nahe dieselben
Perioden stutenweiser Ausbildung ziemlich gleichzeitig durchgemacht hat.
Wenn ich dabei ausnahmsweise weiter aushole, als zur Erfüllung
der Aufgabe unmittelbar erforderlich wäre, und für diessmal in die älteste
Zeit der Kartographie zurückgreife, so geschieht es aus dem Grunde,
weil von allen deutschen Ländern Bayern das erste war, welches sich
schon vor nahe 300 Jahren einer auf mathematischen Grundlagen ent-
worfenen Karte erfreuen konnte, die bis zum Anfange dieses Jahrhun-
derts allen späteren Karten zur Grundlage diente.
Eine solche Erscheinung mag nicht wohl übergangen worden, gestat-
ten Sie mir daher, zu den heute nebstbei zur Schau gebrachten alten
Karten von Bayern einige historische Notizen als Commentar anzufügen.*)
Die älteste, auf astronomischen Beobachtungen und zeitgemässer geo-
metrischer Grundlage beruhende Karte von Ober- und Nieder-Bayern**)
ist die von Philipp Apian, Professor der Mathematik und Physik zu
Ingolstadt, welcher in der Mitte des 16. Jahrhunderts auf Befehl des
Herzogs Alb recht in wenigen Jahren eine Mappirung des Landes unter-
nahm, so dass schon im Jahre 1566 die aus deu Originalaufnahmsblättern
gezogene, in Holzschnitt von Amman ausgeführte, Karte von „Ober- und
Niedern-Bayern" zu München erscheinen konnte.
Philipp Apian war der Sohn des seiner Zeit berühmten Peter Apian
oder Apianus (eigentlich Bienewitz), welcher I495 zu Leistnik in
Meissen geboren, Professor der Mathematik an der Universität zu Ingol-
stadt wurde, nachdem er den Ruf nach Padua, Ferrara, Leipzig, Tübin-
gen und Wien ausgeschlagen hatte. Er war Lehrer der Mathematik Kaiser
Karl V., dem er auch sein Astronomicum Caesareum widmete, wofür er
mit 3000 Goldgulden beschenkt wurde. Von ihm existirt auch eine Welt-
karte vom Jahre 1520.***) Folium populi 1533. Er starb im Jahre 1552****).
Eines so verdienten Gelehrten Sohn war Philipp Apian, geboren zu
Ingolstadt am 14. September 1531. Er war schon 1551 zum Lehrer
an der Universität seiner Vaterstadt ernannt, trat aber sein Amt erst im
folgenden Jahre an, nachdem er von Reisen zurückgekehrt war. Für seine
Karte von Bayern erhielt er vom Herzog Alb recht 2500 Dukaten und
eine lebenslängliche Zulage von jährlichen 150 Gulden. Wegen Uebertritt
zum Lutherthum musste er Ingolstadt verlassen und begab sich nach Wien
zum Kaiser Maximilian II., der ihm 100 Joachimsthaler behändigte und
wo er drei Monate blieb. Im Jahre 1569 erhielt er die Professur der
*) Ausführliche, aus rlen Quellen des Staatsarchives und der Münchener Hofbibliothek
gezogene Nachrichten über Entstehung und Beschaffenheit der älteren Landkarten von Bayern
bis zum Jahre 1810, nebst kritischen Vergleichen ihres Inhalts, findet man in der Einleitung
zu den Geschichtsquellen der bayerischen Topographie, im I. Theile des literarischen Hand-
buches von Freihern von A retin, königl. bayer. Hofbibliothekar.
**) Der bayerische Historiker Aventin (Johann Thurmaier von Abensburg) lieferte
zwar 43 Jahre vor Apian (im Jahre 1523) eine Karte von Bayern, in Holzschnitt und einem
Blatte ( g - o'ooo )' da s ' e a ' jer me h r zu historischen Zwecken gemacht wurde {Vindelicia) und
sehr wenig topographisches Detail enthält, so kann sie füglich übergangen werden.
***) Tipus orbis universalis juxta Ptolomaei cosmographi traditionem et Americi Yespucn
aliorumque lustrationes a Petro Apiano Leysnico elucubratus. An. dorn. MDXX.
****) Näheres über diesen ausgezeichneten Mann und seinen Sohn findet man in 1)
A.M. K o b o 1 1 bayrisches Gelehrtenlexikon, Landshut 1795 2) L i p o w s k y bayrisches Künstler-
lexikon München 1810 3) Melch. Adam Vit. Philos. Germ. u. a. Seine und seines Sohnes
sonstige Werke sind verzeichnet in Graesse, Tresor des livres rares et precieux. Dresden 1858
pag. 159 und 160.
110
Anion Steinhäuser.
der Mathematik in Tübingen, wo er am 14. November 1 589 am Schlag-
flusse starb.
Die Originalzeichnung, ans 40 oblongen Blättern im Maasse von 5 -^j-
ausgefuhrf, ist auf dem topographischen Bureau in München noch vorhanden
und schriftliche Andeutungen und Spuren auf derselben lassen errathen, dass die
Mappirung, über deren Ausfuhrungsweise und Hilfsmittel nichts auf die Nach-
welt gekommen ist, nach einem das Ganze umfassenden Plane eingeleitet
wurde, dass astronomische Meridian- und Orts-Bestimmungen, selbst Basen-
messungen in verschiedenen Gegenden des Landes vorgenommen wurden
und weitere geometrische Ortsbestimmungen darauf gegründet worden sind.
Es scheint, sagt J. N. Anlitschek in seinen „geschichtlichen Nachrichten
über die ältere Topographie und die neueren Institute für Landesvermessung
in Bayern"*) dass Api an von den Flüssen ausgegangen ist, weil im Gerippe
der Gewässer die meiste Bichtigkeit zu finden ist. Die Handzeichnung zeigt
vielen Kunstaufwand in der Zeichnung der Berge (nach horizontaler Ansicht),
Wälder, Ortschaften, Schlösser und Klöster etc., die durch irgend ausgezeich-
nete Merkmale kenntlich gemacht sind. Schlachtfelder, römische Ueberreste,
Bäder, Bergwerke, Brücken, kurz alles, was wissenswerth erschien, ist
berücksichtigt, nur das nicht, worauf wir heut zu Tage besondern Werth
legen — Strassen und Grenzen.**) Die Beduction im Holzstiche ist auf
verkleinert und fasst 22 Blätter nebst Frontispice und Uebersicht.
14 4
Die Karte ist nach Nord orientirt, die Abweichung der Magnetnadel ist mit
12° östlich angegeben und die Längengrade sind um 3 Grade zu weit gegen
Ost geschoben.***)
A la
lb
2a Lat.
2b n
Nürnberg
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Schönsee •
Praefatio
3
4
5
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Grading
Regcnsb ii iu
Cham
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Titel
Regen F.
7
8
9
10 E
| Ingolstadt
Neustadt
Straubing
Granenau
F 11
12
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\Gr Augsburg
Freysing Egsrenfeldf-n
Passau
15
16 17
18
Landsberg
Mönchen ! Burshansen
Hausruek
19
20 | 21
22
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Tegernsee / Ä"Beiche;ihall
Salzburg L\
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?lett der Api
an'schen Kai
te.
A Deilication und Jalirzalil.
7? Apiani praefatio.
I > a s bayerische Wappen.
DDer deutsche Titel.
Z?Observationes rerum Bavarife
insignium.
F Grad-Meilenmaass.
G Zeichenerklärung.
//Privilegium.
/ Maasstäbe.
/^Anleitung zur Orientirnng.
L Wappen Apian's und Apo-
logie von Hver. Wolf.
*) Der bezogene Aufsatz, eine Hauptfundgrube zum Bilde der chronologischen Ent-
wicklung, ist in der Zeitschrift „Militärische .Mittheilungen" enthalten, welche die damaligen
Haüptfeute J. von Xvlander und L. Kretschmer im Jahre 1829 zu München herausgaben,
und findet sich im II. Band, 3. Heft. Seite 260—295.
**) Nur die eine Grenze zwischen Ober- und Nieder-Bayern ist durch Schraffirung
kenntlich gemacht.
***) Der Auflage von lo66 (München) folgten die" späteren von den Jahren 1568 (Ingol-
stadt), 1651 (München) und 1802. Letztere ist ein Wiederabdruck von den ausgebesserten
Originalholzplatten.
Die älteste und neueste topographische Karte von Bayern. 111
Die Apian'sche Karte diente als Grundlage für alle späteren Ar-
beiten, die nur wenig bedeutende Veränderungen aufweisen. Eine getreue
Copie ist die Karte von Peter Weiner*) vom Jahre 1579, auf Befehl
desselben Herzogs veranstaltet, deren Vorzug nur darin besteht, dass sie
in Kupfer gestochen ist.**) Eine Verkleinerung auf j^öVöü zugleich mit
Erweiterung im Norden unternahm der fürstlich Freysing'sche Rath Gg.
Phil. Fink h im Jahre 1635. Die Karte (1663 vollendet und von Fi nkh Sohn 1674
revidirt) besteht aus 28 kleinen (4°) Kupferblättchen. Diese soll noch
der französische General Moreau bei seinem Feldzuge in Süddeutschland
im Jahre 1800 benützt haben.***) Ich übergehe noch spätere Arbeiten,****)
um mich zu den Arbeiten der Neuzeit zu wenden, deren Wurzeln jedoch
noch im vorigen Jahrhundert aufgesucht werden müssen.
Im Jahre 1762 wurde von dem berühmten Geometer Cassini de
Thury auf Veranlassung der Pariser Akademie eine Längengradmessung
veranstaltet, welche sich über Frankreich hinaus nach Schwaben und
Bayern erstrecken sollte. Die Münchener Akademie schloss sich unter-
stützend an. Cassini mass eine Basis zwischen München und Dachau
(7269 T. lang) zur Controlle seiner Dreieckskette, die bis Passau und
Schärding reichte. Auf Grundlage dieser Vermessung beschloss die Mün-
chener Akademie das Dreiecksnetz über das ganze Land auszudehnen, denn
es fehlte, so drückt sich Anlitschek bei dieser Gelegenheit aus, —
an einem zweiten Apian! Es wurde zwar der französische Ingenieur
S. Michel zur Fortsetzung der Arbeit berufen, -{•) allein seine Leistungen
waren ungenügend. Die zwei halb gestochenen Blätter einer in yt^sö
entworfenen Karte haben keinen andern Werth, als dass sie auf die Art
der charte de chasses durch elegante Zeichnung und Ausführung das
Auge blenden.
Ein Anschluss an die österreichischen Arbeiten, welche seit
dem Jahre 1796 eine Revision der Karten Baierns und Militär-Aufnahmen
in Schwaben und am Rhein umfassten, kam ebenfalls nicht zu Stande.
Von diesen Arbeiten ist überhaupt wenig bekannt geworden, denn wenn
*) Humi llimus W ura d in us (Münz- Wardein) Pe t ru s Weinerus nennt er sich
in der Vorrede auf der Karte.
**) Die augenfälligsten Aendcrungen bestehen darin, dass die Apian'schen Obser-
vationes (E) die Naturprodukte unifassen, auf der W ei ner'schen Karte mit anderem,
mehr statistischem Inhalte (Unirersitas, monasteria, fluvii, metropolis etc.) vertauscht
worden sind, und dass statt dem Wappen von Apian und den Versen von Wolf eine
Allegorie erscheint, (Minerva krönt den bayerischen Löwen).
Ein dreifaches deutsches Meilenmaass (Milliaria communia, majusciäa und
magna) ist beiden Karten gemeinschaftlieh.
'**) Kohl er, Landesvermessung des Königreiches Württemberg. Stuttgart 1858
pag. 370.
'**) Die Karte von Buna zu Freiburg (ohne Jahrzahl) in 9 Blättern erschie-
nen, zeigt bereits Strassen und ist an geschichtlichen Notizen reicher als ihre Vorgänger.
Als eine Verkleinerung derselben auf 4 Bl. ist die von der Berliner Akademie im Jahre 1766
herausgegebene Karte von Bayern. Die astronomischen Verbesserungen, deren sie sich
rühmt, sollen von Cassini herrühren.
-j") Es ist zu beachten, schreibt Kohl er, dass die französischen Ingenieurs da-
mals fast im Alleinbesitz solcher Instruinente gewesen sind, womit man grosse Dreiecke
genau bestimmen konnte, und dass sie für Aufnahme und Mappirung bessere Metho-
den und vorzügliche praktische Geschicklichkeit besassen, wozu sie ihr Operiren auf
feindlichem unbekannten Boden wohl von selbst führte.
1 1 2 Anton Steinhauser.
auch einige derselben durch den Stich vervielfältigt wurden, so gelangten
sie doch nicht zur Oefientlichkeit. *)
Als die Franzosen im Jahre 1800 Bayern besetzt hatten, ordnete
General Moreau die Aufnahme von zwei Militär-Karten an, eine von
Schwaben, eine von Bayern, beide (wie die Cassini sehe von Frankreich)
im Masse von -g^xö-g. Die Direction der bayerischen Karte wurde dem
Director des topographischen Armee- Bureaus und commandirenden Adju-
tanten Abancourt übertragen. Mit den Ingenieur-Geographen Bonne
und Henry vereinigte sich bayerischer Seits der damalige Director der
Strassen- und Wasser-Bauten (nachmalige Oberst im Generalstab) Adrian
von Biedel, der Schöpfer der neueren bayerischen Topographie, wie ihn
Anlitschek nennt, *) nebst einer Abtheilung bayerischer Geometer. Es
wurde rasch begonnen; die Sectionen wurden nach der F i nkh'schen
Karte ausgeschieden und an die Geometer vertheilt, die provisorische
Grundlinien in ihren Rayons messen sollten. Das trigonometrische Netz
zur allgemeinen Verbindung sollte nachfolgen. Zur Benützung sollten nebst-
bei die seit dem Churförst Theodor behufs einer Karte gesammelten
Materiallien dienen. Nach dem Tode Abancourt's übernahm Oberst
Bonne die Leitung.
Bei der ersten Zusammensetzung einiger Parthien soll sich (wie An-
litschek gewissenhaft anführt) die anfängliche Uebereilung der Detail-
messung- gezeigt haben und die Notwendigkeit eines gemessenen Vor-
sehreitens und geregelten Ganges der geodätischen Arbeiten mit einer
Auswahl der Individuen.
Nacli dem Lüneviller-Frieden (9. Februar 1801) entstand ein eigenes
topographisches Bureau in München, welches anfänglich von einer
Commission von höheren Militär- und Civil-Beamten geleitet wurde.***)
Gerne wurde das Anerbieten französischer Beihilfe zur Fortsetzung
der Arbeiten angenommen. Die Hauptarbeiten vertheilten sich folgender-
massen : Oberst Bonne entwarf die Projection und die Schemen der tri-
gonometrischen Berechnung, Henry übernahm die astronomische Beob-
achtungen der Polhöhe von München, des mittleren Meridians durch den
nördlichen Frauenthurm, und des Azimuths von Aufkirchen. Es wurde eine
neue Grundlinie zwischen München und Erding sorgfältig gemessen, 21653 8
Metres ( = 9764 baierische Ruthen) lang (die auch den neuesten Vermes-
sungen zu Grunde liegt), nachdem sich zeigte, dass die Endpuncte der
Cassi ni'schen Basis verschwunden waren. Auf diese Daten wurde die Tri-
angulirung gegründet. Die trigonometrischen Arbeiten besorgten französische
und bayerische Ingenieure, nach dem Austritte der Franzosen Hofrath
S eiff er,****) die Detailaufnahmen bayerische Feldmesser allein.
Oberst Adrian von Riedel, welcher anfänglich nur die letzteren
Arbeiten geleitet hatte, wurde später Director des topographischen Bureaus.
Es erfolgte die Resolution der Landesregierung, dass die Resultate dieser
*) Eine solche Arbeit, die Gegend zwischen Regensburg und Landshut, liegt
zur Ansicht vor.
**) Riedel hatte sich bereits 1796 durch seinen S t rassen- Atla s von Bayern
(6 Bände in gr. 4° mit Strassenkärtehen im Maasse -poöVinr) rühmlich bekannt gemacht.
Später (1806) lieferte er seinen Stromatlas über Bayerns Flüsse und Seen ( ; 8 ö i> )
nebst Profilen und Plänen von Brücken.
***) S. Kohl er, Vermessungen Württembergs pag. 371.
* s **) Hofrath Seiffer war früher Astronom zu Göttingen.
Die älteste und neueste topographische Karte von Bayern. 113
Mappirung auf Kupfer gestochen und als Topographischer Atlas
von Bayern zu Jedermanns Gebrauch herausgegeben werden sollten.
Man hatte bereits die Aufgabe aus einem höheren Gesichtspuncte betrach-
tet und setzte zum Ziele nicht eine blosse militärische, sondern eine
genaue topographische Karte, die, auf die besten mathematischen Grund-
lagen gestützt, für alle verschiedenen Zweige der Staatsverwaltung brauch-
bar sein sollte.
Die Arbeiten des topographischen Bureaus wurden durch das Zu-
sammentreffen mehrerer günstiger Verhältnisse wesentlich unterstützt, denn
in dieselbe Zeit fielen die Erfindungen in Vervollkommnung der mecha-
nischen und optischen Instrumente von dem genialen Reiche nbach,
dessen europäischen Ruf seine Kreistheilungsmaschinen allein schon begrün-
deten, von Frauenhof er, dem Erfinder des Flintglases und Hersteller
der ersten Riesenrefractoren, und von Liebherr, dem bekannten Mecha-
niker, der Uhren, Distanzmesser und andere mathematische Instrumente
ganz vortrefflich ausführte. Aus solchen Kräften gründete der geheime Rath
von Utzschneider, ein Mann, dem Bayern sehr viel zu danken hat,
das berühmte optische Institut in München, das bald für ganz Eu-
ropa arbeitete.
Auch war es dieser Mann, der die Idee einer Parcellar- Ver-
messung zum Behuf eines Steuer kat asters, kurz nachdem eine solche
im Jahre 1807 in Frankreich begonnen hatte, für Baiern lebhaft anregte,
zum reifen Plane brachte, und denselben nach der von der Regierung
ertheilten Genehmigung energisch ausführte.*)
Es wurde zu diesem Zwecke eine eigene Commission zur Vorbe-
rathung eingesetzt, welche sich dahin vereinigte, dass die Detailvermes-
sung mit geometrischer Schärfe und in einem entsprechenden Maasse
(wozu T ötö später ^y^ bei sehr zerstückelter Parcellirung und für Städte
und Märkte, gewählt wurde) durchgeführt werden müsse, weil sonst
keine Grundlage erzielt würde, welche den gemachten Aufwand recht-
fertigen würde. Den wissenschaftlichen Vermessungs-Plan entwarf der
Astronom und Steuerrath Soldner.
Es wurde die frühere Triangulirung von Bonne geprüft und es
ergab sich leider, dass sie nicht genau genug war, um als Basis für
die Specialvermessung zu dienen. Es musste also eine neue Triangu-
lirung auf der Münchener Grundlinie vorgenommen werden und Soldner
mass nochmals das Azimuth von Aufkirchen zur genauen Bestimmung
der Lage des Münchener Meridians, worüber er später auf Befehl der
Commission im Jahre 1813 eine Broschüre veröffentlichte.**)
Ferner wurden zur Verificirung noch zwei Grundlinien gemessen,
und zwar im Jahre 1807 die eine zwischen Nürnberg und Brück,
(4727 13 b. R.) mit Reichenbach'schen Apparaten durch den Professor
der Mathematik und Steuerrath Schiegg, und viel später, im Jahre 1819,
die zweite zwischen Speier und Oggersheim (6782 " 35 b. R.) unter der
Leitung des Steuerrathes und Trigonometers Lämmle.
Im Jahre 1808 wurde einerseits das topographische Bureau
definitiv organisirt und dem Ministerium des Aeussern zugetheilt,
*) Auch S ennefe] der kann hier noch genannt werden, der Erfinder der Lithogra-
phie, die seither so ungemeine Fortschritte gemacht hat.
**) Kohler, Vermessung Württembergs pag 372.
Mittheilungen der k. k. geogr. Gesellschaft. III. Bd. II. Heft. "
1 | 4 Anlon Steinhauser.
und erhielt 2 Directoren, 1 Astronom, 5 Ingenieur-Geographen, 2 Con-
servatoren, 5 Dessinateurs, 1 Actuar, 1 Inspector der Kupferstecher (die
übrigen Individuen und die Kupferstecher wurden nur provisorisch angestellt);
andererseits wurde die Steuer - Vermessungs - Commission definitiv
begründet, ihr ein von den übrigen Behörden unabhängiger Wirkungs-
kreis gesichert und eine Dotation jährlicher 300000 fl. zugewiesen. Ihr
Personale bestand aus dem geh. Rath von Utz Schneider als Vorstand,
1 Director, 5 Räthen, 1 Ober-Revisor, 1 Archivar, 1 Eleven-Professor,
2 Dessinateurs, 1 Secretär, 1 Lithographie-Inspector. Das Vermessungs-
Personale bestand aus nahe 300 Köpfen. Die Trigonometer waren in zwei
Klassen getheilt. Die eine war theilweise definitiv angestellt und erhielt
Diäten, die übrigen Arbeiten waren im Accord vertheilt, und man hoffte
durch Aussicht auf Beförderung und auf das Definitivum genaue, und
durch die Accordirung schnelle Arbeiten zu erzielen.
Die Arbeiten der Commission wurden durch genane Instructionen
geregelt, sowohl für die Triangulirung, so wie für die geodätischen Ar-
beiten, welche letzteren in Druck gelegt wurden.*) Die Geschäfte wurden
geregelt und auf Sommer und Winter entsprechend vertheilt.
Es bestanden nun zwei Vermessungs -Institute neben einander und
unabhängig von einander, überdiess, nach Anlitscheks Andeutungen,
nicht im besten Einverständnisse, wozu theils der Vergleich der beider-
seitigen Arbeiten, theils Missverständnisse Anlässe boten. Dazu kam noch,
dass Oberst von Riedel im Jahre 1809 starb und Seiffer seinen Platz
einnahm, dass der Mathematiker Schiegg im Jahre 1810 mit Tod abging,
der Leiter des Central-Bureaus (und der Winter-Arbeiten) und Steuer-
rath Bertrand im Jahre 1813, endlich dass der geh. Rath Utzschneider
im Jahre 1814 aus dem Staatsdienste trat. So verloren beide Anstalten
ausgezeichnete Kräfte, obendrein gaben sie noch tüchtige Arbeiter ab an
jenes Ingenieur-Bureau, welches bei dem Obercommando der
Reserve - Armee zur Vorbereitung topographischer und statistischer Ma-
*) Die Instruction für die Triangulirung nennt Anlitschek ein würdiges Dokument
der Geodäsie unserer Zeit und gibt über ihren Inhalt folgende Aufschlüsse:
Die Einleitung rechtfertigt nach kritischer Würdigung der trigonometrischen Bech-
nungsmethoden die Wahl der sphärischen Methode. Es wird sodann der analytische Weg
ausgemittelt, um das Längenmass der Bögen aus den Functionen der Winkel abzuleiten und
die sphärischen Excesse der Dreieckswinkel zu berechnen. Es wird der Einfluss der
Erdabplattung auf die sphärischen Dreiecke untersucht, wobei hervorgeht, dass für die
Ausdehnung Bayerns die Annahme eines mittleren Halbmesser genüge. Dann folgen :
Anweisungen zur Berechnung der sphärischen Abscissen und Ordinaten nach La Place, zur
Eintheilung und Projection der Aufnahmsblätter, endlich ein Schema zur Berechnung
eines sphärischen Dreieckes und der Coordinaten und eine Tabelle zur Verwandlung
der sphärischen Functionen in das Längenmaass.
Der Meridian von München ist (vom nördlichen Frauenthurm aus) in Abscissen
von 800 b. Buthen getheilt, durch die Theilungspuncte gehen Ordinaten, welche Schich-
ton von Kugelausschnitten begränzen. Diese Schichten werden durch Parallelkreise zu
den Abscissen östlich und westlich von 800 zu 800 Buthen in Trapeze getheilt, welche
die Aufnahmssectionen bilden. Der Meridian der Karte, die Ordinaten und Abscissen
stehen daher in einem analogen Verhältnisse, wie Aequator, Meridiane und Parallel-
kreise auf einem Globus.)
Die Ausbreitung dieses Netzes auf einer Ebene, die desshalb notwendigen Mo-
difikationen und Vorsichten beim Auftragen auf die Messtischblätter sind die Aufgabe
der Projection und der Gegenstand des 7. und 8. Abschnittes.
Die älteste und neueste topographische Karte von Bayern. HS
terialien behufs der Lanöesvertheidigung und zur Zustandebringung einer
Militärkarte von Süddeutschland gebildet wurde*)
Bevor ich die Producte der get heilten Kräfte erwähne (mit
deren Veröffentlichung schon im Jahre 1806 , dann seit d. d. 1812 begonnen
wurde), halte ich es für angezeigt, jener wichtigen Veränderungen zu
gedenken, welche in der Leitung der topographischen Arbeiten in Laufe
der Zeit eintraten.
Im Jahre 1816 wurde das topographische Bureau mit dem
Ingenieur-Bureau der Reserve- Armee vereinigt und dem Kriegs-
ministerium untergeordnet. Vorstand wurde General-Lieutenant Raglovich.
„Die neue Pflanze," drückt sich Anlitschek aus, „war dem mili-
tärischen Boden fremd," doch der Vorstand wusste sie zu pflegen, und
gab ihr die gehörige Richtung. Das Institut war nun eine Mischung von
Officieren und Civilbeamten und theilte sich in zwei Haupt-Geschäfts-
Abtheilungen :
A. Topographische Abtheilung, bestehend aus Ingenieur -Geographen,
Dessinateurs und Officieren unter Raglovich's unmittelbarer Lei-
tung. Gegenstand : Triangulirung, Mappirung, Zeichnung und Stich.
B. Litterarische Abtheilung, bestehend aus Officieren der Linie unter
Leitung des Majors von Bauer. Gegenstand: Sammlung und Be-
arbeitung aller descriptiven Materialien.
Mit den Practicanten und Kupferstechern bestand das Personale aus
SO Köpfen, wozu noch 42 zugetheilte Officiere kamen, von welchen 10
in der litterarischen Abtheilung verwendet wurden.
Die Hauptaufgabe der topographischen Abtheilung war die
Fortsetzung des Atlas, und die Hauptbeförderung desselben war die
von nun an ausgesprochene Benützung des Katastermateriales.
Der grosse Schritt der Vereinigung homogener Arbeiten, zur aus-
reichendsten gegenseitigen Unterstützung war geschehen, ein gemein-
schaftlicher jährlicher Operationsplan wurde festgestellt,**) die
topographische Aufnahme erfolgte in vrhro statt rrrö-ö» a ' s0 m einem
comensurablen Verhältnisse zur Detailvermessung, und somit beginnt vom
Jahre 1817 eine neue Epoche für den Atlas. Allein, was bereits veröf-
fentlicht war, konnte von dieser erspriesslichen Neuerung nichts mehr
gewinnen, es konnten nur jene Blätter einer sorgfältigen Revision und
gedeihlichen Verbesserungen unterzogen werden, welche in der Zeichnung
oder im Stiche nicht vollendet waren.
In dasselbe Jahr fällt auch die decretirte Einführung der Leh-
mann'schen Schraffirmethode zur Darstellung der Unebenheiten, zu welchem
Zwecke eine ganze Abtheilung von Officieren des topographischen Bureaus
bei der Aufnahme und Reduction verwendet wurde. Nur erlaubte man
sich, wegen Steilheit der Alpengebirge die Scala , statt, wie Lehman-
mit 45°, erst bei 60° Neigung mit vollkommenem Schwarz enden zu
*) Diese Karte aus den vorhandenen Materialien auf
1816 vollendet und vom Hauptmann und Ingenieur-Geographen von Coulon in 20
Sectionen herausgegeben. Anlitschek gibt ihr kein besonderes Lob und tadelt so-
wohl die unvermeidliche Ungleichförmigkeit, die aus der Mangelhaftigkeit der verschie-
denen Materialien, als aus dem forcirten Stiche entstand und die Magerkeit an Orts-
angaben.
**) Die primäre Triangulirung geschah durch den Kataster, die seeundäre in
Gemeinschaft.
h*
| IG Anton Steinhäuser.
lassen.*) Damit war nun allen schwankenden Methoden, allem Künstler-
eigensinn und den eingewurzelten Gewohnheiten (Anl itsehek's eigene
Worte) ein Ende gemacht,
Zum Wirkungskreise der litter arisch en Abtheilung gehörte die
Re kognos cirung und Beschreibung des Landes in militärischer Bezie-
ung auf Topographie, Statistik, Geognosie und Geschichte, die Bearbeitung
eines Bepertoriums für die Atlasblätter und die Sammlung und Wür-
digung aller Erscheinungen in der Militär-Litteratur. Für die Becognos-
cirungen wurde eine eigene Instruction entworfen, eine dazu gehörige
Terminologie für Terrain- Be schreib ung lithographirt und unter
die Officiere vertheilt. Ein Versuch damit in einer südlichen Gebirgs-
Gegend gelang so sehr, dass Oberst Anlitschek sehr bedauert, dass
die Mittel des Instituts es nicht erlaubten, diese lehrreiche Schule für
Generalstabsofficiere gehörig auszubeuten und diese Beschreibungen über
das ganze Land auszudehnen. Der Austritt des Majors von Bauer im
Jahre 1818 wird als ein herber Verlust bedauert.
Mit der litterarischen Abtheilung war auch das Conser vato rium
vereinigt, nämlich die Sammlung der vorzüglichsten litterarischen Werke
und Zeitschriften im Militärfache, der besten Landkarten (einschliesslich
der aus der vormaligen Plankammer übergegangenen), Instrumente und
anderer Gegenstände. Auch die Sammlungen des Kriegsministeriums waren
damit vereinigt worden.
Im Jahre 1822 erfolgte eine neue Organisation des General-
stabes und die Creirung eines General-Quartiermeister-Stabes
aus dem bisherigen Generalstabe, und den älteren Officieren des topo-
graphischen Bureaus. Chef blieb der General der Infanterie Baglovich.
Das topographische Bureau wurde dadurch ein Attribut und Depot des
General-Qnartiermeister-Stabes, wozu noch das ältere Civil-Personale und
eine Abtheilung Ingenieur-Geographen mit besonderer Uniform kam. Durch
den erweiterten Geschäftskreis des General-Quartiermeister-Stabes im Jahre
1826 für den organischen Dienst der Armee wurde das Officier-Corps
des General- Quartiermeister-Stabes vermehrt, dagegen das des topogra-
phischen Bureaus vermindert. Das Personale desselben bestand im Jahre
1829 noch aus 40 Civil -Personen, einschliesslich der Ingenieure und
Kupferstecher (mit allen commandirten Officieren und den übrigen Ange-
stellten waren es 70 bis 80 Personen) und der jährliche Aufwand auf
Triangulirungs- und Mappirungskosten, Ankäufe für das Conservatorium
und die Zeichnungsmaterialien wurde mit 50000 fl. präliminirt.
*) Ueber das „Warum" der Einführung lässt sich Anlitschek wörtlich ver-
nehmen, wie folgt:
„Wenn auch die Ausführung der Lehma nn'schen Zeichnungsmanier hinter dem
Buchstaben der Theorie zurückbleibt, so kann man sich doch auf diesem constructiven
Wege der Wahrheit in dem Grade nähern, als der Maasstab die Zergliederung der Berg-
oherfläche gestattet und die Bezeichnung der Flächen-Neigung in grösseren kenntlichen
Vorhältnissen entsteht. In jedem F<*Ile ist damit gewonnen, dass dieser Gegenstand auf
bestimmte Grundsätze zurückgeführt, Gleichförmigkeit der Arbeit erzweckt und die
dem Maasstabe angemessene Forderung befriedigt werden kann."
Die Einführung war jedoch vor der Hand nur auf das topographische Bureau
beschränkt und noeh im Jahre 1829 schwebte nach Anlitschek's Angabe die (mitt-
lerweile gewiss bejahend erledigte) Verhandlung wegen Einführung dieser Zeichnungs-
art in allen Militärschulen Bayerns.
(Seite II?)
Skelett zum topographischen Atlas von Bayern - Stand im Jahre 1859.
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Die älteste und neueste topographische Karte von Bayern. 117
Eine nochmalige Veränderung in der Organisation ist mir nicht
bekannt geworden, und aus dem Fortschreiten der Arbeiten selbst ergibt
sich kein Anhaltspunct, eine solche annehmen zu müssen. Auch über
Evidenzhaltung spricht sich weder Anlitschek noch irgend ein an-
derer Quellenschriftsteller aus. Eine ausführliche Schilderung aller Arbeiten
des topographischen Bureaus, welche dasselbe dem niederländischen General-
stabe, für die Herausgabe des (kritischen) Repertoire de Cartes, durch
den Verein niederländischer Ingenieure zugesendet hat, ist bis jetzt noch
nicht durch den Druck veröffentlicht worden.
Ich wende mich nun zu dem topographischen Atlas selbst.
(Siehe angeschlossene Tabelle.)
Er umfasst, Rheinbayern eingeschlossen, 112 oblonge Blätter grössten
Formats, von welchen bis nun 104 erschienen sind, und ist im Maass-
stabe von vffföö ausgeführt. Zu jedem Blatte gehört ein Repertoriurn,
d. i. ein Register-Heft aller auf dem Blatte vorkommenden topogra-
phischen Details. Als Vorarbeiten und Vorboten kann man den Plan von
München (1806 in T gVs {n einem Blatte) und die nächste Umgebung
von München (ein Blatt in ^rö) ansehen.
Eine kritische Durchsicht der Blätter lässt unschwer die älteste Pe-
riode herausfinden. Sie macht sich kenntlich durch die ältere Manier der
Bergzeichnung nach schiefer Beleuchtung, und erinnert an die mehrjäh-
rigen französischen Einflüsse,*) ferner durch die Unbestimmtheit der Cul-
turgrenzen und manche Wahrnehmungen geringerer Art. Die späteren
Blätter zeichnen sich durch Vermeidung dieser Nachtheile vortheilhaft aus.
Ein Vergleich der Zeiten des Erscheinens lässt deutlich die Folgen
der Personal-Verminderung wahrnehmen, wodurch wieder zwei Perioden
entstehen. Die erste Periode kann man beiläufig von 1812 bis Ende 1819
annehmen, bis wohin die schon im Stiche vorgerückten Blätter auch nach
dem Aufschwänge des Jahres 1817 noch gereicht haben werden. Die
zweite Periode (mit voller Kraft) kann man vom Jahre 1820 bis 1829
setzen, und die letzte, wo die Reduction des Jahres 1826 schon wirk-
sam sich zeigt, von 1830 bis zur Gegenwart.
In die erste Periode A fallen die Blätter:
77. 83.
55. 62.
48. 54. 62.
70.
ü. 47. 61.
31. 36. 37. 43. 69. 76.
41.
Die mit fetten Lettern bezeichneten Blätter enthalten sehr wenig
ausgeführten Raum.
Im Jahre 1813 erschien kein Blatt.
1812
2 Blätter
1814
2 »
1815
3 ,
1816
1 „
1817
3 „
1818
6 „
1819
1 â–
18 Blätter
*) In einigen früheren Abdrücken erseheinen die Berge mit der Nadel gravirt
in anderen mit chemischer Tinte gezeichnet.
Es scheint schreibt 0. Anlitschek, dass man gleich Anfangs die Lehm a nn'sche
Manier gewählt haben würde, allein die ungleiche Qualification der Geodäten in der
Gebirgszeichnung mag das vorzüglichste Hinderniss gewesen sein, auch war diese Me-
thode damals noch von der Kritik stark angefochten und wenig im Gebrauche.
118
Anton Steinhauser.
Der zweiten Periode B gehören die Blätter an:
30. 35. 42. 49. 50. 56. 1820 6 Blätter
38. 1821 1 „
34. 39. 40. 45. 52. 84. 1822 6 ,
46. 53. 1823 2 „
71. 92. 1824 2 „
23. 64. 78. 82. 91. 98. 1825 6 „
22. 51. 86. 87. 94. 99. lOO. 1826 7 „
3. 8. 59. 74. 75. 85. 1828 6 „
6. 15. 29. 1829 3 „
39 B
lätter
Im Jahre 1827 erschien kein Blatt.
Die dritte Periode C nmfasst d
ie Blätter:
67.
90.
1830
2 B
lätter
60.
1831
1
»
68. 72. 79.
80.
1832
4
n
21.
1833
1
n
2. 81.
96.
1834
3
n
97.
1835
1
n
"S.
89.
1836
2
-
66.
73.
1837
2
»
88.
95.
1838
2
r>
65.
93.
1839
2
n
20.
1841
1
r>
_
1.
1842
1
n
32.
58.
1843
2
»
4.
33.
1844
2
»
5.
28.
1846
2
n
26. 57. lOi.
1848
3
7)
9. 16. 2k. 25. 102. lOi. 112.
1850
7
r>
i
111.
1851
1
n
12,
18.
1852
2
7)
11.
1853
1
r>
HO.
1854
1
n
27.
1855
1
n
105.
1856
1
T)
19.
1857
1
n
17.
1859
1
„ (event
47 Blätter
In den Jahren 1840, 1845, 1847, 1849 und 1858 erschien kein Blatt.
Noch fehlen acht Blätter (10. 13. 14. 103. 106. 107. 108 und 109.)
Nach dem bisherigen Gange der Arbeit dürfte noch eine Anzahl Jahre
vergehen, bis der Atlas ganz vollständig vorliegen wird. Der Preis ist
für eine Section mit 1 5 / 12 Beichslhaler bemessen, und beträgt sonach für
die erschienenen 104 Blätter 147*4 Reichsthaler = 221 fl. österreichischer
Währung.
Die schätzenswerthen Eigenschaften der Atlasblätter sind vor allem
in dem Beruhen auf einer wohl angelegten und durchgeführten Vermes-
sung zu suchen, besonders aus der Zeit, wo bereits die genaueren
Die älteste und neueste topographische Karte von Bayern. 1 i 9
Katastral -Vermessungen dein Gerippe zu Grunde gelegt wurden, die
weniger günstigen Parthien bestehen nach dem Ausspruche einer unver-
werflichen aber strengen Autorität, nämlich des preussischen Generalstabes*)
in der Ungleichheit an Gehalt, in theilweise nachlässiger Arbeit (wobei
auf eines der ältesten Blätter [Section Regensburg] namentlich hinge-
wiesen wird) und dem im allgemeinen wenig kräftigen Terrain, ohne
dabei der älteren noch nicht nach Lehmann'« Normen gezeichneten
Blätter besonders zu erwähnen.
Der grosse Maasstab (fast das dreifache der österreichischen General-
Quartiermeister-Stabs-Specialkartenj Hesse auch bezüglich der Cultursan-
gaben mehr Detail erwarten, als wirklich gegeben wird. Wie viel mehr
Detail gewähren z. B. die drei Blätter der Umgebungskarte von Wien, die
im Maasse von 1 Zoll zu 600° gezeichnet sind, also wenig grösser, als die
baierischen Blätter, auf welchen 1 Wiener- Zoll = 096 3 / 3 °!
Es wurde vom topographischen Bureau auch eine Uebersichts-
karle von Bayern im Masse von tw Vöö m 1$ Blättern in doppelter
Ausgabe geliefert,
1. als Terrainübersichtskarte, mit den wichtigsten Strassen und
Orten, meist ohne Namen, daher ein Heft mit Verzeichnissen in
gedruckten Bogen für jedes Blatt beigegeben wird, und
2. als rein topographische Karte mit allen Orten, den Berggipfeln
und deren Namen, und den Waldstrecken.
Jedes Blatt umfasst 9 Blätter der grossen topographischen Karte
und verhält sich im linearen Verhältnisse zu diesen wie 3 zu 5.
Beide Karten ergänzen einander, obwohl die Nöthigung dazu nichts
zur Bequemlichkeit beiträgt. Bezüglich des Terrains tritt das Naturbild
im Hochgebirge angemessen hervor, im Mittelgebirge und in den flacheren
Gegenden scheint das Bestreben, den Charakter zu generalisiren, die Wahr-
heit des Urbildes nicht überall zum klaren Durchbruche kommen zu
lassen.
Ein solcher Tadel mag jedoch immerhin mit einiger Zurückhaltung
ausgesprochen werden, denn jeder sachverständige topographische Zeichner
weiss die Schwierigkeiten zu ermessen, mit welchen ein Reducent, zu-
weilen fast hoffnungslos zu kämpfen hat. wenn eine, in winzige Indivi-
dualitäten sich auflösende Undulation des Bodens, in einem Masse, wo
die Details verschwindend klein werden, mit wenigen Strichen verständ-
lich charakterisirt werden soll. Und manchmal dürfte man geneigt sein,
den gestrengen Tadlern über solche weniger gelungene Leistungen eines
Zeichners zuzurufen: „W r er unter euch ohne Sünde ist, werfe den ersten
Stein auf ihn!"
*) Siehe die von der topographischen Abtheilung desselben in Berlin im Jahre
i849 herausgegebene „Beurtheilend e Uebersicht derjenigen durch den Druck
vervielfältigten Karten, Situations- uud Festungspläne von Europa, welche für deutsche
Militärs von practischem Interesse sind." pag. 104.
120
XL
Strassen- , Fluss- und Eisenbahn - Nivellements im Honther-
und Neograder-Comitate Ungarns.
Von
Heinrich Wolf.
(Mit einer Uebersichtskarte. Taf. II.)
Bei den geologischen Uebersichtsaufnahmen im nördlichen und nord-
östlichen Ungarn, im verflossenen Jahre (1858), in Verwendung, hatte
ich Gelegenheit, mit den Comitatsbauämtern zu verkehren.
Nebenbei forschte ich nach Strassen- und Fluss-Nivellements, da
mir bekannt war, dass hohen Orts eine allmalige Profilirung aller unter
Staatsaufsicht stehenden Strassen und Flüsse angeordnet war.*) Meine
Bemühungen waren wirklich nicht ohne Besultat geblieben, denn im Co-
mitatsbauamte zu Ipoly Sägh fand ich Nivellements-Längenprofile von sechs
Strassenzügen nämlich I. von Szob nach Ipoly Sägh, II. von lpoly Sägh nach
Leventz, III. von Ipoly Sägh gegen Schemnitz, IV. von Schemnitz nach Le-
ventz , V. von Schemnitz nach Kozelnik an der Grenze des Sohler-Comi-
tates und endlich VI. von Ipoly Sägh gegen Betsägh im Neograder-Comitat,
ferner das Nivellement des Eipelflusses, X. von seiner Mündung in die
Donau bei Szob, bis an die Grenze des Neograder-Comitates bei Kovär,
westlich bei Ballassa-Gyarmath.
Sämmtliche Nivellements bezogen sich auf den Nullpunct der Donau,
an der Mündung des Eipelflusses.
Im Comitatsbauamt des Neograder-Comitates in Balassa-Gyarmath fand ich
das Nivellement VIII. von B. Gyarmath nach Betsägh und weiter bis
zur Eisenbahnstation Veröcze, bezogen auf die Bahnnivellete daselbst; dann
das Strassen-Nivellernent IX. vom Sattel des Krivän, an der Grenze des
Sohler-Comitates, NW. von Losoncz, bis nach Videfalva, nächst Losoncz.
Dieses Nivellement bezog sich auf einen Horizont, welcher 50 Fuss
über dem Krivänsattel angenommen war. Ferner war noch das Nivellement
des Eipelflusses, XI. bei Garöb, NNO. von Losoncz begonnen, und bis an
die Grenze des Honther-Comitates bei Kovär nächst B. Gyarmath, aus-
geführt.
Für dieses Nivellement war eine Vergleichungsebene bei Pincz, NO.
von Losoncz angenommen.
Sämmtliche 11 Nivellements waren unter sich nicht vergleichbar,
denn sie gaben nur relative Höhenunterschiede gegen die eben genannten
angenommenen Vergleichungsebenen, die aber sonst weiter in keiner Ver-
bindung mit einander standen.
Wäre die Seehöhe des Nullpunctes der Donau an der Eipelmündung
bekannt, so könnte wenigstens das Fluss- und die Strassen-Nivellements
des Honther-Comitates auf die Seehöhe gestellt werden, und im Anschluss
*) Mittheilungen aus dem Gebiete der Statistik, o. Jahrgang, 1. Heft, Seite o.
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Strassen- Fluss- u. Eisenbahn-Nivellements im Hont her- u. Neograder-Comitate Ungarns. 121
des Nivellements der Eipel im Neograder-Comitate folgen. Es blieben
dann nur mehr die beiden Strassennivellements von B. Gyarmath nach
Veröcze und vom Krivansattel gegen Losoncz ausser Verbindung. Als
Hilfsmittel zur Lösung dieser beiden Fragen konnten die Eisenbahnnivelle-
ments benützt werden, und zwar für die erstere zur Bestimmung der
Seehöhe des Donau-Nullpunctes bei Szob, das Nivellement der k. k.
österreichischen Staatseisenbahn zwischen Wien und Pest, und für die
beiden oben erwähnten Strassenstrecken, konnten die Nivellettecoten aus
der Projectsverfassung der ober-ungarischen Eisenbahn (Eipel-Sajothaler-
Bahn) der Stationen Losoncz und Balassa-Gyarmath benützt werden.
Die Nivellettecote für den Bahnhof in Szob ist mit 58-897 Wie-
ner-Klafter, aus dem Eisenbahnnivellement, zwischen dem Wiener-Nord-
bahnhof (84-°677) und dem Pester-Bahnhof (56-°437) gegeben.
Diese Angaben aber nach meiner trigonometrischen Bestimmung der
Seehöhe des Nordbahnhofes von Wien,*} reduciren sich respective um
0-758 Wiener-Klafter, wodurch sie aber unmittelbar von der Seehöhe
der Uhrzeiger-Achse am St. Stephansthurme in Wien, welcher uns als
Normalpunct für alle Höhenmessungen in Oesterreich gilt, abgeleitet sind.
Demzufolge ist die Seehöhe der Schienen des Bahnhofes in Szob
= 58*139 Wiener-Klafter. Diese Cote ist allen folgenden Bestimmungen
zur Basis gegeben, und ich werde daher jetzt die Bestimmung der See-
höhe der Puncte in den oben angebenen Nivellementszügen einzeln be-
sprechen.
Die Nivellements der Strassenzüge im Honther-Comitat schliessen
sich aneinander wie die Glieder einer Kette, es genügt also, die Be-
stimmung der Seehöhe eines Punctes aus dieser Kette, und man wird
alle bestimmt haben.
Der Nivellementszug Nr.
Localkenntniss weiss ich, dass
mit dem Niveau der Schienen
kann also die Niveaucote des
zuges substituirt werden.
Es ergeben sich also für die Anfangs
7 Strassenzüge folgende Seehöhen:
I. beginnt in Szob; aus meiner eigenen
der Strassenzug: Szob-Ipoly Sägh, in Szob
des Bahnhofes daselbst zusammenfällt. Es
Bahnhofes für das erste Glied des Strassen-
und Endpuncte der ersten
Strassenzug
Nr.
Anfangspunct
Seehöhe
W.Klftr
Endpunct
Seehöhe
W.Kltfr.
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
Szob
Ipoly Sägh
Danunstrasse bei Tompa
Piaristenklost. Schemnitz
Schemnitz, Piaristen
Ipoly Sägh
Ipoly Sägh
58193
67193
67093
245093
245093
67193
67193
Ipoly Sägh
Barsergrenze b. Levencz
Piaristenklost. Schemnitz
Barsergr. gegen Levencz
Kozelnik a. d. Sohler-Gr.
bei Betsägh
a. d. Neog.-Gr. b. Kovär
67193
117 593
245093
176-260
181 593
91-427
77-760
*) Hypsometrische Arbeiten von Heinrieh Wolf von Juni 1856 bis Mai 1857. Jahrbuch
der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1857. Heft 2. Seite 234.
122 Heinrich Wolf.
Für die Strassenzüge VIII. und IX. muss das Nivellement der pro-
jectirten Eipel-Sajothaler-Bahn henützt werden, welches in Szob in dem-
selben Niveau des Bahnhofes, an die südöstliche Eisenbahn an-
knüpft.
Der Anknüpfungspunct ist in diesem Projecte mit 55*650 Wiener-
Klafter gegeben, er kann aber nach dem vorhergehenden nicht unter
85-139 angenommen werden; es sind daher alle Niveaucoten dieser Pro-
jeetverfassung, um die Differenz von 2*489 Wiener-Klafter zu erhüben.
Man erhält also für die Station B. Gyarmath die Seehöhe von
78-989 Wiener-Klafter, welche uns als Fundamentalpunct für die Bestim-
mung der Seehöhe des Strassenzuges Nr. VIII. von B. Gyarmath nach
Veröcze dient.
Dieser Strassenzug beginnt bei dem Comitatshaus in B. Gyarmath,
dasselbe liegt, nach der Situation des projeetirten Bahnhofes, welcher
weiter von dem Eipelflusse entfernt ist, um ein geringes, nicht um mehr
als 1° tiefer als dieser, man begeht daher keinen grossen Fehler, wenn
man das Comitatshaus in gleicher Höhe mit dem Bahnhof annimmt, d. h.
dass es eine Seehöhe von 78989 besitzt. Der Endpunct dieser Strasse
ist der Stationsplatz Veröcze, er ergiebt sich aus dieser Vergleichungs-
ebene mit 56-544*) Wiener-Klafter.
Für den Strassenzug Nr. IX. von der Brücke nächst Videfalva bei
Losonez bis auf den Krivansattel, konnte der Stationsplatz Losoncz ge-
wählt werden, dessen Seehöhe aus der Projectsverfassung der Eipelbahn
und nach der erfolgten Correction mit 98*698 Wiener - Klafter sich
ergiebt.
Die beiden Puncte: Brücke in Videfalva und Station Losoncz liegen
ungefähr 1000 Klafter von einander entfernt, in derselben Thalsohle und
das Gefäll des Krivanyerbacb.es kann in dieser Strecke kaum 2 Klafter
betragen, und diess scheint durch die höhere Anlage des Losonczer-Bahn-
hofes aufgewogen, man kann also ebenfalls keinen grösseren Fehler als
von 2 Klaftern begehen, wenn man die Brücke in Videfalva gleich setzt
dem Bahnhof in Losoncz. Demzufolge besitzt die Brücke in Videfalva
eine Seehöhe von 98*698 Wiener-Klafter und der Endpunct des Nivelle-
mentzuges am Krivansattel die Seehöhe von 227899 Wiener-Klafter.
Für die Stellung des Nivellements des Eipelflusses auf die Seehöhe
muss ebenfalls die Eisenhahnstation Szob mit der Cote 58*°139 als Aus-
gangspunet dienen. Als Anhaltspuncte dient die Angabe : dass sich alle
Coten der Eipelnivellirung im Honther-Comitat auf den mittleren Wasser-
stand der Donau, welcher an der Mündung des Eipelflusses bei Szobb
8 Fuss über den kleinsten Wasserstand, welcher als Nullpunct angenom-
men ist, beziehen, und dass ferner der grösste Wasserstand, welcher am
13. März 1838 beobachtet wurde, 29' 6" über diesen Nullpunct sich
befand.
Zwischen diesen Angaben und der Seehöhe des Stationsplatzes Szobb
scheint kein unmittelbarer Zusammenhang zu bestehen, aber man weiss,
dass jede neue Strassen- oder Eisenbahnanlage längs eines Flusses, stets
über seinen höchsten bekannten Wasserstand beantragt werden muss. Ich
*) Dieses Nivellement von B. Gyarmath nach Veröcze, wurde ursprünglich an den Sta-
tionsplatz in Veröcze angebunden; da aber die Seehöhe dieses Stationsplatzes, selbst nicht
bei der österreichischen Staatseisenbahngesellsehaft aufgefunden werden konnte, so musste die
Frage unigekehrt werden: wie tief liegt Veröcze unter B. Gyarmath?
Strassen- Fluss- u. Eisenbahn-Nivellements im Honther- u. Neograder-Comitate Ungarns. 123
Wasser
Eipel bei mittlerem
Wiener-Klafter.
Honther-Comitats-Bauamtes
werde mich daher begnügen, da mir von Seite der Direction der öster-
reichischen Staatseisenbahn-Gesellschaft keine näheren Daten gegeben werden
konnten, den Bahnhof 1° über den höchsten Wasserstand zu setzen, also den
Nullpunct der Donau an der Eipelmündung mit 35' 6" unter dem Bahn-
hof in Szob annehmen.
Diess gibt also für die Mündung der
stand der Donau die Seehöhe von 53593
Da dieses Nivellement von Seite des Honther-Comitats-Bauamtes bis
B. Gyarmath ausgeführt wurde, so ist die Eipel bei B. Gyarmath in
einer Seehöhe von 72 •857.
Das Nivellement Nr. XI. der Eipel bezieht sich auf eine andere
Yergleichungsebene bei Pincz, dessen Seehöhe unbekannt ist, da aber in
diesem Nivellementszuge ein Punct der Eipel bei B. Gyarmath mit einbe-
zogen ist, so kann er ebenfalls = 72-857 Wiener-Klafter gesetzt wer-
den, und somit wäre auch die Seehöhe dieses Nivellements bestimmt.
Nivellements:
I.
Strassenzug von Szob nach Ipoly Sägh im Honther-Comitate (18.500 KIftr. lang).
Nr.
Bezeichnung der nivellirlcu Puncte
Seehöhe
in
vY.-RINr.
Bezeichnung der nivellirten Puncti
Seehöhe
in
W.-Rlflr.
Szob
Miihlbach von Szob
Höhe von Ipoly Damasd
Leleder Wirthshaus .
Letkes
Tölgyes
Puszta Ganad . . .
Vamos Mikola . . .
58193
57-893
61093
58-093
58-760
59-427
61-760
62-760
Börzsenyer Bach bei Mikola
Puszta Haraszty ....
Strassenweiser Nr. 2 bei
Peröszeny
Höchster Punct der Strasse
NO. bei Peröcseny . . .
Kemencze
Ipoly Sägh, Comitatshaus .
60-700
73093
76760
86-593
76527
67- 193
IL
Strassenzug von Ipoly Sägh gegen Leventz bis an die Barser-Grenze
(15.500 Klafter lang).
Nr,
Bezeichnung der nivellirten Puncte
Seeüöhc
in
W.-Rlftr.
Nr.
Bezeichnung der nivellirten Puncte
Seehöhe
in
W.-Rlftr.
Ipoly Sägh
Strassenhöhe bei Ipoly Sägh
gegen Thür
Strassenhöhe beim Karpfen-
bach
Zwischen dem Karpfenbach
und Gyerk
Gyerk
67-193
71-593
67-760
71-593
66-426
6 Tompa
6 Dammstrasse über d. Schem-
nitzerbach bei Tompa .
6 Höchster Punct der Strasse
nördlich von Szemered .
Tiefster Punct der Strasse
nördlich von Szemered .
68-426
67093
92-260
83-427
124
Heinrich Wolf.
Nr
Bezeichnung der nivellirlen Puncte
Seehöhe
in
W.-Klftr,
Nr
Bezeichnung der uivellirten Puncte
See höhe
in
W.- Rlftr.
9
10
II
12
13
Höchster Puiict der Strasse
NW. von Szemered . .
Tiefster Punct der Strasse
NW. von Szemered
Am Demenderberg . .
Demend
Magyaräderberg . . .
Szantö (Heilquelle) . .
91093
93 427
111-593
74-673
90427
84260
14 Szäntöer-Berg . . .
15Bozierthal, W. v. Bozi .
16|Csank
17
104-760
90-427
92-260
Varsanyerberg 1 120427
Varsany, S. 0. von Leventz 97-260
An der Barser Gränze zw.
Leventz und Varsanv . 117593
III.
Strassenzug von der Dammstrasse bei Tompa gegen Schemnitz
(22.500 Klafter lang).
Nr.
Bezeichnung der uivellirten Puncte
Seehöbe
in
W.-Klftr
Seehöhe
Bezeichnung der nivellirten Puncte in
W.-Klftr.
Dammstrasse bei Tompa
Egegb
Gyfigy (Heilquelle) .
Tereny
Teszer
Sipeker Bach . .
Domanyik
67093
70-593
73-593
75-926
81-260
81-926
99-926
Nemethi
9 Strassenhöhe vor Tepliczka
lOTepliczka
11 Prinzdorf
12iSzt. Antäl .
13 Stadt Schemnitz beim Piari-
sten Kloster
114-760
135-260
128-593
157-260
199160
245093
IV.
Strassenzug von Schemnitz gegen Leventz bis an die Barser Grenze
(17.000 Klafter lang).
Nr.
Bezeichnung der uivellirten Puncte
Schemnitzer Pflaster bei der
Piaristenkirche ....
Windschacht
Windschachter-Berg . .
Steinbach-Puszta ....
Bagonya
Almaser-Bach
Seeböue
in
W.-Klfrr.
245093
287-760
325-927
210-760
180-427
175-593
Nr. Bezeichnung der uivellirten Puncte
Seehöhe
in
W.-Klftr.
Almaser Weingarten . .
Bäth
Dioznoserthal ....
Höchster Punct v. d. Barser
Grenze bei Puszta Csuda
An der Barser Grenze im
Levenzter Hotter . . .
183-927
174-927
160093
192-927
176260
Strassen- Fluss- u. Eisenbahn-Nivellements im Honther- u. Neograder-Comitate Ungarns. 1 25
V.
Strasse von Schemnitz NO. gegen Kozelnik an der Sohler-Grenze
(4500 Klafter lang).
Nr.
Bezeichnung der nivellirten Punrte
Seehöhe
in
W.-Rlftr.
Stadt Schemnitz , Piaristen-I
Kloster |245093
Schemnitzer Berg . . . |293 593
Vi.
Bezeichnung der nivellirten Puiicte
Dilln
Kozelnikerbaeh a. d. Sohler
Comitats-Grenze . . .
Seehöhe
in
W.-Rlftr.
206-593
181593
VI.
Strassenzug von Ipoly Sägh gegen Rtesägh (12.000 Klafter lang).
Nr.
Bezeichnung der nivellirten Puncte
Seehöhe
in
W.-Klftr.
Nr.
Bezeichnung der nivellirten Puncte
Seehöhe
in
W.-Rlftr.
Ipoly Sägh, Comitats-Haus .
Honth
Zweigpunct der Strasse ge-
gen Gyarmath . .
Palänk
Palänker Berg
Tiefster Punet zwischen
dem Palänker Berg und
dem Oroszyer Wein-
garten
67 193
70-593
70-427
72-260
106-593
94093
Höchster Punct in den Oro-
szier Weingärten . . .
Nagy Oroszy
Höchst. Punct gegen Berinko
Berinke
Berinker Brücke ....
Jaszteleker Berg ....
Im Jaszteleker Hoter bei Pu-
szta Jasztelek a.d. Strasse
v. Retsägh nach Waitzen
109093
88-927
108-927
82-593
76-927
103-260
91-427
VII.
Strassenzug von Ipoly Sägh nach Balassa- Gyarmath (15.000 Klafter lang).
Nr.
Bezeichnung der nivellirten Puncte
Seeböhc
in
W.-Rlftr.
Nr.
Bezeichnung der nivellirten Puncte
Seehöhe
in
W.-Rlftr.
Ipoly Sägh
Honth .
Zweigpunct gegen R^tsägh
Hidveg
Nagyfalu
CT
70
70
70
73
193
•593
•427
593
093
Ipoly Balogh
Höchster Punct hinter Balogh
(Trigonom. Zeichen)
An der Neograder-Comitats-
Grenze bei Kovär
71-760
77927
77760
126
Heinrich Wolf.
VIII.
Strasse von Balassa-Gyarmath «regen Waitzen und Veröcze
(20.000 Klafter lang).
Seehöhe
Seehöhe
Nr.
Bezeichnung der nivellirten Puncte
in
W.-Klftr.
Nr.
Bezeichnung der nivellirten Puncte
in
W.-Klftr.
1
Comitatshaus in Balassa-
12 Höchster Punct der Strasse
Gyarmath .....
78989
vor Retsagh ....
118114
2
Brücke über d. Wiese am Fuss
13 Retsagh vordem Wirthshaus
96-967
des Lözinczer Berges .
97282
14
Höchster Punct der Strasse
3
Beim Schäferhaus am Lözin-
in den Retsagher Aeckern
121836
gegen d. Lokoser Wirths-
4
Höehster Punct der Strasse
143-781
am Luzinczer Berg.
144656
15
Brücke über den Graben beim
5
Brücke über den Graben bei
Lokoser Wirthshaus . .
102-892
PusztaLözincz
75-976
16
Höchster Punct der Strasse
6
Kapelle an der Strasse gegen
im Szenderhelyerwald .
152<466
Vädkert
106-276
17
Brücke über den Graben von
7
In Vadkert der tiefste Punct
94099
Szenderhely ....
108-311
8
Beim Wirthshaus auf der
18
Höchster Punct der Strasse
Puszta Kormös
102467
in Szenderhely .
80-197
9
Höchster Punct in den Te-
19
Tiefster Pct. d. Strasse b. d.
reskeer Aeckern.
134806
Wirthsh. d. Puszta Kalatin
118-851
10
An der Brücke über d. Wiese
20
Bei der Brücke über den
unter d. Tereskeer Wein-
Graben von Yeröcze.
59-897
112-502
21
Höchster Punct d. Strasse in
11
An der Strassentheilung
Veröcze (Station Veröcze)
60664
gegen Nagy Oroszy .
102474
22
Station Veröcze ....
56544
IX.
Nivellement der Strasse von Losoncz bis an die Sohler Grenze im Sattel
des Krivan (13.500 Klafter lang).
Seehöhe
Seehöhe
Nr.
Bezeichnung der nivellirten Puncte
in
W.-Klftr.
Nr.
Bezeichnung der nivellirten Puncte
in
W.-Klftr.
1
Sattel am Krivan an der
5
Brückenobj. ainWeg n.Bzowa
183009
Sohler Grenze .
227899
6
Brückenobj. ober der Mühle
2
Brückenobject bei d. Krüm-
in der Wiese des Kriva-
mung d. Strasse u. Ueber-
nyer-Thales ....
157-870
setzg. d. Krivanyerbaclies
7
Brückenobj. über den Bach
NO. v. Diven Oroszy
211175
aus dem Füresz-Thal
151 177
3
Brückenobj. oberh.d.Wirthsh.
200982
8
Beim Felsen an d. Grenze d.
4
Brückenobj. des Krivanyer-
Krivanyerwaldes gegen d.
baches 0. v. Diven Oroszy
188-675
Vämosfalvaer Aecker
144-804
Strassen- Fluss- u. Eisenbahn-Nivellements im Honther- u. Neograder-Comitate Ungarns, i 27
Nr.
Bezeichnung der iiivellirtcn Puncte
Seehöhe
in
W.-Klftr.
9 Vämosfalva, an der Überbrückimg des Krivanya- Baches . . 133-120
10 Beim Querprofil Nr. 35 unterhalb Vämosfalva ....... 126-549
11 „ „ 39 zwischen Vämosfalva und Lonyabänya . 124630
l' 41 198 925
13 „ „46 bei Lonyabänya 117995
14 „ „ 60 bei Udornya 127632
15 „ 67 bei Podrecsany . 132829
16 „ „ 75 unter dem Haller Wirthshaus .... 119234
17 „ „83 Haller- Wirthshaus 134142
18 „ .„ 86 zwischen dem Haller- Wirthshaus . . . 124532
19 „ „ 94 und Videfalva NNW 111745
20 „ „99 Videfalva 107-412
21 An der Uebersetzung des Krivanyerbaches zwischen Videfalva
und Losoncz ......... 98698
X.
Nivellement der Eipel im Honther Comitate. Von der Mündung in die
Donau bei Szob bis an die Grenze des Neograder-Comitats
(52.000 Klafter lang).
Seehöhe
Seehohe
Nr.
Bezeichnung der nircllirten Puncte
in
W.-Rlftr.
Nr. Bezeichnung der iilvellirten Puncte
in
W.-Rlftr.
1
Eipel and. Mündg. in d. Donau
53593
9
Eipel bei Visk . . . ,
61 705
2
„ bei Damäsd .
53677
10
n Ipoly Sagh . .
64067
3
„ „ Szalka
54-830
11
„ „ Honth
64.760
4
„ „ Tolgyes . . .
56-483
12
„ „ Palank .
66020
5
„ „ Ipoly-Paszto .
57898
13
„ „ Ipoly Balogh. .
68952
6
„ „ Vämos Mikola
58610
14
„ „ Nagy Csalomya .
70-288
7
„ „ Ipoly-Szakalos
59-620
15
„ „ Kovär. . . .
72026
8
v » Szete . . .
60-733
XL
Nivellement der Eipel im Neograder Comitate von der Grenze des Hon-
ther-Comitates bis Garob (40.500 Klafter lang).
Nr.
Bezeichnung der nivellirten Puncte
Seehöhe
in
W.-Klftr.
Nr.
Bezeicliniiiis; der nivellirten Puncte
Seehöhe
in
W.-Rlftr.
Bei Malomhely (Mühl) . .
In Balassa-Gyarmath W. von
B. Gyarmath ....
72-236
72857
Am obern Endev. Szelesteny
Vor Varbo .
Bei Hugyak .....
74302
74-747
75577
128
Heinrich Wolf.
Nr.
Bezeichnung der nlvellirlcn Puncte
Seeliöhc
in
W.-Klftr.
Nr.
Seehöhe
Bezeichnung der nivelllrlen Puncte In
W.-Klflr.
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
An derCsarda bei der Brücke
zwischen Hugyak und
Szelesteny-Kovaczi .
An d. Mühle vor Pethd .
„ „ zwischen Po-
styen u. Pethd
An der Puszta Kürth
An d. Mühle von Csalär
„ „ zw. Csalär und
Bussa . . .
„ „ in Bussa .
„ „ Szakäll. .
„ vor Törines .
„ „ „ Tarnocz .
_ _ in Puszta Dalvo
76107
76636
77 386
78
79
70
80
81
83
84
569
019
902
669
502
569
297
576
An d. Mühle vor Kalonda .
„ „ bei Banyit-Da-
rocz .
„ „ bei der Brücke
von Bapp .
„ .. bei Terbeled .
„ „ Puszta Lazi
„ „ in Galta .
„ „ „ Ipoly-Nyitra
„ „ „ Ipoly - Bolyk
„ „ oberh. Pincz .
Zweite Mühle oberh. Pincz
In Vizosztö .....
An der Brücke beim Stein-
bruch von Garöb .
85 971
87547
88-252
89-844
91036
92036
94137
95 732
99.436
101886
104469
104-969
XII.
Aus dem Längenprofil der projectirten oberungarischen Eisenbahn von
der Donau bei Szob bis Miskolcz und Kaschau. Bahnlänge von Szob
bis an die Grenze des Gömörer Comitates bei Söreg = 70'060 Klafter
oder 17. Meilen 2060<>.
Nr.
Ort
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
1 Mündung in die Szob
2iTölgyes ....
3 Szakallas
4
5
6
7
Tesa .....
Visk .
Pereszleny
Ipoly Sägh.
Szurdok
Honth , . . . .
Palank . . . .
Vecze .....
Beczinkebach
Dejtär ....
Lokosbach
Biba . . . . .
P. Szobok . .
Bai. Gyarmath .
Fekete Visz. Csarda
Buhe in
W.-Klftr.
Nr.
58
58
62
68
6S
7(1
07
67
71
68
69
69
72
72
75
76
7
76
139
139
639
•639
•539
•389
•489
•489
•489
•489
•989
•989
•489
•489
•489
989
â– 989
•489
Ort
Böhe in
W.-Klftr.
19Trazs
20 Hugyak
21 Szeczeny
22 Putri Csard
23 Lud an v
24ISzakal .
25|P. Bazos .
|26|Törincs . .
27 P. Xagy Dalyo
28 Vilke , . .
29jLosoncz Tuyar
30|Tuvarbach S.O. beiLosoncz
3l|Galta
[32 Kovacsi ....
33IPerse
34Szuhabach NW. von Fülek
Fülekerbach
Fülek . .
78-989
80489
78-489
81-989
87-489
84-592
85-489
85.511
86-689
88-689
98-689
94689
93-689
94189
97189
97189
98-189
1 03-589
Strassen-, Fluss- u. Eisenbahn-Nivellements im Honther- u. Neograder-Coraitate Ungarns. 129
>r
Ort
Hübe in
W.-Rlftr.
Nr,
Ort
Hübe in
W.-Rlftr.
37
38
39
40
41
42
43
44
45
46
Scoma
Söreg
Wasserscheide und Grenze
des Neograder- u. Gömö-
rer-Comitates NO. von
Söreg . . . . i, .
Bojtafalu Puszta ....
Einmündung der Strasse v.
Rima-Szombath .
Dubocza
Martonfalva
Rima Szecs
Lenärtfalu
Theilung der Bahn nach
Miskolcz und Rosenau .
97-589
117-589
117589
107989
96489
95630
92-989
85989
85-989
82-389
Sojna Puszta
Putnok
Döbucsäny
Käza .
Vädna . .
Czicza, Csard
Kasinez .
Szt. Peter
Babonybach
Keresztür .
Kelecseny
Bahnhof Miskolcz
82-389
77-989
73 989
73989
70-989
70989
69989
65-989
67-989
65-989
65489
61-489
Zweigbahn von Lenärtfalu nach Kaschau.
Nr.
Ort
Hübe in
W.-Rlftr,
\r
Ort
Hübe in
W.-Rlftr.
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
Verzweigung bei Lenarfalu
am Sajo .....
Recske
Kövecse
Tornalya
Ueberbrückung des Sajo bei
Lekenje
Pelsöcz
Vegtelke
Berzete
Jölesz .
Hosszuret
Wasserscheide beim Tunnel
Ende des Tunnels . . .
81
81
86
86
99
105
118
120
120
159
159
162
•889
739
239
239
239
239
239
239
239
239
239
739
13
14
IS
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
Bei Görgö
Zwischen Görgö u. Melseke
Melseke .
Tornabach
Torna .
Bodolo
Makräncz
Komaroczbaeh
Bei Szeszta .
Varoshegyerbach
Nagy Ida .
Mokoerbach .
Bahnhof Kaschau
112-739
97739
97-739
87-739
87-739
90.739
98-739
100-739
114-739
115-739
115-739
117-739
102-739
MittheiJungen der k. k geogr. Gesellschaft. III. Bd. Z. Heft.
130
XII.
Uebcrgang aus dem Ötzthale in das Pitzthal über den
Hochvernagt- und Sechsegertenferner.
Von
Dr. Anton v. Ruthner.
Als ich den Entschluss fasste, im Jahre 1858 die Ersteigung der
Ortlesspitze zu wiederholen, machte ich die Ausführung dieses Planes von
der Bedingung abhängig, dass ich einen vollkommen schönen Tag dazu
antreffe. Mit halbgünstigem Wetter hätte ich im besten Falle den Erfolg
der ersten Ersteigung noch einmal erlangen, das heisst den Ortler wieder
ersteigen können. Allein da ich jetzt den Berg selbst schon kannte, wäre
damit kein Zweck erreicht gewesen, und zu einem so zwecklosen Unter-
nehmen hatte ich durchaus keine Lust.
Einen Tag, wie ich ihn für den Ortles brauchte, fand ich aber im
Jahre 1858 während meines Aufenthaltes am Fusse des Berges nicht.
Ich war am 6. August in Mals, am 7. in Trafo i angelangt. An diesen
beiden und auch an den nächstfolgenden Tagen lösten sich Regen und
Sonnenschein häufig ab bis endlich der Regen die Oberhand behielt und
die Nebel, welche bisher abwechselnd um die Otzthalergruppe, um das
Suldner-, Vintschgauer- und das Grenzgebirge gegen die Schweiz, zumeist
aber um die Ortlesgruppe ihr Spiel getrieben hatten, desselben müde
sich auf allen diesen Bergen in schweren Massen niederliessen.
Dennoch wollte ich so lange zuwarten, als es mir nur irgend wie
möglich wäre. So hielt ich mich eine volle Woche in Mals und Trafo i
auf und es bedurfte wahrlich des Prachtbildes von Trafo i , des Eingehens
in die Einzelnschönheiten der Landschaften, sowie der freundlichen Theil-
nahme, welche ich nicht bloss von meinen achtbaren Hauswirthen, der
Postmeisterin in Trafoi und dem Postmeister in Mals, sondern auch von
manch anderer Seite für die vergangenen und noch vorhabenden Ortles-
leistungen erfuhr, dass mir ein achttägiger Aufenthalt in diesem Winkel
der Erde bei in der Hauptsache schlechtem Wetter doch so angenehm
verfloss.
Als sich aber am 12. August noch keine Aussicht auf besseres
Wetter zeigte, meinte ich meine Pflichten gegenüber der Ortlesgruppe
redlich erfüllt zu haben , ja ohne Beeinträchtigung meiner übrigen Pläne
für den Herbst 1858 nicht weiter Zeit auf sie verwenden zu dürfen.
Ich nahm also von Trafoi ernstlich Abschied und fuhr nach Mals, am 13.
dagegen wanderte ich aus dem Posthause zu Mals nach dem Thale Lang-
läufers, um von ihm aus den Uebergang über den Langtauferer- und
Hintereisferner*) nach Fend**) im Ötzthale zu machen.
*) „Ferner" ist bekanntlich der in Tirol anstatt des Wortes Gletscher gebräuchliche
Ausdruck.
**) Die Schreibart wechselt zwischen Fend und Vent. Erstere erscheint in den
Generalstabs-Karfen, letztere im Diöcesan-Schematisinus für Tirol,
l'ebergang aus d. üetzthale in d. PiUthal über d. Hochvernagt- u. Sechsegertenferner. 1 3 J
Doch war die Ortlesangelegenheit damit noch nicht so vollständig
erledigt, wie ich wähnte. Denn in Langläufers schlugen mir die Männer,
welche allein den von mir zu nehmen beabsichtigten Weg nach Fend
gemacht und auf demselben auch wiederholt Fremden als Führer gedient
hatten, wegen der jetzt höchst gefährlichen Beschaffenheit des Lang-
taufererferners rundweg die Begleitung ab; andere Führer waren im Thale
nicht zu finden, und so entschloss ich mich, um in das Otzthal zu ge-
langen, vorerst nach Mals zurückzukehren, dann am nächsten Tage durch
Vintschgau abwärts nach Stäben zu fahren, und hier den Weg nach Fend
durch das Schnalserthal und über den Niederjochferner einzuschlagen.
So schritt ich am 14. August an einem der reizendsten Früh-
morgen des Jahres 1858, bei mir selbst allerlei nicht eben schmeichel-
hafte Betrachtungen über den Muth und die Thatkraft der Langtauferer
Bergsöhne anstellend, durch das baumarme, aber mattenreiche Langtaufers
wieder hinaus auf die Malserhaide. Auf ihr angelangt, erblickte ich denn
die Ortlesspitze in einer Beinheit, wie ich sie heuer noch niemals ge-
sehen, und aller Aerger über sie war vergessen und sogleich der Vor-
satz gefasst, Abends in Trafoi und nach Mitternacht auf dem Wege zur
Spitze zu sein.
Es war ein wahres Glück, dass eine Stunde darauf der Ortles sich
wieder ganz in Nebel gehüllt hatte und es für's Erste blieb.
So schied ich am IS. unabänderlich von Mals, Abends sass ich in
Unser Frau in Schnals, am 16. um 2 Uhr Mittags aber langte ich über das
Niederjoch glücklich im Pfarrhause, oder nach dem Tiroler Ausdrucke
Widum von Fend im Otzthal e an.
Das Otzthal ist das grösste aus allen sich vom Hauptkamme der
Centralalpen in Tirol nach Norden herabziehenden Thälern. Seine Länge
vom Uebergangspuncte am grossen Otzthaler-, am Hochjoch- und Nieder-
jochferner bis zu seiner Mündung in das Innthal beträgt in der Luft-
linie 6 — 7 österreichische Meilen und wird gewöhnlich mit 12 bis 16
Stunden angenommen.
Geographisch ist es dadurch ausgezeichnet , dass es einem bedeu-
tenden Gebirgsstocke der rhätischen Alpen, in welchem sich das grösste
Gletschersystem Oesterreichs befindet, den Namen gibt.
Doch die also entstandene Bezeichnung der Ötzthalergruppe wird
wieder im weitern und engem Sinne genommen.
Im ersteren wird ihre Grenze im Westen durch den Lauf der
Etsch von ihrem Ursprünge bis zur Einmündung des Suldnerbaches in
sie, dann über der Wasserscheide auf der Malserhaide durch den Lauf
des Stillebaches und jenen des Inns von seinem Eintritte in Tirol bis
Landeck, im Norden durch den Inn von Landeck bis Innsbruck, im Osten
durch die Sil! und jenseits des Brenners durch den Eisack bis Sterzing
und von hier an durch eine über den Jaufen und durch das Passeyer-
thal gezogene Linie bis Meran gebildet, südlich endlich durch die Etsch
von der Mündung der Passer bis wieder zu jener des Suldnerbaches.
Wird dagegen der Begriff dadurch verengt, dass man die Stubayer-
Fernergruppe als ein abgesondertes Gletschergebiet betrachtet, so läuft
bei der gleichen südlichen und westlichen Abgrenzung die östliche Grenze
des Otzthalergebietes von Meran dem Laufe der Passer entgegen auf
die Höhe des Timbelsjoches und jenseits desselben längs des Timbels-
132 Dr. Anton v. Ruthner.
baches bis zu seiner Einmündung in die Ötzthalerache bei Zwiselstein
und von hier bis zur Mündung dieser Ache in den Inn und dann in
Norden dein Laufe des luns entgegen bis Landeck.
Aber auch mit dieser Begrenzung nimmt das Eisgebiet des Ötzthales
einen vorzüglichen Rang unter den europäischen Gletscherstöcken ein. Als
Beweis davon möge dienen, dass nach den ausgezeichneten Forschungen des
Herrn k. k. Majors von Sonklar, welchen die Originalaufnahmen des k. k.
General-Quartiermeisterstabes, die sogenannten Originalsectionen von Tirol zu
Grunde gelegt wurden, und die im l. Hefte des 1. Jahrg. der Mittheilungen
der k. k. geographischen Gesellschaft zu Wien in der Abhandlung „das
Otzthaler Eisgebiet" zusammengestellt sind, sich in der Ützthalergruppe,
vertheilt auf ihre 7 Hauptthäler: das Ötzthal, Pitzthal, Kaunerthal, Thal
Langtaufers, das Matscherthal, das Schnalserthal, und das Thal von Passeyer
und eine Anzahl von Nebenthälern, 229 Gletscher, darunter 14 erster Ordnung
befinden, dann 15 Bergspitzen, worunter 5 gemessene von der Höhe zwischen
11 und 12000 Wiener-Fuss, 65 bis 70 Berge, darunter 25 gemessene
mit der Höhe zwischen 10 und 11000 Fuss und beiläufig 150, darunter
50 gemessene von einer Höhe von 9 — 10000 Fuss. Nach älterer Annahme
aber sind in der Ützthalergruppe mindestens 6% Quadrat-Meilen mit Eis
bedeckt.
Das Ötzthal im eigentlichen Sinne blieb viel weniger als die meisten
anderen Thäler der Centralalpen eine unbekannte Welt, vielmehr ist es seit
längerer Zeit in die Reisepläne ausländischer, besonders englischer und
norddeutscher Alpenwanderer aufgenommen. Sie kommen in der Regel aus
dem Innthale in das Ötzthal, um über das Timbelsjoch nach Meran oder
noch häufiger über das Hoch- und Niederjoch nach Schnals und Vintschgau
zu reisen. Allein nur das Ötzthal und die Thäler jenseits der eben
genannten Jochübergänge erfreuen sich solcher Berühmtheit, die prachtvollen
Thäler Kauns, Pitz, Langtaufers und Matsch besucht kein oder fast kein
Fremder.
Ein so grossartiger Stoff wie das Ötzthal lässt sich ohne gewaltige
Oberflächlichkeit nicht mit wenig Blättern und ohne vorhergehende genaue
Studien behandeln. Ich beabsichtige daher nur eine Characteristik des
Ötzthales selbst soweit vorauszuschicken, als sie zum Verständnisse des Folgenden
nöthig ist, und dann zur eigentlichen Aufgabe, zur Schilderung einer
Unternehmung überzugehen, welche noch niemals früher von einem Fremden
gemacht eine Veröffentlichung zu verdienen scheint.
Seiner Hauptbeschaffenheit nach besteht das Ötzthal von seiner Aus-
mündung in das obere Innthal bis nach Zwiselstein aus fünf Thalböden,
welche terassenförmig über einander liegend unter sich durch Thalengen
ansteigen. Geben in den ersten Stunden der Wanderung in das Thal
hinein bloss die wilden Felstrümmer auf dem Thalboden, und im Bette
der Wildwässer, die den Gletscherbächen eigene schmutzig graue Farbe
der Ache, dann ein hie und und da hoch oben auf den Seitenbergen
zum Vorschein kommender, und bald wieder verschwindender Gletscher
Zeugniss davon, dass wir uns mitten im echten Hochgebirge befinden,
so erhält diess tiefer Innen im Thale in dem südwestlich von Zwiselstein
aufsteigenden Nöderkogel mit dem Stockferner einen bleibenden Ausdruck.
Hinter Sohlen erreichen wir eine Schlucht, welche die grossartig wildeste
im wilden Ötzfhale selten auch Auswärts ihres Gleichen hat. Nicht Fels-
stiicke, mächtige Felsen selbst im Bette der Ache hemmen den Lauf des
Uebergang aus d. Oetzthale in d. Pitzthal über d. Hochvernagt- u. Sochsogertenferner. 133
Wildbaches and tosend und schäumend verfolgt er um und über sie seine
Bahn. Auf beiden Ufern reicht ein Nadelwald bis hinab zum Flussbette,
im Hintergrunde thront der begletscherte Nöderkogel darüber. Diess hoch-
interessante Bild zu beschauen, bietet die Strasse dort einen sehr gün-
stigen Standpunct dar, wo sie am rechten Bachufer hoch emporgestiegen,
sich um eine Felsenecke biegt. Allein nicht auf Alle soll der Eindruck
der gleiche sein, und man erzählte mir, dass ein Fremder, als er auf
dieser Stelle angelangt in die Schlucht hinabblickte erklärt hat, um keinen
Schritt weiter in das Ötzthal eindringen zu wollen, das, wenn hier schon
so wild, tiefer drinnen ganz entsetzlich sein müsse. Unbegreiflich ist ein
derlei Eindruck nicht, besonders, nachdem man sich unter der Strasse nichts
anders als einen Bergweg zu denken hat, der sich uneben und schmal
und nur durch ein schwaches Geländer gegen die entsetzliche Tiefe geschützt
ganz schüchtern unter der vorspringenden Felsenecke durchschleicht.
Bei Zwiselstein ist die grosse Spaltung des Thaies in das Gurg-
lerthal, und in das Fenderthal. Ersteres läuft ganz südlich zum grossen
Ötzthalerferner, und endet auf seiner Höhe auf dein Hauptrücken der Cen-
tralalpen. In diesem Thalaste liegt das Pfarrdorf Gurgl, in einer Meereshöhe
von 5504 P. F. nach Schlagintweit. Der zweite Ast zieht südwestlich.
Um in ihm nach Fend zu kommen, müssen wir von Zwiselstein zuerst
über eine schwankende Holzbrücke auf das linke Ufer des hier schon
zur Ötzthalerache vereinigten Fender- und Gurglerwassers gehen. Der
Weg, nur mehr ein Fusspfad, der namentlich im Anfange bald ausser
Zwiselstein , hart am Bande des tobenden Gletscherbaches steil auf und
ab steigt, bietet wenigstens Waldesschatten und läuft nur ausnahmsweise
über Wiesen hin.
Die Berge zu beiden Seiten bauen sich wahrhaft mauerartig auf,
und vorzüglich auf jenen am rechten Ufer, welche durchaus dem Gurgler-
Fender Scheiderücken angehören , werden die Ferner häufiger und zusam-
menhängend. Schon ragt der Fender Thaleitsspitz als eine schöne Pyra-
mide im Hintergrunde gerade vor uns auf. Jetzt erblickeu wir höchst
pittoresk gelegen, am Fusse eines Hügels einige Bauernhäuser, auf der
Spitze desselben aber ein Kirchlein, und hoch darüber wieder den fernen
Thaleitsspitz. Wir haben Heiligenkreuz oder Kurzlehen erreicht, beiläufig
in 2 Stunden von Zwiselstein.
Etwas länger als von Zwiselstein bis Heiligenkreuz ist der Weg
von Heiligenkreuz nach Fend. Aber welcher Weg ist diess! Mag die hohe
Brücke zwischen Heiligenkreuz und Winterstall und die dunkle Häuser-
gruppe von Winterstall an sich mahlerisch sein, die Landschaft im Ganzen
wird besonders von Winterstall an furchtbar. Das Ötzthal hat hier seine ärgste
Wildheit erreicht, allein nicht eine grossartige, wie sie die Enge zwischen Sölden
und Zwiselstein zeigt, sondern eine schauerliche. Bald findet man sich
zwischen steilen Bergwänden eingezwängt, überall sind in sie kleine Schluchten
eingeschnitten, in denen die Beste alter Lawinen: Schnee, Holzstämme,
Steinblöcke in arger Verwirrung über einander liegen. Daneben stürzt ein
Bach lärmend von der Höhe in die zu unserer Linken donnernde bleigraue Ache.
Abenteuerlich gestaltete Felstrümmer liegen rings am Wege, aber noch
grösser ist die Zahl der Riesenblöcke im Flussbette der Ache, und sicher für
immer ungelöst wird die Frage bleiben, welche von ihnen von den Bergwänden
herabgerollt, und welche bei den Ausbrüchen des berühmten Hochvernagt-
134 Dr. Anton v. Ruthner.
Ferners durch die Gewalt der Fluthen aus dem Hintergründe des Rofner-
thales bis hieher mitgerissen, und hier abgelagert worden sind.
In solchen Zeiten ungewöhnlicher Grösse hat die Ache, wo nur immer
eine Thalsohle vorhanden ist, sie vollständig ausgefüllt, und so befinden
wir uns, so oft sich der Weg auf kleine Flächen am Ufer der Ache
hinabgesenkt hat, auf Schotterboden und zwischen Steinblöcken. Den Weg
von Fend nach Heiligenkreuz characterisirt ganz gut das in Fend gangbare
Sprichwort, dass auf ihm nur 3 Stellen sind, auf denen ein Träger im
Frühjahr geschützt vor Lawinensturz stehen bleiben kann.
Kurz vor Fend steigt und fällt der Pfad noch ein paar mal stärker
und auf einem Höhenpuncte angelangt, erblicken wir zuerst Fend, nach der
durchwanderten Wildniss ein wahrer Augentrost.
Denn trotz seiner hohen Lage, nach Schlag int weit ist es 5791 P F.,
nach Trinker und Klinger 604o , nach Walker 6048 W. F. hoch gelegen,
lacht es uns recht freundlich entgegen. Besonders erfreuen das Auge
die schönen saftgrünen Wiesen, auf deren einer am linken Ufer der
Ache voran das Kirchlein mit der runden in eine lange Spitze auslau-
fenden Thurmkuppel und hinter ihm der Widum und die wenigen höl-
zernen Häuser lagern.
Auch das rechte Bachufer begrenzt eine Matte, die sich allmählich
zu einem Hain von Zirbelnusskiefern hinanzieht. Die Pyramide des Tha-
leitsspitzes beherrscht weitaus das Bild von Fend. Seine breite Masse
erscheint vom spärlichen mit Moosen gemischten Graswuchse bis hoch
hinauf bräunlich gefärbt. Nur lichte Wasserrinnen unterbrechen hie und da
die eintönige Grundfarbe, bis höher oben die Felsen vorherrschen und
aus ihren Einbuchtungen zuoberst das Gletschereis hervorleuchtet. Links
und rechts vom Thaleitsspitz machen sich die Einschnitte der zwei Thä-
ler, in welche das Fenderthal bei Fend gabelt, und zwar links jener
des, Anfangs südlich dann südsüdwestlich zum Niederjoch ansteigenden,
Spiegier- oder Niederthaies, rechts dagegen derjenige des, erst westlich
dann südwestlich zum Hochjoch streichenden, Rofnerthales bemerkbar.
Aus ihnen blicken nach der Höhe des Standpunctes, den man ein-
nimmt, verschiedene Gletscherspitzen hervor, und zwar über dem Spieg-
lerthale der Diemkogl, Röthenspitz, die Firmisanschneide, der Schalfkogl,
Mutmat und Similaun: über dem Rofnerthale vornehmlich der Platteykogl
und Guslar.
Die Höhe dieser Berge ist durchgehends zwischen 10 und 11000
ja über 11000 W. F., so dass nach dem Maasstabe für die Fenderge-
gend eine Bergspitze unter 10000 F. kaum beachtet wird.
Wendet man sich endlich um, und blickt das Thal hinauswärts, so
ragen in der Ferne über der Schlucht der Ache einige der bedeutend-
sten Ferner aus der Stubayergruppe: die Schaufelspitze, der Daunkogl,
wilde Pfaff etc. auf und geben, besonders, wenn man die, wenig Minuten
vor Fend auf dem Wege von Heiligenkreuz romantisch liegende, Sage-
mühle als Vordergrund benützt, ein anderes, doch gleichfalls schönes Bild.
Nach meiner Ankunft in Fend, war meine erste Aufgabe mich mit
Nicodemus Klotz, dem berühmtesten Führer des Ötzthales in Verbindung
zu setzen. Denn die Unternehmungen, welche ich vorhatte, die Ersteigung
des höchsten Berges in der Ötzthalergruppe, der 11911 W. F. hohen
Wildspitze, und die Gletscherfahrt von Höfen über den Gepatschferner
nach dem Kaunerthale, waren ohne seine Mitwirkung fast unausführbar.
Uebergang aus d. Oelzthale in d. Pil/.thal über d. Hochveinagt- u. Sechsegertenf'erner. 135
Nicodemus Klotz ist den Bergfreunden kein neuer Name, und wir
wollen den Träger desselben nun näher kennen lernen.
Zu dem Ende suchen wir ihn in seinen Wohnung auf, wie ich es
am 17. August gethan. Nach einer starken halben Stunde von Fend
immer an den Abhängen am linken Ufer der Hofnerache fort gelangt man
im Rofnerthale zu den zwei Rofnerhöfen. Noch 200 Fuss höher als Fend
und nach Schlagintweit 6155 W. F. hoch gelegen, sollen sie die
höchste Wohnung Europas sein, sind aber sicher eine der höshsten be-
ständig bewohnten Orte unseres Erdtheiles. Auch ihr Anblick hat nichts
von der Wildheit manch anderer Puncte im Otzthale. Die beiden nicht
unbeträchtlichen Höfe, nebeneinander auf dem ßergesabhange hart an der
Schlucht der Ache erbaut, mit ihrer Kapelle, die ausgedehnte ebene Matte,
die sich rückwärts von ihnen das Thal hineinzieht, das Hochgebirge, auf
dem rechten Ufer des Baches schroff und felsig, diesseits dagegen sanf-
ter und mit grünen Abhängen aufsteigend, bis es sich in Felsen und
Gletschereis gehüllt, besonders der Abgang jedes Baumwuchses tragen mehr
einen ernsten und durch die Ruhe der Abgeschiedenheit selbst beruhi-
genden Character.
Auch in diesem Gehöfte hat Herzog Friedrich mit der leeren
Tasche nach seiner Flucht aus Konstanz ein Asyl gefunden, und zum
Danke dafür dem Besitzer die Privilegien, deren sich der damals beste-
hende einzige Rofnerhof seit den Zeiten Ludwig des Brandenburgers
erfreute, erneuert und erweitert.
Ein Wappenbrief für den Besitzer mit einem Gstrein, Hammel, im
Wappen soll von jener Zeit herstammen, und der heutige Besitzer des
liufnerhofes, Gstrein, ein directer Abkömmling, und damit ein Ahnen-
reicher im Bauerngewande, sein.
Der andere Hof ist später aus dem ersteren abgetheilt worden,
und der Besitzer desselben ist gegenwärtig Nicodem Klotz, oder wie
ihn gewöhnlich Fremde und Einheimische nennen, „der Nicodemus. u
Nicodemus' Vater genoss den Ruf, der ausgezeichnetste Bergstei-
ger und ein vorzüglicher Kenner der Eigenthümlichkeiten der Ferner zu
sein. Wenn irgendwo, so ist im Otzthale. der Bauer angewiesen, den
Gletschern eine nähere Aufmerksamkeit zu schenken. Gibt ihm ja doch
der Hochvernagtferner durch die von der Wissenschaft noch nicht genug-
sam aufgeklärte Erscheinung seines in ungleichen Zeiträumen erfolgenden
raschen Anwachsens und die darauffolgenden das Ötzthal weithin verwü-
stenden Ausbrüche der dadurch lange gestauten Gletscherwässer Veran-
lassung genug, öfter als es anderwärts geschieht, über die Ferner nach-
zudenken.
Auch Nicodem, als der echte Sohn seines Vaters, hatte sich bald
den Ruf erworben, die Gletscher zu kennen wie Niemand sonst im Thale.
Er leistete insbesunders in der letzten Bewegungsperiode des Hochver-
nagtferners in den Jahren 1840 — 1848 die besten Dienste als Beobachter
der Fortschritte des Ferners. Auch als Führer überragte sein Name bald
alle übrigen. Dadurch ist Nicodem im Auslande vielbekanut geworden,
und wir finden seiner in manchen Reisewerken, besonders bei Steub,
erwähnt.
Alle Reisenden aber haben in ihm den Bergsteiger allererster Art
erkannt. Und ein solcher Erfolg ist bei Nicodem eben nur seinen
Leistungen zuzuschreiben, da er nicht, wie manch anderer Gebirgler die
136 n <"- Anton v. Ruthner.
Fremden durch seine Persönlichkeit besticht. Er ist neinlich, ohne schwäch-
lich gebaut zu sein, eher klein als mittelgross und von etwas gebeugter
Haltung. Auch ist sein Gesichtsausdruck vielmehr scheu und zurückhal-
tend als kühn, obgleich der aufmerksame Beurtheiler aus seinen Zügen
grosse Energie entnehmen wird, die denn Nie ödem auch in hohem Maasse
besitzt.
Allein unser Held aus Rofen ist kein Führer der gewöhlichen Art,
den man beliebig zu jedwedem Unternehmen aufdingen kann.
Als Besitzer eines ausgedehnten Anwesens versäumt er an manchen
Tagen mehr an der Arbeit, als er an Führerlohn verdient. Auch ist ihm
vielfach durch die Fremden selbst das Führen in mehr als 30 Jahren
verleidet worden. Er schickt daher, handelt es sich um kleine Parthien,
den Uebergang über das Timbels-, das Hoch- oder Niederjoch, einen
seiner zahlreichen Brüder, von denen, wenn ich nicht irre, noch jetzt
sieben am Leben sind, und den Fremden ist damit stets gedient; denn
alle Brüder: der Leander, der Benedict, der Hannes etc. sind
treffliche Führer. Dafür bleiben grosse gefährliche Unternehmungen Nico-
demus' Reservatrecht. Aber, wenn sie auch den alten Reiz auf Nico-
dem üben, so ist, bis er sich zur Führung bereit erklärt, noch man-
ches Hinderniss zu besiegen.
Vor Allem muss er seinen Mann kennen, um zu bestimmen, ob
er ihn da- oder dorthin führen könne, und auf wahrhaft originelle Weise
wird der Reisende, ohne dass er es ahnt, vorerst einer Prüfung unter-
zogen.
Nico dem findet das Wetter zu einem grossen Unternehmen nicht
günstig, oder er ist verhindert, räth aber dafür diesen oder jenen Glet-
scher allenfalls mit Leander zu besuchen.
Ohne es zu ahnen, unterwirft sich der Fremde der Prüfung, und
erst wenn Nico dem, oder in seiner Verhinderung Leander oder Han-
nes als Prüfungs-Commissäre sich günstig über den Erfolg aussprechen,
erfolgt die Zulassung zu einer gefährlichen Expedition. Selbst mit den
ihm als solche bekannten tüchtigen Bergsteigern unternimmt Nico dem
nur ungerne einen gewagten Zug. weil ihm die Möglichkeit eines Unfalles
stets drohend vor Augen steht, seit er einen Fremden auf einem ver-
hä.ltnissmässig ungefährlichen Wege verunglücken sah.*)
Hat endlich die Liebe zu den Gletschern über alle diese Bedenken
gesiegt, und ist auch das Wetter recht, denn auch in dieser Richtung
wird sehr wählig vorgegangen, dann müssen noch die Sorgen von Nico-
demus' braver Bäuerin beschwichtigt werden, welche jedesmal in Angst
ist, ihr Mann könne doch noch einmal auf den Fernern „unglücklich
werden. u
Nicodemus kannte mich schon vom Jahre 1857 her, weil wir über
das Ramoljoch auf dein Gurgler-Fender Scheiderücken von Fend auf den
grossen Ötzthalerfenier und nach Gurgl mit einander gegangen waren.
Ich hoffte ihn daher geneigt zur Erfüllung meines Wunsches zu
finden, dass wir schon am nächsten Morgen eines der beiden Unterneh-
men beginnen sollten. Allein darin irrte ich sehr.
*) Im Jahre 1845 stürzte Dr. Brastenbinder aus Berlin auf dem grossen Ötz-
thalerferner, wohl aus Mangel an Vorsicht, in eine Gletscherspalte und wurde als Leiche
aus derselben gezogen
Uebergang aus d. Oetzthale in d. Pitzlhal über d. Hnohvernagt- und Sechsegeitenfeinei. 137
Nico dem erklärte sich bereit, mit mir die Wildspitze zu erstei-
gen. Da jedoch der Weg auf der Südseite, auf welchem sie bisher allein,
und zwar im Jahre 1857 erstiegen worden war*), heuer nicht leicht
zu benutzen sei, weil sich die Eiswände ungünstiger als im vorigen Jahre
gestaltet hätten, so wolle er vorerst die Westseite recognosciren, um zu
sehen , ob nicht die Besteigung von dieser Seite besser versucht werde,
daher könnten wir am folgenden Tage noch nicht die Besteigung selbst
unternehmen.
Ueber den Gepatschferner noch in diesem Jahre mit mir zu gehen
lehnte er dagegen bestimmt ab. Denn er habe bei seiner letzten Wan-
derung darüber vor 12 Tagen schon viele schmale Eisbrücken zwischen
den riesigen Eisspalten angetroffen, über welche der einzige mögliche
Weg nur mit der grössten Gefahr ihres Einsturzes hinweggeführt habe.
Seitdem müsse die Sonne und der warme Regen die Mehrzahl derselben
vernichtet haben, und so würde es durchaus verlorene Mühe sein, die
Expedition zu machen. Ich möge in einem anderen Jahre früher kommen
und er gehe gerne mit mir über den Gepatsch, heuer aber werde
er es nicht thun.
Zur Erklärung möge hier bemerkt werden, dass der Gepatschferner
bei Weitem der ausgedehnteste österreichische Gletscher ist. Nach Hr.
von Sonklar hat er eine Längenachse von 35748 W. F., während der
nächst grosse Tiroler Gletscher, der Gurglerferner, nur 31608 W. F.,
der längste Gletscher in der Tauernkette, die Pasterze, schon nur 28937 P. F.
lang ist. Der Uebergang vom Rofnerthale in das Kaunerthal, dessen Ge-
biete der Gepatsch angehört, war zwar in früherer Zeit allgemein im
Gebrauch, worauf ich noch später zu sprechen kommen werde, ist jedoch
seit uralter Zeit derart in Vergessenheit gerathen, dass von den Anwoh-
nern nur Nicodem allein den Gletscher zu überschreiten versteht, wo-
gegen ein mir bekannt gewordener Versuch, von der Gepatschalpe in
Kauns über ihn nach Rofen zu gelangen, misslungen ist.
Aber bisher hatte noch kein Fremder mit Nicodem den Gepatsch
überschritten, bis eben am 5. August 1858 Herr Albert W. aus Botzen
auf diesem Wege von Nieodem glücklich von Rofen nach dem Kauner-
thale geführt wurde.
Ich sah bald, dass alles Zureden vergebens sei, insoweit es sich
um den Gepatschferner handelte, und da ich das in diesem Jahre so
seltene schöne Wetter jedenfalls schon am nächsten Morgen benutzen
wollte, so trat ich zu Nicodem us' ungeheuerstem Erstaunen mit einem
dritten Plane hervor, von dem ich selbst noch vor 14 Tagen keine
Ahnung gehabt hatte.
Nicodem hatte nemlich Herrn Albert W. während dessen mehr-
tägigen Aufenthaltes in Rofen vor der Gepatschpartie als die schönste
Erinnerung aus seinem Gletscherleben erzählt, dass er vor 29 Jahren
beiläufig 20jährig einmal mit seinem Vater über den Hochvernagtferner
in das Pitzthal gestiegen sei , dass dann die Bewohner von Planggeros,
als ihnen sein Vater über ihr Befragen, woher sie denn kämen, gesagt,
dass sie über den Pitzthaler Urkund gekommen wären, ihm diess mit
*) Von Nicodem, Leander und Hanns Klotz geführt, bestieg ein Kaufmann aus
Wien, Herr I. A. Sp. die Wildspitze, welche bis dahin trotz aller entgegengesetzten
Angaben seit Menschengedenken niemals vollständig erstiegen worden war.
138 Dr. Anton v. Ruthner.
den Worten: „da könnt ihr nicht hergekommen sein, da kann ja kein
Mensch durch," in Abrede gestellt, und als er die Wahrheit der Angabe
versichert und den Weg beschrieben hatte, zur Antwort bloss die Worte
gegeben haben; „ja da seid ihr ja wahre Teufel und Jochleut." Herr
Albert W. hat mir diese Nie ödem characterisirende Geschichte mit-
getheilt, als wir am 6. und 7. August in Trafoi zu gemeinschaftlicher
Ortlesbesteigung beisammen waren, und weil ich von ihm auch erfahren
habe, dass Nico dem wenigstens heuer nicht mehr über den Gepatsch
gehen wolle, habe ich schon damals bemerkt: „Gut, so muss Nie ödem
mit mir über den Hochvernagtferner in das Pitzthal."
Als ich nun gegen Nico dem mit dem Vorschlage herausrückte,
dass wir, wenn durchaus nicht über den Gepatsch zu kommen sei, über
den Hochvernagt in das Pitzthal gehen sollten, so war der also Ge-
drängte höchlich überrascht, meinte dann, nachdem ich ihm meine Kennt-
niss von seiner Jugenderinnerung aufgeklärt hatte, Anfangs, das gehe
nicht, denn das wäre noch schlechter als über den Gepatsch zu steigen.
Allein jetzt liess ich Nico dem keine Hube mehr, entweder Gepatsch
oder Pitzthal. und zuletzt war die Pitzthalerparthie, von der die Unmög-
lichkeit des Gelingens nicht behauptet werden konnte, wenigstens nicht
unbedingt verworfen. Aber obgleich bestimmt wurde, dass wir am fol-
genden Morgen zu einer Gletscherfahrt aufbrechen sollten, und dass ich
hiezu vollkommen gerüstet schon diesen Abend nach Rofen kommen werde.
so hatte doch Nico dem mit seiner Zähigkeit so sehr immer wieder für
morgen die Ersteigung des Pröchkogels und die Besichtigung des West-
abfalles der Wildspitze von ihm in Vorschlag gebracht, dass ich, als ich
endlich Rofen verlies* um nach Fend zurückzugehen, noch nicht sicher
wusste, wohin eigentlich am 18. Früh werde gegangen werden.
In Fend hatte ich vor Allem Leander Klotz nach der mit Ni Co-
de m getroffenen Verabredung als zweiten Führer zu gewinnen, was, nach-
dem er gehört, dass sein Bruder mitgehe, unschwer gelang. Ich kam mit
ihm überein, dass er mich Abends im Pfarrhofe abzuholen habe, und
verbrachte den Rest des Tages in Gesellschaft des geistlichen Hausherrn
und einiger Fremden, an welch letzteren es im Monate August im Pfarr-
hofe zu Fend niemals fehlt.
In den höchstgelegeuen Gebirgsdörfern in Tirol haben nämlich die
Geistlichen das Recht und die Güte, Fremde im Pfarrhofe zu beher-
bergen, und ist dadurch schon überhaupt bei der bisweilen nicht primi-
tiven sondern hottentotischen Beschaffenheit der Wirthshäuser im Hoch-
gebirge dem Reisenden eine Wohlthat erwiesen, so ist diess in Fend
doppelt der Fall, wo dem Fremden nicht bloss alles das, was nur irgend
in einem 6000 Fuss hoch und mindestens 12 Stunden von den Heer-
strassen gelegenen Dorfe vernünftigerweise gefordert werden kann, durch
die Güte des Herrn Curaten geboten wird, sondern ihm auch freundlich
und mit aufmerksamer Sorgfalt geboten wird.
Es dämmerte bereits, als ich mit Leander, ich heute zum dritten
Male, nach Rofen ging. Nico dem war bei unserer Ankunft schon zu
Bett gegangen, ich sprach ihn daher nicht mehr, und so war mir, als
ich meiner Seits mein Nachtlager in Nicodemus' Scheuer aufsuchte, das
Ziel des in wenig Stunden zu beginnenden Zuges noch um nichts be-
kannter geworden.
Üebergang aus d. Oetzthale in d. Pilzthal über d. Hochvernagt- u. Seohsegertenfemer. 139
Am 18. August begab ich mich sehr früh nach Nicodems Behau-
sung. Ausser wenigen leichten Nebeln, welche über den Spitzen des
Bergzuges zwischen Fend und Gurgl schwebten, spannte sich ein durch-
aus reiner Himmel über die Landschaft.
Nie ödem war heute wortkarger als je und rückte bald mit der
Besteigung des Pröchkogels wieder hervor. Die Unlust zu dem Ueber-
gange in das Pitzthal begründete er damit, dass der Schnee auf den
Fernern nicht fest genug sei, uns zu tragen, dass wir daher bei stetem
tiefen Einsinken darein mit zu grossen Beschwerden zu kämpfen haben
würden. Allein ich beharrte auf der Pitzthalerparthie und meinte nur.
wir sollten vorerst auf den Hochvernagtferner gehen, und trage der Schnee
nicht, dann sei ich bereit, sogleich zur Pröchkoglersteigung umzukehren.
Eine vollständige Vereinigung war vorläufig nicht zu erzwecken.
Die Worte Nicodems „der Herr ist so viel eigensinnig" erfuhren die
Erwiederung „ganz wie der Nicodemus" und thatsächlich brachen wir
um halb 5 Uhr von Bofen auf, ja waren wir schon eine Stunde lang
auf den Bofnermähdern (Bergwiesen) und dem Platteyberg auf der Süd-
seite unterhalb des Platteykogels aufwärts gestiegen, ohne dass Nicodem
ein Zeichen gegeben hätte, dass es ihm mit der Pitzthalerpartie Ernst sei.
Aber jetzt waren wir an einer Ecke angelangt, wo sich bereits
tief unter uns zur Linken der Hochvernagtferner ausdehnte, und unsere
Richtung wurde nun eine solche, dass es sich nur mehr um das Pitz-
tlnil handeln konnte. Der Üebergang in das Pitzthal hatte nämlich über
eine Scharte in der NO. Ecke des Hochvernagtferners zu geschehen, und
gegen diese drangen wir jetzt vor.
Der Hochvernagt gibt, wie erwähnt, der Wissenschaft in seinem
zeitweiligen raschen Anwachsen noch eine interessante Aufgabe zu lösen.
Bis jetzt kennt man fünf Perioden derlei ungewöhnlichen Wachs-
thums des Ferners, wovon nach Dr. Stotters trefflicher Schrift „die
Gletscher des Vernagtthales in Tirol und ihre Geschichte" die erste in
die Jahre 1599 — 1601, die zweite auf 1677— 1678, die dritte auf
1770 — 1772, die vierte von 18'>0 — 1822 und die letzte auf die Zeit
von 1840 — 1848 fällt.
In diesen Jahren legten sich die Eismassen des Ferners jedesmahl
über die ganze Breite des Bofnerthales bis an die gegenüber aufsteigende
Zwerchwand, stauten dadurch die im Laufe gehemmten Abflüsse der rück-
wärts im Thale gegen das Hochjoch gelegenen Ferner, vorzüglich des
Hintereis- und Hochjochferners zum Rofnereissee, dessen gewaltsamer
Durchbruch endlich das Oetzthal weithinaus mit seinen wüthenden Flu-
then. seinen Eis- und Felsmassen verwüstete.
Die schrecklichsten Katastrofen solcher Seeausbrüche sind in den
Jahren 1600, 1677 und 1680, dann wiederholt in den Vierziger-Jahren
unseres Jahrhunderts vorgekommen.
Wir haben es jetzt mit dem gerade ganz zahmen Ferner zu thun. Fassen
wir seine Physiognomie näher in das Auge, so sehen wir zuerst den
23928 W. F. langen Ferner im unteren Theile zwischen den felsigen
Abhängen des Platteyberges und Platteykogels einerseits, und des Guslar-
berges andererseits mit nicht starkem Gefälle in südlicher Bichtung dem
Rofenthale zufliessen. Dort wo er eine steilere Steigung annimmt, ist auch die
Vereinigung seiner 2 Hauptäste nahe. Der Gletscher entsteht nämlich aus 2 Zu-
flüssen, dem eigentlichen Hochvernagt- und dem Rofenthalferner.
140 Dr. Anton v. Ruthner
Letzterer zieht ziemlich sleil zwischen dein Guslar und der vor-
liegenden Schwarzen Wand von den ungleich bedeutenderen Spitzen,
deren ganze Gruppe Im hintern Graslen genannt wird, auf der linken
westlichen Seite zum eigentlichen Hochvernagtferner herab. Dieser nimmt
dagegen den Hintergrund vor uns von dem hintern Graslen in einem
nordwärts gezogenen Halbkreise bis zum Platteykogl ein. Sein Firnmeer
ist von verschiedener Gestaltung, und zwar fliesst der westlichere Theil
von dem Hintergraslen ruhiger zur Tiefe, während der östliche unterhalb
des Platteykogels besonders zu dem tief unten mit seinem Fusse wur-
zelnden Felsenrevier bei den schwarzen Kegeln mit Gletscherabstürzen
hinabeilt.
Alle Höhen aus dem Bergcircus um ihn gehören jenem Zuge an,
der von der zwischen Langtaufers, Matsch und Schnals gelegenen 11805
W. F. hohen Weisskugel oder hinteren Wildeisspitze bis zu der 11911
W. F. hohen Wildspitze zwischen Ötzthal und Pitzthal reicht, und mit
Recht als der Hauptstock des Ötzthalereisgebietes angesehen wird, weil
von ihm die grössten Ferner in das Pitz-, Ötz-. Kauner-, Langtauferer-,
Matscher- und Schnalserthal hinabströmen.
Von den Spitzen aus dem höchsten Rande des Hochvernagtferners
ist nur der Platteykogel mit Sicherheit zu bezeichnen, in der Benennung
aller übrigen herrscht eine grosse Unsicherheit.
So hat mir Nico dem in der nördlichen Umwallung eine Schwarze
Wand genau bezeichnet. Nach den Sectionen der k. k. Generalstabs-
karte würde jedoch die Schwarze Wand nicht auf dem Grate über dem
Hochvernagt-, sondern schon jenseits auf dem Gepatschferner stehen. Ein
Fluchtkogl erscheint in der Anich'schen Karte in der Nähe dieser Schwarzen
Wand, ohne dass ihn Nico dem kennt, oder eine mir bekannte neuere
Karte diesen Namen enthält. Selbst den Pröchkogl finden wir in manchen
Karten an dem östlichen Rande des Hochvernagts, allein er stand nicht
auf der für uns sichtbaren Uinwallung. welche wir für die höchste halten
mussten, wobei freilich nicht unbemerkt bleiben darf, dass sich nur aus
einem Alles ringsum beherrschenden Standpuncte beurtheilen lässt, durch
welche Linie ein Gebiet zu oberst begränzt ist, weil oft Höhen aus
tieferen Puncten betrachtet die Gestaltung eines selbständigen höchsten
Kammes annehmen, die sich doch in der That nur als Abhänge einer
anderen grösseren Erhebung classificiren lassen.
Nico dem wies mir drei Einsattlungen im nördlichen Kamme über
dem Firnmeere unseres Gletschers, über welche auf die beiden jenseits
des Kammes in die Thäler Kauns und Pitz sich senkenden Ferner Ge-
patsch und Sechsegerten *) zu kommen möglich ist, und zwar über die
östliche davon auf den Pitzthaler Sechsegertenferner, über die beiden west-
lichen dagegen auf den Kaunser Gepatschferner, und aus den letzteren
ist wieder die westliche, jene an der Schwarzen Wand, von Nico dem
bisher stets bei seinen Wanderungen über den Gepatschferner benutzt
worden.
Unser Ziel war daher die östliche Scharte.
Um uns ihr zu nähern, schritten wir zuerst eine geraume Zeit
lang über die steilen Grasabhänge, Erdbrüche und Schuttfelder, mit welchen
der Platteykogl auf seiner West- und Nordwestseite auf den Hochvernagt-
*)Egerten ist gleichbedeutend mit Tagewerk.
Uebergang aus d. Oetzthale iü d. Pitzlhal über d. Hochvemagt- u. Sechsegeiteiiferner. 141
ferner herabreicht, schräge aufwärts, dann hatten wir grösseres Steinge-
rölle und zuletzt Felsenpartien zu überklettern. Als wir schon in die
Nähe des Firnmeeres und zwar bereits der höchsten, unmittelbar zur
Scharte aufwärts steigenden, Mulde desselben gekommen waren, bot die
Ueberschreitung eines Firnfeldes, das vom Platteykogl bis tief hinab in
die Felsschluchten an den schwarzen Kegeln mit sehr steiler Neigung
hängt, vorzüglich wegen des festen Gefüges seiner Oberfläche einige
Schwierigkeit dar. Als jedoch diese Wand überwunden war, und wir die
oberste Fläche des Firnmeeres damit gewonnen hatten, waren zwar stel-
lenweise, besonders an den tieferen Stellen des Firnfeldes, die Klüfte
zahlreich, allein die Härte des Schnees liess uns bequem fortschreiten.
Nico dem war jetzt schon wieder ganz Führer auf einer grossen Ex-
pedition geworden, so dass er meinen Zuruf „der Schnee trägt nicht"
lachend mit den Worten erwiderte „der tragt ja gut."
Wir kamen unserer Scharte immer näher. Sie scheint an der
äussersten nordöstlichen Ecke des Firnmeeres zu sein, obgleich, wie
erwähnt, die uns zur Rechten noch hundert Klafter das Firnfeld über-
ragenden Spitzen auf dem Kamme möglicherweise noch nicht die höchste
östliche Begrenzung desselben darstellen , in welchem Falle dann die Scharte
nicht vollständig an die nordöstliche Ecke zu setzen ist.
Erst das Hinaufsteigen über die letzte sehr steile und aus festem
Firnschnee bestehende Erhebung zur Scharte war bedenklich, doch halfen
einige mit der Spitze des Bergstockes an den gefährlichsten Stellen in
das Eis eingestossene Fusstapfen darüber hinweg, und um 8 Uhr standen
wir glücklich auf der Kammhöhe.
Das schöne Wetter hatte sich vollständig erhalten. Die Sonne schien
warm aus. Doch strich hier mitten zwischen den Fernern eine so kühle
Luft, dass wir uns gerne in den Schutz der Sonnenstrahlen und der
nächsten Felsen stellten. Unser Erstes war, den Weg in das Pitzthal in
Augenschein zu nehmen. Da öffnete sich denn folgendes Bild: Die Scharte
senkte sich allmählich auf eine wellenförmige Eisfläche, welche nach Links
und vorne zu langsam anstieg. Darüber ragte zur Linken, von der
Scharte weg in nördlichem Laufe, ein Eisrücken steil auf. Rechts dagegen
setzte das Eisfeld fort, bis es gegen unsern Standpunct zu von den
Vorsprüngen des Kammes, worauf wir selbst uns befanden , begrenzt wurde
Gerade vor uns aber erhob sich mitten aus der Eisfläche unter uns ein
breiter Felsrücken. Hart an ihm liefen beiderseits offenbar Schluchten in
die Tiefe des Pitzthales, das in seinem Zuge durch die mit unserm
Hochkamm parallele Kette der jenseits des Thalbodens liegenden Berge
gezeichnet war. Diese Berge waren grossentheils mit Gletschern bedeckt
und bildeten in der Richtung gegen Südwesten, also für uns gegen Links
unverkennbar als Thalschluss eine bis zum obersten, gegen die nordöst-
licheren Höhen etwas herabgedrückten, Bergrande mit Gletschern ausgefüllte
Bucht, welche bis dahin sichtbar war, wo sie der erwähnte Eisrücken
links von unserer Scharte und darunter das Schneefeld zu unsern Füssen
abschloss.
Ein grosses aber wahrhaft frostiges Hochalpenbild lag so vor uns !
Nico dem nannte den Felsrücken vor uns mitten zwischen den Fernern
den Pitzthaler Urkund. In der Section des k. k. Generalquartiermeister-
stabes erscheint allerdings eine Urkundpitze in dieser Gegend, aber sie
würde sich näher unserer Scharte, links schon in der Abdachung des
142 Dr. Antun v. Kuthner.
Gepatschferners als höhere Stufe und oberste Kuppe des Eisröckens
befinden, der links von der Seharte weg nach Norden zieht. Der in
Rede stehende Felsnicken dagegen ist in derselben Karte Umrichkogl
benannt.
Nicodemus' Angabe hat die Loealgültigkeit für sich, denn im
Pitzthale wird dieser Rücken in seiner ganzen bedeutenden nordöstlichen
Breite der Urkund genannt, und mag der Umrichkogl die Bezeichnung
einer einzelnen Spitze desselben sein.
Die Berge jenseits des Thalbodens von Pitz sind der im südwest-
lichen Hintergrunde des Thaies gelegene Blickspitz und vordere Öhl-
grubenspitz. Letzterer ist für uns der äusserste sichtbare Berg nach
Links zu, weil der noch südwestlichere hintere Öhlgrubenspitz durch den
nahen linken Eisnicken gedeckt ist. Am vordem Öhlgrubenspitz links
zeigt der Kamm gegen Kauns die grösste Senkung, und über sie führt
zwischen den beiden Ohlgrubenspitzen der Öhlgrubenweg aus dem
hintersten Pitzthale zur Gepatschalpe im Kaunerthale, nachdem er vorher
lange am Rande des den uns bekannten Thalschluss einnehmenden Sechse-
gertenfemers aufwärts gestiegen ist.
Wie die Schlucht links hart am Urkund durch einen Zufluss des
Sechsegertenferners, der diesem Gletscher aus dem Eisgebiete um uns,
dem Eisrücken links von der Scharte und den Firnfeldern in der Höhe
zwischen diesem Rücken, unserer Scharte und den höheren Felsparthien
des Urkunds zukömmt, so ist jene rechts vom Urkund von einem Zu-
flüsse und dann weiter nach rechts vom Hauptstrome des grossen Tasch-
achferners ausgefüllt und zu ihm senkt sich auch die Eisfläche unter der
Scharte auf ihrer rechten Seite hinab.
Auffallend war die ganz verschiedene Farbe des Urkunds gegenüber
jener der übrigen Pitzthalerberge. Während sie alle rothbraun sind, ist
er vollständig graugrün, und das veranlasste Nicodem zu der Bemer-
kung „der Urkund müsse ein gar Alter sein."
Doch hat sich später herausgestellt, dass alle diese Berge aus Glim-
merschiefer bestehen, an dessen verschiedener Färbung grössere Eisenhäl-
tigkeit und verschiedenes, aber dann jüngeres, Alter des Urkunds die Schuld trägt.
Unser Blick konnte jedoch über die hohe Umgebung weg theil-
weise auch in die Ferne schweifen, und Kompass, Landkarte und Fern-
rohr Hessen mich in den verschiedenen entfernten Höhen gegen Nord-
westen einen Theil der Bergkette auf der Westseite des Kaunerthales
und darüber die Bergreihe zwischen dem Inn und dem Thale Paznaum
im Zuge über das Spianjoch zum Gribetle und bis zum Jamthalerferner,
wieder überragt von westlicheren Fernern über dem vorarlbergischen
Thale Montafun erkennen. Gegen Nordosten lagen einige Höhen zwischen
Pitzthal und Ötzthal vor uns, darunter die durch ihre ausgezeichnete
Form leicht erkennbare hohe Geige, ja im Norden blickten aus weiter
Ferne und aus der Kette der nördlichen Kalkalpen der Muttekopf und die
Heiterwand bei 1ms zu uns herüber.
Die grösste Zahl von Hochspitzen aber führte uns der Süden vor.
Hier ragte im strengen Süden der Similaun, neben ihm der Mutmat- und
Röthenspitz aus dem Spieglerthale auf, dann uns näher herwärts über
dem Hochvernagt die Wildspitze, der Pröch- und Platteykogl, endlich gleich-
falls in nicht grosser Entfernung südwestlich eine mächtige Spitze aus
der Ötzthaler Eiswelt.
Uebergang aus d. Oetzthale in d. Pitzthal ober d. Hochvernagt- und Sechsegeitenferner. 1 43
Wir hielten sie Anfangs für die Weisskugel, gingen jedoch nach
genauerer Orientirung von dieser Meinung dahin ab, dass wir es mit der
Hochvemagtwand am Hintereisferner zu thun hätten. Allein auch am fer-
nen Horizont fehlte es in südlicher Richtung nicht an sichtbaren Spitzen,
indem dort die Ferner aus Ulten und Martell bis zum Monte Cevedale
in ihrem weiten Schneemantel rechts vom Similaun erglänzten.
Der Platteykogl diente mir dazu, die Höhe unserer Scharte zu be-
stimmen, und ich glaube dieselbe um ein paar Hundert Fuss niedriger
als die mit 10240 P. F. gemessene Spitze des Platteykogls, daher mit
10000 — 10200 W. F. annehmen zu sollen. Ungefähr die gleiche Höhe
hätte nach Nicodemus' Behauptung und meiner eigenen Beurtheilung
der höchste Uebergangspunct auf den Gepatschferner bei der schwarzen
Wand.
Nach einer Stunde, die mir mit der Diagnose der einzelnen Berg-
spitzen schnell verflossen war. machten wir uns auf den Weg abwärts
nach dem Pitzthale.
Nie ödem erklärte nun, wir müssten auf der linken westlichen
Seite des Urkunds auf den Thalboden zu kommen suchen, denn vor 29
Jahren hätten er und sein Vater auf der rechten Seite des Berges, und
zwar weil über den Taschachferner wegen dessen Zerrissenheit sich kein
Ausweg dargebothen hätte, über die Wände hinabkletternd nur mit der
grössten Gefahr das Thal erreicht.
Wir schritten daher von der Scharte auf das Schneefeld und über
dasselbe dem Urkund zu. Die eisige Erhebung zur Linken zeigte sich
mit jedem Schritte gegen vorne und das Pitzthal zu von immer staunens-
wertherer Wildheit. Das Eis fällt in den grossartigsten Abstürzen gegen
unsern Weg von Terrasse zu Terrasse herab. Diese Eismassen gehören
unzweifelhaft dem Eiskolosse Gepatsch an; ob sie aber von der obersten
Höhe seines östlichen Grenzrückens und der Urkundspitze der General-
stabskarte unmittelbar herabfliessen , oder dazwischen noch grössere Eis-
mulden liegen, lässt sich aus den Karten nicht mit Sicherheit ersehen.
Ich hatte wiederholt den Wunsch ausgesprochen, eine Höhe auf
der linken Seite von unserem Wege zu erreichen, von welcher sich der
Gepatschferner überblicken lasse. Jetzt aber zweifelte ich nicht mehr
daran, dass Nicodem Recht habe und man dazu in das Pitzthal hinab-,
und auf dem Oehlgrubenwege wieder hinansteigen müsse. Denn, war von
einer Ueberschreitung der nahen linkseitigen Abstürze selbstverständlich
keine Rede, so Hess sich auch, jemehr man den halbrunden Schluss des
Pitzthales mit dem Sechsegertenferner überblickte, kein Weg denken, auf
welchem unmittelbar von unserem Standpuncte auf dem Firnfelde an dem
obern Felsgebiet des Urkunds aus auf die Schneide zwischen Pitz und
Kauns zu kommen wäre.
Wir waren inzwischen hart am Urkund angelaugt. Schon jetzt zeigte
es sich, dass der Ferner auf der Westseite an den Felsenmassen des
Berges sich sehr steil zur Tiefe senkt. Ich stimmte zwar dafür, so lange
als möglich auf dem Eise zu bleiben, denn die Klippen des Urkunds
waren durchgehends senkrecht und verwittert anzusehen. Allein Nicodem
versicherte, das gehe nicht an, wir kämen in zu wilde Eisabstürze und
müssten jedenfalls einen Weg über den Urkund suchen.
So betraten wir denn die Felsen dieses Berges. Nicodem löste
sich vom Seile los, durch welches wir über die Schneefelder von der
144 Dr. Anton v. Ruthnet.
Scharte wog verbunden waren, und schritt voraus, um den Weg auszu-
kundschaften. Leander und ich behielten das Seil um den Leib, Hessen
jedoch zwischen uns einen Zwischenraum an demselben von mindestens 5 Klafter,
damit wir uns bei einem Sprunge oder einem rascheren Hinabsteigen an den
steilsten Stellen der Wände nicht wechselseitig gefährdeten.
Ich schritt voran, Leander hinterdrein. Und nun ging es eine
Stunde lang im Felsenlabyrinth des Urkunds zuerst hoch hinauf, dann
hinab auf den Sechsegertenfernor unter Gefahren, welche erlebt, nicht
beschrieben werden wollen.
Die Steine kollerten und sprangen bei jedem Tritte über die Fels-
wände und Klippen unter uns und über die Eislappen zwischen ihnen
hinab. Wir selbst hatten nicht selten die Aufgabe, ihrer Bahn zu folgen,
nur dass wir die Art ihres Hinabkommens nicht zu der unsrigen machen
durften. Es erheischste alle Gewandtheit und Kraft des Körpers, um sich
in schmalen Felsenritzen über den Abgründen zu erhalten, oder auf dem
oft bloss handbreiten Rande mit den Zacken der Steigeisen Fuss zu fas-
sen, nachdem wir uns nur mittelst des trotz seiner Länge von 6 Schuh
bisweilen zu kurzen Bergstockes auf ihn durch eine Felsenklamm hatten
hinabgleiten lassen. Fast noch schwieriger aber w r ar es, die steilen Eis-
rinnen zwischen den Felsen ohne Ausgleiten zu überschreiten. Nie ödem
ging schweigend voran, von Schritt zu Schritt nach einem Auswege aus
dem Wirrwarr der wilden Klippen spähend, und wenn er auch ein paar
Mal Abänderungen an der von ihm genommenen Richtung, welche ich ihm
vorgeschlagen, nachdem ich von einem Vorsprunge die nächsten Partien
überschaut hatte, annahm, in der Regel traf er mit dem glücklichsten
Bergtakte die beste oft einzige mögliche Stelle, um abwärts zu klettern.
Manchmal gab nur der Lärm der in die Tiefe stürzenden Steine
die Richtung an, in welcher ich dem durch eine Felsenecke mir unsicht-
bar gemachten Führer zu folgen hatte. Leander dagegen, selbst ein
vortrefflicher Bergsteiger, war Anfangs so aufmerksam, wenn er sah, dass
ich auf einer bedenklichen Stelle angelangt sei, das Seil besonders in
Acht zu nehmen, bis ich, überzeugt davon, dass hier Jeder für sich
selbst am besten sorge, und das Seil zwar eine moralische Unterstützung
sei, jedoch bei einem Sturze des Einen an einer gefährlichen Stelle den
Andern bloss auch gefährde, ohne bei der Länge, in der es zwischen
uns lose hinabhängen musste. den Ersten vor Zerschmettern zu schützen,
ihn auf sich selbst bedacht zu sein hiess und wir nun ganz unbeirrt
durch einander unsern Weg verfolgten.
Als wir aber endlich die letzte Schneefläche des furchtbaren Ur-
kunds glücklich hinabgestiegen, und seine letzte Wand hinabgeklettert
waren, und am Rande der Seitenmoräne des Sechsegertenferners Halt
machten, blickten wir uns alle drei mit einer Miene an, welche die
grösste Befriedigung darüber ausdrückte, dass dieser Weg ganz ohne
Unfall zurückgelegt worden sei. Am frohesten war sicher Nie ödem, der
mir lachend die Versicherung gab, wenn er in seinein Leben noch ein-
mal über den Pitzthaler Urkund gehen müsse, so würde er doch w r ieder
wie vor 29 Jahren auf der rechten Seite hinabsteigen, da der neue Weg
noch viel schlechter als der alte wäre.
W T ir lagerten an einem flachen Moränenblocke, hielten uns jedoch
an dieser Stelle nur kurze Zeit auf, weil Nico dem meinte, er kenne
einen viel schöneren Platz zu längerer Rast. Nicodem machte mich noch
Uebergang aus d. Üetzthale in d. Pitzthal über d, Hochveinagt- und Sechsegerlenferner. 14ü
insbesonders auf ein wahres Chaos wirre über einander gehäufter Eis-
blöeke in geringer Entfernung von uns aufmerksam und meinte, da diess
das unterste Ende des Absturzes jenes Seitengietsehers an der West-
seite des Urkuud sei, über welchen ich habe auf den Sechsegertenferner
herabsteigen wollen, so wäre es doch gut gewesen, dass wir lieber die
Felsen des Urkund nicht gescheut hätten. Dagegen liess sich nichts ein-
wenden, denn, weil dieser Zufluss des Sechsegertenferners mit dem
Ferner selbst fast unter einem rechten Winkel zusammentrifft, so sind
die Eismassen hier so verworren über einander gethiirmt, dass ein Herab-
kommen über sie fast eine Unmöglichkeit sein dürfte.
Wir warfen noch einen langen Blick auf unsern, freilich hier nur
in seinen untersten zahmeren Klippen sichtbaren, Freund Urkund zurück
und machten uns an unsere nächste Aufgabe, auf die Fläche des Sech-
segertenferners emporzusteigen.
Nach einem allerdings nicht beschwerdelosen Ueberklettern der ge-
waltigen östlichen Seitenmoräne des Ferners waren wir damit zu Stande
gekommen, und da der Ferner schneefrei war, daher alle Klüfte olfen
lagen, wanderte es sich gut und sicher auf ihm thalabwärts, ja nach
dem Wege über den Urkund schien es mir wahrhaftig, als ginge ich
auf einem Asphalttrottoir.
Die Gestalt des Sechsegertenferners, eines der drei primären Glet-
scher des Pitzthales, dessen Länge Major von So n klar mit 13032 W. F.
angibt, hat nichts Ausgezeichnetes. Doch nimmt der Ferner von dem
Kamme zwischen den zwei Öhigrubenspitzen herab, unterhalb dieser bei-
den Berge den halbrunden Thalschluss in bedeutender Breite und auch
noch eine Strecke nach Aussen hinab die ganze Thalsohle ein. Zwei
grosse Mittelmoränen, welche wir antrafen, beweisen, dass bis hier herab
noch drei Zuflüsse des Gletschers ihre Selbständigkeit bewahrt haben.
Ohne ihn bis an sein Ende zu verfolgen, verliessen wir den Fer-
ner und erstiegen einen an seinem rechten östlichen Bande sich erhe-
benden Hügel. Auf der Höhe desselben befand sich der Punct, welchen
Nicodem zum Buheplatze bestimmt hatte, und die Wahl machte seinem
Geschmacke alle Ehre. Der üppige Basen bot einen angenehmen Sitz,
der Anblick von hier aber kann an Grossartigkeit nur mit wenigen in
den Alpen verglichen werden.
Die Wände der Urkundspitze, bis hieher die rechtseitige Begrän-
zung des Sechsegertenferners, haben an einer Ecke ihr Ende erreicht,
und zwischen dieser und den jenseits in der gleichen Richtung nord-
ostwärts streichenden Hohlwänden mit dem Brunnko<xel öffnet sich die
Thalschlucht, aus welcher sich der Taschachferner, ein breiter glitzender
Eisstrom, in das Pitzthal mit einer Krümmung gegen dessen linke Seite
herauswälzt. Die Massen füllen noch weit hinaus den Thalgrund aus, und
ungeheure Eismauern vermitteln von der Stelle an, wo der Gletscher aus
dem Seitenthale austritt, bis dorthin, wo er die westliche Thallehne
erreicht und unter seinen Gewölben den starken Bach des Sechsegerten-
ferners aufnimmt, die Verbindung der Oberfläche des Gletschers mit der
Thalsohle.
Aber ungleich überraschender noch ist der Anblick seines oberen,
in jenem Seitenthale gelegenen Theiles.
Hier fällt er in grosser Breite und mit ungezähmter Wildheit seiner
Gebilde von dem hoch in den Lüften flimmernden Gipfel der Wildspitze
Mittheilungen der k. k. geogr. Gesellschaft. III. Bd. 2. Heft. *
140 Di'. Anton v. Ruthner.
und des Prochkogels bis in die Thaltiefe, also mehrere tausend Fu9s tief
in einem einzigen ununterbrochenen Abstürze herab. Mögen sich Glet-
scherthäler dazwischen befinden, vom Thale aus sind sie nicht sichtbar.
Ich habe niemals einen imposanteren Gletscher-Absturz gesehen, als den
Iliesenkatarakt des Taschachferners, und war wirklich in Anschauung des
unvergleichlichen Anblicks versunken, als Nicodem diess bemerkte und
mir die Versicherung gab. so etwas hätte ich auf dem Gepatschferner
nicht gesehen. Ich bezweifle die Wahrheit dieser Worte nicht, denn
wenn auch der Gepatschferner durch seine Grösse imponiren mnss, so
erreicht er nach den Gecoralstabssectionen nirgends eine solche Gross-
artigkeit der Abstürze, wie der Taschachferner.
Uebrigens gehört letzterer nicht nur zu den primären Gletschern des
Ötzthales, sondern auch seiner Ausdehnung nach zu den grössten Fernern
desselben, da er eine Länge von 20232 W. F. hat.
Es dauerte noch eine geraume Zeit, bis ich an den Aufbruch dachte.
Wir genossen auf dem weichen Rasen hingestreckt von unserem Mund-
vorrathe, und freuten uns des warmen Sonnenscheins und der lieblichen
Alpenblumen, welche uns jetzt, wie früher Felstrümmer und Gletschereis,
rings umgaben. Mich aber entzückte stets von Neuem der Wunderbau
von Eis, den die Natur im Taschachferner in Riesendimensionen geschaf-
fen hat, ohne dabei das Gesetz der Schönheit zu verletzen.
Aber auch von dieser Stelle musste zuletzt geschieden werden.
Unser Hügel senkte sich gegen Norden sehr steil und hie und da in
Felsdurchbrüchen bis auf den Thalboden hinab, und so wurde manche
Stelle auf den Felsen überschritten, welche uns zu anderer Zeit nicht
ungefährlich erschienen wäre, heute jedoch nach de'm Wege über den
Irkund höchstens einige Vorsicht hervorrief.
Den Thalgrund selbst verliessen wir bald wieder, um die Oberfläche
des Taschachferners zu gewinnen, auf welche wir jedenfalls mussten, weil
ein Ueberschreiten des Gletscherbaches des Sechsegertenferners die beim
Abgang einer Brücke unerfüllbare Redingung war, unter welcher wir allein
schon jetzt die linke Thallehne hätten erreichen können. Aber die viel-
fach geborstenen Eiswände, längs denen wir zwischen Moränenblöcken
oft von gewaltiger Grösse fortwanderten, hatten eine solche Höhe, dass
als ich sie mit 40 Klafter schätzte , beide Führer diese Schätzung als
zu niedrig verwarfen. So hatten wir lange zu suchen, bis wir eine Stelle
fanden, an welcher wir über den Schutt und bei minderer Steilheit der
Eismassen die Fläche des Gletschers erklimmen konnten. Einmal oben
fanden wir, da auch dieser Gletscher schneefrei war, das Gehen darauf
so angenehm, dass wir es vorzogen, auf ihm fortzuwandern, obwohl uns
jetzt der Uebergang vom Eisfelde auf die westliche Thallehne möglich
gewesen wäre.
Wir schritten in bedeutender Entfernung von einander vor und
bereits winkte die grüne Matte am Ende des Gletschers nicht weit vor
uns, als sich uns ein unerwartetes Hinderniss entgegenstellte.
Die Gletscherzunge war schon in einiger Entfernung vor ihrem
Ende gegen dieses zu steil geneigt geworden und es bedurfte aller
Hülfe des Rergstockes und eines festen Trittes, um ohne auf dem Eise
auszugleiten, abwärts zu gelangen.
Da sah ich plötzlich Nicodem, welcher voraus war, unterhalb
meiner stehen bleiben, dann höchst vorsichtig mit einer Ausbiegung nach
Uebergang aus d. Oetzthale in d. Pitzthal über d. Hochveinagt- und Sechsegertenferner. 147
rechts weiter hinabsteigen. Ich folgte und gewahrte unten eine grosse
Eisspalte, die sich weithin von links nach rechts quer über den Glet-
scher zog und der nur unvollkommen auszuweichen war, weil sogleich
an ihrem Ende rechts der Abfall zu steil war, um weiter rechts hinab
zu können. Ich folgte auf dem Wege, den Nie ödem eingeschlagen
und gelangte glücklich zu demselben jenseits der Kluft, von wo aus er
seinen Bergstock zum Schutze für mich an der Stelle eingesetzt hatte, an
welcher ich mit dem letzten Tritte den Rand der Kluft erreichen musste.
Als Leander über uns sichtbar wurde, riefen wir ihm zu, sich
wegen der Kluft in Acht zu nehmen, und er that es zwar, indem er
sich gleichfalls nach rechts wandte.
Weil er aber die letzte Strecke über der Kluft nicht vorsichtig
herabstieg, sondern am Bergstocke abfuhr, kam er doch um ein paar
Fuss zu weit links und in den, wenn auch nur mehr schmalen Ausgang
der Spalte und dadurch soweit zum Falle, dass er sich die flache Hand,
ähnlich wie ich mir die meinige beim Uebergange über das Firnfeld
unterhalb des Platteykogels, an den Eiskrystallen tüchtig zerschnitt. Allein
das war kein Gegenstand weiterer Beachtung. Das übrige Stück des
Eisabhanges zeigte keine Spalten und endete auf kleinerem Gestein und
wir fuhren daher lustig am Bergstocke über das Eis hinab und waren
damit mit der Gletscherwanderung für heute vollständig zu Ende.
Nach einigem Klettern über die Stirnmoräne des Ferners trafen
wir auf ganz guten Weg, denn bis zum Ferner gehen hier die Kühe
und ein sichereres Zeichen eines guten Weges gibt es im Gebirge nicht.
Die Berge über Mittelberg und Planggeros, aus letzteren besonders
der Puikogl hoch aufragend, traten uns bpreits immer näher, schon lang-
ten wir bei der Stelle an, wo eine Brücke über den Bach und zu den
an dessen linkem Ufer gelegenen Hütten führt, und sich zugleich der
Weg zuerst durch dünnen Wald zu dem Weiler Mittelberg senkt und
— abermal lag ein Prachtgemälde, der Mittelbergferner vor uns. Nico-
demus hatte Recht, wieder zu mir zu sagen: „Das hätten Sie auf dem
Gepatsch nicht gesehen."
Dort wo das Pitzthal, nachdem es lange Zeit von Norden nach Sü-
den gelaufen, eine südwestliche Richtung annimmt, öffnet sich an der
südlichen Ecke zwischen den Pfeilern Puikogl und Mittagskogl ein Seiten-
thal, mehr wie eine breite Ausbiegung des Hauptthaies.
Auf grünem Anger liegt darin der aus zwei Heusern, die jedoch
ein einziges Dach unter sich verbindet, und ihren Nebengebäuden beste-
hende Weiler Mittelberg.
Einige hundert Schritte davon entfernt endet der Mittelbergferner,
der würdige Nebenbuhler des Taschachferners.
. Er besteht aus drei grossen Stufen. Ueber die oberste ziehen ihm
die Eismassen von rechts und links in starker Neigung, doch rioch als
glatte Strome zu. An der mittleren angelangt, stürzen sich die vereinten
Gle'tscherströme in breiter Cascade hochaufschäun^nd in den abenteuer-
lichsten Formen auf die dritte herab, auf welcher sie sich dann als ver-
einter Eiskörper in der Richtung vornehmlich gegen die östliche Thal-
lehne ausdehnen, bis sie allmählich in muschelförmiger Neigung und mit
stattlicher Terminalhöhle auf dem Mittelberger Grasboden enden.
148 Pr. Anton v. Ruthner.
Die grünen Abhänge einerseits auf dem Wege zum Söldnerjöchl
andererseits des Mittagskogels bilden den Rahmen des Bildes, in dessen
Hintergrunde zwei mächtige Kuppen des Felsgebirges zwischen dem Mittel-
berger- und Rettenbach-Thale mit kahlen Wänden und Eisrändern daran
aufragen.
Wenn Herr Major von Sonklar in seiner erwähnten Abhandlung
die Tiefe des Absturzes mit 1000 Fuss annimmt, und bemerkt, dass mit
dessen Wildheit und grauenvoller Grossartigkeit sich kaum eine andere
Erscheinnug in der ganzen Eiswelt unserer Alpen vergleichen lässt, und
die Eisnadeln der Pasterze am hohen Sattel gegen diesen Eiskatarakt nur
ein zahmes Schauspiel der Natur nennt, so scheint mir dem Taschach-
ferner nicht sein volles Recht geworden zu sein. Denn bei weit
grösserer Höhe und Breite ist der Absturz dieses prachtvollen Ferners
noch überraschender und wilder, als jener des Mittelbergferners. Was
dagegen Herr von Sonklar über die Pasterze im Zusammenhalte mit
dem Mittelbergferner erinnert, ist so buchstäblich wahr, als nichts desto
weniger der Pasterzengletscher sich noch immer ebenbürtig neben dem
Mittelbergferner behaupten wird. Die Pasterze, der Taschachferner und
Mittelbergferner vertreten so ziemlich, jeder der drei Gletscher in seiner
Art, das Vollkommenste, was die Alpen an Gletscherherrlichkeit aufweisen,
und soll ihr Character mit einem Worte bezeichnet werden, so möchte
ich als das hervorragende Element der Pasterze die Schönheit, als jenes
des Mittelbergferners die Erhabenheit und als das des Taschachferners
die grossartige Wildheit nennen, ohne dass einem aus ihnen die vor-
herrschenden Eigenschaften der beiden andern Gletscher gänzlich fehlen
würden.
Auch der Mittelbergferner entströmt dem mehrerwähnten Gletscherkerne
zwischen der VVeisskugel und der Wildspitze und zählt, da er von der
Wildspitze bis in das Thal von Mittelberg eine Längenachse von 24744 W. F.
hat, zu den längsten Gletschern des ützthales, sowie er der dritte und
bedeutendste primäre Pitzthalerferner ist.
Nicht minder ist die Tiefe von o500 W. F., in welcher er endet,
eine seltene in unsern Alpen, obgleich keine unerreichte, indem z. B.
der Trafoi- oder untere Ortlesferner, dann das Waxeggerkees im Zemm-
grunde, letzteres nur in geringer Entfernung von der Waxeggerhütte,
in gleich grosser oder noch grösserer Tiefe ihr Ende erreichen.
Wir waren in Mittelberg 10 Stunden nach unserem Aufbruche von
Rofen angelangt, und zwei Stunden davon waren auf den Ruheplätzen, auf
dem Kamme über dem Hochvernagtferner und auf dem Hügel zwischen dem
Sechsegerten- und Taschachferner, zugebracht worden.
Die Sonne brannte jetzt in den Mittagsstunden tüchtig, und es
wäre uns desshalb erwünscht gewesen, Milch zu erhalten.
Allein unser Pochen und Schreien vor dem Mittelberger Doppelhause
blieb erfolglos. Nico dem machte sich also auf, um Jemanden auf den nahen
Wiesen zu finden, und es dauerte nicht lange, so kam er wirklich mit
einer Pitzthalerin, oder nach seiner Redeweise Pitzenthalerin zurück.
Das Mädchen war von auffallend hübschen Gesichtszügen, aber klein
und so zart gebaut, dass ich glaubte, sie sei etwa 16 oder 17 Jahre
alt, wogegen Nicodem versicherte, sie werde auch nicht noch einmal
Uebergang aus d. Uetzthale in <1. Pitzthal über d. Hochvernagt- und Sechsegertcnferner. 149
20 Jahre alt werden. Nun bekamen wir Milch im Ueberflusse. Wir
hatten die „Jochleute" schon vollständig abgestreift, und lagen in rein mensch-
licher Stimmung, behaglich unsere Cigarren rauchend, vor dem Hause im
Schatten eines Nebengebäudes und im weichen Grase.
Die Nähe des Gletschers liess ihn an dieser Stelle mit Müsse in
allen Einzelnheiten betrachten, und bald drängte sich dem Freunde des
Gletscherwassers die Betrachtung auf, dass es hier so recht eigentlich
von erster Hand getrunken ganz vorzüglich sein müsse. Ich eilte also
zum nahen Bache, um mich an dem köstlichen Nass zu erquicken, und
hatte eine wirklich kindische Freude daran, als, während ich eben mit
dem Becher Wasser schöpfte, ein grosses Stück Eis mir so nahe ge-
schwommen kam, dass ich es auffischen und das e/götzliche Spielwerk
den Brüdern Klotz bringen konnte.
Nach etwa einer Stunde Bleibens machten wir uns auf den Weg
nach Planggeros, das auf dem ebenen Thalboden in der Entfernung von
kaum einer Stunde vor uns lag.
Das Pitzthal, 11 Stunden lang und somit eines der grössten Seiten-
thäler Tirols , wird im Ganzen als an Naturschöuheiten dem Ötzthale
zurückstehend bezeichnet. Ich kenne das übrige Pitzthal nicht. Hier am
Schlüsse des Hauptstammes hat es jedoch, ohne gerade unschön zu sein,
wirklich keinen besonders mahlerischen Beiz. Der Thalboden ist allerdings
breit, woher auch der Name Planggeros, planum grossum, abgeleitet
wird, und mit Wiesen und nur stellenweise mit Sand vom Bache bedeckt.
Allein eben der Abgang jeder Unebenheit in der Thalsohle macht, im
Gegensatze mit den fast wie riesige Mauern und gleichfalls ohne aus-
gezeichnete Formen aufsteigenden Bergen, worunter im Osten die hohe
Geige und der Puikogl, im Westen der Hochkogl und Grubkogl die be-
deutendsten sind, keinen schönen Eindruck.
In Planggeros, einem nach Trinker 5264 W. F. hoch gelegenen
Dorfe, aus wenig Häusern, dem Widum und der Kirche bestehend, empfing
mich der Herr Curat mit der liebenswürdigsten Zuvorkommenheit, und
im Gespräche mit ihm verfloss mir der Nachmittag auf die angenehmste
Weise.
Ich erfuhr von ihm, dass jährlich doch ein oder ein paar Mal
Fremde durch das Thal kommen , gewöhnlich um über den Öhlgruben-
weg nach der Gepatschalpe oder über das Jöchl nach Sölden zu gehen.
Ueber meinen Weg aber theilte er mir mit, dass einer alten Erzählung
nach nur einmal vor 40 oder mehr Jahren zwei Pitzthaler von Mittel-
berg aus noch Fend gestiegen sind, und zwar ohne dabei Bofen berührt
zu haben, so dass zu vermuthen steht, dass sie den Weg an der Ost-
seite des Urkunds am oder über den Taschachferner genommen, dann
den höchsten Kamm zwischen der Wildspitze und dem Pröchkogel über-
schritten haben und über den Mitterkarferner nach Fend hinabgelangt sind.
Gern hätte ich ein paar Tage im Pitzthale zugebracht, allein die
nächste Aufgabe , die Ersteigung der Wildspitze , rief mich nach Fend
zurück. Ich brach daher am 19. August Früh wieder von Planggeros auf.
Der treffliche Curat des Ortes begleitete mich bis an eine Stelle vor
Mittelberg, wo man den Urkund und die Öhlgrubenspitzen sieht und liess
sich hier zur Mittheilung für jene Pitzthaler, welche sich darum interessiren
1Ö0 Dr. Anton v. Ruthner.
sollten, die beiläufige Richtung zeigen, die wir verfolgt hatten. Nach
herzlichem Abschiede vom Gastfreunde ging es dann dein Suldnerjöchl zu.
In Mittelberg nahm Niko dem von unserer Pitzenthalerin die Seile und
Steigeisen, welche er gestern zurückgelassen, wieder in Empfang, allein
heute konnten wir uns hier nicht länger aufhalten, denn wie gestern am
Ende, standen wir heute erst am Anfange unseres Tagewerkes. Wir
mussten zuerst den Mittelbergferner quer überschreiten, weil der Weg
von dem linken, oder nach wissenchaftlicher Sprache, in welcher das Ufer
eines Gletschers wie jenes eines Flusses nach dem Laufe bezeichnet
wird, vom rechten Rande des Ferners aufsteigt.
Unschwer kamen wir auf die Höhe des Ferners, und auf ihm fort,
trotz seiner nicht geringen Steigung in der ganzen Linie, in welcher wir
ihn überschritten. Dagegen machte es viele Schwierigkeit auf den
felsigen Wiesengrund an seinem rechten Ufer zu gelangen, da er gegen
die Randfelsen zu in eine Menge untereinander durch oft 20 Klafter tiefe
Schluchten getrennter Eisrücken zerrissen ist.
Es musste auf den durch Steine und Schutt am leichtesten gang-
baren Stellen einige derlei unfreundliche Wellenberge und Thäler hinauf-
und hinabgeklettert werden, bis wir nach Ueberwindung des letzten davon
wieder festes Gestein unter unsern Füssen fühlten.
Die nächste Aufgabe kostete mehr Mühe und Selnveiss als ich ge-
dacht hatte. Trotz seines gemüthlichen Namens Jöchle erreicht dieser
Uebergangspunet zwischen dem Pitz- und Ötzthale nach Trink er's Höhen-
messungen die ganz ansehnliche Höhe von 9453 W. F.
Das Aufwärtssteigen über die mit kurzem Grase bewachsene erste
Erhebung war wegen ihrer grossen Steilheit besonders heute bei hell
ausscheinender Sonne höchst mühsam, und es daher nicht zu wundern,
dass die Hände , bei der Nähe , in der sie dem scharf ansteigenden
Boden beständig kamen, zum besseren Hinaufkommen fleissig mitbenutzt wurden.
Nicht minder beschwerlich gestaltete sich der Weg über die Schutt-
halden in den höheren Theilen, wenn man bei jedem Schritte nach auf-
wärts mit den losen Steintrümmern wieder etwas zurücki'ütscht. Nach
diesen Partien wird der Gang in der obersten Strecke über die zahllosen
Steinplatten und grossen Felsstücke, womit der Kamm des Rückens gegen
die Geschrabkögel zu regellos gepflastert erscheint fast zur willkommenen
Aufgabe.
Endlich ist die Jochhöhe an einem Felsen gewonnen, auf welchem
als Kennzeichen einige Steine zu einem Signale aufgeschichtet sind. Doch
ist damit noch nicht der höchste Uebergangspunet am Jöchle erreicht,
allein es erscheint angedeutet, hier etwas Umschau zu halten, denn einen
Schritt weiter, und die bisherige Fernsicht hat sich uns entzogen.
Blicken wir also noch einmal und zwar jetzt von Nordosten gegen
Südwesten auf das grosse Hochplateau , die Geburtsstätte der riesigen
Gletscherdecke zwischen Pitz - und Ützthal. Die Wildspitze ragt mit
feinem Hörne in Mitte der Eismassen alles rings beherrschend, in die
Lüfte. Der Prochkogel, der Mittagskogel, Brunnkogel und die Hohlwände
entsteigen ihnen rechts und links von der Wildspitze. Darüber zurück
aber sehen wir in der Richtung über dem Hochvernagtferner jene mäch-
tige Höhe wieder , welche wir von gestern her als die Hochvernagt-
Uebergang aus d, ÜeUthale in d. Pitzthal überd. Hochvernagt- und Sechsegertenferner. 181
wand kennen , und weiter nach rechts die Berge des Pitzthales bei
Planggeros und im Gebiete des Taschachferners . dann die östliche Be-
grenzung des Kaunerthales und auch ein Gebirgssee fehlt nicht , da ein
Stück des Riffelsees zu uns heraufleuchtet.
Aber auf der Wildspitze, die wir von halber Höhe noch nebelfrei
erblickt , hat sich nun bereits eine Nebelkappe gebildet und im Verein
mit der drückenden Hitze lässt dies einen baldigen Witterungswechsel
besorgen.
Halten wir uns daher nicht zu lange hier auf und eilen wir der
zweiten höheren Scharte zu. Von der ersten Scharte weg wandern wir
etwa 10 Minuten lang über den Pollesferner und beschreiten damit die
Grundlinie eines Dreieckes, dessen Schenkel und Spitze durch die Ver-
längerung und das Zusammentreffen der Felsen gebildet werden, in denen
die beiden Scharten eingeschnitten sind.
So wird man nur mit der höchstgelegenen südwestlichen Ecke des
Pollesferners bekannt , und lernt den Hauptkörper des Ferners nicht
kennen, welcher 8640 W. F. lang , so tief in das bei Hüben in das
eigentliche Ützthal mündende Pollesthal hinabsteigt, dass Herr Major von
Sonklar meint, mit einiger Erweiterung des Begriffes primärer Gletscher
könnte man ihn ohne weiters unter die primären Ferner rechnen.
Wir hatten uns auf der Höhe bald abgekühlt und Hessen uns auf
der zweiten Scharte, dem eigentlichen Jöchle, das zwischen dem Polles-
uud Kettenbachferner gelegen ist, nieder.
Hier bot sich uns die weiteste Fernsicht auf unserem ganzen
Ausflüge dar.
Ausser den Bergen, zwischen denen das Pollesthal eingeschnitten
ist, und unter welchen die hohe Geige mit ihrem herzförmigen Ferner
unter der Spitze und mittelst des Fernrohres ganz gut zu erkennenden
trigonometrischen Signale den ersten Platz einnimmt, erheben sich in der
Nähe die Gletscherspitzen über der Firnmulde des in bedeutender, fast senk-
rechter Tiefe unter dem Jöchle ostwärts Messenden Rettenbachferners,
vornehmlich die Schwarze Schneide zu ansehnlicher Höhe.
Ausserdem liegen in langer Pieihe die sämmtlichen Höhen auf der
Ostseite des eigentlichen Ötzthales vor uns, Da bauen sich die Gebirge
des Grieser- und Stuiben-, des Melach- und Sulzthales und sofort bis
zu den Spitzen des Winacherthales neben einander auf. Die hervor-
ragendste Stelle behauptet der prächtige Lisenzerferner-Kogel und nächst
ihm der Bockkogel und die schneelose Pyramide des Schrankogels. Aus
weiter Ferne dämmern in ihren lichten Umrissen die Kalkmassen der
hohen Mundi und des Karwendelgebirges.
Ich bedauerte sehr, dass über dem Kerne der Stubayergruppe, den
Gletschern zwischen dem obersten Suizthale, dem Stubayer Mutteberg und
dem Winacherthale dichte Nebel lagerten. Diese Nebel sahen sogar der-
art wie wirklicher Regen aus , dass ich bei der geringen Entfernung
des Winacherthales von uns früher, als ich es sonst gethan hätte, zum
Aufbruche mahnte.
Wir mussten jetzt zuerst auf den tiefen Rettenbachferner hinab-
klettern. Unmittelbar Yon der Scharte weg isi der Abfall des Rückens
ein ausserordentlich steiler ; doch schützt seine Steinart , ein sehr fein
i 52 Ar- Anton v. Ruthner.
geplatteter Schiefer, vor einem Abstürze in die Tiefe , weil sich unter
den Füssen des Abwärtssteigenden oder mit dem Bergstocke Abrutschenden
stets eine ganze Schuttmasse zusammenballt.
Ueber den Rettenbaehferner hat Herr von Sonklar dieselbe Be-
merkung gemacht , wie beim Pollesferner , der zu Folge auch er bei
seinem weiten Vordringen in das Rettenbachthal ein primärer Ferner,
das Wort im weiteren Sinne genommen, genannt werden könnte. Nur
steht dem entgegen, dass das Rettenbachthal weit weniger als das Polles-
thal , als eigentliches Thal , sondern vielmehr nur als eine hochgelegene
Thalmulde betrachtet werden kann. Dafür übertrifft der Rettenbachgletscher
den Pollesferner an Länge, indem er 11,880 VV. F. lang ist.
Von dem Puncte, auf welchen wir ihn unterhalb des Joches endlieh
erreichten, fliesst er noch weit hinaus durch das Thal in der Richtung
gegen Sölden und füllt in diesem Laufe die ganze Thalsohle aus. Wir
gingen dort, wo es thunlich war, auf ihm abwärts ; allein gerade auf ihn
war sich weniger zu verlassen, als auf die Pitzthalerferner, weil er im Ganzen
einen stärkeren Neigungswinkel hat, und sich stellenweise sogar plötzlich
so steil senkt, das ein weiteres Hinabsteigen gar nicht möglich ist. Dann
wandten wir uns jedesmal der linkseitigen Moräne und Seitenwand zu,
kehrten aber sobald es thunlich des minder beschwerlichen Gehens wegen
auf das Eis zurück.
Dort wo der Gletscher endet, ist das Rettenbachthal schon ziemlich
wirthlich, und bald darauf kommt man auch zu den ersten Asten oder
Heuhütten.
Heute trafen wir alles voll Menschen , die eben mit der Heuernte
beschäftigt waren. Ich aber trennte mich hier von Nie ödem und
Leander nach getroffener Verabredung, dass sie mich in Heiligenkreuz
erwarten sollten.
Sie hatten nämlich vorgeschlagen , anstatt aus dem Rettenbachthale
nach Sölden hinab-, und dann auf dem Hauptthalwege nach Zwiselstein
und Heiligenkreuz wieder hinanzusteigen, auf der Höhe fort von Retten-
bach über Galslach unmittelbar nach Heiligenkreuz zu gehen.
Nach den Leistungen in den bellen letzten Tagen wollte ich nun
von ihnen gar nicht fordern, dass sie heute noch überflüssige anderthalb
Stunden Weges machen sollten; allein ich für meinen Theil war darauf
angewiesen, nur mehr den, wenigstens relativ, besten, wenn auch weitern
Weg aufzusuchen. Denn meine Beschuhung war schon gestern haupt-
sächlich durch die schneefreien Pitzthalerferner in einen schauerlichen
Zustand gekommen, in Planggeros zwar zur Noth für heute ausgebessert
worden, jedoch in Folge der neuerlichen Berührung mit den Eiskrystallen
des Mittelberg- und Rettenbachferners und mit dem Schutte des Jöchle
in eine so heftige Recidive verfallen, dass die Schäden der Sohlen bereits
das Oberleder ringsum in das Mitleiden gezogen hatten.
Ich liess also den Führern die Tasche und schritt blos mit Berg-
stock und Plaid ausgerüstet Sölden zu. Das Winacherthal von seinen
Fernern, vielleicht vom Hohenferner oder Wozer am Schneeberg, an lag
zwar im Nebel doch in seinen Umrissen bis zur nahen Mündung jenseits
des Thalbodens von Sölden gegenüber, schon öffnete sich ein Hineinblick
in die Gurgler Thalschlucht und auf die Berge über ihr südlich vom Timbels-
joch, den Paukerkogl und das Plattenjoch , und auch der alte Freund
Nöderkogel zeigte sich wieder.
Uebergang aus d. Oetzthale in d. Pitzthal über d. Hochvernagt- und Sechsegertenfemer. 153
Jetzt ragte über der steilen Waldschlucht , durch welche der Ret-
tenbach zur Tiefe schäumt, sogar bereits der Kirchthurm von Sölden vor
mir auf, aber auch der Regen hatte schon den Weg über das Ötzthal
gefunden, und es fielen schwere Tropfen, als ich gegen 1 Uhr in das
Wirthshaus zu Sölden eintrat.
Wir waren von Planggeros um halb 5 Uhr aufgebrochen , mögen
eine starke Stunde auf dem Jöchle verweilt haben , und hatten daher 7
bis 8 Stunden zum Uebergange von Planggeros aus benöthigt.
Als ich mit meinem bescheidenen Mahle zu Ende war , regnete es
noch immer; da es aber auch nicht das Ansehen hatte , als würde es
bald besser werden, so machte ich mich etwas nach halb 2 Uhr wieder
auf den Weg und langte um 4*/ 4 Uhr im Widum in Heiligenkreuz an.
Leander und Nie ödem waren kurz vor mir eingetroffen und Hessen
es sich schon sehr gütlich geschehen. Ich aber war durch das rasche
Gehen bei Benützung des Plaids zwar nicht vom Regen , aber vom
Schweiss so durchnässt, dass ich mich bald in dem kühlen Zimmer nicht recht
behaglich fühlte und weiter zu gehen beschloss.
Als ich meine Führer fragte, ob sie fortzugehen bereit seien, be-
jahten sie es, und baten mich b\os, sie noch austrinken zu lassen. Allein
es lag eine unendliche Resignation in ihrer Bereitwilligkeit. Ich fühlte,
dass es hart sei, sie aus ihrem Wohlbehagen zu stören und Hess ihnen,
da ich ihrer durchaus nicht bedurfte , vollkommen freie Hand zu bleiben,
wenn sie mir nur bis Abends die Tasche in das Fender Pfarrhaus
brächten.
So ging ich in noch immer strömendem Regen weiter und kam um
7 Uhr Abends in Fend an, das Brüderpaar Klotz dagegen mindestens
um zwei Stunden später.
In diesen Stunden des Verweilens in Heiligenkreuz geschah es,
dass Nico dem voll des Hochgefühles der grossartig vollführten kühneu
That jedoch auch mit frischer Erinnerung an ihre Gefahren, folgende
Notiz in das dortige Fremdenbuch schrieb: „Nie ödem Klotz und Le-
ander Klotz, Fremdenführer über den Gepatschferner und über den
Pitzthaler Urkund. Aber diese wollen nicht mehr Fremdenführer sein über
diese Oerter und man kann ihnen dieses glauben. Bestätiget Nico dem
Klotz, Leander Klotz."
Nie ödem versicherte mich später wiederholt nie mehr über den
Urkund steigen zu wollen; allein es machte ihm doch Freude, immer
wieder davon zu erzählen.
Auch mir ist die angenehmste Erinnerung an diesen Gletscheraus-
flug geblieben. Dennoch schied ich zuletzt nur halb befriedigt aus dem
Ötzthale.
Denn am 20. und 21. August war in Fend so schlechtes Wetter,
dass von der Ersteigung der Wildspitze, ja selbst nur von einer Recognosci-
rung derselben keine Rede sein konnte. Am 21. fiel sogar der Neuschnee herab bis
etwa eine halbe Stunde über dem Dorfe. Ich ging noch einmal zu Nicodem
nach Rofen, sah ihn dann am 22. noch in Fend, aber auf einen Ferner sind
wir nicht weiter mitsammen gekommen, und dies that mir Leid, weil es mir
jedesmal ein wahres Vergnügen macht, einen Gletscher mit Nicodem zu
besuchen, welchen als den kühnsten und erfahrensten Bergsteiger, der mir
jemals vorgekommen ist, zu bezeichnen, ich keinen Anstand trage.
t S4 Dr. Anton v. Ruthner.
Am 22. Nachmittags verliess ich endlich das Pfarrhaus zu Fend, nach-
dem ich beim Abschiede von dem gastlichen Hausherrn und der unermüd-
lichen Pflegerin der Fremden, der Hauserin Lise, meine Wiederkehr ver-
sprochen hatte. Ob und wann sich dies Versprechen wird erfüllen lassen?
Zum Schlüsse sei noch einer in mancher Rücksicht interessanten That-
sache Erwähnung gethan.
Auf der Anich'schen Karte findet sich ein Weg von Rofen nach der
Gepatschalpe mit zwei Abzweigungen nach dem Pitzthale gezeichnet und dabei
die Benennung Öhlgruben Thalweg und Sechsten Weg. Wegen, der mangel-
haften Terrainzeichnung und da insbesonders die Begrenzung des Hochver-
nagtferners ganz unkenntlich ist, lässt sich die Richtung nicht genau ent-
nehmen , in welcher diese Wege gelaufen sind , es erheben sich vielmehr
bezüglich aller drei Wege, die gewichtigsten Fragen. So fragt es sich, wo der
W'eg von Kauns nach Rofen den Kamm über demHochvernagt überschritten haben
kann und wo insbesondere jene Stück dieses Weges durchgegangen sein mag, bei
welchem das Wort Sechsten Weg steht? Und was die Abzweigungen nach
dem Pitzthale betrifft, so kann die westlichere doch nicht den heutigen Öhl-
grubenweg bezeichnen, da dieser letztere aus dem Taschach fast ganz west-
lich geht, ohne den Gepatschferner zu berühren, während jene Abzweigung,
nachdem sie von der Gepatschalpe weg erst lange Zeit in südöstlicher Rich-
tung auf dem Gepatsch fortläuft, auf der Pitzthaler Seite über den Sechs-
egerten Ferner in nordöstlicher Richtung führen müsste , bis sie am Ende
dieses Ferners mit dem heutigen Wege zusammentreffen würde. In welcher
Partie des Sechsegertenferners wäre aber eine solche weite Ausbiegung vom
Pitzthal aus in südwestlicher Richtung über ihn gangbar, und wo käme man
dann auf den Grat über dem Gepatschferner? Wo hat vollends die östliche
Abzweigung von Anich's Kauner-Rofnerwege ihren Lauf gehabt? Ging dieser
Weg wirklich westlich am Urkund, doch etwas weiter von seinen Wänden
weg und bestand damals noch nicht wie jetzt der grossartige Absturz des
Eisrückens , den wir auf der Seharte über dem Hochvernagt links von ihr
nach Norden ziehend, kennen gelernt haben?
Nach Anich's sonstiger Richtigkeit scheint jedoch trotz aller dieser
Zweifel Eines klar aus der erwähnten Zeichnung hervorzugehen : dass
über die Ferner Wege von Kauns unmittelbar nach Rofen und von
Rofen unmittelbar nach dem Pitzthale geführt haben.
Bei dieser Thatsache, hält man sie damit zusammen, dass, wie
schon besprochen wurde, heute Nicodem allein das Geheimniss besitzt,
über den Gepatschferner zu gehen und auch er den Weg in das Pitzthal
allein, und zwar bis jetzt erst zweimal gemacht hat, taucht aber wieder
die interessante Frage auf, woher kömmt es, dass diese früher all-
gemeinen Wege jetzt ganz in Vergessenheit gerathen sind? Dr. Stotter
hält dafür, dass die Veränderungen der Gletscher daran Schuld tragen.
Diese Ursache mag mitwirken; die Gestaltung der Eisflächen wechselt
jedoch von Jahr zu Jahr. Wird ein bisheriger Weg über einen Ferner
nicht gangbar, so kann der Ferner in anderer Richtung zugleich über-
schreitbar werden , ja im folgenden Jahre kann der alte Weg wieder
zu benützen sein. Und doch blieben die fraglichen Wege unbenutzt.
Es dürften daher noch andere Ursachen vorhanden sein. Mag man
auch nicht annehmen , dass unsere Vorfahren mehr Muth als unser
Epigonengeschlecht hatten, so scheint doch eine wesentliche Veranlas-
sung des gänzlichen Verlassens so mancher und auch unserer Glet-
Uebergangaus d. Oetzthale in d. Pitzthal über den Hochvernagt- und Sechsegeitenferner 155
schersteige in der Verbesserung der übrigen Thalwege zu liegen, in Folge
deren die Bewohner lieber auf gutem Wege und gefahrlos ein erkleck-
liches Stück Weges weiter gehen, als auf dem kurzen W T ege sich Ge-
fahren auszusetzen , wogegen die alte Zeit bei durchgehends schlechten
Wegen den, wenn auch um etwas gefährlicheren , doch kürzesten Weg
gewählt hat.
Sollte aber ausser dieser mehr culturhistorischen Frage die rein
geographische über die Richtung der alten Gletscherwege von Rofen nach
dem Kauner- und Pitzthale , dann von der Gepatschalpe nach dem Pitz-
thaler Taschach mit einiger Hoffnung auf Erfolg in Angriff genommen
werden wollen, so wäre nach meiner Ansicht vor Allem in den Archiven
vorzüglich jener Bezirke in Vintschgau, zu denen Fend früher gehörte,
nach alten Grenzbeschreibungen und ähnlichen Documenten zu forschen,
um auf Grundlage positiver Daten das festgstellt zu erhalten, was durch die
scharfsinnigsten Combinationen kaum je verlässlich wird sichergestellt
werden können.
XIII.
Mittheilungen über eine Reise nach Grodno in den Bialowescher-
VVald und über die Auerochsen.
Von
Dr. Franz Müller,
Professor der Zootomie, Zoophysiologie und des Exterieurs am k. k. Thierarznei-
Institute in Wien.
Milgetheilt nach einem amtlichen Berichte in der Versammlung: der k. k. geographischen Geiellschaft
am 5. April 1859.
Im October 1851 wurde mir von dein hohen k. k. Ministerium
für Cultus und Unterricht der schmeichelhafte Auftrag zu Theil, eine
Reise nach dem Bialowescher-Walde im Pruschanschen Kreise des Grod-
noer Governements zu unternehmen, um an Ort und Stelle die Präpa-
rirung eines durch die Gnade Sr. Majestät des Kaisers von Russland
dem hiesigen k. k. Thierarznei-Institute zur Verfügung gestellten Auer-
ochsen vorzunehmen, und die Transportirung desselben einzuleiten.
Ich trat meine Reise am 15. November 1851 an, nahm den Weg
von hier über Krakau an die russisch -polnische Grenze nach Maczky,
und fuhr von dort mittelst Eisenbahn bis Warschau. Das Land von der
österreichischen Grenze angefangen bis Warschau ist meist ganz eben,
nur geringe Anhöhen durchschneidet die Eisenbahn, und an manchen
Stellen findet man ausgedehnte Waldungen mit Sümpfen und Moorgrund
abwechselnd.
Da ich sowohl auf der Hin- als Rückreise mehrere Tage in War-
schau verweilen musste, hauptsächlich des Passes wegen, der gegen einen
russischen umgetauscht werden muss , so hatte ich in der Zwischenzeit
Müsse genug, die Warschauer Spitäler und Sammlungen kennen zu ler-
nen, die mir auch auf die zuvorkommendste Weise zugängig gemacht
wurden.
i 56 Dr. Franz Müller.
Von Spitälern sah ich: Das Spital zum Kindlein Jesu, das grösste
von allen mit etwa 500 Betten, das Syphilis-Spital mit 400 Betten, das
Spital von St. Rochus mit beiläufig 60 Betten, und das israelitische mit
360 Betten.
Vor Allem erlaube ich mir die Bemerkung, dass die Warschauer
Spitäler nicht jene Bewunderung bei mir erregten, von der manche Aerzte
ergriffen sind. Es besticht bei einigen die äussere Erscheinung viel zu
sehr, während das Wesen eines Spitals: Wäsche, Kost, Reinlichkeit,
Wartung etc. gegen die hiesigen und deutschen Krankenanstalten zurück-
steht. Die Gebäude sind meist sehr schön und neu aufgeführt, die Fuss-
böden durchaus mit Wachs eingelassen , und durch alle Säle Teppiche
ausgebreitet; allein die Bettwäsche ist mittelmässig, Matrazen sah ich
in keinem der Spitäler, die Kost ist, sowie überhaupt in ganz Polen,
trotz der üblichen Dampfkochapparate unserer Spitalskost nicht gleichkommend.
Mit dem Spitale zum Kindlein Jesu ist noch ein kleines Gebär-,
Findel- und Irrenhaus verbunden; ich sah die chirurgische Abtheilung
des Herrn Dr. le Brun, der mir mit seltener Zuvorkommenheit die
nöthigen Aufklärungen gab, und mich in die andern Abtheilungen beglei-
tete. In dem ganzen Krankenhause sind 5 Primarien angestellt, deren je-
der 80 bis 100 Betten unter sich hat, und zwar sind 2 Primariate für
interne Kranke, 2 für externe, 1 für das Gebär- und Findelhaus bestellt,
das Irrenhaus ist getheilt.
Im Spital herrschte bei meiner Anwesenheit keine besondere Krank-
heitsform, doch sah ich verhältnissmässig wenig Tuberculöse, desto mehr
Hydropische und an Intermittenz Leidende, wie überhaupt in ganz Russ-
land letztere Krankheitsformen vorherrschen, so weit sich meine Reise
erstreckte. Auf den chirurgischen Abtheilungen herrschten die chronischen
Fussgeschwüre vor, die jedoch nicht sehr rein gehalten waren, und ohne
besondere Methode behandelt wurden. Die Krankensäle sind gross, mit
40 und mehr Betten, letztere stehen enge beisammen, in der Mitte sind
2 Reihen eingestellt, die Bettstätten sind, wie in allen übrigen War-
schauer und Lithauer Spitälern, die ich besuchte, durchaus von Eisen,
die Wäsche mittelmässig, ohne Matrazen mit einer Baumwolldecke und
einem Kopfpolster von Haaren.
Die Aufnahmskanzlei ist ebenerdig, Juden und syphilitische Kranke
sind ausgeschlossen, den Wärterdienst besorgen die grauen Schwestern.
Extrazimmer sah ich in diesem Spitale wenige, weil überhaupt von den
vermöglicheren Polen das Spital nicht so gesucht wird, wie bei uns.
Das syphilitische Spital zu St. Lazarus liegt am Ende der Krakauer-
Vorstadt gegen die Weichsel zu auf einer Anhöhe, ist einen Stock hoch
und umgeben von einem bedeutend grossen, freien Platze, der von einer
ziemlich hohen Mauer umfasst wird, und besteht aus mehreren Gebäuden,
wovon das grösste für kranke Weiber, das kleinere für Männer, ein
eigenes Gebäude zur Wohnung für den Primarius Dr. Porowski und
iüi' die Kanzleien etc. bestimmt ist.
Alle Spitalsgebäude sind neu, und wahrhaft luxuriös, wie überhaupt
alle neuen öffentlichen Gebäude in Warschau, mit ungemeiner Raumver-
schwendung aufgeführt. Gänge, Stiegen und Zimmerböden sind gewichst,
und mit Teppichen belegt, die Säle sind schön, hoch und freundlich,
die Küche ist prachtvoll eingerichtet, mit Aufzugsmaschinen für die Spei-
sen in die oberen Zimmer, allein auch hier sind die Betten ohne Ma-
Mitteilungen über eine Reise nach Grodno in d. Bialowescber-Wald u. über d. Auerochsen. \ 5~
trazen. und namentlich fand ich alle Zimmer zu kalt, was ich für eine
Behandlung syphilitischer Kranker nach meiner Erfahrung nicht passend
iinde. Das Spital war ganz helegt, die Kranken meist mit primären Formen
der Syphilis behaftet, doch traf ich auch viele secundäre und tertiäre
Formen mit solchen Zerstörungen der Knochen, wie ich sie ähnlich nur
von Prag her kenne. Die Behandlung ist durchaus mit Mercur und Jod.
In beiden Spitälern sah ich ziemlich zahlreiche Fälle von plica
■polonica, und zu dieser Krankheit anderweitig gezählte Complicationen.
Das Spital von St. Rochus, dessen Vorstand Dr. Malez ist,
liegt gleichfalls in der Krakauer-Vorstadt, hat aber nur 60 Betten. Es
werden bloss interne Kranke, Männer und Weiber aufgenommen, den
Wartdienst versehen auch hier die grauen Schwestern.
Das israelitische Spital mit 360 Betten liegt am nördlichen
Ende der Stadt in der Nähe der Festung, es ist ein weitläufiges Ge-
bäude mit eigener Verwaltung, und einigen Nebengebäuden, in welchen
die Geisteskranken untergebracht sind. Letztere sind am besten unter allen
übrigen Kranken dieses Krankenhauses versorgt.
Das ganze Spital zerfällt in 2 Abtheilungen, in die medizinische
und chirurgische, mit eigenen Vorständen (Dr. Löwenthal und Dr. Groh).
Die chirurgische Abtheilung war mit syphilitischen, scrofulösen, mit Ge-
schwüren aller Art behafteten Kranken überfüllt, doch war die Reinlich-
keit auf eine Art vernachlässigt, dass man manchen Kranken nur ungern
untersuchen konnte.
Ausser den Spitälern sah ich in Warschau die Bibliothek, reich an
polnischen Werken aus allen Zweigen der Wissenschaft, ferners :
Das Naturalien -Cabinet, dessen Vorstand Herr Director Ja-
rocki, ehemaliger Professor der Naturgeschichte an der Warschauer
Universität , auch in der litterarischen Welt namentlich als slavischer,
naturhistorischer Schriftsteller einige Bedeutung hat. — Er besitzt eine
ungemeine Sprachkenntniss von den meisten europäischen Zungen, und
lernte sehr viele Länder Europa's, und namentlich ganz Oesterreich auf
zahlreichen Fussreisen kennen.
Ich sah daselbst von Säugethieren : 3 ausgestopfte Auer (2 Kühe
und 1 Stier), eine sehr bedeutende Vögel- und namentlich eine ungemein
reichhaltige Conchilien-Sammlung, sowohl Schnecken als Muscheln, sehr
hübsche Korallenbildungen und eine vollständige Collection aller Meer-
schwämme von den verschiedensten Formen. Ausserdem findet sich eine
in vielen Sälen aufgestellte Mineralien-Sammlung, in welcher die Minera-
lien nach den verschiedenen Ländern ihres Vorkommens gereiht sind.
Von österreichischen Provinzen sah ich dort Galizien und Ungarn voll-
ständig vertreten, in geognostischer Beziehung ist jedoch die Sammlung
arm, und nur Polen sammt Volhynien und Podolien hinlänglich reprä-
sentirt. Am interessantesten sind die Klumpen jener Mineralien des Urals
und Caucasus, die als Geschenke aus St. Petersburg hieher kamen. Ich
sah hier ein sehr grosses Stück gediegen Goldes, ein Stück Platin von
der Grösse einer Kastanie u. s. av.
Ausserdem findet sich in den ehemaligen Universitätsgebäuden eine
Modellen-Sammlung aus Gyps, die ziemlich reichhaltig ist.
Von wissenschaftlichen Anstalten trifft man in Warschau ein Gym-
nasium von 6 Classen, eine Schola reale und ein pharmaceutisches In-
stitut, eine Kadettenschule und eine Thierarznei-Schule.
158 Dr. Franz Müller.
Letztere soll früher nach der Aussage des Professors Eichler,
eines in Dresden gebildeten Thierarztes, ziemlieh bedeutend gewesen und
darin jährlich bei 2000 Pferde behandelt worden sein, allein seit etwa
sechs Jahren ist sie auf . eine Stunde Entfernung von der Stadt verlegt,
in einem älteren Gebäude untergebracht, wohin jährlich kaum über 400
Pferde vom Lande gebracht werden.
Es sind am Thierarznei-Institute drei Professoren angestellt, von
welchen Ostrowski Anatomie lehrt. Der Cursus dauert 3 Jahre. Die
jetzige Organisation des Veterinärwesens in Russland besteht seit etwa
7 Jahren. Die ganze Auseinandersetzung enthält die Zeitschrift für die
gesammte Thierheilkunde von Dieterichs, Nebel und Vix, 1847,
Band XIV., Seite 308.
Im übrigen Russland sind nur wenig Thierärzte zu finden, die sich
namentlich mit Operationen befassen möchten, daher ziehen auch zur Ver-
richtung der Castration bei Pferden österreichische Unterthanen, meist
aus Mähren und dem nördlichen Ungarn, gruppenweise herum. Ich traf
deren mehrere in Grodno, die von dort noch weiter zogen. Sie pflegen
das zu castrirende Pferd um einen bestimmten Preis anzunehmen, und
müssen es castrirt und ganz gesund zurückstellen, haften daher mit ihrem
Vermögen für jeden Unfall, was ihnen dann auch gut bezahlt werden muss.
Der Rindviehschlag ist im Königreiche Polen klein und schwach,
nur Gutsbesitzer haben schöneres und häufig Schweizervieh; auch scheint
trotz der dünnen Bevölkerung der Fleischbedarf durch die Landeszucht,
wenigstens in Warschau nicht gedeckt werden zu können, denn ich sah
dort die grauen volhynischen und podolischen Rinder ebenso wie in Wien,
und auch dort wird die Rinderpest mit diesen Thieren aus jenen Ge-
genden eingeschleppt, und herrscht jetzt noch in manchen Gegenden seit
dem Jahre 1844.
Merkwürdig ist der Umstand , dass man unter den Auerochsen im
Walde zu Bialowesch nie ein seuchenartiges Erkranken, weder an der
Rinderpest noch an irgend einer andern Krankheit, beobachtete, trotzdem
die Kühe der Schützen frei in den Wald getrieben werden, und vor
einigen Jahren massenhaft an der Rinderpest zu Grunde gingen.
In wie weit die veterinär-polizeilichen Massregeln in jenen Gegen-
den gehandhabt werden, konnte ich nicht ermitteln, nur so viel wurde
mir mitgetheilt, dass bei jeder bedeutenden Vieherkrankung auch an die
Regierung die Anzeige erstattet werden muss, und dass das General-
Governement des Königreiches Polen vier Thierärzte an der Gränze
von Volhynien und Lithauen anstellen will, welche jedes aus diesen
Ländern eingetriebene Rind bezugs der Gesundheit, und namentlich der
Rinderpest wegen, zu untersuchen' hätten.
Von Warschau setzte ich meine Reise nach Augustowo in einer
Strecke von 34 Meilen ganz ebenen Landes fort, das zuweilen mit 4
bis 5 Meilen im Durehmesser haltenden Wäldern bedeckt ist, von grös-
seren Flüssen, Narew und Bug, und kleineren durchströmt, bei der ge-
nannten Stadt jedoch von weit ausgebreiteten Sümpfen und Seen mit
dazwischen liegenden Wäldern fast ganz eingenommen wird. Ich sah dort einen
sehr gut angelegten Canal, der sich bis in den Niemen erstreckt, und hauptsäch-
lich zur Verschiffung von Schiffbauholz in die Ostsee dient.
Von dort setzte ich meine Reise auf einem Seitenwege fast ganz
durch Wald nach Lipsko und weiter nach Grodno fort.
Mittheilungen über eine Reise nach Grodno in d. Bialowescher-Wald u. über d. Auerochsen. 1 59
Grodno ist am Niemen auf einer Anhöhe gelegen, ist die Haupt-
stadt des gleichnamigen Governements mit etwa 25000 Einwohner, von
denen hei zwei Drittheile .luden sind; es ist der Sitz des Governeurs,
der Staatsdomänen-Verwaltung, des Adels-Marschallamtes, eines Gerichts-
hofes, General-Commandos. und von Bildungsanstalten findet sich daselbst
ein Gymnasium von 7 Klassen, wobei Fachlehrer mit Gehalten von 300
— 400 Silberrubeln angestellt sind, unter denen sich ein eigener Lehrer
für die deutsche, und einer für die französische Sprache befinden. Grie-
chisch wird nicht gelehrt, auch das Latein jetzt wenig mehr betrieben,
die Unterrichtssprache ist die russische.
Die Anzahl der Studirenden mag 400 betragen, es sind meist Söhne
des Adels und der Beamten und tragen eine bestimmte Kleidung (schwarz-
graue Böcke mit rothen Aufschlägen, Mütze und Mäntel). — Ausserdem
findet sich in Grodno ein neu erbautes und sehr schön eingerichtetes
Civilspital mit 62 Betten, und ein weitläufiges Militär-Hospital, bei welchem
5 Aerzte meist deutscher Abkunft aus Livland angestellt sind. Im Civil-
spital ist der Boden gewichst, mit Teppichen belegt, die Zimmer gemalt,
die Wäsche rein, die Bettstellen von Eisen, mit Matrazen u. s. w.
Alles ist ausnehmend rein und sauber gehalten. Das Spital dient
bloss zur Aufnahme von Kranken christlicher Confessionen, die Juden
haben eigene Krankenanstalten.
Da bei meiner Ankunft ein Befehl zur Tödtung eines Auer-
ochsen noch nicht eingelangt war, so habe ich darüber an Ein hohes
k. k. Ministerium meinen Bericht von dorther eingesendet, und um die
weiteren Verhaltungsregeln gehethen. Etwa 8 Tage nach meiner Ankunft
traf zwar der allerhöchste Befehl ein, allein da das Grodnoer Governe-
ment unter dem hohen General -Governement von Wilna steht, und Se.
Excellenz der Herr General -Governeur von Bibikoff eigens bestimmte,
es möchte ihm, wenn der Abgesendete von Wien ankäme, darüber Be-
richt erstattet worden, so verzog sieh mein Aufenthalt in Grodno über
3 Wochen, während welcher Zeit ich mir hauptsächlich Notizen über
das Land, den Wald, wo die Auerochsen leben , über die Viehzucht in
der Umgebung, über Krankheiten der Menschen etc. zu sammeln trachtete.
Ich wurde sowohl von dem Herrn Governeur General Baron von
Uoven, als dem Herrn Präsidenten der Domänen- Verwaltung in Lithauen
Sr. Excellenz von Koshewnikow, dem Obersten der Schützen Herrn D a n i 1 o f f
auf die zuvorkommendste Weise aufgenommen, und so weit es möglich
war, auf das Beste unterstützt, wofür ich meinen Dank ausspreche.
Ich sah im Vorhause des Herrn Governeurs einen ausgestopften
Auerochsen, der die Länge von 235 Centimeter, und die höchste Höhe
von 177 Centimeter hatte, besuchte von Grodno aus den Grafen Valicki
in der Nähe von Icziora, auf seinem Gute Villanowa, sah dort ungarische
Zackelschafe — eines mit 4 Hörnern — eine ausgezeichnete Zucht von
Schweizerkühen, endlich einen lebenden männlichen Auer sammt einem
Bastarde von demselben mit einer Schweizerkuh, worüber ich mir,
da ich später noch mehrere Auer zu Gesichte bekam, das Wesentlichste
anzugeben erlaube:
Die Auerochsen leben im Walde von Bialowesch wild und frei,
ihre Zahl beträgt nach der letzten Zählung vor 3 Jahren über 1200,
gegenwärtig dürften wohl bei 1400 vorhanden sein. Ihre Höhe ist die
eines sehr grossen, erwachsenen Ochsen, ihre Farbe in der Jugend silber-
ll'»0 Dr Franz Müller.
grau, ganz gleichförmig, ohne irgend ein Abzeichen, später mit 4 bis G
Jahren werden sie mehr schwärzlich — ihre Hautfarbe ist dann die
schönste, die Haare lang, glänzend, später fangen sie an, am Kopf und
Hals schmutzig-fuchsig, kaffeebraun zu werden, und nach und nach nimmt
das ganze Thier diese gleichmässige Färbung an.
Das mag wohl der Grund sein, dass selbst in Bialowesch von Ei-
nigen geglaubt wird, es gebe im Walde zwei Species der Auer, eine
kleinere schwärzliche, und eine braune grössere, was aber mit Sicherheit
als ein Irrthum zu erklären ist.
Die Winterhaare, welche diese Thiere im October bekommen, sind
so dicht, wie ein Filz, am ganzen Vordertheil bis über die Schulter viel
länger als am Hintertheile: ebenso besitzen diese Thiere eine 5 bis 6
Zoll lange Mähne, und statt des Triels des gewöhnlichen Rindes, der
ihnen ganz fehlt, eine Reihe Langhaare, in der Mittellinie bis zur Brust,
die am Kinn als ein Büschel, Bart, angehäuft sind.
Der Vordertheil des Thieres ist ungemein stark entwickelt, der
Kopf sehr breit und kurz, der Hals kurz, ungemein dick und mit der
Schulter zusammenfliessend, der Widerrist sehr hoch in Folge der über
1 Fuss hohen Stachelfortsätze der ersten Rückenwirbel, scharf vorsprin-
gend, während das Becken schmal und enge, und das Kreuz viel nie-
driger erscheint. Da nebstdem die Augen ganz seitlich gestellt sind,
so bekommen diese Thiere ein wildes, löwenähnliches Aussehen, beson-
ders in ihren jüngeren Jahren.
Die weiblichen Thiere unterscheiden sich von den männlichen durch
ihre kleinere Gestalt, etwas längeren Hörner und ihren schlankeren Hals,
sonst kommen sie jedoch vollkommen mit den männlichen überein.
Die Thiere leben, wie schon bemerkt, ganz wild, ohne Unterstände
für den Winter, sie sind furchtsam, fliehen, namentlich so lange sie jung
sind, die Menschen in weiter Ferne auf das geringste Geräusch; nur
alte Männchen bleiben bei Annäherung von Menschen stehen, vertreten
auch wohl den Weg, so dass man sie umgehen muss, doch greifen sie
ungereitzt Niemanden an.
Sie nähren sich von den Gräsern des Waldes, im Winter auch
von Baumzweigen, Moos, obwohl ihnen auch Heu für den Winter vor-
bereitet wird, das man bei tieferem Schnee auswirft. Häufig werden je-
doch auch im Winter bei eintretendem Mangel des Nachts benachbarte
Bauerhöfe besucht, und die nicht sehr festen hölzernen Scheuern von
den alten Auern eingerannt, um Nahrung zu bekommen.
In der Jugend können sie auf leichte Weise gefangen und gezähmt
werden. Man umstellt mit einigen Hundert Treibern eine Heerde Kühe
mit ihren Kälbern, lässt nach und nach die Kühe und älteren Stiere aus
dem Kreise, weil sie sehr scheu sind, während die jüngeren Stücke
bald ermüden und gefangen werden können.
So sah ich beim Forstofficier Ernst von Nolde in Lipiny vier
eingefangene Stücke, von welchen zwei etwa ein halbes, die beiden
anderen ein Jahr alt sein mochten.
In der Gefangenschaft nährt man die Thiere mit Heu und Hafer,
Kälbern gibt man auch Kuhmilch, und rechnet, dass ganz junge Auer-
kälber die Milch von zwei Hauskühen täglich brauchen.
Wenn sie eingefangen sind, und stets einen besonderen Wärter haben,
der sie füttert, so werden sie bald zahm, derart, dass sie an andere Orte trans-
Mittheilungen über eine Reise nach Grodno in d. Bialowescher-Wald u. über d. Auerochsen. 161
portirt werden können. So wurden vor mehreren Jahren zwei lebende Stücke
(Stier und Kalb), je etwa ein Jahr alt, nach London geschickt; zu verschiedenen
Zeiten gingen lebende Stücke nach Set. Petersburg für das 30 Werste
davon entfernte kaiserliche Sommerpalais Zarskoje-Selo, und gerade im
jetzigen Februar soll von den gefangenen Stücken wieder Eines mittelst
Schlitten dorthin befördert werden.
Vor etwa 4 Jahren wurden durch allerhöchste Gnade einigen be-
nachbarten Gutsbesitzern lebende Auerochsen im jungen Zustande verab-
folgt, um vielleicht durch Paarung mit dem gewöhnlichen Rinde eine neue
Race zu erzielen, die grösser, stärker, und auf diese Art brauchbarer
wäre, denn das in jenen Gegenden heimische Rind ist gleich wie das
Pferd klein und schwach.
Früher hatte man die Meinung, dass sich die Auer mit dem ge-
ineinen Rind nicht paaren, was auch noch Eichwald in seiner Beschrei-
bung von Lithauen im Jahre 1830 aussprach. Graf Leopold Valicki,
Besitzer von Jeziora, war der erste, der die Paarung eines Auers mit
seinen vorzÃ